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Mieten und Vermieten mit Sinn

SOLIDARISCH VERMIETEN Mieten und Vermieten mit Sinn

Sozialgenossenschaft mietet und vermietet Wohnungen. Damit soll ein „Weitervermieten mit Sinn“ ermöglicht werden. PZ-Chefredakteur Reinhard Weger hat genauer nachgefragt.

PZ: Was ist die AMOS, welche Zweige gibt es und welche Aufgaben hat sie?

Walter Gasser: Amos ist eine Genossenschaft, die vielen in Bruneck noch mit dem alten Namen GEKA (=Genossenschaft für KVW Aktionen im Pustertal) als Betreiberin der ehemaligen KVW-Mensa bekannt ist. Nachdem die Mensa von anderen Anbietern übernommen wurde, machen sich die Vorstandsmitglieder der Genossenschaft schon seit geraumer Zeit Gedanken über neue Betätigungsfelder. Dabei sind wir unter anderem auf das große Wohnungsproblem aufmerksam gemacht worden. Wir haben uns daher entschieden, hier ein Angebot zu schaffen. Wir sind aber generell offen für neue Projekte und Ideen, wo wir als bereits bestehende Genossenschaft unterstützend zur Umsetzung betragen könnten.

Was suchen und bieten Sie ganz konkret in Bezug auf die Wohnungsproblematik?

Walter Gasser: Wir sind auf der Suche nach Wohnungen, die leer stehen und bisher nicht vermietet werden, weil den Vermieter*innen der Aufwand oder das Risiko zu groß ist und die auch ein offenes Ohr für Solidarität haben. Und was wir bieten: Wir sind verlässliche Mieter, die sich um diese Wohnungen dann auch kümmern.

Wie wird das Modell der AMOS umgesetzt und welche Sicherheiten gibt es?

Karl Brunner: Wir als Genossenschaft sind die verlässlichen Ansprechpartner für die Vermieter*innen, wir mieten ihre Wohnung, kümmern uns darum und untervermieten sie weiter. Durch die Untervermietung können Menschen gemeinsam eine Wohnung mieten, die sich beispielsweise alleine keine Wohnung leisten können oder wollen oder die nur unter der Woche hier arbeiten und daher eine günstige Wohngelegenheit suchen. Die Vermieter haben den Vorteil, dass sie das Risiko besser kalkulieren können und die Menschen kommen so zu einem Wohnangebot.

Geschäftsführer und Obmann Walter Gasser Vizeobmann Karl H. Brunner

Was muss man tun, wenn man eine

Wohnung, ein Haus oder ein Zimmer an die AMOS zur Weitergabe vermieten will?

Walter Gasser: Unsere Genossenschaft kontaktieren - telefonisch ( 328 3388955 ) oder per Mail (info@amos.bz.it ) – ich werde dann alle persönlich kontaktieren und die Details besprechen. Außerdem kann man über unsere Homepage (www.amos.bz.it) einen guten Eindruck von diesem Projekt bekommen, auch dort können Kontaktdaten und Nachrichten an uns versendet werden.

Was ist in Bezug auf das solidarische

Wohnen und das solidarische Vermieten zu beachten?

Karl Brunner: Solidarität bedeutet zum Beispiel, dass ich etwas zur Verfügung stelle, was ich für mich nicht unbedingt brauche, anderen aber eine Hilfe sein kann. Für diese Solidarität sollen die Menschen aber auch geschützt werden. Es ist uns ein Anliegen, gut auf das Eigentum der Vermieter*innen zu achten und es Menschen zur Verfügung zu stellen, die sich keine eigene Wohnung leisten können oder keine ganze Wohnung brauchen. Das bedeutet, dass wir die Wohnungen untervermieten und je nach Zimmeranzahl mehrere Mieter die Gesamtmiete mit einem kleinen Aufschlag für die Verwaltung durch die Genossenschaft miteinander bezahlen. Für uns als AMOS-Genossenschaft bedeutet Solidarität auch, dass wir dieses Service sehr günstig anbieten. Es geht uns nicht um Gewinne, sondern darum, den Dienst langfristig und ökonomisch verantwortbar anbieten zu können.

Wie können Angebot und Nachfrage auf harmonische Weise zusammengeführt werden und wie kann man sich diese Zusammenarbeit konkret vorstellen?

