RePHlex Ausgabe 41

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Studierendenzeitung der PH Zürich Nr. 41, 16.  September 2021

Trickbetrug und -diebstahl 6 Irreführung in der Natur 10 X-PHaktor 14


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Pädagogische Hochschule Zürich Lernmedien-Shop lernmedien-shop@phzh.ch Lehrmittelverlag Zürich Lagerstrasse 14 lernmedien-shop.ch CH-8004 Zürich Tel. +41 (0)43 305 61 00

Impressum

Ausgabe: RePHlex Nr. 41, 20. September 2021, Auflage: 1200 Stück. Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@phzh.ch Redaktionsleitung: Marcel Freuler Redaktion: Lisa Rebmann, Chiara Profeta, Valentina Botic, Dorina Kista, Gioia Rodriguez, Marcel Freuler, Sabrina Fehr, Vera Kobler, Endrit Sula, Loreena Buchli, Lea Imhof Titelbild: Lisa Rebmann Layout & Gestaltung: Vera Kobler Inserieren: rephlex@vs.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 42: 01.11.2021 2


WHAT A LIE ! 4

Editorial

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Trickbetrug und Trickdiebstahl Eine Liste von Beispielen, damit du vor Dieben gewarnt bist.

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«De Zug isch ufem falsche Gleis!» Hier erfährst du, wie es zu einem Irrtum kommen kann und welches die populärsten Irrtümer sind.

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Irreführung in der Natur Beeindruckende Täuschungsmanöver in der Natur.

2 Impressum 18

22 Literaturvorschläge 28 Comic 30 Pinnwand 31 #phlife 32

dass mir als Lehrpersone mängisch eusi Chind alüüged!

The X-PHaktor Ob die Geschichten wahr sind, oder frei erfunden, erfahrt ihr in diesem hochspannenden Text.

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Lügen machen kurze Beine Unsere Kolumne über Wahrheit und Lügen.

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Dr. PHlex

Exgüsi,

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Creative Page Bastle dir deine eigene Identität!

Portraitiert

Die Zahl

Durchschnittlich lügt jede Person

Lügen tut man nicht! Eine Mutter erzählt aus dem mit Lügen gespickten Leben mit Kindern.

Mal am Tag

Quelle: nzz.ch https://www.nzz.ch/panorama/durchschnittlichluegt-jeder-25-mal-am-tag-ld.1442957?reduced=true

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Nichts als die Wahrheit? Schon über ein Jahr ist es her, seit die letzte RePHlexAusgabe gedruckt wurde. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass ihr die 41. Ausgabe wieder physisch in den Händen halten könnt. :) «Dandum semper est tempus: veritatem dies aperit!»: «Man muss immer Zeit lassen: Der Tag bringt die Wahrheit ans Licht!», besagt eine römische Weisheit. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit allem rund um die Themen: Wahrheit, Täuschung und Lüge.

Foto Vera Kobler

Kennst du den Trauerdrongo? Mit einem fiesen Trick täuscht er andere Tiere, um sich vollzufressen. Weitere interessante Phänomene erfährst du im Artikel über die Irreführungen der Natur. Auch einige populäre Irrtümer werden dir nochmals in Erinnerung gerufen – wie war das nochmals mit Pikachus schwarzer Schwanzspitze? In unserer Rubrik Portraitiert lernst du die Welt von Studierenden kennen, die im Auslandsemester sind oder waren. Danach geht’s weiter mit unseren Literaturtipps zum Thema Fake News sowie einem Artikel über die «lügenhafte» Erziehung von Kindern. Wir wünschen euch allen eine angenehme Lektüre und vor allem einen guten Start ins neue Semester. Marcel Freuler 5


Trickbetrug und Trickdiebstahl Text Valentina Botic

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In beiden Fällen wird das Opfer getäuscht und bestohlen. Es gibt aber einen gewissen Unterschied und dieser liegt in der Täuschung. Beim Diebstahl hat die Täuschung nur die Funktion, die Entwendung möglich oder leichter zu machen. Das Opfer ist sich der Entnahme gar nicht bewusst. Hingegen wird man beim gerissenen Betrug so durch Irrtum beeinflusst und getäuscht, dass eine Sache bewusst und freiwillig herausgegeben wird. In beiden Fällen könntest du das nächste Opfer sein, darum haben wir hier eine kleine Liste von Beispielen, damit du gewarnt bist.


TRICKDIEBSTAHL (Un)welcome home

In der Schweiz gehört der Einbruch-/Einschleichdiebstahl einer zu den häufigsten Diebstählen (ohne Ladendiebstahl). Der Täter:in arbeitet entweder mit einem Komplizen zusammen, bei dem die Trickserin vor der Tür irgendeinen unschuldigen Vorwand nutzt, um das Opfer abzulenken und Zugang zum Haus zu gewähren. Währenddessen räumt der Komplize:in alle Wertsachen aus der Wohnung aus. Im Corona-Fall bittet die Täter:in um einen Zettel, um etwas aufschreiben zu können. Das Opfer schreibt die Einkaufsliste für den Nachbarn, der Komplize bestiehlt. Die Täter:in bittet um ein Glas Wasser, bestenfalls ist es noch eine angebliche Schwangere, da sagt man natürlich nicht nein. Auch beim Verlassen der Wohnung kann man durch ein Gespräch abgelenkt werden und mit Fingerspitzengefühl wird der Wohnungsschlüssel entwendet, damit der Täter später die Wohnung in Ruhe durchsuchen kann. Samatricker

Ob Heizungs- oder Rauchmeldeprüfer, Telefontechnikerin, Gasableser, Rohrbruchmelder, was einst Samariter in der Not war, wird nun genutzt, um sich offiziell einzuschleichen. Der Täter:in behauptet zum Beispiel, es habe ein Rohrbruch im Haus und bittet das Opfer das Wasser im Badezimmer zehn Minuten laufen zu lassen und zu beobachten, manchmal gibt man sogar ein Laserpointer als Gadget, um das Wasser keimfrei zu machen.

Selbst das einstige noble Angebot einer älteren Person mit ihren Einkäufen zu helfen, erweist sich als Taktik in die Wohnung zu gelangen. Während das Opfer mit dem Wasser spielt, räumt der Täter ab. Selbst das einstige noble Angebot einer älteren Person mit ihren Einkäufen zu helfen, erweist sich als Taktik in die Wohnung zu gelangen. Angerempelt, angetanzt, angeschmiert

Ob auf der Strasse oder im Klub, angerempelt wird man manchmal doch mit einer Absicht. Bevor man es merkt, sind die Wertsachen bereits weg.

