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KULTOUREN S

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ARME SCHWEINE S

ARME SCHWEINE S

Die AWO.Kreisgeschäftsstelle im Nerotal wurde erneut durchsucht, diesmal von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, die gegen Sozialdezernent Christoph Manjura ermittelt. Die Skrupellosen vom Stamme Nimm

Der Skandal um die asozialdemokratischen Familienbande der Arbeiterwohlfahrt zieht Kreise

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Der mühselige Kampf gegen unsozialdemokratische Umtriebe und Vetternwirtschaft der Arbeiterwohlfahrt an Rhein und Main dauert an. Jetzt zieht die Affäre Kreise über Landesgrenzen. „Die AWO ist nicht dieser Skandal“ titelte Ende Juli die Allgemeine Zeitung Mainz. Jens Carstensen, AWOOrtsvereinsvorsitzender Gonsenheim/Mombach und Kreisverbandsvorsitzender Stadt Mainz, beklagt „Austritte deswegen.“ Die Ereignisse in den Nachbarstädten sind „ein Schlag ins Gesicht der vielen, gerade in Pandemie-Zeiten aufopferungsvoll arbeitenden Haupt- und Ehrenamtlichen in der AWO.“ Der Kreisvorsitzende möchte natürlich, „dass der ganze Skandal lückenlos aufgeklärt wird und vor allem will ich wissen, wie die Verantwortlichen bestraft werden.“ Es dürften nicht alle in der AWO Engagierten über einen Kamm geschert werden, betont Jens Carstensen: „Weil die AWO eben nicht dieser Skandal ist.“

Doch weitere Ungeheuerlichkeiten kommen ans Licht: Die Wiesbadener Ex-AWO-Chefin Hannelore Richter ließ sich im Jahr 2017 Klinikkosten für eine Magenverkleinerung von 11.200 Euro von der AWO sponsern, raffiniert auf 17 Einzelposten verteilt. Zudem ließ sich die einfallsreiche Chefin wohl über Jahre hinweg „Scheinkredite über Mitarbeiter“ als Barauszahlungen in fünfstelliger Höhe an sich selbst auszahlen. Als neuer Verdächtiger gilt Stadtrat Christoph Manjura. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ließ erneut die AWO-Geschäftsstelle durchsuchen. Anfangsverdacht Mandatsträgerbestechlichkeit nach § 108e Strafgesetzbuch. Derweil schickt die AWO Schadensersatzforderungen an Scheinbeschäftigte und hofft auf Rückzahlungen. Positiv zu vermelden ist der Wächterpreis der Stiftung „Freiheit der Presse“ an Birgit Emnet, Olaf Streubig und André Domes für ihre aufklärerische AWOBerichterstattung.im Wiesbadener Kurier.

Text und Foto: Gesine Werner Der Rohbau des neuen Museums Reinhard Ernst nach dem Entwurf des japanischen Stararchitekten Maki zeigt seine Gestalt.

Der Maki-Bau nimmt Formen an

Erste Kunstwerke sind im neuen Ernst-Museum an der Wilhelmstraße eingezogen Ein echter Maki als Zuwachs der „Wiesbadener Museumsmeile“ ist zum Blickfang geworden. Die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung definiert das neue Schmuckstück an der Rue mit großem Innenhof. als „ein Museum für Alle“. Ein Bistro wird zur Wilhelmstraße hin einladen, gegenüber lockt der Museums-Shop. Ein Kunst-am-BauProjekt von Katharina Grosse (auch im Museum Wiesbaden vertreten) findet dazwischen Platz. Die renommierte Künstlerin entwirft derzeit mit Derix Taunusstein ihre erste Glasarbeit. Auch ein Wiesbadener Künstler wird vertreten sein mit einer Glasinstallation von HansMartin Hartmann. Sogar die Sprühkunst aus der Dose findet Platz: Die Wände vor den Toiletten werden von Graffitikünstlerin Claudia Walde, alias MadC, farbenfroh gestaltet. In dem Tageslicht-Atrium soll im kommenden Frühjahr ein mächtiger Baum gepflanzt werden. Der wird dann Nachbar der frisch angekauften Skulptur von Eduardo Chillida aus Wiesbadens Partnerstadt San Sebastian sein. Das geräumige Forum für Veranstaltungen, das überall freie Sicht bietet, ist für 250 Personen gedacht. Insgesamt wurden 2300 Tonnen Stahl verbaut in dem Gebäude, das ohne Stützen konzipiert ist. Der Bau nach dem Entwurf des weltweit renommierten Architekten Fumihiko Maki hat Statiker zu Höchstleistungen angespornt. Im Mai hat sind im Rohbau schon erste gewichtige „Bewohner“ eingezogen. Zwei 6,50 und 6,20 Meter hohe, tonnenschwere Großplastiken aus Bronze von Tony Cragg wurden aus seinem Atelier in NordrheinWestfalen nach Wiesbaden transportiert, vor Ort per Kran und Flaschenzug in Millimeterarbeit an ihren Standort in einer Nische manövriert. Seinen Gründungs-Direktor hat das Museum Ernst Reinhard auch: Oliver Kornhoff, zwölf Jahre lang Chef des Arp Museums Bahnhof Rolandseck sowie sieben Jahre künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral, wechselt zum Jahresende nach Wiesbaden.

