ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
BIKESPECIAL
Die Stars, das Gear, die Routen –37 Seiten für deine große Tour!
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
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Die Stars, das Gear, die Routen –37 Seiten für deine große Tour!
Wie CLAUDIO CALUORI mit Bike -Tracks die Welt es bitzli besser macht
Der Volvo XC40 Recharge Pure Electric. Smart. Vielseitig. Selbstbewusster denn je. Mit integrierten Google Services und über 500 km Reichweite. Entdecken Sie den Volvo XC40 Recharge Pure Electric – unseren vollelektrischen SUV, der zu allen Facetten Ihres Lebens passt.
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Zur Vorbereitung auf ihr Interview mit Gaming-YouTuberin Jasmin Sibel alias Gnu schaute die Münchner Autorin (u. a. «Neue Zürcher Zeitung», «Süddeutsche Zeitung») Videos, in denen Jasmin Spukhäuser putzt und Abenteuer mit Baby-Alligatoren erlebt. Neben Jasmins Begeisterung für Trash-Spiele ging es im Gespräch auch um die harte Arbeit hinter ihren Videos. Ab Seite 58
CARLOS BLANCHARD
Geboren in Saragossa – im Norden Spaniens, südlich der Pyrenäen, die er so liebt –, kam Carlos zum Fotografieren, als sein Vater ihm eine alte Nikon schenkte. Bald verliebte er sich in die Snowboard-Action-Fotografie, die er später um weitere Sportarten ergänzte. Nun lebt er in Innsbruck und hat sich für ein Rallyecross-Feature am Nürburgring zwischen Asphalt und Schotter begeben. Ab Seite 66
Irgendwann, erzählt Claudio Caluori, kam dann der Moment, wo alle seine Idee für wahnsinnig gut hielten. Zunächst aber – und dieser Moment erstreckte sich über Jahre – hielten sie viele schlicht und einfach für wahnsinnig: Pumptracks, also wellige Bike-Bahnen mit steilen Kurven, wollte der siebenfache Schweizer Mountainbike-Meister überall auf der Welt bauen; überall dort, wo Kids einen schwierigen Alltag mit wenig Ablenkung haben. Ob das wirklich half? Und ob! Wie, verrät Caluori im Herzstück unseres grossen Bike-Specials ab Seite 24.
Ebenfalls am Start: die Gehrig-Twins Caro und Anita, zwei Allzeit-Grössen im Enduro-Biking, die Emanzipation (endlich) auch in den Fahrradsattel hieven: Auf ihren Camps für angehende Bikerinnen bieten sie alles (vom Mentalcoaching über Fahrtechnik bis hin zu Atemübungen), um einen «klassischen» Männersport weiblicher zu machen. Mehr zur sanften Schweizer Rad-Revolte: Seite 44.
Anfangs stand der Berner «Das Magazin»Reporter vor einem Rätsel: Claudio Caluori, die Biker-Legende, die er besuchte, wollte mit ihm nicht über sportliche Erfolge reden, sondern über – Asphalt! Und darüber, wie er, Caluori, damit die Welt verbessern möchte. Zurück kam Gertsch mit der Geschichte über den prominentesten Entwicklungshelfer der Schweiz. Wie das? Antwort ab Seite 24
Eine Revolution der anderen Art beschäftigt derweil die Segelwelt: Beim America’s Cup, der ultimativen Regatta, erwarten uns Rennyachten, die abheben wie Flugzeuge. Wie genau das funktioniert, verrät unser Technik-Check ab Seite 76. Guten Flug!
Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer. Die Redaktion
GALLERY 6
ZAHLEN, BITTE! 12
FUNDSTÜCK 14
BIKE-SPECIAL
NINO SCHURTER 18
Der Top-Mountainbiker macht nun sein eigenes Olympia.
NATHALIE SCHNEITTER 20
Die Velo-Ikone fährt jetzt E-Bike –um Vorurteile abzubauen.
LOUISE VARDEMAN 22
Eine Britin macht die Tour de France zur Frauensache – endlich.
CLAUDIO CALUORI 24
Der Ausnahmebiker baut
Pumptracks für Kids, die sonst wenig zu lachen haben.
DANNY MACASKILL 32
Jumps von Brücken, Stunts auf
Alcatraz: die besten Bilder vom San-Francisco-Trip des Trial-Asses.
GEHRIG -TWINS 44
Caro und Anita Gehrig veranstalten Bike-Camps für Frauen, Atemübungen und Mentalcoaching inklusive.
Von entspannt bis freier Fall: Drei Mountainbike-Profs verraten ihre persönlichen Lieblingsstrecken. DAS
GEAR 56 Räder, Brillen, Helme: innovative Ausrüstung für die neue Saison.
Gaming-YouTuberin Millionen Menschen verbindet.
WORLD RX CHAMPIONSHIP DONNER OHNE GROLLEN 66
Rallyecross ist die kleine, abgefahrene Schwester der Formel 1. Ein Report vom Nürburgring –mit reinem E-Antrieb.
Aldeyjarfoss, Island
Der Mann in der ockergelben Nussschale heisst Aniol Serrasolses und liebt den schnellen Abgang: Hier performt der spanische KajakProfi auf dem Aldeyjarfoss, einem isländischen Wasser fall. Bekannt ist der Spot für sein schäumend weisses Wasser und seine Basaltsäulen, die an Orgelpfeifen erinnern. Und bekannt ist auch Fotograf David Nogales Tarragó – richtig, für seine Wassersportaufnahmen. Dieses Bild brachte ihm einen Semifinalplatz beim ActionfotoBewerb Red Bull Illume. dnogales.com; redbullillume.com
Im Hintergrund steht stolz ein Wahrzeichen, das die ganze Welt kennt. Im Vordergrund tanzt eine junge Frau, die der Welt zeigt: Ich will noch höher hinaus! BGirl Swami ist gebürtige Mexikanerin und stimmt sich schon auf das Weltfinale von Red Bull BC One ein, das am 21. Oktober im Stade Roland Garros steigt – und von Red Bull TV übertragen wird. Und ja, Breakerin Swami träumt vom Sieg – auch wenn sie mit beiden Beinen fest im Leben steht. Eigentlich. redbull.com; Instagram: @swami_bgirl
Johannesburg, Südafrika
Hier dreht sich alles um Autos, die sich drehen. Um sich selbst, so, als würden sie tanzen. «Spinning» nennt sich der Sport, der seine Wurzeln in Südafrika hat und mit Spinning, wie wir es kennen (Strampelgruppe auf Indoor-Bikes), gar nichts zu tun hat. Bei dem MotorsportContest Red Bull Shay’ iMoto lenkt je ein Mitglied der Zweierteams den Wagen, das andere vollführt Stunts. Hier befeuert Lokalmatador Samkeliso Thubane das Publikum, während sein Partner Gummi gibt. Und durchdreht. Instagram: @samkeliso_samsam
Das Leben der Carissa Moore ist eine Dauerwelle – die Hawaiianerin ist fünffache Weltmeisterin im Surfen und die Siegerin bei der Olympia-Premiere ihrer Disziplin 2021 in Tokio. Auf diesem Bild brettert sie soeben zum Sieg bei der diesjährigen Vans Triple Crown, dem wichtigsten Bewerb nach den Weltmeisterschaften. Für Carissa ein absolutes Heimspiel, denn die North Shore der Insel O‘ahu ist ihr bevorzugtes Trainingsrevier. Einen Toast auf die Siegerin! (Im speziellen Fall einen Toast Hawaii.)
redbullcontentpool.com
Am 1. Juni startet der junge Spinnenmann Miles Morales in «Spider-Man: Across the Spider-Verse» sein zweites AnimationsAbenteuer in unseren Kinos. Hier die animierenden Facts.
13
Jahre alt war der Titelheld Miles Morales, als er 2011 im Comicbuch «Ultimate Fallout #4» erstmals auftauchte.
240
verschiedene animierte Charaktere werden in «Across the Spider-Verse» zu sehen sein, 200 mehr als im ersten Teil «Into the Spider-Verse» (2018).
500.000
Dollar (465.000 Euro) Gage kassiert Shameik Moore, die Stimme des Titelhelden Miles Morales.
3
Männer – Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson –führten bei «Across the Spider-Verse» Regie. Für alle drei ein Debüt.
150
1.000
Mitarbeiter haben die Figuren in «Across the Spider-Verse» zum Leben erweckt. Im ersten Teil waren es noch 142.
6
verschiedene Universen dienen als Schauplatz von «Across the Spider-Verse», darunter die Erde im Jahr 2099.
384,3
Millionen Dollar (355,8 Millionen Euro) spielte «Into the Spider-Verse» ein und wurde damit zum erfolgreichsten Animationsfilm von Sony Pictures.
2
Milliarden Aufrufe hatte der Titelsong «Sunflower» von Post Malone und Swae Lee aus Teil 1 auf YouTube. Die neue Musik stammt von DJ und Producer Metro Boomin.
2024
kommt das Finale der animierten Trilogie, «Beyond the Spider-Verse», auf die Leinwand.
1.000.000.000
Millionen Dollar, umgerechnet 138,9 Millionen Euro, soll das Budget von «Across the Spider-Verse» betragen – 60 Millionen mehr als beim Vorgängerfilm «Into the Spider-Verse».
Dollar (926 Millionen Euro) zahlt Netflix für die Streamingrechte an Filmen von Sony Pictures aus den Jahren 2022 bis 2026. Dazu zählt auch «Across the Spider-Verse».
Sie steht für Amore, für Bussis, für Ciao – und ist dank unzähliger Bierduschen doppelt gegerbt. Aber wo kommt sie her? Ganz genau weiss das keiner, denn die Lederjacke von Marco Michael Wanda stammt aus einem Wiener HumanaSecondhand-Shop. Und sie hat Geschwister. «Die allererste hab ich nach der Rückgabe vom Wien Museum, wo sie ausgestellt war, verloren»,
sagt Marco. Gitarrist Manu Poppe habe mit der Lederkluft begonnen. «Dann hiess es, wer die seine nicht immer und überall trägt, bekommt ein Mitarbeitsminus.» Sie sei mehr Rüstung als Mode. Man stehe darin einfach aufrechter. «Ich hab darin die Power, die ich für eine Show brauche.» Apropos: Am 29. Juni spielen Wanda am OpenAir St. Gallen. Mehr Termine: wandamusik.com
Marco Wanda, 36, und seine Kollegen stehen seit 2012 als Band auf der Bühne. Auch mal in Leder.Claudio Caluori baut Pumptracks auf der ganzen Welt. S. 24 Danny MacAskill trickst sich quer durch San Francisco. S. 32 Die Gehrig-Twins bringen FrauenPower in die Bike-Szene. S. 44 Plus: Die beliebtesten Trails der Mountainbike-Stars. S. 52 Das Gear von morgen. S. 56
sammelt Edelmetall: Gold, Silber und Bronze gewann er als Mountainbiker bei den Olympischen Spielen. Nun veranstaltet er sein eigenes Olympia.
TEXT SASKIA JUNGNIKL- GOSSY
Planung, im Training. Da muss vieles zusammenkommen, und da hatte ich auch richtig viel Glück.
Hast du der Karriere viel untergeordnet?
Manche nennen es Unterordnung, ich nenne es Leidenschaft. Das Mindset ist enorm wichtig.
Worauf bist du besonders stolz?
Dass ich 2018 Weltmeister geworden bin, das war mein grösster und schönster Erfolg. Aber am meisten stolz bin ich darauf, dass ich so eine lange Karriere haben darf – und es mir immer noch Spass macht.
Ist das etwas, was du jungen Bikern rätst? Ja, der Spass muss der Ursprung sein. Und wenn man sich Ziele setzt, braucht es Konsequenz und Ehrgeiz dazu: grosse Träume haben und hart dafür arbeiten.
Würdest du in deiner Karriere heute etwas ganz anders machen?
Ich bin im Grossen und Ganzen auch mit meinen Fehlern zufrieden. Sagen wir, ich würde es zu 98 Prozent gleich machen.
ÖKK Bike Revolution
bietet Cross-CountryMountainbiken für Anfänger und Profis: bike-revolution.ch
Nino Schurter ist der erfolgreichste Mountainbiker aller Zeiten. Punkt. Meistens kommt nach solchen Einschätzungen eine Einschränkung, eine Finte, aber in diesem Fall kann man das einfach so stehen lassen. Ausnahmsweise. Denn Schurter ist zehnfacher Weltmeister; seinen ersten Weltmeistertitel gewann er 2004 bei den Junioren, 18 Jahre später seinen aktuellen. Er hat siebenmal den Mountainbike-Gesamtweltcup gewonnen und bei den Olympischen Spielen Gold, Silber und Bronze. Mittlerweile ist Schurter 36 Jahre alt – und startet nicht nur bei Rennen, sondern auch hinter den Kulissen als Mitinitiator von Bike-Events durch, wie aktuell bei der ÖKK Bike Revolution.
the red bulletin: Was macht das Mountainbiken für dich so faszinierend?
nino schurter: Das Erlebnis Natur ist mir sehr wichtig. Man kommt an Orte, die man zu Fuss nur viel langsamer erreicht. Dann ist da noch diese Kombination aus körperlicher Anstrengung und Action.
Du hast eine Ausnahmekarriere hingelegt, wie ist dir das gelungen?
Es hat fast alles mit der richtigen Balance zu tun: zwischen hartem Training und purer Freude, nötigem Ehrgeiz und der Notwendigkeit, nicht zu verbissen zu sein. Und dann braucht es das nötige Talent, die körperlichen Voraussetzungen. Ich hatte das Glück, dass ich die richtigen Leute als Berater hatte, in der
Du bist Mitinitiator der ÖKK Bike Revolution, was erwartest du dir davon?
Wir veranstalten Events, bei denen es Rennen für Profs und Hobbyfahrer gibt, ausserdem Workshops und Pumptracks. Ich habe ja erst durch solche Mountainbike-Events so eine riesige Freude an dem Sport bekommen. Hier gibt es eine solche Begeisterung, von Klein bis Gross, vom Prof bis zum Genussfahrer. Mir ist es wichtig, dass es Events gibt, auf denen die Community Spass hat und man Leute für die Action begeistern kann. Und es ist cool, dass ich auch noch aktiv daran teilnehmen kann.
Also willst du gewinnen?
Ich will jedes Rennen, an dem ich teilnehme, gewinnen. Den Ehrgeiz muss man schon haben.
Wie siehst du den BikeNachwuchs?
Es ist schön, zu sehen, dass der Sport wächst und immer mehr Menschen Freude daran haben. Da sieht man schon, wie viele Talente hochkommen. Und sehr schön fnde ich auch, dass sich immer mehr Frauen in den Bikesport trauen, da wächst der Markt noch mehr als bei den Männern.
Zeigt deine siebenjährige Tochter Interesse am Biken?
Ja, sie hat Spass am Biken, wir gehen manchmal gemeinsam. Das sehe ich schon gerne. Für mich ist es eine grosse Freude, dass ich diesen Teil von mir, dass ich diesen Sport, den ich liebe, jetzt auch mit ihr gemeinsam betreiben kann.
«Ob ich meiner Karriere viel unterordne?
Manche nennen es Unterordnung –ich Leidenschaft.»
Nino Schurter, 36, sucht das Geheimnis hinter seinem Erfolg.
gehört als E-Bikerin zur Weltelite –eine Karriere zwischen Stolz und Vorurteil: Wie viel sind Siege wert, wenn die Siegerin unter Strom steht?
Schneitter weiss, wovon sie spricht. Vor dem Umstieg fuhr die 36-Jährige aus dem Kanton Solothurn in der globalen Cross-Country-Elite. Mit 18 Jahren holte sie den CrossCountry-Weltmeistertitel bei den Juniorinnen. 2008 war sie bei den Olympischen Spielen in Peking dabei und wurde im selben Jahr VizeWeltmeisterin in der U-23-Klasse. 2010 folgte ihr erster und einziger Sieg im Elite-Weltcup. 2016 zog sie sich aus dem Prof-Sport zurück. Doch die Leidenschaft für das Velo blieb, und drei Jahre später feierte Schneitter ihr Comeback – nur diesmal in der neu geschaffenen Disziplin E-Racing. Bei der 2019 erstmals ausgetragenen World E-Bike Series wurde sie beim allerersten Rennen in Monaco gleich Zweite und siegte im selben Jahr im kanadischen Mont Sainte-Anne bei der ersten Weltmeisterschaft im E-Mountainbiken – ein Höhepunkt in ihrer Karriere.
Das nationale Velofestival Cycle Week findet von 11. bis 14. Mai in Zürich statt. cycleweek.ch Instagram:
@cycle_week
Zugegeben, Liebe auf den ersten Blick war es nicht. «Ich habe mich anfangs wirklich geniert und mich auch bei jedem Biker entschuldigt, den ich beim Bergauffahren überholt habe», sagt Nathalie Schneitter über ihre ersten Fahrten mit dem E-Mountainbike. Das war im Jahr 2017, ein Jahr nachdem sie ihre erfolgreiche MTB Cross Country-Karriere beendet hatte.
Damals begann sie nur ihrer Familie zuliebe mit elektrisch unterstütztem Mountainbiken (EMTB). Der Vater hatte sie gebeten, drei E-Bikes zu besorgen, um auch künftig gemeinsame Bergtouren zu unternehmen. «Wie viele da draussen dachte ich, dass E-Biken keine echte Sportart ist und nur faule oder ältere Leute ein E-Bike fahren», erinnert sich Schneitter.
Ein mentaler Kraftakt Schnell musste sie erkennen, wie falsch sie mit dieser Einschätzung lag. «Das Fahren auf dem E-Bike ist vor allem mental viel anstrengender als gedacht», sagt die nunmehrige Unternehmerin, die mit ihrer Firma antritt, um etwa die Begleitmassnahmen der Rad-WM 2024 zu organisieren und die Cycle Week, das nationale Velofestival der Schweiz, mitzuveranstalten.
