The Red Bulletin AT 04/24

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GENERATION GAMING

ÖSTERREICH, € 3,50 APRIL 2024 JETZT ABONNIEREN getredbulletin.com
JESSICA PILZ / PHIL WIZARD / STELLA BOSSI / CHRISTIAN SCHIESTER / PETE DOHERTY Veyla Streamerin Vic0 E-Sportler
Fighten, Lachen, Streame n ! So lässt sich’s leben. Sie sagen, wie.
Luigikid Gaming-YouTuber
Zocken,
MARCO ODERMATT

CONQUEST

MARCO ODERMATT

GAMING IST DAS DING!

Alles nur ein Spiel? Ja, aber eines so breit wie das Leben selbst: beinharte Competition, volles Entertainment, jede Menge Suspense und letztendlich sogar sportliche Höchstleistungen! Wir baten die Helden des neuen Mainstream gemeinsam auf die Gaming-Couch: Streamerin Veyla, E-Sportler Vic0, Gaming-YouTuber Luigikid und Cosplayerin Fae La Blanche erzählen ab Seite 38, wie sie sich in der boomenden Szene durchsetzten. Auf Seite 20 leistet Jessica Pilz wertvolle Beziehungsarbeit – Österreichs Olympia-Kletterin schildert, wie die Wand vom Feind zum Rätsel und vom Rätsel zum Freund wird. Und ab Seite 66 sind die Grenzen der Physik außer Kraft gesetzt: Denn da lassen wir bei Masters of Dirt Snowmobiles, Motorräder und Mountainbikes in die Luft gehen – und verraten elf Legenden hinter diesem Spektakel.

Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer!

Contributors

LARA ZOE RITTER

Lara hat ihren Master in Gender Studies abgeschlossen und Journalismus studiert. Die 24-jährige Wienerin schrieb für „Datum“ und das „c/o Vienna Magazine“. In Wien ist Lara am Donaukanal anzutrefen, liebt Arthouse-Filme und Bouldern. Für The Red Bulletin hat sie mit Gamern über deren Passion gesprochen. Ab Seite 38

LAURA EWERT

Die Berliner Culture-Autorin (u. a. „Monopol“, „Welt am Sonntag“) porträtiert für uns Techno-DJ Stella Bossi, die mit ihren wilden Sets und SocialMedia-Videos die Szene in Atem hält. Auch Bossi selbst muss einmal durchschnaufen – und verabschiedete sich nach dem Interview in den Urlaub nach Thailand. Seite 24

CHRIS SAUNDERS

Chris ist ein südafrikanischer Fotograf und Filmemacher mit Sitz in Paris. Seine kreative Reise begann in der Welt der Mode und der Werbung, bevor er für Dokumentarfilmprojekte durch die Länder zog. Für uns hat er den Breaker Phil Wizard mit seiner Kamera durch Paris begleitet. Ab Seite 56

EDITORIAL
Die Fotografin unserer Coverstory, Julie Brass (vorn rechts), und das Produktionsteam mit Veyla (hinten Mitte), Luigikid (vorn, Zweiter von links) und Vic0 (rechts daneben)
6 THE RED BULLETIN JULIE BRASS (COVER)

Warum Puzzeln Österreichs bester Kletterin hilft, im Wettkampf einen klaren Kopf zu bewahren.

LUKAS KLASCHINSKI

Wie der Psychologie-Podcaster drei Tage in völliger Dunkelhaft verbrachte, um sich neu zu fnden.

STELLA BOSSI

Wie die Berlinerin mit provokanten Clips und guter Laune die TechnoSzene aufmischt.

PICTORIAL UND ... ACTION!

Wenn Sport zum Natur-Spektakel wird: Top-Fotografen erzählen die Storys hinter ihren besten Shots.

COVERSTORY

GENERATION GAMING 38

Wie E-Sportler Vic0, Streamerin Veyla und Gaming-YouTuber Luigikid im Spiel des Lebens scoren.

HARD ENDURO FURCHT? LOS! 48

Ein Unfall zwang die Britin Vanessa Ruck, den Kurs ihres Lebens massiv zu ändern – heute zählt sie zu den besten Rallyefahrerinnen der Welt.

BREAKING

AUFS

B-Boy Phil Wizard ist auf dem Weg in den Tanz-Olymp. Sein Ziel: Gold beim Breaking-Debüt in Paris 2024.

FREERIDE-AKROBATIK

UND JETZT DU! REISEN 75 HÖREN 80 BIOHACKING 82 TRAINIEREN 84 FAHREN 86 ERLEBEN 92 IMPRESSUM 95 FILZMAIERS ANTITHESE 96 SCHLUSSMINUTE 98 INHALT 8 THE RED BULLETIN SIMON CUDBY, CHRIS SAUNDERS

56

48 GALLERY 10 ZAHLEN, BITTE! 16 HYPE-CHECK 18 HEROES
PILZ 20
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JESSICA
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24
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PARKETT GEZAUBERT
„SAIL & RUN“ MEIN WEG NACH OBEN 64
Erst behäbiger Beamter, dann Ultrarunner, heute Weltumsegler: Christian Schiesters Karriere. DIE ÜBERFLIEGER 66
Wenn sich bei Masters of Dirt die Elite der Freeride-Szene trift, geht’s hoch her. Und oft auch heißer, dreckiger und wilder als geplant.

-15 %

AUF DAS GESAMTE

Online-Code:

GS24-15RUN

WO DEIN SPORT DIE NR. 1 IST

LAUF- & FITNESSSORTIMENT * © Asics
10 THE RED BULLETIN MARK HORSBURGH/RED BULL CONTENT POOL ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE

Toowoomba,

Mit Burnouts heizen die Racer der australischen Supercars Championship ihren Fans öfter ein – aber so kunstvoll wie Will Brown lässt selten einer seine Reifen qualmen. Bei der Präsentation des Rennwagens für die Saison 2024 brannte sich der Fahrer des Red Bull Ampol Racing­Teams ins Gedächtnis der Fans ein. Das Geheimnis des blauen Rauchs: 600 PS Power, Skills an den Pedalen und Farbpulver auf den Reifen.

Queensland, Australien BLAU GEMACHT
12 THE RED BULLETIN

Portland, Oregon, USA

LICHTER MOMENT

Die Sonne im Rücken, der Morgen noch frisch, die St. Johns Bridge eine märchenhafte Rampe in den Tag: Es ist ein glorioser Moment, den Skater Willis Kimbel hier erlebt. Und einer mit langem Vorlauf. Die Idee für das Bild hatte Fotograf Tal Roberts seit Jahren im Kopf. Doch auf der Brücke gibt es viel Verkehr – und unter Skatern wenige, die gern um fünf Uhr für ein Foto aufstehen. Willis rafte sich schließlich auf. Und wurde belohnt.

redbullillume.com

TAL ROBERTS/RED BULL ILLUME ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE

La Muralla Roja, Spanien

HAUSMEISTER

„La Muralla Roja“, die Rote Mauer, nennt sich diese Feriensiedlung des KultArchitekten Ricardo Bofll, und sie liegt direkt an der Costa Blanca, also der Weißen Küste. Das dynamische Kerlchen zwischen all den beruhigenden Pastelltönen?

Der austrokroatische BMXProf Senad Grosic, der hier auch im Namen der Kunst performt: „Es ging darum, Gebäudefotografe mit Action aufzuladen“, sagt Fotograf Lorenz Holder. Genug Action für einen Finalplatz bei Red Bull Illume. lorenzholder.com, redbullillume.com

HOLDER/RED BULL ILLUME DAVID PESENDORFER
LORENZ
THE RED BULLETIN 15

GÖTTER DER SCHIEFLAGE

Die MotoGP gilt als Königsklasse des Motorradsports. Dieser Tage startet die neue Saison – mit ewigen Legenden, höchstem Tempo und steilen Erfolgskurven.

2002

ersetzte die MotoGP die 1949 begründete 500-cm3Klasse als höchste Kategorie der Motorrad-WM. Zehn der 22 Weltmeister titel gingen seither an spanische Fahrer.

36

Fahrer haben zumindest ein MotoGP-Rennen gewonnen. 17 davon sind 2024 am Start. Auch Fabio Di Giannantonio, der 2023 erstmals ein MotoGP-Race gewann.

366,1

km/h war 2023 der TopSpeed: gefahren von Brad Binder auf seiner Red Bull KTM in Mugello. 2002, in der ersten MotoGP-Saison, lag der Rekord bei 324,5 km/h.

748

PS hat das Safety Car der MotoGP, ein BMW XM Label Red mit elektrifziertem Antrieb. Wie stark MotoGP-Bikes sind, gilt als wohlgehütetes Geheimnis der Hersteller.

2.857.925

Besucher wurden 2023 bei 20 MotoGP-Events gezählt, davon 278.805 allein in Le Mans –insgesamt ein Plus von 17,7 Prozent gegenüber 2022.

70,8

Grad beträgt der maximale Neigungswinkel, mit dem sich Superstar Marc Márquez in die Kurve legt. Ziemlich schräger Typ!

22 Renn-Wochenenden sind für 2024 geplant, am 18. August steigt der GP von Österreich am Red Bull Ring Spielberg.

4

Saisons lang, von 2020 bis 2023, kam das Weltmeister-Bike von Ducati. 2024 fährt auch Marc Márquez (acht WM-Titel, sechs in der MotoGP) diese Marke.

40

Prozent einer Tankfüllung müssen ab heuer nichtfossilen Ursprungs sein. Ab 2027 werden MotoGP-Bikes zu 100 Prozent mit Bio-Sprit angetrieben.

Bei ServusTV bist du bei allen 22 Rennen live dabei.

ZAHLEN, BITTE!
16 THE RED BULLETIN RED BULL CONTENT POOL(3), GETTY IMAGES HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT
REAL AND RAW, NO BULLSHIT. 1390 SUPER DUKE R KTM.COM Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis. Foto: R.Schedl

GENIE TO GO

Er spricht, erkennt und „denkt“! Den AI Pin kannst du dir an die Kleidung heften wie eine Brosche. TikTok feiert ihn als Smartphone der Zukunft – Tech­Checker Kirafn zerlegt ihn schon heute.

Kirafin heißt bürgerlich Jonas Willbold, ist 29 und unterhält seine 1,2 Millionen Follower auf TikTok mit ComedyFormaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

Hand statt Handy Bilder zeigt der AI Pin als Projektionen.

DAS TEIL

„Wie eine Brosche an die Kleidung geclippt, soll der AI Pin Smartphones ersetzen. KI ersetzt Apps, Projektionen den Screen, gesteuert wird mit der Stimme. Das Mikro erkennt Sprachen, KI übersetzt in Echtzeit, die Kamera erkennt Gegenstände und ‚scannt‘ sie bei Bedarf – etwa Nüsse auf deren Proteingehalt.“

DER HYPE

„So viele TikToks gibt es nicht, aber wenn eines hochgeladen wird, geht es gleich viral. In Podcasts und auf Tech­Portalen sehen Expertinnen und Experten den AI Pin tatsächlich als Vorboten einer Welt ohne Smartphones.“

DER CHECK

„Der AI Pin wirkt wie der futuristische Bruder von Siri und Alexa. So unmittelbar war KI noch nie in unseren Alltag integriert. Dafür verlangen die Macher satte 700 Dollar. Telefonieren kostet monatlich 25 Dollar on top – umständlich und teuer.“

Go-get-it-Faktor:

PERFEKT FÜR ... Nerds, die irgendwann einmal ihren Enkeln von den ersten Tagen der „Broschen­Ära“ erzählen wollen.

NICHT PERFEKT FÜR Mundfaule, die ihre Technik auch weiterhin schweigend bedienen wollen.

HYPE-CHECK
18 THE RED BULLETIN

Abenteuerwelt

Dein Outdoor-Erlebnis am Lago Maggiore

Natur- und Abenteuerparadies: 1’400 km Wanderwege, Trailrunning, Klettern, Bouldern, Radfahren und jede Menge Wasserspass!

...ganz zu schweigen von den über 2’300 Sonnenstunden im Jahr.

www.ascona-locarno.com

Foroglio, Valle Bavona

JESSICA PILZ

setzt schwierige Puzzles zusammen, löst gerne Sudokus – und wurde so zu Österreichs bester Kletterin

. „Jede Wand ist für mich zunächst wie ein großes Rätsel“, sagt sie. Doch nun wartet das größte: Olympia.

TEXT SASKIA JUNGNIKL-GOSSY FOTO STEFAN VOITL

Jessica Pilz, genannt Jessy, klettert die senkrechte, manchmal überhängende Wand empor. Wie in Trance und mit unglaublicher Kraft – die sich ganz plötzlich zeigt, etwa wenn ihr ganzer Körper nur an den Fingerspitzen einer Hand hängt. Manchmal hält sie einen Augenblick inne und geht im Kopf alle möglichen Lösungswege durch. Jessy, 27, ist Österreichs erfolgreichste Kletterin, und die schwierigsten Stellen – jene, vor denen sie innehält – mag sie am meisten.

Sie gegen die Wand, das ist ihr ewiges Duell. „Die Wand ist mein Gegner, ich will sie ja bezwingen“, sagt Pilz. Nach einer kurzen Pause lacht sie plötzlich auf und sagt: „Bis ich es geschaft habe. Dann ist sie mein bester Freund.“ Und vor allem anderen ist für sie die Wand das Rätsel, das es zu entschlüsseln gilt.

Die Lust am Problem

Bouldern, das Klettern ohne Sicherung in Absprunghöhe zum Boden, ist für Pilz wie der Weg zur Vervollständigung eines komplexen Puzzles. Der auf maximal vier Meter Höhe gesteckte Kurs verläuft jedes Mal anders. „Es kann gut laufen – oder eben nicht“, sagt Pilz. „Manchmal ist die Route perfekt für einen, und alles geht auf. Und manchmal klappt einfach gar nichts, man steckt an einer Stelle fest, und die Minuten verrinnen.“

ON POINT

Kommt aus

Haag, Niederösterreich Ist

27 Jahre alt

Gewann

2023 den Gesamtweltcup im Lead-Klettern Liebt

Spielen mit ihrer Katze Hasst

Warten und Langeweile Sagt sich selbst „Let your actions do the talking.“

In der Vorbereitung zähle zunächst die Quantität – erst Kraftaufbau, dann Ausdauertraining –, der Feinschlif kommt später. „Beim Bouldern braucht man vor allem Kraft, Sprungkraft und Koordination – und den Willen, das Problem zu lösen.“ Und das macht Pilz auch zwischen den Sessions: In ihrer Freizeit löst sie leidenschaftlich Rätsel und Sudokus oder puzzelt sich durch den Tag. „Es macht mir Spaß, und es ist ein guter Antrieb für mich, auch im Klettern Lösungen zu fnden. Ich bin ein Wettkampftyp. Und wenn es unter Druck etwas zu lösen gilt, leg ich immer noch ein bissl was drauf“, sagt Pilz. Und Rätsel sind dafür das beste Trockentraining.

Im Vorfeld sieht man den Kurs einmal kurz, ab dann darf man auch den Konkurrentinnen nicht mehr zusehen, wenn sie klettern, um sich nichts abzuschauen. Der Weg muss allein gefunden werden. Im vergangenen Jahr ging das Rätsel für Pilz perfekt auf: Sie qualifzierte sich bei der Kletterweltmeisterschaft in Bern erneut für die Olympischen Spiele –nach jenen in Japan im Jahr 2021, wo sie knapp eine Medaille verpasst hatte. Diesmal also 2024 in der Kombination – dem Bouldern wie auch dem Lead, dem Klettern entlang einer Route mit Seilsicherung von unten.

Kaum Chancen, kaum Stress

„An dem Tag gab es nur drei Tickets für Paris zu vergeben“, erzählt sie. „Ich hab mir kaum Chancen ausgerechnet und bin vielleicht auch deshalb leicht und mit wenig Druck in den Bewerb gegangen. Es hilft im Kopf, wenn man nicht zu verbissen ist.“ Nach dem Bouldern war sie Vierte, und das war eine gute Ausgangslage. „Im Lead war ich früh an der Reihe, das ist für die Nerven fein, weil man nicht zu lange warten muss. Als ich an die Wand ging, war ich gut nervös, also ein bisschen, das brauch ich für den Biss – und ich war sehr konzentriert.“

Mit Erfolg, denn runter kommt Pilz als Zwischenzeit­Führende und verlässt die Halle mit einer WM­Silbermedaille.

Wenn sie losklettert, übernimmt der Instinkt. „An der Wand bin ich extrem fokussiert. Ich denke nur an die nächsten Züge, die vor mir liegen.“ Da hänge viel vom Training ab, also davon, wie gut man gewisse Bewegungen intuitiv kennt – aber auch vom Kopf: Kann man sich auf Situationen schnell einstellen, denkt man – wortwörtlich – um die Ecke. „Oft gibt es mehrere Wege und manchmal nur den einen“, sagt Pilz. Die Wand, der Gegner, das Rätsel, der Freund. „Man hat dann diese fünf Minuten Zeit, und in denen muss man kreativ sein.“

Der Tanz der Knirpse Intuition hat Pilz ausgezeichnet, seit sie mit dem Klettern begonnen hat. Mit acht stand sie in den Sommerferien für einen Kletterkurs auf der Warteliste. Der Trainer ließ alle Kandidaten antanzen und suchte sich die Talente raus. Pilz war dabei, und seither hat sie die Leidenschaft nie wieder losgelassen. Sie selbst sagt, alles sei irgendwie so entstanden, nie war der große Druck da.

Sie absolvierte regionale Wettkämpfe, nationale, schließlich internationale. 2023 holte sie sich dann den Gesamtweltcup im Lead. Und dann? Für die Zeit nach dem Klettern hat sie gerade per Fernstudium ihren MBA gemacht, also ein Studium, das sie für Berufe im höheren Management qualifziert. Als ob Wettkampf­Klettern auf Pilz­Level nicht ohnehin schon höheres Management wäre.

Instagram: @jessy_pilz

HEROES
20 THE RED BULLETIN
„Die Wand ist ein Rätsel, das ich lösen will.“
Jessica Pilz über das Kopfabenteuer Klettern
THE RED BULLETIN 21

LUKAS KLASCHINSKI

ist der Jäger der verlorenen Emotionen: Der Psychologe sperrte sich drei Tage in Dunkelhaft, um sein Inneres auszuleuchten. Seine Kernthese: Lerne deine Gefühle so richtig kennen – dann mutieren sie zur Superkraft.

TEXT RÜDIGER STURM FOTO KATHARINA PASEMANN

Du hast Höhenangst? Auf zur nächsten Steilwand – mit blindem Bergführer! Du magst nicht allein sein? Ab in die Klosterzelle! Psychologie­Podcaster und Autor Florian Klaschinski begegnet seinen Ängsten, indem er ihnen, nun ja, ins Gesicht schreit. Damit steht er für eine neue PsychologenGeneration, die ihr Wissen anhand eigener Erfahrungen vermitteln will. In Podcasts wie „Jakobs Weg – das Fitnessstudio für die Seele“ begeistert er eine wachsende Community. Seine These: „Gefühlsbereitschaft kann zur größten Stärke werden, denn in ihr fnden wir den Kompass unseres Lebens.“ Zusammengefasst hat er sein Wissen nun in seinem Buch „Fühl dich ganz“ (Knaur Balance).

the red bulletin: Warum suchst du als Psychologe Extremerfahrungen?

Wie erkennt man, welche Erfahrung für einen richtig ist?

Man horcht in sich hinein: Was wollte ich lange machen, habe es aber noch nicht gemacht, weil ich Angst – auch vor Reaktionen der anderen – hatte? Das muss jeder für sich entscheiden. In jedem Fall geht es darum, einem Gefühl von Unsicherheit zu begegnen. Das können auch vermeintliche Kleinigkeiten sein: etwa wenn man eine Person, die einem beim Bäcker aufgefallen ist, beim nächsten Mal anspricht und ihr seine Nummer gibt. Oft fnden solche Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich statt.

ON POINT Geburtsort

Berlin Alter 40

Status

Fitnesstrainer für die Seele Sendungen aktuell drei eigene Psychologie-Podcasts (u. a. „Jakobs Weg“) Auszeichnung Deutscher Hörbuchpreis

lukas klaschinski: Theorie ist das eine, aber ich will alles selbst erfahren. Ich will an den dunkelsten Punkt der Erde gehen und spüren: Wie fühlt sich das an? Es ist ein wenig wie im Fußball: Du musst nicht unbedingt selbst Bundesliga gespielt haben, um ein guter Trainer zu sein – aber helfen tut’s trotzdem.

Was ist der Nutzen dieser Erfahrungen?

