50 Jahre Quart Hirzbrunnen – das Jubiläumsmagazin

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50 Jahre 1 9 7 0 –

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Inhalt

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Interview: Peter Meier berichtet von den Anfängen

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Schwimmbad Eglisee: Quart heizte tüchtig ein

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Zeitreise: Das gab es einmal im Hirzbrunnen …

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Nachgeforscht: Woher kommt der Name «Hirzbrunnen»?

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Auf Fotopirsch: Schilder, Schilder

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Quartierentwicklung: Das Hirzbrunnen im Wandel

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Die Blattmacher: Wie entsteht eine Quart-Ausgabe?

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Vielfalt: Institutionen im Hirzbrunnen

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Schulen: Ein Quartier ohne Schulhaus

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4. Primar Schoren 1995: Kinderwünsche

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Wussten Sie, dass …: Ein statistisches Sammelsurium

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Post im Hirzbrunnen: Nie gabs eine reguläre Poststelle

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Ein Blick zurück: Die Quart-Wette hätte ich glatt verloren

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Hingeguckt: Fast alle Wege führen ins …

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Werbung: Ohne Inserate kein Quart

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St. Markus und St. Michael: Und sie stehen noch immer

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Haiggis Glosse

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Engagement: 50 Jahre Freiwillige

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Grussworte

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Porträt: Quart kurz erklärt

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DAS JUBILÄUMSMAGAZIN

50 Jahre Quart Hirzbrunnen LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER 50 Jahre lang eine Quartierzeitung herausgeben zu können und zu dürfen, ist ein kleines Wunder. Das hätten sich die Herausgeber der ersten Stunde nicht erträumt. Heute ist das Quart im Hirzbrunnen nicht mehr wegzudenken. Was hat sich in unserem Quartier in diesem halben Jahrhundert alles verändert? Es leben mehr Menschen hier, wir haben modernere Bauten und Häuser, eine renovierte Tramlinie, zwei Kirchen, die fast oder gar nicht mehr benutzt werden, und neue Schulhäuser, um nur einiges zu erwähnen. Was wir aber immer noch sind: ein aktives und unternehmungslustiges Quartier, das alles andere als nur zum Schlafen da ist. Das 50-Jahr-Jubiläum fällt in ein Jahr mit einem einschneidenden Ereignis: Die ganze Welt wird vom Coronavirus beherrscht. Wir (mussten) lernen, was soziale Distanz bedeutet und was es heisst, als Risikogruppe von Mitmenschen abhängig zu sein, weil man nicht einkaufen, auswärts essen oder sich treffen darf. Wir realisieren plötzlich, wie wichtig Nachbarschaft ist – und dass wir aufeinander angewiesen sind. Dieses Virus zwang im laufenden Jahr auch die Quart-Redaktion zu einer hoffentlich einmaligen Massnahme: Wir entschieden uns, die Nummer 2/2020 nur in digitaler Form zu publizieren, um die vornehmlich älteren Verträgerinnen und Verträger keiner gesundheitlichen Gefahr auszusetzen.

Auch das bereits fast fertig vorbereitete Jubiläumsfest vom August 2020 musste wegen der Pandemie sicherheitshalber abgesagt werden. Wir wussten bis Mitte Juni nicht, ob eine Versammlung von einigen hundert Menschen in diesem Jahr noch möglich ist. Die gute Nachricht: Das Fest findet 2021 statt. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und danken für Ihr Verständnis. Apropos Dank: 50 Jahre Quart ist auch ein Grund zum Dankesagen. Ein Dankeschön also an alle unsere treuen Leserinnen und Leser, danke an alle, die uns ihre Veranstaltungen jeweils melden, danke an alle unsere Inserentinnen und Inserenten, und ein besonders grosser Dank geht an unsere fleissigen Verträgerinnen und Verträger, die fünfmal im Jahr bei jedem Wind und Wetter die Quartierzeitung in jeden Briefkasten im Quartier legen. Auch bei den grosszügigen Sponsoren, die die Herausgabe dieses Jubiläumsmagazins und im nächsten Jahr das Fest ermöglichen, bedanken wir uns herzlich.

SPONSOREN JUBILÄUM – HERZLICHEN DANK!

IMPRESSUM

Bürgergemeinde der Stadt Basel St. Claraspital AG GGG Basel F. Hoffmann-La Roche AG Anna und Heinz Käppeli Claude Küng Peter Lachenmeier Genossenschaft Migros Basel Rimmobas Anlagestiftung Spende anonym Swisslos-Fonds Basel-Stadt Stefan Tschopp, Q Basel Voellmy AG Schreinerei Stefan Wehrli

Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre – und bleiben Sie gesund.

Ihre Fränzi Zuber Präsidentin Quart Hirzbrunnen

Mitarbeitende: Christoph Benkler, Haiggi Leimbacher, Peter Meier, Ruth Scholer Messer, Markus Sutter, Fränzi Zuber Gestaltung: Stefan Tschopp, Q Basel Druck: Werner Druck & Medien AG, Basel Auflage: 7000 Exemplare © 2020 Verein Quart Hirzbrunnen, 4000 Basel, www.quarthirzbrunnen.ch

Jubiläumsmagazin mit freundlicher Unterstützung von

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INTERVIEW

Peter Meier berichtet von den Anfängen FRÄNZI ZUBER Und die Zeitung? Schon für die zweite Ausgabe fanden wir genug Inserenten. Weil man jetzt im Quartier gratis Anlässe und Einrichtungen bekannt machen konnte, siedelten sich auch neue Institutionen an. Anfänglich organisierte Quart auch immer wieder eigene Diskussions- und Informationsabende – wir unterstützten sogar Tanzkurse! –, aber heute können wir das anderen überlassen.

Noch ein paar persönliche Fragen. Hättest du gedacht, dass Quart ein halbes Jahrhundert überleben wird? Ich dachte schon, dass es die Quartierzeitung einige Jahre geben wird, aber so lange, nein. Peter, erzähl uns, wie es 1970 begann. Das erste Quart erschien zur Eröffnung des Allmendhauses. Es geschah nämlich ein kleines Wunder: Die Pfarrei St. Michael sprang über den eigenen Schatten und entschloss sich – entgegen allen bisherigen Konventionen –, ihr im Bau befindliches «Pfarreiheim», ausschliesslich aus privaten Mitteln geplant und bezahlt, für das ganze Quartier zu öffnen. So kam es zum Allmendhaus. Zum neuen Konzept gehörte auch eine Quartierzeitung. Dann hast du das in die Hände genommen? Ich schrieb das Konzept. Für die Zeitung brauchten wir allerdings ein Startkapital – aber von wem? Es gab damals viel Vereinsleben, aber im Quartier nur in den Kirchen. Die einzige Chance war, diese anzubetteln. Und sie machten mit? In der Tat, und ausschlaggebend waren ausgerechnet zwei Pfarrer, Christian Feer von St. Michael und Ernst-Ulrich Katzenstein von St. Markus. Sie stimmten trotz Bedenken in den eigenen Reihen sofort zu. So bekamen wir von beiden Kirchen je dreihundert Franken, das genügte. Die erste Nummer erschien dann pünktlich zur Eröffnung des Allmendhauses. Ja, im September 1970, und die Eröffnung wurde ein grosses Quartierfest. Alle feierten das «Haus für alle»!

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Wie gross war die Redaktion im Vergleich zu ­heute? Wir waren immer ein relativ kleines Team, im Kern zwischen sechs und zehn Leuten. War es immer leicht, Freiwillige für die Redaktion oder für die Verteilung zu finden? Für die Redaktion war es schwieriger als für Verträgerinnen und Verträger, aber das haben wir vor allem den Familien Wehrli und Benkler zu verdanken, die sich um die Verteilung gekümmert haben. Ich möchte noch beifügen: Von den Verteilern und von Madeleine Joubert, die für die Inserate sorgt, liest man im Quart wenig, aber ohne sie könnte weder jemand Quart lesen noch könnten wir es finanzieren. Darum möchte ich sie hier besonders erwähnen und mich bei ihnen für ihre unauffällige Arbeit im Hintergrund bedanken. Fanden die Redaktionssitzungen immer am selben Ort statt? Nein, wir hatten verschiedene Orte – häufig im Allmendhaus, zwischendurch aber auch privat, in St. Markus, im Treffpunkt Rhyacker oder wo sonst ein Raum frei war. Wir hatten immer eine breite Abstützung für unsere Zeitung. Ist man früher leichter oder schwerer als heute zu Informationen gekommen? Generell ist es schwieriger, weil es überall heisst, wir müssen zuerst die Pressestelle fragen!


Nr. 1 September 1970

Gibt es Ausgaben, auf die wir besonders stolz sein können? Eigentlich auf viele. Wenn man heute bedenkt, welchen Einfluss Quart auf wichtige Entscheidungen im Quartier hatte (Bäumlihof, Eglisee, Selbstbedienungspost u. a.), können wir stolz sein. Alle sprechen heute davon, dass die Zeitung als Printprodukt schon bald einmal der Vergangenheit angehöre. Hast du das Gefühl, dass Quart das gleiche Schicksal ereilt? Das glaube ich nicht. Quart bleibt ein Printmedium. Quart kommt ins Haus, man kann es auf die Seite legen, mal durchblättern, wieder hinlegen und später einzelne Artikel nachlesen. Und den Veranstaltungskalender hab ich schon an Kühlschranktüren hängen sehen.

QuartLogo im Laufe der Zeit

Hat das Quart im Lauf der Jahre auch schwierige Zeiten erlebt? Oh ja, sehr, um die Jahrtausendwende war eine schwierige Zeit, da hatten wir grosse Personal- und Geldsorgen. Wo steht Quart eigentlich politisch? Quart ist wirklich neutral. Allerdings: wer sich auf politischer Ebene für ein Quartieranliegen einsetzt, darf auch auf die Publikation rechnen. Wie unabhängig ist Quart? Im Moment zum Glück völlig unabhängig. Würden die Inserate einbrechen, hätten wir ein Problem. Also bitte: Inserenten berücksichtigen! Wer ist eigentlich der Erfinder des Namens «Quart»? Kinder! Wir schrieben einen Wettbewerb im Hirzbrunnenschulhaus aus, um passende Namen für das «Haus für alle» und die Quartierzeitung zu finden – auch mit dem Hintergedanken, dass Haus und Zeitung so überall bekannt gemacht werden. Zwei Kinder gewannen einen von der Swissair gespendeten Flug nach Genf. Danke, Peter Meier für deine interessanten Ausführungen und das spannende Gespräch! Deine präsidiale Nachfolgerin Fränzi Zuber Q

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SCHWIMMBAD EGLISEE

Quart heizte tüchtig ein MARKUS SUTTER Das Gartenbad Eglisee gehört zum Hirzbrunnenquartier wie der Papst zum Vatikan. Im Jahr 1978 mischte sich die Quart-Redaktion einmal ausnahmsweise direkt in die Politik ein mit einer Petition.