Ein weiterer grosser Unterschied zum Mountainbiken, wie es Nathalie von früher kannte: «Beim E-Racing muss die Abstimmung von Athlet und Bike noch viel besser harmonieren. Die Strecken sind fahrtechnisch anspruchsvoller, und vor allem das Bergauffahren ist dabei extrem fordernd.»
Ihr selbst nämlich sind die Siege im E-Biken genauso wichtig wie ihre anderen Erfolge. «Warum muss man immer kategorisieren?», fragt sich Schneitter. «Ob Gravel, Cross Country, Enduro oder E-MTB – ich bin in erster Linie Velofahrerin! Das E-Mountainbike ist eines meiner Pferde im Stall, ich muss es nicht jeden Tag reiten. Es ist eben ein Spassgerät, mit dem ich auch Rennen bestreite.» Seither sieht sie sich als Versöhnerin zwischen den Velo-Welten, wobei es darum geht, einfach die Leidenschaft und Freude für den Sport miteinander zu teilen. «Das Image des elektrischen Velos hat sich in den letzten Jahren gewandelt, immer mehr Menschen respektieren die Sportart und fahren mit elektrisierten Bikes», sagt Schneitter.
Silber ist das neue Gold Gleichzeitig begeistert sich Schneitter auch abseits der Rennstrecke für das Bike, etwa als Messeleiterin der Cycle Week. „Die diesjährige Ausgabe des Events steht vor der Tür, und wir sind mitten in der Planung. Das Festival animiert zum Velofahren, zeigt Neues, vermittelt Wissen und bringt Menschen zusammen. Es kommen 110 Aussteller mit 250 Marken und 550 Testbikes. Und wir bieten über 150 Workshops, Fahrtechnikkurse und Vorträge an. Das ist einzigartig in der Velowelt“, sagt Schneitter. Aktuell arbeitet sie also nicht nur an der eigenen E-Bike-Karriere. «Ich sehe meine Aufgabe auch darin, meine Erfahrungen mit jungen Bikerinnen zu teilen.» Mit Nicole Göldi, der aktuellen Weltmeisterin im E-Mountainbiking, verbindet sie eine besondere Beziehung. «Wir motivieren uns gegenseitig, stehen in freundschaftlicher Konkurrenz.» Für die Weltmeisterschaft 2023 hat sich Schneitter einiges vorgenommen: «Gold und Bronze habe ich ja schon, eine Silbermedaille fehlt mir also noch, das ist mein Ziel.» So viel Bescheidenheit elektrisiert.
«Das E - Bike ist eben ein Spassgerät, mit dem ich auch Rennen bestreite.»
Nathalie Schneitter, 36, plädiert für mehr Vielfalt in der Velo-Welt.
Instagram: @loukew
schwang sich aufs Rad, um ihre Scheidung zu verarbeiten. Bald sass die Bike-Aktivistin fest genug im Sattel, um eine Männerbastion aufzubrechen: die Tour de France.
dem männlichen Teilnehmerfeld. Ihr Ziel: Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Tour de France nicht nur Männersache sein dürfe. Für Frauen war im Rahmen des berühmtesten Radrennens der Welt nämlich gerade einmal ein eintägiger Wettbewerb vorgesehen.
Also hob Vardeman die Gruppe unter dem Namen «The InternationElles» kommunikativ auf eine globale Ebene, und als die Bikerinnen 2019 losradelten, erregten sie jede Menge Aufmerksamkeit. Mit nachhaltigem Erfolg: Seit Juli 2022 gibt es eine offzielle, achttägige Tour de France für Frauen. Es sei ihr immer darum gegangen, nachfolgende Generationen von Radsportlerinnen zu inspirieren, sagt Vardeman: «Es widerstrebt mir, wenn junge Frauen denken: ‹Ich bin ein Mädchen, also kann ich das nicht.›»
the red bulletin: Sind Sie, während der Männer-Tour-de-France, der Sie vorangefahren sind, an Ihre Grenzen gestossen? louise vardeman: Nach drei Wochen befelen mich Zweifel. Ich hatte schlecht geschlafen, brach plötzlich in Tränen aus. Um die Stimmen in meinem Kopf zu über tönen, die mir ständig zufüsterten, ich solle aufgeben und nach Hause fahren, musste ich laut Musik aufdrehen. Kurz vor dem Aufstieg zum Col du Galibier, einem Gebirgspass von 2642 Metern Höhe, war ich überfordert: Ich musste aufs Klo, mir war zu heiss – aber ich habe in die Pedale getreten, bis ich im Ziel zur Seite auf den Boden gefallen bin. Mir war klar geworden, dass ich es mir nie hätte verzeihen können, wenn ich auf der 18. Etappe von 21 aufgegeben hätte. Und als wir am Fusse des Galibier ankamen, spürte ich plötzlich Rückenwind. Ich fühlte mich stark und fuhr ohne Probleme hinauf. Es war unglaublich: Ich hatte diesen Berg bezwungen!
Zeigen Sie die gleiche Entschlossenheit, wenn’s darum geht, die mangelnde Gleichstellung im Radsport zu bekämpfen?
Als Louise Vardeman vor sechs Jahren mit dem Radsport begann, war ihr Leben an einem emotionalen Tiefpunkt angelangt: Ihre Ehe war am Ende, sie litt unter Depressionen und musste zudem noch ihre letzte grosse Leidenschaft, den Langstreckenlauf, nach einer Verletzung aufgeben. Und so begann die heute 45jährige Britin in ihrem Schmerz, in die Pedale zu treten. Und zwar so richtig! Zwei Jahre später vertrat sie Grossbritannien bereits bei einem Radmarathon für Hobbyradsportlerinnen.
Zur selben Zeit stiess sie auf eine Gruppe von Französinnen, die zwar die Route der Tour de France fuhren – aber immer einen Tag vor
Ja. Der Radsport ist wahnsinnig traditionsbewusst. Er ist weiss und männlich dominiert. Da ist es nicht hilfreich, dass die Räder mittlerweile so teuer und die Radclubs nicht gerade inklusiv sind. Es gibt so viele Hürden. Das spornt mich an.
Was raten Sie anderen, die etwas verändern möchten?
Man kann darüber nachdenken, gleich die ganze Welt auf den Kopf zu stellen – aber auch viele kleine Veränderungen können etwas auslösen. Man glaubt gar nicht, wie viel man allmählich bewirken kann. Selbst wenn man «nur» das Leben einer einzigen Person ein bisschen zum Besseren verändern kann, ist das von grosser Bedeutung.
Mountainbike-Legende Claudio Caluori, 45, zieht um die Welt, um Rad-Bahnen zu bauen. Als Abenteuer für Kids, die sonst wenig zu lachen haben. Und als Beweis dafür, dass man ein wenig schräg sein muss, um wirklich gut zu sein.
TEXT CHRISTOF GERTSCH FOTOS GIAN PAUL LOZZA«Wenn du eine Idee wirklich umsetzen willst, rechne damit, dass man dich für verrückt hält.»
EEr weiss ganz genau, was er hier tut. Und du spürst sofort, wie sehr er all das liebt: die Natur, das Velofahren, die Geschwindigkeit, das Erzählen. Er jauchzt und jubelt, er redet schneller, als er fährt und nachdenkt. Man hört den Fahrtwind, das Knirschen der Erde unter den Rädern und das kalte Klatschen der Steine. Kaum je zeigte jemand seine Begeisterung für den Radsport schöner als Claudio.
Wer Claudio Caluori, den siebenfachen Schweizer Mountainbike-Meister, nicht kennen sollte, googelt am besten schnell seinen Namen und klickt dann auf eines der «Course Preview»-Videos aus dem Suchergebnis. Mit seiner Helmkamera rast er da auf dem Mountainbike die Downhill-Strecken hinunter und kommentiert dazu jede Passage, dass es einem vorkommt, als würde man selbst im Sattel sitzen. Vor mehr als zehn Jahren hat Caluori diese Form der Streckenbesichtigung in den Bikesport gebracht und damit schnell Kultstatus erlangt: Die Videos wurden millionenfach geklickt, und Caluori wurde viel bekannter, als er es als Bike-Prof je gewesen war.
Claudio Caluori, 45 Jahre alt, aufgewachsen in Zürich, viel herumgezogen, sesshaft geworden in Chur, ist einer, der sich stets von der Freude, von der Neugier, von der Lust auf Neues leiten lässt. Er hat schon immer mehrere Dinge gleichzeitig ausprobiert und ausser der unvermeidlichen Schule nie eine Ausbildung abgeschlossen, sondern sich immer alles selbst beigebracht. Dass er sich also seit einigen Jahren zunehmend auf eine einzige Sache konzentriert – und inzwischen sogar die Streckenbesichtigungen eingestellt hat –, muss also etwas heissen. Aber was?
Pure Freude Caluori, der siebenfache MountainbikeMeister, zeigt noch immer gerne, was er am Velo kann.Im Rahmen seines Projekts «Pump for Peace» baut Caluori seit 2017 Pumptracks in Regionen, die sich das selbst nicht leisten könnten. Ein Pumptrack – dies kurz zur Erklärung – ist eine Wellen- und Muldenbahn für alles, was Räder, aber keinen Motor hat: Bikes, Trottinetts, Skateboards. Auf einem Pumptrack tritt man nicht, man pumpt. Man kreiert Geschwindigkeit durch das Hochdrücken des Körpers aus der Tiefe. Wer einen Pumptrack beherrscht, kommt in den dazugehörigen Steilwandkurven auf so viel Tempo, dass danach mehrere Wellen auf einmal übersprungen werden können. Und Caluori ist der Pumptrack-Pionier. Vor ihm bestanden Pumptracks aus ein paar dreckigen Erdhügeln, die bei Regen im eigenen Schlamm versanken. Doch dann kam der Asphalt-Cowboy angeritten.
Bergdörfer und Weltstädte
Caluoris kleine Revolution ist das Ergebnis mehrerer Einfälle, die aufeinander aufbauen, einander teilweise widersprechen und von verschiedenen Leuten stammen. Sie nimmt ihren Anfang im Jahr 2009 auf dem Zürichberg, als Caluori einem Freund dabei half, einen Pumptrack zu bauen und mit einem Zementgemisch zu stabilisieren. Das hatte die Stadt so bestellt. Aber Caluori glaubte nicht an die Idee und baute kurz darauf in seinem damaligen Wohnort Jenaz im Prättigau den ersten Pumptrack aus Beton. Es folgten weitere Beton-Pumptracks in Chur, Mendrisio, Pontresina, Zürich. Dann bekam Caluori einen Anruf von Alex Jost, dem damaligem Leiter des Churer Gartenbauamts. Jost fragte: «Warum versuchst du es nicht mit Asphalt?» Für alle, die nicht im Strassenbau arbeiten: Asphalt ist eine Mischung aus Gesteinskörnungen und dem Bindemittel Bitumen. Der schwarze Gummi entsteht, wenn man dem Erdöl Benzin, Petroleum, Diesel-, Heiz-, Maschinen- und Gasöl entzieht. Was Asphalt nicht ist: Teer. Teer ist krebserregend und im Strassenbau seit Jahrzehnten verboten.
Also Asphalt. Caluori gefel der Vorschlag, weshalb er sich bald darauf im Werkhof eines Bündner Strassenbauunternehmens ans Werk machte. Er baute eine Testkurve, um sie versuchshalber asphaltieren zu lassen: Konnte das klappen, mit Asphalt nicht einfach nur eine ebene Strasse herzustellen, sondern eine komplexe Gestalt zu formen, die von einer Bodenwelle in eine konkave Form übergeht und wieder in eine Bodenwelle mündet? Unglaublich, dachte Claudio Caluori, es funktioniert wirklich! Wenig später baute er in Chur den Prototyp des Pumptracks, dessen Weiterentwicklung er seither mehr als 600 Mal überall auf der Welt errichtet hat: in Bergdörfern und Weltstädten, in Urwäldern und an Wüstenrändern.
Asphalt ist robuster und günstiger als Beton. Ein BetonSkatepark kostet schnell ein paar Millionen, einen Asphalt-Pumptrack von Caluori bekommt man ab 200.000 Franken. Das war ein Teil der Revolution: dass ein Pumptrack für weniger Geld zu haben war als ein Skatepark. Plötzlich konnten auch fnanzschwache Ortschaften ihren Jugendlichen etwas bieten. Ausserdem hat Asphalt mehr Grip als Beton, man kann sich also auch auf einen Pumptrack wagen, wenn man das Velo bisher nur für die Fahrt ins Schwimmbad benutzt hat. Der Leiter des Churer Gartenbauamts ist längst pensioniert, aber Caluori meldet sich immer mal wieder bei ihm, um ihm zu erzählen, was seit den Anfängen der Idee, seiner Idee, geschehen ist: Caluoris Firma Velosolutions beschäftigt heute 350 Mit-
arbeitende in 25 Ländern und erwirtschaftet pro Jahr über 27 Millionen Franken Umsatz. In den ersten Jahren kümmerte sich Caluori um alle Baustellen noch selbst, war monatelang weg von zu Hause und den zwei Kindern. Herkömmlichen Baggerfahrern, befand er, fehle das Verständnis für das Zusammenspiel der Wellen und Kurven. «Du musst selbst ein Pumptrack-Fahrer sein, um zu spüren, wie die Piste geformt werden soll», sagt er.
Inzwischen ist sein Team so gross, dass er andere ehemalige Sportler in die Aufgabe eingearbeitet hat. Doch selbst wenn er wollte, könnte er nicht mehr auf jeder Baustelle sein: Seine Firma setzt inzwischen mehrere Projekte gleichzeitig um. Zudem hat er sich einer neuen Herzenssache angenommen: «Pump for Peace». Sozusagen die Fortsetzung der Velosolutions-Idee mit anderen Mitteln. Und weniger Mitteln.
Und plötzlich die Gewissensfrage
Alles begann im Jahr 2014 im thailändischen Dorf Aranyaprathet an der Grenze zu Kambodscha. Ein lokaler Politiker hatte bei Caluori einen Pumptrack bestellt, der erste Auftrag ausserhalb Europas. Drei Wochen dauerte der Bau. Zusammen mit ein paar Locals trug Caluori den Humus ab und planierte den Boden. Sie brachten den Kies und begannen ihn zu formen. Sie legten eine Drainage, damit das Regenwasser abläuft. Das Team harmonierte, alles lief reibungslos. Aber eine Sache störte.
«Ist das nicht dekadent?», fragte sich Caluori. Schon seit seiner Ankunft wurde er von den Kindern aus dem Dorf neugierig beobachtet. Sie lebten in Blechhütten, liefen in Stofffetzen herum. «Diese Menschen haben nichts», dachte Caluori, «warum stellen wir ihnen dann einen Pumptrack hin? Ist der am Ende nur für die Reichen?» Er schämte sich, hielt sich für einen ignoranten Westler. Was dann geschah, rührt ihn noch heute – fast zehn Jahre später – zu Tränen, wenn er davon erzählt.
Kaum hatten sie nämlich Asphalt über den Kies gelegt, näherten sich von überallher Kinder. Keiner wusste, wie, aber sie alle hatten irgendwo alte Fahrräder aufgetrieben – und innert weniger Minuten verwandelten sie den Pumptrack in ihr kleines Paradies. Auf und ab, pumpend, springend, aber stets vorwärts. Und durch steile Kurven, ein Kick, ein Kitzel, eine Challenge, aber ohne Gefahr. Das Abenteuer Leben, so wie es sein sollte. Als Ablenkung vom ganz alltäglichen Überlebenskampf.
«It’s times like these you learn to live again, it’s times like these you give and give again, it’s times like these you learn to love again», singt Dave Grohl, Frontman der
Ziba, ein Dorf in Uganda – Caluoris erster «Peace-Track»
2017 baut Caluori (der Mann mit dem weiss-roten Schlapphut) mit seinem Team und Einheimischen den ersten Track seines Projekts «Pump for Peace»: Zunächst wird die Erde abgetragen und der Boden geebnet (Bild 1). Dann wird der Asphalt aufgetragen und die Bahn planiert (2 und 3). Danach testen die Kids den Parcours (4, 5). Bild 6: Mission completed, ein Erinnerungsbild zum Abschied.
Verkehr verkehrt
Claudio Caluori in der Steilkurve. Manchmal «nur» waagrecht, manchmal sogar ein bisschen mehr.
Foo Fighters in «Times Like These». Leben, lieben. Und die Kids dabei zu unterstützen, sich ihren Optimismus zu erhalten. Und da Caluori ganz nebenbei auch ein ansehnlicher Gitarrist ist, spielt er den Song immer und immer wieder. Irgendwann einmal würde er ihn gerne mit Grohl gemeinsam performen. Und – Caluori glaubt an seine Ideen, auch wenn sie hoch gegriffen sind.
Und so dachte er, dass das, was in Thailand funktionierte, doch auch möglich sein müsste, wenn nicht irgendein steinreicher Politiker die Baukosten übernimmt. So entstand die «Pump for Peace»Idee. Aber wer sollte das fnanzieren? Selbst wenn Caluori die Arbeitszeit seiner Crew gratis zur Verfügung stellen würde, bräuchte es jemanden, der das Areal stellt, die Gerätschaft bezahlt, das Material organisiert. Zudem wollte Caluori in Krisenregionen oder in Ländern des Globalen Südens die Einheimischen in den Aufbau des Pumptracks involvieren. Aber wer würde deren Löhne übernehmen?
Drei Jahre nach dem Erlebnis auf der Baustelle in Thailand fand Caluori die Person, die er suchte: einen Regisseur, der in Lesotho, einem kleinen Königreich im Süden Afrikas, einen BikeFilm drehen wollte und sich den ExProf Caluori für die rollende Hauptrolle wünschte. «Ich kann nicht», antwortete dieser, gerade auf einer Baustelle in Chile beschäftigt, und die nächsten Pumptracks waren schon bestellt. Doch der Regisseur liess nicht locker, bis Caluori sagte, er mache mit unter einer Bedingung: dass sich die Reise nach Lesotho mit einem «Pump for Peace»Projekt verbinden lasse.