Sie schafen die Möglichkeit, unseren Gefühlen zu begegnen. Denn was wohnt einer neuen Erfahrung inne? Das Gefühl, dass wir nicht wissen, wie sie ausgeht. Da kann Angst und Unsicherheit hochkommen, aber je mehr wir mit diesen Gefühlen in Kontakt kommen, desto besser lernen wir, mit ihnen umzugehen.

Was waren deine extremsten Erfahrungen?

Meine drei Tage in absoluter Dunkelheit. Die Außenwelt war plötzlich wie ausgelöscht, dieses Nichts hat mich mit all jenen Gefühlen und Erinnerungen konfrontiert, die zuvor noch wie in einer Schublade geschlummert hatten. In dieser Situation absoluter Stille bin ich dem Tiefsten in mir begegnet –und habe so den Weg zurück zu meinen Emotionen gefunden. Und genau die sagen mir, was im Leben richtig und was nicht richtig ist. Das ist wie ein inneres Navigationssystem. Und wenn du daran keine Anbindung mehr hast, führt das irgendwann zum Burnout.

Was, wenn man fühlt, was für einen richtig wäre, es aber nicht umsetzen kann? Wir müssen uns die Frage stellen: Warum? Wenn wir das defnieren, können wir den Weg gehen, den dieses Warum erfordert. Warum zum Beispiel möchte ich Sport machen? Weil ich damit ein positives Lebensgefühl verbinde. Weil ich weiß, dass ich so

länger gesund und damit etwa auch länger Vater sein kann. Aber: Wir nehmen uns oft zu viel vor. Beim Segeln etwa reicht es schon, die Ruderpinne um ein Grad zu verändern, um eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Im Alltag müssen wir nur sagen: Was ist der kleinste Schritt, den ich heute gehen kann? Wenn wir es leicht anfangen, haben wir kleine Erfolgserlebnisse, die uns weiter motivieren.

Du empfiehlst in deinem Buch die Akzeptanz- und Commitment-Therapie, kurz ACT. Worum geht es da?

Zu ACT gehören sechs Tools. Das beginnt mit der Akzeptanz der eigenen Gefühle, führt über die Fähigkeit, Distanz zu den eigenen Gedanken zu gewinnen, bis hin zu einem sogenannten „Vertrag mit mir selbst“. Dabei committe ich mich, meine eigenen Werte umzusetzen. Diese Methode vereint das Beste aus alten fernöstlichen Praktiken und modernen Techniken, sie ist wie ein Werkzeugkofer für den täglichen Gebrauch. Mit ihr können wir besser mit Hindernissen umgehen, führen eine bessere Beziehung zu uns selbst und zu anderen.

Und was hast du für die nähere Zukunft an Extremerfahrungen geplant?

Ziemlich sicher werde ich mit einer künftigen neuen Partnerin wieder eine Familie gründen. Ja, das ist eine Extremerfahrung – das weiß ich von der Geburt meiner ersten Tochter. Sie brachte mir bei, wieder mehr im Moment zu leben, mehr auf den Weg zu achten und nicht nur auf die Ziele zu schauen. Außerdem, und das ist das Wichtigste: Sie hat mein Herz geöfnet – für neue Gefühle.

Instagram: @lukas.klaschinski

HEROES
22 THE RED BULLETIN
„Meine nächste Extremerfahrung: Ich will nochmals Vater werden.“

Psychologe Lukas

Klaschinski über die Macht der Emotionen
THE RED BULLETIN 23

STELLA BOSSI

ist die neue Frontfrau des Techno. Ekstatischer Tanz, grelle Videoclips, die Berliner DJ macht ihre Sets zur Aktionskunst. Auf TikTok befeuert sie ein Millionenpublikum – und bricht so die alten Strukturen der Szene auf.

Mit einem Tanzvideo fng alles an. Badeanzug, Sonnenbrille, die Tür zum Berliner Club Kater Blau. Die Freundin flmt, Stella tanzt. Und jetzt ist sie weltberühmt. 1,1 Millionen Follower auf Instagram, eine Million auf TikTok. 2023 hat sie als DJ etwa 140 Gigs in mehr als 30 Ländern gespielt. „Das fühlt sich einfach nur surreal an, und ich bin für jeden Gig unendlich dankbar“, sagt sie – wie man das als Popstar eben so sagt.

ON POINT

Geburtsort

So weit die Erzählung. Aber eigentlich ist das Phänomen Stella Bossi viel interessanter. Denn es erzählt nicht nur etwas über Veränderungen in der Techno-Szene, sondern auch über einen Generationenkonfikt.

Und dann gibt es da noch die Videos ihrer Sets: Stella tanzt, springt, mit ausgebreiteten Armen. Vor dem DJ-Pult, auf dem DJPult, auch dahinter. Immer in Bewegung. Immer mit Sonnenbrille. Immer sexy. „Ich liebe es, gemeinsam mit der Crowd auszurasten, egal wo, egal mit wie vielen und egal zu welcher Uhrzeit“, sagt sie. Und das glaubt man ihr sofort. Die Kommentare unter ihren Videos verlaufen zwischen „Woher ist denn die Hose?“ und „Sie ist der Inbegrif von TikTok-Techno“. Alles zwischen Hate und Love.

Berlin Alter unbekannt Status aufregendste Techno-DJ der Welt Hit „Poetry“ (gemeinsam mit Auk.)

Markenzeichen

Vielleicht fängt alles eher damit an, dass Stella Bossi eines dieser Berliner Feiermädchen ist: große Klappe, der Hedonismus der Stadt als Teil ihrer Identität. „Ich will einfach meine bunte und verrückte Seite nach außen kehren“, sagt sie. Vor allem in ihren Videos.

Ku’damm-Dance & rasende Kofer

Sonnenbrille

Stammladen

KitKatClub, Berlin

Auf dem Ku’damm, der Berliner Flanier- und Shoppingmeile, stellt sie ein Soundsystem auf und tanzt. Am Tresor, einem der legendärsten Techno-Clubs der Stadt, reitet sie auf einem Schimmel vorbei. Eine Skipiste rutscht sie auf ihrem Sessel runter. Durch den Berliner Flughafen fährt sie auf einem motorisierten Kofer. Darüber hinaus macht sie Werbung für große deutsche Autohersteller oder Internet-Zahlungsanbieter. Und ihren Style, der all das umspannt, beschreibt sie so: „Unangepasst, wild, fdel.“

Mit „The Beat Must Fuck“ gründet Stella Bossi im Jahr 2020 ihr eigenes Label. Nimmt Tracks wie „Tackle“ oder „Das Boot“ auf. Dass sie das mit Producern wie Marco Faraone tut, wird kritisiert. So ist das bei Frauen im Techno-Biz, denen nachgesagt wird, dass sie nicht selbst produzieren. Bei ihren Kollegen ist das meist kein Thema. Ihre Musik beschreibt sie als „hart und sinnlich“, aber auch mit den Attributen „hart und sinnlich“. Doch dass sie überhaupt Musikerin ist, würden ihr einige gern absprechen. Stichwort TikTok-DJ. Also Techno-Acts, die eher durch kurze TanzClips in den sozialen Medien auffallen als durch eine über zwanzig Jahre gesammelte Vinyl-Kollektion.

Monika Kruse, Produzentin, Labelbetreiberin und eine der ersten international erfolgreichen Techno-DJs Deutschlands, umschrieb es kürzlich so: Zu viele DJs würden wegen ihres Social-Media-Contents erfolgreich sein, nicht wegen ihrer Musik. Aber damit meint sie natürlich nicht nur Bossi. Sondern eine ganze Reihe von jüngeren Acts, die verstanden haben, dass man sich auch im Internet verkauft,

spätestens seit sich die neue Generation Feiernder während der Pandemie Musik, Tanzen und Party aus dem Netz holte. Da war Stella Bossi ganz vorn mit dabei. Genauso wie bei der Fetisch-Mode, den härter gewordenen Beats oder den 90er-Hits, die sie als Edits veröfentlicht.

„Jeder, der eine gewisse Reichweite hat, ist auch Infuencer, und egal in welchem Genre man arbeitet, soziale Medien können dein Business befeuern. Muss man eben für sich nutzen. Aber ja, Segen und Fluch, diese Social Media.“ Die Welt sei kompliziert, sie versuche, ihr Leben zu leben und gute Laune zu verbreiten – online wie ofline. „Ich habe eben nicht diese eine Schublade für mein Tun.“

Machtspiel im Hintergrund

Und dann gab es noch diesen kleinen Skandal. Stella Bossi habe einen DJ, der vor ihr spielte, respektlos von der Bühne geworfen, heißt es auf TikTok. Der Hass wächst. Bossi entschuldigt sich. Doch vielleicht hat sie sich auch einfach nur nicht kleingemacht? Wer mal auf einer Bühne aufgelegt hat, weiß, zu welchen Machtdemonstrationen es bei den Übergängen der Acts kommt.

Es wirkt, als würde Bossi Strukturen in der Szene aufbrechen. Bewusst? „Ich nehme mich nicht zu ernst und passe mich ungern an. Zwei Dinge, die so nicht im ‚großen Buch des Techno‘ stehen“, sagt sie. Und hat sie damit Erfolg? „Mittlerweile trauen sich mehr und mehr Techno-DJs auch so richtig zu tanzen“, sagt sie und grinst. Und mit ihr grinst der Zeitgeist.

Instagram: @stellabossi

HEROES
24 THE RED BULLETIN
„Wie ich meine Musik sehe? Sinnlich, hart, unangepasst.“
Stella Bossi über ihre ganz persönliche Techno-Note
THE RED BULLETIN 25

NATUR AUF TOUREN

Mit dem Bike steil hinunter, mit dem Seil weit hinauf, mit dem Boot hart am Wind. Volles Adrenalin trift reine Natur – und die Profs der Action-Fotografe drücken ab. Um festzuhalten, was niemals stillsteht.

26 THE RED BULLETIN NICOLAS BRIZIN/RED BULL ILLUME
TEXT MAXIMILIAN REICH

SCHLAMM DRÜBER

Whistler, Kanada, 2023

Mit dem Foto von Mountainbiker Brett Rheeder schafte es Nicolas Brizin 2023 ins Halbfnale von Red Bull Illume, dem wichtigsten ActionsportFotocontest der Welt. „Es war schön, zu sehen, wie nach Regen selbst ein Pro-Biker zum Kind wird, das in der Lacke spielt“, sagt Brizin.

28 THE RED BULLETIN
Der Champ wechselt die Seiten: Hier fotografiert ein Europameister!

ALLES IM FLUSS

Mailand, Italien, 2023 „Ich hab als Jugendlicher meine Kamera immer zum Wakeboarden mitgenommen und dabei das Fotograferen geübt“, erzählt Maurizio Marassi. Heute beherrscht der 26-jährige Italiener beides ziemlich gut. Er wurde zweimal WakeboardEuropameister und erreichte mit diesem Foto von Kollege Maxime Giry einen Platz im Halbfnale bei Red Bull Illume.

THE RED BULLETIN 29 MAURIZIO MARASSI/REDC BULL ILLUME

AUF KANTE

New River Gorge, West Virginia, USA, 2021 Ihre erste Kamera bekam Karen Lane von ihrem Freund zum Geburtstag. „Er hatte mir auf eBay eine Sony Alpha 6000 gekauft“, erzählt die USFotografn. Der elektronische Sucher funktionierte zwar nicht mehr, tolle Fotos konnte sie trotzdem noch schießen – wie dieses von der Kletterin Katja Zoner.

Fels ohne Brandung –dieses Bild stünde eigentlich zur Hälfte unter

Wasser.

LAND IN SICHT

Summersville Lake, West Virginia, USA, 2021 Normalerweise mache ich eher Porträts, um die Emotionen in den Gesichtern der Kletterer einzufangen“, erzählt Fotografn Karen Lane. „Hier beim Klettern mit meiner Freundin Lindsey Frein habe ich mal was anderes versucht, weil ich das Seebett zeigen wollte, das nur für kurze Zeit im Jahr trocken ist. Im Sommer steht das Wasser bis zum schwarzen Fleck am Felsen, hier am linken Bildrand.“

THE RED BULLETIN 31 KAREN LANE
32 THE RED BULLETIN

BORA, BORA!

Zadar, Kroatien, 2023 Wenn die Bora genannten Fallwinde mit 180 km/h über die kroatische Küste fegen, bleiben die Menschen normalerweise zu Hause. Die Segel-Brüder Šime und Mihovil Fantela wagten sich aufs Wasser –und erreichten 24 Knoten (ca. 44 km/h). „Die beiden lachten, während ihnen die Gischt ins Gesicht spritzte“, erinnert sich Fotograf Marjan Radovic.

180 km/h –wenn der Wind aufs Tempo drückt …
THE RED BULLETIN 33 MARJAN RADOVIC/RED BULL CONTENT POOL

GEISTERFAHRT

London, England

Nachts im Natural History Museum, hier ruhen die Reste der Urzeittiere. Uhrzeit: Es ist fast Mitternacht, als Top-Skaterin Letícia Bufoni ihre Geisterfahrt im leeren Gebäude startet. Ganz schön schaurig.

VOLLE LADUNG

Utah, USA, 2022

Die besten Fotos entstehen oft zufällig – so wie dieses von MTB­Prof Jaxson Riddle. „Ich hatte dabei gar nicht durch die Kamera geschaut“, gesteht Fotograf Ale Di Lullo. „Jaxson lud gerade sein Bike in den Truck. Plötzlich dreht er sich um und macht diesen Rock  ’n’  Roll­Gruß. Da habe ich instinktiv meinen Arm gehoben und abgedrückt.“

EINSAME SPITZE

Schnebly Hill, Arizona, USA, 2022

Freerider Brett Tippie stemmt sein E­Bike in die Höhe. Hintergrund: Brett war einen separaten Weg hochgefahren.

„Das Plateau aber zählte zu einem motorfreien Trail, weswegen sein Bike dort nicht den Boden berühren durfte“, so Fotograf Ale Di Lullo.

34 THE RED BULLETIN ALE DI LULLO

KLIPPENSPRINGER

San Andreas Fault, Kalifornien, USA, 2018 Beim „Shoulder Buzz“ dreht man in der Luft das Vorderrad zur Schulter, für Geof „Gully“ Gulevich ein Klacks. Nur wenige beherrschen den Trick wie der Mountainbike­Star. „Die Herausforderung bestand eher darin, dass es kaum Auslauf gab“, berichtet Fotograf Ale Di Lullo. Aber auch das meisterte Gully. Prof eben.

IN THE AIR TONIGHT

Kingfsher Resort, Philippinen, 2019 Ydwer van der Heide sollte auf den Philippinen Fotos von einem neuen Kite machen. Mehrere Stunden verbrachte er dafür mit Sportlern im Wasser. Irgendwann reichte es den meisten. „Bloß Jesse Richman blieb, bis es düster wurde“, erzählt der Fotograf. Die Geduld zahlte sich aus: Bei Sonnenuntergang entstand dieses Foto vom zweifachen Weltmeister.

Der Tag geht, die Nacht kommt, der Weltmeister bleibt.
36 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 37 YDWER VAN DER HEIDE

SCHAFFEN WIR SPIELEND!

Sie heißen Veyla, Vic0 und Luigikid. Zumindest im Job. Drei Gamer aus Österreich, die es als E-Sportler und Streamer auf Twitch und YouTube nach oben schaften – zwischen Höchst leistung und Entertainment.

THE RED BULLETIN 39
Lebensspiel. Vic0, Veyla und Luigikid (von links): drei Gamer bei der Arbeit

In den Neunzigerjahren waren sie mitunter noch so was wie der elterliche Albtraum: Damals galten gamende Jugendliche – nicht nur, aber auch – als Nerds mit FastFood-Vorliebe, tiefen Augenringen und dem einen oder anderen Aggressionsproblemchen. Dreißig Jahre später haben sie längst alle Klischees abgestreift – und sind die Helden eines neuen Mainstreams: Heute zocken sechs von zehn Österreicherinnen und Österreichern mehrmals im Monat, die Gaming-Industrie macht weltweit Milliardenumsätze. Und das Couch-Phänomen von gestern hat heute die Dimension eines Spitzensports!

Dabei war Gaming immer schon mehr als Ballern. Ob auf dem Nintendo, der Xbox oder dem PC, wer den On-Knopf drückt, dem eröfnen sich virtuelle Welten, in denen fast alles möglich ist. Veyla, Vic0, Luigikid und Fae La Blanche, die eigentlich ganz anders heißen, wissen das und spielen sich damit. Auf jedem Level und auf höchstem Niveau. Und das, obwohl – oder weil – sie noch relativ jung sind, zwischen 16 und 30.

Mit viel Disziplin haben sie ihr Hobby zu ihrem Job gemacht und können gutteils davon leben. Dabei bespielen sie ganz unterschiedliche Domänen: Luigikid ist Gaming-YouTuber, Vic0 E-Sportler, Veyla TwitchStreamerin und Fae La Blanche Cosplayerin. Gemeinsam ist ihnen aber ihr weites Spannungsfeld – zwischen beinharter Challenge und purem Entertainment.

Streamerin Veyla kreiert mit ihrem Humor und Gameplay ganz enge Verbindungen zu ihren Fans, Cosplayerin Fae erkundet fktive Charaktere und dabei

zugleich sich selbst. Als E-Sportler bewegt sich Vic0 ständig an den Grenzen seiner Kapazitäten – und Luigikid musste sich, um da hinzukommen, wo er heute ist, erst mal seinen Ängsten stellen. Fans bewundern sie dafür und schauen ihnen nicht nur beim Gamen zu. Sondern lernen, dass man das Leben auch mal ganz spielend schaft.

MARIOS KLEINER BRUDER RENÉ aka LUIGIKID

Als er die ersten Zombiehunde sichtete, drehte er den Bildschirm ab und packte das Spiel in den Wohnzimmerschrank. Damals war er 13, heute ist er 27 und sagt: „Ich war ein Schisser.“ Das hinderte den jungen René aber nicht daran, das Spiel ein paar Tage später aufs Neue aus dem Schrank zu holen. Vom Wunsch gepackt, das Gruselhaus zu erkunden, wagte er sich Raum für Raum, Woche für Woche ein Stück weiter darin vor – bis er das Game fertig gespielt hatte.

Renés Faszination für Horrorspiele, sogenannte fanmade EXE-Games, hat seitdem nicht abgenommen. Heute spielt er nicht mehr allein und heimlich im Wohnzimmer der Eltern, sondern für über eine Million Followerinnen und Follower auf YouTube. Einem größeren Publikum bekannt wurde er in seiner Jugend, als er seine ReactionVideos dort hochlud. Bald kannte man ihn in der EXE-Games-Szene als den sympathischen Typen mit demselben Akzent wie Arnold Schwarzenegger. Wenn René seine Reaktionen auf die Gruselgames filmt, spricht er nämlich Englisch und erreicht damit vor allem Zuschauer in den USA, Großbritannien und Kanada.

Seine Videos filmt René heute immer noch bei sich daheim am Schreibtisch, mit Regalen voller Fanartikel im Hintergrund, darunter alte Spielkonsolen, Yoshi-Kuscheltiere und eine Nintendo-Leuchtreklame. Nur ist er inzwischen erwachsen geworden und hat Mario und Luigi sowohl in Plüsch im Regal als auch auf dem Unterarm tätowiert. Seine Fans, die ihm teilweise schon seit Jahren folgen, lieben ihn dafür, dass er so geblieben ist wie eh und je.

Neben seinem Akzent ist Renés größtes Markenzeichen sein Hang zur dezenten Theatralik. Luigikid ist für ihn ein Alter Ego, eine übersteigerte Version seines Selbst, die seinen Fans mit ihrer Überschwänglichkeit ein gutes Gefühl geben soll. Weil er fast jeden Tag in diese Rolle schlüpft, selbst wenn

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LUIGIKID

Größter Erfolg: eine Million Abonnenten auf YouTube

Lacht: wenn er schlecht zockt

Snackt beim Gamen: spicy Paprikachips

Lieblingsgame:

„Super Smash Bros.“

Sein Tipp dafür: Turniere besuchen, sich mit Erfahrenen messen und aus Fehlern lernen

Luigikids Englisch erinnert an Schwarzenegger. Amerikaner und Briten lieben das.

es ihm nicht so gut geht, ist das mitunter anstrengend. In all den Jahren hat er jedoch gelernt, seine Bedürfnisse auch einmal vorne anzustellen: Als er sich noch nicht allein durch YouTube finanzieren konnte, arbeitete René nebenbei als Fitnesstrainer, heute ist das Training ein wichtiger Ausgleich für ihn.

