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FERRARI FOREVER

Text: Jasmin Wörz ∙ Fotos: Ferrari

Wohl keine andere Marke kann man mit nur drei Adjektiven beschreiben und (fast) jeder weiß sofort wer oder was gemeint ist: italienisch, rot, sexy. Die Ferrari-Codes sind weltbekannt und bieten eine perfekte Grundlage für Mode, die auf den ersten Blick sofort mit der Marke assoziiert werden kann.

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FERRARI

FOREVER

Accessoires mit minimalistischem, aber markantem Design für Scuderia Ferrari-Fans.

Jacken und Blouson mit historischen Ferrari Abbildungen sind die perfekte Wahl für alle, die ihren Alltag energiegeladen und dynamisch angehen

Die Mode soll an ihrer Ästhetik wiedererkannt werden, nicht an einem Logo

wölf Zylinder, schlanke Silhouette, rote Farbe und noch ganz aus Stahl. Der Wagen, dessen Motor Enzo Ferrari am 12. März 1947 in der Nähe der italienischen Stadt Maranello erstmals aufheulen ließ, begründete einen Mythos und legte den Grundstein für eine weltweite Markenliebe die ihresgleichen sucht. Mit dem Ferrari 125 S begann die nun 75-jährige Geschichte der Automarke, die nicht nur das Prinzip Sportwagen verkörpert, sondern zugleich Synonym für Emotionen, Luxus, Leidenschaft und Finesse ist. Keine drei Monate nach seiner Ersterscheinung feiert der Debütant des italienischen Autobauers seinen ersten von zahlreichen Siegen auf der Rennstrecke. Die Ikonografie der Rennfahrer, der Hollywood- und Rockstars, der Mythos um schöne Frauen, Schnelligkeit und Motorenrausch – es kommt einem fast so vor als wäre das noch nicht das Ende. Aus all dem kann man doch mehr machen als nur Autos und Souvenirs. Und genau das meint der Sportwagenhersteller auch, der uns nun zum 75. Geburtstag einen Blick auf seine luxuriöse Modekollektion gewährt. Können wir uns heute der Person Enzo Ferrari und den gleichnamigen Fahrzeugen noch unvoreingenommen nähern? Zu groß ist der Mythos, zu schwer tragen die vielen Geschichten: seine Fahrzeuge, seine Siege und Niederlagen, seine Rennfahrer. Hört man in Deutschland den Namen Ferrari wird dieser unumgänglich mit dem Namen Schumacher und einer siegreichen Ära in der Formel 1 in Verbindung gebracht, die bis heute zwar Weltmeisterschaftstechnisch gleichgestellt, allerdings nie übertroffen wurde. Die Tifosis, die ganz in Rot gekleideten Fans, atmen die Marke Ferrari, feiern die Erfolge gleichsam wie sie bei Misserfolgen ihre Liebe zu Ferrari auf die Zerreisprobe stellen. Der Name und die Geschöpfe Ferraris werden von vielen Ferraristi –schon diese Gemeinschaft erinnert an den Konvent des Klosters vom heiligen Zwölfzylinder – verehrt und bewundert. Egal ob man in eine Automobil-Affine Familie hineingeboren wird oder nicht, um die berühmten roten Flitzer führt kein Weg vorbei. Schon die Kleinsten träumen davon, eines Tages einen Ferrari zu fahren. Das ist in dieser Form einzigartigoder können wir uns derart leidenschaftliche Mercedisti vorstellen? Es gibt – wohl neben Porsche – keinen anderen Autohersteller, der weltweit über diese Leidenschaft verfügt, über den derart viel geschrieben wurde, derart viele Filme gedreht und derart viele Radiosendungen verfasst wurden. Enzo Ferrari war der menschgewordene Mythos, ein Monolith in einer an Persönlichkeiten nicht armen Industrie – also ist es nun zum 75. Geburtstag der Ferrari S.p.A. an der Zeit, die Marke aus Maranello mit seiner Modestrecke zu ehren und neu aufleben zu lassen. Wenn weltbekannte Unternehmen aus der Automobilindustrie expandieren wollen, dauert es oft nicht lange, daß während eines Brainstorm-Meetings auf irgendeinem Flipchart der Begriff “Fashion” auftaucht. Ein scheinbares Traumkonzept: Man nutzt stilsichere Mittel und Farben der eigenen Marke, druckt sie auf ein paar T-Shirts, Hoodies, Handyhüllen und Taschen – fertig. Ein niedriges bis mittleres Preissegment, eben nicht zu billig und nicht zu hoch, damit jeder etwas davon hat. Eine Sparte, die einerseits Bestandskunden faszinieren, gleichzeitig aber auch neue Kund-

