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RHEUMATOIDE ARTHRITIS
RHEUMATOIDE ARTHRITIS TNFα-Inhibition: Kombination mit csDMARDs sinnvoll
Egal ob EULAR- oder DGRh-Leitlinie – bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die mit einem TNFα-Inhibitor (TNFi) behandelt werden, gibt es im Gegensatz zu Interleukin-6- oder Januskinase-Inhibitoren die eindeutige Empfehlung, diese mit einem csDMARD zu kombinieren. Dass sich eine solche Kombinationstherapie bei einem First-line-TNFi vorteilhaft auf die Therapiepersistenz auswirkt, bestätigen von Pavel Horák, Olmütz (Tschechien), und Kollegen publizierte Daten aus dem ATTRA-Register.
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In der retrospektiven multizentrischen Studie erfolgte ein Vergleich der Retentionsraten von 3.032 im tschechischen ATTRA-Register mit einem TNFi als erster biologischer Therapie behandelten RA-Patienten, die diesen zwischen 2012 und 2020 in Kombination mit einem csDMARD oder als Monotherapie erhalten hatten. Zur Berechnung der Retentionsrate wurde die Kaplan-Meier-Methode angewendet, die Überlebenskurven in den Subgruppen wurden mittels Logrank-Test miteinander verglichen. Die Hazard Ratios (HRs) für ein Absetzen der Medikamente wurden anhand von univariaten Cox-Regressionsmodellen ermittelt. Bei auf einem TNFi als erster Biologika-Therapie startenden RA-Patienten betrug die mediane Verweildauer 47,7 Monate für die Kombination mit einem csDMARD im Vergleich zu 22,7 Monaten für die TNFi-Monotherapie (p<0,001). Das geschätzte 1-Jahres-Überleben war ebenfalls höher bei Patienten, die den TNFi in Kombination mit einem csDMARDs erhielten gegenüber der TNFiMonotherapie (75,3 vs. 65,7 %), ähnliches galt für die 2-Jahres- (63,2 vs. 49,2 %), 3-Jahres- (55,4 vs. 42,4 %) und 5-JahresÜberlebensraten (44,9 vs. 26,4 %). Ein für die tägliche Praxis relevanter Punkt: Das geschätzte Überleben auf dem ersten TNFi war höher bei jenen Patienten mit einer csDMARD-Kombinationstherapie, die Methotrexat (MTX) gegenüber anderen csDMARDs wie z. B. Leflunomid erhielten (p=0,003). Die Empfehlung der Leitlinien zugunsten einer csDMARDKo-Medikation bei einer (ersten) TNFiTherapie wird in Form eines signifikant besseren Drug-Survivals gegenüber der TNFi-Monotherapie bestätigt. Die Kombination des TNFi mit MTX erwies sich dabei als effektiver im Vergleich zu dessen Kombination mit Leflunomid, für das keine signifikant positiven Effekte nachgewiesen werden konnten. m
Quelle: Rheumatol Int 2022; doi: 10.1007/s00296-021-05072-2
Refraktäre Patienten: Am Ball bleiben lohnt sich
Ob und inwieweit RA-Patienten von wiederholten Therapieversuchen mit bDMARDs und/oder tsDMARDs nach drei oder mehr fehlgeschlagenen Versuchen profitieren, war bislang nur unzureichend untersucht worden. Britische Rheumatologen um Kimme L.Hyrich, Manchester, befassten sich daher in einem britischen Register nun genauer mit den Erfolgsaussichten in jeder einzelnen b/tsDMARD-Linie nach bereits mehreren gescheiterten Behandlungsversuchen.
Für die Analyse genutzt wurden Daten aus dem British Society for Rheumatology Biologics Register für RA (BSRB-RA) aus 2001 bis 2020, wobei mit der Ausnahme von Biosimilar-Wechseln jedes neu eingesetzte b/tsDMARD als neue Therapielinie definiert war. Das Outcome (DAS28-Remission ≤2,6 bzw. niedrige Krankheitsaktivität [LDA, ≤3,2) in Monat 6 sowie die mediane Zeit bis zum Abbruch der Therapie wurde zwischen den verschiedenen Therapielinien verglichen. Fehlende Daten wurden durch multiple Imputation korrigiert.