Inzwischen gruselt sich René beim Gamen nicht mehr so wie als Jugendlicher. Das Spielen der Horrorgames, die durch unerwartete Twists und Überraschungseffekte bestechen, bereitet ihm mittlerweile sogar diabolischen Spaß. Denn es ist schon absurd, was in fanmade Games mitunter passiert: Die Bösen werden zu den Guten, die Guten zu den Bösen – und Super Mario, der gute alte Super Mario, zum Mörder. Was wie ein normales Spiel anfängt, wird zunehmend abstruser, bis sich die Helden der Kindheit in Horrorversionen ihrer selbst verwandelt haben. Kategorien werden in EXE­Games auf den Kopf gestellt, die Karten ganz neu gemischt.

Manchmal dringt der Suspense durch den Bildschirm in die reale Welt. Solche Spiele nennt René „die Perlen“. Sie erzeugen selbst beim horrorerprobten Professional Player noch Gänsehaut. Es kam schon vor, dass sein Cursor sich verselbständigte, sämtliche Tabs geschlossen wurden und der Drucker ohne sein Zutun ein verstörendes Bild der Computerspielfigur Sonic druckte. Es ist die Lust am Kontrollverlust, die sich bei ihm in solchen Momenten einstellt, die Freude darüber, dass das Spiel es geschafft hat, ihn auszutricksen. Einmal simulierte

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GAMING-ABC FÜR EINSTEIGER

FACHBEGRIFFE AUS DER SPIELEWELT

„FORTNITE“

Eines der populärsten Videospiele der Neuzeit –vor allem aufgrund des Battle-Royale-Modus. Hier springen 100 Spieler aus einem fiegenden Bus auf eine Insel. Sobald alle gelandet sind, müssen Wafen und Ressourcen gesammelt werden. Während der spielbare Bereich auf der Karte durch einen „schrumpfenden Sturm“ immer kleiner wird, versucht jeder, der letzte Überlebende zu sein.

EXE-GAMES

Wenn sich Super Mario vom Princess-Peach-Retter in ein grauenerregendes Monster wandelt, ist man höchstwahrscheinlich in einem EXE-Game gelandet – so werden die von Fans gemachten Horror-Versionen bekannter Videospiele genannt, bei denen die Helden plötzlich zu Antihelden mutieren. Grusel garantiert!

TRICKSHOT

Ein schwieriger Shot, der mit Skills, aber oftmals auch mit einem glücklichen Zufall zusammenhängt. Der Gamer steht dabei auf einer Erhöhung und versucht in dem Moment, in dem er sich dreht und springt, den Gegner zu trefen.

MODS

Im Idealfall geht es kollegial zu im Chat eines TwitchLivestreams. Die Zuschauer kommentieren, smalltalken und febern mit. Wenn aber Kommentare gepostet werden, die unter der Gürtellinie oder Hate Speech sind, können sie jene Personen löschen, die von der Kanalinhabern zu Moderatoren (Mods) ernannt wurden. Meistens ist das der Kern der Fan-Community, aus dem, wie Veyla es formuliert, „die Mamis und Papis des Chats“ ausgewählt werden.

MOVEMENT

Ego-Shooter-Gamer müssen schnell und smooth reagieren können. Zumindest wenn der Gegner im Spiel plötzlich direkt vor ihnen steht und sie nach links oder rechts ausweichen müssen. Dieses Bewegungstalent wird – wenig überraschend –gutes Movement genannt.

ein Computerspiel sogar die Unterbrechung seines Twitch-Livestreams. Während René langsam in Panik geriet, amüsierte sich die Fan-Crowd, denn sie war nach wie vor da.

Gemessen an der Zahl zählt halb Wien zu Luigikids Followerschaft. Da er aber ein internationales Publikum hat, wird der gebürtige Wiener hierzulande eher selten erkannt. Umso verblüffter war er, als er vergangenes Jahr im Tokio-Urlaub von der Mitarbeiterin eines Nintendo-Shops belagert wurde. Doch nicht nur Fans in weiter Ferne teilen Renés Leidenschaft, sondern auch die Menschen, die ihm besonders nah sind: seine Familie. Zusammen bilden sie ein „kleines Unternehmen“. Renés großer Bruder Mario – wegen dem er zu „Luigikid“ wurde – übernimmt oft das Filmen, seine Mutter macht die Buchhaltung, moderiert manchmal den Chat und löscht unangebrachte Kommentare. Die meisten, wie zum Beispiel dieser, dürfen aber bleiben: „You’re a LEGEND man. Keep on going.“

WENN SPANNUNG ZUR EUPHORIE WIRD RENÉE aka VEYLA

Veyla kauert im Farn und nimmt die Pfeiler der Autobahnbrücke ins Visier, von der Schüsse herüberpeitschen. Sie sitzt in der Falle. Wenn sie sich unter der Brücke hervorwagt, hat sie das Spiel verloren, aber ewig da bleiben kann sie auch nicht. Minutenlang sitzt sie an Ort und Stelle, wartet ab und feuert schräg Schüsse nach oben ab. Als der Angreifer die Geduld verliert und übers Geländer der Brücke springt, reagiert sie blitzschnell. „Der hat einen Trickshot probiert!“, ruft sie, als er von ihr getrofen zu Boden geht, reckt die Arme in die Luft und lässt den Kopf auf den Schreibtisch fallen. Links im Bild ist nämlich die „echte“ Veyla zu sehen, die die ganze Zeit über mit Kopfhörern vor ihrem Computer sitzt und die Figur steuert. Schon den ganzen Abend über hat sie versucht, die Community-Challenge in „Call of Duty: Warzone“ zu gewinnen, bei der die Zuschauer die Bedingungen vorgeben, etwa, dass sie während des Games nur bestimmte Wafen benutzen darf. Nach drei Stunden Livestream hat sie die schwierige Challenge endlich bestanden.

Als die Spannung von ihr abfällt und sie lacht, jubeln auch die Leute im Chat. Momente wie diesen, an denen sich stundenlang aufgebaute Spannung in Euphorie entlädt, erlebt Veyla fast jeden Abend. Zwar sitzt sie währenddessen allein daheim, sie ist aber niemals einsam. Denn sie teilt sie mit ihrer Fan-Community, die ihr auf Twitch live beim Spielen von Games wie „Call of Duty: Warzone“ und „League of Legends“ zuschaut. Mehrere hundert Leute schalten sich allabendlich dazu, plattformübergreifend folgen der 25-jährigen Streamerin

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VEYLA

Größter Erfolg: Red Bull-Streamerin zu werden

Lacht über: ihre schlechten Witze Snackt beim Gamen: Red Bull und Schokolade

Lieblingsgame:

„Animal Crossing“ Ihr Tipp dafür: Bäume schütteln (im Spiel)

„Meiner Oma und meinem Opa muss ich immer wieder neu erklären, wovon ich lebe.“

aus Tirol über 220.000 Menschen. Die Fans kamen nicht von heute auf morgen, immerhin ist Veyla schon lange im Game, seit zehn Jahren, um genau zu sein. Als Teenagerin entdeckte sie „Call of Duty: Warzone“ für sich, zockte jeden Tag bis spät in die Nacht und hielt damit ihre Mutter wach, die, weil sie früh aufstehen musste, davon nicht so begeistert war.

Inzwischen ist Veyla erwachsen, ausgezogen und könnte so lange aufbleiben, wie sie will. Sie steht aber trotzdem lieber früh auf. Das Teenagerinnen-Hobby hat sie nämlich zum Business gemacht, und ein Business verlangt nach einem strafen Zeitplan. Morgens checkt sie Nachrichten von Fans und postet auf Social Media, nachmittags setzt sie sich an den Computer und streamt ihre Spiele mehrere Stunden auf Twitch –mitunter sieben Tage die Woche.

Wer sich das anschaut und wieso man damit Geld verdient, das muss sie ihren Großeltern stets aufs Neue erklären. Deswegen hat sie auf diese Frage auch gleich eine passende Metapher parat: „ Auch Leute, die selbst Fußball spielen, gehen gern ins Stadion und schauen sich Spiele an. Genauso ist es beim Gamen, es macht Spaß, anderen dabei zuzuschauen, denn man wird unterhalten.“ Bis sie selbst so gut war, dass Fans ihre Gaming-Sessions täglich mitverfolgen, hat es viel Training gebraucht. Aber die Motivation, sich als Frau unter fast nur männlichen Spielern zu beweisen, verlieh ihr das nötige Durchhaltevermögen.

Auch wenn Veyla inzwischen ganz schön profmäßig unterwegs ist, ging es ihr nie hauptsächlich darum, die Beste zu sein. Etwas anderes war ihr die ganze Zeit über noch wichtiger: die Community, mit der sie ihre Gaming-Erlebnisse teilt. Während sie spielt, wirft sie immer wieder einen Blick in die Kommentare, unterhält sich mit

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RED BULL FOR THE WIN

„Fortnite“-Profs wie Vic0 und andere E-Sportler werden bei dieser Turnierserie von Hobby-Gamern herausgefordert. Bei zwei Qualifkationsturnieren können sich Letztere sowohl vor Ort (am 30. März im Jo & Joe in Wien und am 6. April in der Tabakfabrik Linz) als auch rein online von daheim aus batteln, für die besten zwanzig geht es zum Finale nach Spielberg zum Red Bull Ring. Dort werden sich neben Vic0, Magican und Vadeal auch weitere Profs der Challenge stellen. redbull.com/ftw

Zuschauerinnen und nimmt Tipps an. Mit Menschen Zeit zu verbringen, die wissen, wann es im Spiel spannend wird, und mitfebern, ist für sie ein wesentlicher Bestandteil des Gaming-Erlebnisses. Oft sind es dieselben User, die sich dazuschalten, ein paar hat sie schon auf Messen getrofen. Deswegen hat sie nicht das Gefühl, von Fremden beobachtet zu werden, sondern fühlt sich wohl, wenn sie die Kamera anmacht. „ Die Leute, die regelmäßig einschalten, kennen meine Art. Ich muss mir da keine Sorgen machen, dass sie meinen Humor nicht verstehen“, sagt sie.

Neben Twitch-Streams unterhält Veyla ihre Fans mit YouTube-Videos, in denen sie Golfbälle aus einem Teich taucht oder sich 24 Stunden von einer künstlichen Intelligenz herumkommandieren lässt. Doch weil Veyla sieben Tage die Woche entertaint, sind ihr Auszeiten umso wichtiger. In diesen verbringt sie Zeit mit ihrem Freund und ihren Katzen, geht Ski fahren in den Tiroler Alpen oder tauscht den Controller gegen eine Häkelnadel. In solchen Phasen der Ruhe fasst sie Vertrauen in sich selbst. Ganz aus der Hand geben will sie den Controller aber nie, denn Gaming, das ist nicht nur richtig gute Unterhaltung. Für Veyla ist es eine Profession. Eine Berufung.

HIGHSCORE IM PREISGELD

TAYLOR aka VIC0

Am Ende ist er einer von hundert. Hundert Leute, das ist die Teilnehmerzahl eines „Fortnite“-Games, bei dem es darum geht, so lange wie möglich zu überleben. Wer am Ende übrig bleibt, der hat gewonnen – und in den meisten Fällen ist das Taylor. Der 16-jährige E-SportChampion wohnt heute in Deutschland, spielt in der E-Sport-Organisation Wave und hat schon bei mehreren Cups den ersten Platz geholt. E-Sportler, das sind diejenigen, die in Games wie „Fortnite“ und Co zu den Top-Spielern gehören und sich bei Gaming-Events mit anderen um hohe Preisgelder batteln. Mit dem ersten Platz beim LAN-Event Red Bull Contested in Edinburgh im vergangenen Herbst etwa holte sich Taylor eines in der Höhe von 17.000 Pfund.

Sein Talent wurde Taylor in die Wiege gelegt, denn schon seine Mama war E-Sportlerin. Doch vererbtes Talent braucht auch Training, und das bedeutet für Taylor, nicht einfach nur draufloszuballern. Denn in „Fortnite“ (das mit über 220 Millionen aktiven Spielerinnen und Spielern pro Monat eines der erfolgreichsten Games der Welt ist) geht es nicht darum, wer den dichtesten Tastaturtakt hat und die schnellsten Schüsse abfeuert. Wer in der „Fortnite“-Welt überleben will, muss sich einerseits viele Dinge merken und andererseits die Taktiken seiner Gegner durchschauen. Wie beim Schach geht es darum, alle möglichen Züge des Gegenübers durchzudenken und zu antizipieren. Nur, dass es sehr viel schneller gehen muss als beim Schach. Wenn der virtuelle Gegner vor ihm steht, überlegt sich Taylor, in welche Richtung er ausweichen, in welchen Winkeln sich jemand verstecken und wie er überrascht werden könnte. Währenddessen kommuniziert er mit seinen Kollegen übers Headset, multitaskingfähig muss er also auch sein. Am Ende sind die stundenlangen Spieleinheiten, die er fast jeden Tag live über Twitch streamt, also nicht nur Fingermuskulatur-, sondern vor allem auch Gedächtnistraining.

All das macht Taylor neben der Schule, die er nach wie vor besucht. Ob er das Gefühl hat, etwas zu verpassen? Wie ein Profsportler muss auch ein E-Sportler schließlich auf viel verzichten, denn Training geht vor. Taylor denkt nach, berechnet die Antwort und sagt: Alles, was er jetzt verpasse, könne er später aufholen, mit Mitte zwanzig, wenn er dann in Spielerpension und auf Weltreise ist. Schließlich, auch das sieht er rational, wird er nicht ewig lang Spitzen-E-Sportler sein. Irgendwann, sagt er, würden neue Spiele im Trend sein, in denen Jüngere besser sind. Bis dahin will er beweisen, dass er in diesem Spiel der Beste ist.

Videospiele sind für Taylor eine Wettbewerbsarena –und zugleich ein Zuhause. Denn stundenlanges Spielen ist für ihn nicht gleichbedeutend mit Isolation, vielmehr verbindet es ihn mit den Leuten, die ihn dabei begleiten, ob über den Chat oder übers Headset. „Meine Fans sind

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MATTHIAS HESCHL/RED BULL CONTENT POOL

VIC0

Größter Erfolg:

Sieg beim LAN-Event Red Bull Contested in Edinburgh 2023

Lacht über:

Jokes von Mitspielern

Snackt beim Gamen: Schoko-Reiswafeln

Lieblingsgame: „Fortnite“

Sein Tipp dafür: anderen beim Spielen zuschauen und dadurch lernen

Vic0 ist der Alaba des Gaming –erst 16 Jahre alt und spielt schon als Legionär in Deutschland.

wie ich. Die sind wunderbar nervig und machen doofe Witze“, sagt er und lacht. Weil seine Fans in derselben Altersklasse wie seine Mitschülerinnen und Mitschüler sind, kann es schon mal passieren, dass er am Schulhof nach einem Selfe gefragt wird. Sogar nach dem Einkauf kurz vorm Interview hat ihn jemand angesprochen. Taylor hat kein Foto, sondern Reiswafeln mit nach Hause genommen, denn die sind sein Lieblingssnack beim Spielen.

Körperliche Gesundheit ist für ihn im Übrigen genauso wichtig wie mentale Gesundheit. Wenn er sich mal in der virtuellen Realität verrennt, eist ihn seine Mama vom Bildschirm los, und sie gehen raus an die frische Luft. „Man kann ja nicht nur drinnen hocken“, sagt er, sagt sie.

Um an E-Sport-Events teilzunehmen, ist er schon um die halbe Welt gejettet, im vergangenen Jahr unter anderem nach Kopenhagen und Ottawa. Die Daten für dieses Jahr sind, blassgrau und of line, mit Bleistift auf einem Notizzettel aufgelistet. Auf Events bereitet er sich schon seit seiner frühen Kindheit vor, denn er spielt Videospiele, seit er drei war. Seine Mama war als ehemalige Prof-Gamerin immer schon ofen für diesen Lifestyle, heute tritt er mit ihrem alten Spielerinnennamen „Vic0tryr0na“ bei Turnieren an. Live zu sehen sein wird Taylor dieses Jahr unter anderem bei Red Bull for The Win 2024. Nervös ist er deswegen nicht, sondern gelassen. Um mit 16 schon so viele Erfolge einzuheimsen, braucht es schließlich nicht nur Können, sondern auch eine große Portion Selbstbewusstsein.

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VIRTUELL? SIE MACHT’S ECHT!

FAE LA BLANCHE IST DAS BINDEGLIED ZWISCHEN DER GAMING-WELT UND DEM ECHTEN LEBEN: ALS COSPLAYERIN TAUCHT SIE IN DAS UNIVERSUM IHRER LIEBLINGS-CHARAKTERE EIN – BIS ZUR VÖLLIGEN VERSCHMELZUNG.

Fiona aka Fae La Blanche ist beides: anmutige Schwanenprinzessin und tafer Sherif. Mit ihren Verwandlungen begeistert die 30­jährige Wienerin über 18.000 Followerinnen und Follower auf Instagram. Für Außenstehende mutet das erst mal seltsam an. Manche halten ihr Cosplay – ein Hobby, bei dem Computerspiel­, Manga­ und Anime­Fans in die Kostüme ihrer Lieblingscharaktere schlüpfen – für eine kindische Maskerade. Ein gewaltiger Irrtum, denn hinter Fionas Metamorphosen steht nicht nur der Grif in die Verkleidungskiste, sondern wochenlange kreative Arbeit.

Fiona schneidert ihre Kostüme selbst, meist ohne Anleitung. Weil Fantasycharaktere selten in Jeans und T­Shirt, sondern in futuristischen Ganzkörperanzügen, prunkvollen Kleidern oder detailreichen Lederdressen rumlaufen, ist das aufwendig, erfordert Zeit und handwerkliches Geschick.

Bis heute hat sie mehr als hundert Kostüme genäht, in denen sie Messen besucht und sich bei

FAE LA BLANCHE

Größter Erfolg:

Kooperation mit Riot Games für das Computerspiel

„The Laurent“

Lacht:

wenn ich im Computerspiel einen Minion stehle

Snackt beim Gamen: heiße Schokolade mit einer Prise Salz

Lieblingsgame: „Baldur’s Gate 3“

Ihr Tipp dafür: Nicht zu viel nachdenken. Ganz nach dem Motto „Es lebe das Chaos!“

Pretty in Pink

Fiona alias Fae La Blanche im koreanischen Skin, also einem Kostüm, von Fuchsdämon Ahri aus dem Game „League of Legends“

Fotoshootings ablichten lässt. Ihr Ziel ist jedes Mal dasselbe: die Computerspielcharaktere so authentisch wie möglich zu verkörpern – bis sie mit ihnen verschmilzt. Am Ende ist der Unterschied zwischen ihr und der fktiven Figur oft kaum mehr auszumachen. Ein Faible für japanische Kulturgüter hat sie seit ihrer Jugend, nach dem Schulabschluss studierte sie Koreanologie. Cosplay hatte sie nie wirklich am Schirm, bis sie eine Freundin vor zehn Jahren auf eine Messe mitnahm und sie Lust bekam, es selbst auszuprobieren.

Die Charaktere, die sie darstellt, bewundert Fiona. Wenn sie über ihre Lieblingsfgur Aerith, eine Blumenverkäuferin aus „Final Fantasy VII“, redet, ist es, als würde sie über eine gute Freundin sprechen. Ihre Augen leuchten wie die Lichterkette hinter ihr an der Zimmerwand. „In den Game­Dialogen ist sie auf eine sanfte Art direkt“, sagt Fiona, „das schätze ich an ihr.“ Über Figuren aus Mangas, Animes, Videospielen und Serien nachzudenken, das bedeutet für Fiona auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Wie bin ich? Wie die Figur? Wäre ich auch gerne so bestimmt, selbstbewusst, aufmerksam, bedacht? Rollenspiel ist für sie mehr als ein ständiger Kostümwechsel, sondern eine permanente Selbsterkundung – eine, die großes Commitment erfordert. Drei bis vier Stunden setzt sich Fiona jeden Abend nach der Arbeit hin, näht Kostüme und rekonstruiert die Geschichten, in die ihre Figuren verstrickt sind. Denn die besitzen schon mal so ausgefeilte Backgroundstorys wie Harry Potter, und um sie authentisch darzustellen, möchte sie alles über sie wissen.

Wenn sie das Kostüm fertig genäht und ein Gefühl für die Figur bekommen hat, ist das meist der Anfang einer Reise, die sie aus Wien hinaus schon bis nach Polen, Frankreich und Italien geführt hat. Denn nicht nur das Kostüm, auch die Szenerie, in der sie die Charaktere zum Leben erweckt, soll authentisch sein. Und da Fantasyhelden meist im (virtuellen) Freien performen, reist Fiona weit, um für ihre Bildkompositionen den perfekten Hintergrund zu haben. Erst kürzlich etwa verschlug es sie in ein italienisches Bergdorf (real).