Walter Gasser: Wir können hier auf eine Studie zurückgreifen, die in Auftrag der Bezirksgemeinschaft Pustertal erstellt worden ist aber auch auf Informationen aus den Medien bzw. von den Gemeinden. Es gibt einiges an Leerstand bei den Wohnungen und einiges an Bedarf durch Mieterinnen und Mieter. Das ist eigentlich allen bekannt. Wir hoffen, dass wir durch unser Angebot eine Brücke zwischen diesen beiden Punkten bauen können, sodass die einen mit mehr Sicherheit vermieten und die anderen überhaupt zu einer Wohngelegenheit kommen können. Für den Wohnungsbesitzer bietet sich hier auch eine nicht unerhebliche Steuereinsparung, bekanntlich

Der Verwaltungsrat von AMOS mit Walter Gasser, Hildegard Brugger Haspinger, Daniel Egger, Dorothea Passler und Karl Brunner. Das Team will nun richtig durchstarten.

muss leerstehende Wohnkubatur wesentlich höher versteuert werden. Für den Mieter geht es vordergründig um leistbares Wohnen. Schlussendlich profitieren auch beide Akteure durch die Übernahme der Bürokratie durch uns.

Wann wird die AMOS überhaupt aktiv?

Ist sie eine Art Fürsorge?

Karl Brunner: AMOS ist schon aktiv! Wir haben Wohnungen in Genossenschaftsbesitz und eine davon konnten wir schon im Sinne des neuen Projekts vermieten. Dies werden wir beim Freiwerden der anderen Wohnungen auch so handhaben. Jetzt gilt es aber am Netzwerk zu bauen und andere Vermieter*innen zu finden, die unserem Beispiel folgen. Fürsorge ist es aber keine! Die Menschen, die bei uns mieten möchten, müssen solide und verlässlich sein. Es ist kein Projekt für Sozialwohnungen. Es geht uns darum, dass z.B. junge Menschen, die erst am Beginn ihrer Erwerbsarbeit stehen, ein Zimmer mieten können. Ein anderes Beispiel wären Menschen, die nach einer Krankheit bisher betreut wurden und jetzt den Schritt in die Selbständigkeit setzen können. Sie haben noch nicht die Voraussetzung die hohen Kosten für eine ganze Wohnung zu stemmen, können aber ein Zimmer verlässlich bezahlen. Wir denken aber auch an Arbeitnehmer*innen, die nur unter der Woche ein Zimmer brauchen, weil sie am Wochenende bei ihren Familien sind und in Bruneck oder in der Umgebung arbeiten. Das wären einige Beispiele. Sobald wir also Wohnungen anmieten können, werden wir unser Projekt ausweiten und noch aktiver werden. Das geht Schritt für Schritt.

Wie wird der genossenschaftliche Gedanke umgesetzt?

Walter Gasser: Der genossenschaftliche Gedanke wird dadurch umgesetzt, dass wir uns mit unserer Tätigkeit einerseits für die Gesellschaft stark machen, indem wir ein gesellschaftliches Problem aufgreifen und eine Lösungsmöglichkeit anbieten, und wir andererseits für unser Mitglieder aktiv sind und Angebote schaffen. Da sind wir nicht anders als andere Genossenschaften. Auch bei einer eventuellen Ausweitung unseres Betätigungsfeldes wird die Förderung und Unterstützung der Senioren, Familien und Werktätige vordergründig unser Ziel sein.

Sie propagieren „Wohnungen zum Weitervermieten mit Sinn“ – was ist darunter gemeint?

Karl Brunner: Menschen haben Grundbedürfnisse. Eines davon ist, ein Dach über dem Kopf zu haben und einen Rückzugsort, den wir uns selber leisten können. Wer dazu beiträgt, dass Menschen dieses Ziel erreichen, der leistet einen Beitrag zu etwas sehr Sinnvollem! Diese sinnvolle Aufgabe nehmen wir als Genossenschaft wahr und jede und jeder, der uns eine Wohnung zur Weitervermietung zur Verfügung stellt. Das ist gleich doppelt sinnvoll: Einerseits bekommen die Vermieter*innen mit der AMOS einen verlässlichen Mieter, der regelmäßig die Miete überweist und andererseits wissen sie, dass sie damit gleichzeitig Menschen zur Abdeckung eines der elementaren Grundbedürfnisse verhelfen. Das macht doch Sinn, oder? // Interview: Reinhard Weger

WEITER INFORMATIONEN

Die Genossenschaft AMOS sucht Wohnungen zum Weitervermieten. Diese sollen dann weitergegeben werden. Mehr dazu im Internet unter: www.amos.bz.it bzw. telefonisch (328 3388955) bzw. per E-Mail (info@amos.bz.it). //

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