Die Jahre zogen ins Land, das Bad wurde langsam zu klein, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Die 1931 eingeweihte neue und grössere Anlage war für damalige Verhältnisse eine europaweite echte Sensation. Die mit über viertausend Umkleidestellen ausgestattete Badi verfügte über Einrichtungen, die man heute vergebens sucht: Einen 10-Meter-Sprungturm zum Beispiel. Und um so etwas wie Südseeromantik aufkommen zu lassen, verfügte das Eglisee im Weiteren über eine Strandanlage. Zwei der heutigen Liegewiesen waren mit 720 Kubikmeter feinstem Kristallquarzsand gefüllt. Und wer sich die Haare schneiden wollte, fand im heutigen Betriebsleiterbüro einen Coiffeursalon vor. Tempi passati.

Petition für geheiztes Schwimmbad Wir überspringen ein paar Jahrzehnte und möchten noch auf ein Ereignis in eigener Sache zu sprechen kommen. «Petition für ein geheiztes Eglisee» stand in dicken Lettern auf der ersten Seite der Quart-Ausgabe vom Juni 1978. RedaktionsmitIn der Quart-Ausgabe Nummer 4/2011 sind auf der ersten Seite ein paar lächelnde Badenixen aus dem Jahr 1926 abgebildet – natürlich nicht in Bikinis, sondern, wie es sich damals gehörte, noch ganz gesittet. Grund für die Berichterstattung war das 100-jährige Jubiläum von «Badeanstalt Egliseeholz» und «Gartenbad Eglisee». Nachdem der Basler Grosse Rat eine Viertelmillion Franken gesprochen hatte, wurde am heutigen Standort des «Fraueli» eine Badeanstalt mit einem Schwimmbecken von «achtzig mal zehn Metern Seitenlänge» erbaut, wie der Chronist damals schrieb.

«Fraueli» einst auch für Männer Die Frauen hatten das «Fraueli» in den Anfangsjahren übrigens noch nicht alleine in ihren Besitz genommen. Die Zutrittszeiten ins Bad waren stundenweise getrennt nach Geschlechtern aufgeteilt. Das passte allerdings weder den Damen noch den Herren der Schöpfung. Beide bombardierten das Sanitätsdepartement mit Protestbriefen, weil sie mit den verordneten Zeitfenstern nicht einverstanden waren. Hygiene scheint schon damals ein grosses Thema gewesen zu sein, wenn auch in einem anderen Sinn. So wurde etwa in einer Regelung festgehalten, dass das «Einseifen im Badewasser verboten ist».

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­ lgenzuwachs wurde als Problem bezeichnet. A Wie würden die Grünen auf diese Herausforderung (grosser Energieverbrauch) wohl heute reagieren …?

5776 Unterschriften In der darauffolgenden Ausgabe vom August 1978 wurde der Erfolg der Unterschriftenaktion auf der ersten Seite in einem blickverdächtigen Titel schlagzeilenträchtig gemeldet: «5776 Unterschriften.» Das waren mehr als die damalige Quart-Auflage von 5500 Exemplaren! Die Unterschriftenbögen wurden dem zuständigen Baudirekter Eugen Keller überreicht, der öffentlich versprach: «Das Baudepartement und der Gesamtregierungsrat sind fest entschlossen, das berechtigte Begehren raschestmöglich zu realisieren.» Als begeisterter Schwimmer bis ins hohe Alter dürfte Eugen Keller für diesen Wunsch der Bevölkerung grosses Verständnis gehabt haben. Das geheizte Schwimmbad Eglisee ist in der Zwischenzeit schon lange Realität geworden. Q

glied Peter Meier listete die tristen Eglisee-Besucherzahlen in der ersten Badewoche im Mai 1978 im Vergleich zum Joggeli auf: Eglisee 4, Joggeli 1357. Ein Jahr zuvor sah es noch deprimierender aus: Eglisee 5, Joggeli 2005 Besucherinnen und Besucher. Der Grund für das schlechte Abschneiden des Schwimmbads im Hirzbrunnenquartier lag auf der Hand: das Joggeli war geheizt, das Eglisee nicht. Bei kaltem Wetter war das ein bedeutender Standortnachteil für das Eglisee. Die Quart-Redaktion wollte der Politik deshalb Dampf machen, legte der Zeitung ein separates Blatt bei und lancierte eine Unterschriftensammlung für «erwärmtes Wasser in den wichtigsten Bassins des Eglisee» in Form einer (unverbind­ lichen) Petition. Im Gespräch war das Thema Heizen zwar schon lange, genau genommen, seit die drei in unmittelbarer Nähe des Bads gebauten Hochhäuser ihre Schatten zu werfen begannen. Aber die politischen Mühlen mahlten schon damals langsam. «Viel besprochen, immer wieder versprochen, nie gehalten», machte unser Berichterstatter Peter Meier seinem Ärger Luft. Ein Kritikpunkt der Behörden war «der enorme Heizungsaufwand». Auch der Bakterien- und

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ZEITREISE

Das gab es einmal im Hirzbrunnen … RUTH SCHOLER MESSER und Besuchern in ihrem Garten Kaffee und Kuchen, bei Bedarf auch im Wintergarten. Meine betagte Nachbarin erzählte mir, dass sie auf ebendieser Eisbahn ihre grosse Liebe, ihren langjährigen Mann kennengelernt hatte.

Die Bäckerei Helfenstein

Blättert man in alten Ausgaben des Quart, stösst man immer wieder auf Inserate von Läden und Geschäften, die es schon lange nicht mehr gibt. Beim Durchlesen kommen mir Erinnerungen hoch. Als meine Familie 1957 ins Hirzbrunnenquartier zog, gab es hier noch sieben Konsumfilialen, mehrere private Lebensmittelgeschäfte und Metzgereien, fünf Bäckereien, eine Migros, eine Apotheke, einen Schuhladen, eine Papeterie, ein Wullelädeli usw. Und dass es vor dem Zweiten Weltkrieg auch eine Natureisbahn gegeben hatte, daran mag sich heute kaum mehr jemand erinnern.

An der Ecke Kleinriehenstrasse/Hirzbrunnenstras­ se war die Bäckerei Helfenstein. Jeden Morgen gab es hier frisches Brot und Kuchen zu kaufen, legendär waren die Schwarzwälder Kirschtorten. Meine Mutter kaufte unser Brot in dieser Bäckerei. Manchmal vergass sie es und bemerkte dies erst nach Ladenschluss. Dann musste eines von uns Kindern bei Helfensteins läuten, beim Privateingang, nicht im Laden, und noch ein Brot kaufen. Dies geschah im Versteckten, denn Verkauf nach Ladenschluss war damals streng verboten. Die Bäckerei gibt es schon lange nicht mehr, sie wurde zu einer Wohnung umgebaut.

Die Eisbahn der Familie Weber Frau Weber wohnte an der Hirzbrunnenstrasse 16. Das grosse, noch unbebaute Gelände hinter dem Haus gehörte ihrer Familie. Im Sommer wurde der Platz zum Tennisspielen genutzt, im Winter als Natureisbahn (ja, damals hatten wir noch richtig kalte Winter). Frau Weber servierte den Besucherinnen

Gleich gegenüber der Bäckerei befand sich eine der sieben Filialen des ACV (Allgemeiner Consumverein), dort haben wir eingekauft. Die Verkäuferinnen kannten uns Kinder alle persönlich und waren sehr hilfsbereit. Schon als Fünfjährige durfte ich mit einem Zettel und Geld selbstständig über der Strasse einkaufen gehen. Die netten Damen packten die gewünschten Dinge in meine Tasche und nahmen das nötige Geld aus dem Portemonnaie. Damals wurden Mehl, Reis und Zucker usw. noch von Hand in Papiersäcke abgefüllt und über die Theke verkauft, Selbstbedienungsläden gab es noch keine. Der ehemalige Konsi ist heute ein Ta-

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FOTOS RUTH SCHOLER MESSER & ZVG

Der Konsi


gesheim der familea, im Quartier gibt es nur noch zwei Coop-Filialen.

Der Milchmann Erinnern Sie sich noch an Herrn Böhi? An der Allmendstrasse betrieb er einen kleinen Lebensmittelladen. Jeden zweiten Morgen stellte er uns in der Früh ein Kesseli mit Milch vor die Tür. Das Geklapper der grossen Milchkannen war weithin zu hören. Je nachdem, was meine Mutter ins Milchbüchlein geschrieben hatte, standen auch Käse, Joghurt und Eier dabei. Abgerechnet und bezahlt wurde Ende Monat. Aus dem Laden ist später ebenfalls eine Wohnung geworden.

Die Metzgerei Ingold Fleisch gab es bei uns nur am Sonntag, Braten oder Ragout. Dieses kaufte meine Mutter in der Metzgerei Ingold an der Bäumlihofstrasse. Wir Kinder liebten diesen Einkauf, weil für uns jeweils ein Rädli Lyoner Wurst abfiel. Später übernahm Herr Leuenberger die Metzgerei, und heute wird dort die Tagesbetreuung Fantasia geführt.

Schuhhaus SABA

Die Papeterie Tottoli Legendär war Frau Tottoli an der Bäumlihofstrasse. In ihrer Papeterie verkaufte sie auf ganz kleinem Raum alles vom Radiergummi über Bleistifte und Farbstifte, Schulbedarf, Ordner, Kalender und Bastelmaterial bis hin zu Spezialpapieren. Verlangte man einmal etwas ganz Ausgefallenes, fand sie dies sicher im Hinterzimmer. Die Papeterie ist heute ein Wohnhaus.

