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Internationaler Tag: Gegen Gewalt an Frauen

Mit dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November und dem Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember stehen zwei wichtige Kalendertage an, die uns eines ins Bewusstsein rufen sollen: Gewalt an Frauen ist eine Verletzung der Menschenrechte und entschieden abzulehnen! Viele Aktionen unterstreichen dieser Tage diese Botschaft!

von Judith Steinmair

„Es war ein schleichender Prozess“, sagt Karin T. (Name von der Redaktion geändert), eine betroffene Frau, die im Frühjahr vergangenen Jahres PZ-Redakteurin Judith Steinmair ihre Leidensgeschichte anvertraut hatte. „Es fing mit Beleidigungen und Geringschätzungen aller Art an, und mein damaliger Partner legte ein gänzliches Desinteresse am Familienleben an den Tag. Ich dachte, ein gemeinsames Kind schweißt zusammen, aber das Gegenteil war der Fall. Worauf das zurückzuführen war, ist mir nie ganz klar geworden, vermutlich kamen unverarbeitete Altlasten seiner Kindheit zum Vorschein. Die anfängliche verbale Brutalität hat sich gesteigert, und dann folgten auf Worte Taten… Das reichte vom Herumschubsen bis zu Schlägen, Hauptsache Schmerzen zufügen. Nach außen hin schien ja alles in Ordnung zu sein, nach außen hin gab er sich nett und zuvorkommend. Einige haben mitbekommen, dass ich total ausgelaugt war. Es ging aber in Richtung Andeutungen, mit der ganzen Wahrheit bin ich zunächst nicht vollständig rausgerückt. Und das ganze Ausmaß der Tragödie wurde von den wenigen AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Eingeweihten leider heruntergespielt, als nicht so tragisch wahrge-

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL

Gegen Gewalt an Frauen Wehrt euch. ES GIBT HILFE!

Notrufnummer 112 1522

Bozen GEA Kontaktstelle gegen Gewalt

800 276 433 | www.casadelledonnebz.it

Haus der geschützten Wohnungen

800 892 828 | www.hdgw.it

Meran Frauen gegen Gewalt

800 014 008 | www.donnecontrolaviolenza.org

Bruneck Frauenhausdienst Pustertal

800 310 303 | www.bezirksgemeinschaftpustertal.it

Brixen Frauenhausdienst Eisacktal

800 601 330 | www.bzgeisacktal.it nommen. Als ich vor meiner Familie schließlich den Vorhang hab fallen lassen, habe mich ans Frauenhaus gewandt und den Stein damit ins Rollen gebracht. Ich bin unendlich froh, den Ausstieg aus dieser unerträglichen Gewaltbeziehung geschafft zu haben! Mein Appell: Liebe Frauen: Ihr seid wertvoll, liebt Euch selbst und kehrt der Gewalt den Rücken. Eine solche Erfahrung wie die unsere ist schlimm, aber mit dem Ausstieg wird es besser! Und an die Menschen, die häusliche Gewalt mitbekommen: Helft! Zu signalisieren, dass man nicht blind gegenüber dem Leiden ist und Betroffene anzusprechen ist wichtig. Wegschauen ist keine Hilfe.“ (Auszüge aus einem Interview in der PZ Nr. 9 vom 30.4.2020)

JEDE DRITTE FRAU WIRD OPFER VON GEWALT

Jede dritte Frau, ist laut UN Women Statistik 2018, weltweit immer noch Opfer von Gewalt. Wenn Gewalt in Mord gipfelt, herrscht blankes Entsetzen. Italien rangiert bei der Statistik der Femizide leider weit vorne. Im vergangenen Jahr wurden 115 Frauen in Italien ermordet, drei davon in Südtirol, eine davon im Pustertal. Insgesamt gab es 26 Frauen(Mädchen)morde in den vergangenen 30 Jahren in Südtirol. Dabei sind Frauenmorde nur der Gipfel des Eisbergs, sagt Helga Seebacher, die Leiterin des Frauenhausdienstes Bruneck. Gewalt an Frauen hat nämlich viele Gesichter, körperlicher Natur, natürlich, aber auch Erniedrigung, Demütigung, Ausbeutung und Stalking sind beispielsweise ein Ausdruck von Gewalt.