«So ein Zufall», sagte der Regisseur, er wisse da von jemandem, der sich in Lesotho schon lange einen Pumptrack wünsche, nur habe er bisher niemanden gefunden, der sich um den Bau kümmere. Im Jahr 2017 setzte Caluori in Lesotho sein erstes «Pump for Peace»Projekt um. Seither sind – fnanziert durch Spenden, Sponsoren und Velosolutions selbst – schon 16 weitere entstanden, in Südafrika, Uganda, Ruanda, Kenia, Nepal und Armenien. Im Gespräch sind weitere Tracks in Nepal, Südafrika, Ruanda, Uganda, Kolumbien, Trinidad und Tobago, Äthiopien und im Libanon. Eine Weltrevolution der AsphaltCowboys!
Caluori sagt, die Arbeit auf den Baustellen erfülle ihn. «Anderen Menschen mit meiner Arbeit Freude zu bereiten ist für mich etwas vom Schönsten im Leben.» Sechs Jahre nach dem Anfang sind noch alle «Pump for Peace»Pumptracks in Be
trieb, nur bei einem gibt es Probleme. Es ist ausgerechnet jener in Lesotho. Der Track steht auf dem Gelände einer TouristenLodge, und der neue Pächter will nicht, dass die Jugend aus den umliegenden Dörfern seine Gäste stört. Aber Caluori und seine Crew arbeiten schon an einer Lösung, mit dem Besitzer der Lodge verhandeln sie bereits über deren Kaufpreis.
«Wenn du eine Idee umsetzen willst, hab keine Scheu, allen davon zu erzählen, einfach allen», sagt Claudio Caluori. «Du darfst keine Angst haben, dass dir jemand die Idee streitig macht oder man dich für verrückt erklärt. Ganz egal, wie viele dich für einen Schwätzer halten. Vielleicht dauert es Jahre, aber irgendwann fndest du die Person, die an deine Idee glaubt.» Selbst wenn die Person Dave Grohl heisst, ein Rockstar ist und gemeinsam mit dem Schweizer AsphaltCowboy «Times Like These» singen soll.
Sein grosser Traum: eine Jamsession mit Foo Fighter
Trial-Ass Daniel «Danny» MacAskill, 37, aus Schottland ist Spezialist für unmögliche Bike-Tricks. Doch sein Videoprojekt in San Francisco brachte ihn an seine Grenzen: Es kostete ihn fünf Jahre und eine Kniescheibe. Und dennoch: «Es war jede Träne wert.»
FAHRRADKETTE
«Okay, es ist vielleicht nicht der schwierigste Trick, auf einer klobigen Kette zu fahren, aber es sieht toll aus. Weil wir nur ein knappes Zeitfenster hatten und an der Location viele Touristen unterwegs sind, fuhren wir schon ganz früh hin: Es war auf jeden Fall sehr cool, die Fort-PointKetten sind eine berühmte Sehenswürdigkeit in San Francisco.»
TEXT MARK NOBLE FOTOS DAVE MACKISON«Die Idee des Films war es, die schönsten Orte zu besuchen und unter dem Motto ‹Postkarte aus San Francisco› miteinander zu verbinden. Diese berühmte Ansicht von Nob Hill ist eine davon. Aber mein Hauptanliegen war natürlich, die coolsten BikeTrails zu fahren, die ich finden konnte.»
anny MacAskill war elf Jahre alt, als er vom rechten Weg abkam. Und auch vom linken. Und mit seinem ersten Trial-Bike lieber abseits der Fahrradwege fuhr. Nicht ahnend, dass er 13 Jahre später damit zum Superstar werden würde. Für sein Video «Inspired Bicycles» verwandelte er 2009 die Stadt Edinburgh in seinen ganz persönlichen Funpark – und schuf einen der ersten BikeClips, auf die das Internet viral abgefahren ist. 39 Millionen Menschen sahen den Film auf YouTube. Das Besondere an dem 37-Jährigen: Der Schotte widersetzt sich den Gesetzen der Schwerkraft und vollführt auf zwei Rädern Kunststücke, die eigentlich unmöglich sind. Mal fährt er auf einer Panzerkanone, ein anderes Mal balanciert er über einen Windmühlenfügel oder fährt auf einem rollenden Heuballen. Geht nicht? Gibt’s nicht für Danny. «Ich möchte in meinen Filmen etwas zeigen, was noch keiner gemacht hat», sagt der Prof.
Sein aktueller Film heisst «Danny MacAskill: Postcard from San Francisco». Die Dreharbeiten begannen bereits 2017 – aber am zweiten Drehtag rutschte Danny bei einem Trickversuch aus und brach sich die Kniescheibe. Es dauerte fünf Jahre, bis er vollständig genesen nach Kalifornien zurückkehrte, um zu beenden, was er angefangen hatte.
San Francisco geniesst vor allem in der BMX- und Skateboard-Szene einen beinahe mythischen Status, viele legendäre Videos wurden hier aufgenommen. «Ich habe viel Zeit damit verbracht, nach den richtigen Plätzen zu suchen. Mittlerweile kenne ich ausserhalb Grossbritanniens wohl keine Stadt so gut wie Frisco», sagt Danny. «Wenn
Dman für alles offen ist, sieht man in jeder Ecke Potenzial.» Er fertigte eine lange Liste mit möglichen Locations an, und nachdem davon etwa vierzig ausgewählt worden waren, beantragte er bei der Stadtverwaltung die Drehgenehmigungen, was sich ziemlich schwierig gestaltete. Einige wurden abgelehnt, andere waren nur für eine begrenzte Zeit und zu ungewöhnlichen Tageszeiten zugänglich.
Die Herausforderung: Die Schauplätze lagen zum Teil weit über die Stadt verstreut. Das Team konnte also nicht mal eben so den Ort wechseln, wenn ein Trick nicht klappte. Danny musste sich zusammenreissen, und das oft vor Schaulustigen. «Wenn man versucht, etwas zu machen, was man noch nie zuvor getan hat, kann man leicht mehrere Tage dafür brauchen, obwohl es am Ende nur zehn Sekunden im fertigen Film sind. Ich hatte nicht berücksichtigt, wie es ist, mit Drehgenehmigungen zu flmen, die einem nur vier Stunden Zeit geben, um einen Trick zu lernen.»
Am Ende steht allen Schwierigkeiten zum Trotz ein grossartiger Bike-Film – und eine Liebeserklärung an San Francisco. Danny rutscht, springt und fährt durch die Stadt und zeigt dabei typische Sehenswürdigkeiten von einer neuen Seite. Oder wer hätte bei der Gefängnisinsel Alcatraz je an einen Abenteuerspielplatz gedacht?
Eigentlich könnte Danny nach fünf Jahren nun endlich mal das Rad abstellen und die Beine ausschütteln. Aber er beschäftigt sich schon mit neuen Plänen: «Anstatt darüber nachzudenken, was ich bisher erreicht habe, denke ich an die Dinge, die mir entgangen sind.»
«An jeder Ecke lauern Möglichkeiten – wenn du für alles offen bist.»
Danny MacAskill, 37, über die Suche nach der Herausforderung
«China Beach ist ein unbekannter, aber sehr cooler Teil der Stadt. Der Drop vom Pfeiler war richtig heikel. Ich musste aus zwei Meter Höhe auf diesem dünnen Brett landen. Dabei durfte ich mein Vorderrad nicht senken, sonst wäre ich über den Lenker gekippt und im Holzstapel gelandet.»
«Die Idee war, dass ich über das Geländer auf den schmalen Brückenträger hüpfe. Das
Problem: Die Brüstung war sehr hoch und mein Anlauf extrem kurz. Ausserdem konnte ich den Träger nicht sehen. Ich war so angespannt, dass meine Arme gezittert haben. Gar nicht so einfach, den Kopf auszuschalten, während man in knapp acht Meter Höhe auf ein Geländer springt.»
«Alcatraz ist ein seltsamer Ort. Man bekommt ein bedrückendes Gefühl, wenn man die Zellen sieht. Gleichzeitig ist es eine Touristenattraktion. Ich habe viel Zeit auf schottischen Inseln verbracht, auf Verteidigungsanlagen aus beiden Weltkriegen. In gewisser Weise fühlte es sich hier also an wie zu Hause.»
«Das war im Freizeithof von Alcatraz. Der Trick war simpel: ein Sprung auf die Rail und dann runter in den Hof. Es war schon sehr cool, an diesem geschichtsträchtigen Ort zu fahren. Es gibt einen Clip mit dem Skateboarder Mark ‹The Gonz› Gonzales, der auch hier aufgenommen wurde.»
«An einem so legendären Ort wie Alcatraz wollte ich etwas Cooles machen, nämlich einen Frontflip. Die Stufen waren gerade hoch genug dafür. Aber bei diesem Versuch platzte mir dann das Hinterrad, und ich stürzte auf den Rücken. Zwei Tage später musste ich noch mal kommen, um den Trick zu vollenden.»
«Für diesen Frontflip Bonk musste das Team eigens ein kleines Blumenbeet anlegen. Erst visualisierte ich meinen Plan am Notizblock. Ich habe eine Liste von Tricks, die ich alle aufschreibe und mit kleinen Strichmännchen illustriere – denen ich dann nacheifere.»
Der komplette Clip «Danny MacAskill: Postcard from San Francisco» plus Bonusmaterial zu den Dreharbeiten: auf redbull.com
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Die Zwillinge Caro und Anita Gehrig nutzen ihren Ruf als Mountainbike-Ikonen, um ihren Sport weiblicher zu machen: mit Technik-Camps, Mentalworkshops und Atemübungen speziell für Frauen.
TEXT GUNTHER MÜLLER FOTOS GUILLAUME MEGEVANDie Zwillinge aus Flims-Laax, Kanton Graubünden, sind wie immer gut drauf, lachen und scherzen. Aber Caro und Anita Gehrig, 35, gestehen, dass sie gerade auch etwas wehmütig sind und unter FOMO leiden –das steht für fear of missing out, also die Angst, etwas zu verpassen.
Der Grund dafür: Ende März begann die World Series in ihrer Rad-Spezialdisziplin Enduro (EWS) im australischen Tasmanien, und die Gehrig-Twins, zwei absolute Stars in der Mountainbike-Community, waren zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht dabei. «Das Wiedersehen mit der BikerinnenSzene, der grosse Zirkus des Weltcups – all das ist natürlich ein alljährliches Highlight für uns gewesen», sagt Caro Gehrig. «Die World Series-Bewerbe haben unser Leben lange Zeit bestimmt», sagt Anita. «Wir waren einfach ständig irgendwo unterwegs, aber das Leben geht weiter, diese Zeit ist einfach vorbei.»
Andererseits: Der Abschied vom Enduro, einer Disziplin, bei der man einen Berg erklimmt, um dann auf einem Trail möglichst schnell talwärts zu cruisen, öffnet die Türe für eine andere grosse Aufgabe, der sich die Schwestern widmen, und die lautet: noch mehr Frauen für das Mountainbiken begeistern.
DIn der weiblichen Bike-Welt hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Die Konkurrenz wird immer grösser, die Zeitabstände zwischen den besten zehn Fahrerinnen sind mittlerweile genauso gering wie bei den Männern. «Früher gab es etwa eine Frau unter fünfzehn Bikern, heute ist das Verhältnis immerhin ein Drittel Frauen zu zwei Drittel Männern», schätzt Anita. Doch sie will mehr. Wie das funktionieren soll? Ganz einfach: mit Empowerment. «Vielen Frauen fehlt es nach wie vor an Selbstbewusstsein, weil sie sich allein oder mit ihrem Partner nicht zu fahren trauen», sagt Caro Gehrig. «Das ist leider immer noch ein Thema. Deshalb raten wir den Mädels, eher mit anderen Bikerinnen zu fahren, die den Trail als ähnlich grosse Herausforderung empfnden.»
Zum einen geht es Caro und Anita darum, anderen Frauen dabei zu helfen, den Schritt zur Profkarriere zu schaffen. «Wir wissen, was es dafür braucht, kennen Sponsoren und sind gerne für die jungen Bikerinnen da, wenn sie Tipps oder Kontakte benötigen. Bis heute gibt es noch zu wenige weibliche Profs.» Andererseits kämpfen die Twins dafür, dass der Frauenanteil unter den Mountainbikerinnen weiterhin ansteigt. Daher betreiben sie seit vielen Jahren ein «Women’s Bike Camp» in ihrer Heimat Flims.
Dort arbeiten Caro und Anita mit den Teilnehmerinnen an Kurventechniken, Spitzkehren, Drops und unterschiedlichen Sprüngen. Vom Einsteigerinnen- bis zum Fortgeschrittenen-Level steht das Camp allen Frauen offen. «Die meisten Männer glauben von Anfang an, dass sie alles besser können und keine Beratung brauchen, vielen geht es nur um Geschwindigkeit», sagt Anita. Ihre Schwester ergänzt: «Die Frauen könnten eigentlich genauso gut fahren wie die Männer, sie sind oft nur weniger auf der Suche nach Adrenalin. Wir zeigen ihnen Tipps und Tricks für die Trails.» Die Folge: Die Frauen seien zwar meistens etwas langsamer, dafür aber technisch besser, weil sie mehr an ihrer Technik arbeiten. «Am Ende zahlt sich diese Arbeit aus», versichert Anita.
Stein-Zeit Anita (vorne) und Caro beim ganz alltäglichen Workout in der Nähe ihrer Heimat Flims-Laax
«Frauen fahren gleich gut wie Männer – nur mit weniger Adrenalin.»
CARO GEHRIG
Für kommenden September haben die beiden Bike-Ikonen noch ein spezielles Wochenende unter dem Namen «Specialized Women’s Bike Fest» organisiert. Dort reicht das Programm von Workshops für Fahrtechnik bis hin zu Mental-Einheiten. «Ein typischer Fehler ist, dass du aus Angst vor einem Sturz im falschen Moment bremst», sagt Caro Gehrig. «In den Mentaltrainings geht es um Konzentrations- und Atemübungen, um sich geistig auf den Trail einzustellen und angstfrei zu fahren», sagt Anita.
Nach dem Frust die Freude
Die Gehrig-Zwillinge wissen, wovon sie sprechen. Sie gehören heute zu den bekanntesten Mountainbikerinnen weltweit. Ein Jahrzehnt lang pedalierten die beiden durch die Weltgeschichte, fuhren EnduroRennen in Europa, Amerika, Australien und Neuseeland. Vor allem Anita Gehrig konnte bei der World Series brillieren, stand mehrmals auf dem Podium und wurde in der Worldcup-Endwertung Dritte.
«Irgendwann wurden wir für andere Bikerinnen zu Vorbildern, das macht uns schon stolz», sagt Caro. Wie sie sich gegenseitig zu ständigen Höchstleistungen gepusht haben? «Wir hatten immer eine sehr gesunde Konkurrenz zueinander, haben meistens zusammen trainiert», sagt Caro Gehrig. Und sie gibt zu: «Anita konnte bei den grossen Rennen einfach immer die bessere Leistung abrufen. Für mich war das manchmal frustrierend, aber ich habe mich immer für sie gefreut.»
Auch international haben Caro und Anita so einiges für die weibliche Mountainbike-Community bewirkt. Allen voran mit ihrer Bike-Reise durch den Iran. Der Trip wurde in der preisgekrönten Dokumentation «Free Riding Iran» festgehalten. Bei ihren Fahrten durch Dörfer animierten die Twins Frauen dazu, sich aufs Velo zu setzen und zu fahren. Und sie lernten Irans bekannteste Mountainbikerin, Faranak Parto Azar, kennen. Später konnten sie Faranak sogar zu den Cross-Country-Weltmeisterschaften in der Lenzerheide holen. «Darauf sind wir stolz, es war schön, dass wir mithelfen konnten, so etwas möglich zu machen», sagt Caro. Dabei war es ein Zufall, dass die beiden Prof-Bikerinnen wurden.
Aufgewachsen sind Caro und Anita am Bodensee, fernab von schroffen Bergen und alpinen Trails. Die Bike-Wettbewerbe kannten sie bloss als Zuseherinnen. Der ältere Bruder nahm sehr erfolgreich an einigen Cross-Country-Rennen teil, die Schwestern lernten dadurch dessen Freunde aus der Mountainbike-Szene kennen, von denen die meisten aus Graubünden kamen, dem «Home of Trails», wie Mountainbiker den Kanton nennen. Im Winter gingen die Gehrig-Zwillinge snowboarden, im Sommer ging es mit dem Kopf durch die Wand für die neue Leidenschaft am Bike, sie unternahmen Cross-Country-Touren, lernten durch Erfahrung Tritt für Tritt die Techniken. «Zum Glück hat uns die MountainbikeSzene gut aufgenommen, die Jungs haben uns viel beigebracht, was keine Selbstverständlichkeit war», erinnert sich Caro. Bald bestritten beide erste Rennen, zunächst in der Disziplin Downhill, wo sie auf Anhieb mit den Besten mithalten konnten.
Als 2012 die Enduro World Series ins Leben gerufen wurde, wussten beide, dass das ein Sprungbrett in die Prof-Karriere werden könnte. Sie gaben nach und nach alle Nebenjobs auf und konzentrierten sich nur noch aufs Mountainbiken. Nach den ersten Erfolgen klopften auch bald die ers-
«Ein typischer Fehler: bremsen im falschen Moment – aus Angst vor einem Crash.»
ANITA GEHRIG
ten Sponsoren an. Die Karriere der Twins begann abzuheben. Aber auch als die beiden bereits zum internationalen Spitzenfeld gehörten, mussten sie gegen Vorurteile der männlichen Kollegen ankämpfen. «Wir haben immer wieder Leute getroffen, die Frauen belächelten und meinten, dass wir es viel leichter hätten, Rennen zu gewinnen und Sponsoren zu fnden», erinnert sich Anita. Und Caro ergänzt: «Es sind eben meistens genau jene Leute, die sich selbst nie getraut haben, alles auf eine Karte zu setzen und die Prof-Karriere einzuschlagen.»