TRICKBETRUG Übers Telefon

Der uns wohl bekannteste Fall von Trickbetrug sind die unerwünschten Anrufe. Das können Kettenanrufe über Schulden, Gewinnspiele oder Versicherungen sein. Die meisten Menschen erkennen den Betrug und wehren sich dagegen. Was aber, wenn ein Anruf persönlicher wird? Es gibt Fälle, in denen der Anrufer das Opfer informiert, dass ein Familienmitglied in einer Notlage steckt, wie zum Beispiel im Gefängnis oder schwer verletzt im Krankenhaus. Nun wird eine Kaution benötigt oder die Operation muss gezahlt werden. Dem Täter ist bewusst, dass er mit Gefühlen spielt und in vielen Fällen kein zweites Telefon zur Hand ist, um die betroffene Person anzurufen und dies bestätigt zu bekommen. In anderen Fällen gibt sich die Anruferin sogar selbst als Enkel oder Enkelin aus, welcher in Geldnot steckt. Übers Internet

Im weltweiten Netzwerk sind wir alle seit Jahren immer mehr unterwegs, so auch die Trickbetrüger:innen und werden dabei immer raffinierter. Ob beim Bestellen von Sachen, beim Online-Intelligenztest oder beim Herunterladen von Klingeltönen, oft werden die «kostenlosen» Angebote, doch nicht so ohne Kosten. Meistens sind es die jüngeren User, welche die AGB (anständig gebrauchter Betrug) nicht durchlesen. Mailwerbungen bieten auch an, den Kunden aus dem Werbeverteiler zu nehmen. Dafür muss man aber im Gegenzug seine Kontodaten angeben. Die Werbung erhält die Kundin dennoch weiterhin, aber das Geld auf dem Konto ist weg. Auf vielen Verkaufsplattformen werden günstig angeboten werden. Bedingung ist aber die Vorauszahlung und das am besten so schnell wie möglich, die Ware bleibt ewig ausstehend. Auch private Paypal-Zahlungen sind verdächtig, denn privat heisst in diesem Fall oft ohne Käuferschutz. Selbst Schutzmasken wurden während der Corona-Pandemie von Unbekannten auf diese Weise angeboten. Die bestellten Masken konnten den Träger:in aber aufgrund von Abwesenheit nicht im Alltag schützen und genauso wenig vom Phising-Angriff. Fazit

In jedem Fall sollte man vorsichtig sein. Falls man doch unwillentlich einen Vertrag abgeschlossen hat, ist wichtig zu wissen, dass jeder Vertrag widerrufen werden kann. Verdächtige Betrugsfälle unbedingt der Polizei melden und zur Anzeige bringen. Telefonhörer sollten bei Betrugsverdacht gleich aufgelegt werden. Auskünfte über Bankverbindungen sollten nicht leichtgläubig angegeben werden. 7


« D e Z u g i sc h » ! s i e l G e h c s l a f uf e m Wenn sich Menschen irren, kann das oftmals zu witzigen, seltsamen oder verwirrenden Situationen führen. Hier erfährst du, wie es zu einem Irrtum kommen kann und welches die populärsten Irrtümer sind. Text Marcel Freuler Illustration Chiara Fofeta

Es ist Samstagmorgen und alle Zugpassagiere warten am Zürich HB auf die Information, ob der Zug - ohne Anschrift - nun nach Bern oder doch nach St. Gallen fährt. Genervte Reisende steigen aus, dann doch wieder ein. Die SBB konnten sich schliesslich entscheiden und der Zug fährt nun tatsächlich nach Bern. Selbstverständlich fährt der Intercity wie immer ab dem Durchgangsbahnhof Löwenstrasse bei Altstetten ZH vorbei Richtung Spreitenbach und letztlich der Aare entlang nach Bern.

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Schon fast panisch wiederholt eine junge Frau kurz nach der Abfahrt - mit Ostschweizer Dialekt - immer wieder «De Zug isch ufem falsche Gleis und fahrt uf St. Galle. Mio hettet andosch müsse faahre!» Sie hatte die alte Linienführung im Gedächtnis und war felsenfest davon überzeugt, dass der Zug auf dem falschen Gleis fährt und wir «s Gleis wächsle müend!» Entweder ist die Passagierin die aktuelle Linienführung noch nie gefahren und hat sich deswegen geirrt (= Irrtum) oder sie hätte es bereits wissen müssen und lag daher mit ihrer Aussage falsch (= Fehler).


Populäre Irrtümer von nah und fern Pikachu

Es ist gelb, sieht ähnlich aus wie eine Maus und hat rote Backen. Doch war da nicht noch etwas mit einer schwarzen Schwanzspitze? Viele Menschen glauben, dass das Pikachu eine schwarze Schwanzspitze hat. Das stimmt jedoch nicht. Blinde Fledermäuse

Eine weitverbreitete Annahme ist, dass Menschen glauben, Fledermäuse seien blind. Das stimmt nicht. Sie nutzen zwar in der Dunkelheit die Echoortung zur Orientierung, aber sie können sehen und dies auch am helllichten Tag. Feuer

Ein verbreiteter Irrtum bei einem Brand ist, dass viele Menschen denken, dass das Feuer am gefährlichsten ist. Viel gefährlicher ist jedoch der Rauch – eine Rauchgasvergiftung kann sehr rasch tödlich sein. Brennendes Fett

Es kann passieren, dass das Fett in der Bratpfanne Feuer fängt. Ein weiterer gefährlicher Irrtum ist, dass viele Personen glauben, dass das Feuer mit Wasser gelöscht werden kann. Dieser Irrtum kann zu einer Fettexplosion führen. Stattdessen soll eine Löschdecke verwendet werden. Klebende Spaghetti

Klebende Teigwaren sind besonders nervig. Viele glauben, dass Olivenöl, das ins kochende Wasser gegossen wird, das Zusammenkleben der Teigwaren verhindert. Das ist ein Irrtum. Jedoch kann das Öl verhindern, dass das Wasser überkocht. Eine Kochblume ist wohl effektiver gegen überkochendes Nudelwasser und daher zu bevorzugen. Schweizer Kreuz

Die erste gesamtschweizerische Nationalfahne der Schweiz war eine waagrecht gestreifte Trikolore. Viele Schweizerinnen und Schweizer glauben, dass unser Schweizer Kreuz eine Verbindung zum Christentum hat. Es deutet jedoch vieles darauf hin, dass das Schweizer Kreuz als militärisches Zeichen entstanden ist. Im Gegensatz zur Nationalfahne hat das Kreuz im Schwyzer Kantonswappen jedoch einen religiösen Hintergrund.