„Ode an Amy Winehouse” trifft antike Pendule aus Frankreich: Künstlerin Claudia Marianna Kutzera trägt ihr Collier „La Soleil” und bereitet mit Uhrmacher-Restaurator Dr. Dietmar Koester die Gemeinschafts-Schau vor. „Zeitgleich” als Begegnung von Kunst und Zeitmessern

Künstlerin Claudia Marianna Kutzera und Uhrmacher Dr. Dietmar Koester mit einer Doppel-Schau im Erbacher Hof Wenn Amy Winehouse zur Teestunde mit Maria Callas erscheint, hat die Stunde einer innovativen Ausstellung geschlagen. „Zeitgleich - Zeit und Kunst“ ist der Titel der Doppel-Schau von Claudia Marianna Kutzera und Dr. Dietmar Koester, die noch bis 2. September im Erbacher Hof zu Mainz zu sehen ist. Antike Zeitmesser aus Deutschland, Frankreich und England der letzten drei Jahrhunderte treten mit Abbildungen der Zeit als Bild, Collage und Objekt in Dialog. „Schöpferische Menschen versuchten seit jeher, sich auf ihre Art mit der Zeit auseinander zu setzen. So ist es kein Zufall, dass bedeutsame Abschnitte unserer Kulturgeschichte mit den Fortschritten der Zeitmessung und der Gestaltung von Uhren in engem Zusammenhang stehen“, wird zur Schau eingeladen. Die innovative Präsentation schlägt eine kulturelle Brücke von Wiesbaden nach Mainz. Sie ist international „das erste Projekt, das die alte Zeitmessung mit dem avantgardistischen Schaffensprozess verbindet.“ Die Begrüßung übernahm als Hausherr Professor Dr. Peter Reifenberg, Konzertpianist Wilhelm Ohmen bereicherte die Vernissage mit wohltemperierten Klängen. International renommiert, zeigte Vielsaitigkeitskünstlerin Kutzera erstmals Werke aus den Jahren 2019, 2020 und 2021 wie die „Ode an Amy Winehouse“, mit antikem Notenblatt, Acrylmalerei und güldenen Engelsflügeln eines Barockspiegels. Das Ölbild „Glück“ kam als Leihgabe von Professor Dr. Platzbecker aus Dresden. Das Objekt „L` heure du thé avec Maria Callas“ steht auf einem antiken Schachbrett. Das Objekt „Die Gedankenmühle“ basiert auf einer Webstuhlspindel. „Der Dienstag kennt keine Langeweile“ weiß ein Pastell. Eine tragbare Eigenkreation ist das Collier „La Soleil“ als guichiertes Ziffernblatt von 1820 mit Goldtopas – ein Erbstück ihrer Mutter, verrät die Künstlerin. Ästhetische „Schmuckstücke“: Ein wahrer Augenschmaus mit eigenem Sound sind die Raritäten in Gestalt von Standuhren wie die Comtoise aus Burgund mit Weckfunktion & Repetitionsschlag, Kamin- oder Empire-Tischuhren aus Wien oder französische Pendulen aus der Zeit Charles X mit Palisander, ZitronenholzIntarsien und Buchsbaum. Die Zeit, in Opern als „sonderbares Ding“ besungen, zum Sehen und Hören. www.antikeuhren-koester.de

Text und Foto: Gesine Werner „Musik trotz(t) Corona!” Und wie. In der einfallsreichen BenefizKonzertreihe der Wiesbadener Burgfestspiele sorgte Samtstimme Jill Gaylord mit der Five Generations Bigband auf der „Bühne” vor der Fensterfront im Kaisersaal für Furore. Musik trotz(t) Corona!

