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Maschine Mensch – die Utopie 3:29. Marathon in Frankfurt
MASCHINE MENSCH – die Utopie von 3:29 beim Marathon
Auch unseren Mitgründer Alex hat – ganz im Schwunge dieser Ausgabe – die Utopie erfasst, den menschlichen Körper, und zwar den eigenen, in eine Maschine zu verwandeln.Eine Maschine, die - präzise und im raschen Gleichschritt - 42,195 km zu bewältigen vermag...und das in weniger als dreieinhalb Stunden. Zugegebenermaßen wird an dieser Aufgabe schon etwas länger getüftelt, nämlich seit dem klassischen Tor zur Midlife-Crisis, dem 39. Geburtstag.Seit dem Abfassen des hehren Vorsatzes im Jahr 2014, sind inzwischen fast 6.000 Kilometer in Laufschuhen zusammengekommen und drei Marathons absolviert worden, der letzte in der vergangenen Woche. Und wieder hat es nicht ganz gereicht, denn die Zielgerade in der Frankfurter Festhalle wurde erst nach 3:31:15 erreicht, genau 76 Sekunden über den »magischen« 3:29:59...Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit einem gar nicht so enttäuschten, dafür aber etwas ungelenken Alex die fünf spontan wichtigsten Fragen rund ums Marathonlaufen zu erörtern.
WAS TUT NACH 42 KM RENNEN EIGENTLICH AM MEISTEN WEH?
Alex: Mir tun heute eigentlich nur die Oberschenkel weh, die aber dafür schon ganz ordentlich. Treppenlaufen macht keinen Spaß, runter ist schlimmer als hoch. Das dürfte sich aber in zwei Tagen erledigt haben...hoffe ich zumindest. Wir hatten in Frankfurt leider kein Glück mit dem Wetter und bei ca. sechs Grad Celsius in Verbindung mit starkem Wind war´s diesmal noch etwas anstrengender als sonst. Ich hatte aber glücklicherweise nur muskuläre Probleme in den Oberschenkeln und zeitweise auch in den Waden. Und das trotz Saure-Gurken-Wassers, das ich mir im Vorfeld extra abgefüllt hatte, um es an der Strecke von meiner Frau gereicht zu bekommen... angeblich hilft das sofort gegen Krämpfe. War bei mir nicht so. Die anderen Schmerzklassiker beim Marathon wie blaue Zehen, die später ausfallen, blutige Brustwarzen durch Reibung mit dem Shirt oder Magenverstimmung in Verbindung mit Durchfall kann man ganz gut verhindern, wenn man sich vor dem Start großzügig mit Vaseline einreibt und alles, was man während des Rennens zu sich nehmen will (z.B. Wasser, Hydro Gel mit Kalorien, Bananen oder eben Saure-Gurken-Wasser) vorher schonmal beim Laufen zu sich genommen hat. Dann weiß man, was der Magen abkann. Grundsätzlich gilt aber: Pain is weakness that leaves your body!
SEHR HILFREICHE TIPPS. DAS KLINGT JA WIRKLICH GRUSELIG. WARUM LÄUFT MAN EIGENTLICH DIE GANZE STRECKE UND BELÄSST ES NICHT BEI, SAGEN WIR, EINEM HALBMARATHON MIT 21,1 KM, WAS JA AUCH SCHON MÄCHTIG VIEL IST?
Alex: Mit dem Halbmarathon kann man ja anfangen. Den schafft man eigentlich auch ganz gut, wenn man vorher ab und zu mal 10-12 Kilometer gejoggt ist. Erst beim »ganzen«Marathon kommt aber der Reiz hinzu, die eigenen Grenzen der Physis zu verschieben. Denn die 42km gehen nicht ohne Training und erhebliche Disziplin. Wenn es dann geschafft ist, ist es aber einfach großartig. Mein erster Zieleinlauf bei einem Marathon war einer der emotional schönsten Momente in meinem bisherigen Leben. Auch die Kameradschaft vor dem Start und auf der Strecke machen Spaß, die Anfeuerung durch Zuschauer und Bands an der Strecke der City-Marathons. Ich bin halt ein Mensch, der Freude an langfristigen Projekten hat, die ruhig auch zäh sein dürfen. Außerdem kann man in der har- ten Trainingsphase mit den 6-10 langen Läufen zwischen 25 und 35km Länge alles essen, was man möchte (und gerne auch zwei Teller) und nimmt trotzdem eher ab.