Blochers Abwahl

Am 12. Dezember 2007 wurde Alt-Bundesrat Christoph Blocher, (svp.) nicht abgewählt – wie es im Volksmund heisst – sondern er wurde nicht wiedergewählt. Ein parlamentarisches Misstrauensvotum ist in der Schweizer Bundesverfassung nicht vorgesehen. Flache Erde

Der griechische Gelehrte Aristoteles stellte im 4. Jahrhundert v. Chr. fest, dass die Erde eine Kugel ist. Es brauchte einige Zeit, bis sich diese Erkenntnis bei den Menschen durchsetzen konnte. Auch heute gibt es noch Menschen, die glauben, dass die Erde eine Scheibe ist.

Du hast noch nicht genug? Dann wird dir das Spiel «555 populäre Irrtümer – Das spannende Quizspiel rund um die Mythen des Alltags» bestimmt gefallen, das im Handel erhältlich ist. Viel Spass :D. 9


Flora und Fauna überzeugen uns nicht nur aufgrund ihrer unglaublichen Schönheit, sondern auch durch ihre Cleverness. Wenn es um Täuschungsmanöver oder das nackte Überleben geht, dann sind einige Tier- und Pflanzenarten uns Menschen weit voraus. Folgend einige Tipps, Tricks und Funfacts, die den einen oder anderen zum Staunen bringen könnte. Text Loreena Buchli und Vera Kobler Illustration Vera Kobler 10


Fantastische Insektenwelt Die unglaubliche Vielfalt der Insekten lässt unterschiedlichste Tarnungs- und Täuschungsmanöver zu. Die Tiere können sich vor Feinden nahezu unscheinbar machen, indem sie sich mit der Umwelt vereinen oder sich durch unterschiedliche Düfte geschickt anderen Tiere imitieren. Diese geschickten Manöver haben die kleinen Wesen auch bitternötig, denn die Insekten sind bei sehr vielen Tieren eine beliebte Futterquelle. Ein weiteres fliegendes Insekt, das eine interessante Fähigkeit hat, ist das Glühwürmchen. In dem sehr zu empfehlenden Buch «Der Gesang der Flusskrebse» von Delia Owens gibt es eine Passage, die akribisch genau beschreibt, wie den Männchen die Cleverness des anderen Geschlechtes zum Verhängnis wird. Durch ein bestimmtes Lichtsignal der Weibchen werden die Männchen angelockt. Sie gehen davon aus, Nachwuchs zu produzieren, was oft auch der Fall ist. Doch die Weibchen sind auch in der Lage, das Signal von anderen Spezies zu imitieren. Wer auf dieses Lichtzeichen reinfällt, und das sind die meisten, wird auf der Stelle als Nachtisch verspeist. (Da hat es wohl mit der Futterquelle nicht so gut funktioniert.) Schon als Kinder haben wir gelernt, dass die Flügel eines Schmetterlings so sensibel sind, dass sie durch Berührung verletzt werden und dadurch nicht weiter fliegen können. No fake! Die unzähligen Schuppen sind nicht nur filigran, sondern auch wunderschön. Wer aber genau hinschaut, kann das Muster der Flügel durchschauen. Denn bei einigen Sorten sind darauf kreisförmige Punkte zu erkennen. In einer optimalen Umgebung verwandeln sich diese Punkte zu Schlangen- oder Eulenaugen, was die kleinen Fluginsekten ideal vor Feinden schützt. 11


Hast du einen Vogel oder was? Du treckst seit einer Woche durch die Wildnis Australiens Bear-Grills-style und plötzlich hörst du das Geräusch einer Kettensäge. Kein Baum fällt, kein Mensch ist da und auch keine mensch-gemachten Wege, das Einzige, was du siehst ist ein schwarzer Vogel mit langen Schwanzfedern auf einem Ast. Von wo kam das Geräusch? Richtig! Vom Leierschwanz, der Vogel mit der Schwanzfederpracht, der die Weibchen beeindrucken will. Der Leierschwanz hat ein unglaubliches Repertoire an Geräuschen dank seines Stimmorgans, dass als eines ausgeprägtesten aller Singvögel gilt. Dieser kleine Vogel beeindruckt schon lange nicht mehr nur die Weibchen mit seinen ausserordentlichen Fähigkeiten. Auch der Hahn, weiss sich zu helfen. Der Hahn kräht einen unverwechselbaren Futterruf, um Hühner an sich zu locken. Die Hühner eilen zur Futterquelle, wobei sie lediglich Gesellschaft erwartet. Also wenn das keine Lüge ist? Eine ähnliche Methode hat sich der Trauerdrongo ausgedacht, der sich gern zu den Erdmännchen gesellt. Hier zeigt sich das dreiste schauspielerische Talent der Vögel: Sobald die Erdmännchen eine Beute ergriffen haben, ahmt der Trauerdrongo die Rufe der Greifvögel nach, die die Erdmännchen fressen. (Und wenn ein Greifvogelruf nicht funktioniert, dann wird ein anderer funktionieren!) Diese verziehen sich in ihren Bau und der Vogel hat sich seinen Mittagstisch ermogelt. An guata!

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Um noch weitere faszinierende Geräusche herauszuhören, sieh dir das Video von Natural Geographic auf Youtube an:


Unterwasser Phänomene Die Moschusschildkröten sind echte Tauchkünstler. Das Reptil kann bis zu sechs Monate unter Wasser leben, ohne aufzutauchen. Diese Attraktion verdanken sie ihren Papillen, die so ähnlich funktionieren wie Kiemen bei Fischen. Na dann, Petri Heil! Das ist kein Fake, es gibt sie wirklich, die Unterwasserdisco. Die Veranstalter dieser Party sind die Discomuscheln auch «Ctenoides ales» genannt. Die Weichtiere können in bis zu 200 Meter Tiefe wohnen, wo es natürlich sehr dunkel ist. (Wie in einer Disco) Um dort die Partner anzulocken senden sie blitzartige Lichter zur Orientierung. Let’s get the party started! Von der Disco direkt zum nächsten Akt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Forellen ihren Orgasmus vortäuschen können. Dadurch, so vermuten die Biologen, wird womöglich das Paaren mit einem unerwünschten Partner verhindert. Bei einem Testversuch in einem Aquarium wurden 69 von 117 Geschlechtsakten vorgetäuscht. Tintenfische können ihre Hautfarbe mittels Steuerung vom Gehirn aus binnen Sekunden wechseln. Die Pigmente auf der Haut sind bei entspanntem Zustand weiss. Sie können sich aber mit rund 40 anderen Farbmustern perfekt an die Umgebung anpassen und werden dadurch fast unsichtbar. Das spektakuläre Phänomen ist auch in «Findet Dorie» beim Oktopus Hank zu sehen, als er Dorie zu retten versucht. Ah und noch was: Kaum zu glauben, aber die meisten Aquarien sind mit fake Pflanzen ausgestattet. ;)