An der Käferholzstrasse wohnte Familie Saladin. Sie betrieb eine Schuhmacherei mit Laden. All unsere kaputten Schuhe wurden dort geflickt. Im angebauten Laden kaufte meine Mutter oft Finken und Schuhe für uns. Meine heiss geliebten Tigerfinkli kamen von dort. 2014, nach 65 Jahren Betriebszeit, schloss der Laden. Heinz Saladin, der letzte Schuhmacher im Quartier, verkaufte das Haus und begann mit 76 Jahren sein spätes, wohlverdientes Rentenalter ausserhalb des Hirzbrunnens. Im umgebauten Haus wohnt heute eine Familie. Q

Die Gemüsefrau Unsere Gemüsefrau hiess Frau Moser und sprach eine für mich schwer verständliche Sprache: Elsässerdütsch. Zweimal pro Woche zog sie ihren hochbeladenen Gemüsewagen zu Fuss vom Elsass her in die Hirzbrunnenstrasse. Meine Mutter kaufte hier unser Gemüse ein. Auch heute gibt es noch immer eine Elsässer Gemüsefrau im Quartier, Frau Biry. Allerdings fährt sie nun mit einem VW-Lieferwagen ins Hirzbrunnen und wird von ihrer Tochter Pasquale unterstützt.

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NACHGEFORSCHT

Woher kommt der Name «Hirzbrunnen»? CHRISTOPH BENKLER Bereits in früheren Zeiten haben sich mehrere historisch interessierte Personen darum bemüht, den Ursprung unseres Quartiernamens zu ergründen. Nachfolgend eine Zusammenfassung solcher Nachforschungen (diese erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!). Im Kapitel «Fauna» des von Willi Klemm (genannt Benjamin Pfätz) im Jahre 1952 erschienen Werkes «Hirzbrunnen im mindern Basel» erscheinen Flurbezeichnungen wie «Hirzengraben» in Bettingen, «Hirschenleck» in Herten und «Hirschenloh» in Inzlingen, die beiden letztgenannten Orte in der badischen Nachbarschaft. Das lässt darauf schliessen, dass bereits zu historischen Zeiten Hirsche sich in unserer Umgebung wohlfühlten (nicht nur im Tierpark Lange Erlen). Im gleichen Werk beschreibt der Autor eine, im historischen Grundbuch beurkundete Handänderung eines Grundstückes Nr. 78 im «niedern Baselbann» liegend das namentlich mit «der Hirzbrunnen» bezeichnet ist. Dieser Eintrag im Grundbuch ist mit Datum vom 13. März 1848 vermerkt. Gleichentags hat Ursula Hosch, geb. Merian, ihr Grundstück genannt «Hirzbrunnen», Parzelle Nr. 81, an Franz Hindermann-Zäslin verkauft. In der September-Ausgabe 1990 der Zeitschrift «B wie Basel» schrieb der ehemalige Chronist des Quart, Arthur Schmid, Folgendes: Basler Strassennamen, Paul Siegfried (1921): «Entweder gehört das Land, nach dem die Hirzbrunnenstrasse benannt wurde, dem Hause Hirsch, oder es war eine Quelle, an der die Hirsche zu trinken pflegten.» Die Strassennamen der Stadt Basel, Staatsarchivar Dr. Paul Roth (1959): «…nach dem Landgut Hirschenbrunnen oder Hirzbrunnen». Es wird sich wohl nie mehr eindeutig feststellen lassen, ob der Hirschenbrunnen auf dem Bauernhof dem Gehöft den Namen gab, weil ihn eine Familie Hirsch graben liess oder weil in alter Zeit dort Hirsche zur Tränke kamen. Soweit die Ausführungen von Arthur Schmid. In der Broschüre «70 Jahre St. Claraspital» (1998) ist von einem «Hirzbrunnengut» die Rede. Bis1860 war der Handelsherr Franz Zaeslin-Hindermann

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Stadtplanausschnitt aus dem Jahre 1931 Besitzer dieses Anwesens gefolgt bis 1924 nacheinander von Peter Vischer-Burckhardt und Adolf Peter Vischer-Boelger. Seit 1924 ist das St. Claraspital Eigentümerin dieses ehemaligen Hirzbrunnengut. In der Jubiläumsschrift zum 10-jährigen Bestehen des Neutralen Quartierverein Hirzbrunnen (1999) schrieb die Verfasserin, Meta Scholer, von einem «Hirschenbrunnengut». Im Buch von André Salvisberg «Die Basler Stras­ sennamen» (1999) ist zu erfahren, dass das Wort «Hirz» ein alter Ausdruck für «Hirsch» ist. Weiter erfährt man, dass auf dem Areal auf dem sich das heutige St. Claraspital befindet, früher das Landgut «Hirschenbrunnen» oder «Hirzbrunnen» stand.


AUF FOTOPIRSCH

Schilder, Schilder CHRISTOPH BENKLER

Hirzbrunnenvilla Möglicherweise befand sich dort eine Quelle, aus der Hirsche und anderes Wild tranken. An der Riehenstrasse 74 und 76 standen zwei Häuser, genannt «Zum Hirschenbrunnen». Den Eintragungen des Statistischen Amts BaselStadt aus dem Jahr 2015 entnehme ich, dass unser Quartier bis 1924 « Hinter dem Badischen Bahnhof» hiess. Im selben Jahr verfasste das Statistische Amt folgende Beschreibung zu diesem Quartier: «Das letzte Wohnviertel der Stadt hat noch keinen eigentlichen Namen erhalten; auch sein Charakter ist durchaus unbestimmt, da die Besiedlung noch allzu spärlich ist. Hier berühren sich die äussersten Extreme von Landhäusern und Mietskasernen.» Anfang der 1930er-Jahre erhielt das Quartier den Namen Hirzbrunnen (ehem. Landgut).

FOTOS CHRISTOPH BENKLER

In der Ausgabe vom 3. April 2018 der «bz BASEL» steht unter Anderem, dass sich «im einstigen Sumpfgebiet zwischen Riehen und Badischem Bahnhof eine Quelle, an der Hirsche tranken, befand; so genau weiss das niemand mehr…» Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Name Hirzbrunnen höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit Hirschen und deren Tränke entstanden ist – was ja auch logisch erscheint. Mit Sicherheit lässt sich das aber nicht mehr eruieren. Freuen wir uns doch darüber, dass unser Quartier ein so schöner Name tragen darf! Q

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QUARTIERENTWICKLUNG

Das Hirzbrunnen im Wandel RUTH SCHOLER MESSER

«Hinter dem Badischen Bahnhof» So wurde unser Quartier bis 1930 etwas abwertend genannt. Denn der Badische Bahnhof (fertiggestellt 1913) trennte mit einer breiten Schienenschneise das Hirzbrunnen vom Rest der Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Basel grosse Wohnungsnot, über dreitausend Menschen waren obdachlos. So baute man in den 1920er- und 1930erJahren hinter dem Badischen Bahnhof auf billigem Land für die bescheiden verdienende Bevölkerung Einfamilienhäuser mit Garten, dies zwischen der Riehenstrasse und der Bäumlihofstrasse. Ein grös­ seres Haus für Arbeiter und Angestellte kostete damals 26 000 Franken, unvorstellbar bei den heutigen Preisen.

Wohngenossenschaften Zu den ersten Genossenschaften im Quartier gehörten die immer noch beliebten Flachdachhäuser im Surinam. Um diese bauen zu können, hatte die Genossenschaft Lange Erlen 1928 ein Subventionsgesuch an die Regierung gestellt, das diese dann auch bewilligte. Doch wurde aus bürgerlichen Kreisen das Referendum dagegen ergriffen. Ein erbitterter Abstimmungskampf gegen die «sozialistisch-kommunistische Zwängerei» wurde geführt,

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aber Genossenschafter und Architekten gewannen die Abstimmung. Jetzt konnte gebaut werden, und die Häuser wurden schon 1929 bezogen. Auf dem Flugblatt zur Abstimmung lesen wir: «Raum ist in der kleinsten Hütte für ein liebendes Ehepaar. Aber wo ist Raum, ich bitte, für die grosse Kinderschar?» Im Zuge einer weiteren Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Genossenschaften zwischen Bäumlihofstrasse und dem Trassee der Deutschen Bahn. 1932 wurde die reformierte Kirche St. Markus eingeweiht, und 1950 die katholische Kirche St. Michael.

Ein Begegnungszentrum fürs Quartier? Eigentlich wollten die Architekten der Gründerzeit auch ein Begegnungszentrum errichten, dafür hatten sie das Landgut Hirschenbrunnen mit Park ausersehen. Doch daraus wurde nichts – das Geld fehlte schon damals. Heute steht dort das 1928 eröffnete Claraspital.

Das Allmendhaus und das Gemeinde­ zentrum Bäumlihof Das änderte sich 1970 mit der Einweihung des Allmendhauses. Und gleichzeitig erschien die erste Ausgabe des Quart! Und hier lesen wir: «Mit dem Allmendhaus wird ein offenes Hause für ALLE dem Betrieb übergeben. Aber es wird nicht allein bleiben. Wenige hundert Meter weiter wird das Gemeindezentrum Bäumlihof entstehen.» Man hoffte, dass man bereits 1971 mit der Überbauung des Gebiets zwischen Allmendstrasse und Bäumlihof beginnen könne. Geplant waren Hochhäuser und Wohnblöcke für mehr als viertausend Menschen, eine neue reformierte Kirche, ein Einkaufszentrum, eine quartiereigene Post (Basel 26, schon damals ein Thema), Alterswohnungen, Freizeiträume, ein Hallenbad, eine Kinderkrippe, eine Bibliothek mit Lesesaal usw. Quart freute sich: «Aus unserem ‹Wohn›-Quartier wird ein Gemeinwesen, und wir können miteinander Zukunft gestalten.» Doch es sollte alles anders kommen. Das neue Raumplanungsgesetz von 1972 setzte den Plänen ein Ende, das Gelände musste als Landreserve für kommende Generationen frei bleiben – und auch das Gemeindezentrum wurde nicht gebaut. Und als vor fünfundzwanzig Jahren die Stadt erneut Baupläne hatte, wurden diese durch die Annahme der Initiative «Der Bäumlihof bleibt grün» ein weiteres Mal verhindert.