Zschaft anlocken soll. Gemäß dem Prinzip: Wer sich heute einen Rucksack kauft, schlägt in zehn Jahren hoffentlich beim neuen Wagen zu. So schön, wie das auch klingen mag, die Automobilbauer werden meistens schneller als gedacht auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt – denn die Realität ist ziemlich traurig. Heutzutage reicht es nicht mehr aus, 0815-Produkte mit einem Logo zu versehen und als eigenes Merchandise auszugeben. Die Ansprüche der Kunden von heute sind gestiegen. Es geht um viel mehr als lediglich ein Accessoires zu tragen. Es geht um Nachhaltigkeit und Langlebigkeit, Produkte die dabei den Zeitgeist treffen aber dennoch in den nächsten Jahren tragbar sind. Aber bis heute hält sich der Glaube, dass ein lieblos platziertes Logo mehr als genug ist. Daher sind bisherige Liaisons zwischen Automarken und Mode in den meisten Fällen entweder ganz und gar gescheitert oder es reichte gerade mal für ein paar Basics wie Team-T-Shirts, damit man sich mit seinem Lieblingsteam in der Formel 1 identifizieren kann. Mit kostbarer und werthaltiger Mode, die man gerne trägt und eigentlich den Wert der besagten Marke widerspiegeln soll, hatte das wenig zu tun. Für manche Hardcore-Fans einer bestimmten Automarke mag das vielleicht für den Freizeitlook genügen, aber dafür sind Mühe und Zeit eigentlich zu schade. Dass man es auch richtig handhaben kann, dass man mit genau der gleichen Liebe zum Detail, wie man seine Fahrzeuge entwirft, an das Designs von Klamotten herangehen, sich in neues Terrain wagen kann und dass es auch schlussendlich funktioniert, das beweist aktuell Ferrari.

Rote Pumps galten lange als laut und wenig seriös, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Heute sind Pumps in der Farbe Rot absolut trendsicher.

Was also erwartete den echten Ferraristi bei der Präsentation der ersten Ferrari High-FashionKollektion? Er kam voll und ganz auf seine Kosten, denn wie zu erwarten wurde die Show im Zuhause des springenden, schwarzen Pferdes in Maranello präsentiert, neben der Produktionsstätte der Superfahrzeuge, umrahmt von großflächigen Logos und dominiert von der Farbe Rot. Eins fiel jedem Betrachter sofort ins Auge: Hier handelt es sich nicht um einzelne Teile, die mit einem Logo versehen wurde. Hier handelt es sich um einen coolen Look mit dem sich Ferrari als Lifestyle-Marke positioniert und die Kollektion in brandneuen Luxus-Stores verkauft.

Rocco Iannone, dem Kreativdirektor und der Kopf hinter der neuen Ferrari-Kollektion, war es wichtig, den Standards der Marke gerecht zu werden. Ein anspruchsvolles Ziel, wenn man bedenkt, dass es ihm gelungen ist, eine Regenjacke zu konzipieren, die auf Augenhöhe mit einem 250.000 Euro teuren Sportwagen liegt. Das konnte ihm gelingen, da er sich zu allererst mit der Ästhetik vertraut gemacht hat, die Archive durchstöberte, mit den AutoDesignern im engen Austausch stand. „Die haben mir gesagt, dass sie sich letztlich immer von der menschlichen Anatomie inspirieren lassen. Und das sieht man, die Autos haben Hüften, Taillen, Muskeln“, sagt er. Iannone erzählt kenntnisreich und geübt von seiner Studienreise durch die Ferrari-Welt, er weiß, dass es bei diesem Projekt nicht um ihn geht. „Für diese Aufgabe braucht es jemanden, der die Marke versteht und sich nicht in den Vordergrund drängt“. Es ist die perfekte Verschmelzung von Handwerkskunst und Ferrari-Ästhetik, die den gezeigten Outfits auch abseits der Rennstrecken volle Glaubwürdigkeit verleiht. Hightech-Materialien wurden zu Statement-Piecen verarbeitet, die, genauso wie die kraftstoffbetriebenen Vorbilder, sowohl in Performance als auch Design überzeugen. Die Kollektion setzt auf den Kontrast zwischen kantigen, roboterhaften Silhouetten und fließenden Materialien. Wuchtige Jacken in Signalfarben werden mit kleinen, silbernen Pferdchen am Nacken und Schutzpads an den Ellenbogen verziert, Trenchcoats aus glänzendem Nylon sehen aus, als bestünden sie aus Organza. Luftige Blusenkleider sind mit kleinen Automotiven und alten Ferrari-Fotografien bedruckt, das Logo der Marke taucht entgegen allen Ankündigungen erstaunlich oft auf, auf Kniestrümpfen, Gürteln, Hemden, Halstüchern. Das dürfte nicht verwundern, ist doch bei jedem Sportwagen aus Maranello die besondere Historie von Ferrari die emotionale Grundlage.

