12 minute read

Wir haben vergessen, wozu der Mensch fähig ist

WIR HABEN VERGESSEN,

WOZU DER MENSCH FÄHIG IST

Advertisement

Er schwingt sich von Stange zu Stange, springt von einer Mauer zur zwei Meter entfernten Hauswand, um sich dort aufs Dach zu ziehen. An einer anderen Wand stützt er sich ab, um mit einem Salto ein Hindernis zu passieren oder über eine drei Meter hohe Fassung zu hüpfen. Und das alles, als wär’s ein Kinderspiel. Chris Harmat gehört zur weltweiten Elite im Parkour-Sport.

Text: Valérie Ziegler Bilder: Ben Koechlin

Der 29-jährige Basler Chris Harmat ist nicht nur Parkour-Weltmeister, sondern steht derzeit auch auf Platz 1 der Weltrangliste des Internationalen Turnerbundes. Und ist mehrfacher Ninja Warrior-Finalist. Ein moderner Superheld sozusagen. Denn zumindest ich kann nicht wirklich nachvollziehen, wie zur Hölle sowas möglich ist, wenn ich Chris und seinen Traceur-Kollegen beim Training zuschaue. Absolut unmenschlich!

Mit Parkour angefangen hat Chris, als er 15 war: «Damals konnte ich mir nicht mal vorstellen, je einen Salto zu schlagen!» Doch der Film «Yamakasi» hat ihn motiviert. «Zu sehen, wie die sieben Parkour-Helden mit ihren Skills einem Kind das Leben retten, hat mich sehr inspiriert.» Mit 17 wurde er in Berlin Weltmeister in der Kategorie Speed: «Das war extrem überraschend! Plötzlich stand ich da mit einem Pokal – schon krass!» 17 Jahre alt war er auch, als er, gelernter Elektroinstallateur, mit der World’s Parkour Family seine erste Firma gegründet hat. Wenn man mal was gewonnen habe, forme sich automatisch ein neues Ziel: «Man möchte mehr! Umso schöner war es, dass ich 2018 den World Cup in Hiroshima gewinnen durfte – und 2019 sogar den Gesamtweltcup!» Sein aktuell grösster Traum ist die Teilnahme an Olympia. Je nach Entwicklung dürfte Parkour im Jahr 2028 olympisch werden.

«Mit der Heuwaage, dem Zeughaus, dem Zoo und der Dreirosenbrücke weisen wir ein paar der besten Parkour-Spots überhaupt auf. Ich persönlich trainiere am liebsten beim Theater, beim Polizeiposten bei der Schifflände, oder dem Claramätteli.»

Parkour-Hotspot Basel

Auch wenn Chris Harmat schon ziemlich in der Welt herumgekommen ist, bleibt er stolz auf seine Heimatstadt: «Ich bin in Basel geboren und habe immer hier gelebt. Ich liebe das Zusammenspiel zwischen Klein- und Grossbasel, mit dem Rhein dazwischen.» Umso happier war er, als er als Basler den legendären Sprung von Toby Segar bei der Schifflände nachdoppeln konnte. «Ich freue mich, ein Teil von Basel zu sein!»

Basel gehört übrigens zu den beliebtesten Pflastern in der weltweiten Parkour-Szene: «Mit der Heuwaage, dem Zeughaus, dem Zoo und der Dreirosenbrücke weisen wir ein paar der besten Parkour-Spots überhaupt auf. Ich persönlich trainiere am liebsten beim Theater, beim Polizeiposten bei der Schifflände, oder dem Claramätteli.» Ausserdem ist im St. Johann dank Chris und seinen Kollegen von Overground auf 2500 Quadratmetern das weltweit erste kombinierte Trainingscenter für Ninja Warrior, Parkour, Calisthenics, Trampolin, Chase Tag, Big Bounce und Tricking entstanden.