Fertig gebaut? Gegen Ende des 20. Jahrhunderts waren dann auch die letzten Landreserven verbaut, zum Teil mit Hochhäusern, dies rund ums Eglisee, entlang des Bahndamms der Deutschen Bahn und im Rankhof. Jetzt schien das Hirzbrunnen fertig gebaut zu sein.

de sowie die Aufstockung des Elisabethenheims. Über all diese Projekte und weitere Veränderungen im Quartier informiert das Quart seine Leserinnen und Leser regelmässig und zuverlässig. Dies ganz nach dem Motto aus dem ersten Quart vor 50 Jahren: «Unser Quartier wandelt sich.» Q

FOTOS ZVG

Grosse Veränderungen Doch seit knapp zehn Jahren wird im Quartier wieder kräftig weitergebaut. In den Schoren, auf dem Gelände der Novartis, entstanden um die dreihundert neue Wohnungen und ein Schulhaus. Das Claraspital baute um und erstellte an der Hirzbrunnenstrasse einen grossen Neubau, der noch in diesem Sommer bezogen werden kann. Die Wohngenossenschaft Riburg riss ihre ältesten Wohnblöcke ab und baut an deren Stelle grosszügige Genossenschaftswohnungen, die den heutigen Wohnansprüchen entsprechen. Die ersten Wohnungen sollen Ende 2020 bezugsbereit sein. Am Eisenbahnweg wurden letztes Jahr die Bauarbeiten aufgenommen: bis 2023 sollen hier 185 Wohnungen und eine Autoeinstellhalle mit 450 Parkplätzen entstehen. Und last, but not least stehen in den nächsten Jahren weitere Bauprojekte an: die Sanierung des Allmendhauses, der Abbruch der St. Markuskirche und der Bau von Wohnungen auf dem Kirchgelän-

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DIE BLATTMACHER

Wie entsteht eine Quart-Ausgabe? HAIGGI LEIMBACHER Ganz einfach: Man sammelt Manuskripte mit Thema Hirzbrunnen, setzt sie zu einer Zeitung zusammen, lässt diese drucken und in die Briefkästen des Quartiers verteilen. Fertig. Eigentlich stimmt das, aber so einfach ist es dann doch nicht. Das Ganze beginnt mit einer Redaktionssitzung, die beim Verein Quart Impressumssitzung heisst. (Jaja, das Quart ist tatsächlich ein Verein mit GV und so.) Diese Sitzung findet im Normalfall etwa zwei Wochen nach der letzten Ausgabe statt. Da wird zuerst die vorangegangene Ausgabe besprochen. Was war gut, was weniger, hat es Reaktionen gegeben, worauf ist bei der nächsten Ausgabe zu achten und so weiter. Dann wird die nächste Ausgabe besprochen. Wann ist Redaktionsschluss beziehungsweise wann wird die Nummer verteilt, wer schreibt (über) was, wie steht es mit Inseraten, ist die Verteilung gesichert? Die Sitzung wird normalerweise mit einem kleinen Imbiss beendet, dies als Entschädigung für die geleistete Arbeit. Das Redaktionsteam arbeitet ja bekanntlich ehrenamtlich. Bei diesem ungezwungenen Beisammensitzen entstehen dann oft noch gute neue Ideen.

Redaktionsschluss Etwa zehn Tage vor Redaktionsschluss wird an alle dem Quart bekannten Vereine, Gruppierungen und Organisationen im Quartier ein Erinnerungsmail mit den aktuellen Daten (Redaktionsschluss, Verteilung) versandt. So langsam treffen dann die ersten Beiträge (oder Mitteilungen wie «Der Text wird erst zwei Tage nach Redaktionsschluss fertig sein …») im elektronischen Quart-Briefkasten ein.

Endredaktion … Hier beginnt die eigentliche Endredaktionsarbeit. Die Texte werden gesichtet und für das Layout aufbereitet. Dabei werden eventuelle Fehler korrigiert. Typische Fehler sind orthografische und grammatikalische. Auch Datumsfehler gibt es. Wenn zum Beispiel steht «Dienstag, 14.», am Dienstag aber der 15. ist, bedingt das eine Nachfrage beim Autor oder bei der Autorin. Auch bei unklaren Aussagen muss rückgefragt werden. Weiter muss auch die automatische Silbentrennung ausgeschaltet sein, da beim Layout bestimmt anders getrennt wird als im Manuskript. Dann werden die Zeichen gezählt, damit man ungefähr weiss, wie viel Platz benötigt wird. Das Quart wird vierspaltig gedruckt. Eine Spalte

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umfasst ungefähr zweitausend Zeichen, das entspricht ca. 42 Zeilen.

… und Aufbereitung für das Layout Eine Idealgrösse für Texte gibt es nicht, aber bei allzu grossen Beiträgen wird nach Kürzungsmöglichkeiten gesucht. Zu einem guten Bericht gehört auch mindestens ein Foto von guter Qualität. Fotos werden heutzutage meistens mit dem Handy gemacht. Das ist in Ordnung, wenn das Handy neuwertig ist. Früher konnte man solche Aufnahmen kaum gebrauchen. Wenn dann der Text aufbereitet ist, die Anzahl Zeichen notiert und die eventuellen Fotos angegeben sind, wird der Beitrag auf Papier ausgedruckt, normalerweise sind das ein bis zwei Seiten. Merke: Text auf Papier lässt sich besser lesen (und korrigieren) als auf dem Bildschirm. Eine weitere wichtige Tätigkeit ist das Erstellen des Veranstaltungskalenders, der auf der letzten Seite vom Quart gedruckt wird. Das ist dann nochmals eine knifflige Angelegenheit. Stimmen die Daten und Zeiten mit den Angaben im Text, falls vorhanden, überein? Soll man regelmässige Veranstaltungen einzeln aufführen? Auch hier sind manchmal Kürzungen notwendig.


Nach dem Redigieren sind sämtliche Texte und Fotos und eventuelle Originalmanuskripte bereit für das Layout. Früher wurden damit Druckfahnen erstellt, die dann von Hand zur Druckvorlage zusammengeklebt wurden. Heute geht das viel einfacher: Man kopiert alles auf einen Stick und geht damit zum Layouter.

Layout Der Layouter (und manchmal auch die Layouterin) erstellt nun mit dem gesamten Material und den von der für die Inserate verantwortlichen Person erhaltenen Inseraten am Computer eine erste Version des Quart. Das tönt sehr einfach, ist es aber bei Weitem nicht. Obwohl dafür diverse Programme zur Verfügung stehen, ist es eine Kunst, eine ansprechende Zeitung herzustellen. Was kommt auf die Titelseite, welche Überschriften kann man machen, und, und, und. Dabei müssen vielleicht noch Textkürzungen vorgenommen werden, oder im Extremfall muss ein ganzer Text weggelassen werden, das wäre dann ein «Stehsatz». Die Endredaktion bekommt dann eine elektronische Version der Zeitung zur Ansicht. Ist diese Version gut, wird sie auf Papier gedruckt und zum Korrekturlesen abgegeben. Zurzeit ist das ebenfalls Aufgabe der Endredaktion. Das Durchlesen und Korrigieren einer Ausgabe (16 Seiten) bedeutet

nochmals vier bis fünf Stunden Arbeit. Dabei kann es sogar vorkommen, dass ein Text ersetzt werden muss.

Druck und Verteilung Nachdem der Layouter die Version bereinigt hat (Fehler korrigiert, evtl. zusätzliche Fotos eingefügt usw.), übermittelt er die definitive Version an die Druckerei. Nach dem Gut zum Druck werden die 6500 Exemplare (Stand 2020) gedruckt, zu Bündel à 25 Stück zusammengefasst und auf einem Palett gestapelt. Das ist eine «gewichtige» Sache: Ein Quart wiegt ca. 55 Gramm, somit wiegt die gesamte Ausgabe ca. 360 Kilogramm! Anschliessend wird das Palett ins Allmendhaus im Hirzbrunnen geliefert. Hier holen die Verträgerinnen und Verträger ihre Anzahl Exemplare ab und verteilen sie gemäss dem Verteilplan in die Briefkästen im Quartier. Quart-Abonnenten ausserhalb des Hirzbrunnenquartiers erhalten ihr Exemplar per Post. Es steckt viel Arbeit hinter einer Quart-Ausgabe. Dieser Aufwand wird aber von allen Beteiligten gerne geleistet, insbesondere auch deshalb, weil es immer wieder positive Reaktionen aus dem Leserkreis gibt. Unbescheiden kann man sagen: Gut, dass es Quart gibt! Q

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VIELFALT

Institutionen im Hirzbrunnen FRÄNZI ZUBER Im Hirzbrunnen gibt es entgegen vieler anderslautender Meinungen eine ganze Menge Vereine und Institutionen, die für die Quartierbevölkerung da sind.

Jugend und Sport

FOTOS ZVG

Wer kennt nicht die Quartiertreffpunkte und Vereine, der Neutrale Quartierverein Hirzbrunnen etwa, der lange Zeit von Renate Köhler präsidiert wurde und, wie in der Quart-Ausgabe vom Frühjahr 2019 berichtet wurde, seit Mai 2019 mit Stephan Gassmann einen neuen Präsidenten hat. Der Quartiertreffpunkt Hirzbrunnen feierte im Juni 2018 sein 31-jähriges Bestehen, und der ELCH im selben Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum. Die Feiern hörten nicht auf, denn im Mai 2019 eröffnete der Quartierraum Schoren mit einem schönen Fest seine Tore. «Was ist eigentlich die Jubla?» Unter diesem Titel beschreibt das Leiterteam in Quart 5/2014 die Organisation Jungwacht Blauring, die für alle Schulkinder, die mögen, ein abwechslungsreiches Programm am Samstagnachmittag bietet und im Sommer ein spannendes Lager durchführt.

Ja, auch für die jungen Leute gibt es im Quartier viele Institutionen, wie der Robi Allmend, der sein 50-jähriges Bestehen letzten Sommer mit einem rauschenden Fest beging. Nicht zu vergessen die Ausstellung mit den Bildern aus früheren Zeiten des Robi-Spielplatzes mit seinen jungen Besucherinnen und Besuchern. Im Jugendhuus Eglisee bietet die JuAr Basel viel Unterhaltung für Jugendliche aus dem Quartier und einen Treffpunkt für Mädchen oder Jungs unter sich. Der Verein allwäg begleitet künstlerisch interessierte Kinder zur Musik oder zu gestalterischem Ausdruck und hat im Schoren zweimal wöchentlich die Türen offen. Im Turnverein Kleinbasel oder in den verschiedenen Fussballvereinen, die im Quartier ihre Trainingsplätze haben, können sich Jung und Alt (oder Älter?) der körperlichen Ertüchtigung widmen und im Kreise gleichgesinnter sportlich aktiv sein. Der Fussballverein Kleinhüningen trainiert fleissig in

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den Schoren, der FC Nordstern auf dem altehrwürdigen Fussballplatz Rankhof, und BCO Alemannia trainiert die jungen Fussballer auf der Hörnlimatte und dem Bäumlihof. Auch BCO Alemannia feierte 2019 einen runden «Geburtstag», schon 100 Jahre wird dort Fussball gespielt. Für den Kampfsport gibt es verschiedene Vereine wie den JC Budokan Basel, Budo Arts Basel oder die Taekwondo-Schule Chon-Ji, die im Gymnasium Bäumlihof trainiert. Der SC Uni Basel trainiert im Eglisee Eishockey, und bei zwei verschiedenen Tennisclubs, dem TC Kleinbasel und dem TC Rankhof, können Sie das Racket schwingen. Der PluSport Behindertensport Basel hat seine Kontaktadresse im Quartier, und bis vor Kurzem trainierte das Tanzwerk in den Räumlichkeiten des alten Pumpwerks der IWB in den Langen ­Erlen.