Samtstimme Jill Gaylord und die Five Generations Bigband zum Benefizkonzert bei den Wiesbadener Burgfestspielen in Sonnenberg Die Sonnenberger Eigengewächse machen weiterhin mobil und setzen ihre kreatürliche Benefizidee im weitläufigen Burghof Sonnenberg und (wetterbedingt) im Kaisersaal fort. „Musik trotz(t) Corona!“ ist die hilfreiche Devise der kostenlosen Konzerte, bei denen um „großzügige Spenden“ für die Musikschaffenden gebeten wird. „Der Wiesbadener Burgfestspiele e. V. möchte gerne freischaffenden Musiker*innen helfen, die Pandemie-bedingt existenziell gefährdet sind.“ Reservierungen sind nicht drin. Abstands- und Hygieneregeln wurden von den ehrenamtlich engagierten Kulturprofis konsequent exerziert. Dem Regen wurde mit kleinen Sitzinseln im Kaisersaal getrotzt. Jazz geht´s los! Eine Bigband wie die „Five Generations“ braucht - auch nach der langen, unfreiwilligen Auftrittspause - Platz. Die Fensterfront an der Längsseite wurde zur „Bühne“. Bei den Kulturtagen Sonnenberg im August 2019 mit Ehrengast Paulo Fornara und im September 2020 mit dem renommierten Jazz-Tastenlöwen Jo Flinner aus Frankfurt waren die „Five Generations“ – aus der Reinhard Diegel-Big Band der Leibnizschule entwickelt – im Burghof zu Gast gewesen. Die klassisch geschulte Jazzröhre Jill Gaylord, die auch samtig kann, mit charismatischem Ausdruck betört und sich wieder als vielsaitige Ausnahme-Sängerin erwies, brachte es sichtlich berührt auf den Punkt: Das Konzert war eine Hommage an die viel zu jung verstorbene Saxophonistin Lisa Steidle. Die Premiere des von Trompeter Martin Wollweber neu arrangierten Songs „I remember Clifford“ ging als Widmung an das Bandmitglied Lisa tief unter die Haut. Der Kaisersaal swingt, wer nicht mitgroovt, ist selbst schuld. Joe Zawinuls legendäres „Birdland“ kurbelt das Kopfkino an, „Unchain my Heart“ lässt sich auch ohne Joe Cocker hören. Gänsehaut bei „Summertime“ mit dem „Moon over Bourbon Street „, der „over the Rainbow“ aufging. Frank-Peter Martin, Nicola Hug-Diegel, „Ersatz-Mann“ Martin Zörb, Jens Steinhorst, M. Wollweber und Patrick Buchroth sorgten für fette Bläsersätze. Torsten Vogt gab den Tastenlöwen, Mario Harlos ließ in der Schießbude die Schlägel tanzen. Joey Becker zupfte am E-Bass einen flotten Darm. Das aktuelle Programm der Burgfestspiele steht auf der neuen Homepage: www.wiesbadener-burgfestspiele.de

Text und Foto: Gesine Werner

Hausherrin Mary Lou Sullivan-Delcroix – “themengerecht” im blauen Kleid – und das Ensemble ihres Treppenconcertos im HinterhofPalazzo:Regisseur Michael Delcroix, Pianist Jürgen Schmidt, Ingrid Ujj-Conrad, Christa Oehrn, Lucie Melville, Kerstin König und Moderatorin Ute Hilgenberg (von oben nach unten). Maske(n) in Blau und Jugendstil in Wien zum Silberjubiläum