Betten statt Biken
Wer die sympathischen Stars der Mountainbike-Szene kennenlernen möchte, kann das übrigens nicht nur im Rahmen der BikeCamps. Seit kurzem sind die Gehrig-Twins auch Hotel-Besitzerinnen. Vor etwa zwei Jahren stiess Anita auf ein Immobilieninserat, in dem ein komplett saniertes Hotel in Flims-Laax mit 23 Zimmern zum Verkauf angeboten wurde. Die Zwillinge verliebten sich in den modernen Holzbau, erstellten einen Business-Plan, legten ein Angebot vor und bekamen den Zuschlag vom Verkäufer. Es war die Geburtsstunde des Sporthotels Flem Mountain Lodge, für das die GehrigZwillinge etwas wehmütig ihre Karriere im Enduro beendeten. Betten statt Biken?
Ein Ende ihrer gesamten Bike-Karriere bedeutet es aber nicht. Heute suchen sie gezielt Rennen aus, fahren bei Gravel-Events und mehrtägigen Abenteuer-Touren mit. «Wir haben nicht ganz so viel trainiert, wie wir wollten, müssen also schnell wieder in Form kommen», sagt Anita und lacht. Bei der Grundkonstitution der beiden eine reine Formsache. Ihr Tipp für alle Frauen, die gerne mit dem Biken beginnen möchten: «Geht den ersten Schritt, traut euch», sagt Caro Gehrig. Anita nickt und sagt: «Wer Lust auf diesen Sport hat, sollte sich das von niemandem ausreden lassen.» Auch nicht von irgendeinem Mann, der glaubt, dass er es besser kann.
Velo-Expertin Barbara Hunziker hat in Thun «Velola», einen Bikeshop speziell für Frauen, gegründet.
the red bulletin: Wieso hast du Velola gegründet?
barbara hunziker: Frauen in der Bikeszene werden vernachlässigt. Die Unisex-Räder sind für den Durchschnittsmann gemacht. Frauen haben einen anderen Körperbau: Es geht nicht nur um Rahmengrösse, sondern um Sattel, Pedale, Lenker. Wenn die Lenkerbreite nicht stimmt, schmerzen die Handgelenke, das Bremsen funktioniert nicht richtig. Die 08/15-Sattel sind in der Regel für Frauen zu schmal.
Wie wird auf Velola reagiert? Frauen sind froh, dass es eine Ansprechperson gibt. Da ist eine Hemmschwelle, wenn sie etwa einem Verkäufer ihr Gewicht sagen müssen. Oder wenn bei einer Frau die Sitzbeinhöcker ausgemessen werden müssen. Für manche Frauen ist das ein Hindernis.
Welche Kurse bietest du an? Mechanikerinnen-Kurse etwa. Am gefragtesten sind BasicKurse, wo auch Frauen kommen, die schon länger fahren. Weil sie das Bedürfnis haben, die Basics wie Bike Check, Grundhaltung, Balancieren und Techniken mitzunehmen. Fast alle Frauen, die in den Shop kommen, haben eine Angst – wenn Basics fehlen, kommt man irgendwann nicht weiter.
Wird es einfacher, sich in der Männerdomäne Mountainbike zu behaupten?
Instagram:
@caro_gehrig
@anitagehrig
@velolas_MTB
Es ist etwas anderes, wenn man unter Frauen ist. Ja, die Stimmung ist gelöster, die Frauen sind offener, sie trauen sich mehr zu.
Definitiv. Wenn Frauen öfter unterwegs sind, sind sie sichtbarer. Auch wenn es darum geht, dass Dinge produziert werden, die zu Frauen passen. Es wird immer klischeehaft, wenn es um Frauen geht. Als würden Frauen nur kleine Bikes wollen. Women Editions haben automatisch Blumen und sind in süssen Farben. Die Kleidung für Frauen ist oft tailliert und kurz geschnitten. Aber es gibt viele Frauen, die das nicht mögen und dann erst Männerkleidung kaufen müssen.
das
BELEBT GEIST UND KÖRPER.
Von entspannt bis fugtauglich: Drei Mountainbike-Profis empfehlen aussergewöhnliche Trails für jeden Bedarf –in der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Ein erdiger Boden mit Wurzeln ist für Lars Forster pures Vergnügen. Hier auf dem Pino Morto im italienischen Feglino.Mountainbike-Europameister 2021 und Cross-Country-Prof
Lars Forster, 29, zeigt Schweizer Trails mit einer Extra-Portion Spass.
Der Name: See-Trail
Der Ort: Buchberg / Wangen am Oberen Zürichsee (Schwyz)
Die Daten:
220 Höhenmeter; 1,3 km
Schwierigkeitsstufe:
● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Hier hab ich meine ersten Bike-Erfahrungen gemacht, allein deswegen liegt mir der Trail am Herzen. Man kann den Hügel Buchberg umrunden, der Trail ist neu gemacht worden. Der grösste Teil ist bewaldet und hat einen weichen, erdigen Boden mit Wurzeln drinnen. Es gibt ein paar schöne Kurven und ein paar Sprünge, hier kann man also richtig Spass haben.»
Der Name: Ninos Gold-Trail by ÖKK
Der Ort: Lenzerheide (Graubünden)
Die Daten: 242 Höhenmeter; 3,7 km
Schwierigkeitsstufe:
● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Für jeden Bike-Fan ein Highlight, schliesslich ist Ninos Gold-Trail by ÖKK unsere Weltcupstrecke. Der kleine Aufstieg bei der Gondelstation Rothorn ist der einfache Teil, anschliessend braucht es vollste Konzentration, es geht ständig auf und ab. Gefragt sind schnelles Umstellen und eine gute Technik, auch bei den technischen Passagen wie kleinen Sprüngen über Steine.»
Der Name: Bostg-Trail
Der Ort: Bostg / Piz Plaun Grond (Graubünden)
Die Daten:
550 Höhenmeter; 8 km
Schwierigkeitsstufe:
● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Mit der Gondel geht’s hoch zu diesem Höhentrail, dann noch 200 Höhenmeter volle Kraft, damit man hochkommt. Die Aussicht ist einzigartig. Anschliessend auf steinigem Untergrund runter bis zur Waldpassage – technisch anspruchsvoll. Höhenangst sollte man keine haben, es gibt eine Passage über einen schmalen Pfad, wo es auf einer Seite sehr steil runtergeht.»
Über den Wolken
Was bei allem Spass am Runterbrettern guttut: eine Pause machen, einen Riegel essen und dabei die Aussicht geniessen (hier am Piz Plaun)
«Immer wieder in Ruhe auf einem grossen Platz die Grundskills trainieren: das Stillstehen, Hinterrad-Umsetzen und den Bunny Hop, das Hüpfen. Dann ist man im Trail bereit, wenn es drauf ankommt.»
Cross-Country-Junioren-Weltmeisterin Laura Stigger, 22, zeigt Trails mit satter Air-Time in Österreich.
Der Name: Süsskartoffel Trail
LAURAS EXTRA -TIPP
«Handgelenke, Schultern, Knie und Sprunggelenke besonders gründlich aufwärmen – so beugst du den häufigsten Verletzungen vor. Wenn die Konzentration nachlässt: Leg eine Pause ein.»
Der Ort: Stattegg (Steiermark)
Die Daten:
297 Höhenmeter; 2,7 km
Schwierigkeitsstufe:
● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Diesen Singletrail liebe ich nicht nur, weil ich hier meine ersten Wettkampf-Erfolge feiern konnte, sondern vor allem, weil es eine natürliche Strecke ist, ganzjährig befahrbar und immer in gutem Zustand. Unterwegs reiht sich eine Kurve an die nächste, und auch einige Sprünge sind dabei. Ein Stück weit führt der Trail sogar über die lokale CrossCountry-Strecke.»
Der Name: Olm Volle Trail
Der Ort: Sölden (Tirol)
Die Daten: 367 Höhenmeter; 1,5 km
Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Der Olm Volle Trail in der Bike Republic in Sölden taugt mir, weil ich gerne ‹A irtime› verspüre und an die Grenzen gehen muss, um diesen Trail zu absolvieren. Ich würde für diese Strecke ein Enduro- oder Downhill-Bike vorschlagen, weil einige Hindernisse wie hohe Sprünge, anspruchsvolle Rockgardens und Wallrides auf einen zukommen. Achtung, nichts für Einsteiger!»
Downhill im Flow
Die Tirolerin Laura Stigger schätzt den Trail Hangman II in Leogang, Salzburg, und stärkt sich mit selbst gemachtem Bananenbrot.
Der Name: Hangman II
Der Ort: Leogang (Salzburg)
Die Daten:
455 Höhenmeter; 4,2 km
Schwierigkeitsstufe: ●
Die Liebeserklärung:
«Der Hangman II im Bikepark Leogang gefällt mir ganz besonders, weil man schnell in einen guten Flow kommt und ihn einfach geniessen kann!
Diesen Trail könnte ich mehrmals am Tag fahren, ohne dass mir langweilig wird!
Der Hangman II ist für jeden machbar. Er ist ein Flow-Trail mit Anlieger und möglichen Tables zum Springen. Zudem ist die Aussicht fabelhaf t.»
Trial-Motorrad-Prof und E-Mountainbiker Adrian Guggemos, 29, zeigt deutsche Trails, die mal bergauf, mal Richtung Abgrund führen.
Der Name:
Layer Trail (im Stadtwald)
Der Ort: Koblenz (Rheinland-Pfalz)
Die Daten:
138 Höhenmeter; 0,72 km
Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Alle Trails hier sind durch kurze Anstiege verbunden, runter kannst du es auch mal länger rollen lassen, der Waldboden ist hart und meist trocken. Nicht ohne: der Layer Trail. Die ersten Meter sind steil und führen direkt auf einen drei Meter hohen, senkrecht abfallenden Felsen zu, den sogenannten ‹Freefall›. Hier sollte man wissen, was man tut. Sonst: umfahren.»
Der Name: Tobis Trail
Der Ort Miltenberg (Bayern)
Die Daten: 144 Höhenmeter; 1,2 km
Schwierigkeitsstufe: ● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Wer ohne E-Bike unterwegs ist, sollte ft sein, damit man beim Start auf 400 Höhenmetern nicht abgekämpft in die Abfahrt geht. Erst ist die Strecke sehr naturbelassen und nicht extrem steil, du gleitest dahin, mit ein paar Sprüngen hier und da. Mein Highlight: ein Abschnitt, in dem sich erhöhte Wege aus Holz durch den Wald schlängeln. Hier ist Nervenstärke gefragt.»
Der Name: Canadian Trail
Der Ort: Kybfelsen, Freiburg (Baden-Württemberg)
Die Daten: 400 Höhenmeter; 7,73 km
Schwierigkeitsstufe:
● ● ● ● ●
Die Liebeserklärung:
«Mein absoluter Favorit! Hoch geht’s über den ‹Canadian Uphill›, einen eigens angelegten Bergauf-Trail. Oben liegt der Einstieg im Wald, durch die ersten Kurven musst du weder bremsen noch treten. Einfach rollen lassen! Jetzt wird’s steil und steinig. Hier besser mal absteigen und schauen, wo die Löcher sind, damit du nicht über den Lenker gehst. Gilt auch für die grossen Sprünge!»
Mach die Biege Durch die ersten Kurven des «Canadian Trail» in Freiburg kannst du noch entspannt rollen – dann kommt die Action.
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ADRIANS EXTRA-TIPP
«Ob mit E oder nicht: Trails auf jeden Fall mit Fully fahren, also vorn und hinten gefedert. Wer’s wendiger mag, nimmt 27,5-Zoll-Laufräder, 29-Zöller bringen mehr Laufruhe.»
Klarer Himmel, sanfte Brise, und dein Bike wird zum Freund. Hier die besten Tipps für die Partnerwahl.
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Dieser Renner wurde in allen Bereichen optimiert: Die Sitzposition wurde so angepasst, dass alle Kraft in die Pedale geht. Die Schaltung wird per Funk gesteuert. Das Bike wiegt 6,9 Kilo – für Bestzeiten von Sprint bis Berg. 4198.95 CHF, rosebikes.de
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Die Revolution für das Schalten am Bike, denn für den Gangwechsel wird kein Schaltauge mehr benötigt. Resultat: weniger Defekte – zudem ist Schalten auch unter Volllast möglich. 2449.90 CHF, sram.com
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Die perfekte Begleiterin nicht nur auf dem Rad: Weitere Sportarten wie etwa Schwimmen werden von der GPS-Pulsuhr unterstützt. Eingebaute Solarzellen sorgen für längere Laufdauer. 449 CHF, watchzone.ch
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Sie zockt Trash-Games, reisst derbe
Witze – und zerreisst Sexisten in der Luft. Das Geheimnis von YouTuberin
Jasmin Sibel alias Gnu: Sie bleibt
immer sie selbst – gerade weil ihr Leben ein unendliches Spiel ist.
eady, set, go: Jasmin Sibel wird 1989 in Regensburg geboren. Mit sechs fängt sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder an zu zocken. Mit elf gibt sie sich den SpielerNicknamen «Gnu». In den Nullerjahren wird sie mit der Gaming-Branche erwachsen. 2015 startet sie ihren YouTube-Kanal – und 2018 mit «Fortnite»-Videos durch. Anfang März 2021 knackt Jasmin die EineMillion-Marke bei Abos, ist Deutschlands erfolgreichste Gamerin auf YouTube und «Spielerin des Jahres» 2021. Heute hat sie drei YouTube-Kanäle. Auf Twitch zählt sie mit über 600.000 Followern zu den grössten deutschen Streamerinnen.
Doch was sich abgekürzt wie ein steile, geradlinige Karriere liest, war – wie in jedem Videogame – mit Challenges gespickt. Die Spielwelten wurden dreidimensional, realistischer, komplexer; nur eines blieb lange gleich: Männer waren am Drücker. YouTube war ein heisses Pfaster für eine Frau, die mit Zocken durchstarten und keine SchminkTutorials flmen will. Die Herausforderungen gehen aber weit über die virtuelle Welt hinaus. Im Sommer 2022 veröffentlicht Jasmin ein Buch, «eine Art ‹Let’s Play› meines Lebens», wie sie das bezeichnet. Darin schreibt sie sehr persönlich über Schönheitsideale, Sexismus, Selbstliebe und Realitätsfucht. «Du schaffst das nicht» erreicht die «Spiegel»-Bestsellerliste.
Die selbst ernannte «virtuelle Mama» füttert ihre Community seit acht Jahren mit weit mehr als 1000 Videos: Gameplays von «Among Us» bis «Zelda», garniert mit Cosplays, Vlogs, Comedy, Fitness und Real Talk. Jasmins Gnu-Herde feiert ihre Leitfgur für ihre Offenheit, ihre Ehrlichkeit und vor allem für ihren gnadenlosen Humor. Nur wer ihr dumm kommt, hat ausgezockt. Jasmin hat ihren Platz in der Gaming-Welt gefunden.
Sich mit Jasmin zu unterhalten ist, wie mit einer guten Freundin zu quatschen. Sie ist aufgeschlossen, nahbar, null gekünstelt. Und mit ihr entstehen defnitiv keine peinlichen Gesprächspausen: «Du könntest während des Interviews überfallen werden, und ich würde einfach weiterlabern!» –Und dann kommt es, dieses typische laute, ansteckende Gnu-Lachen. Und es kommt immer wieder. Und immer lauter.
the red bulletin: Vor kurzem haben dir tausende Menschen dabei zugesehen, wie du Fantasietiere erlegst, ein Spukhaus putzt und als BabyAlligator Abenteuer erlebst. Wie erklärst du dir selbst den Reiz deiner Videos? jasmin sibel: Für mich waren GamingVideos immer eine Art Laber-Podcast, um runterzukommen – ich habe den Leuten gerne beim Quatschen zugehört. Vor allem geht es aber darum, ein Spiel gemeinsam mit anderen zu erleben, zu geniessen – ob als Watcher oder als Player. Ich spiele auch nicht gern allein, ich möchte meinen Spass oder die Spannung teilen – zusammen ausrasten, wenn endlich mal der Plot Twist in einem Game revealed wird.
Deine Community kommentiert dich vor allem mit lachenden Emojis. Das hoffe ich doch! Ich nehme mich selbst nicht zu ernst und habe gar nichts dagegen, wenn Leute mit mir über mich lachen.
Die beliebtesten Videos auf deinem Hauptkanal haben über zwei Millionen Aufrufe. Im meistgeklickten unterrichtest du in einem Game eine nicht ganz so helle Schulklasse.
Ich liebe einfach Trash-Games! Ich habe einen sehr speziellen Humor, und ich glaube, der kommt bei diesen Spielen besonders gut zur Geltung.
Zukunft im Blick Schon in der Schule nannte Jasmin als Berufswunsch GamingModeratorin.
«Ich habe mir selbst radikale Ehrlichkeit verschrieben: Wenn ich mies drauf bin, merkt das im Stream jeder.»
Eine für alle Von aufgedreht bis ausgelaugt: Jasmin hat viele Gesichter – und zeigt sie ihrer Community ungefiltert. Die wiederum ist nicht weniger vielfältig. Knapp 70 Prozent der Follower sind junge Frauen, viele Fans stammen aus der LGBTQIA+ Community. Über Tags wie «Safe Space» können sie sich während einer Live-Übertragung leicht vernetzen.
Styling: Tim Heyduck / Shotview
Make-up: Natalia Soboleva / Liganord
Top: Diesel via Zalando, Hose: Weekday, Sneakers: Li-Ning
Am 1. April 2015 hast du dein erstes Video auf YouTube hochgeladen. «Five Nights at Freddy’s» – ein HorrorGame – bekam 13 Aufrufe. Auf YouTube verdient man pro 1000 Klicks etwa einen Euro. Wann kam bei dir Geld rein? Nach ungefähr drei Jahren, dank meiner «Fortnite»Streams. Plötzlich ist mein Kanal explodiert. Ich habe aber erst mal abgewartet und nicht gleich alles andere hingeschmissen. Man sagt nämlich: Wenn der Hype sich ein Jahr hält, kann man davon ausgehen, dass man ein paar Jahre davon leben kann.