Gärten, Freizeit und Tiere Auch viel Bewegung braucht es in einem Familiengarten, und von diesen gibt es bei uns im

Quartier einige: FGV Rankhof, Bäumlihof, Hirzbrunnen, Hörnli, Spittelmatten und Drei Linden, so heissen die einzelnen Vereine, alle Gärten werden über die Stadtgärtnerei Basel verpachtet. Wer keinen eigenen Garten besitzt, seinen Grünabfall aber nicht in den Hauskehricht werfen will, der spaziert zu den verschiedenen Kompostplätzen, die von freiwilligen Kompostgruppen betreut werden. Viele Vereine und Organisationen kümmern sich um unser Zusammenleben, unsere Freizeitgestaltung oder um unsere Seelen. Etwa die beiden Pfarreien St. Markus und St. Michael, die sich trotz Grosspfarreien im Kleinbasel im Quartier um uns kümmern. Der Verein Begegnungszentrum Allmendhaus organisiert viele Angebote und ist momentan mit dem Erhalt, der Nutzung und dem Umbau des Allmendhauses sehr beschäftigt. Und das alles zu unserem Wohl! Der Erlen-Verein mit seinem wunderschönen Tierpark ist ein riesiges Geschenk für Gross und Klein und macht es immer noch möglich, gratis durch das Fenster zur Natur unserer Umgebung zu schauen. Oder wo würden wir sonst noch einen Luchs oder Wisent antreffen?

Noch Vorurteile? Und wussten Sie, dass wir sogar ein Museum im Hirzbrunnen haben? Das Computermuseum, geführt von Gerold und Sven Süss im Gymnasium Bäumlihof, ist einen Besuch wert. Ich weiss, das ist nur ein grober und wahrscheinlich nicht vollständiger Überblick – Entschuldigung an alle, die ich nicht erwähnt habe! Aber wir sehen, das Hirzbrunnen bietet viel und ist kein Schlafquartier! Q

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SCHULEN

Ein Quartier ohne Schulhaus RUTH SCHOLER MESSER

1977 feierte das Primarschulhaus Hirzbrunnen seinen 20. Geburtstag. Quart schrieb damals dazu: «Die alteingesessenen Bewohner des Hirzbrunnenquartiers wissen, dass früher die Primarschüler des Quartiers für den Schulbesuch ins Rosentalschulhaus marschieren mussten. Ihr Schulweg wurde etwas verkürzt, als die Primarklassen 1951 in den ersten Trakt des neu erstellten Sandgrubenschulhauses umzogen. Im Frühjahr 1957 war es dann so weit, dass die Primarschüler freudig in ihr neues Quartierschulhaus einziehen konnten.» Heute kann man sich dies kaum mehr vorstellen: ein grosses Wohnquartier, vor allem für Familien gebaut, und kein eigenes Schulhaus! Noch eine Neuerung brachte der Einzug ins neue Schulhaus mit sich: 1958 wurde die Geschlechtertrennung in den Basler Schulen aufgehoben. Im Hirzbrunnenschulhaus begannen die neuen ersten Klassen gemischt mit Mädchen und Buben. Die Koedukation setzte sich ab dann durch alle Schulstufen fort, bis 1972 die letzte Mädchenschule in Basel auch Buben aufnehmen musste (MOS = Mädchenober-

schule, später DMS = Diplommittelschule, heute FMS = Fachmaturitätsschule).

Das Schorenschulhaus Schon bald wurde das Hirzbrunnenschulhaus zu klein. 1962 konnten die Kinder in den Schoren ihr eigenes kleines Schulhaus beziehen, den noch heute bestehenden Pavillon am Schorenweg 81. Da auch dieses Schulhaus mit der Zeit aus allen Nähten platzte, wurde 2017, auch am Schorenweg Nummer 23, ein neu gebautes Primarschulhaus eingeweiht.

Die Primarschulen im Quart Quart lud immer wieder Klassen dazu ein, an der Zeitung mitzuschreiben. Es entstanden interessante, lustige und besinnliche kleine Aufsätze über Weihnachten, Ängste, Wünsche und Hoffnungen, die Grosseltern usw. Und von 1976 bis 2000 gestalteten die Primarschulen jeweils im Allmendhaus oder in der Michaelskirche ein schönes Weihnachtssingen mit Liedern und Gedichten, sporadisch zusammen mit dem Kirchenchor. Eingeladen waren Eltern, Freunde und die Quartierbevölkerung. Schade, dass diese Tradition gestorben ist.

Das Schulhaus Drei Linden Dieses Schulhaus ist das jüngste der Schulhäuser im Hirzbrunnen und knapp neben der Grenze zu Basel auf Riehener Boden gebaut. Der Bau war nötig, da die Schulen im Zuge der Schulreform von 1994 mehr Platz brauchten. 1997 konnte die Orientierungsschule (OS) ins neue Schulhaus einziehen, und nach einer weiteren Schulreform (HarmoS) ist jetzt die Sekundarschule dort zu Hause.

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4. PRIMAR SCHOREN 1995

Kinderwünsche

Das Gymnasium Bäumlihof (GB)

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Der Komplex des Gymnasiums Bäumlihof ist der grösste der ganzen Schulhausanlage am Rande des Hirzbrunnen. In einem Teil des Gebäudes ist heute die Sekundarschule untergebracht. Seit dem Bau 1973 war das GB immer wieder Gast im Quart. Wir berichteten über das Einweihungsfest, über Schulanlässe, Projekte, Konzerte, Schulfeste und die umfassende Renovation des Gebäudes von 2014 bis 2018. Ein besonderer Höhepunkt erlebte das Gymnasium Ende 2013. Quart schrieb damals: «Das Gymnasium Bäumlihof wurde als einziges Gymnasium mit einem Schweizer Schulpreis ausgezeichnet. Die Jury hob besonders hervor, dass die Schule mit ihrem Projekt GBplus einen Leuchtturm in der Schweizer Bildungslandschaft darstelle.» Und wirklich, mit diesem Preis wurde «unser» Gymnasium im Hirzbrunnen auf einen Schlag in der ganzen Schweiz bekannt. Was Quart natürlich ganz besonders freut! Q

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WUSSTEN SIE, DASS …

Ein statistisches Sammelsurium CHRISTOPH BENKLER

…es im Jahr 1709 so bitter kalt war, dass (Originaltext) «der Rhein bis Käppelijoch zufror. viel leut mussten Ferfrüren auf den Strassen und die Bäum sonderlich die Nussbäum krachten und knallten voneinander dass sehr wenig übrig blieb so nicht Ferfroren werren, dergleichen bei Menschengedenken nicht beschechen. viel fruchtbar Birenbäum Zwerchbäume, deren man allhie von fremden rahren Obs ein Quantitet hatten sind ferfroren, dass man sie bis in den Boden abhauen musste.» …im Jahre 1860 am Wiese-Fluss bei Grabarbeiten ein Mammutzahn gefunden wurde; ein ebensolcher 1925 in der damaligen Grube hinter der jetzigen Dreilinden-Siedlung. …in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1875 ein Orkan beträchtlicher Schaden in den Langen Erlen anrichtete; gegen 300 Stämme wurden niedergerissen oder entwurzelt. …in früheren Zeiten in einem Weiher, genannt «Egliseeholz», Medizinalblutegel gezüchtet wurden.

Nun zu geografischen Gegebenheiten: …unser Quartier durch vier verschiedenartige Grenztypen begrenzt wird: Landesgrenze zu Weil am Rhein in den Langen Erlen (EU-Aussengrenze!) im Norden, Kantonsgrenze BS/BL zu Birsfelden in der Rheinmitte im Süden, Gemeindegrenze zu Riehen über das Bäumlihof- und Landauerareal im Osten und zu den, statistischen Zwecken dienenden Quartierabgrenzungen der benachbarten Stadtquartiere Wettstein, Rosental und Kleinhüningen im Westen. Diese Grenzen rund um unser Quartier weisen gesamthaft eine Länge von ca. 8,6 km auf. Welche schweizerische Gemeinde kann auch einen solchen «Reichtum» von verschiedenen Grenztypen aufweisen…? …der geografische Mittelpunkt des Kantons BaselStadt in unserem Quartier, genau genommen im Bereich der Wohnsiedlung «Im Heimatland» und auf 260 m ü. M., liegt.

Hirzbrunnen: nicht der Nabel der Welt, aber der ­geografische Mittelpunkt von Basel-Stadt

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…dass das Hirzbrunnenquartier mit seinen 309,7 Hektaren flächenmässig das grösste Stadtquartier ist. Mit 59,3% Grünflächenanteil (Lange Erlen!) hält es diesbezüglich den Spitzenplatz aller Stadtquartiere (mehr als das gut durchgrünte Bruderholz). …die fliessenden Gewässer, wie z. B. die Wiese, der Riehenteich, der Otterbach, der Neue Teich etc., in unserem Quartier ca. 8,75 km lang sind.

Zur Bevölkerungsstruktur: …dass das Quartier Ende 2018 eine Wohnbevölkerung von 9366 Personen in 4405 privaten Haushalten beherbergte. Das sind durchschnittlich ca. 2,1 Personen pro Haushalt. …dass 82% dieser Personen als Muttersprache Deutsch angeben, 6% Englisch, 4% Italienisch, 2% Französisch und 6% anderweitige Sprachen. …der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung mit 24% wesentlich tiefer liegt als der städtische Durchschnitt. …der Leerwohnungsbestand Ende 2019 36 Wohnungen betragen hat (0,8%). …die Bevölkerungsdichte pro Hektar Wohnzone 30,3 Personen beträgt. Zum Vergleich beträgt die Personendichte im städtischen Durchschnitt 55,8 Personen pro Hektar Wohnzone. …dass im Jahre 2018 Quartierbewohnerinnen 91 Kin-

RIEHEN

+ BASEL

BETTINGEN

CHRISTOPH BENKLER

Beginnen wir mit historischen Erinnerungen:


POST IM HIRZBRUNNEN

Nie gabs eine reguläre Poststelle der geboren haben; im gleichen Zeitraum 73 Quartierbewohnende verstorben sind. 337 Personen sind ins Quartier zugezogen; 388 sind weggezogen. …Ende 2018 bekannten sich 1238 Gläubige zur römisch-katholischen Kirche, 1432 zur evangelisch-reformierten, 578 zum Islam. 3763 gaben an konfessionslos zu sein und die Restlichen diversen Glaubensrichtungen oder haben keine Angabe gemacht. …71 % der Quartierbewohner gehen einer Erwerbstätigkeit nach.

