muchmore 2|2020

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HEILIGE CORONA

einem ­Luxusproblem. So kann nur jemand reden, der den Luxus genießt, die Heilige Messe für sich selbst – auch ohne Gläubige – feiern zu können. Und so war die Botschaft vieler Bischöfe in der Coronakrise eine erschreckende Umkehr alles bisher durch die Kirche Gepredigten. Auf einmal geht es ohne Sonntagsmesse. Es geht ohne Osterbeichte. Es geht sogar ohne Taufen. Ausgefallen oder zumindest verschoben auch Firmungen und Erstkommunionen. Vielerorts keine Spendung der Krankensalbung für Sterbende, weil Priester keinen Zutritt in Krankenhäuser und Altenheime erhielten. Keine Exequien, kein Seelenamt für unsere Verstorbenen. Alles irrelevant, alles ein Luxusproblem? Und das der Würzburger Bischof in der Coronakrise eine bürgerliche Binsenweisheit aufgreift und sagt: „Das Wichtigste sei die Gesundheit der Menschen“, zeigt; wie sehr sich offensichtlich weite Teile der Kirche von der Vorstellung entfernt haben, das Wichtigste sei das ewige Seelenheil der Gläubigen.

Und auch ich glaube, dass wir viel deutlicher auf das schauen müssen, was für das Seelenheil der Menschen relevant ist. Oft höre ich die pastorale Phrase: „Wir wollen Menschen zu Christus führen.“ Ist dann nicht, gerade jetzt in Krisenzeiten, der Moment da, um zu hinterfragen, wie sehr wir auch (binnen-) missionarisch unterwegs sind - in unserer Ehe-, Tauf-, Firm- und Erstkommunionsvorbereitung, aber vor allem auch in unseren Vereinen, Verbänden, KiTas, Krankenhäusern und Pflegeheimen? Kann Corona uns zu der Neubesinnung führen, dass die Seelsorge wieder zuvorderst die Seele sorgend in den Blick nimmt? Und zu der Einsicht, dass der Wunsch nach geistlicher Hilfe aus dem Sakramentenempfang kein Luxusproblem der Gläubigen ist, sondern deren gutes Recht als Glieder des Volkes Gottes!

Heilige Corona, bitte für uns…

H

aben Sie schon einmal von der Heiligen Corona gehört? Ich jedenfalls noch nie! So habe ich mich in diesen besonderen Zeiten mal eingelesen in die Geschichte derer, die den gleichen Namen trägt wie unsere unheilvolle Pandemie. Gibt es da vielleicht eine Verbindung? Sagt sie uns was Tröstliches, Mutmachendes?

Die Legende (!) sagt, dass Corona im Jahr 177 nach Christus mit 16 Jahren den Märtyrertod starb, indem sie an heruntergebogenen Zweigen zweier Palmen festgebunden und beim Loslassen der Zweige in die Luft geschleudert und zwischen den Bäumen zerrissen wurde. Grund für dieses grausige Todesurteil war angeblich, dass sie Victor von Siena in seiner Marter beigestanden hat, bevor er enthauptet worden ist. Diese Geschichte entbehrt allerdings jeglicher historischer Nachweise.

Foto: Domkapitel Aachen/Andreas Steindl

Corona gilt als die Schutzheilige der Fleischer, Schatzgräber und des Geldes (Corona = Krone als Währungseinheit). Vereinzelt wird sie auch als Fürsprecherin bei Seuchen angebetet (welche Ironie des Schicksals!). Teile ihrer Gebeine ruhen in der Domschatzkammer in Aachen. Die Hl. Corona wird vielerorts und in einigen Ländern verehrt, z.B. in Österreich, Italien, Tschechien und auch bei uns in Deutschland. Ich zeige mich also beschämt ob der Wissenslücke in meinem Heiligenrepertoire.


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