daheim September-Oktober 2023

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DEUTSCHLANDS SCHÖNSTE SEITEN SEPTEMBER/OKTOBER 2023 ZOOBESUCH IN LEIPZIG Ein Tag im Dschungel SEITE 98 EXTRA GENUSSREISE AB SEITE 16 LECKER ESSEN IN HOFLÄDEN, AUF ERNTEFESTEN, IN DENKMÄLERN UND ZU HAUSE Sylt mal anders DÜNENSPAZIERGANG AUF DER NORDSEEINSEL SEITE 46 GESCHICHTE HAUTNAH AUSFLÜGE IN DIE STEINZEIT SEITE 106 Welterbe: Uralte Buchen im hessischen Kellerwald S. 62 Wildtier: Willkommen im Garten, lieber Igel! S. 80

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Wenn an jeder Ecke Kürbisse leuchten, dann ist der Herbst da. Wir essen und trinken in historischen Gasthäusern, ziehen von Hof zu Hof und feiern die Kartoffel, den Apfelwein sowie die kreative Resteküche

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Gast im Garten: Der Igel lebt gern in unserer Nähe. Und manchmal benötigt er unsere Hilfe

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Titelbild: Handwerkerhof Nürnberg

[[1L]] daheim

Bildschön: In einer Münchner Werkstatt entstehen ganz besondere Rahmen

INHALT

WILLKOMMEN

UNSER LAND

LESERBRIEFE/IMPRESSUM

DAS LIEBEN WIR!

FINDEN SIE DEN GLÜCKSPFENNIG ... und gewinnen Sie 100 Euro!

EXTRA ESSEN & TRINKEN

VON HOF ZU HOF Mit Genuss durch den Spreewald

DAS AUGE ISST MIT

Stilvoll speisen: die Straßen der Tischkultur

ZU TISCH IM DENKMAL Geschichte(n) in historischen Gasthäusern

RAFFINIERTE RESTEKÜCHE

Ein Gewinn für jeden Koch

REICHE ERNTE

Die Kulturgeschichte der Kartoffel

BESONDERER SAFT

Mehr als ein Getränk: Apfelwein

HAUS & HOF

Besuchen Sie uns im Internet unter daheim-magazin.de

BASTELTIPP: BUNTER HERBSTKRANZ

MARKTFRISCH: HONIG

GARTENTIPPS: FRÜHBLÜHER

NATUR

Natur und Geschichte statt Sekt und Promis

ALLES IM RAHMEN

Besuch einer Werkstatt für Bilderrahmen

JAGDFIEBER

Unblutige Tradition: die Schleppjagd

UNSER URWALD

Welterbe Nationalpark Kellerwald-Edersee

Gut für die

Auf nach ... Münster, Ingolstadt und Braunschweig

EIN TAG IM DSCHUNGEL Abenteuer Leipziger Zoo

GUTE NOTEN

Auszeit: Musik machen

VORWÄRTS IN DIE STEINZEIT

Eine Reise durch die Lebenswelten unserer Vorfahren

daheim-RÄTSEL

GRENZENLOS

EIN SCHÖNER FLECKEN

Wälder, Burgen und Glaskunst in den Nordvogesen

DEUTSCHE SPUREN: ASPIRIN

GRÜSSE AUS TANSANIA

VORSCHAU

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GEWUSST
INSEL
KONTRASTE
LAND & LEUTE
WO? SYLT:
DER
Die Rübezahl-Sage 3 6 10 11 15 16 24 26 30 34 40 43 46 54 60 62 70 72 74 78 80 84 88 91 92 98 104 106 112 114 120 122 123
VERSCHMÄHTER LIEBHABER
Igel
PARADIESE
Streuobstwiesen
WILLKOMMENER GAST Wildtier
KLEINE
Artenreiche
KLOSTERHEILKUNDE
Goldrute
FÜR LESER
KURZTRIPS
Nieren: die
LESER
FREIZEIT

VON HOF ZU HOF Mit Genuss durch den

DAS AUGE ISST MIT Stilvoll speisen: die Straßen der Tischkultur

ZU TISCH IM DENKMAL Geschichte(n) in historischen Gasthäusern

RAFFINIERTE RESTEKÜCHE

Ein Gewinn für jeden Koch

REICHE ERNTE

Die Kulturgeschichte der Kartoffel

BESONDERER SAFT

Mehr als ein Getränk: Apfelwein

GENUSSTOUR

VON HOF ZU HOF

Frischer geht’s nicht: Auf einer Hofladentour im Spreewald findet man typische Produkte der Region direkt beim Erzeuger

TEXT: DAVID KRENZ

Hab mein Kahn vollgetan, voll mit dicken Kerlen ... Nun schippert der Bauer seine reiche Kürbisernte über die Spreewaldfließe

