Rheuma Management, Ausgabe Juli/August 2022

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EULAR-KONGRESS 2022 – Kopenhagen

Rheuma MANAGEMENT | Juli/Aug 2022

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RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Update vom EULAR-Kongress 2022 in Kopenhagen 2022 fand der EULAR-Kongress endlich wieder nicht nur virtuell, sondern auch in Präsenz statt - im bei gutem Wetter sehr schönen Kopenhagen. Resümierend kann man feststellen, dass es sich um eine gelungene Veranstaltung handelte, die mehr Neuigkeiten bot als in den vergangenen Jahren. Dies betraf auch die rheumatoide Arthritis (RA). Ebenfalls neue Erkenntnisse gab es rund um COVID-19 bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.

Allgemeines rund um die RA Korrespondierend mit einer im Vorjahr vorgestellten Untersuchung zum Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und rheumatischen Erkrankungen stellte die gleiche italienische Arbeitsgruppe jetzt die Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie vor, in der in signifikanter Ausprägung gezeigt werden konnte, dass ein Zusammenhang zwischen dem Grad der Luftverschmutzung und Auftreten von Autoimmunerkrankungen, insbesondere RA, Kollagenosen und entzündlichen Darmerkrankungen, besteht. So lag z. B. die adjustierte Odds Ratio (OR) für die RA bei 1,56. (1) Eine schwedische Registerbasierte Untersuchung verfolgte prospektiv das Risiko für Bronchialkarzinome bei RA-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Die Hazard Ratio (HR) lag hier signifikant bei 1,76, RA "ever smokers" hatten im Vergleich zu "never smokers" in der Bevölkerung sogar ein siebenfach höheres Risiko. Bemerkenswert: Seropositivität für RF und/oder ACPA war mit einer 2-6-fachen Risikoerhöhung im Vergleich zu Seronegativität verbunden. (2) Eine dänische Arbeitsgruppe fand in einer Kohorte mit zehnjähriger Verlaufsbeobachtung heraus, dass das zusätzliche Vorhandensein einer Depression bei RA-Patienten mit einer sechsfachen Erhöhung des Mortalitätsrisikos verbunden ist. Am meisten betroffen war die Altersgruppe <55 Jahre, aber jedes Alter war betroffen, Seropositivität erhöhte das Risiko nicht zusätzlich. (3) Der Einfluss von Medikamenten und Krankheitsaktivität auf das Risiko einer Staphylokokken-Sepsis bei RA-Patienten wurde in einer dänischen „genesteten“ Fall-Kontroll-Untersuchung ermittelt. In 53 % waren Gelenkimplantate betroffen. Überraschend spielte die Krankheitsaktivität keine Rolle, hingegen war eine laufende Glukokortikoid (GK)-Therapie dosisabhängig der wichtigste treibende Faktor, selbst im Niedrigdosisbereich (1-5 mg) war das Risiko bereits verdoppelt. (4) Diese Untersuchung ist ein wichtiger Beleg dafür, dass tatsächlich die GK selbst und nicht der oft behauptete Umstand, dass schwerer kranke Patienten vermehrt GK erhalten und deshalb ein erhöhtes Risiko besteht, für die Risikosteigerung bei Infektionen verantwortlich sind. Eine von mehreren in Kopenhagen präsentierten spannenden Untersuchungen aus dem RABBIT-Register ging der Frage nach, inwieweit die RA in Deutschland inzwischen leitliniengerechter behandelt wird als in früheren Jahren. Drei Perioden,

Prof. Dr. Klaus Krüger 1/2014 bis 12/2016, 1/2017 bis 6/2020 und 7/2020 bis 4/2021 wurden miteinander verglichen, ausgehend von dem Szenario, welche Zweitlinientherapie nach erfolgloser Starttherapie bei Patienten mit ungünstiger Prognose zum Einsatz kommt. Das wichtigste Ergebnis: Wurden in der ersten Periode noch 70 % nicht gemäß der Leitlinie behandelt, so fiel dieser Anteil in der letzten Periode auf 31,9 %. Das bedeutet: 2021 wurde zwar deutlich häufiger, aber immerhin noch in knapp einem Drittel der Fälle nicht leitliniengemäß behandelt. (5)

Update der EULAR Recommendations zur RA-Therapie In einer überfüllten Session, bei der die meisten Interessenten das Geschehen auf Bildschirmen vor dem Sitzungssaal verfolgen mussten, wurden verschiedene neue EULAR Recommendations vorgestellt, darunter auch die mit besonderer Spannung erwartete Neuauflage der RA-Therapieempfehlungen. Die Spannung war nur zum Teil berechtigt, denn weite Teile der Empfehlungen blieben im Vergleich zur Version von 2019 unverändert. Einiges aber war neu: So wurde die Starttherapie mit Methotrexat (MTX) plus GK bekräftigt, zugleich aber klargestellt, dass GK nicht nur in der Dosis reduziert, sondern so bald wie möglich abgesetzt werden sollten. Bei erfolgloser Starttherapie sollte die Zweitlinientherapie bei ungünstiger Prognose mit bDMARDs oder JAK-Inhibitoren durchgeführt werden, Kombinationen konventioneller DMARDs haben hier keinen Stellenwert mehr. Die wichtigste Neuerung allerdings (basierend wohl auf den Ergebnissen der ORAL Surveillance- →


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