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FLU ¨ U ¨ U ¨ GEL FU ¨ R JEDEN GESCHMACK.

NEU
ZUCKER
OHNE

MOTOR DES MUTS

Schmerz, Härte, Glück. Die Britin Vanessa Ruck ist eine der besten Rallyefahrerinnen der Welt. Auf ihre Art: Unter dem Label „The Girl On A Bike“ zeigt sie, wie sie auf der Enduro ihr Leben neu tunte. Und zur globalen Mutmacherin wurde.

TEXT RUTH M c LEOD FOTOS SIMON CUDBY
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Geländeritt Vanessa Ruck beim Shooting für The Red Bulletin in der Geröllwüste Islands

Vanessa Ruck klappt ihr Helmvisier hoch, atmet tief durch und blickt zurück auf das breite Flussbett. Es führt derzeit nur wenig Wasser, kein Problem für Rucks Enduro-Bike. Doch Islands Flüsse sind tückisch, sie werden aus Gletschern gespeist, die über aktiven Vulkanen liegen. Das Schmelzwasser fießt da nicht gleichmäßig ins Tal, sondern lässt die Strömung abrupt stärker werden. Jederzeit also hätte eine Welle sie vom Bike werfen können, und dennoch sagt Ruck: „Für Enduro-Fahrer ist Island phänomenal. Du musst ständig improvisieren, weil das Terrain so ungleichmäßig ist. Das fordert dich dermaßen heraus, dass du die faszinierende Landschaft nur wie einen Hintergrundflm wahrnimmst.“ Dabei gebe es hier einfach alles: scharfkantiges Vulkangestein, weichen Sand und Asche. „Ständig stellt dich etwas Neues auf die Probe – und das liebe ich.“

Normalos würde dieses Gelände zur inneren Raserei bringen. Vanessa Ruck nur zur äußeren, und in der fühlt sie sich rundum wohl. Island –das ist zwar hartes Training, aber dennoch auf eine ganz eigentümliche Art paradiesisch.

Vanessa ist 37 Jahre alt und eine der bekanntesten Rallyefahrerinnen Englands. Auf Instagram nimmt sie Hunderttausende auf ihre Reisen mit. Sie hält Vorträge und spricht darüber, wie sie ihre Karriere entwickelt hat – und welche gewaltigen Rückschläge sie verkraften musste auf ihrem holprigen Weg zur Wellness.

Nur drei Monate vor ihrem Trip durch Island war sie etwa in Marokko unterwegs. Bei der Morocco Desert Challenge legte sie 3000 Kilometer unter gleißender Sonne zurück. Nicht einmal die Hälfte der Teilnehmer und nur eine Handvoll Frauen schafen es bei diesem Wettbewerb bis ins Ziel – Ruck gehörte dazu. Sie erzählt von 52 Grad Lufttemperatur und Wüstensand, der einem die Haut aufbrennt. Und auch von den Menschen, die von solchen Rallyes nicht mehr zurückkamen. „Geistig habe

Der Wasserweg Die Flüsse in Island können tückisch sein und ganz plötzlich überschwappen. Doch Ruck hält entschlossen an ihrem Kurs fest.

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„Das Terrain ist hart und weich zugleich – hier musst du immer improvisieren.“
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Bilder im Kopf Ruck während einer Pause. Die Actioncam macht Bilder aus ihren Kopfabenteuern.

ich schon einen Abschiedsbrief verfasst, den ich bei einer Panne in mein Handy diktiert hätte“, sagt sie. „Wenn ich wo liegengeblieben wäre, hätte mir niemand rechtzeitig helfen können.“ Auch wenn Liegenbleiben für eine wie sie keine Denkoption ist. Nicht mehr. Nicht, nachdem sie so mühevoll aufzustehen lernen musste.

Es passierte Jahre vor ihrem ersten Rennen, als Motorräder in ihrem Leben eigentlich noch keine besondere Rolle spielten. Damals, Anfang 2014, war sie Marketingchefn eines großen Unternehmens. Sie war ehrgeizig, arbeitete lange und holte sich zum Ausgleich Adrenalinschübe beim Wakeboarden, Kitesurfen, Radfahren oder Klettern. Im März 2014 sollte sich alles verändern. Damals war Ruck 27 und wollte auf ihrem Fahrrad zum Wakeboarden fahren, als ein Auto eine rote Ampel überfuhr und vor ihr ausscherte. Sie konnte nicht ausweichen und prallte mit voller Wucht auf das Fahrzeug – Schulter und Hüfte wurden wie von einem gewaltigen Geschoss getrofen. Jahrelang folgte ein operativer Eingrif dem anderen.

Das Weiß der gerinnenden Zeit

„Ich konnte nicht aufstehen und verbrachte unendlich viel Zeit damit, immer nur auf dasselbe langweilige Stück Weiß meiner Schlafzimmerdecke zu starren“, sagt Ruck. „Mein Mann musste mir die Haare bürsten und die Socken anziehen. Es war so zermürbend, mich immer wieder unters Messer legen zu müssen. Immer, wenn ich glaubte, endlich Fortschritte zu machen, lag ich bald wieder aufs Neue im Krankenbett oder humpelte auf Krücken.“

Ruck schlitterte in eine Depression, kombiniert mit einer Anpassungsstörung. „Im Grunde heißt das, dass ich mich nicht länger als ich selbst wahrnahm. Ich sprach über mich in der dritten Person: Das hier war nicht Vanessa –Vanessa, das war jener starke, ftte Mensch vor dem Unfall. Doch ich fühlte mich einfach nur gebrochen und erbärmlich.“ Ruck wusste, dass sie die Sportarten, die sie früher geliebt hatte, nicht mehr ausüben konnte. Aber Motorradfahren, das schien irgendwann machbar.

Damals musste sie einen Vollzeitjob mit ihrer Rehabilitation unter einen Helm bringen, und als Pendlerin würde ihr ein Motorrad wertvolle Zeit verschafen: Ende 2014 kaufte sie sich eine Suzuki Bandit 600 für die Straße. Zu früh, denn seelisch war sie noch nicht bereit dafür. „ Ich weiß nicht, ob du schon einmal unter einem Motorradhelm geweint hast. Es ist wirklich unangenehm“, sagt sie. „ Man kommt mit den Handschuhen nicht zu den Augen, das Visier

„Diese Tränen der Hilflosigkeit: Weißt du, wie das ist, unterm Sturzhelm zu weinen?“

beschlägt sich, aus all dem entsteht echte Hilflosigkeit.“ – Ruck kann heute darüber lachen. Damals bekam sie Panikattacken allein schon bei dem Gedanken, sich auf ein Bike zu setzen. „Ich saß einfach nur so in meiner Einfahrt. Ich war auf einer anderen Art von Bike fast ums Leben gekommen – warum um alles in der Welt sollte ich jetzt noch einmal aufsteigen?“

Aber Ruck war hartnäckig und überwand so ihre Angst. „Die Autofahrerin, die mich angefahren hatte, hatte meinen Körper verändert“, sagt sie, „aber sie hatte keine Macht über meine Zukunft. Ich bin mit der Einstellung aufgewachsen, dass man aus einem Sturz lernt und weitermacht, anstatt sich zu beklagen. Ich wusste, dass es mit jedem Mal etwas leichter werden würde, auf ein Motorrad zu steigen.“

Aus „leiderfüllt“ wurde „leicht“, aus „leicht“ wurde „lustvoll“: Nach einigen Monaten merkte Ruck, wie gut ihr diese neue, motorisierte Mobilität tat. Es war eine ganz andere Art, sich Adrenalinkicks zu holen. Bald erweiterte sie ihren Fuhrpark um eine Harley-Davidson für den Straßenverkehr. Darauf folgte ein ScramblerGeländebike. Und schließlich eine Enduro für die wirklich schwierigen Terrains. „Viele Leute fragen mich, warum ich nicht wieder mit Kitesurfen oder Wakeboarding angefangen habe“,

Es wird heiß Vanessa Ruck bei den Red Bull Romaniacs 2021: Sie war eine von nur sechs Frauen, die an dem berüchtigt anstrengenden Hard­Enduro­Event teilnahmen.

THE RED BULLETIN 53 TIBI HILA/RED BULL ROMANIACS
„Diese Autofahrerin verletzte meinen Körper, aber Macht über mein Leben hat sie keine.“

Panne im Glutofen Während der Tunisia Desert Challenge 2022 brannte Rucks Motorradkupplung durch, und sie musste mitten in der Mittagshitze fast acht Stunden lang ausharren.

sagt sie. „ Am Anfang war es wohl ein Abwehrmechanismus. Ich wollte mich nicht mit der Person vergleichen, die ich früher gewesen war. Mein ganzer Körper tat weh und funktionierte nicht mehr wie früher. Motorradfahren war dagegen etwas völlig Ungewohntes – und dann wurde ich fast süchtig nach diesem Thrill.“

Als sie körperlich nicht in der Lage war, zu fahren, fand sie Trost darin, ihre Motorräder in der Garage zu pfegen. Gesten, die zu einem Symbol für ein besseres Leben wurden, für eine Zukunft, an der sie arbeiten konnte. Vanessa Ruck entwarf eine Website mit dem Namen „The Girl On A Bike“. Dort teilt sie bis heute Details über ihre Rehabilitation und ihre zunehmend abenteuerlichen Motorradtouren, die sie bisher in 29 Länder geführt haben.

„Soziale Medien können toxisch, negativ und ungerecht sein“, sagt Vanessa. „Deswegen neigen die Menschen auch dazu, die Tiefpunkte ihres Lebens zu verbergen. Ich wollte aber alles ofenlegen.“ Auf Instagram fndet man Bilder,

wie sie nach einer Operation im Bett liegt und nicht aufstehen kann. Gleich daneben aber ein Beitrag, in dem sie lächelt, auf dem Motorrad, in Siegerpose. Es sind Fotos von Rennen und Bikertrefen, die ihr Halt im Leben gaben und geben. Und Rucks Ofenheit kam gut an, ihre Followerzahl wuchs stetig. Im Jahr 2019 entschied sie sich, ihren Job aufzugeben und als „The Girl On A Bike“ Geld zu verdienen.

„ Schließlich hatte ich zur Arbeit pendeln und dreimal die Woche zur Reha gehen müssen. Hydro-, Physio- und Stoßwellentherapie, Osteopathie und Akupunktur – das hat mich wirklich geforder t“, erzählt sie. „ Mein Mann Alex und ich haben durchgerechnet, dass wir 13 Monate gut über die Runden kommen würden, wenn ich meinen Job kündigen würde. Das war genau die Zeit, die ich für die Reha brauchte. Außerdem wollte ich sehen, was ich mit ‚The Girl On A Bike‘ erreichen kann. Aber ich hätte mir nie ausgemalt, wie viele Menschen aus meinem Kampf Energie schöpfen würden – fast genauso wie ich selbst.“

Ein Tanz unterm Vulkan

Jetzt, beim Training in Island, donnert Rucks Motorrad über den groben schwarzen Sand, eine Mischung aus Vulkanasche und zerkleinertem Lavagestein. Nach mehr als sieben Stunden Fahrt zeigt ein Fluss an, dass die Etappe nun langsam zu Ende geht. Ruck hat Schmerzen in der Hüfte, aber sie fühlt sich ft. Sie ist müde, aber zufrieden. Dabei fährt sie erst seit etwas mehr als zwei Jahren Rennen. Ihr Weg in den Hard-Enduro-Sport begann im Jahr 2021 bei den Red Bull Romaniacs.

Das Rennen in den rumänischen Karpaten gilt als der anspruchsvollste Event überhaupt. 150  Racer gingen an den Start, nur 91 kamen durch, eine davon war Ruck, immerhin auf Platz 57. Der Achtungserfolg motivierte sie, an ihrer allerersten Rallye, der Qatar International Baja, teilzunehmen. Im Frühjahr 2022 startete Ruck bei der Tunisia Desert Challenge, einem achttägigen Event, das sie stärker beanspruchte als alle vorherigen Herausforderungen.

„Es war ein technisch anspruchsvolles Gelände, und die Navigation war unheimlich schwierig“, schildert sie. „Ich habe eine Nacht in den Dünen verbracht, nachdem die Elektronik meines Motorrads versagt hatte. Ich musste ein Lagerfeuer entfachen. Das mag romantisch klingen – doch in der pechschwarzen Nacht irgendwo in der Wüste festzusitzen, ewig von jeglicher Zivilisation entfernt, ist furchteinfößend. Am nächsten Tag gab auch noch die Kupplung meines Motorrads den Geist auf, und ich saß siebeneinhalb Stunden in der brennenden Mittagshitze fest.“ Erst dann wurde sie von einem Helikopter ausgefogen. „Ich war wirklich an meine Grenzen gegangen, erhielt drei Infusionen und jede Menge Schmerzmittel.“ In der Nacht darauf wachte sie dann aus einem Albtraum auf, in dem sie noch ein drittes Mal in

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der Wüste feststeckte, und dachte: „Das war’s, ich bin am Ende. Ich habe mir zu viel zugemutet.“ Aber als sie aus dem Bett hochschreckte, hatte sie nur diesen einen Gedanken: „Wo ist mein Bike?“ Ruck konnte die Rallye fortsetzen und überquerte schließlich als erste Frau (auf dem 35 Platz) die Ziellinie. „ Das Rennen zu beenden war die größte Bestätigung für mich. Zum ersten Mal war es meine eigene Entscheidung, wie viel ich aushalten musste. Das hat mir eine Menge von jener Kraft zurückgegeben, die ich nach meinem Unfall verloren hatte. Es war ein unglaubliches Gefühl.“

So verloren, so geborgen

Rucks Entscheidung, sich all diesen gefährlichen und schmerzhaften Herausforderungen zu stellen, scheint für Außenstehende schwer nachvollziehbar. „Ja, diese Rennen sind brutal“, gibt sie zu. „Ich fnde, die Wüste hat etwas Sadistisches – und dennoch: Ich liebe das Adrenalin und die Endorphine, wenn ich auf meinem Motorrad sitze. Ich glaube, das Geheimnis liegt darin, dass ich mich dabei so im Moment verliere.“ Geborgen in der Verlorenheit.

In solchen Phasen sei sie gar nicht fähig, so etwas wie Schmerz zu fühlen. „Aber wenn ich am Abend vom Bike steige, rammt mich die Re­

„Unglaublich, wie viele Menschen aus meinem Kampf Kraft schöpfen.“

Landschaft der Seele Ihre Trainingstour durch Island wird für Vanessa zum Mix aus Härte und Kontemplation.

alität wieder wie ein Güterzug. Viele verstehen das nicht. Aber sie leben ja auch nicht in meinem Körper.“

Das Nachtlager der Gruppe, eine Blechhütte, erscheint am Horizont. Etwas später setzt sich Vanessa auf einen Felsen, beobachtet, wie die Sonne glutrot versinkt. Um sechs Uhr früh wird sie aufstehen, um vor der nächsten Etappe noch ein Stück zu joggen. Doch jetzt kann sie sich entspannen, richtig entspannen. „ Es ist nicht das Hilton“, sagt sie mit Blick auf den Blechverschlag, „aber heute Nacht werde ich gut schlafen.“

Vanessa Ruck weiß: Wer ganz in sich ruht, braucht kein Hotel.

thegirlonabike.com

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WIZARDS MAGISCHER DREH

Er tanzte sie fast alle aus, wurde einer der besten Breaker der Welt. Doch in ihm drinnen rumorte es: Du bist nicht gut genug, verdienst keine Siege. Bis B-Boy Phil Wizard die Choreografie seines Lebens änderte – und so zum Favoriten für Olympia wurde.

TEXT ZOEY GOTO FOTOS CHRIS SAUNDERS
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Bewegtes Leben

Der kanadische

B-Boy Philip Kim, in der Szene als Phil Wizard bekannt, beim Shoot in Paris

Paris, mon amour!

Phil Wizard ist ein Anwärter auf Gold, wenn Breaking in Paris sein Debüt bei den Olympischen Spielen feiert.

Härte kennt er, Härte kann er. Nun entwickelt er einen Sinn für Freiheit.

Seine grelle Jacke in Lila-Rot und die leuchtend helle Wollmütze, die er tief ins Gesicht gezogen hat, sind die einzigen Farbtupfer inmitten einer brutalistischen Großstadtarchitektur.

Phil Kim, in der Szene als Phil Wizard berühmt, sind die Strapazen der letzten Monate kaum anzumerken, als ihn The Red Bulletin zum Interview trift. Dabei ist das Leben eines Breaking-Profs, das ihn von Battle zu Battle rund um den Globus führt, unglaublich anstrengend.

Der Wizard strahlt Leichtigkeit aus, als er uns da vor der Kulisse des Wohnparks Orgues de Flandre, Paris, federnden, hüpfenden Schrittes entgegenmovt. Rechtzeitig zum Fotoshooting bricht die Sonne durch, als müsste sie diesen Magier ins Rampenlicht rücken. Der sucht und fndet vor der Kamera seinen Rhythmus, immer im Takt der Beats, die blechern aus einem mitgebrachten Lautsprecher dröhnen. Immer mehr Passanten halten an, um den jungen Mann zu beobachten, der hier wie beiläufg die wildesten Verrenkungen raushaut. Wow, was für ein Straßenkünstler. Wow, was für ein Olympionike!

Es ist Oktober 2023, und in Paris steigt das 20. Red Bull BC One World Final, der größte Breaking-Wettbewerb der Welt. Das Gipfeltrefen einer bunten, dynamischen, lautstarken Subkultur, zu deren herausragenden Vertretern Phil Wizard gehört. Wenn Breakdance im kommenden Sommer hier in der Stadt erstmals olympisch sein wird, wird der 26-jährige Kanadier ein heißer Medaillenkandidat sein. Vor nicht einmal fünf Jahren war er hier in Paris in der ersten Runde ausgeschieden. Heute ist er Teil der Red Bull BC All Stars, einer exklusiven Crew, bestehend aus den weltbesten Tänzern.

Sein erster Move? Blenden wir zurück auf die Straßen von Vancouver, Phils Heimatstadt. Im zarten Alter von elf Jahren hatte ihn dort eine Performance der Now or Never Crew, des Fixsterns der örtlichen Hip-Hop-Szene, wie aus dem Nichts in ihren Bann gezogen. Was für ein Zufall: Ausgerechnet eines der Crewmitglieder leitete wenig später einen Workshop in Phils Schule – was diesen dazu inspirierte, sich für ein Tanzcamp anzumelden. So weit, so leichtfüßig. Doch Phil fand eine weitere, in seinen Worten „nicht ganz so coole“ Inspiration: die romantische, etwas klischeehafte Tanzflmreihe „Step Up“. Als wir zwischen den Fotos eine kurze Pause einlegen, gibt

er zu: „Es ist mir etwas peinlich, aber ich habe dieses kitschige Zeug geliebt. Als Kind denkt man zuerst einmal nur: ‚Wow, die tanzen im Regen – wie cool ist das denn?!‘“ Choreografe und Kreativität hätten ihn am Anfang viel mehr fasziniert als das Breaken an sich, sagt er. „Ich war ein lebhaftes und fantasievolles Kind. Ich habe viele Animes und Superheldenflme geschaut und getan, als wäre ich ein Teil dieser Geschichten.“

Es begann mit den Heartbreakern – doch bald gab es nur noch Breaking: Der Teenager Phil schaute statt Animes YouTubeVideos der angesagtesten Breaker und holte sich bei den großen Crews aus Vancouver Tipps, wie man am schmalen Grat zwischen kreativer Selbstverwirklichung und kommerziellem Erfolg trittsicher wird. Davon abgesehen war Phil auf sich allein gestellt. Denn je tiefer er in die Breaking-Szene eintauchte, desto weniger Rückhalt spürte er von daheim. „Meine älteren Brüder haben im Versicherungsgeschäft und als Juristen Karriere gemacht“, sagt er. „Ich war der Außenseiter. Der Druck war auch deshalb so groß, weil ich aus einer Einwandererfamilie komme.“

Kampf gegen den eigenen Kopf

Als Phils Mutter mit ihm schwanger wurde, lebte die Familie noch in Korea. Noch vor seiner Geburt emigrierte sie mit Phils Vater und den Söhnen nach Kanada. „Meine Eltern haben viel dafür geopfert, um in Kanada ein neues Leben zu beginnen. Sie wollten die größtmögliche Sicherheit für ihre Kinder“, sagt Phil und wirkt nachdenklich. „Nicht nur für meine Eltern, auch für mich selbst war die Entscheidung hart, ganz andere Wege zu gehen und eine Karriere als Breaker einzuschlagen.“

Um seine Familie zu beruhigen, schrieb sich Phil für ein Psychologiestudium ein. Doch schon nach einem Semester war für ihn Schluss. „Ich habe das Studium sein lassen, weil ich ein anderes Ziel vor Augen hatte: das Red Bull BC One in Los Angeles, die Vorqualifkation für die World Finals. Ich dachte mir: Wenn ich dieses Event tatsächlich gewinne, lasse ich alles stehen und liegen und versuche mein Glück mit Tanzen.“ Das Risiko zahlte sich aus. Phil Wizard holte in Kalifornien auf Anhieb den Titel – der Grundstein für ein Leben als Prof-Breaker war gelegt.