Tarnungsanimation mit dem Oktopus in «Findet Dorie»

Und nun zu den echten Pflanzen … Echte Fake-Pflanzen Es ist Hochsommer, die Sonne brennt auf die Erde herab als es plötzlich tausendfach in den Facettenaugen der Fliege glitzert ...Wasser! Die Fliege setzt sich auf eines der vielen Tentakeln des Sonnentaus - und damit hat es sein Schicksal besiegelt. Die Tropfen, die diese Fleischfressende Pflanze bildet, ist kein lebensspendendes Wasser, sondern eine gemeine Falle - es ist eine klebrige Masse von der sich die Fliegen nicht mehr befreien können. Funfact: Als die ersten Biologen, darunter auch Darwin, fleischfressenden Pflanzen untersuchten, wurden sie von der Allgemeinheit verhöhnt. Wobei es sicherlich nicht half, dass einige Geschichten darüber zirkulierten, dass es Menschenfressende Bäume gibt! Blumen sehen nicht nur gut aus, sie sollen auch gut riechen, oder? Die Ragwurzen riechen für die Bienen besonders gut, weil diese die Sexual-Duftstoffe der Weibchen nachahmen. Doch damit ist nicht genug! Sind die Bienen einmal angelockt, täuscht die Blüte selbst den Körper eines Weibchens vor, denn die Blüte sieht wie eine Biene aus und fühlt sich dank ihrer feinen Härchen auch so an. Somit vollziehen die Männchen eine Pseudokopulation dieser Orchideenart und sichert damit deren Bestäubung. Win Win, oder?

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RÄTSEL

SIE GLAUBEN, DIESE GESCHICHTE IST WAHR? Wer kennt die Sendung nicht ... X-Factor: Das Unfassbare. In dieser Ausgabe der RePHlex liefern wir die PH-Edition! Text Endrit Sula

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BESTANDENER LEISTUNGSNACHWEIS Wir sind im Jahre 2020 und in der Schweiz bricht das Corona-Virus aus. Das Virus überrumpelt das ganze Land samt seinen Institutionen. Die Hochschulen sind überhaupt nicht auf diese Situation eingestellt. Die Studentinnen reklamieren, die Studenten sind wütend. Sie kommen mit all den Leistungsnachweisen und dem Online-Unterricht nicht mehr klar. Was jetzt geschieht, erinnert an einen Albtraum jeder Studentin: Die Dozierenden übernehmen kaum Verantwortung und lassen die Studierenden im Stich. Sie fordern Unmengen von Arbeiten, Projekten und Nachweisen. Die Studierenden versammeln sich und demonstrieren gegen diese Flut von Arbeiten.

Und gewinnen: Die Dozierenden entscheiden, allen Studierenden die ECTS-Punkte zu geben – ohne Gegenleistung. Die Studierenden frohlocken, die Dozierenden sind auch glücklich, einem Problem aus dem Wege gegangen zu sein. Win-Win für alle, machen wir nächstes Jahr wieder so! Spielte sich diese Geschichte im Jahre 2020 wirklich so ab? Konnten die Studierenden mit unglaublichem Mut und mit tatkräftigem Demonstrieren den Dozierenden so einen Druck machen, dass sie einfach so nachgaben?

THURGAU VERBANNT FRANZÖSISCH AUS DER PRIMARSCHULE Das Jahr 2017 erfreut die Thurgauer Primarschüler*innen. Das Kantonsparlament hat entschieden, den Französischunterricht aus der Primarschule zu verbannen. «Ein Rückschritt für unser Bildungswesen», sagt Nationalrat Aebischer. Die Thurgauer Rebellen sind zu einem Politikum in der ganzen Schweiz geworden. Die Romands reagieren gelassen, es sei verständlich, dass man Englisch in der Primarstufe als erste Fremdsprache bevorzugen würde. Dafür würde der Französischunterricht in der Sekundarstufe gestärkt. Hat der Thurgau sich wirklich gewagt, den Französischunterricht aus der Primarschule zu verbannen? Geschichte Leistungsnachweis: Da muss ich sie leider enttäuschen. Sie ist frei erfunden. Geschichte Französisch im Thurgau: Die Geschichte ist tatsächlich wahr, der Entscheid wurde aber dann doch noch vom gleichen Kantonsparlament rückgängig gemacht.

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KOLUMNE

Lügen machen kurze Beine.

Du sollst nicht Lügen. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn man die Wahrheit spricht. Trotz solch vieler Ratschläge, Richtlinien und Predigten, die wir als Kinder gelernt haben, sind Lügen dennoch Teil unserer Kultur und Gesellschaft. Ich bin überzeugt davon, dass die Wahrheit immer das Richtige ist, noch so weh es tun kann, aber um ehrlich zu sein, auch ich lüge. Widerspreche ich mich? Schon möglich, aber das tun wir in Sachen lügen alle. Text Valentina Botic

Eine Lüge steht immer in Verbindung mit einem Zweck. Ob dieser Zweck mit einer guten oder schlechten Absicht versehrt ist, bestimmt die Person selbst. Die sogenannten Höflichkeits- und Schutzlügen hat jede Person schon begangen. Wenn bei Bewerbungsgesprächen nach einer Schwangerschaft, der Religion oder der politischen Gesinnung fragt wird, ist es von Gesetzes wegen sogar erlaubt zu lügen. Auch Dinge zu verschweigen sind eine Art der Lüge und dies tun wir in der Gesellschaft sehr oft aus Höflichkeit der anderen Person gegenüber. Wenn unsere Gesellschaft also jeden Tag lügt und es auch weiss, wieso wäre es nicht einfacher einfach die Wahrheit zu sagen? Ohne Absicht, mit Absicht … Es liegt daran, dass Menschen keine Einzelgänger sind. Von Natur aus erhofft sich der Mensch Zustimmung aus seinem sozialen Umfeld. Lügen tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei und schaffen ein angenehmes Zusammenleben. Daher ist Lügen eine gewisse Sozialkompetenz. Dies gilt aber nur, wenn die Lüge einen Zweck in guter Absicht verfolgt. Wenn wir uns selbst oder jemand anderen schützen wollen, ist es eine hohe Sozialkompetenz und wenn dazu eine Lüge nötig ist, sind wir bereit dazu, die Unwahrheit zu sprechen. 16