Die «virtuelle Mutter» sagt also auf gut Schwäbisch: «Kind, lern was Gscheits!» Du hast dein Grafk studium beendet. Ich kenne viele Kollegen, die nach zwei Jahren übelstem Hype auf einmal weg vom Fenster waren, aber ihre Ausbildung im dritten Lehrjahr abgebrochen hatten. Deswegen: Leute, setzt nie alles auf eine Karte! Alles, was ich im Grafkdesign gelernt habe, all die Programme und Abläufe, haben mir geholfen, nebenbei online Fuss zu fassen. Und schafft euch einen fnanziellen Puffer!
Sieht halt easy aus: ein bisschen zocken, Kamera draufhalten … Es steckt aber so viel mehr dahinter. Früher war ich Cutterin, Fotografn, Projektplanerin, SocialMediaManagerin, Moderatorin, Regisseurin, Kamerafrau und Aufnahmeleiterin in einem. Heute habe ich ein Team. Aber natürlich muss ich noch regelmässig uploaden, für manche Videos recherchiere ich wochenlang, zwischendrin geht’s auf Events, dafür brauche ich auch wieder Content, danach muss ich zig Plattformen bespielen – und bei den Videos dann echt aufpassen: Ein kleiner Fehler, wie zum Beispiel einmal das Wort «Sex» nicht zensiert, kann dafür sorgen, dass YouTube meine Videos als nicht vertrauenswürdig einstuft und entmonetarisiert. Ich arbeite von sechs Uhr morgens bis elf, zwölf Uhr abends. Auch oft am Wochenende. Das muss man wirklich wollen.
Uff.
Es ist schon viel und auch anstrengend, aber ich merk’s manchmal nicht. Wenn ich nicht diesen Job hätte, würde ich nach der Arbeit auch zu Hause zocken. Mein Hobby ist mein Beruf, genau das ist aber manchmal das Problem an der Sache. (Lacht.)
Wie gehst du damit um?
Ich habe mir selbst radikale Ehrlichkeit verschrieben. An manchen Tagen will ich auch nur rumliegen oder merke: Heut geht nix, heut bin ich nicht lustig. Ich erzähle online auch fast alles. Wenn meine Laune
mies ist – das passiert mindestens einmal im Monat –, weiss das jeder im Stream. Ich spiele den Leuten kein Happy Life vor. Und das wissen sie auch zu schätzen.
Immer mehr Menschen wollen in dieses Geschäft. Würdest du es heute wieder versuchen?
Ich würde es jederzeit wieder durchziehen! Das ist ja das Schöne an Plattformen wie YouTube: Man kann sich ständig neu erfnden oder auf Trends aufspringen.
Was ist – neben Durchhaltevermögen –entscheidend für den Erfolg?
Ein Alleinstellungsmerkmal. Du musst deine eigene Persönlichkeit und deinen eigenen Stil fnden. Wenn ich andere nachahme, wirke ich nur wie eine billige Kopie. Man muss sich wohlfühlen, um authentisch zu bleiben, wenn man da stundenlang auf seinem GamingStuhl hockt. Ich bin online und of fline dieselbe Person.
Was macht die Spielerin Gnu aus?
Ich wurde damit bekannt, dass ich immer versuche, Spielen einen anderen Dreh zu geben. Beim EgoShooter «Fortnite» hab ich zum Beispiel angefangen, mich mit den Gegnern anzufreunden. Mein Gegner Eduardo hat sogar mal aus Liebe sein Leben für mich geopfert.
Konntest du schon immer ohne Punkt und Komma reden und kommentieren?
Als ich angefangen habe, war mir das super unangenehm, das merkt man auch in meinen ersten Videos. Aber ich sage immer:
Raus aus der Komfortzone! Fragt euch zwei Dinge, wenn ihr Schiss vor etwas habt: Was kann im schlimmsten Fall passieren? Und: Wie wahrscheinlich ist der Worst Case?
Traut euch! Ich rede mittlerweile die ganze Zeit mit mir selbst – auch wenn ich allein vor dem Fernseher sitze, voll gruselig! (Lacht.)
Einsamkeit ist ein grosses gesellschaftliches Problem, auch unter jungen Menschen. Welche Chancen liegen hier im Digitalen?
Gerade als Gamer ist es sehr einfach, online mit Leuten in Kontakt zu kommen. Das Schöne ist aber, dass sich online und offline nicht ausschliessen. Über meine Community entstehen echte Freundschaften. Manche Leute sind schon seit sechs Jahren dabei, die sehe ich auf jeder Gamescom. Meine Community ist auch einer der Gründe, weswegen ich das alles mache. Natürlich verdiene ich auch daran, mir geht es aber darum, etwas zurückzugeben. In einer Zeit, als ich sehr isoliert war, in der es mir schlecht ging, hat YouTube mich abgelenkt und mich aus dem Tief gezogen. Umso mehr Power stecke ich in meine Arbeit, weil ich hoffe, anderen Menschen mit meinen Videos auch auf irgendeine Art zu helfen.
Es gibt auch immer wieder Leute, die dir schreiben: «Dich will keiner mehr sehen.»
Dabei sind meine Klicks gut! (Lacht.) Ich glaube, wir kennen das alle: Hundert liebe Kommentare, einer ist negativ, und an dem hängen wir uns auf. Man muss sich immer bewusst machen: Viele wollen einfach nur provozieren oder sind neidisch.
Dieses Selbstbewusstsein kann man aber nicht einfach wie Skills in einem Spiel freischalten.
«Figur und Kleidung normal, kein Superbrain in knappem Outft: Ich mag die neue Lara Croft.»
«Ich möchte meinen Spass teilen – und mit anderen ausrasten.»
Manche Trolle gehen aber deutlich zu weit.
Dann zeige ich sie an. Oft traut man sich nicht, etwas anzusprechen, aus Angst, umso mehr ins Fadenkreuz zu geraten –oder weil wir denken, wir können nichts ändern. Wenn etwas zu weit geht: Lasst euch nichts gefallen, seid laut und holt euch Unterstützung! Ich habe schon einiges erlebt und verdaut und bin jetzt an einem Punkt, wo ich mich freiwillig ins Fadenkreuz schmeisse.
Gnu in Aktion
Ein Behind-theScenes-Video vom Shooting in Berlin. Ein Interview, in dem Jasmin nur mit Gesten antwortet. Hier findest du
Extra-Content:
Klar, das affectet jeden anders. Viele Kolleginnen machen Pause vom Streamen oder hören ganz auf, weil sie es nicht mehr packen. Es ist nun mal ein Unterschied, ob du of fl ine oder online ein Café leitest. Wenn es pleitegeht, kann ich im Real Life allen erzählen: «Ich hab’s verkauft, es lief so gut!» Auf YouTube oder auf Twitch kannst du deine Misserfolge nicht verheimlichen. Ich wurde erst ab dem Moment richtig erfolgreich, als mir egal war, was andere über mich denken.
Wann kam dieser Moment?
Als ich gemerkt habe, dass die meisten Leute mich schauen, weil sie meine Art mögen und meine Einstellung cool fnden. Und eben nicht – was viele mir einreden wollten –, weil ich gut aussehe. Wenn ich in meinen Games oder Streams nicht aufgebrezelt bin, sondern ungeschminkt mit Pickeln dasitze, habe ich dieselbe Zuschauerzahl. Ich kann einfach ich sein – das tut mir sehr, sehr gut. Dank meiner Community habe ich mich gefunden und bin bei mir geblieben: die weirde, laute Frau, die auch im absurdesten Spiel noch irgendeinen Mehrwert fndet und beim Zocken derbe Witze macht. Und der es egal ist, ob irgendwer sie sexy fndet.
Kann man diese Oberfächlichkeit als Frau überhaupt verhindern?
Ehrlich gesagt: Ich könnte sogar mein Gesicht verpixeln, dann würden irgendwelche Idioten halt das über mich schreiben, was ihre Fantasien ihnen so zufüstern. Als ich gemerkt habe, dass ich daran nichts ändern kann, egal was ich anziehe, war es mir wurscht. Ich blende solche Kommentare mittlerweile aus. Wenn du die Trolle fütterst, kommen nur mehr.
In einem Video, das du vor kurzem auf Reddit hochgeladen hast, machen du und vier Meinungsblogger krassen sexistischen Entgleisungen eine Ansage. Auf der MessagingPlattform Discord war schlimmes Material zu fnden, unter anderem DeepFakePornos mit mir. Eine Hacktivistin schickt dem LKA fast täglich weitere Täter mit Daten. Mittlerweile ist die Zahl zweistellig. Wir haben ein richtiges Wespennest ausgehoben. Natürlich haben alle versucht, sich zu löschen. Zu spät!
Wie waren die Reaktionen?
Sehr positiv. Ich wusste auch gar nicht, dass viele das Thema Deep Fake nicht auf dem Schirm hatten. Mir haben so viele Creatorinnen geschrieben und gedankt, auch Creators, deren Freundin das belastet.
Sind die Charaktere in Spielen heute diverser oder immer noch ein Haufen Klischees?
Eindeutig vielfältiger. Die neue Lara Croft mag ich, weil sie sehr nahbar ist – ängstlich, panisch, normale Kleidung, normale Figur, nicht das Superbrain, das mit Körbchengrösse DoppelE in knappem Outft durch den Dschungel hüpft. Super Entwicklung. In «The Last of Us» steht die Hauptdarstellerin auf Frauen. Mir ist aber ehrlich gesagt komplett egal, auf wen oder was meine Spielfgur steht – Hauptsache, es wird mir eine gute, realistische Story geboten.
Was macht dir Hoffnung für die Zukunft?
Zum Beispiel, wie wir Frauen uns organisieren: In der WhatsAppGruppe «Women in Gaming» sind fast alle Frauen aus der Gaming Branche, von Creatorinnen bis Publisherinnen. Dass alle mehr Rücksicht nehmen, aufeinander achten, nicht mehr alles durchgehen lassen – dieser Zusammenhalt macht mir Hoffnung, dass die Industrie noch kunterbunter wird. Ich sag ja immer: Gaming ist für alle da. Und bald haben’s auch alle gecheckt.
youtube.com/@gnu
twitch.com/gnu_live
«Ab
egal war, was andere von mir denken, wurde ich erfolgreich.»
Rauer Übergang
Zwischen Asphalt und Schotter: das Finale der Rallyecross-WM 2022 am Nürburgring
Asphalt, Schotter und so viel Staub, dass die Piloten aufs Blinzeln verzichten: Rallyecross ist die wilde Schwester der Formel 1. Aber auch die stille: Alle Boliden haben E-Antrieb – und beschleunigen in zwei Sekunden von null auf hundert. Das WMFinale am Nürburgring, ein rasender Report.
In der Garage des Teams Hansen Motorsport wummern AC/DC aus den Boxen. «I was caught, in the middle of a railroad track, thunder. I looked around, and I knew there was no turning back thunder.» Die Piloten des schwedischen Teams, Timmy und Kevin Hansen, sind zu höchster Konzentration verdonnert. Kevin übt seine Reaktionsgeschwindigkeit, er schiesst durch den Raum und schlägt auf Blazepods ein – das sind Lichtsensoren fürs Refextraining. Die Hansens aus Schweden sind Geschwister, sie tragen brave Frisuren, die Gesichter wirken bubenhaft. Kevin ist der mit der Brille und den Bartstoppeln. Mit 24 ist er sechs Jahre jünger als Timmy und der Gesprächigere der beiden. Es ist der 12. November 2022, ein Samstag, und Kevin hält den vierten Platz in der Rallyecross-Weltmeisterschaft, eifert aber dem Erfolg seines älteren Bruders nach, der derzeit Zweiter ist und 2019 Weltmeister wurde.
Timmy geht an einem Laptop die Renndaten mit dem Teamchef durch, der zufällig auch sein Vater ist: Kenneth Hansen, seinerzeit Europameister im Rallyecross.
Ein Sport schreibt Geschichte Wie der Name schon andeutet, hat das Rallyecross seine Wurzeln im Rallyesport. Damals, in den Sechzigerjahren, in einer Ära lange vor Dashcams und Drohnenaufnahmen, war es noch schwierig, das Format einem Fernsehpublikum schmackhaft zu machen: Einzelne Autos fahren über mehrere Tage einen langwierigen Punkt-zu-Punkt-Kurs gegen die Zeit. Doch 1967 kam einem fndigen TV-Produzenten die Idee: Was, wenn mehrere Autos auf einer Strecke aus Asphalt und Schotter gleichzeitig gegeneinander antreten? Fünf Runden Sprint, leicht zu flmen und spannend anzusehen: ein Konzept, wie geschaffen für das Fernsehen. Binnen eines Jahres zog der Wettbewerb in England fast zehn Millionen Zuschauer an. 1973 gab es bereits eine vollwertige Europameisterschaft. Erst 2010 sprangen die USA mit der RallyCar Rallycross Championship auf den Trend auf. 2014 schliesslich rief die FIA, Dachverband der Automobilclubs und wichtigste Vereinigung im internationalen Motorsport, die Rallyecross-Weltmeisterschaft aus, die World RX, kurz WRX. Und mit Ende der Saison 2021 wurde verkündet, dass bei der WRX ab sofort ausschliesslich Elektroautos zugelassen werden.
November 2022. Wir befnden uns am Nürburgring in Rheinland-Pfalz. Zuschauer drängen sich um einen kleinen, geschlossenen Abschnitt der legendären Rennstrecke, genannt die Müllenbachschleife, um die Finalrunde dieser ersten reinen E-Saison live zu erleben. Schotterkurven durchbrechen die Asphaltstrecke. Der Wechsel zwischen den zwei Belägen verleiht jeder Runde die nötige Dramatik: Die Asphaltabschnitte er-
Nahkampf. Johan Kristoffersson (rechts) und sein Teamkollege Ole Christian Veiby beschleunigen aus einer Kurve. Letzte Checks Kevin Hansen überprüft vor dem Rennen die Elektronik.Generalprobe
Timmy Hansen während seiner Übungsrunde –hier werden letzte Daten zu Auto und Strecke gesammelt.
lauben maximale Beschleunigung, während der lose Schotter Unberechenbarkeit und oftmals Chaos verursacht – denn die Fahrzeuge wirbeln Staub auf, und die Wolken vernebeln den Piloten die Sicht. Ein einzelnes Rennen dauert kaum drei Minuten, und Kameras an den Fahrzeugen haben gezeigt, dass manche Fahrer zwischen Start und Ziel nicht ein einziges Mal blinzeln.
Fünf Autos warten in der Startaufstellung. Kaum kommt grünes Licht, brechen sie los und zerstreuen jegliche Zweifel am Beschleunigungspotenzial von EAutos. Die Geschosse schaffen es in unter zwei Sekunden auf 100 km/h, schneller als jedes Formel-1-Auto. Und auch das Geräusch, das sie dabei machen, klingt wie aus einer anderen Welt: ein vielstimmiges, hohes Zischen. Ein Sound freilich fehlt: das Brummen von Verbrennungsmotoren. Das Grollen des Donners.
Gross, blond – und absolut erfolgsfxiert Nur Johan Kristoffersson grollt ab und zu massvoll –wenn er nicht Erster wird. Aber das passiert selten. «Seit ich mich erinnern kann, bin ich extrem kompetitiv», sagt er. Diese Haltung steht auf den ersten Blick im Widerspruch zu seinem Auftreten. Hochgewachsen, mit kurzen blonden Haaren, sieht der 34-Jährige eher wie ein Tech-Start-up-Nerd aus, aber der Schein trügt. «Jede Stunde, die ich investiere, um ein besserer Pilot zu werden, dient dem Sieg.» Das beweisen die fünf WRXTitel, die er in den neun Jahren seit Bestehen des Bewerbs errungen hat. 2021 siegte der Schwede, die aktuelle Saison dominiert er in seinem VW Polo RX1e. Sieben der neun bisherigen Begegnungen hat er gewonnen, nur das fnale Wochenende, hier am Nürburgring, steht noch bevor. Mit seinem Sieg in der vorigen Runde am Circuit de Barcelona in Catalunya hat er die Meisterschaft 2022 aber schon in der Tasche.
Kristofferssons Wetteifer zeigte sich erstmals im Alter von sieben Jahren, zunächst im Skilanglauf, worin ihn sein Vater Tommy trainierte, dann als Fahrer. Tommy war damals schon Eigentümer und Manager von Kristoffersson Motorsport und gewann mit dem Familienteam zwischen 1989 und 1991 dreimal die schwedischen Rallyecross-Meisterschaften. Schon mit sechs Monaten fuhr Klein Johan im Mannschaftsbus mit. «In all den Jahren haben wir gelernt, einander Freiräume zu lassen», versichert Sohn Kristoffersson.
Nun, in der Garage von Kristoffersson Motorsport, durchforsten sie die Daten von den Sensoren an ihrem Wagen und das Videomaterial nach Fehlern und Verbesserungspotenzial. Die Stimmung ist konzentriert
und angespannt, digitale Countdowns ticken neben jedem Auto. Bei der Übungsfahrt hat Timmy Hansen, der grosse Schweiger, die schnellste Runde hingelegt. Doch Kristoffersson bot ihm die Stirn, als es nötig war: Er hat – mit seiner persönlichen Bestzeit – die SuperPole gewonnen. Das ist eine einzelne Runde auf Zeit, die über die Startaufstellung für den ersten Lauf entscheidet. Rallyecross, das ist im Grunde schwedisches Family Business: Die Kristofferssons und die Hansens sind die grössten Dynastien. Johan Kristoffersson und Timmy Hansen liefern sich nun schon seit fast einem Jahrzehnt Wettkämpfe, in den letzten sechs Jahren ging die WRXKrone stets an einen der beiden. Doch diese Tradition geht über die aktuelle Generation hinaus. Von 1989 bis 2008 gewann der Vater der Hansens, Kenneth, vierzehn europäische RX-Titel. Und mit der Idee, sein eigenes Team zu gründen, wandte er sich zunächst an seine Frau: Susann Hansen ist ein Rallyecross-Superstar für sich. Die Gewinnerin der europäischen Super 1400 ist bis heute die einzige Frau mit einem Titel im europäischen FIA-Rallyecross. Sie fuhr auch Rennen, als sie mit Timmy schwanger war. Heute ist Susann eine wichtige Säule bei Hansen Motorsport, nicht nur, weil sie da ist, wenn dringend etwas gebraucht wird, sondern auch, weil sie einen Blick in die Zukunft des Sports wirft. «Die E-Technologie ist teuer und war die grösste Investition,
Der Sound der mächtigen Boliden: ein vielstimmiges, hohes Zischen, wie aus einer anderen Welt.