Eingeschlossen wurden 22.934 RA-Patienten, die ein erstes b/tsDMARD erhielten (im Mittel 56 Jahre, 76 % Frauen), von denen im Verlauf 10.823 eine Secondline-Therapie begannen, 5.056 eine dritte, 2.128 eine vierte, 767 eine fünfte und 292 eine sechste Therapielinie. Von 71 % der Teilnehmer lagen suffiziente Daten zu den DAS28-Outcomes (Remission, LDA) vor.
Die häufigste First-line-Therapie nach csDMARD-Versagen waren TNFαInhibitoren, die Wahl der subsequenten Therapielinien wandelte sich über die Zeit. 17 % der Patienten erreichten unter der First-line-Therapie eine DAS28-Remission, 13 % mit der zweiten und 8-13 % mit der dritten bis sechsten Therapielinie. Eine LDA erreichten 29 % mit der First-line-Therapie, 23 % mit der zweiten und 17-22 % mit der dritten bis sechsten. Auf der First-line-Therapie blieben die Patienten für median 2,6 Jahre, auf der zweiten bis sechsten für jeweils 1,0 bis 1,4 Jahre.
Mit wiederholten Therapieversuchen wurde somit doch recht häufig noch ein Durchbruch erzielt, eine verbesserte Patientenselektion zur Vermeidung von zu viel „try and error“ wäre wünschenswert. Die Remissions- und LDA-Raten wären bei Ausschluss früherer Jahrgänge durch eine frühere Diagnose und Therapie noch höher ausgefallen. m
RHEUMATOIDE ARTHRITIS Tofacitinib und TNFα-Inhibitoren auf Augenhöhe
Jenseits der anhaltenden Diskussionen rund um die Sicherheit von Januskinase-Inhibitoren (JAKi) im Gefolge der ORAL Surveillance-Studie gibt es immer mehr Real-life-Daten zum Vergleich von Tofacitinib und TNFα-Inhibitoren (TNFi). Eine aktuell von Claire Bombardier, Toronto (Kanada), und Kollegen publizierte Analyse der Ontario Best Practices Research Initiative (OBRI) widmete sich weniger Sicherheitsapekten, sondern mehr der Wirksamkeit beider Therapieprinzipien im klinischen Alltag.
In der OBRI-Registerstudie wurden 419 Patienten mit rheumatoider Arthritis und mindestens einem geschwollenen Gelenk evaluiert, die zwischen 2014 und 2019 entweder neu eine Therapie mit Tofacitinib (n=193) oder einem TNFi (n=226) aufnahmen. Die mittlere Krankheitsdauer in den beiden Gruppen betrug 12,6 und 8,0 Jahre, mit Biologika vorbehandelt waren 67,9 bzw. 21,7 % der Patienten – einen damals noch später im Verlauf erfolgenden Einsatz von JAKi reflektierend. Nach einem Follow-up von 6 Monaten war der Anteil von Patienten mit einer niedrigen Krankheitsaktivität (LDA) oder Remission im CDAI (≤10) mit 33,2 vs. 36,7 % vergleichbar unter Tofacitinib und TNFi. Auch die Raten für eine CDAI-Remission ≤2,8 (6,7 vs. 10,6 %) und eine LDA oder Remission gemäß einem DAS28-ESR ≤3,2 (35,8 vs. 40,7 %) waren ähnlich, während eine DAS28-ESR-Remission ≤2,6 unter dem JAKi signifikant seltener erreicht wurde (20,2 vs. 29,2 %). Nach dem Anlegen Propensity Score-adjustierter Modelle, die u. a. die genannten Differenzen in den Baseline-Charakteristika berücksichtigten, die Einfluss auf die Therapiewahl haben konnten, waren bei keinem der Parameter signifikante Unterschiede ersichtlich (z. B. Odds ratio, OR für CDAI LDA/Remission 0,85; 95% KI 0,51-1,43, mit Tofacitinib als Referenz). Keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gab es auch hinsichtlich von PROs wie etwa dem HAQ-DI (Rückgang bis Monat 6 um 0,06 vs. 0,10 Punkte) oder dem Rheumatoid Arthritis Disease Activity Index (RADAI; Reduktion um 0,63 bzw. 0,75 Punkte) – dies bei Ausgangswerten von 1,3 (HAQ-DI) bzw. 3,9 Punkten (RADAI). Alles in Allem zeigt sich somit nach 6 Monaten auch unter Real-life-Bedingungen eine vergleichbar gute Wirksamkeit von Tofacitinib und TNFi sowohl in puncto Krankheitsaktivität als auch PROs. m