«Lügen tragen zum

gesellschaftlichen Zusammenhalt bei und schaffen ein angenehmes Zusammenleben.» Auf der anderen Seite sind die schlechten Lügen. Diese sind oft egoistisch motiviert, dienen dazu auf Kosten anderer sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder anderen absichtlich zu schaden. Dass diese Art von Lügen Gift fürs Zusammenleben und -arbeiten ist, versteht sich sehr wahrscheinlich mit gesundem Menschenverstand von selbst. Radikal ehrlich Es gibt eine Methode und Weltanschauung, die «Radical Honesty», die postuliert, dass Lügen für das meiste psychische und physische Leid von Menschen verantwortlich sind. In dieser Methode ist aber selbst eine edle Absicht des Lügners irrelevant. Das Konzept ist simpel: Immer die Wahrheit. Keine Beschönigung, kein Taktgefühl und

«Radikal ehrlich zu sein bringt nicht viel.»

wenn ich belogen werde, aber mit der Zeit lernte ich damit umzugehen. Klar mag ich es nicht, wenn man mich anschwindelt, aber wenn eine gute Absicht dahintersteht, toleriere ich es und denke mir: wenn du dich dabei besser fühlst, dann belüg mich doch. Immer alles richtig zu stellen, muss man nicht. Man kann und muss es nicht immer

keine Diplomatie. Es gab eine eher unreifere Zeit, da war ich unbewusst selbst überzeugt davon, dass solch eine Methode richtig ist, denn du weisst immer, woran du dran bist. Wenn ich zurückdenke, muss ich zugeben, dass ich viele Leute schon mit meiner brutalen Ehrlichkeit verletzt habe. Auch muss man sich damit anfreunden, dass man oft als Arschloch betitelt wird und so manche Freundschaften damit kaputt gehen können, wenn man radikal und vor allem taktlos ehrlich ist. Ich fühlte mich aber schlecht dabei, jemanden anzulügen, der mir was bedeutet. Ich begebe mich da auf ein Terrain auf dem sich mein Gegenüber wohl fühlt, ich aber nicht und für ein gutes Zusammenleben müssen doch beide glücklich sein und sich nicht verstellen müssen. Es ist schon gut immer ehrlich zu sein denke ich, aber taktlos? Ist doch eher was für pubertierende Teenies. Ich schätze es bis heute, wenn Menschen einander ehrlich gegenübertreten. Radikal ehrlich zu sein bringt nicht viel. Immer offen rausposaunen was man denkt und fühlt, geht oftmals nach hinten los vor allem, wenn man gar nicht danach gefragt wird. Es fällt mir nicht schwer, festzustellen,

«Wenn du dich dabei besser fühlst, dann belüg mich doch!» jedem recht machen. Ehrlich zu sein ist gut, aber genauso wichtig ist es taktvoll zu sein. Ohne Respekt, Diplomatie und Taktgefühl kann keine Harmonie herrschen. Die Wahrheit zu sagen und sie so zu verpacken, dass das Gesagte keiner Lüge entspricht, ist zwar eine Gratwanderung, aber auch eine Kunst. Diese Kunst lernt man nicht durch Bücher oder durch Radikalbewegungen, sondern nur durch Erfahrung. Lügen, die nur dazu beitragen, das Zusammenleben harmonischer zu gestalten, schaden und stören niemanden. Dennoch soll man es auch nicht übertreiben, sonst ist man schnell ein Heuchler und Arschkriecher. Ehrlichkeit bleibt eine Tugend und Lüge bleibt eine Sünde, aber es sind ja die kleinen Sünden, die manchmal nötig sind, um unsere Gesellschaft erträglicher zu machen. 17


PORTRAITIERT

«And then I realized that to be more alive, I had to be less afraid. So, I did it. I lost my fear and gained my whole life.» Text Dorina Kista Fotos Erinnerungen von uns

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Den Haag

Lynn Eckert Primar H19

Erstmal, wieso hast du dich überhaupt entschieden dein Mobilitätssemester in den Niederlanden zu machen? Ich wollte ursprünglich nach Stockholm gehen, doch leider wurde ich dort nicht angenommen. Die PHZH hat mir daraufhin Den Haag angeboten, was mich sehr freute, da dies meine zweite Wahl war. Ich habe Den Haag ausgewählt, weil ich bereits vor sechs Jahren in Amsterdam war und mich der holländische Lifestyle sehr inspirierte. Mir gefiel es sehr, wie locker und offen die Leute mir gegenüber waren. Ich wollte aber nebst Amsterdam eine andere Stadt kennenlernen und entschied mich schliesslich für den Haag, weil die Stadt am Meer liegt und nicht so touristisch erscheint. Was ist dir sofort aufgefallen als du angekommen bist? Ich bin mit dem Zug spät am Abend angekommen und sah zu diesem Zeitpunkt nicht viel. Doch mir ist am Ticketschalter am Hauptbahnhof direkt die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Frau aufgefallen. Ein grosser Vorteil in Holland sind auch die sehr guten Englischkenntnisse der Menschen dort, denn ohne diese hätte ich bestimmt grössere Mühe gehabt während der ersten Wochen. Now spill the tea. Stimmt’s, dass Niederländer:innen das Leben eher gemütlich nehmen und viel Cannabis rauchen? Dass die die Holländer:innen das Leben gechillter angehen als in der Schweiz, kann ich zu 100 % bestätigen, ob dies die Wirkung des Cannabis ist, weiss ich nicht definitiv, doch bei manchen Leuten auf jeden Fall. Es wird sicher viel Cannabis geraucht, da es ja legal ist. Die Menschen hier wirken auf mich nie so gestresst wie in der Stadt Zürich, ich vermute sie nehmen den Tag einfach so wie er kommt und gehen mit dem «flow». Wie viele Tulpen und Fahrradfahrer hast du bisher entdeckt? Tulpen bisher nur wenige, da ich in der Innenstadt wohne und man diese mehrheitlich nur auf dem Land findet. Aber Fahrräder hat es tausende hier, sogar ich hab’ mir eins für die nächsten sechs Monate gemietet. In der GANZEN Stadt gibt es Fahrradwege, die rot markiert sind - es ist alles viel praktischer und eben einfach viel gechillter (sagte sie mit einem Schmunzeln).