[[1L]] daheim
EXTRA ESSEN & TRINKEN 16 24 26 30 34 40
Spreewald
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EXTRA: ESSEN & TRINKEN
[[1L]] daheim Im Handwerkerhof Nürnberg serviert Bratwurstglöcklein Rostbratwürste auf Zinntellern

RESTAURANTS

Zu Tisch im Denkmal

In historischen Gaststätten steht immer auch Geschichte auf der Karte

TEXT: JENS BEY

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REICHE ERNTE

TEXT: DOROTHEE FAUTH

Eine Pflanze, die mit keinem Wort in der Bibel erwähnt wird, das fanden die Menschen früher doch reichlich dubios. Hinzu kam, dass ihre braunen Knollen im Dunkeln unter der Erde wachsen – Grund genug für die Kirche, diese als Teufelszeug zu brandmarken. Davon ließ man doch besser die Finger.

Die Bevölkerung tat sich schwer mit der Kartoffel, die im 16. Jahrhundert mit den spanischen Seefahrern nach Europa kam. Von den Italienern wurde sie wegen der äußeren Ähnlichkeit mit Trüffeln „tartufolo“ genannt. Daraus leiteten sich die Bezeichnungen Tartuffel und schließlich Kartoffel ab. Wie Tomate, Mais und Paprika ist sie also ein Lebensmittel mit Migrationshintergrund.

Ihre Heimat ist Südamerika. Schon vor 5000 Jahren kultivierten die Inkas die „Frucht der Götter“, die im Gegensatz zu Getreide auch in den Höhenlagen der Anden gedieh. Ihr Reich gründete im Grunde auf der Knolle. Doch

in der Alten Welt begeisterte man sich vor allem für die hübschen weißen, rosa oder lila Blüten des exotischen Souvenirs. Als Zierpflanze in den Gärten der Fürsten- und Königshäuser verbreitete sich die Kartoffel in ganz Europa. Die adelige Damenwelt, darunter die französische Königin Marie Antoinette, soll Kränze aus Kar toffelblüten in ihren Hochsteckfrisuren getragen haben.

Langer Weg vom Teufelswerk zum Grundnahrungsmittel Unkenntnis und Unwissenheit führten auch dazu, dass die Menschen zuerst die oberirdischen Beeren, die aus den Blüten entstehen, probierten. Doch deren Verzehr führt zu Bauchkrämpfen und manchmal zu tödlichen Vergiftungen, denn die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs. Vor allem ihre Blätter, Beeren und Keimlinge sind giftig. Vom Teufelswerk zum Lebensretter und Grundnahrungsmittel war es ein langer, mühsamer Weg. Noch 200 Jahre

[[1L]] daheim KULTURGESCHICHTE EXTRA: ESSEN & TRINKEN
Die Kartoffel gehört zu unseren wichtigsten Nahrungsmitteln. Das war nicht immer so

Wer im eigenen Garten Kartoffeln anbaut, erntet sie am besten wie früher mit einer Grabegabel

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Willkommener Gast

Der Igel lebt gern in unserer Nähe und liebt es unordentlich. In naturnahen Gärten findet er Schutz und Nahrung

TEXT: DOROTHEE FAUTH

[[1L]] daheim
WILDTIERE

Putziger

Etwas raschelt nachts durch den Garten, keucht und schmatzt laustark. Das hört sich ein wenig unheimlich an. Ein Einbrecher? Ein Wildschwein? Weit gefehlt! Der Eindringling ist ein kleiner Igel mit großem Appetit. Zu den Leisetretern gehört dieser Jäger auf Streifzug wahrlich nicht.

„Dem Igel geht es nicht gut in Deutschland“, sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. „Er wurde nie gezählt, aber man sieht ihn immer seltener.“ Daher klingt dieses Schnaufen auch wie ein Dankeschön dafür, einen Gastgeber mit unordentlichem Garten gefunden zu haben.

Der Igel ist längst ein Stadtkind. Monotone Agrarlandschaften haben seinen Lebensraum vielerorts zerstört. Aber auch in Gärten mit Zierrasen und Mährobotern im Einsatz, Schädlingsgiften und Laubsaugern kann er nicht leben. Er braucht wilde, unordentliche Ecken, buschige Sträucher und Hecken aus Schlehe, Weißdorn, Himbeere oder Hundsrose. Außerdem Reisig und Laubhaufen, in denen er Insekten findet, sich verstecken und den Tag verschlafen kann. Und er braucht einen Zugang zum Garten, sprich: durchlässige Zäune.