Zur Freizeit und Verkehr: …der Tierpark Lange Erlen Ende 2018 798 Tiere beherbergt hat. …in den letztjährigen Saisons das Gartenbad Eglisee 94’037 Eintritte verbuchen konnte; das gleichnamige Hallenbad deren 18’919 und die «Kunschti» 56’467. …das Quartier einen Salon mit «Rotlicht-Milieu»Hintergrund aufweist. …unser Quartier von zwei Tram- und sieben Bus­ linien bedient wird. Dabei können wir innerhalb unseres Quartiers an 11 Haltestellen ein- oder aussteigen. Können Sie alle Haltestellen des öffent­ lichen Verkehrs im Hirzbrunnen aufzählen?

Schlussbemerkungen: Genug der «Zahlenbeigerei» – es gäbe noch Vieles zu erwähnen. Dafür wissen wir jetzt, dank der Publikation von W. Klemm, «Hirzbrunnen im mindern Basel», 1952 und den Angaben des Statistischen Amts BaselStadt, einiges mehr über unser lebenswertes, schönes Herzbrunnenquartier. Q

Historischer, nach wie vor rechtskräftiger Landesgrenzstein Nr. 14 aus dem Jahre 1488 in den Langen Erlen (im Bereich des Otterbachweg).

RUTH SCHOLER MESSER Obwohl grösstes Quartier in Basel, hatte das Hirzbrunnen nie eine Poststelle. Die nächste befindet sich im Badischen Bahnhof. Das Fehlen einer quartierinternen Post war immer wieder Thema im Quart.

Selbstbedienungspost Im November 1974 schreckte Quart mit folgender Meldung auf: Was seit längerer Zeit gemunkelt werde, soll in nicht allzu ferner Zeit Wirklichkeit werden – ein beträchtlicher Teil des Hirzbrunnenquartiers werde dem Briefträger Adieu sagen und die Post selbst holen müssen. Es sind zwei Selbstabholungsanlagen geplant, an der Paracelsusstrasse und an der Wittlingerstrasse. Es herrschte grosser Personalmangel bei der Post. Die Kreispostdirektion Basel glaubte, dass deshalb Selbstbedienungsanlagen den Kunden am besten dienten (ein Schliessfach für jeden Haushalt). Quart organisierte darauf einen öffentlichen Ausspracheabend, und auf grossen Druck der Bevölkerung und der Grossrätinnen und Grossräte aus dem Quartier sah die Post von diesem Projekt ab.

Wann kommt eine Hirzbrunnen­ post? 2002 untersuchte die Post ihr Filialnetz erneut. Da wurde Quart aktiv und lancierte eine Petition zuhanden des Regierungsrats Basel-Stadt. Die Unterzeichneten wünschten eine bessere Postbedienung und eine eigene Poststelle im Quartier. Jetzt, auf Druck der Bevölkerung, fand die Post eine Lösung fürs Hirzbrunnen, die bis heute besteht. Die Textilreinigung Näf an der Bäumlihofstrasse bewirtschaftet seit 2004 eine Postagentur, wo man Pakete und eingeschriebene Briefe abholen, Marken kaufen sowie Briefe und Pakete versenden kann. Sogar kleinere Geldbeträge kann man ab Postkonto beziehen. Für Einzahlungen aber müssen wir Hirzbrunnenbewohner weiterhin unser Quartier verlassen und eine reguläre Poststelle aufsuchen. Q

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EIN BLICK ZURÜCK

Die Quart-Wette hätte ich glatt verloren PETER MEIER Hätte mir 1970 jemand gesagt, Quart werde 50 Jahre alt, ich hätte die Wette glatt verloren. Aber blicken wir zurück: 1920: Hirzbrunnengut, einige einsame Bauern­ höfe. 1925: In schneller Abfolge entstehen die ersten Häuser, vor allem im heutigen alten Quartierteil und im Surinam. 1928: Das Claraspital wird eröffnet, immer mehr neue Häuser werden gebaut. 1930–1950: Innert zwanzig Jahren hat die Wohnbevölkerung von wenigen Einwohnern auf beinahe neuntausend Personen zugenommen (fast auf die heutige Zahl, heute unter Beanspruchung von mehr Wohnraum). Überall blüht das Vereinswesen (was auch sonst, es gab ja kaum Unterhaltung und auch noch kein Fernsehen). Die Leute aus dem Hirzbrunnen mussten dazu meist in die Stadt (auch die Kinder). Im Hirzbrunnen gab es nur das Schulhaus, wenige Räume in St. Markus, die Bibliothek und ab 1969 den Robi Allmend. Was es allerdings schon lange gab: den alten Rankhof. Dort fanden jahrelang sogar Länderspiele statt, zum Beispiel Schweiz gegen Deutschland, Holland oder Ungarn!

Quartierzeitungen

Quartierzeitung I: 1934 erschien kurzfristig ein vervielfältigtes Blättli mit wenigen Ausgaben zum Lobe von Moskau, der Revolution und des Kommunismus. Quartierzeitung II: Von 1952 bis 1954 gab es die «Quartierbrille». Nachdem die Bäumlihofstrasse, die ursprünglich an der Allmendstrasse endete, bis nach Riehen verlängert worden war, entstanden

Visiualisierung von 1972 der geplanten Bäumlihofüberbauung. 1980 endgültig bachab geschickt (Büro Vischer).

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zusätzliche Geschäfte. Sie brauchten ein Publikationsorgan, angereichert mit Geschichten aus dem Quartier, geschrieben vor allem von «Pfätz», Willi Klemm, der vorher schon eine wissenschaftlich umstrittene Geschichte des Quartiers geschrieben (und für St. Michael ein Vereinsprovisorium gebaut) hatte. Nach drei Jahren wurde die Sache zu teuer. Quartierzeitung III: Das Quart, seit 1970, über das wir heute schreiben.

Blättern wir weiter zurück

1950: Der Druck nach Wohnungen wird immer grösser. Die Michaelskirche wird gebaut, wenig später ein provisorisches Vereinshaus (in Fronarbeit, für zwanzigtausend Franken). Auch St. Markus baut aus. Erstmals gibt es im Quartier ein grösseres Vereinsleben. 1965: Die Bevölkerung stimmt der Gesamtüberbauung des Bäumlihofareals zu (ja, zu! Man vergisst schnell). Gedacht ist an ein Quartier mit fünfzehntausend Personen, ETH-Expertise! (Basel soll dann dreihunderttausend Einwohner haben.) Auch der Bund verlangt Schaffung von zusätzlichen Siedlungsgebieten. St. Markus erhält an der Ecke Bäumlihofstras­se/Allmendstrasse ein Stück Land geschenkt für ein grosszügiges Quartierzentrum mit Vereinsräumen, Läden, Altersheim usw. Geplant wird weiter eine «Filiale» der Musik-Akademie Basel. Schon bald beginnt aber ein Umdenken. Immer mehr Leute wollen einen «grünen Bäumlihof». Man erfährt, dass unter dem Bäumlihofareal eine Wasserscheide ist und die Überbauung unser Trinkwasser gefährden könnte. Ein Quartierzentrum wird immer unsicherer.


Blick vom Wenkenhof Richtung Basel, kein Hirzbrunnen in Sicht (Stich von Emanuel Büchel 1752).

1970: St. Michael will ein relativ kleines Vereinshaus bauen, zuerst noch ohne Saal. Angesichts der Entwicklung wird es erweitert, vor allem um einen Saal, jedoch fehlt es an Geld. (Die katholische Kirche ist damals rechtlich ein Verein, alle Mittel gibt es nur aus freiwilligen Spenden.) Darum gibt es zuerst keinen Lift und anderes (aus heutiger Sicht: leider). Aus dem «Pfarreiheim» wird nach langen Diskussionen ein «Offenes Haus», das Allmendhaus, bezahlt von relativ wenigen, offen für alle. Das Haus braucht ein Konzept. Im Konzept, das ich im Auftrag einer Dreierarbeitsgruppe schrieb, steht: «Wir brauchen auch eine Quartierzeitung. Was nützen Ideen und Räume, wenn niemand weiss, was läuft?» Dieses Konzept war die Geburtsstunde des Quart! Nochmals kurz zum Bäumlihofareal: 1972 geht der Regierungsrat über die Bücher und will die Nutzung um zwanzig Prozent beschränken. Ein Quartierzentrum wie geplant macht nun kaum mehr Sinn. 1975 wird die Initiative für einen grünen Bäumlihof eingereicht, Regierung und Grosser Rat prüfen. 1980: Zweite Volksabstimmung, der Bäumlihof bleibt grün. Den Kanton kostet das rund achtzig Millionen Franken, wie wir heute wissen eine gute Investition.

Quart war immer neutral, aber die Kirchen als Geldgeber verlangten, dass sie als Herausgeber genannt würden – nicht zu unserer Freude, und schon ab der dritten Ausgabe nicht mehr. Quart war auch parteilos, aber trotzdem politisch. Im Quartier gab es rund zehn Grossrätinnen und Grossräte, die regelmässig über ihre Arbeit berichteten. Quart organisierte selbst viele Informationsund Diskussionsabende, oft mit über zweihundert Besucherinnen und Besuchern. Praktisch jeder Regierungsrat erschien auf der Bühne des Allmendhauses, aber auch Künstler und Professoren, Leute wie der Theaterdirektor oder der unvergessliche Affenspezialist Dr. h. c. Carl Stemmler.

wird eröffnet. (Das Hirzbrunnenschulhaus gibt es schon seit 1957.) 1974: Der Regierungsrat plant eine Tramlinie durch die Bäumlihofstrasse. Die Linie 6 würde nur noch bis zum Eglisee fahren. Widerstand von allen Seiten. Quart organisiert in jedem Jahr zusammen mit den Primarschulen ein grosses Weihnachtssingen im Allmendhaus. 1975: Quart organisiert den Widerstand gegen zwei Selbstbedienungspoststellen. 1976: Quart organisiert den einzigen Diskussionsabend vor den Regierungsratswahlen, an dem alle Kandidaten dabei sind (überfülltes Allmendhaus, rund fünfhundert Besucherinnen und Besucher). – Arthur Schmid lanciert ein Hirzbrunnenlied (ohne Langzeitwirkung). 1978: Petition mit über fünftausend Unterschriften für ein geheiztes Eglisee. – Quart wünscht zusammen mit allen (!) Grossrätinnen und Grossräten aus dem Quartier Tempo 30 statt ursprünglich Tempo 60 für die Nebenstrassen. 1979: Das Eglisee soll geschlossen werden, zumindest die Kunsti. Quart organisiert zusammen mit anderen erfolgreich den Widerstand.