Von Luxusautos zu Luxusmode. Wie bei ihren Autos legt Ferrari auch bei der Bekleidung großen Wert darauf, dass alles ästhetisch und hochwertig produziert wird.

John Elkann, CEO von Ferrari und Sohn des einstigen Fiat-Chefs Gianni Agnelli, steht jedenfalls zu 100 Prozent hinter der aktuellen Entwicklung. Und auch sonst scheint Exor, die Holdinggesellschaft der Familie Agnelli, die Anteile an Ferrari hält, großes Interesse am Modegeschäft zu hegen: Man hat sich in das Schuhlabel Christian Louboutin eingekauft sowie in die chinesische Luxusmarke Shang Xia, und sogar mit Giorgio Armani soll es (bisher erfolglose) Gespräche über eine mögliche Beteiligung gegeben haben. Künftig soll jedes Jahr eine Kollektion erscheinen. Doch ob eine Prada-Kundin beim nächsten Shopping-Gang durch Mailand im FerrariStore vorbeischauen wird? Es ist der Mix, der fasziniert. Und vielleicht möchte Ferrari auch nicht, dass jeder die Kollektion trägt. Denn ist es nicht das Einzigartige, das den Unterschied macht? Kauft man sich einen Ferrari Roma, der um die 250.000 Euro als Einstiegsvariante kostet, beläuft sich die Lieferzeit auf gute 12 Monate. Während ich für diese Story recherchiere, finde ich auf Instagram ein Foto von Lavinia Borromeo, die Frau von John Elkann. Zum roten Spitzenrock trägt sie ein blaues Hemd – von Ferrari – bedruckt mit vielen kleinen roten Autos. Und sieht darin, sorry, rasend chic aus. Wie bei einer Kelly Tasche von Hermès ist die Seltenheit ein wichtiges Element des Markenzaubers.

Ferrari ist nicht nur Objekt der Begierde, Ferrari verdankt seine weltweite Ausstrahlung in erster Linie dem Motorsport. Enzo Ferrari ging mit seinem Rennstall, der Scuderia Ferrari, schon vor 90 Jahren in Rennen mit modifizierten Autos von Alfa Romeo an den Start. Nachdem er sich mit Alfa Romeo verkrachte, konstruierte er eben selbst. Mit dem 125 S legte er den Grundstein Ferraris zum Automobilhersteller. Weit mehr als 5000 Autorennen hat Ferrari seitdem gewonnen. 238 Siege holten die Italiener in der Formel 1. Fünfzehnmal stellte Ferrari den Formel-1-Weltmeister. Fünf Titel davon holte alleine Michael Schumacher. 2007 konnte Kimi Räikkönen als bislang letzter Fahrer in einem Ferrari Formel-1-Weltmeister werden. Seitdem fährt der Rennstall der Konkurrenz meist hinterher. Es wird mal wieder Zeit für einen Titel. Und große Veränderungen stehen bei Ferrari ins Haus. Entgegen aller Vorhersagen wird aktuell das erste SUV der Marke präsentiert: der Ferrari Purosangue. Der wohl beste Luxus-Geländewagen der Welt? Made in Italy! Wer weiß, für Kompromisse war bei Ferrari schlussendlich noch nie ein Platz. Und da es im 75. Jubiläumsjahr leider erneut nicht mit dem Weltmeister-Titel in der Formel 1 geklappt hat, so erstrahlt Ferrari auf anderen Ebenen in neuem Licht – und wird die Welt mit immer weiteren Neuheiten begeistern.

„L’awareness di Ferrari é enorme“, lautet die Neuausrichtung der wohl berühmtesten Marke Italiens

Der menschliche Körper dient als Ursprung für alles – auch für die Mechanik. Mit Kleidung bedecken wir ihn, mit Autos machen wir ihn schnell.

Die zeitlosen Werte und Stilelemente von Ferrari ziehen sich durch die neue Kollektion, die von der Fähigkeit des Menschen inspiriert ist, Träume zu verwirklichen.

Ist es der endgültige Verrat an Enzo Ferraris Idealen oder der Beginn einer glorreichen Zukunft? Als einer der letzten Hersteller schneller Luxuswagen surft nun auch Ferrari auf der SUV-Welle und schickt gegen Konkurrenten wie Lamborghini Urus, Aston Martin DBX und in gewisser Weise auch gegen Bentley Bentayga und Rolls-Royce Cullinan für Schätzpreise um 300.000 Euro den Purosangue ins Rennen. Unser Resumee: Ein italienischer Traum!

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