Jeder Moment, jeder Hotspot, jede Perspektive – ein Blick in den TV-Truck am Nürburgring: Hier wird das Rennen in Echtzeit zum Fernseh-Event.
die Hansen Motorsport seit unserer Gründung 1990 getätigt hat», sagt sie. «Aber wir müssen unsere Flügel ausstrecken und für die nächste Generation etwas bewegen.» Und zwar rasch.
Denn nachdem er schon die SuperPole gewonnen hat, heimst Konkurrent Kristoffersson auch den Sieg im ersten Lauf ein; ihm knapp an der Stossstange in beiden Fällen: Timmy Hansen. Als Lohn für seine Bemühungen erhält Hansen die Poleposition im zweiten Lauf des ersten Rennens. Wegen mangelnden Halts auf der abgefahrenen Strecke gelingt es aber nicht nur Kevin, seinem jüngeren Bruder, sondern auch dem fnnischen Fahrer Niclas Grönholm, vor ihm aus der zweiten Kurve zu kommen. Kevin Hansen fiegt förmlich dahin und rauscht als Erster über die Ziellinie. Kristoffersson, in der Pole für Rennen 2, erleidet ein ähnliches Schicksal wie Hansen der Ältere und kommt nicht an seinem Teamkollegen, dem Norweger Ole Christian Veiby, vorbei. Kristofferssons Windschutzscheibe bekommt viel zu viel Staub ab, er sieht fast nichts, wird Zweiter hinter Veiby – und Grönholms Teamkollegin Klara Andersson erringt den dritten Platz.
Heute ist Andersson nicht Erste geworden, im Rallyecross insgesamt ist sie es aber in vielerlei Hinsicht. Mit sieben fuhr sie GokartRennen, 2018 feierte sie ihr RXDebüt, und 2021 gewann die heute 23 jährige Schwedin die 2150erK ategorie in der schwedischen Meisterschaft. Dass Andersson und Grönholm diese Saison für dasselbe Team antreten, hat Schlagzeilen gemacht: Es ist die erste geschlechtlich ausgewogene Aufstellung in der Geschichte dieser immer noch männlich dominierten Meisterschaft. Wobei das ein Hilfsausdruck ist: Klara Andersson ist nicht nur die einzige Pilotin, die die gesamte Saison bestreitet, sondern bislang auch die einzige Frau in einer hochrangigen FIAWeltmeisterschaft. «Viele waren meiner WMTeilnahme gegenüber, nun ja, skeptisch eingestellt», sagt sie. «Ich habe ja auch wenig Erfahrung im Vergleich zu einigen dieser Jungs. Trotzdem will ich jetzt langsam mal anfangen, sie alle zu schlagen.» Wobei – langsam, das ist in ihrem Job nur so salopp dahingesagt.
Bei den Kristofferssons indes beugen sich alle über das Auto, in der Hoffnung, wertvolle Daten über die
letzte Performance zu bekommen. Nur Zweiter! Ein Debakel! Die zwei Kühlkörper am Wagen des amtierenden Weltmeisters wirken ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, es sprüht auf den Garagenboden wie aus einer Sprinkleranlage. Beide müssen ausgetauscht werden, aber die Uhr tickt, und Lauf drei naht. Dennoch eine gute Gelegenheit, einen Blick unter die Motorhaube dieser elektrischen Raketen zu werfen: Die Zwei-LiterVierzylinder motoren mit Turbolader der 2021er-RX1Wagen sind durch die zwei Elektromotoren des neuen RX1e ersetzt worden, einen für die Hinter-, einen für die Vorderräder. Gemeinsam liefern sie eine Leistung von 500 kW (680 PS) und eine Durchzugskraft von 880 Newtonmetern. Dieser letzte Wert ist es, der die Beschleunigung von null auf hundert unter zwei Sekunden ermöglicht.
Gleichstrom, Wechselstrom
Für Arbeiten an einem E-Rennwagen gelten strenge Sicherheitsvorschriften. Der Mechaniker setzt das Visier auf und zieht dicke Gummihandschuhe an, um das rote Batterieladekabel anzuschliessen, während ein Kollege mit einer Art Kunststoffsense Wache steht. Im Gegensatz zum Wechselstrom, der einen quer durch den Raum schleudern würde, zieht der Gleichstrom denjenigen, dem er einen Schlag versetzt, an. Der Schutzhaken in Sensenform dient also dazu, den Mechaniker im Notfall mit ganzer Kraft vom Boliden wegzuziehen.
«Die Power der E-Autos ist auf einer RallyecrossStrecke deutlich zu erkennen», sagt Kevin Hansen. «Sie sind auf geraden Strecken jetzt schon schneller als Benziner, und die Geschwindigkeiten werden noch immer höher und höher werden.» Mit seinen kurzen, intensiven Rennen bietet Rallyecross das perfekte Versuchslabor für die neue Technologie. Und über die Batterielaufzeit muss man sich hier keine Sorgen machen, die Piloten können sich allein auf die Leistung konzentrieren und auf der Strecke jedes Kilowatt aus ihren Fahrzeugen herausholen.
Und auch die Sponsoren sind einverstanden, kein Wunder. Auf der Flotte von Hansen Motorsport prangen die Logos der Kampagnen «United Nations Race to Zero» und «Global Goals». Hansen ist auch das erste Rallyecross-Team, das an der UNO-Initiative «Sports for Climate Action» teilnimmt. «Als Team haben wir die Verantwortung, unsere Bekanntheit zu nutzen, um Elektroautos zu fördern und auf Umweltprobleme hinzuweisen», sagt Kevin Hansen, der nicht nur Fahrer, sondern, man hört es sofort, auch der Marketingleiter des Teams ist – und dessen Vision einer nachhaltigeren Zukunft umsetzt. Dazu gehört die Reduktion von unnötigen Reisen, indem die Autos nach jedem Rennen
gleich im Lager gewartet und nicht ins Hauptquartier zurückgebracht werden, die Beschränkung auf Flüge in der Economy-Class und möglichst umfassende Wiederverwertung von Teilen. Die verhältnismässige Klimafreundlichkeit hat Hansen das Drei-Sterne-Prüfsiegel eingebracht, die höchste Anerkennung, die die FIA in dieser Hinsicht vergibt.
«Wir gehen nicht nur technisch den E-Weg, sondern streben auch insgesamt einen emissionsärmeren Sport an», fasst Hansen das Engagement des Teams zusammen. «So wollen wir beweisen, dass auch eine kleine Gruppe von Menschen ein erfolgreiches Team bilden und gleichzeitig nachhaltig sein kann. Für die Sponsorengewinnung ist das essenziell. Die Geldgeber wollen in etwas Nachhaltiges und Spektakuläres investieren.»
In einem Sport, dessen Fans als «Benzinköpfe» verunglimpft werden, kann man sich vorstellen, dass der Übergang zur E-Mobilität nicht ohne Aufmucken und Aufheulen verlaufen ist. Selbst ein Blick auf den Social-News-Aggregator Reddit, bekannt als Bastion gesitteten, vernunftgesteuerten Dialogs, offenbarte vor Saisonbeginn einige vergleichsweise energische Gegenstimmen: «Superschnell, aber fad anzuschauen», steht da, oder: «Klingt wie der Turbo in ‹Toy Stor y›.» Oder: «Klingt wie ein Typ, der Autogeräusche macht.» Und da ist es wieder, dieses Grollen ohne Donner.
«E-Autos brummen eben nicht. Die Tonebene gehört zur Show dazu, die haben wir geändert, also kann ich
Verfrühte Freude. Susann Hansen, die früher selbst Rallyecross-Rennen fuhr, herzt ihren Sohn Kevin für die zweitbeste Zeit. Zu früh – der jüngere der beiden Hansen-Brüder wird im Nachhinein disqualifiziert.Der Joker – in diesem Fall bringt er kein Glück, nur Stress.
diese Reaktionen der Fans verstehen», sagt Kevin Hansen. «Aber ohne das Motorengeheule kriegen sie besser mit, was passiert und was der Fahrer wirklich durchmacht. Wir müssen die Fans näher an uns ranholen, damit sie besser Bescheid wissen und sehen, wie spannend die technische Seite ist. Ein Sport, der nicht nachhaltig ist, hat keine Zukunft. Und E-Autos sind einfach interessanter.» Und während er spricht, sind im Hintergrund wieder AC/DC zu hören, mit der inoffziellen Hymne der Saison: «I need a pick-me-up. A rollin’ thunder truck … A shot in the dark. Yeah, electric spark s.»
Der grosse Showdown
Tag zwei am Nürburgring, Tag zwei des grossen Saisonfnales, und Johan Kristoffersson ist bester Laune. Mit seinem wiederhergestellten Boliden und dichten Kühlkörpern hat er gestern noch den dritten Lauf und heute das erste Halbfnale gewonnen, für den Finallauf hält er die Poleposition. Timmy Hansen ist der Sieger des zweiten Halbfnales, er startet auf Platz zwei hinter Kristoffersson – und vor Kevin Hansen und Veiby, die sich auch qualifziert haben. Den fünften Platz in der Startaufstellung hätte sich eigentlich Klara Andersson gesichert, aber ihr Team hat die umstrittene Entschei-
dung getroffen, statt ihr Teamkollege und Sportsfreund Grönholm vorzuschicken. Der Finne hat mehr WMPunkte und somit noch die Chance, die Saison unter den ersten drei zu beenden. Also wieder mal Steuermänner unter sich, ob das für gutes Karma sorgt?
Gleich nach dem Startschuss geht Kristoffersson in Führung, Grönholm rammt ihn von hinten. Die beiden kleben förmlich aneinander, bis beide in der letzten Runde den Joker fahren. Joker? Fahren? Die Joker-Runde ist eine Alternativroute, die vom zentralen Rundkurs wegführt und die jeder Teilnehmer einmal pro Rennen absolvieren muss. In welcher Phase des Laufs die zusätzlichen qualvollen Sekunden absolviert werden, ist eine Frage der Taktik.
Kristoffersson biegt als Erster aus der Extraschleife in den Kurs ein, da taucht plötzlich Kevin Hansen wie aus dem Nichts auf und reiht sich elegant vor Grönholm ein, um als Zweiter über die Ziellinie zu fahren. Dem jüngeren Hansen-Bruder bringt das genügend Punkte ein, um dem Finnen den dritten Platz in der Weltmeisterschaft abzuluchsen. Und es scheint, als wäre die Teamstrategie, Frau Andersson durch Herrn Grönholm zu ersetzen, nicht ganz aufgegangen.
Timmy Hansen wird im grossen Showdown Vierter und verschafft Hansen Motorsport somit sensationell den zweiten Platz im WM-Endklassement. Der grosse Gewinner des Wochenendes bleibt jedoch Kristoffersson, dem seine Meisterkrone nach acht Siegen in zehn Rennen nun noch fester auf dem Kopf sitzt. Als sich später alle Teams zum Anstossen und Abschiednehmen in einem der Rennställe versammeln, gibt es von den Hansens keine Spur.
Autogramme Timmy (links) und Kevin Hansen signieren in einer Rennpause Fanwear.
Und plötzlich fror das Lächeln ein Ihre Garage ist leer, die Fahrzeuge und die Ausrüstung sind bereits im Truck verstaut. Nur Kevin und Susann sind noch da, aber ihr Lächeln ist mit einem Mal verschwunden. Bei der offziellen Überprüfung nach dem Rennen wurde bei Kevins Auto ein irrtümlich angebrachter Querlenker gefunden, der den Vorschriften widerspricht. Kevin wurde disqualifziert, wodurch er auf den fünften Platz im WM-Gesamtranking fällt und Grönholm den begehrten Podestplatz überlässt. Überlassen muss. Wenn man als Familie antritt, teilt man die Hochs, aber eben auch die Tiefs. Mutter und Sohn trösten einander.
Die erste Runde der RallyecrossWeltmeisterschaft 2023 findet am 3. und 4. Juni im portugiesischen Montalegre statt: fiaworldrallycross. com
«Es ist ärgerlich, dass so ein kleiner Fehler so massive Auswirkungen haben kann, aber so ist eben der Rennsport», sagt Kevin. Oft klingt die brutale Wahrheit eben ziemlich lapidar. Es war klar, dass die erste E-Saison im World RX den Teams eine steile Lernkurve bescheren würde, aber für die Hansens schien bis zuletzt eigentlich alles wunderbar aufzugehen. «In dieser Saison wollten wir uns erst einmal mit der neuen Technologie vertraut machen und so viel wie möglich lernen», fügt Kevin hinzu. «Wir als Team – und als Familie – richten unseren Blick immer auf die Zukunft.»
Zu Recht, denn am 3. Juni geht in Montalegre, Portugal, endlich die neue Saison los. Dann wollen die Hansens den Kristofferssons endlich was füstern. Und als Schnellste über die Rennstrecken donnern. «Yeah, it’s alright. We’re doing fne, fne, fne. Thunderstruck», wummert es dann in der Garage der Hansens wieder aus den Boxen. Nur die Motoren heulen nicht mit.
Flaps
Wie die Flügel eines Flugzeugs hinten Klappen haben, um mehr Auftrieb für den Start zu erzeugen, so helfen auch die Flaps (Klappen) an den Foils dabei, das Einrumpfboot AC75 aus dem Wasser zu heben. Sobald es über der Wasseroberfläche ist, richten sich die Klappen aus und verringern so den Luftwiderstand.
Countdown zum AMERICA’S CUP
Die ultimative Segelregatta erreicht 2024 das nächste Level – mit Rennyachten, die abheben wie Flugzeuge. Hier kommt unser Technik-Check.
TEXT ED GORMAN, ANDY RICE
Tragflügel
Jeder der zwei an den Seiten des Boots angebrachten Foils (Tragflügel) wiegt 1,2 Tonnen. Dafür müssen sie extreme Kräfte ausgleichen und ein Boot ausbalancieren, das voll beladen 7 Tonnen wiegt. Für ein optimales Verhältnis von wenig Masse und hoher Stabilität besteht der FoilFlügel aus Karbon.
Die Form der Einrumpfkonstruktion hat zwei Aufgaben: erstens, das Boot so schnell wie möglich vom Verdrängungsmodus (im Wasser schwimmen) zum FoilingModus (in der Luft fliegen) zu bringen; und zweitens, den Luftwiderstand zu minimieren. An der Frontseite wird der Wind so umgeleitet, dass die Unterseite die Foils mit Auftrieb unterstützt.
Balanceakt Statt eines Kiels halten die FoilFlügel das Boot aufrecht.
eit 172 Jahren sprengt der America’s Cup die Limits im Segelsport – er ist die älteste noch heute ausgetragene Sportveranstaltung der Welt. Alle drei bis vier Jahre duellieren sich zwei Boote, zwei rivalisierende Yachtclubs, am offenen Meer, Herausforderer gegen Titelverteidiger. Jedes Mal erleben YachtDesign und Technologie einen Entwicklungsschub. Doch im Jahr 2024, bei der 37. Austragung, wird etwas anders sein. Zum ersten Mal wird es mehr ums Fliegen gehen als ums Segeln.
Der Evolutionssprung lässt sich genau datieren: Er fand am 21. November 2017 statt. An diesem Tag präsentierten die amtierenden Cup Sieger USA 17 – zugleich das Team, das traditionellerweise die Regeln für den nächsten America’s Cup festlegen darf – das Design des TragfügelEinrumpfboots AC75: Der Prototyp für 2021 sollte auf zwei Foils, auf gewölbten Tragfügeln, über die Wellen fiegen, das Ruder der einzige Berührungspunkt mit der Wasseroberfäche sein. Unmöglich, ereiferten sich die Zweifler.
Es fliegt, es fliegt! Über dem Wasser entscheidet die Aerodynamik.
«Fast wie im Flugzeug: Zuerst die Beschleunigung, dann hebst du ab.»
Wenn das dem Wind zugewandte Foil aus dem Wasser gehoben wird, fungiert es als Gegengewicht zur Kipplast der Segel.
Im gesenkten Zustand erfüllt das Foil zwei Funktionen: Die horizontalen Teile erzeugen wie Flugzeugflügel Auftrieb, der das Boot aus dem Wasser hebt. Der vertikale Teil verhindert wie ein Autoreifen mit gutem Grip, dass das Boot aus der Spur kommt.
Die meiste Zeit fährt der AC75 auf einem der Foils. Es gibt jedoch Situationen, in denen man beide Foils im Wasser haben will. Das gilt zum Beispiel bei engen Manövern oder vor dem Startschuss, wenn das Boot im niedrigen Tempo in der Luft bleiben soll.
Anders als bei gewöhnlichen Regattaoder CruisingYachten, bei denen die traditionellen Segel nur eine Oberfläche haben, ist das «zweischichtige» Segel hinter dem Mast stabiler als herkömmliche Segel. Es ist aerodynamischer und leichter, hergestellt aus Kohlefaser und Kevlar.
Der vertikale Teil steuert die Richtung. Der horizontale Teil erzeugt den Auftrieb, um das Heck aus dem Wasser zu hieven.
Über das Wasser fiegende Foiler – zugespitzt formuliert: Flugzeuge mit nassen Füssen – stehen für die Neuerfndung des Segelns. Zwar sind die Grundlagen dieser Technik bekannt. Aber die unvorstellbar schnelle AC75Klasse hebt alles auf eine neue Ebene. Buchstäblich. Mit herkömmlichen Segelbooten haben die FoilingRaketen – Spitzentempo: an die 50 Knoten (90 km/h) bei 40 km/h Windgeschwindigkeit – nicht mehr viel zu tun. Die neue BootGeneration hat klappbare FoilArme auf jeder Seite des Rumpfs und verzichtet dafür auf den Kiel – das schwere, unter Wasser liegende Rückgrat des Rumpfs, das das Boot normalerweise aufrecht hält und ausbalanciert. Die Folge: Die AC75 sind alles andere als stabil und kippen leicht, sobald das Tempo zu niedrig wird – ungefähr so wie ein Fahrrad.