Unmenschliche Urmenschlichkeit

Wenn der passionierte Ping-Pong-Spieler mit ungarischen Wurzeln nicht grad in der Welt herumreist oder auf spektakulärste Weise in den Rhein springt, ist er gerne am Baden oder am Highlinen. «Ich unternehme viel mit meiner Freundin und meinen Freunden – Hauptsache, ich bin unterwegs. Ich gehe auch regelmässig mit ungarischen Senioren schutten», schmunzelt er. Fragt man Chris, handelt es sich bei Parkour und Ninja Warrior nicht etwa um eine unmenschliche Kraft, sondern vielmehr um eine urmenschliche: «Der Mensch war schon immer ein Kletterer, der gerne herumhangelte. Doch während wir damit beschäftigt waren, die Welt zu dem zu machen, was sie heute ist, gingen diese Urinstinkte immer mehr verloren; wir haben vergessen, wozu der Mensch fähig ist», ist er sicher, «Dank Sportarten wie Parkour oder Ninja lassen sich diese natürlichen Bewegungen allerdings wieder zurückerlangen.»

Früher war es ein Salto, der Chris unmöglich schien. Und heute? «Die Ausübung eines monotonen Berufs!» Dafür schätzt er das flexible Freestyler-Leben zu sehr. Und ja: «Selbst ohne meine Hände würde ich wahrscheinlich noch immer viel ummegumpe. Schlimmstenfalls halt mit Prothesen.» Ein Superheld mit Superkräften. Und absolut menschlich.

CHRIS HARMAT

harmatchris.com

“WE HAVE FORGOTTEN WHAT PEOPLE CAN DO”

He swings from rail to rail, leaps from one wall to the wall of a house two metres away and once there heaves himself up onto the roof. He braces himself against a wall to somersault over an obstacle or fly over a three-metre-high enclosure. All as though it were child’s play. Chris Harmat is one of the world’s top parkour stars.

Chris Harmat, a 29-year-old from Basel, is not just parkour world champion, at the moment he also holds first place in the world ranking of the International Gymnastics Federation. And has been a Ninja Warrior finalist several times. A sort-of modern-day superhero. Because I, at least, cannot for the life of me fathom how something like this is even possible when I watch Chris and his traceur colleagues training. Absolutely superhuman!

Chris started parkour when he was fifteen: “At that point I couldn’t even imagine being able to do a somersault!” He was inspired by the film Yamakasi. “Seeing how those seven parkour heroes saved a child’s life with their skills really inspired me”. When he was seventeen, he became world champion in the speed category in Berlin: “It was a huge surprise! I was suddenly standing there holding a trophy – pretty badass!” And this trained electrician was still 17 years old when he started his first company: the World’s Parkour Family. When you have won something like that, new goals form automatically: “You want more! So it was even better in 2018 when I managed to win the World Cup in Hiroshima – and in 2019 the overall World Cup!” His biggest dream at the moment is taking part in the Olympics. Depending on how things go, parkour may be an Olympic discipline by 2028.

Parkour hotspot Basel Chris Harmat may have travelled all over the world, but he is still very proud of his hometown: “I was born in Basel and I’ve always lived here. I love the interaction between Kleinbasel and Grossbasel, with the Rhine between them.” So he was even happier when he managed to repeat Toby Segar’s legendary jump at the Schifflände. “I am just really happy to be a part of Basel!” Basel, by the way, is one of the most popular places worldwide for the parkour scene: “We have some of the best parkour spots in the world - the Heuwaage, the Zeughaus, the zoo and the Dreirosen bridge. I personally like training most next to the theatre, by the police station at the Schifflände, and at the Claramatte park.”

Besides all that, thanks to Chris and his colleagues from Overground, the world’s first integrated training centre for Ninja warrior, parkour, calisthenics, trampoline, chase tag, big bounce and tricking has been developed in St. Johann, with a total area of 2,500 square metres.

Inhumanly primordial When this ping-pong fanatic with Hungarian roots is not travelling around the world or jumping into the Rhine in the most spectacular manner imaginable, he likes to go swimming or high-lining. “I do a lot of things with my girlfriend and with my friends – the main thing is, I like to be on the go. I play football with elderly Hungarians on a regular basis too”, he grins.