EIN AUSWEG AUS DEM DILEMMA

Ein Ausweg aus der Gewalt - nicht immer leicht und leider auch nicht immer selbstverständlich. Laut Auskunft des Frauenhausdienstes benötigen von Gewalt betroffene Frauen oft mehrere Anläufe, bevor sie konkrete Hilfe in Anspruch nehmen. Die Schuld wird meist bei sich selbst gesucht. Auch lassen sich viele Betroffene immer wieder von der Bitte um Vergebung und dem Versprechen, es komme nie wieder vor, umstimmen und halten so ihr Leid aus. „Wir haben uns ja so geliebt und hatten auch schöne Zeiten...“, „Er hatte doch so eine schwere Kindheit...“, „Er hat mir versprochen, dass er es nicht mehr macht...“, so oder ähnlich lauten oftmals die Beschwichtigungen der Frauen. Aber Ertragen ist kein Ausweg, sagen die Expertinnen vom Frauenhausdienst, und die betroffenen Frauen sollen wissen, dass es Anlaufstellen gibt, die ihnen helfen. Wie eben der Frauenhausdienst mit seiner anonymen und kostenlosen Beratungsstelle. Bei Bedarf und in Rücksprache mit den Betroffenen werden auch Kontakte zu weiteren Diensten/Ämtern/Gerichtsbehörden aufgenommen und Frauen dorthin begleitet. Mit den Geschützten Wohnungen bietet der Frauenhausdienst zudem eine vorübergehende Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen die Gewaltsituation zu überwinden, wobei die Aufenthaltsdauer in etwa sechs Monate beträgt.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen hat PZ-Redakteurin Judith Steinmair Mitarbeiterinnen des Frauenhausdienst Bruneck zum Gespräch gebeten:

HELGA SEEBACHER

Psychologin und Leiterin des Frauenhausdienstes Bruneck

PZ: In beziehungsweise seit der Corona-Zeit hätten die Fälle häuslicher Gewalt zugenommen – eine Mutmaßung oder entspricht das auch Ihren Erfahrungswerten?

Helga Seebacher: Nun, für das laufende Jahre sind die entsprechenden Zahlen noch nicht erfasst, wenn wir uns aber die vergangenen drei Jahre anschauen, so sind sie in Bezug auf die ambulante Beratungsstelle leicht rückläufig, was vermutlich mit der Tatsache zusammenhängt, dass ein persönliches Aufsuchen unserer Beratungsstelle ja nicht immer möglich war. Die Folge ist seither eben auch, dass wir mittlerweile zusätzlich - wenn von den Frauen gewünscht - auf telefonische Beratung setzen, ein Angebot, das wir vor der Pandemie in dieser Form gar auf dem Schirm hatten. Was hingegen die Geschützten Wohnungen betrifft, so sind die Zahlen im Steigen begriffen. Allgemein lässt sich sagen, dass sich natürlich während der Lockdowns schlimme familiäre Situationen schon häufig zugespitzt haben, und in diesen Fällen ist es notwendig, sofort zu handeln und die Betreffenden unterzubringen, gegebenenfalls auch über die vorhandenen Plätze in den Geschützten Wohnungen hinaus.

PZ: Das heißt?

Helga Seebacher: Wir sind per Gesetz verpflichtet, Frauen in Notsituationen innerhalb kürzester Zeit an einem sicheren Platz unterzubringen. Die erste Wahl wäre natürlich zunächst ein anderes Frauenhaus in Südtirol, wenn auch da bereits alles belegt ist - was die Regel ist - dann müssen wir auf andere Möglichkeiten zurückgreifen, wie Ferienwohnungen – eine Übergangslösung quasi, bis bei uns oder in einem anderen Frauenhaus etwas frei wird.