Doch dafür musste er sich erst gegen den schwierigsten Gegner überhaupt durchsetzen – seinen eigenen Kopf. Während er an-

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dere mit seinen Moves beeindruckte, musste Phil sich immer wieder und wieder selbst davon überzeugen, gut genug für die ganz große Bühne zu sein. „Es war ein täglicher Struggle. Ich fragte mich stets, ob ich beim Breaken bleiben sollte“, erinnert er sich an seine schwierigste Phase. Der Tanz seines Lebens, leichten Schrittes mitten in einen Zwiespalt. Wizard, doch kein Zauberer? Er zog wieder bei Mama und Papa ein und verdiente sich als neuer Teil der Now or Never Crew, mit der er auf Firmenfeiern und Hochzeiten tanzte, ein paar Dollar dazu. Neben den Shows ging er bei kleineren Wettkämpfen an den Start und etablierte sich allmählich als fester Bestandteil von Vancouvers Hip-Hop-Szene. „ Damals habe ich viele Kämpfe mit mir selbst ausgefochten, um herauszufnden, was ich tun wollte“, sagt er. „Rückblickend glaube ich gar nicht, dass ich der talentierteste Tänzer war. Ich war sicher nicht der Junge, bei dem sich alle einig waren, dass er es schaft. Aber ich habe mich Schritt für Schritt hochgearbeitet, weil ich mit Leidenschaft bei der Sache war.“

Choreografe einer Wandlung

Die harte Arbeit beschränkte sich bei weitem nicht auf genialische Moves und Beats. Viel schwieriger war es für Phil, seine Mentalität umzukrempeln. Denn was ihn jahrelang kleingehalten hatte, war er selbst. „Es gab Competitions, in denen ich unter einem starken Hochstapler-Syndrom litt. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich ein Betrüger und würde anderen etwas vormachen. Selbst wenn wo ich im Halbfnale stand, hatte ich das Gefühl, den Sieg nicht zu verdienen. Und dann stürzte alles auf mich ein.“

Mangelndes Selbstvertrauen und großer Ehrgeiz verbanden sich zu einer toxischen Mischung, die Phils Leistung und mentale Gesundheit verschlechterte. „Ich musste gewinnen, um weiterzukommen, und irgendwann genug Geld verdienen, um davon leben zu können. Deshalb hatte jedes Event für mich eine riesengroße Bedeutung. Entsprechend down war ich, wenn ich verlor. Aber auch wenn ich gewann, machte ich mir selbst das Leben schwer. Dann hatte ich eben dieses Gefühl, nicht meine beste Leistung abgerufen zu haben.“ Ein emotionaler Eiertanz!

Wizard erkannte, dass er in sämtlichen Belangen lockerer werden musste. Er ging in sich und lernte, eine gesunde Distanz zum Wettkampf zu bewahren, anstatt ständig zu grübeln. „Es ging darum, Erwartungen zu

Battle gewinnen – kein Problem. Next Step: auch sich selbst bezwingen.

vergessen – die eigenen und jene von außen – und den Moment zu genießen“, erklärt er die Choreografe seiner Wandlung. „Ich meditiere nicht, aber ich versuche schon, den Moment bewusst wahrzunehmen, präsent zu sein und mit einer positiven Einstellung in jeden Wettkampf zu gehen. Ich habe lange gebraucht, um das zu verinnerlichen. Das Hochstapler-Syndrom kommt und geht, auch heute noch. Aber meine Lebensphilosophie ist, dass ich eben nicht alles kontrollieren kann. Ich versuche jetzt, mir in den Wettkämpfen mehr Freiheiten zu nehmen.“

Vancouver chillt, die Welt bebt Allein im Jahr 2023 hat er vier Goldmedaillen auf dem Circuit der Weltelite ertanzt. Die fndet rund um den Globus statt, in Südkorea zum Beispiel, Brasilien, Portugal oder England. Phil konnte in diesem Jahr kaum länger als eine Woche in seiner Heimat verbringen. Wenn er es nach Vancouver schaft, reduziert er seine sozialen Kontakte deshalb auf ein Minimum. „Das ist meine Zeit zum Abschalten, Chillen und Schlafen“, sagt er. „ Zu Hause bin ich kein besonders lustiger Mensch. Die aufregenden Sachen mache ich lieber unterwegs.“

Und wie! Denn das hier ist Paris, und am nächsten Tag machen sich Wizard und eine kleine kanadische Clique auf den Weg zum Cent Quatre, einem ehemaligen Beerdigungsinstitut aus dem 19. Jahrhundert. Heute ist die frühere „ Fabrik der Trauer“, wie sie genannt wurde, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst: eine der Eventlocations für die BC One World Finals.

Die Luft ist zum Schneiden dick, die Atmosphäre ist, und das ist wohl der größte Unterschied zu früher, an diesem Abend so richtig lebendig. Hunderte Menschen strömen ins Studio, in Erwartung, dass vor ihren Augen Breaking-Geschichte geschrieben wird. Auch ein Vertreter von Guinness World Records ist vor Ort, zu erkennen am förmlichen Outft.

Moving On Up

Das Red Bull BC One World Final 2023 in Paris.

1 Phil Wizard im Achtelfinale gegen B-Boy Amaro

2 Die Jury entscheidet mit vier zu eins für Wizard.

3, 4 Wizards Performance im Halbfinale

5 Seine Freude über den Einzug ins Finale

6 Ankündigung des Finales: Wizard gegen Hong 10

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Ein B-Boy nach dem anderen tritt an, um einen „Double Airfare“ zu meistern – eine spektakuläre Figur, bei der die Breaker ihr ganzes Gewicht auf eine Hand verlagern, sich zu einer Ganzkörperdrehung in die Luft katapultieren und dann auf der anderen Hand landen. „ Ein übermenschlicher Kraftakt, den noch niemand auf der Welt bei einer ofziellen Veranstaltung gezeigt hat“, überschlägt sich der Moderator. Darf der herausgeputzte Mister Guinness schon jetzt den Notizblock zücken?

Als Erster betritt Monkey King aus Taiwan die Matte, um die sich ein Kreis aus Zuschauern versammelt hat. Er schraubt sich wie ein Korkenzieher hinauf – aber statt eines Weltrekords wird er letztendlich nur einen gebrochenen Finger verbuchen.

Wizard ist nur hier, um die Cypher zu beobachten, einen Bewerb, bei dem BreakerFormationen nacheinander antreten und improvisieren, bis die Sneakers rauchen. Auf den Plattentellern der DJs drehen sich Old-School-Scheiben, zu deren Klängen die Breaker ihre Körper rhythmisch verformen. In diesem Kosmos, mitten in der Community, wirkt Phil völlig entspannt. Hier ist er eine Celebrity. Begeistert springt er von seinem Platz auf und zückt sein Handy, um besondere Moves festzuhalten. Wenn er das Ergebnis danach auf Social Media postet, verfasst er Lobeshymnen auf die Konkurrenz.

Zwischen Leistung und Lifestyle

Ja, die Breaker und Hip-Hopper sind eine solidarische, eng verbundene Gemeinschaft. Doch wenn es darum geht, dass Breaking in diesem Jahr eine olympische Disziplin sein wird, scheiden sich die Geister. Puristen fürchten, dass sich Breaking,

ursprünglich kreatives Ventil für die marginalisierte migrantische Jugend New Yorks, von seinen subkulturellen Wurzeln entfernt. Wizard dagegen betrachtet die Zeitenwende überwiegend positiv. „Natürlich wird sich so einiges ändern, und das macht viele nervös. Die Atmosphäre ist jetzt schon wettbewerbsorientierter, die Veranstaltungen werden ernster“, sagt er. „Sicher steht jetzt der Sport im Vordergrund, aber es gibt dahinter immer noch eine Kultur. Die Underground-Szene wird es immer geben –man kann immer noch Jams veranstalten, und die Leute werden kommen.“

Denn wie für viele andere ist Breaking auch für Wizard in erster Linie Kunst, und dennoch: „Ich trainiere 20 bis 25 Stunden pro Woche, wenn ich zu Hause bin“, sagt er. „ Ich gehöre zur jüngeren Generation, die sich mehr um ihren Körper kümmert, um länger durchzuhalten zu können.“

Breaking hat seine Identität verändert. Aber auch Wizard selbst gesteht, dass er innerlich zwischen den Stühlen steht, seit er 2022 Mitglied der Red Bull BC One All Stars wurde – und damit ein ganz großes Ziel erreicht hatte: „ Klar, ich will BC One oder die Olympischen Spiele gewinnen, das ist natürlich großartig“, sagt er. Doch nach all seinen Siegen im Vorjahr fel er wieder auf den Dancefoor der Tatsachen zurück.

„ Ich hatte das Gefühl, dass ich karrieremäßig fast alles erreicht hatte, was ich wollte“, sagt er. Hatte sich der Magier noch vor dem Hauptgang satt gesiegt? Denn auf

einmal schlich sich da – erst sanft, dann fast schon bohrend – wieder diese eine unverwüstliche Frage ein: „Und was kommt als Nächstes?“ Nicht an Titeln, an Emotionen.

Die Antwort fand Phil Wizard in seiner neuen Mentalität. Ehrgeizige Ziele, Pläne und Strategien waren gestern, nun konzentriert er sich auf Ausdruck und Kreativität. „In Wettkämpfen bin ich auf einem hohen Niveau, aber künstlerisch bin ich noch lange nicht am Ende“, sagt er. „Wenn ich mich ansehe, sehe ich Mängel und Blockaden. Jetzt geht es darum, meine Entwicklung voranzutreiben, einen Sinn für Freiheit zu entfalten und neue Moves zu fnden. Es gibt noch so viel zu tun.“ Und diese Selbstkritik ist keine Koketterie. Denn Phil will den Flow genießen und mit einem guten Gefühl aus jeder Runde hervorgehen. „ Das ist eigentlich unmöglich“, gibt er lachend zu, „aber genau das motiviert mich.“

Der stille Sieg des Zweiten Doch jetzt ist Showtime, und die Motivation wächst wie von selbst: Red Bull BC One World Final – und zwar das Finale des Finales: Wizard steht im Scheinwerferlicht von Roland Garros, wo jedes Jahr die French Open der besten Tennisspieler stattfnden, um hier seine veränderten Ansprüche erstmals auf die Probe zu stellen. Nach einem intensiven, vier Stunden dauernden Wettbewerb, in dem 16 B-Boys und 16 B-Girls gegeneinander antreten, hat er es in die allerletzte Runde geschaft und trift dort auf seinen alten Freund Hong 10: einen südkoreanischen B-Boy, der für seine enorme Ausdauer bekannt ist.

Und da war sie wieder, diese bohrendste aller Fragen: Was kommt als Nächstes?

Head Spins, Freeze-Posen und die präzise Fußarbeit sind spektakulär genug. Aber noch beeindruckender ist der Spaß, mit dem Phil bei der Sache ist. Bei guten Moves applaudiert er seinem Kontrahenten, umarmt ihn sogar zwischen den Runden. Als Hong 10 letztendlich zum Sieger erklärt wird, freut sich Wizard sichtlich mit ihm. „Wir hatten von Anfang an vereinbart: ‚Wir trefen uns im Finale‘“, sagt er. „Ich wollte einfach Spaß beim Battle haben. Vor allem wollte ich aber zeigen, dass es auch auf der größten Bühne der Welt einfach nur um die Liebe zum Breaken geht.“

Hong 10 gewinnt am Ende den Titel, aber Wizard hat erreicht, was er einst für unmöglich hielt: loszulassen und den Job zu genießen. „Früher fanden die Kämpfe in mir selber statt, aber das passiert mir nicht mehr“, sagt er. Diesmal ist Phil Wizard Zweiter geworden und hat doch gewonnen.

Langsam erlöschen die Lichter von Roland Garros. Drinnen düster, draußen düster – nur einer, der weiterhin brennt.

Instagram: @philkwizard

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Phils Bestform Wer alle Erwartungen abstreift, ist frei dafür, den Moment zu genießen.

MEIN WEG NACH

OBEN

Als der rundliche Beamte Christian Schiester 1989 mit dem Laufen beginnt, ahnt niemand, dass er bald einer der besten Ultra‑Läufer der Welt sein würde.

Dann stach der Läufer in See –und umsegelt seit 2016 die Welt Richtung Osten, gegen den Wind.

„Im Jahr 2016 begannen wir unsere Weltumseglung –in meinem eigenen Boot, der ‚El Toro‘.“ 2016

Motorboot gekauft und nach Grado gestellt 2001

16. Juni 1989

VON NO-MOTION ZUM MARATHON

„60 Zigaretten am Tag, übergewichtig: Ich war Postbeamter am Schalter. Von Laufen war noch keine Rede. Mit vier Minuten langsamem Gehen habe ich an diesem Tag begonnen – und ab da jede Einheit protokolliert. Nach eineinhalb Jahren war ich steirischer Landesmeister im Marathon geworden. Darauf folgten noch 25 weitere Landesmeistertitel in Marathon, Halbmarathon, Berglauf und Crosslauf.“

DER RUF DER WÜSTE

„243 Kilometer durch die Sahara beim Marathon des Sables, das war 2003 und mein erster echt brutaler Lauf. Darauf folgten 2004 das Himalaya Race, 2006 der Dschungel-Marathon in Brasilien und 2010 der Gobi March, 250 Kilometer durch die Wüste: Vier Kilometer vor dem Ziel nach zwölf Stunden Laufen war ich so dehydriert, dass mein Augenlicht weg war und meine Hände taub. Gerettet hat mich, dass ich mich in den kühlen Sand eingebuddelt hab. So hab ich die Körpertemperatur runtergebracht. Langsam konnte ich auch wieder sehen. Dann habe ich meine letzte Dattel gegessen –und es ins Ziel geschafft.“

Ultra-Marathonläufer und Weltumsegler Christian Schiester, 56, hat ein klares Ziel: Dinge zu erleben, die nicht kalkulierbar sind
2003
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„El Niño, das unberechenbare pazifische Wetterphänomen: Auf unserem Segelboot sahen wir wochenlang keine Sonne.“ 2023

MEINE „GREEK WEDDING“ 2020

„Eine Hochzeit ist auch eine Challenge! Bei Daniela und mir passt das aber, weil wir denselben Vogel haben. Schließlich hatte sie zuvor mit mir den Indischen Ozean überquert. Wenn sie das übersteht, kann sie auch mit mir verheiratet sein, hab ich mir gedacht. Ohne sie wär ich heute wahrscheinlich nimmer da – einige Situationen hätt ich allein nicht durchgestanden! Als absolute Griechenland­Fans haben wir auf der Insel Paros unter einem Feigenbaum geheiratet.“

Oktober 2023

IM AUGE DES ZYKLONS

„Einmal sind wir bei der Pazifikinsel Ratua denkbar knapp an einem Zyklon vorbeigeschrammt, der da mit unglaublichen 215 Stundenkilometern tobte. Wir haben uns dann in eine Bucht gerettet – aber was ist ein gutes Versteck? Das ist russisches Roulette, denn Stürme drehen. Wir hatten aber Glück. Das Highlight dann tags darauf, als sich das Tief aufgelöst hatte: Der ganze Himmel war stundenlang rosarot! Wenn du dann noch auf einen Einheimischen triffst, der dir sagt, dass dein Boot das erste ist, das er seit zwölf Jahren sieht – das sind Geschichten, für die sich fast jede Strapaze lohnt.“

„ Damit der Wings for Life World Run wirklich um die ganze Welt geht, starte ich in Vanuatu im Südpazifk.“

Mai 2024

MIT GREGOR BLOÉB

AM

ENDE DER WELT

November 2023

DER BAUM DES ANSTOSSES

„Nach einem Sturm treiben unzählige entwurzelte Bäume auf das offene Meer hinaus. Zehn Kilometer vor der Insel Malakula im Südpazifik macht es auf einmal einen Knall am Rumpf – ein Stamm in der Schiffsschraube! So hat es uns das Getriebe des Motors zusammeng’haut! Auf einer Insel hat uns dann ein 70­jähriger Mechaniker geholfen, den wir zufällig gefunden hatten. Wir mussten auf Ersatzteile aus Australien warten. Das hat uns drei Wochen und ein kleines Vermögen gekostet.“

„Im April geht die nächste Segeletappe im Südpazifik los. Ein Highlight, auf das wir uns sehr freuen: Am 5. Mai werden wir auf Vanuatu, einem südpazifischen Inselstaat und am schönsten Platz überhaupt, beim Wings for Life World Run mit der App mitlaufen. Damit kann man auf der ganzen Welt teilnehmen. Der global identische Startschuss bedeutet für uns, dass wir auf Vanuatu um 23 Uhr loslaufen werden. Mir taugt’s, wenn ich im Finstern lauf und den Gregor Bloéb als Stimme des Catcher Cars im Ohr hab – und das am anderen Ende der Welt.“

Christian wird den Wings for Life World Run auf Vanuatu laufen.

Die neueste Folge seiner grandiosen Doku­Reihe „Sail & Run“ seht ihr ab 18. März auf Red Bull TV und bei ServusTV.

THE RED BULLETIN 65 JÜRGEN SKARWAN/RED BULL CONTENT POOL(2), ROLAND BOGENSPERGER/RED BULL CONTENT POOL, RED BULL CONTENT POOL/MIRJA GEH, PRIVAT(3) NINA KALTENBÖCK

SCHWERKRAFT?

50 Lkw-Ladungen Erde. 300 Strohballen.

11 Triumphe und Dramen aus höchsten Kreisen: Wie Masters of Dirt zum Gipfeltreffen der Freerider wurde – und warum zwischen all den Weltrekorden sogar Wohnwagen abheben.

KARIN
CERNY
66 THE RED BULLETIN SYO VAN VLIET

ABGESCHAFFT!

Bitte abheben! Massimo Bianconcini, David Tharan, Brice Izzo, Matěj Česák, Leo Fini, Petr Pilat, Jamie Squibb, Nicholi Rogatkin und Tim Bringer (von links) fliegen durch die Wiener Stadthalle.

Theorie war noch nie seine Sache. Während der Physikprofessor an der Tafel die Grundregeln der Schwerkraft erklärt, ist Georg Fechter, den alle Georgie nennen, mit seinen Gedanken ganz woanders. An sieben Schulen ist er insgesamt, aber an keiner kann er ruhig sitzen und zuhören. Viel wichtiger sind die schrägen Stunts, die er mit seinem besten Freund, Andi Brewi, nach der Schule inszeniert. Physik ist die eine Seite, aber wirklich mit dem Bike abzuheben die andere. Für Georgie ist das Gefühl unbeschreiblich, wenn ein Flip gelingt. Bereits mit zwölf Jahren hecken Georgie und Andi einen Namen für ihre kleine, angstfreie Biker-Gang aus: Masters of Dirt.

Der Rest ist, wie man so sagt, Legende. Ein Jugendtraum, der wahr geworden ist: Seit 2003 begeistert die Veranstaltungsreihe Masters of Dirt, kurz M. O. D., mit bislang mehr als 250 Shows in mehr als 20 Ländern. Mountainbikes und Motocross-Maschinen, Scooter, aber auch Buggys und Schneemobile werden dabei durch die Luft geschleudert. Bis zu 14 Meter hoch – höher als jeder Sprungturm – und 23 Meter weit springen die Athleten dabei. Nichts bleibt am Boden. Und die Grenzen des Machbaren sind nach oben ofen.

M. O. D. ist aber nicht nur eine Show, sondern fast eine Art Lifestyle. Kein Wettkampf, sondern ein Familientrefen der besten Freestyle-Athleten, die sich gegenseitig zu den aberwitzigsten Stunts motivieren und dabei möglichst viel Spaß haben. Man fängt sich gegenseitig mental auf, teilt die Leidenschaft, die Erdanziehung zumindest für Sekunden auszuhebeln. M. O. D.-Gründer Fechter jedenfalls hat schon oft geweint vor Glück. „Wir haben sehr viele emotionale Leute im Team und sind näher am Wasser gebaut, als man glauben würde“, sagt er. Und diese Emotion springt aufs Publikum über. Alles andere als zufällig.