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Paris

Vera Kobler KUst H20

Wieso entschiedst du dich damals deinen Austausch in Paris zu machen? Ich war (und bin es immer noch) völlig verliebt in die Stadt und auch in die französische Sprache. Und das schon seit meiner Kindheit. Für mich war es deshalb ziemlich schnell klar, wohin mich der Austausch bringen wird. Ausserdem war die Schule (École nationale supérieure des arts décoratifs), welche ich besuchte, sehr vielversprechend. 2. Was fiel dir sofort auf? Dass Paris fantastische Grünflächen hat, in denen es sich gut verweilen lässt und dass ich mich lieber mit dem Velo fortbewegen wollte als mit der Metro. Schnell wurde mir klar, dass die Schule nicht der einzige Ort war, wo ich neues dazulernen konnte. Die Atmosphäre der Stadt, die verschiedenen Menschen und auch das «Nur-auf-sich-selbst-Angewiesen-sein» hat mich so in den Bann gezogen. Am liebsten wäre ich gleich länger geblieben. Aber dafür ist die Stadt leider wirklich zu teuer. 3. Sind die Franzosen wirklich so hochnäsig wie alle sagen? Diejenigen, welche ich kennen lernen durfte, waren überhaupt nicht hochnäsig, deshalb würde ich dieses Vorurteil begraben. Sie sind sehr eigen und mein Eindruck war: Wer Kontakt mit Pariser:innen haben will möchte, der muss Eigeninitiative ergreifen und den ersten Schritt machen. So war es auf jeden Fall bei mir. Und es sind sehr schöne Freundschaften entstanden. 4. Stimmt es, dass Franzosen kein Englisch sprechen oder ist das nur ein Mythos? Damals, das ist jetzt doch schon 5 Jahre her, war es tatsächlich so, dass sehr viele Bewohner:innen ungern Englisch sprachen. Es gab nur wenige einheimische Student:innen, die Englisch sprachen. Auch der Unterricht an der Schule war komplett auf Französisch, was zu Beginn die grösste Herausforderung war. Ich habe nun eingesehen, dass sie einfach unglaublich stolz auf ihre Sprache sind. Und sie zeigen auch sehr viel Freude, wenn jemand Französisch spricht.

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Göteborg

Dorina Kista Primar H19

Wieso ich mich entschied, mein Mobilitätssemester in Schweden zu absolvieren. Ich bringe seit eh und je eine grosse Begeisterung für die skandinavischen Länder auf. Mir war schon vor Beginn meines Studiums klar, dass ich ein Auslandssemester absolvieren möchte und mir war auch klar, dass es Schweden sein wird. Einerseits wohnt meine Tante in Schweden und ich kannte Göteborg schon, andererseits fasziniert mich die schwedische Lebensweise. Ich liebe die Sprache, die sie sprechen, obwohl ich kein Wort verstehe. Ich liebe die aufgeschlossene und freundliche Art der Schweden, welche mir von den Zürchern sehr oft fehlt. Ich liebe die Altstadt, die Pflastersteine, die Tramlinien, die guten Verbindungen, die einfach an Zuhause erinnern. Was mir hier sofort auffiel. Die Ähnlichkeit zu Kopenhagen. Ich bin viel in der Stadt unterwegs und es fällt mir immer wieder aufs Neue auf, wie ich zum Teil plötzlich verwirrt bin und das Gefühl habe in Kopenhagen angekommen zu sein. Die Architektur, die Strassen, die kleinen Kaffees erinnern sehr an die Hauptstadt von Dänemark und lassen mich dankbar sein, dass ich mich für diese Stadt (Göteborg) entschieden habe, die so viele Facetten hat. Wir haben in der Schweiz oft gehört, dass es in Schweden keine Corona-Massnahmen gibt. Stimmt das wirklich? Hier scheint es echt so als gäbe es kein Corona. Als habe Corona Schweden nie erreicht und sie seien verschont geblieben - keine Masken, kein Mindestabstand (ok – der ist überall markiert, aber niemand hält sich dran), keine Sperrstunden. Ich erhielt von der Uni Göteborg eine E-Mail bezüglich der Corona-Situation in Schweden, dabei wollten sie mir weismachen, dass ich die Massnahmen zu berücksichtigen hätte, sonst gerate ich in Schwierigkeiten mit der Uni. Nun bin ich seit Mitte August hier, habe eine grosse Packung Masken mitgebracht, die unterdessen verstaubt in einer Ecke meines Studios liegt. Ich fühle mich wie in einer anderen Zivilisation, wie in einer anderen Welt und frage mich immer wieder, wie dies sein kann. Während wir in der Schweiz bisher mit Massnahmen erdrückt wurden (ich weiss, es könnte schlimmer sein, aber dies ist mein Empfinden), geht hier das Leben seit Beginn der Pandemie normal weiter. Man kann ohne Bargeld verreisen und das Wetter ist immer schlecht. Dass man ohne Bargeld verreisen kann, kann ich bestätigen. Auch wenn es nur ein kleiner Laden ist, ein kleines Kaffee oder man sonst wo in der Pampa ist, kann man die Karte zücken und bargeldlos bezahlen. Bezüglich des Wetters muss ich gestehen, dass ich bisher grosses Glück hatte. Die Sonne war die letzten Tage so stark, dass ich sogar etwas Bräune bekommen habe. Somit kann ich nur empfehlen, wenn man einen Austausch in Schweden anstrebt, so früh wie möglich zu kommen, um noch das wunderschöne Wetter und das Fika-Leben in vollen Zügen zu geniessen, denn die Tage im Herbst sind ziemlich kurz und in der Regel kalt.

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In dieser Ausgabe gehen wir darüber ins Detail, wie viel verschiedene Arten von Fake News und Lügen grossflächig, aber auch im kleinen Rahmen, in unserem Alltag vorkommen. In der folgenden Auflistung habe ich aus nur drei Genres Bücher ausgesucht, schliesslich muss man für Fake News ja nicht weit suchen, aber die folgenden Bücher sind aus verschiedenen Gründen spannend. Text Gioia Rodriguez

KLASSIKER WELL

ORGE OR 1984 – GE Wenn man dieses Buch nicht in der Schule schon gelesen hat, lohnt es sich, das jetzt zu machen. «1984» wird immer wieder gern mal in Konversationen zitiert, die mit der modernen Gesellschaft, der Überwachung oder dystopischen Geschichten zu tun haben. Das Buch wurde zu Beginn des Kalten Krieges geschrieben, wo die Paranoia und das Misstrauen zueinander auf einem Hoch waren. Einer der Gründe warum das Buch überhaupt noch relevant zu zitieren ist, ist weil viele der Dinge, die Orwell beschreibt (oder über die Zukunft voraussagt), wie die konstante Überwachung und die Propaganda sehr häufig, und zwar nicht nur in totalitär-ähnlichen Staaten, vorkommen.