If you ask Chris, he’ll tell you that with parkour and ninja warrior it’s not a case of superhuman, but much more, of inherently human strength: “Humanity have always been climbers who like swinging around. But while we were busy transforming the world into what it is today, this basic instinct got more and more lost; we have forgotten how much people are capable of”, but he is convinced that, “thanks to sports like parkour and Ninja we can recover these natural movements.” Chris used to think doing a somersault would be impossible. And nowadays? “Having to do a boring job!” He loves his flexible freestyler life too much for that. And yes: “Even if I had no hands, I would probably still jump around a lot. Worst case scenario, with prosthetic devices if necessary.” A superhero with superpowers. But absolutely human.

BACHLETTEN

RITA SEQUENZIA, 69 JAHRE ALT, BETREIBT SEIT 15 JAHREN DAS BACHLETTE PARADIESLI – EIN DELIKATESSEN GESCHÄFT MIT ITALIENISCHEN SPEZIALITÄTEN. SIE SCHÄTZT DAS BACHLETTEN, WEIL HIER DAS QUARTIERLEBEN WEITERHIN GEPFLEGT WIRD UND MAN SÄMTLICHE ANGEBOTE AUF KLEINSTEM RAUM VORFINDET.

Was macht dein Quartier in deinen Augen besonders?

«Es ist ein ruhiges, gepflegtes Quartier mit Menschen, die zueinander schauen. Als mein Geschäft während dem Lockdown geschlossen war, haben mich meine Kunden sogar zuhause angerufen und gefragt, wie es mir geht.»

Welches ist dein Lieblingsort hier?

«An der Bachlettenstrasse findet man einfach alles. Die Bachletten Buchhandlung wird mit viel Leidenschaft von zwei Schwestern geführt, die Bäckerei Bumann versorgt das Quartier mit frischen Gipfeli, es gibt einen Kiosk, eine Textilreinigung, das Café Templum – und natürlich meinen Coiffeur Gino. Da geh ich schon seit vielen Jahren hin.»

Was sollten sich Touristen in deinem Quartier unbedingt angucken?

«Auf alle Fälle sollten sie den Zolli besuchen und den Schützenmattpark. Der ist wunderschön, um spazieren zu gehen. Überhaupt lädt das ganze Quartier mit den prächtigen Altstadtbauten jederzeit zu einem schönen Spaziergang ein. Es lohnt sich auch einfach mal auf die Treppenstufen der Kirche zu sitzen, die Sonne zu geniessen und die vielen schönen Blumen auf der Wiese davor zu bestaunen. Und schlussendlich sollten sich auch die Touristen mein Bachlette Paradiesli und die vielen persönlich geführten Quartierläden anschauen – denn diese sind selten geworden in der Stadt.»

Beende folgenden Satz: Ein Besuch im Quartier lohnt sich besonders, weil …

« … man hier wirklich noch alles vorfindet. Von der Pauluskirche über den Schützenmattpark und den Zolli bis hin zu den vielen tollen charmanten Quartierläden.»

Rita Sequenzia, 69 years old, has been running the Bachlette Paradiesli – a delicatessen with Italian specialties for 15 years now. She treasures the Bachletten district because neighbourhood life is still fostered and you can find everything you need in a such small area.

What makes this quarter so special in your opinion? “It is a peaceful, well-kept quarter with people who look after each other. When my shop was closed during the lockdown, my customers even phoned me up at home to ask me how I was doing.”

What is your favourite haunt here? “You can find just about anything in the Bachlettenstrasse. The Bachletten bookshop is run by two sisters with a great deal of passion, the Bumann bakery provides the whole neighbourhood with fresh croissants, there is a kiosk, a dry cleaner’s, the Café Templum – and of course my hairdresser Gino. I have been going there for years .”

What should tourists definitely go and take a look at in your quarter? “They should definitely pay a visit to the zoo and the Schützenmatt park. It is a lovely place to go for a stroll. In fact, the entire district with its magnificent old houses is an enticing place to go for a lovely walk at any time of the day. It is also worth taking a minute to just sit down on the steps of the church, enjoy the sun and gaze at all the beautiful flowers in the lawn there. And finally, the tourists should come and visit my Bachlette Paradiesli and the many other local shops run personally by the owners – because they are becoming rarer in the city.”