Doch beim 2021er Cup war schnell klar: Das Konzept funktioniert. Mehr noch: Segeln hat jetzt mehr mit der Formel 1 gemeinsam als mit altmodischen YachtRegatten. Und das Emirates Team New Zealand beherrscht es so gut, dass das Team 2024 in Barcelona zum zweiten Mal den Titel verteidigen darf, den es 2017 in Bermuda errungen hat. Zum Einsatz kommt dabei ein fast gleiches Boot wie beim letzten Mal. Mit einem kleinen Unterschied: Es ist noch schneller.
Foiling hat auch die Jobs der Crew verändert. Bisher spielte der Steuermann die erste Geige. Sein Einfuss ist noch immer gross, genauso wichtig ist jetzt aber die Rolle des Flight Controller oder Piloten. Er kontrolliert nämlich nicht nur die FoilArme, er steuert auch die Position der Flaps (Klappen) an den Auftriebsfügeln. Dafür braucht er ein Händchen für Strömungsdynamik (Wie verhält sich der Monohull, also ein Einrumpfer, im Wasser?) und Aerodynamik (Wie verhält er sich oberhalb der Wasseroberfäche?). Der Flight Controller muss also Segel und Flugkunst beherrschen.
Nicolas Charbonnier ist einer der drei Steuermänner des Alinghi Red Bull Racing Teams. «Es braucht eine ausgefeilte Kombination von Abläufen, um einen AC75 aus dem Stillstand in Fahrt zu bringen», sagt er. Denn anfangs beschleunigt das Boot nur zögerlich, doch dann geht es urplötzlich
ab wie ein geölter Blitz. In der kurzen und nicht ganz ungefährlichen Phase zwischen Stillstand und maximaler Power muss jeder Handgriff sitzen. Der Steuermann, der Pilot und die Trimmer (die die Segel für den maximalen Vortrieb optimieren müssen) führen diesen Balanceakt gemeinsam aus. «Das Gefühl beim Abheben ist ein bisschen wie in einem Flugzeug – man spürt eine enorme Beschleunigung, und plötzlich fiegt man», sagt Charbonnier.
Ganz am Anfang beschränkten die Segler der AC75 die Flugphasen auf die geraden Streckenabschnitte eines Kurses. Jetzt konzentriert man sich darauf, auch durch die Kurven zu fiegen. Und was früher normal war, gilt heute als mittlere Katastrophe: mit dem Rumpf das Wasser zu berühren. In so einem Moment wird die Rakete zur lahmen Ente, denn der Verdrängungswiderstand des Wassers verwandelt den Foiler zurück in ein altmodisches Segelboot. Binnen ein, zwei Sekunden schrumpft das Tempo auf ein Drittel oder Viertel im Vergleich zur Sekunde davor. Und bis das Boot wieder zurück in der Luft ist, geht wertvolle Zeit verloren.
Und da ist noch etwas, was die seltsamen Zwitterwesen – halb Yacht, halb am Kopf stehendes Flugzeug – von ihren Vorgängern unterscheidet: Sie sind zwar schneller denn je, aber ausserhalb der Küsten gewässer nicht seetauglich. Die AC75 sind nämlich die ersten Boote in der Geschichte des America’s Cup, die dich nicht auf offener See von A nach B transportieren können. Dazu sind sie zu fragil, zu schnell, zu instabil – und das sogar bei ganz ruhigem Seegang.
«Ich möchte jedenfalls nicht der Erste sein, der mit einem solchen Boot den Ärmelkanal oder den Atlantik überquert. Das überlasse ich gern jemand anderem», sagt Charbonnier und lacht. «Wenn das Boot schnell fährt, ist es eine holprige Fahrt –fast so, wie einen Stier zu reiten. Und im Moment wird man noch sehr nass, das kann vor allem im Winter schmerzhaft sein.» Die revolutionäre Bootsklasse wird trotzdem das YachtDesign der Zukunft von Grund auf verändern, davon ist Charbonnier überzeugt. «Die grösste Veränderung werden mehr Boote mit Foils sein. Das Gefühl ist so schön – wer das einmal erlebt hat, will nicht mehr zurück zu einem normalen Boot.»
Alle Infos zum America’s-Cup-Countdown: americascup.com
Das sind die drei schlimmsten Fehler
Kentern
Bevor er in Fahrt kommt, ist der AC75 verdammt instabil, bei niedrigen Geschwindigkeiten kann er sogar kippen. Die Foils stabilisieren das Boot wie Stützräder am Kinderfahrrad.
Nosediving
Wenn man auf dem Fahrrad zu ruckartig bremst, wird man über den Lenker geschleudert. Das ist auf einem AC75 nicht anders. Stellt man die Foils falsch ein, taucht man ab. Bei etwa 90 km/h hat das katastrophale Folgen. Sicherheitsgurte gibt es keine, deshalb trägt die Besatzung auch Schutzhelme und Neoprenanzüge.
Breaching
Manchmal schiesst ein AC75 wie ein Killerwal aus dem Wasser. Das sieht zwar spektakulär aus, bremst aber ein und ist verdammt gefährlich. Wie sehr, testete das Team American Magic beim America’s Cup 2021, als eine starke Windböe mitten in einem Manöver die Segel traf und das Boot aushebelte. Der Aufprall am Wasser schlug ein Loch in den Rumpf und brachte das Boot zum Kentern. Glücklicherweise ging es nicht unter, und niemand wurde verletzt.
Zutaten aus 100 % natürlicher Herkunft. Einzigartig im Geschmack.
Balkan-Express auf zwei Rädern: ein Bike-Trip durch die Wildromantik Albaniens
Wege voller Schlaglöcher, Natur voller Schönheit: Auf unserem Motorradtrip durch Albanien fanden wir alles – ausser Strassen.
Vor 25 Jahren sollten 750 Pfund das Leben von Jennifer Huntley umkrempeln: Diesen Betrag drückte die Britin dem Verkäufer einer alten BMW R80 GS in die Hand. Ein knorriges Bike mit robustem Ruf, Typus Harte-MännerMotorrad. «Es verhiess Abenteuer», sagt die Zahntechnikerin, die ein Bike für ihren Arbeitsweg gesucht hatte.
Auch heute fährt sie mit dem Motorrad zur Arbeit –oder besser gesagt: Sie arbeitet vom Sattel aus, als Guide bei der BMW GS Trophy durch Albanien (siehe Grafk rechte Seite). Der Untergrund: Strassen, die ursprünglich von den Römern errichtet und seither allem Anschein nach nicht mehr erneuert wurden. Schlaglöcher? Ein Kennzeichen guter Strassen. Denn oft ist es nur ein Pfad mit losen Steinen, der auf Jennys Gruppe wartet.
Die BMW GS Trophy, deren Kurs mit Guides wie Jenny auch von «Normalos» in Angriff genommen werden kann, ist ein Bewerb für die besten Fahrer der Welt, die sich in Vorausscheidungen für das Abenteuer qualifzieren müssen. Es geht in sieben Etappen durch ein Land, das zwar in Europa liegt, aber völlig aus der Zeit gefallen
scheint. Nicht nur die Strassen sind abenteuerlich, auch die Lebensbedingungen. In den Dörfern, durch die Jennys Strecke führt, sieht man Bauern, die noch mit ihrem Pferd pfügen wie vor hunderten Jahren. Kinder, die auf Eseln zur Schule reiten, Bäuerinnen, die am Strassenrand Gemüse anpreisen. Und überall diese Holperstrassen!
Selbst unter den schlechten Strassen muss es ein paar be-
Furten gehören zum Streckenalltag – hier Sara Sánchez aus Mexiko bei einer Flussdurchquerung.
sonders schlechte geben. Vor genau so einem Stück steht die Gruppe jetzt. Jenny gibt das Tempo vor, sorgt für die Navigation und hilft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, wenn er sich dort verfangen hat. Jenny selbst ist deutlich unter 1,70 Meter gross, die BMW GS ist ein mächtiges Bike, über 250 Kilo schwer. Mit Gewalt geht hier gar nichts, nur mit Technik. Das müssen auch die Männer der Gruppe einsehen, als sie Jenny dabei beobachten, wie sie spielerisch und leise einen Steilhang aus Geröll hinaufturnt. «Blick nach vorn, Arme locker, den Lenker führen, aber nicht verkrampfen», rät sie. Leicht gesagt – für uns. Leicht getan – für sie.
Die BMW GS Trophy ist kein Rennen. Die Wertung ergibt sich aus Sonderprüfungen entlang der Route: ein TrialBewerb, bei dem ein schwieriger Parcours auf Zeit bewältigt werden muss, ohne einen Fuss auf den Boden zu setzen, ein Quiz oder die Orientierung im Gelände per GPS.
Idyll mit Hängebrücke: Die malerischen Bergtäler entlang der albanischgriechischen Grenze erfordern viel Fahrgefühl.
Dazwischen wird frei gefahren. So haben die Teilnehmer die Chance, die eindrückliche Landschaft aufzusaugen. Es gibt Bergfanken, die könnte man in einem amerikanischen Nationalpark finden. Kulturlandschaften, der Umwelt mühsam per Handarbeit abgetrotzt, die an die Toskana erinnern. Waldstücke wie an der Côte d’Azur. Albanien riecht nach Akazien, nach wilder Pfefferminze und hie und da auch nach Verbranntem, wenn die Bauern mit der Brandrodung beginnen. Es gibt so viel zu schauen und zu entdecken, dass mehr als 200 Kilometer im Sattel pro Tag zu viel wären.
Und schon geht es wieder weiter. Vorbei an der Burg von Berat, einer imposanten Anlage aus osmanischer Zeit. Über Römerpfade durch den Nationalpark Gërmenj-Shelegur, ein endloses Waldgebiet. Entlang des Ohridsees an der Grenze zu Nordmazedonien. Und dann auch ans Meer, um den Sonnenuntergang voll geniessen zu können.
Mit dem Flugzeug Vom Tirana International Airport gibt es täglich gute Verbindungen in etliche europäische Städte. Mit dem Auto oder Motorrad
Eine Balkan-Tour für sich ist der Trip über Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Kroatien erweiterte sein Autobahnnetz – so erspart man sich die alte Küstenstrasse.
Richtig einpacken
Wegen der schlechten Strassen empfiehlt sich ein Adventure-Bike mit Offroad-Bereifung. Das Wetter kann von mild an der Küste bis bitterkalt in den Bergen sein, daher unbedingt an Regen- und Thermokleidung denken!
Selber mitmachen
Die Route der Internationalen GS Trophy kann man mit Leih-GS, Guides und Gepäcktransport nachfahren. Sie führt von Karpen nahe Tirana über Berat, Lin, südlich nach Farma Sotira und Himarë wieder retour nach Karpen. Dabei entsprechen Team und Organisation im Wesentlichen dem grossen Vorbild. followthetrails.net
Als die Teilnehmer nach sieben Tagen und 1300 Kilometern das Ziel erreicht haben, ist Jennys Arbeitswoche ebenfalls zu Ende. Was sie von diesem Trip mitgenommen hat? «Es ist die Kameradschaft unter Motorradfahrern, die Abenteuer wie dieses immer wieder aufs Neue so speziell macht», sagt sie. Kaum vorstellbar, was sie versäumt hätte ohne die 750 Pfund vor 25 Jahren – als sie sich ein Motorrad für ihren Weg in die Arbeit kaufte.
Teilnehmer der BMW GS Trophy nach dem Einlauf im Ziel
Mehr Infos: bmw-motorrad.de
Tirana Karpen Albanien Lin Farma Sotira BeratEllie Gouldings Album «Higher Than Heaven» ist jetzt im Handel. Mehr Infos: elliegoulding.com
Die britische Singer-Songwriterin Ellie Goulding verrät, welche vier Songs sie am meisten inspirieren.
Der QR-Code führt zur Podcast-Playlist von und mit Ellie Goulding auf Spotify.
Eine Popkarriere war für Ellie Goulding nicht unbedingt vorgezeichnet. Sie ist mit drei Geschwistern bei ihrer Mutter in einer Sozialwohnung in Lyonshall aufgewachsen – ihr Vater, ein Bestattungsunternehmer, hat die Familie verlassen, als Ellie fünf Jahre alt war. Mit 15 hat sie dann begonnen, erste Songs zu schreiben. Heute ist sie 36 Jahre alt und hat drei PlatinAlben, zwei BRIT Awards und eine GrammyNominierung für ihren Hit «Love Me Like You Do» aus dem Jahr 2015 vorzuweisen. Anlässlich der Veröffentlichung ihres fünften Studioalbums «Higher Than Heaven» spricht die Mutter eines Sohnes mit dem klingenden Namen Arthur Ever Winter euphorisch über vier Songs, die sie inspirieren.
«Das war der erste Song, den ich je gekauft habe – und der meine Liebe zu Indie Rock entfacht hat. Oh ja, dieser Titel hat die Musikliebhaberin Ellie geprägt! Diese unmittelbare, intuitive Art, Musik zu machen, würde ich mir heute öfter wünschen. Denn es wird immer schwieriger, nur dazusitzen und Balladen darüber zu hören, wie deprimierend denn nicht alles ist.»
«Der Song hat mir eine ganz neue Welt eröffnet und wirklich alles verändert – denn er brachte mich dazu, es selbst mit dem Singen zu versuchen. Ich liebe, wie persönlich Lauryn Hill ihre Lieder hält, ich liebe den Klang ihrer Stimme und diesen ganz speziellen Tonfall. Ich mag, wie kraftvoll und direkt sie ist, und ich bewundere ihre Energie. Der Song ist bahnbrechend!»
Fleetwood Mac DREAMS (1977)
«‹Dreams› ist ein Klassiker. Ich wusste ja nicht, dass ein Lied so gut klingen kann! Ich bin neidisch auf jeden, der diesen Song zum ersten Mal hört – und natürlich hören ihn die Kids jetzt auch auf TikTok. Ich habe ihn für mich entdeckt, als ich ihn zufällig bei einem Freund im Radio hörte. Ich habe nur gedacht: ‹Wow, so ein schönes Lied!› Es war wie eine Offenbarung für mich.»
«Dieser Song ist ein bisschen moderner, ich habe ihn sogar gecovert. Er ist eine Kombination aus sehr hohem, choralem Gesang und Musik, die vom Hip-Hop beeinflusst ist – nur eben wie ein Chor arrangiert und fast spirituell. Es ist unmöglich, den Song nicht zu lieben. Er ist mit nichts zu vergleichen, was ich je zuvor gehört habe. Die Nummer ist unglaublich. Hört mal rein!»
Workout als Kopfabenteuer – funktioniert nur bei voller Konzentration!
Wie du mit der Macht der Gedanken deine Muskeln stählst, verrät Profi-Biohacker Andreas Breitfeld.
Manchmal ist regelmässiges Fitnesstraining nicht möglich, zum Beispiel auf Reisen. Was tun? Möglichkeit 1: Training ausfallen lassen. Nicht ideal. Möglichkeit 2: Training denken. Sehr gute Alternative.
Denn: Gedachtes Training kann fast so viel wie echtes Training. Fast
Die wissenschaftliche Datenlage ist ziemlich stabil, vor allem Sportwissenschaftler Mathias Reiser von der Justus-Liebig-Universität in Giessen hat auf dem Gebiet viel gearbeitet. So wurden
Studien mit verletzten Athleten durchgeführt – Ergebnis: Sie erholten sich schneller während der (körperlichen) Trainingspause.
Andere Studien untersuchten die unterschiedlichen Effekte von imaginierten und realen Trainingseinheiten bei ftten Athleten. Ergebnis: Die einbildungsstarken Sportler
Ich selbst nütze meine Zeit in Flugzeug oder Bahn für kleine imaginierte Trainingseinheiten wie diese: Augen schliessen, Kniebeugen, Liegestütz oder Sit-ups detailgetreu durchleben, inklusive jeder einzelnen Wiederholung. Stell dir vor, wie die jeweiligen Muskeln ganz konkret arbeiten, wie sie sich an- und entspannen. Das Ganze machst du genauso oft wie beim echten Training.
erreichten beinahe die Trainingsergebnisse ihrer verschwitzten Kollegen. Also einfach bei Kuchen ans Workout denken, und die Muskeln wachsen? Nein! Voraussetzung für ein Gelingen der Übung: ausreichend meditative Intensität. Die Vorstellungskraft muss stark genug sein, um dem Bewusstsein ein Schnippchen zu schlagen. Denn die erstaunlichen Ergebnisse des MindTrainings basieren auf der Tatsache, dass unser Hirn ab einem gewissen Punkt nicht mehr in der Lage ist, zwischen Vorstellung und Realität zu unterscheiden. Wenn wir also konzentriert genug an Trainingsübungen denken, werden in unserem Körper dieselben Mechanismen aktiviert wie beim realen Training. Nur die Dusche hinterher kann entfallen.
Andreas Breitfeld ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.
Die Biohacking-Praxis ist der PerformanceLifestyle-Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR-Code scannen und reinhören.
Ihre Mitgliedschaft bei der Schweizer Paraplegiker-Stiftung ermöglicht Menschen mit Querschnittlähmung ein Leben als Sportler*in. Danke für Ihre Solidarität. paraplegie.ch
Die Longines Spirit Flyback lässt den Geist wagemutiger Flug-Pioniere aufleben.
Für abenteuerlustige Piloten wie den amerikanischen Südpol-Überfieger Richard Byrd (1888–1957) war die Flyback-Funktion enorm wichtig: Er nutzte sie zum Navigieren, indem er einzelne Wegstrecken präzise erfasste, um daraus den Kurs zu berechnen. Wie das? Diese Komplikation – wie in der Welt der Watches anspruchsvolle Lösungen wie eben Flyback heissen – kann etwas Besonderes: mit nur einem Tastendruck eine laufende Zeitmessung stoppen, die Zeiger auf null stellen und eine neue starten. Eine normale Stoppuhr müsste dafür dreimal gedrückt werden.