PZ: Und wie oft kommt das vor?

Helga Seebacher: Im Schnitt eigentlich drei bis vier Mal im Jahr. Während der Coronazeit, gerade im ersten Lockdown, ist die Zahl dieser Notunterbringungen allerdings nach oben geschossen, dann hat es sich wieder stabilisiert.

PZ: Also hat die Pandemie sehr wohl die Anfragen an den Frauenhausdienst erhöht?

Helga Seebacher: Da müssen wir ein wenig unterscheiden, was die bisherigen drei Lock-

Psychologin Helga Seebacher jst

downs anbelangt: Während es ersten, großen, konnten ja nicht einmal wir Mitarbeiterinnen eine ständige physische Anwesenheit im Frauenhausdienst garantieren, dementsprechend ist, wie bereits gesagt, im ambulanten Bereich die Anzahl der Beratungen gesunken, aber in stationärer Hinsicht hatten wir eine intensive Nachfrage. Beim zweiten Lockdown im vergangenen Herbst und beim dritten im Frühjahr bewegten wir uns dann wieder in gewohnten Bahnen. Insgesamt lässt sich also feststellen, dass sich die Zahlen laut Statistik die Waage halten...

PZ: Ganz allgemein - von welchen Formen der Gewalt an Frauen sprechen wir?

Helga Seebacher: Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen fünf Formen: Psychischer Natur, physische, ökonomische oder sexuelle Gewalt und, seit dem Codice rosso aus dem Jahre 2019, auch Stalking. Wir müssen uns dabei bewusst sein, dass extreme Auswirkungen wie etwa Femizide, also eine Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts, dabei die Spitze des Eisberges sind, Taten, die verständlicherweise ein breites Entsetzen in der Öffentlichkeit auslösen. Aber Gewalt an Frauen beginnt vielfach ganz subtil, ein Schubser etwa, oder die Kontrolle des Handys - ein Klassiker! - oder die Durchforstung der Handtasche, die Nachverfolgung des Tagesablaufs und ähnliches… Bei solchen Aktivitäten von Seiten des Mannes sollten bei der Frau schon die Alarmglocken klingeln, sie muss sich im Klaren sein, dass das schon eine Form von Gewalt darstellt, das ist Machtgehabe, das dann letztendlich auch in effektive Gewalt umschlagen kann… Und Achtung: Wenn wir von häuslicher Gewalt sprechen, muss sich das nicht zwangsläufig zwischen Ehe- oder Lebenspartnern abspielen, sondern das beinhaltet ganz allgemein Menschen, die miteinander in Beziehung stehen, also durchaus auch ein Vater oder Bruder beispielsweise, also auch, wenn man nicht unter einem Dach wohnt.

PZ: Und welche Frauen sind betroffen, lässt sich da eine Tendenz ausmachen?

Helga Seebacher: Nein, grundsätzlich ist das Phänomen gesellschafts- und altersübergreifend, Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen aller sozialen Schichten, sowohl Einheimische als auch Frauen mit Migrationshintergrund. In Bezug auf den Bedarf von Geschützten Wohnungen sind aber Frauen mit Migrationshintergrund mehr betroffen, was sich wohl darauf zurückführen lässt, dass ihnen meistens das nötige soziale Umfeld/Netzwerk fehlt und die Hemmschwellen wohl auch niedriger ist. Bei den einheimischen Frauen haben doch viele die Möglichkeit, zunächst einmal bei einem Familienmitglied oder einer Freundin unterzukommen, um aus der Gewaltspirale auszusteigen.

PZ: Stichwort: Hemmschwelle, Schamgefühl - Das macht es vielen Frauen in unserer Gesellschaft nicht gerade leichter, sich zu offenbaren, oder?