„In der Schule habe ich nie aufgepasst – deswegen hat die Physik für mich ihre ganz eigenen Grenzen.“
ORGANISATOR GEORG FECHTER

Mastermind of Dirt Seit 20 Jahren ist Georg Fechter (rechts), hier mit Andi Brewi, der Mann hinter dem Kult-Event.

Georg Fechter hat das Showtalent in die Wiege gelegt bekommen. Bereits sein Vater Herbert ist Konzertveranstalter. Er hat Acts wie Elton John, U2 und Metallica nach Wien gebracht. Eine Ikone der Neunziger hat er sogar ganz diskret in die Familie integriert: US-Sänger, „Knight Rider“ und „Baywatcher“ David Hasselhof ist Georgs Taufpate. Die Stadthalle war für Georgie schon als Kind ein großer Abenteuerspielplatz. Bereits mit elf durfte er manchmal bei der Pyrotechnik aushelfen. Er drückte einen Knopf, dann ging auf der Bühne ein Feuerwerk los. Es lebe der Efekt!

Bei den M. O. D.-Shows kommen nun all diese Erfahrungen zusammen. Sie haben die Energie eines Konzerts, dafür sorgen Hip-Hop-DJ Mosaken, der seit dem ersten Festival dabei ist, und die Trommler von Drumatical. Die aus England stammenden Fuel Girls heizen mit ihrer Fire Show ein und legen dabei atemberaubende Stunts hin. Und Andi Brewi – der einstige Schulkamerad, der von der ersten Stunde an dabei war – sorgt für Stimmung als Moderator.

Im Vorjahr feierte das Event sein 20-Jahr-Jubiläum. Doch Georg Fechter ist überzeugt, dass er seine Show heuer noch toppen kann. Verrückte Ideen gehen ihm nicht aus – schließlich hat er eine lebenslange Mission: seinem Physikprofessor zu beweisen, dass zwischen Himmel und Erde noch so einiges möglich ist, was wir nicht in der Schule lernen. Etwa, dass man die Schwerkraft zwischendurch einfach mal ausschaltet.

68 THE RED BULLETIN STEFAN MÖSSLACHER, SYO VAN VLIET, PHILIPP GREINDL

2023. Das Motto ist klar: „Alles, was Räder hat, fliegt!“

THE RED BULLETIN 69
2015. Erster Massenstart kurz vor der Rampe

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LEGENDEN

zu Masters of Dirt: wie die besten Freerider der Welt fiegen lernten –und wann es hinter den Kulissen brenzlig wurde.

FEUER UND FLAMME –UND PLÖTZLICH BRANDALARM

Einmal hätte die Wiener Stadthalle beinahe evakuiert werden müssen. Beim Opening sprang ein Funke der Pyrotechnik auf einen Strohballen über. Die Streckenbauer haben das Glutnest aber schnell gefunden und gelöscht – und weiter ging’s. Ebenso herausfordernd: In Beirut musste man ohne (!) Motorräder performen. Die Fluglinie hatte die Frachtpapiere verloren, der Zoll in der Folge auf stur geschaltet.

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EIN CHAMPION GEHT IN DIE LUFT – ABER SO RICHTIG

Wahrscheinlich wäre Adrian Guggemos, die deutsche Freestyle-Motocross-Legende, in einem anderen Jahrhundert Forscher geworden, um die Grenzen unserer Welt auszuloten: Er fährt Bäume hoch – und nachts allein im Technikmuseum absolviert er die wildesten Spins, ausrangierte Flugzeuge benutzt er als Abfugrampe. Guggemos ist nicht nur einer der besten Trial-Fahrer, er ist auch ein begnadeter Entertainer, an die 160.000 Follower auf Instagram sind seine „Beifahrer“. Nun performt er erstmals auf der gesamten M. O. D.-Tour und sagt: „Es wird etwas, das man noch nie gesehen hat. Ich werde auf einer mobilen Höhenrampe einen Backfip hinlegen.“ Genaue Details will der Champ noch nicht verraten.

FABIO WIBMER – VON JAHR ZU JAHR WAGT ER MEHR

Der Osttiroler Mountainbiker und YouTube-Star Fabio Wibmer bezwang nicht nur mit atemberaubenden Tricks und einem 36-Meter-Zielsprung die Kitzbüheler Streif. Auch bei M. O. D. begeistert er, heuer ist er in Wien und Deutschland dabei. „Die meisten Leute kennen solche Stunts nur aus dem Netz. Aber M. O. D. bringt unseren Extremsport live zum Publikum. Wir probieren jedes Jahr etwas Überraschendes aus, von dem unklar ist, ob es funktionieren kann. So wird es nie langweilig – nicht für uns und nicht für das Publikum.“ Richtig emotional wurde es im Vorjahr bei der Jubiläumsshow: Fabio fuhr zwölf Meter auf einer Hebebühne, um einen Backfip auf eine andere Höhenrampe zu machen. „Es war einer der coolsten Momente, so viele Menschen in der Halle zu begeistern.“ Hat der 28-jährige Prof nie Angst – nur ein falscher Grif, eine unpräzise Bewegung? „Sobald ich am Rad bin, blende ich diese Gedanken aus. Ich fühle mich sicherer als sonst, konzentriere mich aufs Fahren. Wahrscheinlich, weil ich auch im Alltag so viel Zeit auf dem Bike verbringe.“ Doch das hier ist von Alltag weit entfernt.

2022. Fabio Wibmer auf einer mobilen Höhenrampe –runter kommt er per Backflip.

Fabio Wibmer, hier bei M. O. D. 2022, hat auch für heuer eine Botschaft am Shirt: „Sick!“ Damit meint er seine Tricks.
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Adrian Guggemos

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HÖHENRAUSCH –DOCH FAST OHNE DURST

Weit weniger als gedacht: nur 60 Liter Benzin. Meist wird im zweiten Gang gefahren, das verbraucht wenig Sprit. Mit einem Auto- oder Motorradrennen kann man M. O. D. also nicht vergleichen. Dafür handeln die Macher mit Nachdruck: Bei den Shows gibt es die Möglichkeit, sich gratis ein M. O. D.-Tattoo stechen zu lassen. 2000  Fans haben schon eines. Auch Mastermind Fechter trägt eines am Arm – und eins auf der Innenlippe.

MASSENHAFT DIRT –EIN DRECKIGES GEHEIMNIS

Früher wurde die gesamte Strecke mit Erde gebaut, inzwischen hat sich die Technologie weiterentwickelt. Somit wird nur mehr die oberste Schicht des Hügels mit Dirt belegt: Das sind 20 bis 25 Zentimeter – aber noch immer 50 Lkw-Ladungen. Hinzu kommen 300 Strohballen. Ganz zu Beginn hat allein der Transport der Erde in die Stadthalle an die 80.000 Euro gekostet. Auch die Reinigungskosten waren damals enorm.

„Die meisten kennen Stunts auf diesem Level nicht live, nur aus dem Netz.“
FABIO WIBMER, BIKE-LEGENDE
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VOLLES ADRENALIN –AUCH LANG NACH DER SHOW

„Früher war es in, wild zu sein“, erinnert sich M. O. D.-G ründer Georg Fechter. „Nach einer Aftershow-Party dachte ein Fahrer, seine Hotelzimmerkarte würde nicht funktionieren. Er trat einfach die Tür samt Rahmen ein. Und war dann im falschen Zimmer.“ In vielen Hotels war M. O. D. also mit gutem Grund nur einmal zu Gast. Mittlerweile ist man erwachsen. „Seit 2015 gibt es auch unsere Kids-arethe-Future-Schiene. Da wollen wir echte Vorbilder sein, wenn wir mit den Kindern im selben Hotel übernachten.“ 7

MEHR KICK, MEHR HÄRTE –UND ENDLICH DICKE LUFT

Es gab noch nie Unfälle, bei denen jemand lebensgefährlich verletzt wurde. Das liegt auch an der verbesserten Technik. „ Am Anfang stürzte bei jedem Training und in jeder Show jeder zweite Fahrer“, sagt Fechter. Seit 2017 sind Airbags im Einsatz, das macht die Sache sicherer – aber zugleich auch aufregender: Man kann extremere Tricks ausprobieren, weil man weicher landet. Das bestätigt auch der polnische MTB-Freerider Szymon Godziek, ein M. O. D.-Stammgast. „Ich liebe den Moment, wenn man mit dem Bike zu fiegen beginnt“, sagt er. „Das dauert bei jedem Sprung zwar nur ganz kurz – aber mit der richtigen Technik kann man danach mit dem Bike in der Luft machen, was man will. Diese Sekunden in der Luft, in denen du dich frei ausdrücken kannst, das ist für mich wie eine eigene Kunstfor m.“

2023. Die MTBFreerider Szymon Godziek (li.) und Nicholi Rogatkin und die Erleichterung nach dem Stunt

2023. Die Trommler von Drumatical sorgen für martialische Sounds.

„Diese Sekunden in der Luft –das ist Kunst!“
SZYMON GODZIEK, MTB-PROFI
2016. MotocrossFreestyler Filip Podmol (li.) und Rob Adelberg hängen in der Luft.
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SO HOCH, SO WEIT, SO WILD –DIE LISTE DER REKORDE

Satte 22 Rekorde mit dem Label „World’s First“ stehen zu Buche. Einer der spektakulärsten war der „Jump to Nose Bonk Frontfip“ von Kai Haase: Er ist mit dem Motorrad die Rampe auf zehn Meter hochgefahren, hat mit dem Vorderrad die Hebebühne berührt, die Bremse gezogen und einen Überschlag gemacht. 2023 gelang David Rinaldo der FMX Body Varial über 35 Meter: eine kreisrunde Drehung des Fahrers über dem Motorradsitz, während die Maschine in der Luft ist. Libor Podmol machte erstmals mit seinem Rallye-Dakar-Bike einen Rückwärtssalto, und Daniel Ruso stellte mit einem elf Meter hohen Vorwärtssalto gleichzeitig einen Hochsprung-Weltrekord auf seinem Mountainbike auf. Eine organisatorische Herausforderung ist es, die Behörden zu überzeugen, dass die Stunts sicher sind. Fechter: „Wir hatten echt Glück, immerhin sind da sogar Autos mit Wohnwagen aufgefahren, um über Rampen zu springen. Aber die Behörden haben immer an uns geglaubt.“ Abgelehnt wurden bislang nur ein paar Pyro-Efekte.

GEORG FECHTER, MASTER OF DIRT

10 „Feuer, Flips und Sturzflüge –die Behörde vertraut uns trotzdem.“

STATUS DER FANS –ZIEMLICH ABGEFAHREN

NEXT GENERATION –PURZELBÄUME IN DER LUFT

HERR MAYR –SEIN RÜCKFLUG IM BUGGY

In Wien geht der weltweit erste TripleBackfip auf einem E-Motocross-Bike über die Bühne, der Australier Jayo Archer fiegt dabei 16 Meter hoch. Außerdem geplant: erstmals ein Rückwärtssalto mit Snowmobil-Tandem. Und ein Weltrekordversuch von Gerhard Mayr mit seinem Buggy: Der Oberösterreicher wagt einen Rückwärtssalto über eine Distanz von 20 Metern. Rein ästhetische Premiere: Bei einigen Stunts brennen diesmal die Rampen – wenn da der Funke nicht überspringt?

Einer ist auf jeden Fall „Lucky FMX“, ein Österreicher mit vier M. O. D.-Tattoos, der bei jeder Show dabei ist und zum echten Freund der Macher wurde: Er wurde vom Fan zum Mitarbeiter und baut gerade an einem Mountainbike-Freeride-Parcours in Saudi-Arabien. Aber auch für angehende Athleten ist die Show inspirierend: Der Niederösterreicher Tobi Merz, heute 27, sah bereits mit zwölf Jahren erstmals die Masters-of-Dirt-Stunts in der Stadthalle. „ Ich wusste schon damals: Das ist genau das, was ich machen möchte“, sagt er. Er kaufte sich dann ein BMX-Rad und studierte die Show eingehend. Sein größter Traum war, einmal genauso schwerelos durch die Luft zu fiegen –und tatsächlich durfte er mit Mitte zwanzig einmal bei M. O. D. auftreten. Seine Message an alle, die sich für diesen Sport begeistern: „Es ist nie zu spät, anzufangen und Spaß zu haben – auf welchen Bikes auch immer.“

Die 17-jährige Deutsche Patricia Druwen mischt die männerdominierte Mountainbike-Szene auf. Sie landet Tricks wie den Backfip Triple Barspin, den keine andere Fahrerin beherrscht: Dabei macht die Athletin einen Rückwärtssalto und dreht dabei das Rad dreimal um volle 360 Grad. Mit elf bekam sie ihr erstes Dirtbike, drei Jahre später gewann sie bereits Contests. Ihr Know-how holte sie sich damals über YouTube-Tutorials. Ihr Geheimrezept: die Schwerkraft ignorieren. „Einfach ausprobieren – und merken, was alles möglich ist.“ Wichtig ist ihr aber auch, den Spaß nicht zu verlieren. Vielleicht sehen bei ihr deshalb die krassesten Stunts so mühelos aus. Auch bei Masters of Dirt, wo sie heuer zum ersten Mal dabei ist, wird sie die riesigen Rampen rocken. Ebenfalls am Start: der 13-jährige Connor Stitt aus Kalifornien, der weltweit jüngste BMX-Fahrer, der jemals einen dreifachen Rückwärtssalto hingelegt hat. Take that, gravity!

IM FLUGMODUS

So bist du dabei

Die Freestyle-Motocross- und BMX-Show Masters of Dirt kehrt heuer nach Wien, Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz zurück und kommt erstmals auch nach Kiel, Stuttgart, Dortmund und Frankfurt. Die Wiener Stadthalle ist ab 15. März im M. O. D.-Flugmodus. Geplant sind in Österreich insgesamt 14 Shows mit 60 Profi-Freestylern – und rund 60.000 Zuschauern. mastersofdirt.com

BMX-Profis unter sich: Tim Bringer, Dawid Godziek und Samy Fernbach (v. li.) signieren 2023 Fan-Jerseys.
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Patricia Druwen
THE RED BULLETIN 73 SYO VAN VLIET (2), BARTOSZ WOLINSKI, MOD, SWATCH NINES/RED BULL CONTENT POOL
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Dein Guide für ein Leben abseits des Alltäglichen

REISEN, HÖREN, OPTIMIEREN, KAUFEN – UND ERLEBEN!

Zwischen Wolken und Wasser: Skyrunner Rémi Bonnet zeigt uns sein Tessin.

UND JETZT DU!

THE RED BULLETIN 75 STEFAN KUERZI

Rémi Bonnet, 29

Der Schweizer ist einer der besten Skibergsteiger und Bergläufer der Welt.

FLIEGEN WIE DIE ZIEGEN

Denn nur sie sind geländegängiger als Rémi Bonnet: Hier zeigt der Skyrunner seine Traum-Trails durchs Tessin.

Das Tessin ist wie geschafen für Bergläufer. Mischwälder, Hügelkämme und schrofe Berge bieten eine enorme landschaftliche Vielfalt.

Ein Netz von 1400 Kilometern an Trails durch unterschiedlichste Terrains sorgt für eine breite Vielfalt an Herausforderungen. Abgesehen vom hohen Trainingspotenzial bietet das Tessin auch ein ästhetisch besonderes Erlebnis: Die perfekt instand gehaltenen Trails der Region Ascona-

Locarno führen vorbei an Bergseen, Wasserfällen und traditionellen Bergdörfern mit Rustici. Und wo immer ihr auf den Ridges, den schmalen Graten dieser Gegend, unterwegs seid: Die stille Präsenz des Lago Maggiore ist immer spürbar. Diese Nähe schlägt sich auch im sanften Klima und in der hohen Luftqualität nieder: Lungen in love!

Ich möchte hier genauer auf den Trail zwischen der Cimetta und der Alpe Nimi eingehen, eine anspruchsvolle

dreistündige Tour, die nur zwischen Juni und Oktober möglich ist. Wir starten in Muralto auf etwa 200 Metern über dem Lago Maggiore und gewinnen rasch und stetig an Höhe. Unser erster Zielpunkt ist die Cardada-Cimetta-Gondelstation. Von hier aus zieht der eigentliche VallemaggiaTrail, auf den ich gleich näher eingehe, nach Norden.

Auf höchstem

Niveau: Auf der Alpe Nimi bekommt Rémi (li.) von den Wirtsleuten Käse und Gnocchi.

REISEN
76 THE RED BULLETIN STEFAN KUERZI

Etappenziel: Rémi erreicht die Capanna Nimi, eine Alp auf 1718 Metern.

Theoretisch kann man auch die Bergbahn bis hierher nehmen (€ 32), aber ich gehöre zu den Menschen, die es sich nicht gern einfach machen.

Ein Tipp zwischendurch:

Wenn ihr im Berglauf noch nicht viel Erfahrung habt und euch die Grundkondition erst erarbeiten müsst, dann würde ich euch den Weg bis hierher empfehlen. Er ist etwa sieben Kilometer lang und in eineinhalb Stunden machbar. Ihr könnt dann einfach mit der Seilbahn wieder zurück ins Tal schaukeln. Eine – haha! –weitläufgere Variation bietet der Cardada Loop. Da seid ihr etwa weitere drei Stunden unterwegs, und der Weg bringt euch wieder zurück zur Talstation in Orselina, Locarno.

Doch zurück zu unserem Trail: Dieser heißt Via Alta Vallemaggia (abgekürzt VAVM), führt über 200 Kilometer um das Maggia­Tal, ist zum Teil exponiert (Schwie­

rigkeitsgrad T3 bis T5, wenn auch mit Ketten gesichert) und nur mit mehreren Übernachtungen machbar. Wir wollen auf ihm nur eine gemütliche, etwas mehr als zehn Kilometer lange Tagesetappe laufen. Los geht’s!

Ab der Bergstation der Gondel (1646 m) ziehen wir weiter bergauf, durch Wälder und Wiesen. Nach dem Gipfelhaus der Cardada lassen wir

auf 1718 Metern, die unsere Herberge (€ 32) für heute Nacht sein wird. Auf dem mit blauen Punkten markierten Weg halten wir uns nach Norden und meist direkt am Gratverlauf, passieren die Cima della Trosa (1869 m) und den Aussichtspunkt Madone. Später nehmen wir in der Südwestfanke des Pizzo d’Orgnana (2210 m) die ausgeschilderte Abzweigung nach

die Baumgrenze unter uns, es geht über die Kuppen und Senken des Grates zwischen den Tälern Vallemaggia und Verzasca. Keine Angst, der Pfad (Schwierigkeitsgrad T4) setzt hier nie wirklich aus. Jedoch solltet ihr schwindelfrei sein und über Trittsicherheit verfügen. Diese Strecke ist ein guter Test, ob ihr die mentale Stärke habt, die für die gesamte Via Alta Vallemaggia notwendig ist.

Unser Tagesziel ist die Capanna Nimi, eine Steinhütte

links, also nach Nordwesten, über den Passo di Nimi und die Cima di Nimi (2191 m) hinab zur Alpe Nimi. Immer wieder zieht Nebel über die Steilhänge und Gratkanten. Wenn es regnet, ist auf dem rutschigen Gras erhöhte Vorsicht geboten.

Die Alpe Nimi, im Jahr 1742 errichtet, ist eine Ziegenalp mit Gästebetrieb. Hier werden wir von den Wirtsleuten herzlich empfangen und freuen uns über einen Aperitif mit Ziegenkäse, marinierter Paprika,

Fußbad mit Panorama: Rémi spannt auf der Alpe Nimi aus.

THE RED BULLETIN 77

knusprigem Brot und später über Gnocchi, Desserts und Kuchen – alles selbst gemacht!

Dabei schweift der Blick über den Lago Maggiore. Das Monte-Rosa-Massiv ist an diesem Tag leider in Nebel gehüllt. Die Alpe bietet 18 Schlafplätze, und es empfehlt sich – gerade im Sommer – zu reservieren.

Sie ist übrigens auch in gut vier Stunden von Gordevio direkt aus dem Tal darunter zu erreichen. Ihr könnt diesen Weg am nächsten Tag als Abstieg nehmen und mit dem Bus wieder nach Locarno fahren –oder ihr lauft denselben Weg über den Grat wieder retour. Auf dem Trail werdet ihr sicherlich mit Ziegen Freundschaft schließen. Seid nett zu ihnen und beobachtet sie gut, denn sie sind die wahren Meister unter den Bergläufern! Männer, die auf Ziegen starren – nicht nur im Film!

Eine weitere Route, die ich euch noch kurz vorstellen

Rémi läuft über Stock und Stein – buchstäblich.

möchte, ist der Valle Verzasca Trail. Start ist beim Staudamm, von dort zieht sich eine 24 Kilometer lange, sehr schöne Strecke durch den Wald und durch die verstreuten Siedlungen von Vogorno.

