Spring Issue Schlossseiten Magazin 2020

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Foto: Shutterstock.com

DIE ROSE

KÖNIGIN DER BLUMEN „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, sang einst Hildegard Knef mit ihrem sehr speziellen Timbre, und schon steigt in der Fantasie des Zuhörers ein romantisches Bild auf. Die meisten Menschen mögen Rosen. Aber wie kam es, dass die Rose unter den zahllosen Blumen eine so großartige Karriere machte und zur „Königin der Blumen“ avancierte?

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ie Rose zählt zu den ältesten Zierpflanzen der Menschen, sie ist so alt wie die menschliche Kultur selbst und wurde schon immer als Blume geschätzt. Doch noch bevor man sie wegen ihrer Farbe, ihres Duftes und ihrer besonderen Schönheit züchtete, soll sie als Nahrungsmittel gedient haben. Wild wachsende Rosen gibt es überall im gemäßigten Klima, aber die kultivierten Sorten kamen vor allem aus China und Persien. Sie verbreiteten sich im Mittelmeerraum und traten so ihren Siegeszug durch ganz Europa an. Man mag es kaum glauben, aber bereits aus dem Tertiär sind eindeutige Funde der Gattung Rosa erhalten. Fossile Rosenfunde, deren Alter man auf 25 Millionen Jahre datierte, wurden in den Rocky Mountains freigelegt und zeigten, dass die Rosenpflanze noch älter ist als ursprünglich gedacht. In der griechischen Götterwelt der Antike wird die Rose als Attribut von Aphrodite, der Göttin der Liebe, beschrieben, und schon erschließt sich einem die Symbolbedeutung roter Rosen als Liebesgruß. Von Königin Kleopatra sagt man, dass sie ihren Liebsten Marcus Antonius in einem Raum empfangen haben

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soll, der kniehoch mit Blütenblättern von Rosen bedeckt war. Was für ein Auftritt! Als die Rose das römische Imperium erreichte, wurde sie bald zu einem begehrten Luxusgut. Eine besondere Rolle spielte sie während opulenter römischer Festmahle: Die Gäste rieben sich mit duftendem Rosenöl ein, schritten auf Rosenblütenteppichen zur Tafel und dekorierten ihre Weingläser mit schwimmenden Rosenblättern. Legendär war das Fest „sub rosa“ von Kaiser Nero, bei dem im Goldenen Palast Rosenblätter, Blüten und Rosenöl von der Decke rieselten. Nach Rosen duftender Wein wurde zum Mahl kredenzt und die Gäste konnten ausgiebig in Rosenwasser baden. Kein Wunder, dass das Volk solche Feste bald als Ausdruck von Dekadenz und Lasterhaftigkeit empfand. Aber die Symbolbedeutung der Rose als Blume der Schönheit und der Liebe hat sich seit damals über 2000 Jahre erhalten. Im Mittelalter wechselte die Symbolik, und die weiße Rose stand bei den Christen für die Reinheit der Jungfrau Maria. Von der Rosa Rubiginosa, der Weinrose, glaubte man damals, dass sie von einem Blutstropfen Jesu abstamme, der aus der Dornenkrone zur Erde gefallen war.


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