Helga Seebacher: Ja, das stimmt, für viele Frauen ist es sicherlich ganz schwierig, den Schritt zu uns zu wagen, um sich uns anzuvertrauen. Deshalb ist es umso wichtiger nochmals zu betonen, dass unser Dienst niederschwellig und anonym und überterritorial organisiert ist! Wir sind da, um den betroffenen Frauen zu helfen und ihnen einen Ausstieg aus der häuslichen Gewalt zu ermöglichen.

PZ: Vielfach handelt es sich um Frauen mit Kindern, die sich an Sie wenden? Helga Seebacher: Genau, und das bedingt ein wichtiges, bisher aber von der Gesellschaft unterschätztes Thema, nämlich das der sogenannten miterlebten Gewalt. In diesen Fällen erfahren die Kinder die >>

INFOBOX

Anlaufstelle für Frauen in Gewaltsituationen in Bruneck:

Frauenhausdienst Bruneck:

800 310 303 Michael-Pacher-Str. 6 (Hotel Bruneck, 1. Stock) Bruneck Öffnungszeiten: Mo – Fr 8.30 – 12 Uhr oder mit telefonischer Vereinbarung Kostenlose und anonyme Beratungen

Videoclip zur Sensibilisierung und Ermutigung, aus der Gewaltspirale auszubrechen - ein Projekt des von der Bezirksgemeinschaft Pustertal geführten Frauenhausdienstes im Rahmen eines grenzüberschreitenden Interreg-Projektes zusammen mit Osttirol und der Provinz Belluno. //

Gewalt nicht am eigenen Leib, das wäre ein anderes Szenario bei welchem der Kinder- und Jugendschutz zum Einsatz kommt, aber auch das Miterleben der Gewalt zwischen den Eltern ist häufig prägend für die Entwicklung der Kinder (s. folgendes Interview).

PZ: Wobei die Kinder in solchen Fällen vermutlich hin- und hergerissen sind zwischen Liebe zu den Eltern und dem

Bewusstsein, dass irgendetwas falsch läuft…?

Helga Seebacher: Wir müssen da schon eine schwierig Gradwanderung hinlegen. Die Aufgabe unserer Sozialpädagogin besteht darin, genau hinzuschauen, was die Kinder erlebt haben und welches Verhalten zu Tage tritt. Und dabei müssen wir natürlich überparteilich gegenüber den Kindern sein, die den Vater mitunter ja auch noch treffen, je nach Schwierigkeitsgrad des jeweiligen Falls.

PZ: Ist Ihres Erachtens nach das Thema

Gewalt an Frauen vom Gesetz aus betrachtet ausreichend abgedeckt?

Helga Seebacher: Ich darf an dieser Stelle die Bozner Rechtsanwältin Marcella Pirrone zitieren, eine absolute Koryphäe in diesem Bereich, laut deren Aussage wir in Italien, nicht zuletzt auch durch den Codice rosso, diesbezüglich eigentlich gut aufgestellt sind, es aber leider manchmal an einer adäquaten Umsetzung fehlt. Das können wir aufgrund unserer Erfahrung bestätigen. Und ich möchte darauf hinweisen, dass wir uns auch auf Landesebene verstärkt für Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung geschlechterspezifischer Gewalt und zur Unterstützung von Frauen und Kinder einsetzen. Basierend auf dem entsprechenden Gesetzesentwurf der Landesregierung mit besonderem Hinweis auf Artikel 8 „territoriales Anti-Gewalt-Netzwerk“ befindet sich auf Initiative der Bezirksgemeinschaft Pustertal derzeit ein entsprechendes Netzwerk, „AGNET“ genannt, in Ausarbeitung, also ein Zusammenschluss von öffentlichen und privaten Organisationen mit dem Ziel, gemeinsam der Gewalt an Frauen und Kindern entgegenzuwirken. Näheres dazu werden wir der Öffentlichkeit dann in den kommenden Monaten vorstellen.

GIULIA MOLING:

Arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Sozialpädagogin im Frauenhausdienst

PZ: Miterlebte Gewalt – ein Begriff, den im Rahmen der häuslichen Gewalt bislang ein wenig an den Rand gedrängt war…?