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Y ROMAN TH O’LEAR E B – E R A TO SH LOVE

O’Leary schreibt nicht über totalitäre Überwachungsstaaten oder Twitter-süchtige Orangen, sie beschreibt neben der Hauptgeschichte eine toxische romantische Beziehung. In verschiedenen Rückblenden erzählt die Hauptperson Tiffy von ihrer Erfahrung mit «Gaslighting». Das ist ein Wort, das wir aus dem Englischen übernommen haben. Es wird dann verwendet, wenn eine Person (oft in einer Beziehung) von der anderen psychisch manipuliert wird. Die Opfer beginnen mit der Zeit an ihrem Verstand, Wahrnehmen und Gedächtnis zu zweifeln, weil die Täter reale Ereignisse etc. verleumden. Ein erschreckendes Beispiel davon, wird im Buch/Film «The Girl on the Train» dargestellt. Dieses Buch hat ein Happy End, ist grossartig geschrieben und lustig zu lesen, aber dank dieser aufgegriffenen Thematik passt es gut zu dieser Ausgabe.

G NON FICTION ICK GENSIN R T A P – S AKE NEW EGEN F FAKTEN G

Ein non-fiktionales Buch soll in dieser Aufzählung nicht fehlen, da Fake News schlussendlich nur mit handfesten Fakten bekämpft werden können. In diesem Buch spricht der Autor Patrick Gensing darüber, wie unsere Demokratien genau durch solche Desinformation gefährdet sind, wie sie die Gesellschaft zu verschiedenen Extremen polarisieren und Konflikte anfeuern; und wie man damit umgehen sollte. Es ist spannend zu lesen, wie kleine Unwahrheiten auf der grossen Bühne der Politik solch einen Einfluss haben können. Das Buch schafft eine gute Basis, um gesellschaftlich und politisch wichtige Diskussionen mit interessantem Hintergrundwissen führen zu können.

FAZIT

Schlussendlich könnte man viele andere Bücher aus allen Genres hier hinzufügen, es muss sich nicht um explizite oder gar grosse Lügen handeln. Welches Buch hat eine Handlung die ganz ohne Missverständnisse, Verheimlichungen oder vermeidlich kleinen Lügen funktionieren könnte? Ob es uns gefällt oder nicht, Lügen und Fake-News sind ein grosser Teil unserer Gesellschaft und somit ein fest verwurzelter Teil all unserer Geschichten.

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Pr ofe t

Chi ara 24

f r a d r e W e t u e h es ? n i se


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LÜGEN TUT MAN NICHT! Vor ein paar Wochen hat meine siebenjährige Tochter ihren fünften Milchzahn verloren. Traditionsgemäss legten wir das kostbare Stück am Abend unter ihr Kissen und warteten auf den Besuch der Zahnfee. Am nächsten Morgen lag dort eine Münze mit einem kleinen Briefchen: «Von der Zahnfee» stand da drauf, alles bestens. Bis plötzlich unser schlaues Kind die Schrift wiedererkannte. Schleunigst verglich sie den geschriebenen Gruss mit einem Notizzettel auf dem Pult, und es stimmte tatsächlich mit Papas Handschrift überein. Wir sind aufgeflogen: «Ihr könnt mich nicht mehr ver**schen» bekamen wir zu hören. Text Lea Imhof Illustration Vera Kobler

Wie fühle ich mich nun als Elternteil, der sein Kind angelogen hat, wenn wir ihr doch immer wieder einbläuen, sie solle ja immer die Wahrheit sagen? Müssen wir jetzt auch den Samichlaus, das Christkind und den Osterhasen auffliegen lassen? Spielen wir erst dann mit offenen Karten oder entziehen wir unserem Nachwuchs eine wichtige, magische Welt?

Wir dürfen von den Kindern nicht immer erwarten, dass sie uns die Wahrheit erzählen. Mit einem Dozenten der PH Zürich habe ich eben diese Frage kurz durchdiskutiert: Wie reagierte er auf die Feststellung, dass es den Osterhasen gar nicht gibt? Traurig, 26

enttäuscht, frustriert – aber es war nicht an seine Eltern gerichtet. Eher auf die Tatsache an sich, dass dieses Fabelwesen gar nicht existierte. Bei mir war es genauso. Wie dem auch sei, dürften wir demnach von den Kindern nicht erwarten, sie müssten uns immer die Wahrheit erzählen, wenn wir ihnen den Osterhasen vorgaukeln – welch Paradoxie! Und was soll das mit elterlichen Aussagen wie: «Wenn du zu viel Fernsehen schaust, bekommst du viereckige Augen!»

Das Erlernen von lügen ist eine sehr wichtige Entwicklung eines Kindes. Okay, wir lügen unseren Nachwuchs an. Wir sind die Eltern, das ist Teil der Erziehung (reden wir uns ein). Aber wie sauer werde ich, wenn meine Tochter darauf schwört, nicht die letzte Glace gegessen zu haben oder dass sie einen «Räuber» auf dem Spielplatz beobachtet hat, der mit einem Messer in der einen und einem Sack für Kinder in der anderen Hand sein Unwesen treibt. Zudem werden diese Ansichten in der Märchenwelt von einem allseits bekannten hölzernen Jungen unterstützt: Pinocchio. Und die Moral von der Geschicht: Lügen tut man nicht! Dabei ist das Erlernen von lügen eine sehr wichtige Entwicklung eines Kindes. Um den Unterschied zwischen Wahrheit und Fantasie erkennen zu können, bedarf es an einer gewissen Reife. Das bewusste Mogeln wird im Alter von etwa vier Jahren ermöglicht, da sich die dafür nötigen Nervenbahnen anfangen zu entwickeln. Ein Bericht erklärt ausserdem, dass die Lügenqualität mit dem Stand der geistigen Entwicklung zusammenhängt.