Quelle: J Rheumatol 2022; doi: 10.3899/jrheum.211066
Bei rheumatoider Arthritis (RA) gibt es immer noch einen Teil von Patienten, die auf Biologika oder Januskinase-Inhibitoren nicht ausreichend ansprechen und bei denen das Therapieziel Remission verfehlt wird. Bei anderen Autoimmunerkrankungen hatte niedrig-dosiertes Interleukin (IL)-2 durchaus ermutigende Ergebnisse geliefert, bei RA war aber unklar, ob es diese eher befördern (durch eine Erhöhung der Treg-Aktivität) oder abmildern (durch eine Hemmung der Th17-Zellproliferation) würde. Chinesische Rheumatologen um Jing He und Zhanguo Li, Peking, untersuchten intermittierendes Low-dose (Ld)-IL-2 nun in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II-Studie bei Patienten mit aktiver RA trotz Methotrexat (MTX).
In der 12-wöchigen Studie mit 12-wöchiger Nachbeobachtung erhielten 40 Patienten mit aktiver RA auf einer stabilen MTX-Dosis randomisiert s.c. Ld-IL2 (1 Million IU) oder Placebo (jeweils 3 Zyklen alle 2 Tage für 2 Wochen, insgesamt 7 Dosen). Primäre Endpunkte waren die Anteile von Patienten, die ein ACR20Ansprechen bzw. eine DAS28-ESR-Remission <2,6 in Woche 24 erreichten, sowie die Veränderung im CDAI bzw. SDAI von Baseline bis Woche 24. Sekundäre Endpunkte umfassten weitere klinische Parameter eines Ansprechens sowie die Sicherheit von Ld-IL-2. Die primären Endpunkte wurden in der Per-ProtokollPopulation überwiegend erreicht. Das ACR20-Ansprechen war höher im LdIL-2 plus MTX-Arm (n=17) verglichen mit der Placebo plus MTX-Gruppe (n=23) sowohl in Woche 12 (70,6 vs. 43,5 %) als auch (dann signifikant) in Woche 24 (76,5 vs. 56,5 %; p=0,014). Nur im Trend war ein Vorteil in der DAS28-ESR-Remission in Woche 24 erkennbar (35,3 vs. 26,1 %), selbiges galt auch für das ACR50/70-Ansprechen (58,8 vs. 34,8 % bzw. 23,5 vs. 8,8 %). Signifikant waren die Vorteile der Add-on-Therapie mit LdIL-2 in Bezug auf die Veränderung von CDAI und SDAI von Baseline bis Woche 12 (p=0,018) bzw. Woche 24 (p=0,015). Interessant war, dass eine geringe Zahl von Tregs und ein hoher IL-21-Spiegel mit einem guten Ansprechen auf Ld-IL-2 assoziiert waren. Die Verträglichkeit war gut, schwere unerwünschte Ereignisse (UE) wurden nicht verzeichnet. Zu mindestens einem UE kam es bei 48 vs. 38 % der Teilnehmer, am häufigsten waren transientes Fieber und Reaktionen an der Einstichstelle. Dass dieses Therapieprinzip weiter evaluiert wird, erscheint dennoch eher unwahrscheinlich. m
RHEUMATOIDE ARTHRITIS Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse trotz bDMARDs erhöht
Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) bedarf es auch aufgrund des mit der systemischen Entzündung einhergehenden Risikos für akute Koronarsyndrome (ACS) einer konsequenten antientzündlichen Therapie. Positive Effekte von Biologika und (weniger) Methotrexat auf das kardiovaskuläre (CV) Risiko sind gut belegt. Eine Studiengruppe um Bénédicte Delcoigne, Stockholm (Schweden), verglich nun in 4 Registern die ACS-Inzidenzraten nach 1, 2 und 5 Jahren bei RA-Patienten mit neu aufgenommener bDMARD-Therapie und setzte diese mit dem Risiko für solche Ereignisse in der Allgemeinbevölkerung ins Verhältnis.
