Sanitas Magazin 2/23: Wissen ist gesund

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Krafttraining für Jugendliche

Gefährlich oder sinnvoll?

Wissen ist gesund

Verstehen, was der Körper braucht

Hilfsangebote

Wo Eltern von Kindern mit Handicap

23

Was wollten Sie schon immer mal wissen?

redaktion@sanitas.com

Lassen Zucker und Milchprodukte Pickel spriessen?

Pickelalarm! Den kennen nicht nur Teenies, sondern auch Erwachsene. Schuld ist die Glace. Die Schokolade. Und die Tüte Chips. Oder? Gute Frage. Obwohl viele das Streuselkuchen-Phänomen im Gesicht kennen, ist die Studienlage zu diesem Thema dünn. Was sich derzeit abzeichnet: Ein Übermass an Milchprodukten scheint die Haut nicht zu mögen. Ebenso zu viel Zucker. Dazu zählen neben Süssigkeiten auch Kohlenhydratbomben wie Pommes frites und eben auch Chips. Bei Fett dagegen scheiden sich die Expertengeister. Am besten, Sie vertrauen hier Ihrem Gefühl und dem Blick in den Spiegel.

Illustration: Joël Roth
2 BINSENWEISHEIT

Liebe Leserin, lieber Leser

Waren Sie schon mal im Notfall? Und haben Sie sich wie ich gefragt, nach welchen Kriterien Notfälle priorisiert werden und was dort hinter den Kulissen geschieht? Unsere Redaktion wollte genau dies für Sie in Erfahrung -

personen im Inselspital Bern begleiten.

Zum Glück muss man aber nur selten in die Notaufnahme, denn im Idealfall gibt es andere Möglichkeiten. Dabei zeigt sich: Wissen hilft! Deshalb haben wir das Dossier dieser Ausgabe dem Thema «Wissen ist gesund» gewidmet. Fragen wie: «Was kann ich selbst behandeln, wie erhalte ich schnelle Hilfe per Telemedizin und wannmuss ich wirklich ins Spital?», sind in diesem Kontext wichtig.

Auch jenseits dieses Magazins bieten wir Ihnen Hand, damit Sie sich selbst helfen können – etwa im Sanitas Portal: Unser Guide für schnelle Genesung ist Ihre Anlaufstelle für prompte und unkomplizierte Hilfe im Krankheitsfall. Innovativ, einfach und partnerschaftlich – denn dafür stehen wir.

Herausgeber Sanitas Management AG, Jägergasse 3, 8021 Zürich, sanitas.com/magazin | Kontakt Gesamtverantwortung Claudia Sebald | Redaktion Irène Maria Schäppi (Leitung), Helwi Braunmiller, Julie Freudiger, Nicole Übersetzungen Sanitas Übersetzungsdienste | Art Direction Festland AG | Detail AG| Druck Swissprinters AG | Bildnachweise Alle nicht gekennzeichneten Bilder sind Eigentum ® Erscheinungsweise 4 × jährlich in D, F, I | Das nächste Magazin erscheint im August 2023.
IMPRESSUM:
2 Binsenweisheit 3 Editorial 4 Kurz & bündig DOSSIER 6 Wissen ist gesund 8 Entscheidungen im Sekundentakt 11 Antibiotika: 5 Dinge, die Sie wissen sollten 12 TCM oder Schulmedizin? 14 Organspenden retten Leben 16 Auf den Körper hören Zusammenleben heute 20 Wo Eltern Entlastung Aus dem Leben 22 Ich bin Fabio Hausmittel 23 Aktiv sein 24 Begehrte Muskeln Wissenswert 26 Wer oder was sind Sani und Elina 27
Dr. Andreas Schönenberger CEO, Sanitas
3 EDITORIAL

In eigener Sache

Gemeinsam Papier sparen

Schon gewusst?

Vogelgezwitscher macht glücklich

Die Vorteile des Waldbadens sind bekannt. Wussten Sie aber, dass Vogelgesang ebenfalls Stress reduziert?

Eine Studie des Max-PlanckInstituts für Bildungsforschung in Berlin hat ergeben, dass fröhliches Zwitschern, Pfeifen und Trällern die Stimmung heben und sogar bei Angstzuständen helfen: «Vogelgesang hat einennoide Zustände», so der Studienleiter Emil Stobbe.

sanitas.com/ bergwald

Versicherungsangelegenheiten mit uns komplett papierlos. Steigen auch Sie im Sanitas Portal auf die digitale
Wir sind stolz, dass wir 2022 mit einem leicht positiven Jahresergebnis abschliessen sowie mehr als 50 000 neue Kundinnen und Kunden gewinnen konnten.
4
Unser Rückblick auf 2022: sanitas.com/ geschaeftsbericht

Aussergewöhnliches sofort festzuhalten, ohne ständig ein Tagebuch mit sich herumschleppen zu müssen. Diese

unterbrechen und so die mentale

57% der Schweizerinnen und Schweizer haben ein hohes bis sehr hohes Vertrauen in die Qualität unserer Lebensmittel.

Wie gefällt Ihnen unser Sanitas

Ihre Meinung interessiert uns – egal, ob Sie alle vier

wir die Inhalte noch besser auf Ihre Bedürfnisse abstimmen. Wir sind darum schon sehr aufHerzlichen

Die Zahl
Die App
Schreiben fürs Wohlergehen
sanitas.com/ ihremeinung
Magazin?
Dank! 5
6 DOSSIER

Wissen ist gesund

Know-how rund um unsere Gesundheit hilft uns, gute -

DOSSIER 7

Entscheidungen im Sekundentakt

Der Patient ist 33 Jahre alt. Kopfverletzung nach einem Sportunfall. Vor eineinhalb Stunden hat die Rega die intensivmedizinische Behandlung begonnen und noch immer ist der Patient instabil. Inmitten einer

Schockraum 1 der Universitätsklinik für Notfallmedizin im Inselspital Bern. An einem Ende des Patienten steht Sabrina Jegerlehner, die diensthabende

Ihre Konzentration ist beinahe greifbar, und trotzdem wirkt sie routiniert, entspannt. Seit sieben Jahren -

bel und stressresistent müsse man dafür schon sein, meint die Bernerin. «Man muss damit leben können, dass nicht immer alles perfekt läuft.» Eine Kollegin liest die Befunde vor. Der Patient ist stabilisiert und

Beatmung wird abgestellt. Und dann? «Dieser Patient kommt auf die Intensivstation zur Überwachung», sagt Jegerlehner.

Von null auf hundert

Es ist Freitagabend gegen 20 Uhr. Besucherinnen, Besucher und Tagespersonal des Inselspitals haben sich bereits ins Wochenende verabschiedet. Die Flure sind verwaist, die Bettenstationen wirken verschlafen. Die Universitätsklinik für Notfallmedizin aber vibriert unter Bereitschaft. Hier wartet man auf die Hektik eines normalen Freitagabends. «Diese Kurve zeigt die prognostizierte Auslastung.» Jegerlehner deutet auf ihrem Computer auf eine rote, wellenförmige Linie. «Im Moment sind wir darunter, es ist also verhältnismässig ruhig. Aber das kann plötzlich losgehen.» In Sekundenschnelle kann der Notfall

zum Bienenstock werden, lebensbedrohliche Fälle wie Unfallopfer oder Herzinfarktpatienten haben gemäss der Schweizerischen Triage Skala (SETS) erste Priorität. Die drei Schockräume, in denen in Lebensgefahr schwebende Patientinnen und Patienten direkt nach ihrer Ankunft behandelt werden, sind dann innert Minuten belegt. Weniger akute Fälle, um

30 Behandlungskojen der Universitätsklinik für Notfallmedizin kümmern, müssen warten. Noch länger müssen sich sogenannte Bagatellfälle gedulden –teils stundenlang. Und doch gibt es davon immer mehr: «Die Menschen haben verlernt, krank zu sein»,

Aber nicht nur Bagatellfälle nehmen zu, auch insgesamt ist die Patientenzahl von 38 000 im Jahr 2013 auf mittlerweile rund 60 000 pro Jahr gestiegen.

Security gehört zum Notfall-Alltag

Das bedeutet zusätzliche Betten, Räume, Medizin. -

duld aufseiten der immer zahlreicheren Patientinnen und Patienten. «Schimpfwörter, Aggressionen, Tätlichkeiten gibt es fast täglich», schildert Nicole Winkler die Folgen der Überlastung. Sie steht im Lichthof der Universitätsklinik für Notfallmedizin, wo man wiederholt Securitas-Personal patrouillieren sieht. Winkler orchestriert den Notfall, koordiniert Angestellte und Ressourcen seit zwölf Jahren. Sie redet nicht um den heissen Brei herum: «Den Mitarbeiten-

muss aufpassen, deswegen nicht die Empathie zu verlieren. Sonst kann man aufhören», sagt Winkler und seufzt. Der Frust schwingt mit.

-
Text Bild Colin Frei
8 DOSSIER
5 Tipps, um Ihre Erste-HilfeKenntnisse aufzufrischen: sanitas.com/ erstehilfe

Lebensbedrohliche Fälle haben im Notfall höchste Priorität und werden direkt nach ihrer Ankunft in Schockräumen behandelt.

Wann ist es ein Notfall?

Grundsätzlich geht man von einem Notfall aus, wenn Lebensgefahr besteht oder bleibende Schäden nicht ausgeschlossen werden können. Dazu gehören schwere Unfälle, starke Brustschmerzen, Atemnot, allergische Reaktionen, Herz-KreislaufBeschwerden, Blutungen und Ähnliches. In diesen Fällen ruft man am besten umgehend den Rettungsdienst (Tel. 144). Auf der Notfallstation wird dann mittels Triage die medizinische Dringlichkeit der Beschwerden eingestuft.

Wer hilft, wenn keine Lebensgefahr droht?

Bei nicht lebensbedrohlichen Situationen sind die Hausärztin oder das telemedizinische Angebot der Krankenkasse die erste Anlaufstelle. Sind diese nicht erreichbar, gibt die regionale Notfallnummer Auskunft. Es gilt generell auf das eigene Körpergefühl zu achten und Symptome ernst zu nehmen, gerade wenn Vorerkrankungen bestehen.

9 DOSSIER

Niemand wird ungesehen heimgeschickt

Dass es jährlich mehr Notfälle werden, ist ein Problem, erklärt auch Sabrina Jegerlehner: «Seit der Pandemie gibt es sehr viele sehr kranke Patientinnen und Patienten.» Hinzu komme die wachsende Zahl älterer Menschen mit Herzinfarkt oder Schlaganfall. Plus die vielen Personen mit medizinischen Kleinigkeiten, Fälle für den Hausarzt, den heute viele Leute nicht mehr hätten, berichtet die Oberärztin. «Da kommen Menschen mit einer Erkältung oder einem verstauchten Fuss zu uns. Diese kosten uns an hektischen Tagen dann den Kragen, weil wir zu wenig Kapazitäten haben.» Trotzdem gilt: «Wer bei uns zur als solcher behandelt.»

Jegerlehners Mobiltelefon läutet. Es ist 21.30 Uhr. Wieder wird ein Rega-Patient angemeldet, der zweite innert 30 Minuten. Ein 58-jähriger Mann mit zweimaligem Herzstillstand. «Jetzt nimmt’s doch nochmal zu», sagt sie und macht sich auf in Richtung Stützpunkt mit den 30 Behandlungskojen.

Respekt, aber keine Angst

Hier werden Patientinnen und Patienten in nicht unmittelbar lebensbedrohlichem Zustand überwacht. Darunter Jamie. Der 22-Jährige aus Zollikofen liegt im Halbdunkel. Ein Halskragen und eine Vaku-

vereist. Beim Absprung bin ich ausgerutscht und direkt auf den Rücken geknallt.» Die Diagnose: Fraktur und Verschiebung des fünften Halswirbels. Verschiebt sich der Wirbel noch weiter, ist Jamie gelähmt

Sportunfälle lassen auch die Oberärztin nicht kalt. Es ist 22.30 Uhr, Jegerlehner steht vor dem Schichtende. «Ich habe beim Sport schon mehr Respekt. Aber zu sehr darf man sich von unserem Berufsalltag auch nicht verängstigen lassen», sagt sie und hastet zum Rapport. Pünktlich kann sie dann aber doch nicht los, die Übergabe ist wichtig, denn sie garantiert, dass die Patientinnen und Patienten weiterhin gut versorgt sind. «Man koordiniert erneut, übernimmt nochmals einen Notfall und schaut, dass die Nachtschicht nicht gleich in Arbeit schwimmt. Vorher geht niemand gerne nach Hause.»

Auch im Ausland kann es passieren, dass Sie medizinische Hilfe brauchen. Sanitas Assistance unterstützt Sie dann unkompliziert und schnell.

sanitas.com/ ausland

Die Rega bringt rund um die Uhr medizinische Hilfe aus der Luft.
10 DOSSIER

Antibiotika: 5 Dinge, die Sie wissen sollten

Worauf Sie achten sollten, damit sie so

Nie eigenständig absetzen

Antibiotika wirken oft sehr schnell. Da ist die Versuchung gross, rasch wieder auf sie zu verzichten. Aber: Trotz Linderung der Symptome können sich immer noch Bakterien

dem Absetzen des Medikaments wieder vermehren – und im Anschluss sogar Resistenzen bilden. Halten Sie sich deshalb unbedingt an die Einnahmeempfehlung Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes.

Genau nach Vorschrift einnehmen

Nicht der Körper gewöhnt sich an ein Antibiotikum, sondern die Bakterien. Mit der Folge, dass das Medikament nicht mehr gegen bestimmte Bakterien hilft – hier spricht man von einer Antibiotikaresistenz. Deshalb sollten Sie Antibiotika nur dann einnehmen, wenn es wirklich nötig ist – und immer genau nach Vorschrift.

Nicht mit allen Medikamenten kombinierbar

Antibiotika können Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln haben. Deshalb ist es wichtig, die Ärztin oder den Arzt zu informieren, wenn Sie noch andere Medikamente einnehmen. Vorsicht ist zum Beispiel bei bestimmten Blutverdünnern oder Mitteln gegen Sodbrennen (Antazida) geboten. Und: Manche Antibiotika wie Rifampicin und Rifabutin beeinträchtigen die Wirkung der Antibabypille.

Nur mit Leitungswasser schlucken

Vor und nach der Einnahme bestimmter Antibiotika sollten Sie mindestens zwei Stunden keine Milch und Milchprodukte zu sich nehmen. Das Gleiche gilt für kalziumreiches Mineralwasser, -

tränke. Am besten spülen Sie das Antibiotikum mit einem Glas Leitungswasser herunter.

Gegen Viren machtlos

Antibiotika töten nur Bakterien ab. Infektionen wie Bronchitis, Grippe, Schnupfen oder eine Halsentzündung werden aber meist durch Viren ausgelöst – Antibiotika helfen bei solchen Erkrankungen nicht.

Text Illustration Joël Roth
11 DOSSIER

TCM oder Schulmedizin?

Die

Wir haben nachgefragt.

Gründerin und Geschäftsführerin der Praxis anisanis für Traditionelle Chinesische Medizin

Die TCM-Heiltherapeutin Marli Rutz arbeitet nach dem Prinzip von Biao Ben. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Krankheitsursache – in der Traditionellen Chinesischen Medizin auch Wurzel genannt. Diese wird diagnostiziert und ganzheitlich behandelt. Also mit Therapien, die auf die Person und die Krankheitsursache zugeschnitten sind, wie zum Beispiel Akupunktur, Herbalistik, Shiatsu oder Qigong.

Frau Rutz, angenommen, ich komme wegen Erschöpfung zu Ihnen. Was passiert dann? Wir beginnen mit einer Befragung. Diese dauert bei Neupatientinnen und Neupatienten jeweils 90 Minuten. Dabei geht es in der TCM nicht darum, direkt und akut die Symptome zu behandeln. Vielmehr wollen wir der Wurzel, also in diesem Fall der Ursache der Erschöpfung, auf den Grund gehen.

Wie genau läuft so eine Befragung ab? Man erkundigt sich zuerst nach dem Hauptanliegen – also nach der Erschöpfung. Da wir in der TCM immer ganzheitlich behandeln, stellen wir den Patientinnen und Patienten im Anschluss viele weitere Fragen, die deren gesundheitlichenellen Traumata oder Kindheitserlebnissen. Es gibt aber auch Fragen, die ungewöhnlich wirken können.

Welche Art Fragen sind das?

Zum Beispiel die Frage nach der Lieblingsuhrzeit oder dass ich wissen möchte, wem oder was Sie sich zuordnen. Für manche kann das die Religion, für andere der Fussballverein sein. Keine Antwort ist aber auch eine Antwort. Zudem geht es in der

Befragung auch darum, gut zuzuhören und genau zu beobachten. Wir achten sehr auf die Tonalität der Stimme, die Wortwahl, aber auch die Aufmerksamkeitsspanne der zu behandelnden Person bei der Befragung. Ferner analysieren wir die Gesichts- und Lippenfarbe und ermitteln den Körpergeruch.

an Personen, die zu Ihnen kommen? Nicht ganz. Wir begrüssen unsere Patientinnen und Patienten mit einer Umarmung. Das baut einerseits Nähe auf, hilft uns aber auch, Informationen über den jeweiligen Körpergeruch zu gewinnen. Was passiert nach der Befragung? Etwa eine Woche nach der Befragung stellen wir die Diagnose. Genauer: Wir erklären während 60 Minuten ganz genau die Ursache und sämtliche damit einhergehenden Symptome – wir sprechen hier von der inneren Landschaft. Denn in der TCM geht es um Selbster-

nach schlagen wir einen Behandlungsplan mit Therapien wie Akupunktur, Tuina oder Moxa vor, der individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten ist.

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die Schulmedizin haben überraschend viel gemeinsam – aber auch einige wichtige Unterschiede.
Text Irène Schäppi
12 DOSSIER
Mit TCM der Wurzel auf der Spur

Schulmedizin mit Blick auf die Details

Herr Jungi, angenommen, ich komme wegen Erschöpfung zu Ihnen. Was passiert dann?

Als Ihr Hausarzt gehe ich davon aus, dass ich Sie bereits kenne und weiss, wo Sie gerade im Leben stehen. Falls ich Sie aber lange nicht mehr gesehen habe, ist ein Update nötig, um zu erfahren, wie es Ihnen körperlich und mental geht. Ausserdem möchte ich wissen, ob es körperliche Symptome gibt, die auf einen Infekt oder andere mit der Erschöpfung einhergehende Erkrankungen hinweisen können. Welche Symptome können das neben Erschöpfung noch sein?

Für einen ganzheitlichen Überblick ermittelt man weitere Symptome mit einer psychosomatischen Anamnese. Anschliessend erfolgt eine körperliche Untersuchung, um weitere Befunde zu erheben. Dazu gehören etwa die Messung des Blutdrucks oder das Abhören von Herz und Lunge. Zudem kann die Gesichtsfarbe eine wichtige Rolle spielen. Worauf kann die Gesichtsfarbe hinweisen?

Ist jemand sehr blass, kann es sich um Blutarmut handeln. Hat jemand eher eine gelbliche Gesichtshaut, kann das ein Hinweis auf ein Leber- oder Gallenbla-

senproblem sein. Beides Fälle, die auch für Erschöpfung verantwortlich sein können. Das muss man dann aber im Labor genauer untersuchen.

Ist eine Laboruntersuchung für eine Anamnese immer notwendig?

Nein. Kann ich aus dem Gespräch mit meinem Gegenüber heraushören, dass der Erschöpfung eine Überforderung – beruflich oder privat – zugrunde liegt, suchen wir gemeinsam Lösungsansätze, die helfen, etwaige Stressoren zu lindern. Und wann kommt man nicht ums Labor herum?

Wenn ich aufgrund der Anamnese und körperlichen Befunderhebung zu keiner Diagnose komme. Dann muss man klären, welches die Gründe für die Erschöpfung sind. Das kann ein Eisenmangel, aber auch eine Fehlfunktion der Schilddrüse sein. Wie sieht es mit dem Verschreiben von Medikamenten aus?

Ich bin hier sehr zurückhaltend. Spazier-

reits Energie. Manchmal kann auch eine Auszeit helfen. Aber je nachdem, wo jemand steht, können Medikamente schon helfen. Wenn möglich, rate ich zuerst zu natürlichen Produkten. Es muss nicht immer Chemie sein, im Gegenteil.

Dr. med. Marc Jungi, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, Stellvertretender Geschäftsführer Sanacare AG

Marc Jungi arbeitet als Hausarzt in der Sanacare Gruppenpraxis Bern. Ihm ist wichtig, sich ausreichend Zeit für seine Patientinnen und Patienten zu nehmen und individuell auf deren Bedürfnisse einzugehen. Denn für ihn steht immer der Mensch im Vordergrund.

13 DOSSIER

Organspenden retten Leben

Wenn alle anderen medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sind Organtransplantationen manchmal die einzige Rettung: eine Übersicht mit den wichtigsten Fakten.

Text Illustration Pia Bublies

1442

Personen warteten Ende 2022 auf mindestens ein Organ. Für 83 Personen kam die Organspende zu spät.

570

Personen erhielten letztes Jahr in der Schweiz ein – oft lebensrettendes –Organ. 116 davon bekamen ein Organ aus einer Lebendspende.

2362

Nieren wurden seit 2017 transplantiert. Damit ist die Niere das Organ, das in der Schweiz am meisten gespendet wird.

Warum sich eine Organspende lohnt Eine spendende Person kann bis zu sieben Menschen helfen. Manchmal können eine Lunge oder eine Leber auch geteilt werden,

2017
Quellen: leben-ist-teilen.ch, swisstransplant.org, Eidgenössisches Departement des Innern EDI, Bundesamt für Gesundheit BAG Sektion Transplantation Direktionsbereich Gesundheitsschutz
14 DOSSIER

Wo wird transplantiert?

In der Schweiz gibt es sechs Transplantationszentren. Diese sechs Spitäler haben eine vom BAG erteilte Bewilligung.

Universitätsspital Zürich

Zürich

Inselspital Bern

Universitätsspital Bern

Centre hospitalier universitaire vaudois

Kantonsspital St. Gallen

St. Gallen

Hôpitaux universitaires de Genève

Welche Organe werden transplantiert?

In der Schweiz können sechs menschliche Organe gespendet und

NierenLeberLungeHerz

Maximale Ischämiezeit pro

Dünndarm Bauchspeicheldrüse

Ischämiezeit: Die Zeitspanne, während welcher zu transplantierende Organe oder Gewebe nicht Je kürzer die Ischämiezeit, desto besser ist die Funktion des Spendeorgans.

Widerspruchslösung

Ab voraussichtlich 2025 gilt in Sachen Organspende die Widerspruchslösung: Wer NICHT spenden will, muss dies ausdrücklich festhalten.

Jeder, der nicht spenden will, muss dies schriftlich dokumentieren und den Angehörigen mitteilen. Zusätzlich wird der Bund ein

man sich für oder gegen die Spende aussprechen kann. Die Bevölkerung wird informiert, sobald das Register bereitsteht.

Vom 1.1.2008 bis 31.12.2021 gab es lediglich sieben Transplantationen des Dünndarms.

Organ: 24–36 Stunden8–12 Stunden4–6 Stunden4–6 Stunden8–12 Stunden
Bern Lausanne
15 DOSSIER
Genf

Auf den Körper hören

Asthma, Lebensmittelallergien und Schup-

sich mit einer Erkrankung, die bleibt? Drei

wie sie gelernt haben, mit ihrer Diagnose

DOSSIER
Warnsignale des Körpers auf einen Blick. sanitas.com/ alarm
Text Bild Colin Frei 16

«Ich lebe trotz Asthma ganz normal»

«Sonne, Wärme und Salzwasser tun meiner Haut gut»

«In meiner Familie bin ich der Einzige, der von

----
--DOSSIER 17
DOSSIER
symptome -
sanitas.com/
Philipp Walser
--18
«Kein Brot, keine Milch –dieser Verzicht fällt mir leicht»
Mehr Informationen: Warum eine ambulante Spital versicherung? CHF 8.–Neu: Hospital Day Comfort
«Operiert hat mich die Chefärztin persönlich»

Wo Eltern

In der Schweiz leben gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Statistik aktuell 10 000 Kinder mit einer schweren und gegen 44 000 Kinder mit einer leichten Behinderung. Diese benötigen spezielle Fürsorge, Aufmerksamkeit und zum Beispiel in der Schule oder einer Wohngruppe. Besonders komplex wird das Zusammenleben,

Beispiel das Kind mit Cerebralparese, wenn der betreuWertvolle Unterstützung auch im Alltag

In diesen Situationen sind entsprechende Anlaufstel-

tonen unterstützt. So können Betreuungspersonen zu -

wohl zur kurzfristigen als auch zur regelmässigen Unterstützung. Weitere Betreuungsdienste im Notfall

Insieme zur Verfügung.