OK, DAS KANN ICH NACHVOLLZIEHEN. WENN ICH KURZ VOR DEM 40. AUCH EINE MARATHONKARRIERE STARTEN MÖCHTE (NAHEZU AUSGESCHLOSSEN UND IST JA AUCH NOCH SEHR LANGE HIN), WAS WÄRE IM RAHMEN DER VORBEREITUNG ZU TUN UND ZU BEACHTEN?
Man sollte zuerst ein Belastungs-EKG machen, um ernsthafte gesundheitliche Risiken auszuschließen. Außerdem sollte man darauf achten, dass man bei den ersten längeren Läufen keine Probleme mit dem Knie oder der Achillessehne bekommt, denn die könnten chronisch werden und nicht jeder Körper ist für den Marathon gemacht – dafür vielleicht aber für etwas anderes, genauso forderndes. Gute Schuhe sind sehr wichtig und man sollte auch nicht nur ein Paar haben, sondern eine Auswahl, damit sich kein einseitiges Bewegungsmuster einschleicht. Auch Microfaser-Kleidung macht sich, insbesondere bei Regen, sehr viel besser als Baumwolle. Also in gutes Equipment lieber etwas mehr investieren - auch eine Laufuhr macht Spaß, um den eigenen Fortschritt zu tracken. Und wenn man dann alles eingekauft hat, muß man eben viel laufen...je nach Zielzeit mindestens 40-50 km pro Woche während der 16(!) Wochen vor dem Rennen. Außerdem sollte man nebenbei Krafttraining zur Stärkung des Rumpf und auch der Oberschenkel machen. Hätte ich das etwas enthusiastischer verfolgt, wäre ich diesmal sehr sicher unter 3:30 gelaufen.
GIBT ES NEBEN DER KÖRPERLICHENBEANSPRUCHUNG IM TRAINING WEITE-RE RISIKEN IM KONTEXT MARATHON?
Ein verständnisvoller Partner bzw. eine ebensolche Partnerin ist natürlich wichtig, denn für das Training geht schon viel Zeit drauf und nach einem 30km Vorbereitungslauf am Sonntag ist der Tag zumindest bei mir auch ziemlich gelaufen. Wenn man sehr viel läuft, kann das irgendwann auch Auswirkungen auf die berufliche Leistungsfähigkeit haben, denn ein »total platter« Körper denkt auch nicht mehr so gut.
Und bei einigen besteht auch noch die Gefahr des Süchtigwerdens oder – noch schlimmer – des Upgrades auf Triathlon bzw. Ironman. Da bleibt dann nicht mehr viel Zeit für irgendetwas anderes und so ganz gesund ist´s wahrscheinlich auch nicht. Ich bin aber nicht gefährdet, weil ich ein lausiger Schwimmer bin. Ein Rennrad hätte ich im Keller...
WIRD DEINE MARATHON-KARRIERE WEITERGEHEN?
Meine Marathon-»Karriere« soll schon weitergehen. Glücklicherweise haben die Kollegen von der Asics Family, die auch diesen Lauf in Frankfurt unterstützt haben, mir weitere Startplätze bei tollen City Marathons z.B. in Mailand oder Florenz in Aussicht gestellt. Das reizt mich schon sehr. Außerdem muß ich irgendwann noch die 3:29:59 knacken. Das interessiert zwar niemanden außer mir, mich aber dafür außerordentlich! Anschließend möchte ich weiter lange Strecken laufen, aber dann vom mittelambitionierten Breitensport in den gemütlichen Breitensport wechseln.
DIE TEILNAHME AM LAUFWURDE BEREITGESTELLTVON ASICS DEUTSCHLAND