In die Kohortenstudie wurden Patienten aus Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden eingeschlossen, die zwischen 2008 und 2017 eine bDMARD-Therapie starteten. Durch die Verknüpfung verschiedener Register wurde die Zeit bis zu einem ersten ACS ermittelt. Auf dieser Basis wurden die 1-, 2- und 5-JahresInzidenzraten (IR) auf dem jeweiligen bDMARD bzw. jemals nach Therapiebeginn kalkuliert und mittels Cox-Regression (Hazard ratios, HRs) unter Berücksichtigung von CV-Risikofaktoren die ACS-Inzidenzen zwischen den einzelnen bDMARDs verglichen. Zusätzliche Analysen erfolgten in Subgruppen je nach Alter, Anzahl vorheriger bDMARDs und CV-Vorerkrankungen. Überdies wurden die ACS-Inzidenzen mit einer individuell gematchten Kontrollgruppe aus der Allgemeinbevölkerung verglichen.
In die Analyse gingen 24.083 RA-Patienten (75 % Frauen, mittleres Alter 56 Jahre) mit 40.850 Therapiezyklen ein. Während des maximal 5-jährigen Followup-Zeitraums, der 141.257 Personenjahre (PJ) umfasste, traten 780 ACS-Ereignisse auf, entsprechend einer kruden Inzidenzrate von 5,5/1.000 PJ. Insgesamt war die ACS-Inzidenz bei den RA-Patienten um 80 % höher als in der Allgemeinbevölkerung. Für alle bDMARDs und Follow-upDefinitionen waren die HRs im Bereich von 1 mit Etanercept als Referenz – die einzige Ausnahme bildete das 5-JahresACS-Risiko-Zeitfenster mit leicht erhöhten Signalen für Abatacept, Infliximab und Rituximab (die aber oft erst später im Therapieverlauf bei refraktären Patienten eingesetzt werden). Alles in Allem bleibt das CV-Risiko auch bei mit bDMARDs behandelten Patienten gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht, zwischen den einzelnen bDMARDs gab es in dieser großen Beobachtungsstudie nur marginale Unterschiede. m
Quelle: Ann Rheum Dis 2022; doi: 10.1136/annrheumdis-2021-221996
Eine isolierte, mit rheumatoider Arthritis assoziierte Bronchiektasie (RA-BR), die also nicht im Zusammenhang mit einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) auftritt, ist ein relativ seltenes Phänomen. Ebenso wie die RA-ILD ist aber auch die RA-BR mit einer schlechteren Prognose verbunden. US-amerikanische Experten um Jeffrey A. Sparks, Boston, untersuchten kürzlich demografische, lebensstilbedingte und serologische Risikofaktoren für eine isolierte RA-BR ohne Bezug zu einer ILD.
Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie mit RA-Patienten der Mass General Brigham Biobank in Boston wurden die Krankenakten aller die ACR/EULAR-Klassifikationskriterien aus 2010 erfüllenden Teilnehmer mit Thorax-CT ausgewertet, um RA-BR-Fälle, Kontrollen mit RA und mit RA-ILD zu identifizieren. Für jeden Patienten wurde die zum Einschlusstermin zeitlich am nähesten liegende Thorax-CT-Aufnahme unabhängig von zwei Radiologen auf das Vorliegen RA-assoziierter Lungenerkrankungen geprüft. Fälle hatten eine klinische und radiologische Evidenz einer RA-BR ohne ILD-Auffälligkeiten im CT. Kontrollen hatten RA ohne Nachweis von Bronchiektasen oder einer ILD. Die Assoziationen zwischen Risikofaktoren und einer RA-BR wurden mit multivariablen logistischen Regressionsanalysen untersucht.