Beispiele aus den ersten zehn Jahren:

Zum Schluss

Wir setzen uns für die Hirzbrunnenpromenade ein. Wir erkämpfen eine Trambarriere zwischen Hirzbrunnen und Eglisee (vorher war der Übergang zwischen Hirzbrunnen und Eglisee unmöglich). 1973: Das Claraspital öffnet sein Hallenbad samt Cafeteria für alle. – Das Gymnasium Bäumlihof

Auf die Idee, das Eglisee zu schliessen, kommt heute niemand mehr. Auch will niemand mehr das Bäumlihofareal überbauen, und eine Tramlinie durch die Bäumlihofstrasse ist auch nicht mehr geplant. Das Quart braucht es trotzdem weiter – schön wären nochmals 50 Jahre! Q

Quart nimmt Einfluss

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HINGEGUCKT

Fast alle Wege führen ins … CHRISTOPH BENKLER

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Birsstrasse, vor Einmündung in Zürcherstrasse/neben Unterwerk IWB

Zürcherstrasse, Fahrrichtung Stadt, auf Höhe Tierheim an der Birs

Schwarzwaldbrücke, über der Abfahrt in Fahrrichtung Nord

Schwarzwaldstrasse, neben Fahrrichtung Nord, zwischen Osttangente und Roche-Parkhaus

Schwarzwaldallee, Fahrrichtung Süd, auf Höhe Haus Schwarzwaldallee 101

Schwarzwaldallee, Fahrrichtung Süd, Linksabbiegespur, auf Höhe Haus Schwarzwaldallee 91


WERBUNG

Ohne Inserate kein Quart In einem alten Quart steht das Zitat «Wer nicht wirbt, stirbt» (Henry Ford). Und würde und wird nicht geworben, gäbs das Quart nicht mehr! Vielen Dank an unsere verschiedenen, teils langjährigen Inserenten. Einige Beispiele aus Quart 1/1970 bis Quart 4/2000.

Schwarzwaldbrücke, über der Lokalspur Fahrrichtung Nord

Schwarzwaldallee, über der Lokalspur, Fahrrichtung Süd, auf Höhe Turnhalle Sandgrubenschulhaus

Ecke Schwarzwaldstrasse/Bäumlihofstrasse, Fahrrichtung Ost (bei Roche-Parkhaus)

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ST. MARKUS UND ST. MICHAEL

Und sie stehen noch immer MARKUS SUTTER

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: An diese Redewendung des humoristischen Dichters Wilhelm Busch wird man beim Thema St. Markuskirche sofort erinnert. In der Quart-Ausgabe vom November 2012 baten wir den Verantwortlichen des Bauwesens im Kirchenrat der evangelisch-reformierten Kirche «um etwas handfestere Informationen» zum Stand des Projekts, das den Abriss der Kirche und den Bau neuer Wohnungen vorsah. Stephan Maurer skizzierte den Zeitplan nach dem damaligen Stand der Dinge, der allerdings in der Folge noch tüchtig durcheinandergeriet. Aus «heutiger Sicht» sehe er bei positiv gefällten Zwischenentscheiden folgende letzte Meilensteine: 2016: Baubeginn 2017: Eröffnung Die Kirche steht allerdings noch immer im Dorf respektive an der Ecke Kleinriehenstrasse/Hermann Albrecht-Strasse, während von den Neubauten nach wie vor weit und breit nichts zu sehen ist, auch keine Baugrube.

Fakten, Ideen, Emotionen Knapp ein Jahr später fand 2013 eine von rund hundert Personen rege besuchte Veranstaltung

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Altes Gelöbnis Beim Allmendhaus zeichneten sich bei diesem Vorgehen keine grossen Hindernisse ab, weil es nach 44 Jahren seit der Inbetriebnahme ohnehin dringend saniert werden müsste. Doch mit einem Abriss der St. Michaelskirche täten sich viele schwer. Der Hauptgrund für die grosse Zurückhaltung ist auf einer Tafel der Kirche zu lesen: «Im Jahre 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gelobten die Männer von St. Clara (wo sind wohl die Frauen geblieben …?), dem Herrn eine Kirche im Hirzbrunnen zu bauen, wenn er Basel und die Schweiz vor Krieg und Verwüstung bewahre. (…) Für alle Zeiten soll diese Kirche ein Zeichen des Dankes sein.» Q

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Zum «Ortsbild» des Hirzbrunnenquartiers zählen auch die beiden Kirchen St. Markus und St. Michael. Obwohl viel über Veränderungen und die Zukunft geschrieben wurde, hat sich in der Realität wenig getan. Papier ist geduldig.

im Allmendhaus über das «Wie weiter mit St. Markus und St. Michael» statt, während es draussen schüttete. Fakten wurden vorgetragen, Ideen lanciert, und an Emotionen fehlte es auch nicht. Zu den Fakten: «Das Kirchgemeindehaus St. Markus wird abgerissen, vielleicht schon 2014 entstehen dort zwei Wohnblöcke.» St. Markus sei in den Startlöchern. Allzu gross vom Fleck gekommen sind die Verantwortlichen allerdings bis heute nicht. Wenn so viele unterschiedliche Interessen mitspielen und irgendwie unter einen Hut gebracht werden müssen, verstreichen halt schnell einmal ein paar Jahre, ohne dass sich gross etwas tut. Auch das mit St. Markus zusammenhängende Projekt St. Michael lässt weiterhin auf sich warten. «Ein erstes grosses gemeinsames Projekt der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Kirche seit der Reformation wäre einmalig und zweifellos richtungsweisend, weit über Basel hinaus», konnte man auf der ersten Seite der Quart-Ausgabe vom September 2013 lesen. Schon damals wurde aber auch auf ein Problem hingewiesen, das fast nicht zu lösen ist und vor allem grosse Widerstände provozieren dürfte: «Ein solches Zentrum ist ohne Neubau fast nicht zu schaffen», schrieb Redaktor Peter Meier. Um den nötigen Platz freizuschaufeln, «müssten zumindest ein Teil der Michaelskirche und das Allmendhaus abgerissen werden.»


Haiggis Glosse Beim Jubiläum 50 Jahre Quart darf natürlich eine Glosse nicht fehlen. Das jedenfalls ist die Meinung meiner Kolleginnen und Kollegen vom Quart-Team. Du kannst ja über «50 Jahre Glosse» oder so schreiben. Hahaha. Das Problem ist nur, meine Glosse ist noch nicht 50 Jahre alt, sondern erst 16. In der Ausgabe Nummer 4 im Jahr 2004 erschien die erste, nein, eigentlich die zweite. Denn die erste schaffte es nicht ins Quart. Der Anlass für die erste war der Umbau der Eglisee-Kreuzung und die damit verbundenen Baumfällungen. Aber was ist eine Glosse eigentlich? Im Duden steht (Zitat): «Glosse, die; kurzer Kommentar zu aktuellen Problemen». Ich habe mich dann von mir überzeugen lassen, dass wir von genug Problemen umgeben sind, um diese in jeder Quart-Ausgabe zu kommentieren. So sind dann bis heute einige Dutzend Glossen zusammengekommen. Ich wurde schon öfters gefragt, wie kommst du auf all die Ideen? Meine Antwort: Augen und Ohren auf! Es passieren rund um uns soviele grosse und kleine Sachen, die man mit etwas Fantasie beschreiben kann. Mein Ziel ist, die Menschen zum Schmunzeln oder auch Nachdenken zu bringen. Das ist doch das Rezept, das Kabarettistinnen und Kabarettisten anwenden. Damit will ich nicht sagen, dass ich auch so einer bin, oh nein. Aber freuen tue ich mich immer, wenn eine Glosse Reaktionen auslöst.

Glosse und Jubiläum So, genug ich und mich und meine (oder ene, mene, muh), jetzt wirds ernst. Was, ihr druckt eure Zeitung immer noch auf Papier, das gibt es doch nicht! Heute liest man eine Zeitung doch elektronisch! Soso. Warum wurden wir dann bei der Ausgabe während des Corona-Lockdowns, die nur elektronisch erschien, vielfach gebeten, eine gedruckte Version nachzuliefern? Merke: Viele Leute lesen ein Buch oder eine Zeitung lieber, wenn es oder sie auf Papier gedruckt ist, auch Leute, die mit den elektronischen Medien vertraut sind. Versuch einmal, in ein Buch auf dem Bildschirm deine Anmerkungen zu schreiben. Eben. Deshalb bringen wir das Quart weiterhin in gedruckter Form unter die Leute, ebenfalls diese Jubiläumsnummer. Wer aber dennoch nicht auf eine elektronische Ausgabe verzichten will, kann diese im Internet in unserem Archiv anschauen, allerdings nur bis ins Jahr 2010 zurück. (Wir haben halt erst da gemerkt, dass man das machen kann …) Noch eine Bemerkung zur Glosse über Corona (in Quart 3/2020). Die Coronavirus-Pandemie hat uns auch den Begriff «Lockdown» gebracht. Das ist offensichtlich eine Neuschöpfung, denn ich finde den Ausdruck in keinem meiner Englischwörterbücher. Weil «down» «hinab, hinunter» bedeutet, schätze ich, dass man mit Lockdown «abschliessen» sagen wollte, oder? Und noch etwas: Es gibt auch ein Bier, das «Corona» heisst. Das gab es aber schon vor dem Virus und hat wohl nichts mit diesem zu tun, denke ich. Trotzdem: Zum Wohl! Haiggi

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ENGAGEMENT

50 Jahre Freiwillige PETER MEIER

Wer zahlt, befiehlt Wir brauchten für die Nummer 1 Startkapital. Das bekamen wir – nach teilweisem Zögern – von den Kirchenvorständen St. Markus und St. Michael. Als Gegenleistung verlangten sie, als Herausgeber genannt zu werden. Das Allmendhaus ein Haus für alle, und jetzt doch keine Zeitung für alle? Das wollten wir nicht, aber wir hatten keine Wahl, und diese Herausgeber sollten unserer Glaubwürdigkeit noch lange zu schaffen machen. Wir wollten eine offene Zeitung. Und da war Hansruedi Schmid ein Glücksfall. Er war zwar Präsident und Delegierter des Pfarreirats, aber ein offener Mensch. Er arbeitete auch später noch jahrelang mit. Ein zweites Problem war ich selbst. Ich war Grossrat einer Partei, aber eine Quartierzeitung darf nicht parteipolitisch gefärbt sein. Ich schrieb zwar viele Texte, aber meinen Namen finden Sie im ersten Jahrgang nicht.