Ein echter Hingucker ist das Dorf Lavertezzo, bekannt für seine doppelbögige Steinbrücke. Ihr könnt dort wieder umkehren. Oder: Ihr setzt

euren Lauf fort, über Brione entlang des Sentiero per l’arte mit seinen zeitgenössischen Skulpturen, bis nach Sonogno. Von hier fährt ein Postbus zurück zum Taleingang.

Bonus-Tipp für eine steilere Herausforderung: Ihr lauft von Frasca (885 m) ganz hinten im Val Verzasca über knapp 1000 Höhenmeter hinauf zum idyllischen Bergsee von Efra. Falls ihr diesen eher steilen Trail wählt, gelangt ihr mit Auto oder Postbus bequem bis zum Ausgangspunkt Frasca. Oder ihr joggt zum Auslaufen einfach zurück.

Mehr über Rémi: redbull.com Instagram: @remi_bonnet

Zielwasser: Abkühlung am Lago Maggiore

UND NACH DEM RUN?

Von Norden führt die A2 durch den Gotthardtunnel ins Tessin. Mit dem Zug geht es direkt von Zürich, Basel oder Luzern nach Locarno. Rémi Bonnet: „Locarno ist mit seiner mediterranen Architektur und seinem sanften Klima eine besonders charmante Stadt.“ Übrigens: In der Weinbar Isolino gibt es köstliche Bruschette. Das beste Eis und künstlerisch angerichtete Desserts bekommt ihr im Al Porto Café Lago. ascona-locarno.com

UND WAS MUSS MIT?

Rémis Check-List

„Eineinhalb Liter Wasser, ein kleines Erste-Hilfe-Set, Windjacke und ein paar Snacks für den Blutzucker. Dünner Schlafsack, Smartwatch mit Kompass. Socken und T-Shirts zum Wechseln bei einer Übernachtung im Refugio. Handschuhe, die eure Hände schonen, wenn ihr euch an Eisenketten zur Sicherung festhaltet. Und natürlich TrailrunningSchuhe mit gutem Profil.“

REISEN
Locarno Ascona
TESSIN 78 THE RED BULLETIN
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LCD Soundsystem YEAH

(2005)

„Als ich sie 2016 beim Primavera Festival in Barcelona sah, haben sie mich mit ihrer perfekten Mischung aus Rock und elektronischer Musik umgehauen. Al Doyle, der bei Hot Chip und auch LCD Soundsystem spielt, stellte mich ein paar Jahre später dem LCDFrontmann James Murphy vor – als ‚Cowbell-Enthusiastin‘. Und schon haben wir uns lange über Kuhglocken unterhalten.“

Adrianne Lenker ANYTHING (2020)

„Ich fnde diese klassische Singer-Songwriter-Musik toll, Elemente daraus kommen auch in meinen Liedern vor. Adrianne Lenker ist einer meiner ganz großen Lieblinge. Und ich würde sagen, das ist eines ihrer schönsten Lieder der vergangenen Jahre. Die Art, wie sie Gitarre spielt, und die Stimmung, die dabei rüberkommt, das alles schaft einen ganz eigenen Vibe.“

ROCK AROUND THE KUHGLOCK

Sängerin Anna Friedberg verrät, welche speziellen Sounds den Stil ihrer All-female-Band Friedberg inspirierten.

Anna Wappel alias Anna Friedberg ist eine Weltenbummlerin. Von der Steiermark zog die Musikerin nach Wien, dann Berlin, dazwischen hielt sie sich mehrfach in Los Angeles auf, aktuell pendelt sie zwischen London und Berlin. Ihre Wurzeln hat sie trotzdem nie vergessen, wie der Name ihrer 2018 gegründete AlternativeBand Friedberg zeigt – benannt nach ihrem 2600-Seelen-Heimatort. Auftritte mit Stars wie Placebo, mehrere Millionen Klicks auf Spotify und musikalische Features, etwa im Game „FIFA 20“, lassen aber darauf schließen, dass sich Fans des Frauen-Quartetts auch weit abseits der Steiermark fnden. Hier stellt Anna vier Inter preten vor, die als Inspirationsquelle für den eingängigen Sound von Friedberg dienten.

Courtney Barnett PEDESTRIAN AT BEST (2015)

„Das gesamte Album ‚Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit‘ und allen voran ‚Pedestrian at Best‘ haben mich ermutigt, diese Art von Gitarrenmusik zu machen. Da alles live eingespielt wurde, ist der Sound energetisch, dazu Courtney Barnetts laid back Vocals und Lyrics wie ‚Give me all your money, and I’ll make some origami, honey‘ – so erfrischend und inspirierend!“

ESG MY LOVE FOR YOU (1983)

„ESG war eine Post-Punk-Band aus New York, die aus vier Schwestern bestand. Mittlerweile ist nur noch eine aus der Originalbesetzung dabei, sie spielt dafür heute mit Tochter und Sohn. Es gibt nur Bass, Schlagzeug, Percussion und Vocals, also kein Harmonieinstrument wie Gitarre, daher groovt der Sound extrem. Die Live-Show in London hat mich zum Fan gemacht.“

HÖREN
Anfang März erschien die Single „Hello“ von Anna F. und ihrer Band Friedberg. Instagram: @friedbergmusic
80 THE RED BULLETIN HENRY GORSE LISA HECHENBERGER

SAG JA ZUM

ABENTEUER!

AUSSER BEI DER ERNÄHRUNG.

Wenn das Abenteuer ruft, will man keine Zeit verlieren. Wie smart wäre es da, wenn einem die Planung des vollwertigen Proviants abgenommen wird?

Jedem gelungenen Abenteuer geht eine akribische Vorbereitung voraus. Und dennoch ist nicht immer alles exakt planbar. Umso schöner ist es, wenn man sich um den Proviant keine Sorgen machen muss. Denn dafür gibt es die vollwertigen Trinkmahlzeiten von yfood. Die köstlichen Drinks sättigen im Handumdrehen und enthalten alle essenziellen Nährstofe – sogar Ballaststofe –, die der Körper benötigt, um leistungsfähig zu bleiben. Das weiß auch OutdoorYouTuber Fritz Meinecke zu schätzen: „Wenn mich ein Abenteuer ruft, dann will ich nicht erst lange Proviant planen und

„In meinem Alltag kann ich ausgewogene Mahlzeiten nicht immer vorplanen. Da nimmt mir yfood die Arbeit ab.“
Fritz Meinecke, Outdoor-YouTuber & Wildnis-Wanderer

packen. yfood nimmt mir hier die Arbeit einfach ab.“ So kann er seine Erlebnisse draußen voll auskosten, statt die Zeit in der Küche zu verbringen. yfood soll jedoch nicht als Ersatz für klassisches Essen aus frischen und hochwertigen Lebensmitteln verstanden werden, sondern vielmehr als vernünftige Alternative für unterwegs oder in stressigen Situationen. Zudem bietet yfood neben den fertigen Drinks auch leckere Riegel und Pulver zum Selbstmischen an. Wenn du dich selbst überzeugen möchtest, schau einfach bei Billa oder Spar vorbei oder bestelle über yfood.eu.

Überzeuge dich selbst: yfood.eu

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Eine ausgewogenere Alternative zu JunkFood oder ungesunden Snacks – vor allem wenn mal keine Zeit ist.

LECKER & VIELSEITIG

Ob vegan oder Classic: Fertig zum Genuss, sind sie in verschiedenen Sorten wie Schoko, Vanille oder Banane erhältlich.

NUTRI-SCORE A

Alle yfood Produkte tragen wegen ihrer günstigen Nährstofzusammensetzung den Nutri-Score A.

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Die Drinks sind ungekühlt lange genießbar, lange haltbar und günstiger als viele andere schnelle Mahlzeiten.

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Proteine, Fette, Kohlenhydrate und Ballaststofe versorgen den Körper ausgewogen mit allen wichtigen Nährstofen.

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Alle yfood Produkte sind glutenfrei und sorgen für lang anhaltende Sättigung, ohne schwer im Magen zu liegen.

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Wer oft und schnell hin und her schaut, kriegt bessere Laune.

WENN DIE SEELE TENNIS SPIELT

Stell dir vor, du verfolgst ein Match: Ball links, Blick links, Ball rechts, Blick rechts. „So verarbeitest du Niederlagen“, sagt Biohacker Andreas Breitfeld.

Das Leben mag es gern paradox: Es pfastert den Weg zu Erfolgen mit Rückschlägen. Entscheidend ist also nicht, Niederlagen zu verhindern, das schafen wir ohnehin nicht. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen. Eine Möglichkeit wäre, von kleinen Kindern zu lernen. Die kapieren, dass eine Niederlage (wie jene gegen die Schwerkraft beim Gehenlernen) die Basis für jede Verbesserung darstellt: hinfallen, aufstehen, weitertapsen, hinfallen – gehen!

Wir Erwachsenen aber machen’s nicht so geschickt: Wir verknüpfen unsere Fails mit negativen Gefühlen, wir bewerten, analysieren und zergrübeln sie. Um dieser Bewertungsfalle zu entgehen, hole ich mir mittlerweile Hilfe aus der Psychologie – und zwar bei einer Technik, die sogar geeignet ist, Traumata

PHÄNOMEN

DOPPELBLICK

Anfang der 1990er­Jahre bemerkte US­Psychologin Francine Shapiro: Die Ängste und Sorgen nach ihrer Krebsdiagnose nahmen während Spaziergängen deutlich ab. Shapiro begann zu forschen und fand heraus: Das hatte nicht nur mit der Natur an sich zu tun, sondern auch damit, dass Shapiro abwechselnd ihr linkes und rechtes Umfeld beachtete.

zu verarbeiten und Angststörungen zu heilen. Die Technik heißt EMDR (übrigens die Abkürzung für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, auf Deutsch „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung“) und funktioniert ein bisschen so wie ein Tennisspiel, von der Seite aus beobachtet: Ball links, Ball rechts, Ball links …

Die Augenbewegungen lösen Reaktionen in gewissen Hirnarealen aus. Daraus entwickelte sich eine Behandlungsmethode, bei der Klienten mit ihrem Blick dem Zeigefnger des Therapeuten folgen; und dieser Zeigefnger bewegt sich horizontal vor ihren Augen.

Was mache ich also nach einer Niederlage? Ich gehe in die Natur und blicke dabei möglichst stark übertreibend abwechselnd zur Seite – als würde ich von der Seitenlinie Tennisspielern zusehen. Klappt bevorzugt im Wald ohne Zeugen. Links, rechts, links, rechts – bis der Schmerz der Niederlage nachlässt.

Andreas Breitfeld ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

Die Biohacking-Praxis ist der PerformanceLifestyle­Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR­Code scannen und reinhören.

BIOHACKING
82 THE RED BULLETIN PRIVAT ANDREAS BREITFELD BRATISLAV MILENKOVI Ć

PETER FILZMAIER

ALINA MARZI

im Sport-Talk

Alle zwei Wochen diskutieren Politikwissenschaftler Peter Filzmaier und ServusTV­Moderatorin Alina Marzi über aktuelle Themen und historische Momente der Sportwelt.

Jetzt überall, wo es Podcasts gibt.

BALD LÄUFT’S WIE VON SELBST

Laufcoach Klara Fuchs ist auch Expertin fürs dazugehörige Training. Hier joggt sie ganz locker zum Start zurück – und erklärt dir die Kraft der ersten Schritte.

Dieses Jahr ist noch alles zu schafen! Sogar ein Halbmarathon! Klara Fuchs ist Sportwissenschaftlerin und Lauftrainerin und kann auch dich ft für den besten Lauf deines Lebens machen. Eifrige Einsteiger, die im Frühling doch (noch) nicht für 21,0975 Kilometer geschafen sind, melden sich am besten für den Wings for Life World Run am 5. Mai an. Mit dem Catcher Car folgt dir die mobile Ziellinie quasi auf dem Fuß! So schaft es jeder ins Ziel. Und nimmt Motivation für die nächste Challenge mit. Hier nun Klaras Tipps für den Kaltstart:

TIPP 1

LANGSAM IST DAS NEUE SCHNELL

Faustregel: Lauf so gemütlich, dass du dabei sprechen kannst. Überlastung im Training bringt nur Knie- und Schienbeinschmerzen. Ein realistischer Beginn ist, ein paar Minuten zu laufen und dann wieder zu gehen. Das Ziel muss sein, verletzungs- und schmerzfrei zu bleiben. Wichtig für online kaufende Lauf-Laien: Die Laufschuhe ein bis zwei Nummern größer bestellen – sonst läuft man nicht lang. Und: Bei einem Motivationshänger an die Benefts denken: das Lösen von Anspannung, ein positiveres Körperbild, bessere Laune.

Ministry of Silly Walks: Lunges, also Ausfallschritte, kräftigen die Beinmuskulatur.

TIPP 2

RUMPF IST TRUMPF

Das richtige Training ist eine Balance zwischen Belastung und Erholung. Anfänger trainieren maximal zwei- bis dreimal die Woche, denn Bänder, Sehnen und Muskeln sind die Belastung noch nicht gewohnt. Wichtig ist auch das Krafttraining, denn ein starker Rumpf ist eine gute Verletzungsprophylaxe. Die erste Übung (links unten, erstes Bild) zeigt Ausfallschritte. Die sind gut zum Aufwärmen und schulen das Gleichgewicht und die Stabilisation. Großer Schritt nach vorn und dann tief in die Knie gehen. Mit dem hinteren Bein anschließend kräftig abdrücken, Knie hochziehen und einen großen Schritt nach vorn machen –und in die Tiefe gehen.

TIPP 3

MENTALE

TRICKS ALS TURBO-BOOST

Klara läuft diesen Mai das achte Mal beim Wings for Life World Run mit und hat einen Halb-Ironman in Slowenien absolviert. „Das war eine mentale Challenge, denn ich war damals nicht die ftteste Version von mir. Aber es hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Bewegung ist für die Psyche einfach sehr wertvoll. Durchs Laufen kann man die eigene Gesundheit priorisieren“, sagt Klara. Ihr Tipp, wenn man während des Laufs nicht mehr will: „Dankbarkeitskilometer laufen. Einen für die Mama, einen für die Oma, einen für die Freundin!“

41. Vienna City Marathon mit Halb- und Staffelmarathon, 21. April, Wien; Start: um 9 Uhr vienna-marathon.com

Klara zeigt Skippings vor: Oberkörper gerade, Becken stabil, Bein hochziehen, kleinen Hüpfer machen, dann das andere Bein

Wings for Life World Run 5. Mai, Anmeldung zum App Run: wingsforlifeworldrun.com Traunsee Halbmarathon

22. Juni, Ebensee, Traunkirchen, Altmünster in Oberösterreich; Start: um 19:08 Uhr traunsee-halbmarathon.at

NINA KALTENBÖCK FOTOS STEFAN BRANDSTETTER
TRAINIEREN
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Klara trägt eine Adidas Performance Laufjacke (€ 74,95), eine Oakley Sportbrille (€ 154,95) und ein Stirnband von Barts (€ 19,95), zalando.at

Klara Fuchs ist Lauf trainerin, Sportwissenschaftlerin und Wings for Life World Run Ambassador. klarafuchs.com, Instagram: @klarafuchs

UNSERE FAVOURITES

Gute Laufschuhe und angenehme Outfits sind die halbe Miete am Weg ins Ziel:

Run fast. Die neunte Ausgabe von Hoka der preisgekrönten Clifton­Serie! € 150, zalando.at

Think pink. Schnelltrocknend, auffällig, mit Daumenschlaufen. Nike Performance, € 69,95, zalando.at

See through. Die Oakley Sutro Lite verbessert Farbe und Kontrast. € 164,95, zalando.at

Be visible. Das Pace T­Shirt ist ein atmungsaktives Leichtgewicht. € 39,95, redbullshop.com

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BEREIT ZUM AUSRITT

ICH MACH MIR DIE WELT

BMW R 12 NINE T

Die neue BMW R 12 nineT folgt auf die hochgelobte

FAHREN
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KLASSE STATT MASSE

KTM 390 ADVENTURE

Für das Modelljahr 2024 hat die österreichische Motorradschmiede KTM ihrer 390 Adventure neue Grafkpakete und einen frischen Look ins Gepäck gesteckt. Gleichzeitig bietet sie alle bewährten Features des bisherigen Modells –etwa den 373-cm3-Motor mit 44 PS, das WP APEXFahrwerk mit einstellbarer Zug- und Druckstufe, das schräglagenabhängige ABS und die Traktionskontrolle mit Ofroad-Modus. Preis: € 7949

Die KTM 390 Adventure gibt es optional auch mit OffroadSpeichenrädern.
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KUPPLUNG, ADE!

HONDA CBR650R

Update für das meistverkaufte Sportmotorrad Europas:

Die Honda CBR650R fährt mit neuen Scheinwerfern, neuer Verkleidung, neuem Fahrer­ und Soziussitz und neuem Heck auf den gebogenen Asphalt. Und mit einer technologischen Revolution: Das Honda E­Clutch­System ermöglicht jetzt kupplungsloses Anfahren, Schalten und Anhalten. Der 95 PS starke Vierzylinder bleibt ein Fahrspaß­Garant – eine 48 PS starke A2­Version ist ebenfalls verfügbar. € 10.690 Euro (CBR650R) bzw. € 11.190 (CBR650R E­Clutch)

LA DOLCE VITA VESPA PRIMAVERA & SPRINT S

Die italienischen Stilikonen Vespa Primavera und Vespa Sprint S versprühen heuer noch mehr süßes Leben. Neben einer neuen Lenkereinheit und digitaler Instrumentierung samt Smartphone­Konnektivität hat sich vor allem unter dem Blech einiges getan: Überarbeitete Motoren mit 50 oder 125 cm³ und elektronischer Einspritzung stehen ebenso auf dem Programm wie rein elektrische Versionen. Ab € 3699 (Primavera 50) bzw. € 3899 (Sprint 50 S)

FLATTERN STATT KNATTERN RETROKIT

Wer dem Motto „Lärmfahrer sind hörbarer“ nichts abgewinnen kann, wird mit Retrokit eine besondere Freude haben. Die italienische Firma bietet nämlich Umrüstkits an, mit denen sich alte ZweitaktVespas (50­ und 125­cm³Modelle) in rund vier Stunden auf einen Elektroantrieb umbauen lassen. Mit 7 Kilowatt Leistung (rund 9,5 PS) und herausnehmbarem Akku schafen die Retrokit­Vespas 80 km/h Spitze oder gut 80 Kilometer Reichweite. Mit Montage: € 3500

FAHREN
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FÜR DIE GROSSE FREIHEIT

Daheim ist überall. Zielfexible Tourenbikes für die lange Reise.

VOLL AUF DER WELLE

MOTO GUZZI STELVIO

Über 1500 Stunden hat Moto Guzzi am Außenkleid der neuen Stelvio gefeilt, um sie nicht nur sicherer, sondern auch windschlüpfriger und komfortabler zu machen.

Das Ergebnis: eine Reiseenduro mit viel Liebe zum Detail, die in vielerlei Hinsicht einzigartig ist. Ein elektrisch verstellbarer Windschild passt sich an unterschiedliche Fahrergrößen an, für die Kraftübertragung sorgt ein Kardanantrieb. € 17.999

WANDERLUST

BMW R 1300 GS

Wer von der Küstenstraße direkt ins Gebirge abbiegen möchte, kommt an einem Namen nicht vorbei: BMW GS. Die neue R 1300 GS, 12 Kilo leichter als ihre Vorgängerin, hat den stärksten BMWBoxermotor, den es je gab (145 PS), vier serienmäßige Fahrmodi mit neuer EnduroEinstellung, ein elektronisches DSA-Fahrwerk, eine adaptive Fahrzeughöhenregelung und neue MatrixLED-Scheinwerfer. € 21.990

Befeuert wird die Moto Guzzi Stelvio von einem Zweizylinder-V-Twin-Motor mit 115 PS.
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VERREISEN AM KNIE DUCATI

MULTISTRADA V4 RS

Ganze sieben Varianten hat Ducati von der Multistrada im Programm – vom Allrounder V2 bis zur brandneuen V4 RS hinauf. Mit der Bezeichnung V4 RS verschiebt sich ihr Charakter in die Schräglage: Ein überarbeiteter 1103 cm³Desmosedici Stradale-V4Motor samt Trockenkupplung hängt 180 PS in die Kette, das elektronische Öhlins Smart EC 2.0-Fahrwerk justiert die Fahrbahn fach. € 43.995

Auf diesen beiden Biestern fährst du immer vorne mit.