Insgesamt wurden 57 Fälle mit isolierter RA-BR und 360 RA-Kontrollen ohne RA-assoziierte Lungenerkrankung identifiziert. In multivariablen Modellen war RA-BR mit einem höheren Alter beim ersten Auftreten der RA (Odds ratio, OR 1,37 pro 10 Jahren; 95% KI 1,02-1,82), einem niedrigeren BMI zum Zeitpunkt der RA-Diagnose (OR 0,94 pro kg/m2; 95% KI 0,89-0,99), vor allem aber seropositiver RA (OR 3,96; 95% KI 1,84-8,53), positivem Rheumafaktor (OR 4,40; 95% KI 2,14- 9,07) und positivem ACPA (OR 3,47; 95% KI 1,65-7,31) assoziiert. Höhere Titer der RA-assoziierten Autoantikörper waren mit einem (noch) höheren Risiko für eine RA-BR verbunden.
Diese Befunde erweitern die Liste potenzieller Risikofaktoren für RA-BR und lassen eine pathogene Assoziation zwischen Infektionen bzw. Entzündungen der Atemwege und RA-assoziierten Autoantikörpern vermuten. m
RHEUMATOIDE ARTHRITIS Seltener Demenz unter Therapie mit TNFα-Inhibitoren?
Einen interessanten Befund lieferte die von US-amerikanischen Experten um Rishi Desai, Boston, publizierten Ergebnisse der DREAM-Studie mit über 22.000 Patienten >65 Jahre mit rheumatoider Arthritis (RA), die unterschiedliche bDMARDs und einen Januskinase-Inhibitor (JAKi) erhalten hatten. Demnach waren TNFα-Inhibitoren (TNFi) mit einem geringeren Risiko für Alzheimer- und vaskuläre Demenz (ADRD) assoziiert –aber nur in einer Subgruppe von Patienten mit kardiovaskulären (CV) Erkrankungen.
Frühere Untersuchungen ließen auf positive Effekte von TNFi hoffen, da die Assoziation zwischen starker Entzündung und sowohl kardiovaskulärem als auch Demenzrisiko wohl bekannt ist. Erst kürzlich hatte eine große genomweite Assziationsstudie (GWAS) darauf hingewiesen, dass genetische Varianten der TNFα-Signalübertragung kausal mit ADRD verknüpft sein könnten. In DREAM wurden 22.569 Propensity Score-gematchte Paare von RA-Patienten ≥65 Jahre aus der Medicare-Krankenversicherung (2007-2017) untersucht und drei Kohorten mit Therapiebeginn eines JAKi (Tofacitinib), IL-6Ri (Tocilizumab) oder einem TNFi gebildet, die mit Abatacept als Komparator verglichen wurden. Primärer Endpunkt war eine ADRD. Ausgewertet wurden 4.224 Tofacitinib-Paare (im Mittel 72 Jahre, 82 % Frauen), 6.369 Tocilizumab-Paare (im Mittel 72 Jahre, 79 % Frauen) und 11.976 TNFi-Paare (im Mittel 73 Jahre, 82 % Frauen). In allen drei Kohorten waren Typ-2-Diabetes und Hypertonie häufige Komorbiditäten. Die Inzidenz einer ADRD betrug (je nach Analyse) 2-18/1.000 Personenjahre.