Giulia Moling: Wenn häusliche Gewalt im Spiel ist, dann sind die Kinder indirekt immer auch davon betroffen, sie hören die Schreie und den Streit, sie sehen die Mutter, der es nicht gut geht, den Vater, der zornig ist… Die Folgen dieses Miterlebens werden leider häufig unterschätzt, nehmen oftmals aber ein gewaltiges Ausmaß an. Es können Minderwertigkeitsgefühl entstehen, oftmals bleibt auch der Intellekt zurück, die Entwicklung erfolgt einfach nicht in normalen Bahnen. Die betroffenen Kinder sind einer enormen inneren Spannung ausgesetzt, sie fühlen sich in einer Hilflosigkeit gefangen, weil sie das Gefühl haben, nichts tun zu können… Sie würden gerne der Mutter helfen, das können sie aber nicht, sie tragen ja keine Verantwortung. Diese Gefühlslagen können der Entwicklung natürlich erheblich schaden. Derzeit gibt noch nicht viele Studien dazu, aber das Thema ist im Aufwind begriffen, was ungemein wichtig ist, damit es einen Stellenwert in der Gesellschaft bekommt. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass bei häuslicher Gewalt nicht nur die Frau leidet, sondern auch die Kinder!

PZ: Wie äußern sich die Erlebnisse zu

Hause/das Verarbeiten bei den Kindern?

Giulia Moling: Laut meiner Erfahrung gibt es zwei Arten, wie sich die Kinder entwickeln. Auf der einen Seite haben wir die angepassten Kinder, die in ihrem Verhalten zu brav und deshalb auffällig sind, weil sie einfach nicht Kind sein können, ja nicht einfach mal Spaß haben können. Und auf der anderen Seite gibt es die äußerst lebendigen Kinder mit wenig Frustrationstoleranz, solche die schnell schreien und toben, wenn ihnen etwas nicht passt. Viele Kinder haben einfach auch Angst, jetzt auch noch die Mutter zu verlieren, nachdem ihnen irgendwie ja schon der Vater abhandengekommen ist,

AKTIONEN AM INTERNATIONALEN TAG GEGEN GEWALT AN FRAUEN

Anlässlich des 25. Novembers, Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, finden landesweit wichtige Aktionen dazu statt. Hier eine Auswahl:

Der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen ruft die gesamte Bevölkerung in Südtirol und insbesondere Frauen und Männer in Entscheidungspositionen zum Mitmachen an folgenden vier Aktionen gegen Gewalt an Frauen in der Zeit vom 25. November bis zum 10. Dezember auf:

- Verteilung Plakate und Sticker „Wehrt

Euch, es gibt Hilfe!“ – Die Notrufnummern für Gewaltsituationen in Südtirol - Aktion „Besetzter Platz / posto occupato “ – Ein roter Stuhl im öffentlichen

Raum als Erinnerung an die Opfer von

Gewalt, die diesen Platz nicht mehr besetzen können - Aktion „Rote Kerze“ – Stelle jeden

Abend ab 19.00 Uhr eine brennende rote Kerze in Dein Fenster - Aktion „Weiße Schleife“ – Männer tragen die weiße Schleife als Zeichen der

Ablehnung jeder Form von Gewalt an

Frauen

In Bruneck organisiert der Club Soroptimist Pustertal – Val Pusteria einen

Runden Tisch zum Thema „Cyberbul-

lying“: Beleidigungen, Bedrohungen, Bloßstellungen und Belästigungen im Netz: Cyberbullying oder Cybermobbing kann jede/n treffen und findet überall statt, wo digitale Medien genutzt werden. Was ist Cyberbullying genau? Welche Folgen hat diese Form von Gewalt? Wie äußert sich dieses Phänomen? Wie sollen wir damit umgehen? (Die PZ wird in der nächsten Ausgabe darüber berichten). Die Veranstaltung findet am 25. November um 19.30 im Ragenhaus Bruneck statt, die Teilnahme ist kostenlos und eine Anmeldung ist nicht notwendig, der Zugang erfolgt mit gültigem Grünen Pass.