Frei Schnauze stöbert er Insekten und Würmer auf Bei uns lebt der Braunbrustigel. Das einzige heimische Stacheltier schaut schon sehr putzig aus: birnenförmiger Körper, schwarze Augen und eine ständig schnüffelnde spitze Schnauze. Der Igel sieht schlecht, kann aber ausgezeichnet riechen. Mit seiner feinen Nase stöbert er Nahrung auf, vor allem Laufkäfer, Nachtfalter, Asseln, Larven und saftige Regenwürmer. Obst steht nicht auf seinem Speiseplan. Die Maden, die sich darin tummeln, schon.

Unverwechselbar ist der Igel durch sein Stachelkleid. Das besteht aus verhornten Haaren, die innen hohl und

[[2R]] NATUR
Kerl: Der Körper eines gesunden Igels ist vorne spitz, hinten rund und wirkt im Herbst gut genährt

AUF NACH …

→ MÜNSTER S. 92

→ INGOLSTADT S. 96

→ BRAUNSCHWEIG S. 97

[[1L]] daheim

Münster →

RAD UND TAT

Auf drei Dinge ist man in Münster besonders stolz: auf die Armada von Radfahrern, 375 Jahre Westfälischer Friede, der 2023 gefeiert wird, und das beliebteste „Tatort“-Duo im deutschen Fernsehen. Seit 20 Jahren ermittelt es in der Stadt am Dortmund-Ems-Kanal.

Man muss nicht zwingend ein geschichtsversessener Radfahrer mit Lust an Verbrechen sein, um Münster ins Herz zu schließen. Allerdings bietet eine „Leeze“, wie man Fahrräder in Norddeutschland auch nennt, in dieser radfreundlichen Stadt entschei-

dende Vorteile. Man ist einfach schneller, dazu sportlich und umweltverträglich unterwegs. Auf der von Linden gesäumten Promenade, dem autofreien Ring um die Innenstadt, haben Radler freie Fahrt.

Also einfach einreihen in den Strom und, wo immer man Lust hat, ins Zentrum abbiegen. Das Herz der Stadt ist der Prinzipalmarkt mit seinen alten Kaufmannshäusern und Arkadengängen. Kein Giebel gleicht hier dem anderen. In der Straße steht auch das historische Rathaus aus dem 14. Jahrhundert – mit seinem Maßwerk schön wie eine gotische Kathedrale.

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KURZTRIPS
Die westfälische Stadt ist berühmt für Frieden, Radfahrer und ihren „Tatort“
FREIZEIT
1. Prinzipalmarkt. Entlang der Flaniermeile mit ihren alten Kaufmannshäusern befinden sich das historische Rathaus (rechts) und die Lambertikirche. 2. Wochenmarkt. Bunt und lebhaft geht es an den beiden Markttagen auf dem Domplatz zu

Besonders lebendig wird die Steinzeit, wenn Darstellerinnen und Darsteller (hier im Steinzeitpark Dithmarschen) in die Rolle der Menschen jener Epoche schlüpfen

VORWÄRTS IN DIE STEINZEIT

Eine Reise durch die Lebenswelten unserer Vorfahren

Das Moor birgt viele Geheimnisse, und manchmal gibt es sie auch frei, wenn man danach gräbt wie im Federseemoor im oberschwäbischen Bad Buchau. Spuren von mehr als 20 prähistorischen Siedlungen, darunter Hauspfosten, Leinfa­

sern und Fischernetze, sowie mehr als 50 Einbaumboote wurden dort bereits gefunden. Die sauerstoffarmen Torfschichten konservierten ganze Lebenswelten.

Wie diese damals aussahen, macht der Family Activity Trail im Freigelände des Federseemuseums erlebbar.

Anhand der Funde haben Archäologen die versunkenen Dörfer ans Licht geholt. Die Rekonstruktionen zeigen 15 000 Jahre Leben am Federsee – vom altsteinzeitlichen Lager der Rentierjäger über die Pfahlbauten der Steinund Bronzezeit bis zur vorindustriellen keltischen Fischfanganlage.

FREIZEIT [[1L]]
daheim
FREIZEIT

An der Museumskasse gibt es eine Forschertasche mit wichtigen Utensilien und einer Karte, auf der 14 Stationen mit Aktivaufgaben und Rätselfragen verzeichnet sind. Los geht es in der Altsteinzeit. Wenn die Menschen damals Hunger hatten, mussten sie auf die Jagd gehen. Unglaublich, wie

viel Geschick und Übung notwendig sind, um mit Speer und Speerschleuder treffsicher zu agieren.

Steinzeitmenschen besaßen

Schweizer Taschenmesser

Die Beute zu zerlegen, war dagegen fast ein Kinderspiel, schließlich besa­

ßen die Menschen schon eine Art

Schweizer Taschenmesser: handlich, scharf und multifunktional.

Der zur Klinge geschlagene Feuerstein aus der Forschertasche gleitet durch ein Stück Leder wie durch Butter. Feuerstein ist härter und schärfer als Stahl. Funken schlagen lassen sich

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