Im Ergebnis fanden sich keine signifikanten Assoziationen von Demenz mit Tofacitinib, Tocilizumab oder TNFi verglichen mit Abatacept. Auch Subgruppenanalysen nach Alter, Geschlecht und vorbestehenden CV-Erkrankungen bestätigten den Befund aus der Primäranalyse. Die einzige Ausnahme bildeten mit TNFi behandelte Patienten mit CVErkrankungen in 2 von 4 Analysen, die ein deutlich erniedrigtes Risiko anzeigten (Hazard ratio, HR 0,74, 95% KI 0,56-0,99 bzw. HR 0,45, 95% KI 0,21-0,98). Die Autoren vermuten ein bei bestimmten Patienten stark gestörtes TNFα-Signaling, das über eine Korrektur durch TNFi zu protektiven Effekten führen könnte. Zu viel hineinlesen sollte man aber nicht in die Ergebnisse (nur 2 Analysen mit Effekt, kurze Therapiedauer, diverse Vortherapien, oft kurzes Follow-up). Derzeit läuft noch die PREVENT-AD-Studie, in der mehrere Therapiekandidaten (darunter TNFi) getestet werden – diese könnte verlässlichere Daten liefern. m
Quelle: JAMA Netw Open 2022; 5(4): e226567
Erhöhtes Risiko für Glaukome nachgewiesen
Trotz vermehrten Hinweisen darauf, dass bei Glaukomen neben Neurodegeneration auch Autoimmunität eine Rolle spielt, gibt es bislang nur limitierte Evidenz für eine Verbindung zwischen RA und dem Risiko für die Entwicklung eines primären OffenwinkelGlaukoms (POAG). Der Frage, ob eine de-novo RA mit einem erhöhten POAG-Risiko assoziiert ist, widmeten sich nunmehr südkoreanische Experten um Suk-Yong Jang, Seoul, in einer nationalen Propensity-gematchten Studie auf Basis der Korean National Health Insurance Service Senior-Kohorte von 2002 bis 2013.
Zwischen 2020 und 2021 wurde retrospektiv mit der Kaplan-Meier-Methode die kumulative Inzidenz von POAG bei den RA-Patienten und Kontrollen berechnet und die Inzidenzrate (IR) mittels Poisson-Regression abgeschätzt. Zur Untersuchung der Assoziationen zwischen RA und dem Risiko für POAG wurden Cox-proportionale Regressionsmodelle angewendet. Von den 10.245 Teilnehmern waren 73,1 % Frauen, das mittlere Alter betrug 67,7 Jahre. Insgesamt 2.049 Patienten mit seropositiver RA wurden 8.196 Zeit-abhängige, Propensity Score-gematchte Kontrollen gegenübergestellt. Ein POAG entwickelten 86 RA-Patienten und 254 der gematchten Kontrollen. Die kumulative Inzidenz von POAG war somit in der RA-Kohorte höher: In dieser betrug die IR von POAG 981,8 Fälle pro 100.000 Personenjahre (PJ; 95% KI 794,3-1.213,7) im Vergleich zu 679,5 Fällen/100.000 PJ (95% KI 600,8768,3) bei den gematchten Kontrollen (Hazard ratio, HR 1,44; 95% KI 1,13-1,84). Ein erhöhtes POAG-Risiko fiel in der RA-Kohorte vornehmlich in den ersten 2 Jahren des Follow-up (HR 1,83; 95% KI 1,28-2,61) und bei Patienten ≥75 Jahre (HR 2,12; 95% KI 1,34-3,35) auf. Somit ist insbesondere unter diesen Bedingungen mit einem bei RA erhöhten Risiko für POAG zu rechnen, wobei eine direkte kausale Beziehung wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte. Eher vermuten die Autoren eine simultane pathophysiologische Entwicklung, wonach beide Erkrankungen letztlich Epiphänomene eines zugrundeliegenden Autoimmunprozesses mit unterschlichen Geweben als Zielstrukturen wären. m
JUVENILE IDIOPATHISCHE ARTHRITIS Früher Biomarker für Schubrisiko identifiziert
Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist durch einen chronischen Krankheitsverlauf gekennzeichnet. Nach dem Erreichen des Status einer inaktiven Erkrankung fehlt es derzeit an etablierten Biomarkern, die künftige Entzündungsschübe vorhersagen könnten. Eine Studie deutscher Rheumatologen um Dirk Föll, Münster, suchte daher bei JIA-Patienten mit inaktiver Erkrankung nach Serum-Biomarkern, die das Risiko für drohende Schübe prädizieren und wurden mit dem löslichen Interleukin-2-Rezeptor (sIL-2R) auch fündig – zumindest in Bezug auf bestimmte Subgruppen.
