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Neue Industrialisierung - Künstliche Intelligenz in der Arbeitwelt

Kollege Robo,

ÜBERNEHMEN SIE!

TEXT: ANDRÉ BOSSE

Im Zeitalter von Industrie 4.0 schlägt die Stunde der Künstlichen Intelligenz. Sie erledigt viele Jobs schneller und besser, als ein Mensch es könnte. Werden wir nun alle arbeitslos? Nein, es entsteht eine kreative und kooperative Arbeit mit neuen digitalen Kollegen.

PEPPER

Der neue Kollege trägt den Namen PEPPER, eine lange Einarbeitungszeit in den schwedischen Büros des Touristikkonzerns TUI benötigt er nicht. Pünktlich um neun Uhr legt er mit der Arbeit los: Pepper recherchiert nach Reisezielen und durchforstet Kundenbanken. Kaffee? Braucht er nicht. Schlechte Laune? Hat er nie. »Pepper ist ein angenehmer Kollege«, sagt Christopher Riddersäter, sein Chef. Der kleine Kerl geht dem Leiter der TUI-Abteilung für Künstliche Intelligenz nur bis zum Bauchnabel, ist strahlend weiß und rollt durch die Büros. Pepper ist ein Roboter, eine KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (KI). Aber für die Mitarbeiter von TUI in Stockholm ist er wie ein echter Kollege, mit Stellenprofil und festen Arbeitsaufträgen.

KI-KOLLEGEN

Das Beispiel aus Schweden zeigt: Das Zeitalter, in dem Menschen mit KI-KOLLEGEN zusammenarbeiten, hat begonnen. Dass Roboter in Unternehmen tätig sind, ist nichts Neues. In den Produktionshallen der Autobauer stehen seit vielen Jahren riesige Roboterparks, in denen von Computern gesteuerte Greifarme wie von Geisterhand Fahrzeuge zusammenbauen. Diese Art der automatischen Produktion steht für die dritte industrielle Revolution – oder auch: INDUSTRIE 3.0. Die Zählweise beginnt rund um das Jahr 1800, als die Menschen erste Maschinen erfanden. Das war die Geburtsstunde der INDUST-RIE 1.0. Der nächste Schritt folgte, als Unternehmen die ersten Fabriken konzipierten und ihre Leute am Fließband und im Akkord arbeiten ließen. Man spricht von INDUSTRIE 2.0. Dann kamen zur INDUSTRIE 3.0 die Computer und Automaten, und nun steht die nächste Stufe an. Auch diese vierte industrielle Revolution wird dafür sorgen, dass sich die Arbeit wandelt. Nun kommt die KI ins Spiel – aus Robotern werden Kollegen, mit denen wir kommunizieren.Angetrieben wird der Wandel von der Digitalisierung, die heute jeden Lebensbereich prägt. Wir daten heute anders als noch vor zehn Jahren, wir schauen anders fern, kaufen anders ein, kommunizieren auf komplett neue Art. Genauso so radikal ändert sich die Arbeit in vielen Unternehmen – mit dem Unterschied, dass dort weder Tinder noch Netflix oder Instagram eine Rolle spielen, sondern Software-Plattformen, die zwei Merkmale aufweisen: Erstens sammeln sie eine riesige Menge an Informationen, man spricht von BIG DATA. Zweitens steckt in ihnen eine KÜNSTLICHE INTELLIGENZ, die diese Daten analysiert und nutzbar macht. Das ist deshalb so wichtig, weil die Datenmasse so groß ist, dass kein Mensch mehr dahinter steigt. Spannend wird es an dem Punkt, wo die KI und die Mitarbeiter miteinander in Kommunikation treten. Man spricht von der MENSCH-MASCHINE-SCHNITTSTELLE. Amazons sprachgesteuerte »ALEXA« ist ein simples Beispiel, wie das funktionieren kann: Der menschliche Nutzer gibt eine Aufgabe vor, die KI befolgt sie. Das ist im Alltag praktisch, in den Firmen übernimmt die KI aber bereits heute deutlich komplizierter Jobs, die sie schneller, genauer und zielgerichteter erledigt, als ein Mensch das könnte. BEDEUTET DAS, DASS DIE KIDEN LEUTEN DIE ARBEIT WEGNIMMT? Ja, das sehen wir schon heute, sogar in Anwaltskanzleien, wo bestens ausgebildete Juristen tätig sind. Schneller als jeder Anwalt kann die KI Akten durchsuchen, Daten sammeln, die Lage bewerten. Der Vorteil für Juristen: Sie müssen diese eher langweilige Routinearbeit nicht mehr erledigen. Aber was machen sie stattdessen? Verlieren sie ihren Job? Nicht, wenn sie die Zeit nutzen, um kreativ zu sein. In der Zukunft kommt es darauf an, das Können der KI zu nutzen, um INNOVATIVE LÖSUNGEN oder NEUE GESCHÄFTSMODELLE zu entwickeln. Wie das funktionieren kann, zeigt das juristische Portal FLIGHTRIGHT.DE: Es bietet Flugpassagieren an, vollkommen ohne Risiko Entschädigungen einzuklagen, wenn sich ein Flug deutlich verspätet. Flightright erhält nur dann einen Anteil, wenn die Fluggesellschaft zahlt. Hinter der Geschäftsidee steckt Künstliche Intelligenz: Eine LEGAL-TECH-SOFTWARE überprüft rasend schnell die Gründe für verspätete Flüge, vergleicht Daten, prüft die Ansprüche, formuliert die Klageschriften. Ohne Big Data und KI würde ein solches Unternehmen keinen Sinn machen. Was zeigt: DAS MITEINANDER ZWISCHEN MENSCH UND MASCHINE BRINGT NEUE CHANCEN.

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