Editorial
Endlich hat der Sommer in Deutschland Einzug gehalten und was im Mai noch ein sehnlicher Wunsch war, wurde im Juni Realität: Mit den steigenden Temperaturen sanken gleichzeitig die Corona-Inzidenzzahlen – Beschränkungen wurden gelockert und ein Schritt Richtung »normales Leben« möglich. Zum Start der Fußball- Europameisterschaft konnte man sich – fast von heute auf morgen – wieder mit Menschen treffen, mit ihnen feiern und ohne Test die Gemeinschaft genießen. Fast schon surreal wirkten die ersten Treffen mit Freunden in Restaurants oder Feierlichkeiten im größeren Kreis, schließlich begleiten uns Masken, Tests und Abstandsregeln nun schon weit mehr als ein Jahr. Doch im Gegensatz zum privaten Leben, das aktuell wieder Fahrt aufnimmt, kommen einige Baustellen aktuell zum Erliegen. Was vor einigen Wochen noch das »Worst Case«-Szenario war, ist nun an vielen Stellen bittere Realität geworden: Kurzarbeit trotz guter Auftragslage und Baustopp trotz vollem Terminkalender – die sich zuspitzende Material-Knappheit sorgt für große Probleme in der Bauwirtschaft. Laut dem Zentralverband des deutschen Handwerks kämpfen mittlerweile mehr als die Hälfte der befragten Handwerksbetriebe mit Problemen bei der Materialbeschaffung. Am häufigsten fehlen Metalle sowie Holz und Kunststoffe. Und wenn Material verfügbar ist, sind die Preise dafür oft explodiert. Dass die Baufirmen diese drastischen Preiserhöhungen nicht lange kompensieren können, ist klar. Daher spürt es nun auch der Endkunde. Neben Lieferzeiten von 20 Wochen und mehr für Produkte aus Holz, steht oft auch der Zeitplan für das Eigenheim auf der Kippe. Ohne Stahl keine Bodenplatte, ohne Holz keine Module für das Fertighaus. Zudem müssen Bauherren für die knappen Produkte, wie beispielsweise Dämmmaterial, deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. Eine Entspannung der Situation ist aktuell nicht in Sicht – und eine schnelle Lösung lässt sich auch nicht einfach aus dem Ärmel schütteln.
Juni 2021 6
AL EX AN DR AK AST L
Die Bauwirtschaft hat ein Problem… und das ist nicht Corona
Dieser Meinung ist auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), der dem baustoffPARTNER Rede und Antwort stand zum Thema Rohstoff-Knappheit. Seine Hoffnung ist, dass die Verfügbarkeit der Baumaterialien im zweiten Halbjahr 2021 wieder »ins Gleichgewicht« kommt. Allerdings sei das Problem bei global gehandelten Produkten – wie Erdöl oder Stahl – dementsprechend ein globales und nicht nur ein deutsches Problem. Das gesamte Interview mit Felix Pakleppa lesen Sie in unserer Rubrik »Im Blickpunkt« (Seite 12). Dass sich die aktuelle Lage schnell wieder entspannt, ist nicht nur für die Baubranche, sondern für die gesamte deutsche Wirtschaft von enormer Bedeutung. Schließlich ist das Bauhandwerk eine tragende Säule und war bzw. ist nicht nur während der Corona-Pandemie einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Mit welchen Produkten und Innovationen die Baubranche für eine erfolgreiche Zukunft sorgen möchte, das lesen Sie in der JuniAusgabe des baustoffPARNTER. Neben vielseitigen Berichten über sämtliche Gewerke finden sie in dieser Ausgabe auch unseren Sonderteil »Die branchenSPEZIALISTEN«. Darin stellen Unternehmen der Baustoff-Branche ihre Produkte, Neuheiten, Lösungen und Dienstleistungen vor – alles für den professionellen Einsatz im Bauhandwerk, kompakt aufbereitet auf 20 Seiten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Christine Seif Chefredakteurin
Editorial