Wie oft lügen wir Erwachsenen eigentlich selbst im Alltag? Und zweitens: Wie oft lügen wir Erwachsenen eigentlich selbst im Alltag? «Ja, mir geht es gut.», »Wow diese Rosenkohlterrine schmeckt ausgezeichnet!», «Aha, jetzt habe ich es verstanden!» Oder aber wir lügen aus Höflichkeit, sogenannten prosoziale Lügen. Immanuel Kant sagte eins: «Wenn wir uns alle immer die Wahrheit sagen würden, wäre die Gesellschaft unmöglich!» Ein bisschen lügen hier und dort macht unser Leben ein wenig fantasievoller, sozialer und, da unser Schwindel mit der Zahnfee aufgeflogen ist, eventuell auch etwas günstiger.

Referenzen: www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/warum-kinder-luegen-muessen/ 2- (www.br.de/wissen/luegen-schwindeln-kinder100.html)

«Eine Täuschung gelingt nur, wenn wir uns in unser Gegenüber hineinversetzen können. Um lügen zu können, muss man eine Vorstellung davon haben, was der andere schon weiss»². Anders gesagt, die Entwicklung der «Theory of Mind» (Siegler lässt grüssen). Es geht hier also um Empathie – ein eigentlich positiver Charakterzug. Jener Bericht setzt sogar noch einen obendrauf und erklärt, wenn ein Kind vor dem vierten Lebensjahr bereits lügt, hat sich sein oder ihr Gehirn schneller als üblich entwickelt und wird demnach im Erwachsenenleben eher erfolgreich sein. Bevor wir also unsere Kinder wegen lügen bestrafen, sollten wir uns erstens überlegen, was hinter der Lüge genau steckt. Hat das Kind eine blühende Fantasie und will uns Erwachsenen mal etwas Spannendes erzählen oder will es jemand anderen gar beschützen?

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Bibliothek

Wir schenken Ihnen die Bibliothek! Bis 22 Uhr in der Bibliothek lesen und lernen?

FAKE NEWS Comic von Valentina Botic

Das ist möglich! PH-Studierende können die Bibliothek neu selbstständig nutzen – ohne Aufsicht und Präsenz von Bibliotheksmitarbeitenden. tiny.phzh.ch/openlibrary

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Mach es mal PHalsch! Wir alle lieben essen! Machen wir uns nichts vor. Wer mag keine Eier morgens? Wer mag nicht die Düfte von Kräutern? Heute empfehle ich euch ein Rezept für eine Mahlzeit, die ihr bestimmt in dieser Form nicht kennt ;)

Text Endrit Sula

ZUTATEN FÜR 2 PERSONEN 215 Gramm eingemachte Aprikosen 150 Gramm Rahmquark 1 Esslöffel Zucker ¼ Pack Vanillezucker 2 Esslöffel Milch 2 Scheiben Zwieback

WIE MACHT MAN DIESES FALSCHE SPIEGELEI? DAS GEHT WIE FOLGT 1. Den Saft der eingemachten Aprikosen abgiessen

und in einem Sieb abtropfen.

2. Rahmquark, Zucker, Vanillezucker und Milch

in eine grosse Schüssel geben und verrühren.

3. Eine Scheibe Zwieback auf einen Teller legen

und mit Quarkcrème bestreichen, bis man den Zwieback nicht mehr sieht.

4. Halbe Aprikose auf den Zwieback legen.

Aprikosenwölbung zeigt nach oben.

Zum Verfeinern kann man noch Zimt drüber streuen.

Versucht es mal! Schmeckt sehr gut und täuscht das Auge ungemein ;)

Bon appétit! 29


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Dr. PHlex

Gratis Mitgliedschaft für Studierende

Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren! Liebe Dr. PHlex Diese Fake News, was soll das Ganze? Wo soll ich überhaupt beginnen bei diesem Thema? Beim klassischen grössenwahnsinnigen Präsidenten oder Grosskonzerne, die durch Lügen und «white lies» ihre Macht zu erhalten suchen? Wäre die Welt nicht besser und einfacher, wenn es keine Lügen gäbe? Schon im Alltag ist es mir lieber, wenn mir jemand sagt, dass ich mich schlecht angezogen habe, dass mein Abendessen doch nicht so gelungen ist. Können wir uns nicht erst dann orientieren, wenn wir wissen, woran wir sind? Ich bin von Fake News verfolgt. Es gibt Trickbetrüger im Netz, Präsidenten mit Grössenwahn, eigensinnige Teens. Was soll das Ganze? Ich weiss langsam nicht mehr, was ich glauben soll und wie ich mit dem Ganzen umgehen soll. In Not und Aggression Täusch Ung

Lieber Herr Ung

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Sie schneiden hier ein ganz schön grosses Thema an. Lüge oder Wahrheit? Schon Immanuel Kant hat Ihre Meinung vertreten und ich könnte Sie mit einem Kant’schen Dilemma anfreunden, die die graue Linie zwischen Wahrheit oder Lüge trennt. (Aber googeln Sie das doch rasch selbst.) Stattdessen freunde ich Sie vielmehr mit einer Idee an: Vielleicht gibt es sogenannte Einheiten wie Wahrheit oder Lüge gar nicht. Vielleicht ist es nur unser menschliches Gehirn, das die Welt zu organisieren versucht, dass solche Einheiten bildet. Denn manche Menschen lügen, weil sie die Lüge als Wahrheit empfinden, und manche Menschen erzählen die Wahrheit, obwohl es wie eine Unwahrheit scheint. Ausserdem gibt es sowohl grausame Lügen wie auch grausame Wahrheiten. Die angenehme Wahrheit, die sich eine «göttliche» Seele wünscht, existiert nur als kleiner Teil. Macht es dann nicht Sinn dann und wann sich die Welt schöner zu lügen, als sie ist? Abschliessend, was ist wirklich das, was Wahrheit und Lüge trennt? Die menschliche Fantasie. Die Wahrheit scheint manchmal absolut, aber das war sie noch nie. Die Wahrheit ist ein Austausch zwischen Rationalität und Imagination und ist daher ebenso abhängig von unserer Fantasie, wie das Erfinden einer Lüge. Was heisst das für Sie? Am besten Sie gestalten sich die Welt, die Probleme, Ihre eigene Geschichte so, wie es für Sie am besten passt. Denn schliesslich weiss niemand die ganze Wahrheit und es ist schöner, in einer Welt zu leben, in der Trickbetrüger nach einem frischen Raub sich die Hosen reissen und grössenwahnsinnige Präsidenten ihren Männlichkeitskomplex kompensieren müssen. Finden Sie nicht auch? Deine Dr. PHlex

16.08.2021 10:44:19


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