DRAUF & DRAN

Drei Gadgets, die an deinem Bike nicht fehlen sollten

Continental ContiAttack SM 2

Ein reiner Supermoto-Reifen mit Straßenzulassung – voller Grip bei maximaler Schräglage, bis zu 28 Prozent mehr Laufleistung als das Vorgängermodell. Optimale Haftung auch auf nasser Piste! Preis ofen.

BEAST AUF BEUTEJAGD

KTM 1390 SUPER DUKE R 1350 cm³ Hubraum, 190 PS und 145 Nm Drehmoment: Die neue KTM 1390 Super Duke R reißt mit ihrem überarbeiteten LC8-Motor den Boden aus den Fugen. Auch der neue Look ist klar auf Angrif getrimmt –eine Ansage, die sie dank optimiertem Performanceund Track-Fahrmodus auf der Straße wie auf der Rennstrecke hält. € 24.499

Liqui Moly LM 40 Multifunktionsspray Der Multifunktionsspray LM 40 – das silikonfreie Schmiermittel – macht erstarrte Teile wieder gangbar, löst Schmutz, reduziert Reibung und Verschleiß. Erreicht auch verborgene Schmierstellen. Ab € 4,99

Cardo Headsets

Wer bei Gruppenausfahrten plaudern möchte: Das Headset Cardo verbindet bis zu 15 Motorradfahrer mittels Bluetooth. Die Reichweiten: 400 Meter beim günstigsten SpiritGerät und 1,6 Kilometer beim Topmodell Packtalk Edge. Zwischen € 109,94 und € 409,94 pro Gerät.

FAHREN
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Ich fahr besser mit LIQUI MOLY.

Das richtige Motoröl ist für den optimalen Betrieb Ihres Autos ein Muss. Ölwechseln deshalb auch Sie zu Deutschlands beliebtester Schmierstoffmarke und erfahren Sie den Unterschied. www.liqui-moly.com

Ihr Auto ist nicht irgendeins. Also nehmen Sie nicht irgendwas. LIQUI MOLY bietet für jedes Fahrzeug das passende Motoröl.

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FIT FOR FRÜHLING

Events für Biker, Läufer, Zocker und Dancer. Zum Mitmachen oder Zuschauen.

Bike-Pro Jess Blewitt 2023 in Rotorua, Neuseeland

BIS 24. MÄRZ CRANKWORX ROTORUA

Feine Bike­Action auf Neuseelands Nordinsel genießen, ohne tief ins Börserl zu greifen?

Das geht von 17. bis 24. März auf Red Bull TV. In Rotorua, bekannt für seine geothermische Aktivitäten und die reiche Maori­Kultur, genauer gesagt im Whakarewarewa Forest, geht nämlich der Crankworx­Stopp über die Bühne.

Bei dieser Serie von Mountainbike­Festivals messen sich Athleten bei Wettkämpfen in verschiedenen Disziplinen. Zu sehen gibt es Dual Slalom, Speed & Style, Slopestyle, Pump Track, Whip­Of und Air Downhill. Und das alles kannst von der Couch aus erleben. Einfach einschalten! redbull.com

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UND 14. APRIL

25 JAHRE

ARGUS BIKE FESTIVAL

Die besten Rider der Freeride Mountainbike World Tour landen auf dem Wiener Rathausplatz und batteln sich vor tausenden Besuchern um den Sieg. „Best Trick“, „Highest Air“ und „Syncro Session“ sind die Disziplinen. Schwindelerregende zehn Meter hoch ist der Startturm. DJ Daniel Hammerschmied sorgt für die passenden Beats. Alle Infos zum Event: bikefestival.at

MITTE MÄRZ BIS ENDE APRIL MASTERS OF DIRT

Die Freestyle­Motocross­ und BMX­Show Masters of Dirt kehrt diesen Frühling nach Wien, Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz zurück und kommt erstmals nach Kiel, Stuttgart, Dortmund und Frankfurt. Die Wiener Stadthalle ist ab 15. März im „M. O. D.“­Flugmodus. Geplant sind österreichweit 14 Shows mit 60 Prof­Freestylern. Außerdem fiegen Mountainbikes und Snowmobiles durch die Luft – Pfichttermin! mastersofdirt.com

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BIS 24. MÄRZ FORMEL 1 IN AUSTRALIEN

Der schnelle, als halber Stadtkurs klassifzierte Albert Park Circuit bildet die dritte Station der Formel-1-Weltmeisterschaft 2024. ServusTV und ServusTV On übertragen alle Trainingssessions, das Qualifying und das Rennen um den Grand Prix von Australien vom 22. bis 24. März live. Nach zwei Intermezzos in den 1950erJahren hat der AustralienGrand-Prix 1996 in Melbourne seine Heimat gefunden. In einem turbulenten Rennen mit drei roten Flaggen feierte Weltmeister Max Verstappen 2023 seinen Premierensieg Down Under – vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso.

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KINO-TIPP AB 22. MÄRZ WHO YA GONNA CALL?

In „Ghostbusters: Frozen Empire“ kehrt die SpenglerFamilie dahin zurück, wo alles begann: in eine New Yorker Feuerwache. Dort tut sie sich mit den original Ghostbusters zusammen, die vor Ort ein Forschungslabor eingerichtet haben, um die Geisterjagd auf das nächste Level zu heben. Mit Mckenna Grace, Finn Wolfhard und Dan Aykroyd.

APRIL

RED BULL BC ONE CYPHER AUSTRIA

Die Breaking-Elite kämpft am Samstag, dem 27. April, in der Wiener Ballonhalle um den Sieg beim Österreich-Finale und den Einzug ins Red Bull BC One World Final in Rio de Janeiro. Hier im Bild: B-Boy Hynamite von der UFA Crew –Gewinner des Red Bull BC One Cypher Austria 2023. Mehr Infos: redbull.com/bconeaustria

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BIS 24. MÄRZ FIS SKI WELTCUP-FINALE

Von 16. bis 24. März fndet am Zwölferkogel in Saalbach Hinterglemm das Finale des Audi FIS Ski Weltcups statt. Internationale Athletinnen und Athleten matchen sich auf der WM-Strecke von 2025 um die letzten Weltcuppunkte der Saison. Ein abwechslungsreiches Programm und Skivergnügen sind im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn garantiert! saalbach.com

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UND 24. MÄRZ MOTOGP IN PORTUGAL

Mit der zweiten Station der Motorrad-Weltmeisterschaft erwartet die Zuseher das vielleicht spektakulärste Rennwochenende der Saison. Die Achterbahnstrecke von Portimão verspricht spannende Racing-Action. Denn lange Geraden wird der sechsfache MotoGP-Weltmeister Marc Márquez (Bild oben) auf seiner Ducati an der Algarve vergeblich suchen.

22 THE RED BULLETIN 93 JAAPPHOTO.COM, JOHANN GRODER/RED BULL CONTENT POOL, LUCA GORINI/GRESINI/RED BULL CONTENT POOL, ULRICH AYDT

BIS 22. MÄRZ

WORLD ROOKIE TOUR FINALS SNOWBOARD

Der nationale und internationale SnowboardNachwuchs kämpft in der Region Zell am SeeKaprun um den Titel „World Rookie Champion“. Die Snowboard-Rookies stellen ihr Talent bei den Finals am Kitzsteinhorn unter Beweis. Knapp 200 Athletinnen und Athleten treten dabei im Snowpark Kitzsteinhorn an und zeigen ihre Tricks im Slopestyle und in der massiven Superpipe. Wer weiß, vielleicht steht dabei auch schon ein künftiger Weltmeister am Start! Große Kicker, unzählige Rails, Boxen und FunObstacles sind jedenfalls startklar für sicke Tricks. Mehr Infos fndet ihr auf: worldrookietour.com

BIS 18. MÄRZ FREERIDE WORLD TOUR

Auch in diesem Jahr macht die Freeride World Tour wieder Station in Österreich. Bis 18. März hostet der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn den einzigen Tour-Stopp im deutschsprachigen Raum. Selbst für die weltbesten Freeriderinnen und Freerinder ist der Nordhang des Wildseeloder eine Herausforderung – das Gelände ist mit einer Neigung von bis zu 70 Grad und einer Höhendiferenz von 620 Metern extrem anspruchsvoll. Der Bewerb wird auch im Livestream übertragen: feberbrunn.com/fwt Auf Red Bull TV könnt ihr den 26-minütigen Film „Freeride World Tour“ sehen. redbull.com

JETZT BEWERBEN! RED BULL DRIVING SCHOOL

Das Red Bull Erzbergrodeo ist das härteste Ein-TagesMotorrad-Enduro der Welt und fndet vom 31. Mai bis 2. Juni am Erzberg in der Steiermark statt. Per Online-Bewerbungsprozess werden zehn tafe Führerscheinneulinge gesucht, die vor Ort bei der Red Bull Driving School ihr Fahrkönnen unter Beweis stellen. Wollt ihr bei einem actiongeladenen Fahrsicherheitstraining und dem Enduro-Spektakel dabei sein? Dann scannt den QRCode, beantwortet die Fragen richtig und gewinnt euer „Erlebnis Erzberg“!

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17 WORLD ROOKI TOUR, PHILIPP CARL RIEDL/RED BULL CONTENT POOL
ERLEBEN
Das Finale der World Rookie Tour steigt am Kitzsteinhorn.
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Scan den QRCode und check dir die Red Bull Driving School.

MAI WINGS FOR LIFE WORLD RUN

Der Wings for Life World Run ist ein jährlich im Mai und in über 30 Ländern gleichzeitig stattfndender Wohltätigkeitslauf. Das Motto: Laufen für die, die nicht laufen können. Über die Wings for Life Stiftung fießen 100 Prozent der Einnahmen in die Rückenmarksforschung. Wer sich vor der Anmeldung unter wingsforlifewordrun.com auf den Lauf einstimmen möchte, ist auf Red Bull TV richtig. Da fndet ihr den 50-minütigen Film „A Run Like No Other“. Jedes Jahr gibt es Tausende von Geschichten über die Menschen zu erzählen, die am Wings for Life World Run teilnehmen. Dieser Film zeigt einige der schönsten.

UND 24. MÄRZ FIM SUPERBIKE IN KATALONIEN

Der zweite Lauf zur FIM Superbike World Championship liefert dem spanischen Titelverteidiger Álvaro Bautista den ersten von insgesamt drei Heimvorteilen in dieser Saison. ServusTV überträgt die Rennen aus Barcelona am 23. und 24. März. Und die geballte Action mit allen Sessions in den Klassen gibt’s live im Online-Stream bei ServusTV On. Der Circuit de Catalunya in Montmeló bei Barcelona ist bekannt für seinen welligen Kurs mit langgezogenen Kurven. Spannung garantiert!

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APRIL GAMING-EVENT RED BULL FOR THE WIN Ihr wollt vom Zockerzimmer auf die große Bühne?

Freizeitgamer stellen ihre Skills gegen echte Profs unter Beweis – und zwar bei den Qualifkationsturnieren (online und ofline) am 30. März (Jo &  Joe Wien) und am 6. April (Tabakfabrik Linz). Die 20 Finalisten werden am 12. April in „Fortnite“ gegen fünf Profs der deutsch-österreichischen Szene antreten. redbull.com/ftw

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IMPRESSUM 5 23
THE RED BULLETIN 95
MATTHIAS HESCHL/RED BULL CONTENT POOL

TV-Star, Politik-Erklärer, Sport-Insider: Professor Peter Filzmaier analysiert die Welt der Athleten und Rekorde.

Filzmaiers Antithese „Laufen kann jeder. Genau deshalb ist es schöner als alle Trendsportarten.“

Skispringer, BASE-Jumper und Skydiver, Paragleiter und Wakeboarder, Downhillraser am Mountainbike und Rallyefahrer in der Wüste: Unter den Athleten von Red Bull gibt es massenhaft Sportler, die die tollsten Dinge machen. Wir alle würden das niemals schafen und sind Fans, die mit leuchtenden Augen „Wow!“ rufen. Im Vergleich dazu wirken Laufsportler langweilig und hausbacken. Sie setzen ja bloß einen Fuß vor den anderen.

Doch genau das macht die Faszination des Laufens aus. Es ist die Sportart, die jeder erfolgreich betreiben kann. Ich schreibe jedem gesunden Menschen einen Trainingsplan, mit dem man nach sechs bis acht Wochen eine halbe Stunde durchlaufen kann. Egal in welchem Tempo. Die Starterzahlen bei den Volksläufen zeigen die Breitenwirkung. Städtemarathons beweisen, dass sogar Otto Normalverbraucher mit konsequentem Training 42,195 Kilometer laufen kann.

Beim Wings for Life World Run trefen sich weltweit mehr als 200.000 Jogger, ehrgeizige Hobbyläufer, Rollstuhlfahrer und Spitzenathleten, um je nach Leistungsvermögen ein paar oder sehr viele Kilometer dabei zu sein: So kommen durch Startgeld und Spenden an die sechs Millionen Euro für die Rückenmarksforschung zusammen. Das ist genauso toll wie sämtliche Trendsportarten. Im Langstreckenlauf geht es auch, anders als im Sprint, weniger um Talent: Hätte Usain Bolt nur einmal in der Woche trainiert, er wäre uns allen trotzdem davongesprintet; wäre ein Marathonweltrekordler, wie Kelvin Kiptum einer war, statt wöchentlich 200 Kilometern nur 20 gelaufen, hätten engagierte „Täglichtrainierer“ eine Chance gegen ihn gehabt. Genauso spielt beim Laufen – Carbonsohlen hin oder her – naturgemäß das Material eine viel kleinere Rolle als bei einer Fülle anderer Sportarten, vom Skifahren bis zur Formel 1. Überraschungssieger aufgrund von Wetterkapriolen gibt es nicht. Es zählt allein die Leistung. Was nicht heißt, dass Taktik keine Rolle spielte: Jeder Marathonlauf setzt mathematische Planung voraus, etwa in Bezug darauf, mit welchem Anfangstempo jemand seine Endzeit anstrebt.

Hier geht’s zu „Sport am Wort“, dem Video-Podcast mit Peter Filzmaier und Alina Marzi. Einfach QR-Code scannen.

Über 5000 Meter und 10.000 Meter hat der Brite Mo Farah als doppelter Doppelolympiasieger 2012 und 2016 mehr als fünf Jahre lang alle afrikanischen TopLäufer geschlagen. Egal ob Zeitjagden oder Wechseltempo, am Ende war Sir Mo der bessere Taktiker und gewann – sogar als er bei den Spielen in Rio de Janeiro stürzte und sich aufrappeln musste. Das war selbst für Laufexperten unglaublich.

Apropos unglaublich: Spitzenläufer sind nicht nur schneller als wir alle – sie machen auch mehr. Bestes Beispiel dafür ist der 400-Meter-Hürdenlauf. Haben Sie je versucht, eine Stadionrunde zu laufen und dabei alle 35 Meter über eine bis zu fast einen Meter hohe Hürde zu springen? Wetten, dass Sie auf der Nase landen? Sydney McLaughlin-Levrone rennt die Strecke in 50,68 Sekunden.

96 THE RED BULLETIN JULIE BRASS, GETTY IMAGES, PHILIP PLATZER FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN CLAUDIA MEITERT
„Training schlägt Talent: Würde ein MarathonWelt rekordler nur 20 Kilometer pro Woche laufen, hätten täglich trainierende Hobbyläufer eine Chance gegen ihn.“

McLaughlins Siegeslauf im Finale der Weltmeisterschaften 2022 war der beste Lauf, der jemals stattgefunden hat. Jeder Schritt pure Perfektion. Ihre Hauptkonkurrentinnen, Dalilah Muhammad und Femke Bol, waren die zweit- und drittschnellste Hürdenläuferin aller Zeiten. Olympiasiegerin und Weltmeisterin die eine, Europameisterin die andere. Doch der US-Sportreporter kommentierte zu Recht mit sich überschlagender Stimme: „McLaughlin is storming past them. She is in front by miles. It is only about McLaughlin, and it’s about the clock. We are watching a once-in-a-generation athlete. She has smashed the world record!“

McLaughlin hätte trotz ihrer Sprünge über die Hürden mit ihrer Zeit sogar auf der Flachstrecke über 400 Meter das WM-Finale erreicht. Ähnlich großartig lief bei den Männern vor 28 Jahren Daniel Komen aus Kenia 3000 Meter in 7:20:67 Minuten. Die Reporter machten sich zunächst lustig über das irre Anfangstempo und waren am Ende ganz still. Komens Weltrekord wird kaum noch angegrifen. Weil alle Größen des Laufsports – Noureddine Morceli und Hicham El Guerrouj sowie Kenenisa Bekele und Haile Gebrselassie – an der Zeit von Komen kläglich scheiterten.

Peter Filzmaier ist Politikwissenschaftler an den Universitäten Graz und Krems – aber auch fachkundiger Sportfan. Kürzlich erschien sein Buch „Olympia: Die Spiele als Bühne für Sport und Politik“. Filzmaier ist passionierter Läufer: Seine HalbmarathonBestzeit beträgt 1:12 Stunden.

Ach ja, und Komen schlug Haile Gebrselassie in einem legendären 5000-Meter-Lauf auf dem Zürcher Letzigrund. Er stürmte von Anfang an los. Alle belächelten seine „dumme“ Taktik. Sie erwarteten, der Äthiopier hinter ihm würde wie stets im Sprint gewinnen. Doch Komen wurde einfach noch schneller, und nie – wirklich nie – ist der große Haile so geplatzt wie auf der Schlussrunde 1996 in Zürich.

Ebenso unfassbar sind die Kilometerzeiten im Marathonlauf. Kiptum (am 11. Februar leider tödlich verunglückt) und sein Vorgänger Eliud Kipchoge liefen da 42-mal zwei Minuten und fünfzig Sekunden. Oft wird die Frage gestellt, wie lange irgendwer von uns mitrennen könnte. Meine Antwort ist, dass fast niemand einen einzigen Kilometer in diesem Tempo schaft.

Wenn sich eine Gruppe von mehr als drei Lesern meldet, die das können, spendiere ich einen Abend lang Freibier. Nur Medaillengewinner von Staatsmeisterschaften in Einzel und Mannschaft sind ausgenommen, sonst darf jeder mitmachen. Genau diese Kombination von Mitmachmöglichkeiten für alle und der Einzigartigkeit von Weltklasseleistungen macht nämlich Laufen zum schönsten Sport überhaupt.

THE RED BULLETIN 97

Deine bisher größte Leistung?

Eine Frau, drei Kinder – und tatsächlich

PETE DOHERTY

Im Rosenbeet lässt er die Muskeln spielen, „Die Simpsons“ halten ihn ft: der Britpop-Star und das Alltagsglück.

zur Gartenarbeit gezwungen, das tat extrem weh.

Worauf freust du dich?

Endlich wieder bei euch zu spielen –wenn ihr mich noch wollt.

Ein kluger Satz, der nicht von dir ist?

„Ich mag die Hälfte von euch nicht halb so sehr, wie ihr es verdient.“

Peter „Pete“ Doherty, 45, Sänger der Band The Libertines, brachte soeben deren neues Album „All Quiet on the Eastern Esplanade“ heraus und spielt am 30. Juni bei Lido Sounds in Linz.

Etwas Gutes, was man nicht kaufen kann?

Liebe – einfach unbezahlbar!

Dein unkonventionellster Fitnesstipp?

Bloß nicht mit dem Joggen anfangen! Warum sich quälen, um besser leben zu können? Ich bevorzuge schnelles Gehen im Ned-Flanders-Stil. („Simpsons“-Figur; Anm.)

Deine größte Schwäche?

Ich bin ein Perfektionist – nicht wirklich … (Lacht.)

Eine schöne Kindheitserinnerung?

Ein Schulausfug in den

Wer inspiriert dich?

Schriftsteller wie Hunter S. Thompson, die es geschafft haben, lange genug zu leben, um die ganze Wahrheit über sich selbst zu erzählen.

Deine letzte Frage?

Wie lange dauert das hier noch? Bekomme ich eigentlich Geld dafür? Ich brauche dringend 36 Euro.

SCHLUSSMINUTE
98 THE RED BULLETIN GETTY IMAGES(2), PICTUREDESK.COM, ADOBE STOCK MARCEL ANDERS

WIR LAUFEN FÜR ALLE, DIE ES NICHT KÖNNEN.

5. MAI 2024

100 % DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

SEI DABEI

Symbolfotos. Stand: 29.01.2024. Verbrauch: 5,5–6,3 l/100 km. CO2-Emission: 123–143 g/km. skoda.at | facebook.com/skoda.at | youtube.com/skodaAT | instagram.com/skodaAT Abenteuer starten im Kopf Der neue Škoda Kamiq Bereit herauszufinden, was in dir steckt?

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