ORANGE – GEMEINSAM ALS STIMME GEGEN GEWALT!

Das Rathaus, das Schloss, die Carabinieri-Kaserne und die neue Intercable Arena werden zwischen dem 25. November und 10. Dezember nachts orange beleuchtet. Damit wird das klare Zeichen gesetzt: NEIN zu Gewalt an Frauen! Der Club Soroptimist Pustertal – Val Pusteria verteilt zu diesem Zweck auch orange Armbänder. Die freiwilligen Spenden gehen zur Gänze an Frauen, die, nach dem Auszug aus einer Geschützten Wohnung ins eigenständige Leben starten. //

denn auch wenn der gewalttätig war und sie ja schließlich nichts anderes kennen als diese Gewaltsituation, ist es ja immer noch der Papa… Und Jugendliche tendieren häufig dazu, gefühlsmäßig alles in sich hineinzufressen, da ist es bisweilen schon schwierig, eine Beziehung aufzubauen, das braucht Zeit.

PZ: Was können langfristige Folgen sein?

Giulia Moling: Da manche Kinder Gewalt quasi als Strategie in einer Beziehung kennen gelernt haben kann es sein, dass die Kinder die miterlebte Gewalt unbewusst in ihr Erwachsenendasein übertragen. Da sie nichts anderes kennengelernt haben, in keinem anderen Umfeld aufgewachsen sind, üben auch sie ihrerseits wieder Gewalt auf ihre eigenen Kinder aus - ein Teufelsrad quasi. Wenn sie nicht die entsprechende Hilfe erhalten, fallen sie als Erwachsene also in das einzige ihnen als Kind bekannte Muster hinein: Gewalt. Das Opfer wird zum Täter… Deshalb ist der Rahmen, den wir ihnen in den Geschützten Wohnungen beziehungsweise im Frauenhausdienst bieten auch so wichtig. Sie haben die Chance zu erleben, dass es auch anders geht, ohne Gewalt, dann können sie in ihrem späteren Leben auch eine Entscheidung treffen, entweder für die Gewalt oder aber hoffentlich dagegen…

PZ: Worin besteht ihre Arbeit im Frauenhausdienst als Sozialpädagogin denn konkret?

Giulia Moling: Bei der Arbeit mit den Kindern ist mein Hauptansatz ein spielerischer, sie sollen einfach einmal Kinder sein dürfen, sie können dem jeweiligen Alter entsprechend ihren Interessen nachgehen. In der Familie sind sie es ja häufig gewohnt, eine bestimmte Rolle einzunehmen, etwa die Mutter zu unterstützen, brav und ruhig zu sein, um ja nicht zusätzliche Aufruhr zu verursachen. Ich arbeite einzeln mit den Kindern, in Gruppen oder auch mit Mutter und Kind, das ist ganz unterschiedlich. Dann gibt es auch sogenannte Mütter-Gespräche, bei denen es um die Mutter-Kind-Beziehung geht, dabei versuche ich eventuelle Probleme aufzuzeigen, Tipps zu geben, gegebenenfalls auch bei Alltagssituationen eine Hilfestellung anzubieten. Zusätzlich gehört auch die Präventionsarbeit in den Schulen zu meinem Tätigkeitsfeld, was aber leider in Zeiten von Corona und auch wegen der Personalknappheit in unserem Dienst momentan ein wenig ins Hintertreffen geraten ist.

PZ: Wie alt sind die Kinder, die sie betreuen?

Giulia Moling: Da ist im Grunde altersmäßig alles dabei, von dem noch ungeborenen Kind einer schwangeren Frau bis zum Anfang des Erwachsenenalters, wobei die Grenze bei den Jungs in den Geschützten Wohnungen bei 16 Jahren liegt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren habe ich aber mehr mit kleineren Kindern als mit Jugendlichen gearbeitet.

