210 Jahre zurückgeblickt
SPUREN DES NAPOLEONISCHEN RUSSLANDFELDZUGS 1812 IN BAYERISCHEN KIRCHEN In diesen Tagen vor 210 Jahren begann das Ereignis, welches den Abstieg des genialen Feldherrn Napoleon Bonaparte einleitete. Die im Frieden von Tilsit 1807 getroffenen Vereinbarungen zwischen Napoleon und dem russischen Zaren hielten nicht lange. Ab dem 24. Juni 1812 überquerte Napoleon mit seiner Grande Armée den Grenzfluss Memel und marschierte in das Riesenreich des Zaren ein. Bestandteil der Grande Armée war auch ein bayerisches Kontingent von 30.000 Soldaten; weitere 5.000 Soldaten wurden auf Drängen von Napoleon nachgeschickt. Der unselige Verlauf des Feldzugs ist oftmals beschrieben und auch analysiert worden. Als ab dem 12 Dezember 1812 die noch vorhandenen Truppen die Memel ein weiteres Mal, diesmal in Richtung Heimat, überschritten, wurde das Ausmaß der Verluste deutlich. Von den 35.000 Soldaten des bayerischen Kontingents waren 30.000 umgekommen. So ist es auch am Fuß des am Karolinenplatz in München im Auftrag von König Ludwig I. errichteten Obelisken vermerkt. Eine Reihe der glücklichen Heimkehrer brachte ihren Dank für das Überleben in Votivbildern zum Ausdruck; die Bilder zieren heute noch die Kirchen landauf landab. Erheblich zahlreicher jedoch, sind die im Stil von Votivbildern gefertigten Erinnerungsbilder; in großer Zahl berichten sie über den Verbleib einer geliebten Person in der Ferne. Nicht unüblich sind Bilder auf denen eine Dorfgemeinschaft oder Pfarrgemeinde kollektiv der nicht mehr heimgekehrten Soldaten gedenkt.
1 Die Tafel ist in der Kirche St. Korbinian in Dettendorf, Gemeinde Bad Feilnbach zu finden, ebenso wie im Buch „Dem Heil so nah“, 2016 herausgegeben vom Markt Bruckmühl. Korbinian Riedl war Gemeiner beim 1. Dragoner-Regiment und machte die Feldzüge in Tirol und Rußland mit. Im Moment seiner hier dargestellten Gefangennahme verlobte er, bei gutem Ausgang, dem Kirchenpatron Korbinian eine Bildtafel zu widmen, was er 1838 dann auch gemacht hat.
Votivbilder von glücklich nach Hause gekommenen Soldaten 1
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2 Das Votivbild befindet sich in der Wallfahrts- und Pfarrkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Weihenlinden, einem Ortsteil des Marktes Bruckmühl. Auch dieses Bild ist in das vorerwähnte Buch aufgenommen. Bemerkenswert: Bartholomä Kellerer, der Verlober der Tafel, ist einer der drei heimgekehrten Soldaten, welche die einmalige, im Gotteshaus von Kleinhöhenkirchen verwahrte Darstellung der Schlacht von Polozk veranlaßt hatten. Die Heilige Dreifaltigkeit nimmt etwa die Hälfte des Bildes ein, symbolhaft für die Bedeutung des Ortes.
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