Please finish the following sentence: it is especially worth paying this quarter a visit because … “ … everything you need can really still be found here. From the Paulus church to the Schützenmatt park and the zoo, through to the many charming local shops.”

BACHLETTE PARADIESLI

Bachlettenstrasse 9 − 4054 Basel

BÄCKEREI KREBS

Spalenring 100 − krebsbegg.ch Kleine Preise, grosses Handwerk: Kein Wunder stehen die Kundinnen und Kunden vor dem sympathischen Familienbetrieb Schlange. Unbedingt die Whisky-Stengeli probieren ...! Reasonable prices, great craftsmanship: no wonder customers queue up in front of this friendly family establishment. Make sure you try the whisky chocolate 'stengeli' ...!

RESTAURANT OLIV

Bachlettenstrasse 1 − restaurantoliv.ch Hier küssen sich die frische Leichtigkeit des Mittelmeers und die freundliche Perfektion Asiens auf einem Teller. Ergibt 16 GaultMillau-Punkte plus Fernweh. Noch Fragen? The fresh lightness of the Mediterranean and the friendly perfection of Asia embrace on a plate here. The result is 16 Gault-Millau points plus wanderlust. Any further questions?

ZOO BASEL

Bachlettenstrasse 7 − zoobasel.ch

METZGEREI SCHULTHESS

St. Galler-Ring 174 − metzgerei-schulthess.ch Die ultimative Bärlauchbratwurst, Spiessli vom glücklichen Poulet oder Huuslasagne? In dieser verführerischen Metzgerei kaufst du garantiert mehr, als eigentlich auf deinem Einkaufszettel steht.

The ultimate wild garlic sausages, skewers of free-range chicken or home-made lasagne? This enticing butcher will definitely have you buying more than just what was jotted down on your shopping list.

MOORIS STUDIO BASEL

Bartenheimerstrasse 2 − mooris.ch Hier findest du sorgfältig ausgewählte DesignSchätzchen, die dein Herz höher schlagen lassen. Professionelle Innenarchitektur-Beratung gibt's obendrauf.

Carefully selected design treasures to make your heart race. With professional interior design advice as an added extra.

WIRTH'S HUUS

Colmarerstrasse 10 − kaese-spezialitaeten.ch Ob stinkig oder zartduftend, flüssig oder hart; seit 60 Jahren dreht sich bei der Familie Wirth alles um den Käse. Das Fachgeschäft für Käsespezialitäten hat um die 200 Käsesorten im Sortiment, dazu Weine, Chutneys, Honig, Öle und weitere Herrlichkeiten, die des Feinschmeckers Herz zum Hüpfen bringen. Im «Kääspäggli» bekommst du die Leckereien sogar nach Hause geschickt. Pungent or delicate in aroma, runny or hard; for 60 years now the Wirth family has been all about cheese. Their shop dedicated to specialty cheeses has a selection of about 200 types of cheese along with wines, chutneys, honey and other delicacies to cheer the heart of any gourmet. You can have the cheeses delivered to your home too.

ODDS & ENDS

Ahornstrasse 7 − oddsandends.ch Du brauchst nichts und willst nur ein wenig güggsle? Das wird hier schwierig. Weil du dich nämlich ganz gewiss in einen Kerzenständer, ein Vintage-Schränklein, eine Vase oder ein Kissen verlieben wirst. Oder in alles zusammen. Hier wird Altes und Neues zu einem zauberhaften Kosmos, den du ab sofort stückweise zu dir nach Hause transportieren wirst. Und hast du schon den Schmuck gesehen? You don’t actually need anything; you just want to look round a bit? That will be difficult here. Because you'll almost certainly fall in love with a candlestick, a vintage wardrobe, a vase or a pillow. Or in all of them. Old and new combined in a magical cosmos, which you will carry home, piece by piece, from now on. And have you seen the jewellery yet?

FÜR BEWUSSTE GENIESSER.

This article is from: