Spring Issue Schlossseiten Magazin 2020

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Fotos: Marianne Majerus, aus: Gärten an den italienischen Seen, Gerstenberg Verlag

Isola Bella – im Reich des Conte Borromeo am Lago Maggiore

GÄRTEN AN DEN ITALIENISCHEN SEEN STEVEN DESMOND UND MARIANNE MAJERUS (GERSTENBERG VERLAG, 2016)

W

eißt du, wo wir gerade gewesen sind?“, fragte mich eine weitgereiste, gut gelaunte Freundin. Neben den üblichen Wochenendtrips nach London, Paris und Rom fielen mir nur exotische Reiseziele ein. Deshalb war ich sehr erstaunt über ihre Antwort: „Nein, diesmal hat es uns nicht in die Ferne gezogen, aber wir haben etwas Besonderes entdeckt: die ober­ italienischen Seen!“ Bevor ich noch einwenden konnte, dass sie diesmal aber nicht sehr weit gekommen wären, setzte sie schon fort mit einer Lobeshymne auf die fantastischen Gärten am Comer See und am Lago Maggiore im Norden Italiens, die zwar für ihre Schönheit und für ihre abwechslungsreiche Landschaft berühmt, aber von normalen Reisenden noch weitgehend unentdeckt seien. Dafür weht ein historischer Hauch über diese Landschaften rund um den Comer See, der von hohen Bergen eingeschlossen ist und wunderschöne Gärten auf seinen Felsvorsprüngen und Terrassen ausgebrei­ tet hat. Dagegen wirkt der Lago Maggiore wie ein kleines Binnenmeer mit charmanten Uferorten und herrschaftlich herrlichen Gärten auf den Inseln. Beide

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SCHLOSSSEITEN

Seen sind von Palais, Villen und großen klassischen Hotels gesäumt und beherbergten, als Fern- und Flug­ reisen noch nicht en vogue waren, prominente Gäste, Schriftsteller, Komponisten und vornehme Adelige. Die Gärten atmen nach wie vor den Glanz der Gartenplanung des prachtvollen Barocks mit poetischen Visionen von Romantik und später – im 19. Jahrhundert – britisch beeinflusster Landschaftsgestaltung. Die Vielfalt der Pflanzen ist ebenso legendär wie die verschiedensten Persönlichkeiten, die diese Gärten im Laufe der Zeit besaßen und prägten. Von altbekann­ ten Aristokratenfamilien, Mailänder Granden, napoleonischen Gefolgsleuten und vergnügungshungrigen Exilanten reicht der Bogen der Besitzer. Kein Wunder also, dass man auch heute noch neben noblen Unterkünften und der bekannt guten italienischen Küche Ausflugsziele der Sonderklasse findet. „Aber weißt du, bevor ich dich mit meinen bilderlosen Erzählungen langweile, sag’ ich dir noch, wie ich überhaupt auf die oberitalienischen Seen gekommen bin: Es war ein tolles Buch, das mich dorthin geführt hat!“


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