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Die auserwählten Alpentiere
HOLZSCHNITZERSYMPOSIUM IM AHRNTAL Die auserwählten Alpentiere
Der Lockdown nach Ausbruch der Coronapandemie auch bei uns hat die Kunstszene voll erwischt. Alle Veranstaltungen jeglicher Art mussten abgesagt werden und immer noch gelten rigide Bestimmungen. Auf tönernen Füßen stand deshalb auch die Austragung des Wettbewerbs der Holzbildhauer. Bei den Vorbereitungen für die elfte Ausgabe des Symposiums im Ahrntal waren die Organisatoren noch abhängig von den politischen Entscheidungen bezüglich der Maßnahmen, die die Einreise der Künstler/innen betraf. Die Erleichterung war groß, als die Lockerungen rechtzei
Meister Petz im Wald, oder im Paragraphendschungel...
tig verkündet wurden und die Planung zum Wettbewerb starten konnte. Aus den circa 80 Einsendungen hat die Jury deren zehn ausgewählt, die ihre Skulptur zum diesjährigen Thema „Alpentiere“ vor den Augen der interessierten Zuschauer/innen entstehen ließen. Drei Standorte in Steinhaus, acht Künstler und eine Künstlerin aus acht Ländern, begutachtet vom Publikum und zum Glück gutes Wetter ließen die Veranstaltung gelingen. Etwas getrübt wurde die Stimmung nur durch das Ausreiseverbot eines Künstlers aus Weißrussland, der kein Visum bekam.
DIE BUNTE VIELFALT
Interessante Kunstwerke entstanden, vom ruhigen Bambi, das der Dinge harrt, über den Luchs, der auf dem Kopf steht bis zu den listigen Murmeltieren, die der Welt eins pfeifen. Auffällig ist die Holzkonstruktion mit dem Titel „Domesticated“, die einen gezähmten Bullen darstellt, nur an den Hörnern noch als solcher zu erkennen. Wie in unserer Welt üblich, wurde alles Ursprüngliche, Wilde dem modernen Zeitgeist angeglichen, weggenommen oder zurückgestutzt, um den Normen zu entsprechen. Ein Rückschluss auf unsere Gesellschaft sei erlaubt.
Der Künstler Giovanni Capelletti aus Italien hat einen Bären gestaltet, aus dem Wald kommend oder doch in den Paragraphendschungel flüchtend um damit seiner Entnahme zu entgehen? Die Interpretation ist frei und liegt im Auge des Betrachters… Eine Figur, den Bremer Stadtmusikanten nicht unähnlich, entstand unter den Händen des in Rom lebenden gebürtigen Chinesen Dangyong Liu. Er hat im Winter schon auf dem Klausberg bei gegensätzlichen Temperaturen und mit anderem Material am Eisskulpturenwettbewerb teilgenommen, er erzählt von einer schönen, wenn auch kühlen Erfahrung (man erinnere sich an die Minusgrade im Januar am Klausberg!).
Der einheimische Bildhauer und Künstler Egon Oberkofler aus St. Johann ist heuer zum zweiten Mal beim Symposium dabei. Seine Figur „der Bär in Lederhosen“ hat allgemeine Bewunderung und Beifall erzeugt. //
Ein gezähmter Bulle.
Ein Hirsch aus Holz, mächtig und imposant.
DREI FRAGEN AN DEN KÜNSTLER EGON OBERKOFLER AUS ST. JOHANN
Warum hast du einen Bären ausgesucht?
Der Bär ist durch sein Präsenz und seine „Untaten“, die doch nur seiner Natur zugrunde liegen, zurzeit in aller Munde. Was liegt da näher, als solch ein Tier zu schnitzen. Außerdem bin ich pragmatisch und habe gesehen, dass der zur Verfügung gestellte Baumstamm genau die Maße hat um einen Bären in Lebensgröße daraus zu gestalten. Dies bedeutete weniger Arbeit für mich. (lacht)
Wie bist du an die Gestaltung dieses Werkes herangegangen?
Zuerst habe ich anhand von Fotos ein Modell aus Ton hergestellt – mit diesem habe ich mich beim Wettbewerb beworben. Dann mussten die Proportionen ausgerechnet werden und mit Hilfe dieser konnte ich mit dem Schnitzen beginnen. Allerdings habe ich mich heuer mit den vorgegebenen viereinhalb Tagen etwas in der Zeit verschätzt, es wurde recht „ginietig“, wie man bei uns im Toul sagt. Aber schlussendlich bin ich dennoch rechtzeitig fertig geworden.
Einem Bären Lederhosen anzuziehen, bedarf einer Erklärung….
Mit einem Augenzwinkern und etwas Humor habe ich die Figur so gestaltet. Da der Bär mittlerweile ja bei uns in der Zivilisation angekommen ist – im Trentino wandert er schon in den Dörfern umher – nehme ich an, dass er auch unsere Gesetze und Bräuche berücksichtigt. Die lässige, halb offen getragene Lederhose und der schelmische Ausdruck im Gesicht sollen den Witz dahinter darstellen und dem Tier das Bedrohliche nehmen.
Oder ist der Künstler doch die schwierige Aufgabe die Beine zu schnitzen, mit der Lederhose ganz elegant umgangen? Diese Aussage wurde – lanciert vom Künstler selbst – unter der
Der Künstler Egon Oberkofler legt letzte Hand an sein Werk.
mg
Hand verbreitet und kann nicht offiziell bestätigt werden. Auf jeden Fall waren die flanierenden Zuschauerinnen und Zuschauer von diesem Modell sehr begeistert. Die Kunstwerke sind noch einige Zeit bei der Talstation der Klausberg Seilbahnen in Steinhaus zur Besichtigung ausgestellt und werden dann auf verschiedene Standorte im Dorf verteilt. // mg