Die in die Studie eingeschlossenen Patienten mit nicht-systemischer JIA, die sich im Status einer inaktiven Erkrankung befanden, wurden in zwei Gruppen eingeteilt: 92 Teilnehmer mit künftiger aktiver Erkrankung nach einem medianen Zeitraum von 6 Monaten (Spanne von 3-9 Monaten) und 80 mit persistierend inaktiver Erkrankung während der Beobachtungszeit (median 11 Monate, Spanne von 7-16 Monaten) gemäß dem Juvenile Arthritis Disease Activity Score (JADAS). Klinische Parameter und die Serumspiegel diverser Biomarker wurden während der inaktiven Krankheitsphase mittels Immunassays in beiden Gruppen gemessen und auf ihr Potenzial für die Prädiktion des weiteren Krankheitsverlaufs geprüft.
Das Ergebnis war, dass bei Patienten mit künftigen Schüben die sIL-2R-Serumspiegel signifikant erhöht waren (p=0,021), in besonderem Maße traf das auf solche mit RF-negativer polyartikulärer und erweiterter oligoartikulärer JIA zu (jeweils p<0,001). Höhere sIL-2R-Serumspiegel während der inaktiven Erkrankung waren zudem mit einer größeren Zahl aktiver Gelenke während eines künftigen Schubs assoziiert. JIAPatienten ohne klinische Zeichen einer Krankheitsaktivität präsentierten sich also schon mehrere Monate vor einem eintretenden Schub mit erhöhten sIL-2RSerumspiegeln, während sämtliche konventionellen Entzündungsmarker nicht erhöht waren.
Die Bestimmung der sIL-2R-Serumspiegel in ruhigen Krankheitsphasen könnte künftig dabei helfen, Patienten mit subklinischer Aktivität und erhöhtem Schubrisiko zu identifizieren. m
Quelle: Rheumatology 2022; doi: 10.1093/rheumatology/keac178
MRP8/14 kann Schubprädiktion unterstützen
Ein möglicher Prädiktor für Schübe bei JIA-Patienten ist Calprotectin (MRP8/14). Dessen Einsatz zur Schubprädiktion in der klinischen Routine untersuchten Elizabeth Ralph, London (Großbritannien) in einer monozentrischen Studie mit deutscher Beteiligung speziell bei JIA-Patienten nach dem Entzug von Methotrexat (MTX).
In der Studie wurden alle durchgeführten MRP8/14-Tests in einen Zeitraum von 27 Monaten für die Analyse berücksichtigt und bei den JIA-Patienten die Kriterien für inaktive Erkrankung und nachfolgende Krankheitsschübe erfasst, ebenso die Entscheidung, ob man sich für oder gegen ein Stoppen der MTX-Monotherapie entschieden und (soweit verfügbar) inwieweit der MRP8/14-Wert diese Entscheidung beeinflusst hat. Insgesamt wurden schließlich 104 Fälle ausgewertet, die den Einschlusskriterien entsprachen.
Im Ergebnis zeigte sich bei jenen 22 Patienten, bei denen MTX gestoppt wurde, keine signifikante Differenz bezüglich des Schubrisikos zwischen den Teilnehmern mit einem erhöhten oder niedrigen MRP8/14-Wert. Allerdings kam es andererseits in einem 12-monatigen Follow-up bei keinem der Patienten mit einer niedrigen MRP8/14-Konzentration (≤4.000 ng/ml) zu einem Schub.
Die Befragung der behandelnden Rheumatologen ergab, dass keiner bei klinisch inaktiver Erkrankung, aber erhöhtem MRP8/14 zu einem Entzug von MTX geraten hätte. Umgekehrt unterstützte ein niedriger MRP8/14-Spiegel bei JIA-Patienten mit klinisch inaktiver Erkrankung dagegen die Entscheidung zugunsten einer Beendigung der MTX-Therapie. die klinische Praxis in ihrem pädiatrischrheumatologischen Zentrum verändert hat. Jedoch wird zugleich darauf hingewiesen, dass künftig dennoch weitere Biomarker für die Prädiktion des Schubrisikos in einer solchen Situation zwingend erforderlich sind. Denn einige der Patienten mit erhöhten MRP8/14-Werten, bei denen MTX aus nicht krankheitsbezogenen Gründen abgesetzt wurde, entwickelten im Anschluss dennoch keinen Schub. m