Mehr Infos unter longines.com
Blick ins Innenleben
Die Rückseite des 42-mmEdelstahlgehäuses: Der transparente Boden erlaubt u. a. einen Blick auf die Schwungmasse mit gravierter Weltkugel und Flyback-Gravur.
Ein Knopfdruck für drei Befehle – diese Uhr spart Zeit!
Coole Musik, fliegende Bikes, eiserne Männer – diese Events sind ein Must.
Abenteuer, Sport und Livemusik: Das MisoXperience Festival (zusammengesetzt aus den Wörtern Misox für den Veranstaltungsort und dem englischen Wort Experience für Erfahrung) bietet ein einzigartiges OutdoorErlebnis mit Gleichgesinnten. Auf dem Programm stehen etwa KajakWorkshops, Bouldern und BeerYoga. Alle Details auf misoxperience.ch
Der UCI (Union Cycliste Internationale) Mountainbike World Cup, eine der prestigeträchtigsten MountainbikeRennserien der Welt, ist zurück in Lenzerheide. Erst im vergangenen Jahr gab es hier das wohl spannendste CrossCountryFinale des Jahres. Die vier Mountainbiker Mathias Flückiger, Nino Schurter, Luca Braidot und Alan Hatherly gingen gemeinsam in die letzte Runde und kämpften um den Tagessieg im Bike Kingdom Lenzerheide. Wenige Meter vor dem Ziel stürzten Flückiger und Schurter zu Boden, der Italiener Braidot errang seinen ersten Weltcupsieg. Nun wird im Bike Kingdom in der Lenzerheide der Worldcup erneut in den Disziplinen Cross Country Short Track (XCC), Cross Country Olympisch (XCO) und Downhill (DHI) ausgetragen. Und nachdem er im vergangenen Jahr eine so bittere Niederlage hinnehmen musste, wird Nino Schurter (grosses Porträt auf Seite 18) alles dafür geben, dass er dieses Jahr den Sieg auf seiner Heimstrecke einfährt. Es bleibt also spannend, sei mit dabei! Alle Infos auf mtbworldcup.ch
Sportgerät egal: Zeig uns deine Pumptrack-Skills!
Die PumpKing Challenge ist nach drei Jahren wieder zurück! Dich erwartet ein Event für die ganze Familie, bei dem es darum geht, sich mit irgendeinem Sportgerät (nur ohne Motor muss es sein) auf einem Pumptrack zu bewegen. Sei dabei, egal ob mit Mountainbike, BMXRad, Skateboard, Inlineskates, Scooter, Laufrad, Einrad oder Rollstuhl. Infos: pumpkingchallenge.ch
Der Mattmark-Halbmarathon besticht durch seine wunderbare Laufstrecke: Gestartet wird bei der Rundkirche in Saas-Balen, anschliessend geht es durch herrliche Lärchenwälder bis zum Weiler Zermeiggern. Der schönste Teil für die Läuferinnen und Läufer ist die flache Runde um den malerischen Mattmarksee. Infos: mattmark-halbmarathon.ch
Die älteste Windsurf-Veranstaltung der Welt brettert in eine neue Runde: Engadinwind auf dem Silvaplaner- und St. Moritzersee zieht rund 200 Teilnehmer aus über 15 Nationen an. Gemeinsam –oder besser gesagt: gegeneinander – surfen sie über eine Woche lang auf den beiden Seen um Ruhm und Ehre. Und dank des pünktlichen Malojawindes, der meist zuverlässig und kräftig ab 11 Uhr weht, finden Segler und Surfer hier auch die besten Bedingungen vor. Informationen unter engadin.ch/de/engadinwind
Der Ironman Schweiz findet in Thun vor unvergleichlicher Kulisse statt, zwischen den Alpen und den unberührten Gewässern des Thurnersees. Das lässt fast vergessen, wie hart die Athleten in der Königsdisziplin des Triathlons kämpfen müssen, nämlich 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen. Infos unter ironman.com
Der 36-jährige Yannik Zamboni erzählt in «Crossroads», wie er die Designer-Castingshow von Heidi Klum gewonnen, eine Million Dollar eingesackt und in sein Modelabel «maison blanche» investiert hat. Aufgewachsen in einem 700-SeelenDorf im Oberbaselbiet, hat er sich entschieden, seinen Job zu kündigen: Er hat alles gewagt und alles gewonnen. Hier spricht er über wichtige Entscheidungen und seinen steilen Weg.
Crossroads ist die The Red Bulletin PodcastSerie, in der Heldinnen und Helden über die Wendepunkte ihrer Laufbahn sprechen. Zu finden auf allen StreamingPlattformen wie Spotify und Apple Podcasts und auf redbulletin.com/podcast
Das Ziel von Red Bull Junior Brothers ist, den nächsten Superstar des Strassenradsports zu finden: Ihr habt die Chance, Radprofi zu werden, einen Sponsorvertrag mit Red Bull zu bekommen und Teil eines der besten Rennradteams zu sein: BORA-hansgrohe. Infos und Anmeldung: redbull. com/ch-de/projects/red-bull-junior-brothers
«Ich habe bei ‹Making the Cut› mitgemacht, weil ich die Miete nicht bezahlen konnte.»Yannik Zamboni
lieren und zu beherrschen und zu besitzen. Die Anrede «Baby» war so geläufg, dass nicht einmal selbstbewusste Frauen dagegen rebellierten, wenn diese sich als Kosewort tarnende Unverschämtheit in fast jedem Schlager zu hören war – und nicht nur in seichten Schlagern, sondern auch in Songs eines späteren Nobelpreisträgers wie Bob Dylan.
Marilyn Monroe verkörperte perfekt den Traum verklemmter Männer: Der Mann muss weder schön noch klug, noch charmant sein, um Frauchen zu erobern, denn Frauchen hüpft, wenn er pfeift. – Wir sind hier aufgerufen, uns in die Fünfziger und Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zurückzuversetzen
Michael Köhlmeier
erzählt die aussergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.
Folge 17: Marilyn Monroe perfektionierte ihr Rollenklischee –um dann dagegen zu rebellieren.
Das sahen alle gern, auch sie selbst – sie aber nur am Beginn ihrer Karriere: dass ein liebes Dummerchen, blond und gutmütig, gutgläubig und in nichts nachtragend, auf der Leinwand erscheint und mit Hintern und Busen alles durcheinanderwirbelt, aber ohne sich dessen bewusst zu sein; begehrenswert und zugleich leicht zu erobern für alle Männer, die sich vor Frauen fürchten und deshalb so lange mit Motorrädern und Worten um sie herumkreisen, bis sie meinen, endlich ihren kindlichen Kern gefunden zu haben. Die Frau ist ein Kind, und Kinder sind leicht zu manipu
Im Jahr 1959 kam der Film «Some Like It Hot» in die Kinos. Regie: Billy Wilder, Drehbuch: derselbe zusammen mit dem genialen I. A. L. Diamond, einem der hurtigsten Dialogschreiber Hollywoods. Manche Cineasten meinen, in diesem Film werde die misogyne Schablone zerbrochen, Marilyn als blondes Halbtierchen, das die Ukulele spielt, verspotte in Wahrheit die diversen Männerfantasien. Ich glaube das nicht. Der Film ist sehr lustig, ohne Zweifel, aber die Komik hat ihre Quelle nicht in der Figur der niedlichen Sugar «Kane» Kowalczyk, die sich nichts sehnlicher wünscht als einen Millionär und dann draufkommt, dass ihr Liebesbedürfnis diesem Ziel entgegensteht. Die komische Partie teilen sich Jack Lemmon und Tony Curtis, die, um sich vor der Gangsterschaft Chicagos zu verstecken, in Frauenkleider schlüpfen und in einer Damenkapelle den Kontrabass und das Saxophon spielen. Die arme Marilyn hat das gängige Klischee auszufüllen, und das tut sie bis in die kleinsten Verästelungen hinein: Seht her, ich bin so dumm, dass ich mich sogar zwischen Geld und Liebe nicht für das Richtige, nämlich das Geld, entscheiden kann!
Marilyn Monroe mochte diesen Film nicht. Obwohl sie bei der GoldenGlobeVerleihung als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Sie ahnte, dass sie die Rolle der Sugar, des naiven Zuckerpüppchens, nun endgültig nicht mehr loswerden würde. Aber sie hatte die Rolle ja angenommen. Gezwungen hatte sie niemand. Aber die Produktionsfrma hatte ihr eine Gage von 100.000 Dollar plus eine zehnprozentige Beteiligung an den Einspielergebnissen geboten, und das war um einen Häuserblock mehr, als Lemmon und Curtis zusammen erhielten. Im wirklichen Leben war Marilyn Monroe nicht weniger geschäftstüchtig als ihre männlichen Kollegen.
Sie wollte übrigens, dass alle Welt von ihrer Gage erfuhr, auch wenn man sie für geldgierig halten würde. Als würde solches Verhalten das dümmliche SugarImage wettmachen. Was für einen amerikanischen Mann Anerkennung bedeutete, setzte eine Frau herab. Geld. Und Geld ist ein Spiegel der Sexualität –ein Mann, der jede Frau anmacht, beweist, dass er ein ganzer Kerl ist, eine Frau, die sich Männern gegenüber ähnlich verhält, ist eine Hure. Ein Mann, der hinter dem Geld her ist, darf sich einen cleveren Geschäftsmann nennen, eine Frau mit demselben Gebaren stösst ab. Irgendwann war Marilyn Monroe der Ruf einer kalten, berechnenden Hyäne lieber als der des
Heimchens, das nichts von seiner eigenen sexuellen Ausstrahlung weiss. Die Mächtigen in Hollywood sahen das naturgemäss anders, so eine Frau wollten sie nicht auf der Leinwand haben. Die Ehre des Mannes ist der Körper der Frau. Die Komödien dieser Zeit führen vor, dass umgekehrt die Ehre einer anständigen Frau darin besteht, nicht einmal zu wissen, was sie mit ihrem Körper anfangen soll, umso weniger, je praller und verführerischer er ist. – Das war dummes Kino. Und Marilyn Monroe war das Fähnchen.
Sie litt darunter. Sie litt darunter, dass die andere Marilyn nicht genug sichtbar wurde. Die Marilyn, die sich gegen Rassismus empörte, die sich mit der Autorität ihres Rufes dafür einsetzte, dass zum ersten Mal in den USA eine schwarze Sängerin in einem Opernhaus auftreten durfte, nämlich Ella Fitzgerald, mit der sie eng befreundet war. Die andere Marilyn, die Kinderbücher schrieb und sich für unterprivilegierte Jugendliche stark machte. Die Marilyn, die für den demokratischen Präsidenten John F. Kennedy warb. Ihr wunderbares Geburtstagsständchen «Happy Birthday, Mr. President» fütterte die Klatschpresse – die begehrteste Kindfrau Amerikas könnte etwas mit dem begehrtesten Ewigjungen haben – oh …
Gegen die Geister, die sie im Chor mit den Filmproduzenten, Drehbuchautoren und Regisseuren gerufen hatte, hatte sie keine Chance mehr. Sie verfügte nicht über den herben Charme der Katharine Hepburn, nicht über das hintergründig schön-hässliche Charisma von Bette Davis, nicht über die göttinnengleiche Ferne von Marlene Dietrich, auch nicht über den männerverschlingenden Blick der Jane Russell. Was signalisierte sie? He, ich bin euer Kumpel, nehmt mich auf in eure Gang! Ich mach eure schlüpfrigen Fantasien mit meinem unschuldigen Lächeln ein wenig harmloser!
Einmal noch versuchte sie, gegen ihre Rolle als nationale Sex-Ikone anzuspielen. Zwei Jahre nach «Some Like It Hot» entstand der Film «The Misfts». Unter der Regie von John Huston, der in all seinen Filmen ein Gegenbild zu den entwürdigenden Darstellungen von Frauen zu schaffen versuchte, spielen Clark Gable, Montgomery Clift und Eli Wallach ein Triumvirat aus männlichem Überschuss. Ihnen gegenüber steht Marilyn Monroe, die ihre zarte Schönheit nun nicht mehr in den Dienst eines Klischees stellt, sondern in einer untergehenden Welt von Grausamkeit und fehlender Empathie der Hoffnung auf Humanität Gestalt verleiht.
Das Drehbuch schrieb Arthur Miller. Der Schriftsteller und die Schauspielerin waren fünf Jahre miteinander verheiratet, das Buch war Millers Abschiedsgeschenk. Ein bitteres Abschiedsgeschenk. Denn während der Dreharbeiten lernte er die Fotografn Inge Morath kennen. Bald darauf heirateten die beiden. Marilyn Monroe fühlte sich von allen verlassen. Sie wollte Hollywood die Faust zeigen, sie wollte beweisen, dass sie mehr war als das Pin-up der amerikanischen Doppelmoral. Sie hatte ein neues Leben beginnen wollen. Aber sie hatte keine Kraft mehr. Sie gab sich den Drogen hin und war krank.
Michael Köhlmeier
Der Vorarlberger
Bestsellerautor gilt als bester Erzähler deutscher Zunge. Jüngstes Werk: der Roman «Frankie», 208 Seiten, Hanser Verlag.
Am 4. August 1962 nahm sich Marilyn Monroe das Leben. Sie wurde sechsunddreissig Jahre alt. Einige ihrer Freunde und Freundinnen waren der Meinung, Schuld daran habe ihr Bild in der Öffentlichkeit, Marilyn meinte, das könne sie nicht mehr korrigieren. Ruhm und Geld bedeuteten ihr nicht weniger als den männlichen Stars. Mit dem Unterschied, dass ein Schauspieler, ein Mann, in seinem Privatleben nicht an den Rollen gemessen wurde, die er in den Filmen verkörperte. Humphrey Bogart war Humphrey Bogart und weder ein Gangster wie Glenn Griffn in «The Desperate Hours» noch ein Privatdetektiv wie Sam Spade oder Philip Marlowe. Warum sollte Marilyn Monroe nicht einfach Marilyn Monroe sein, sondern Sugar «Kane» Kowalczyk?
Wer aber war Marilyn Monroe? Wer sie einmal gewesen war – das schien eine unendlich lange Zeit vergangen. Ein Filmstar wird nicht älter, heisst es. Das bedeutet aber zugleich, es gibt kein Leben vor dem Starruhm. Kindheit und Jugend gehören einem anderen Menschen.
Norma Jeane Mortenson – oder Norma Jeane Baker – wurde am 1. Juni 1926 in Los Angeles geboren. Ihre Mutter Gladys Mortenson (geb. Monroe) war eine unglückliche Frau, die immer an die falschen Männer geriet, wie Marilyn später einmal einer Journalistin erzählte – sie aber bat, dies nicht zu schreiben, woran sich die Journalistin natürlich nicht hielt. Marilyn wusste lange nicht, wer ihr Vater war, ob der gewalttätige Mr. Baker oder die Kurzbekanntschaft Mr. Gifford oder der brave Gebührenableser Mr. Mortenson. Marilyn litt darunter, dass sich niemand für die Frage interessierte, wer ihr Erzeuger war, die Mutter nicht, die Behörden nicht. Sie fühlte sich minderwertig.
Schliesslich heiratete ihre Mutter den Handelsver treter Mr. Goddard, der brachte eine Tochter mit in die Ehe. Marilyn war zu viel, sie wurde vorübergehend in ein Waisenhaus gesteckt. Das war schlimm. Schlimmer allerdings war, als ihre Mutter sie wieder zu sich nahm. Mr. Goddard nämlich wurde zudringlich und mehr als das. Marilyn, erst zehn Jahre alt, wurde abermals irgendwo anders abgestellt. Am Ende nahm sie ihre Grosstante Ana zu sich. Da war sie dreizehn. Nun begann ein bisschen Glück. Sehr spät. In dem erwähnten Interview sagte Marilyn Monroe: «Ana war der einzige Mensch, der mich wissen liess, was Liebe bedeutet.» – Spät, sehr spät. Zu spät.
Der Podcast
Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es auch zum Anhören im The Red BulletinPodcast-Kanal. Zu finden auf allen gängigen Plattformen wie Spotify, auf redbulletin.com/ podcast oder einfach den QR-Code scannen.
Dann wurde sie ein Star. Kindheit und Jugend waren in ein anderes Leben gedrängt. Joseph Schenck, der mächtige Filmproduzent und Aufsichtsratsvorsitzende der Twentieth Century-Fox, entdeckte die zarte Schönheit. Er entdeckte Marilyns Talent – und den Spiegel in ihrem Herzen, in dem sich Millionen Männer sahen und der aus ihnen, die doch nur Durchschnitt waren, starke Kerle machte.
Damit war die Rolle der Marilyn Monroe vorgezeichnet. Dass sie die Rolle spielte, wie sie keine andere vor ihr und nach ihr spielen konnte, und dass sie zugleich gegen dieses Bild rebellierte wie kein anderer Star im klassischen Hollywood – das macht sie zur Heldin.
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Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Franz Fellner, Ines Gruber, Moritz Philipp Haaf, Wolfgang Kröll, Gabriele MatijevicBeisteiner, Yvonne Mensik, Alfred Minassian, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Nicole Umsait, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölss
THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258
Länderredaktion
David Mayer
Lektorat
siehe entsprechenden Eintrag bei der Schweiz
Country Project Management
Natascha Djodat
Media Sales & Partnerships
Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Franz Fellner, Ines Gruber, Moritz Philipp Haaf, Wolfgang Kröll, Gabriele MatijevicBeisteiner, Yvonne Mensik, Alfred Minassian, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Nicole Umsait, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölss
THE RED BULLETIN USA, ISSN 2308-586X
Länderredaktion
Peter Flax (Ltg.), Melissa Gordon, Nora O’Donnell
Lektorat
David Caplan
Publishing Management
Branden Peters
Media Sales & Partnerships
Marissa Bobkowski, marissa.bobkowski@redbull.com
Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com
Todd Peters, todd.peters@redbull.com
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Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 11. Juni 2023.