Pestalozzi. Noch immer gebe es allerdings zahlreiche Herausforderungen, die nicht sein müssten. Darun-

-
Die Betreuung eines Kindes mit Behinderung ist für Eltern eine Lebensaufgabe, die an den Kräften zehren kann. Zum Glück gibt es Hilfsangebote.
Text Mara Rikli und Reto Hunziker
20 ZUSAMMENLEBEN HEUTE
Auch Angehörige betagter Menschen brauchen oft Unterstützung: sanitas.com/ demenz

darum zentral.

Ohne schlechtes Gewissen verreisen

Je nach Wohnort in der Schweiz gibt es für Kinder mit-

und sogar eine Betreuung der Kinder über Nacht zu -

spot ermöglicht Kindern ab neun Jahren und Jugendselbstbestimmte Ferien.

Die Geldfrage -

Sie Tipps und Angebote, damit Sie mental gesund bleiben oder Ihre Balance wie-chings bis zu Therapiemöglichkeiten. sanitas.com/ mithilfe

21 ZUSAMMENLEBEN HEUTE

Ich bin Fabio

Schon als kleiner Junge habe ich es geliebt, auf die Bedürfnisse meiner Mitmenschen einzugehen und sie rund um ihr Aussehen zu beraten. Dass ich be-

man sie schminkt oder ihnen die Haare schneidet,

ten. Dabei stehen immer deren individuelle Bedürf--

ten eingehen, sie zum Beispiel zu einem bevorstehen-

durch den Alltag kommen. Das erfüllt mich sehr.

-

Ganz wichtig: menschlicher Kontaktlichen Alternative gesehnt – aber einer, bei der Gesundheitsberatung bei Sanitas bin ich fündig ge-

Das Beste aus zwei Weltenzung zu meiner Arbeit bei Sanitas.

Neben seiner Arbeit als Gesundheitsberater bei Sanitas unterrichtet und prüft Fabio in seiner Freizeit angehende Make-up-Artistinnen und -Artisten.
22 AUS DEM LEBEN
Aufgezeichnet von Bild Karin Heer

«Mit dem Alter nimmt die Neigung zu Verstopfungen zu. Auch gewisse Medikamente oder hormonelle Veränderungen bei Frauen können diese begünstigen. Abführmittel sind aber in der Regel keine empfehlenswerte Massnahme. Sie machen den Darm noch träger, weil sich dieser an die ‹Verdauungshilfe› gewöhnt. Besser ist es, Ernährung und Lebensstil anzupassen. Leiden Sie aber chronisch an hartem Stuhl und haben zusätzlich Bauchschmerzen, sehr starke Blähungen oder Blut im Stuhl, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.»

Was hilft bei Verstopfung?

Von einer Verstopfung oder Obstipation spricht man, wenn man weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat oder dabei stark drücken muss.

Gründe für gelegentliche Verstopfungen gibt es Bewegung bis hin zu Stress und einem ungewohn-

Was der Darm dann mag: Feigen oder über Nacht eingeweichteungsgase, die beim Verzehr

Trockenfrüchte entstehen, den Stuhl lockerer machen. Oder aber Sauerkraut, dessen Milchsäurebakterien für ein gesundes Darmklima sorgen. Gut ins tägliche Menü einbinden lassen

quellen im Wasser auf und bilden eine schleimige Masse, die den Stuhl geschmeidig macht und die Darmtätigkeit anregt. Es reicht, mehrmals

viel Wasser einzunehmen – und ein wenig Geduld zu haben: Die Wirkung tritt nach einigen Tagen ein.

Wo Hausmittel sonst noch helfen: sanitas.com/ hausmittel

HAUSMITTEL Text Katharina Rilling
EXPERTINNENTIPP Dr. med. Jemima Hegermann, Teamärztin und Medical Supervisor bei Medgate
23

Was Sie über Muskelaufbaupräparate wissen sollten: sanitas.com/ anabolika

24

Begehrte Muskeln

Immer mehr Jugendliche zieht es ins Fitnessstudio – animiert von ihren Vorbildern in den sozialen Medien und den Ansprüchen ihres Umfelds. Ein bedenklicher Trend?