Un concerto di Scala als „Treppenkonzert“ im Hinterhof-Palazzo

„Die Julischka aus Budapest“ hat bekanntlich „ ein Herz aus Paprika“ und trifft auf Carmen mit dem Evangelimann im Weißen Rössl. Un concerto di Scala geht als „Treppenkonzert“ im HinterhofPalazzo openair über die Bühne. Das Publikum lauscht auf limitierten Sitzinseln, die Nachbarschaft genießt ein BalKonzert. Dem tückischen Virus wird von Mary-Lou Sullivan-Delcroix mit Pfiff begegnet. Die Hausherrin, in das oral historyProjekt des Stadtarchiv-Fördervereins eingebunden, hatte zu „Maske(n) in Blau“ geladen. Boccaccio, Werthers Lotte, Orpheus und Eurydike und barocker Händel-Klang waren dabei. Unter der versierten Regie von Michael Delcroix moderierte Ute Hilgenberg mit Augenzwinkern. Ingrid Ujj–Conrath, Kerstin König, Christa Oehrn und Lucie Melville waren gut aufgelegte Goldkehlchen und Jürgen Schmidt ganz souverän der „Mann am Klavier“. Mary Lou Sullivan-Delcroix kann mit dem HinterhofPalazzo ihr Silberjubiläum feiern. Zum Jugendstil-Jahr 2019/2020 entwickelt, hat ihre Weaner Melange „Jugendstil in Wien – Musik und Literatur“ pandemiebedingt erst jetzt Premiere (4. September und 23. Oktober, 19 Uhr). Mit Konzertpianistin Sigrid Jennes-Müller und Schauspielerin Gabriele Regensburger hat die Ausnahmesopranistin Wort & Klang, Text & Musik inhaltlich verwoben. Alles rankt sich um Liebe, Erotik, Tod. „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding.“ Brettl-Lieder treffen Alma Mahler, Hugo von Hoffmannsthal, Richard Strauss und Arthur Schnitzler. Kennen Sie Robert Franz, Theodor Kirchner oder Adolf Jensen? Schumann und Brahms waren gegenüber den Komponisten-Kollegen des Lobes voll. Am 18. September widmet Mary Lou im Gemeindesaal der Elisabeth-Kirche den ausgefeilten Liederabend „Vergessenen Romantikern“ mit Veronika List, Ingrid UjjConrad, Ute Hilgenberg und Ortwin Trapp. Am Flügel Ute Körner. Die Anmeldung ist zwingend erforderlich unter: info@hinterhof-palazzo.de oder per Telefon unter 0611 – 40 34 64.

Mit einem Zitat des vor 100 Jahren geborenen Künstlers Joseph Beuys auf dem Banner seiner Rückwand und den „17 Zielen, die unsere Welt verändern” setzt sich das Museum Wiesbaden für eine nachhaltige Zukunft ein. Mit 17 Zielen zur Nachhaltigkeit

Museum Wiesbaden startet Pilotprojekt zur Klimabilanz „Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“ Pünktlich zum 100. Geburtstag des Künstlers Joseph Beuys hat das Museum Wiesbaden, bekanntlich im Besitz einer großen Sammlung von Beuys-Werken, mit einem Zitat des Krefelders eine ambitionierte Kampagne gestartet. Das rund 100 Quadratmeter große Banner auf der „Blackwall“ verkündet auf der Rückseite des Museums „17 Ziele, die unsere Welt verändern.“ In Wiesbaden gibt es die Botschaften zur globalen Nachhaltigkeit, die sich die Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 aufs Panier geschrieben haben, „auf Hessisch“. Eine Bierdeckel-Kampagne wurde von Studierenden der Hochschule Fresenius entwickelt. In den 17 Zielen geht es um Klimawandel, Armutsbekämpfung, um fairen Konsum und Produktion. Ein Ziel ist die Geschlechtergerechtigkeit: „Mensche – lebbe un lebbe lasse“. Und die Ungleichheit soll reduziert werden: „Du sollsch dem Annern aach sei Zeusch gönne.“ Ziel Nummer 13 sagt zum Klimawandel:: „Des lebbert sich zesamme.“ Dr. Andreas Henning sieht die wachsende Bedeutung des Themas für sein Haus. Der Museumsdirektor hat mit einer internen Arbeitsgruppe ein Pilotprojekt gestartet: Das Museum Wiesbaden erstellt bis November 2021 eine Klimabilanz. An welchen Orten der Kulturinstitution entstehen Emissionen? Wie groß ist der CO2-Fußabdruck? Die Werbefahnen (auch das Banner) bekommen ein zweites Leben. Sie werden zu Taschen genäht und im Museums-Shop verkauft Kataloge gibt es jetzt ohne Plaste-Folie. „Wenn die Zukunft erfunden werden muss, bedeutet das doch, dass jede und jeder Einzelne etwas tun muss.“ Der Museumsleiter sieht die Botschaften praktisch. Hochwertige Bildung ist ein Kernanliegen: „Was Hänssche scho lernt, waas de Hans immer noch.“. Der hessische Schirmherr Dr. Winfried Gastl betont als Präsident der IHK Wiesbaden: „In Zeiten wie diesen ist es wichtig, Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Generationen zu denken.“ Anke Trischler, Vorsitzende im IHK-Ausschuss Nachhaltige Wirtschaft, plädiert für Nachhaltigkeit im Alltag. Nach dem Auftakt zu diversen Aktionen und Projekten holte das Museum den „Omnibus für eine direkte Demokratie“ vom Freudenberg. Auch die Devise des Internationalen Museumstages 2021 zeigte sich auf der Höhe der Zeit: „Museen inspirieren die Zukunft“. Mehr Infos unter www.museum-wiesbaden.de

Text und Foto: Gesine Werner

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