PZ: Wie geht es mit den Kindern nach dem Auszug aus den Geschützten Wohnungen weiter?

Giulia Moling: Grundsätzlich bekommt eine Frau (mit oder ohne Kinder), die aus den Geschützten Wohnungen auszieht eine Nachbetreuung. Wir arbeiten dann auch eng im Netzwerk, beispielsweise mit dem Sozialdienst, dem psychologischen Dienst, usw. Für die Frauen/Kinder, die noch eine weitere Begleitung notwendig haben, stellen wir den Kontakt zu ambulanten Diensten her.

PZ: Sprechen Kinder denn konkret über Gewalt?

Giulia Moling: Das kommt ganz auf das einzelne Kind, vor allem aber auf das Alter an, manche schon, manche nicht. Auf alle Fälle bleibt das Miterlebte, wenn auch oftmals unbewusst, auch im Kleinkindalter hängen. Es kann durchaus vorkommen, dass ein Dreijähriger vor Außenstehenden scheinbar eher unbekümmert über einzelne Ereignisse plappert, das haben wir alles schon erlebt.

PZ: Auch uns als Gesellschaft kommt bei der Thematik eine gewisse Verantwortung zu, wir dürfen vor Gewalt an

Frauen und Kindern nicht die Augen verschließen… Müssten wir also mehr auf die Signale achten, vor allem bei den Kindern?

Giulia Moling: Wir sollten auf alle Fälle die Augen offenhalten und zuhören! Aber es ist natürlich nicht leicht, immer alles Gesagte auch richtig zu interpretieren. Und im Ansprechen der Thematik ist verständlicherweise auch eine gewisse Vorsicht geboten. Nach wie vor sind viele Frauen nicht bereit, erlebte Gewalt zuzugeben und versuchen, alles zu verschleiern. Trotz der Eskalation wollen gerade Mütter nicht die Familie zerstören, sie halten durch, erdulden, der Kinder wegen. Leider ist das aber nicht der richtige Weg, auch nicht für die Kinder! Aber der Ausstieg aus dieser Drucksituation ist sicherlich nicht leicht. Jede Frau, die den Schritt macht und zu uns kommt, ist an sich also schon eine „Superwoman“!

PZ: Also ein Appell an die Frauen: Sucht

Euch Hilfe, Ihr könnt einen neuen Anfang machen, es ist nie zu spät! Ist dem noch etwas hinzuzufügen?

Giulia Moling: Wenn wir es als Gesellschaft schaffen würden, sowohl als Mann als auch als Frau, auf unsere eigenen Emotionen zu achten, an ihnen und damit an sich selbst zu arbeiten, könnten wir sie besser steuern. Gewalt ist ein Ausdruck von Entladung unkontrollierter Emotionen, jede/r kann nur bei sich selbst ansetzen und nicht andere verändern. Diese Erkenntnis würde Schuldzuweisungen vermeiden und Vertrauen schaffen. Wer Kinder in die Welt setzt, sollte ihnen auch ein gutes Beispiel vorgeben und ihnen so wenig Ballast wie möglich auf ihrem Lebensweg mitgeben. Insofern: Häusliche Gewalt, auch zu erdulden, ist keine Option. Frauen lassen zu viel zu, zu viel über sich ergehen. Sie müssten sich folgenden Satz quasi als Mantra vor Augen halten: So nicht mit mir! Verzeihen bei einem ausufernden Streit kann ja durchaus denkbar sein mitunter, aber: So nicht mit mir! Diese Grenze braucht es unbedingt mit der notwendigen Konsequenz bei Nichteinhaltung, nämlich: gehen! //

3 …, 2 …, 1 … 3 …, 2 …, 1 … Ready for Take-Off? Ready for Take-Off?

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NEU: SiMedia goes Bruneck

NEU: SiMedia goes Bruneck 2022 beziehen wir unser neues Office in der Brunecker Altstadt –

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