Jugendliche, die nicht nur die Schulbank, sondernauch Gewichte drücken – das gehört heute zum Alltag. Auch Susi Kriemler vom Institut für Epidemiologie, Biostatistikund Prävention aus der Gruppe «Children Activity and Health» der Universität Zürich erkennt eine klare Zunahme von Teenagern im Fitnessstudio: «Vor allem junge Männer trainieren immer mehr.» Denn ein muskulöser Körper

Krafttraining als wichtige Basis «Es kursieren viele Ammenmärchen wie etwa: ‹Gewichte stemmen schädigt jugendliche Knochen oder hemmt das Wachstum›», so Kriemler. Neueste internationale Forschungsberichte zeigen aber: Wer sich genau an die Anleitungen der Instruktorinnen und Instruktoren hält, stärkt mit Krafttraining auch in jungen Jahren den Bewegungsapparat und die Knochen, wird resistenter gegenüber Schmerzen und Krankheiten, beugt Haltungsschäden vor – und tut auch der Psyche etwas Gutes. Die Kinderärztin und Sportmedizinerin bestätigt: «Früher stand Ausdauersport als Gesundheitsfaktor bei Jugendlichen im Vordergrund. Heute weiss man, dass auch Kraftsport zum gesunden Alltag dazugehört. Er ist eine wichtige Grundlage für andere Sportarten.

einempositiven Körpergefühl einfach mehr im Leben.» Die Gefahr für gesundheitliche Schäden sieht Susi Kriemler kaum. «Verglichen mit Fussball oder Handball ist die Verletzungsgefahr im Fitnesscenter gering.» Schädlich wird es

falsch trainiert wird. Auch wer sich einseitig ernährt, zu dubiosen Proteinmitteln aus dem Internet greift oder sich dopt, schadet seinem Körper.

Das richtige Einstiegsalter Grundsätzlich empfehlen Expertinnen und Experten Kindern, ohne Maschinen und nur mit ihrem eigenen Körpergewicht zu trainieren. Sie sollten also keine schweren Lasten heben, sondern einfach bestimmte Bewegungen möglichst häu-

zehn Jahren hingegen dürfen im Fitnessstudio an Geräte und Hanteln. Vorausgesetzt, sie werden fachgerecht angeleitet und betreut und üben an Maschinen in

Kraftaufbau zwei- bis dreimal die Woche statt und wird mit dem Training für andere Sportarten kombiniert. «Kinder und Jugendliche ab dem Schulalter sollten sich mindestens einmal am Tag eine Stunde sportlich betätigen und ihre Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit trainie-

EXPERTINNENTIPP

Prof. Dr. med. Susi Kriemler, Sportmedizinerin und Kinderärztin

Früh übt sich «Je früher Bewegung zum Alltag gehört und je besser das Körpergefühl dadurch wird, desto mehr Freude macht das Training. Nur wer Spass hat, wird auch langfristig dranbleiben.»

Kraft für die Kleinsten «Ich empfehle ein spielerisches ‹Krafttraining› bereits für Kleinkinder. Denn sie bauen verhältnismässig schnell Kraft auf und verbessern ihre Koordination flotter als Jugendliche oder Erwachsene.»

Ohne Geräte «Kinder sollten nicht wie kleine Erwachsene an kleinen Geräten und Hanteln trainieren – vielmehr sollen sie durch diese Betätigung einfach ihre Freude an Bewegung ausleben und nach Lust und Laune herumtoben.»

25 AKTIV SEIN

Wann werden Leistungserbringer von der Grundversicherung anerkannt ...

Im Rahmen der Grundversicherung ist das einfach geregelt: Im Krankenversicherungsgesetz (KVG), genauer im Artikel 35,-

Wer oder was sind Leistungserbringer?

Zulassungsverfahrens sind hingegen die

… und wann von der Zusatzversicherung? -

unter anderem Krankenkassen die Qualität-

das Erfahrungsmedizinische Register

die Alternativmedizin das Zulassungsver--

Rechnungen an die Versicherten zuhanden -

Versicherungschinesisch?

Unser Lexikon erklärt

sanitas.com/ wissenswert

Illustration: Joël Roth
26 WISSENSWERT

Sani und Elina auf dem Spielplatz

Die Sonne scheint, der Spielplatz lockt: Was für ein Spass! Damit

ihre Freunde wollen nämlich mit Flecken heim?

Wettbewerb

Wir verlosen drei Hängematten. Dafür musst du die Frage richtig beantworten und die Antwort an redaktion@sanitas.com schicken. Einsendeschluss ist der 16. Juni 2023.

Die Gewinnerinnen und Gewinner werden schriftlich informiert. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen.

Illustration: Michael Meister

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