Agnes und Hanspeter Keller

So oder so: Wir mussten uns die Glaubwürdigkeit erarbeiten. Das allerdings machten wir schnell: Ab Ausgabe 3 erschienen im Impressum nicht mehr die Kirchen, sondern zwei völlig neue Namen: Marlies und Silvio Jost. Beide wohnen heute nicht mehr in Basel, aber beide haben lange Jahre mitgearbeitet. Besonderes Glück hatten wir mit den Verantwortlichen für die Verteilung. Noch im ersten Jahr übernahmen das Liselotte und Walter Wehrli. Sie organisierten rund 34 (!) Jahre lang die Verteilung, und wenn jemand ausfiel, mussten ihre Buben ans Werk. Sie machten das hervorragend. 2004 löste sie Evi ­Benkler ab, inzwischen mit rund dreissig hier ungenannten, aber nicht weniger wichtigen Verteilerin-

Während sicher zehn Jahren prägten dann Hans­ peter Keller und seine Frau Agnes das Quart, immer mit viel Aufwand und knappen Mitteln. Ohne sie hätte das Quart damals kaum überlebt. Wichtig war auch Jean Kessler mit seinen Berichten über das alte Basel – und wir sind ihm dankbar, dass er immer noch mithilft. Harald Schmid betreute längere Zeit die Finanzen. Es folgte Regula Ruetz. Als Kommunikationsberaterin gab es gewisse Interessenkonflikte, darum übernahm 2002 der Schreibende wieder das Präsidium – und hatte Glück: Wir mussten die Kosten senken, und dank Peter Köhler und seiner Frau Rena­ te glückte uns das. Bruno Honold übernahm die Inseratewerbung und sorgte in Rekordzeit für gesunde Finanzen. Einige Zeit später machte sich Peter Oden­ heimer für eine neue Gestaltung und den Farbdruck stark – und fand mit Stefan Tschopp den richtigen Mann. Und Paul Meier übernahm den historischen Part. Nur noch das: Zweimal wurde Quart für den Prix schappo vorgeschlagen. Die Jury wollte wissen, warum wir nicht auch in fremden Sprachen schreiben, es gebe hier doch auch Ausländer. Nein, machen wir nicht. Wir wurden freundlich verabschiedet. Q

Liselotte und Walter Wehrli

Wehrli-Kinder: v.l. Markus, Daniel, Felix

Glaubwürdig sein

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nen und Verteilern. Nochmals ein Volltreffer. Aus den ersten Jahrzehnten nur noch lückenhaft einige Namen: Niels Andersen, Marianne und Urs ­Joerg, Fred Kunz, Arthur Schmid (besonders wichtig, mit vielen historischen Beiträgen), Hermann Wehrle und viele andere.

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In 50 Jahren haben viele mitgearbeitet. Ich erinnere mich an viele, und doch ist es ungerecht. Noch mehr bleiben ungenannt oder vergessen. Einige kann ich hier nennen, aber den Dank hätten alle verdient.


Herzliche Gratulation zu 50 Jahre Quart! Sehr gerne wäre ich im August zu Ihnen gekommen, um dem Quart zum 50-Jahr-Jubiläum zu gratulieren. Es ist schon eine erstaunliche Leistung, 50 Jahre lang mit einer ehrenamtlich arbeitenden Redaktion eine solche Quartierzeitung herauszugeben. Quartierzeitungen sind für das Leben und den Austausch in unserer Stadt wichtig, und das Quart-Team berichtet seit nunmehr 50 Jahren mit einer eindrücklichen Konstanz über das Hirzbrunnenquartier. Ich blättere immer gerne in der neuesten Ausgabe von Quart. Und das nicht nur, wenn die Redaktion über das Claraspital berichtet. Als Gesundheitsdirektor lese ich die Berichte über das Claraspital aber natürlich mit besonderem Interesse. Apropos Hirzbrunnen: In den Coronawochen ist das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt mit seinen Videomedienkonferenzen zu den neuesten Entwicklungen und Einschätzungen im Zusam-

menhang mit dem Coronavirus vom Hirzbrunnenquartier aus «auf Sendung gegangen». Ich freue mich deshalb sehr, dass ich dem Quart nun auf diesem Weg und auch im Namen des Regierungsrats des Kantons Basel-Stadt zum 50-jährigen Jubiläum gratulieren darf. Herzlichen Glückwunsch! Und ich freue mich jetzt schon darauf, Ihnen im nächsten Jahr meine Glückwünsche hoffentlich persönlich überbringen zu dürfen. Dr. Lukas Engelberger Regierungsrat Basel-Stadt Vorsteher des Gesundheitsdepartements

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Liebes Quart, schön, dass es dich gibt. Und danke vielmals für die jahrelange Zusammenarbeit: Diese war immer unkompliziert, immer fair und immer zuverlässig. Ich finde es brillant, was da viele Personen unter den Augen deines Obergurus Peter Meier über all die Jahre geleistet haben. Die positive Wirkung von dir auf das Quartiergefühl der Bewohnerinnen und Bewohner kann nicht genug betont werden. Da ist einerseits der Informationsbedarf über das Geschehen im Quartier, den du in unparteilicher Weise vorbildlich erfüllst. Da ist der Gedankenaustausch, der in dir mit Beiträgen und Leserbriefen von Personen, Organisationen und Vereinen erfolgt. Und da ist die grosse Freiwilligenarbeit, welche bei dir, liebes Quart, noch ausgeprägter ist als anderswo. Ich denke da an die Schreiberinnen und Schreiber, die Korrektorinnen und Korrektoren, die Redaktorinnen und Redaktoren, die Anzeigenakquisition und – besonders wichtig – die Personen, die dafür sorgen, dass dich jede und jeder zuverlässig im Briefkasten hat. Du wirst also von einer grossen Familie getragen, was ich wunder- und sonderbar zugleich finde. Als Gast durfte ich schon an Dankesanlässen für die Unterstützerinnen und Unterstützer in der Baseldytschi Bihni erleben, wie sehr du allen am Herzen liegst und wie herzlich alle miteinander umgehen. Einzigartig. Diese Einzigartigkeit kam auch zum Ausdruck, als du deine Leserinnen und Leser vor einigen

Jahren zu Spenden für ein neues Pony im Tierpark Lange Erlen aufgerufen hattest. Es kam dann ein grosser Betrag zusammen, und in Anwesenheit von Regierungsrat Carlo Conti durftest du deinem Tierpark Lange Erlen das Pony schenken. Grossartig. Ich kenne alle Basler Quartierblätter, aber keines kommt an Quart heran. Du bist nicht nur das am schönsten gestaltete Periodikum weit und breit (bravo, Bruder Stefan!), du bist auch sehr speziell durch deine Trägerschaft. Zudem hast du bei vielen Leserinnen und Lesern einen grossen Stein im Brett, denn du wirst tatsächlich gelesen – und zwar intensiv. Wer kann das heute im digitalen Zeitalter noch von sich behaupten? Ich hoffe sehr, dass dir, liebes Quart, weiterhin viele Freiwillige regelmässig Leben einhauchen werden. Ich wünsche dir für die kommenden Jahrzehnte viele Anzeigen, eine gros­ se treue Leserschaft, keine Verluste und einen langen Atem. Du bist im Quartier eine Institution wie der Tierpark Lange Erlen oder das Eglisee. Unverzichtbar. Edwin Tschopp Alt Präsident Erlen-Verein Basel

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PORTRÄT

Quart kurz erklärt 2 1

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Das Redaktionsteam: 1 Haiggi Leimbacher; 2 Christoph Benkler; 3 Markus Sutter; 4 Stefan Tschopp (Layout); 5 Peter Meier; 6 Evi Benkler; 7 Fränzi Zuber; 8 Ruth Scholer Messer; 9 Madeleine Joubert

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Quart deckt die Kosten für Layout und Druck durch Inserateeinnahmen, Spenden und Zuwendungen sowie durch gelegentliche Sammlungen. Quart – Impressum Der Verein Quart Hirzbrunnen setzt sich zurzeit aus folgenden Personen zusammen: Fränzi Zuber, Präsidentin* Haiggi Leimbacher, Vizepräsident* Alain Baumann, Kassier Peter Odenheimer, Revisor Patrick Solèr, Revisor Christoph Benkler* Evi Benkler* Madeleine Joubert* Peter Meier* Ruth Scholer Messer* Markus Sutter* * Redaktion

Quart – Die Zeitung von Quartierbewohnern für Quartierbewohner

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Quart ist die Zeitung für das Hirzbrunnen, das Quartier hinter dem Badischen Bahnhof in Basel sowie das angrenzende Riehen. Zum Hirzbrunnen gehören folgende Gebiete: Bäumlihof, Landauer, Schoren, Surinam, Rankhof und Rheinacker. Quart wird vom Verein Quart Hirzbrunnen herausgegeben. Dieser Verein besteht seit 1988 und ist nicht mit dem Neutralen Quartierverein Hirzbrunnen zu verwechseln. Er setzt sich aus den Redaktionsmitgliedern, dem Kassier und den Revisoren zusammen. Alle Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Quart wird durch ein Team von ehrenamtlichen Verträgerinnen und Verträgern im gesamten Verteilgebiet gratis in alle Briefkästen verteilt. Quart kann aber auch für einen bescheidenen Betrag abonniert werden. Quart ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig, arbeitet aber mit den Kirchgemeinden, Institutionen und Gruppierungen des Hirzbrunnenquartiers zusammen und bietet ihnen eine Plattform für ihre Veröffentlichungen. Quart hat eine Auflage von gut 6500 Exemplaren und erscheint fünfmal jährlich (ungefähr alle zwei Monate ausser in der Sommerpause).


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