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INHALT
04
WIRTSCHAFT economy
4 Good Food: Nachhaltigkeit, Klima und Gesundheit 8 Konsumentinnen und Konsumenten von heute: sensibel, bewusst und eigenverantwortlich 14 Blackout in der Lebensmittelindustrie –vorbereitende Maßnahmen und Aktivitäten 16 AMA zeigt Haltung 20 Kostensteigerungen in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie 24 Zum Gedenken an Dietrich Mateschitz, 1944–2022 26 TECHNIK technology 26 Weichmacher in Deckeldichtungen 27 MOAH: Strenge Grenzwerte rücken näher 28 STIP: Einer für alles 30 Trends bei Getränken 32 Gemeinsames Ziel: Nachhaltige und innovative Verpackungen 34
WISSENSCHAFT
science 34 BOKU: 150 Jahre Wissenschaft und Nachhaltigkeit 37 Chemische und rheologische Eigenschaften von Mehlmischungen aus Weizen und Alternativgetreide 40 Sensorikbasierte Ernährungsschulungen für Kinder: Warum? Wozu? Wie? 45 Stress im Familiensystem – ein gewichtiger Faktor für Kinder 47 RECHT law 47 Bezeichnungen von Lebensmittelzutaten – Verbraucherverständnis als Beurteilungsgrundlage 50 Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Lebensmittelwirtschaft steht Ende 2022 vor großen Herausforderungen: von der anhaltenden Energiekrise über die enorme Preissteigerung bei Rohstoffen bis zu den Engpässen bei Lieferketten. Wie ein internationales Unternehmen damit umgeht, beschreibt Cédric Boehm, CEO von Nestlé Österreich, im Gespräch.
Mit der letzten Ausgabe für heuer geht eine Ära zu Ende: Nach 30 Jahren im Einsatz für die Lebensmittelindustrie – 15 Jahre davon als Geschäftsführer des Fachverbands –beschreitet Michael Blass einen neuen Lebensabschnitt. Seine Funktion als Chef der AMA-Marketing übergibt er Christina Mutenthaler. Wir freuen uns, beide für ein Doppelinterview gewonnen zu haben. Zudem danken wir Michael Blass für seine unschätzbaren Verdienste als langjähriger Chefredakteur von DIE ERNÄHRUNG während seiner Fachverbandstätigkeit. Er entwickelte die Fachzeitschrift entscheidend weiter und festigte ihre Position in der Lebensmittelcommunity. Das Redaktionsteam wird diesen Weg gewissenhaft fortsetzen.
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir erholsame Feiertage, viel Gesundheit und einen gelungenen Jahreswechsel. 2023 erwarten Sie in unserer Zeitschrift DIE ERNÄHRUNG wieder spannende Themen. Bleiben Sie uns gewogen!
Katharina Koßdorff
volume 46 | 06. 2022 e rnährung | n utrition
G OOD
NACHHALTIGKEIT, K LIMA UND GESUNDHEIT
die eRnähRunG sPRAch miT cédRic boehm, GeschäFTsFühReR nesTlé ÖsTeRReich, übeR die VielFälTiGen heRAusFoRdeRunGen unseReR
ZeiT: enoRme PReissTeiGeRunGen bei RohsToFFen, eneRGie, VeRPAckunGen, ZWeisTelliGe inFl ATionsRATen, die siTuATion miT dem lebensmiTTeleinZelhAndel und Welche sTRATeGien dAbei ein inTeRnATionAles mARkenARTikel-unTeRnehmen VeRFolGT, dAs seiT 140 JAhRen in ÖsTeRReich PR äsenT isT. WeiTeRe Themen: nAchhAlTiGkeiT, eRnähRunGsbildunG und PRoduk TenTWicklunG.
osk AR WAWschinek
Die Ernährung: Als internationales Markenartikel-Unternehmen bieten Sie „von globalen Ikonen bis hin zu lokalen Favoriten“ eine breite Vielfalt an Lebensmitteln an. Welchen strategischen Linien folgt da Nestlé?
Cédric Boehm: Die wichtigsten Geschäftsbereiche für Nestlé in Österreich sind Kaffee und Tiernahrung. Strategisch ist aber auch das pflanzliche Produktsegment von großer Bedeutung für uns – damit zahlen wir auch in unsere globale Klima-Roadmap ein. Oft nicht bekannt in Österreich: Wir haben auch ein Health Science Business. Hier geht es um Produkte für spezielle Ernährungsbedürfnisse – unsere Partner hier sind Apotheken und Krankenhäuser. In diesem Bereich hat Nestlé in den letzten Jahren auch viele spannende Akquisitionen getätigt.
Gibt es spezielle strategische Ansätze für Österreich?
Boehm: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Wir teilen diese Prioritäten mit unseren Kunden, Lieferanten und Partnern. Nestlé hat dafür globale Strategien und Ziele, zu denen wir als österreichi-
sche Tochtergesellschaft unseren Beitrag mit Ambition leisten.
Derzeit sind Inflation und Preise speziell bei Lebensmitteln ein heiß diskutiertes Thema. Welche Auswirkungen haben die Situation bei Rohstoffen, Energie und Lieferketten etc. auf die Produktion und die Kosten?
Boehm: Der gesamte Lebensmittelsektor ist mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. Die Gründe für diesen starken Anstieg sind vielfältig –globale Lieferkettenprobleme, der Krieg in der Ukraine, steigende Energiekosten, Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft. Bei so vielen Variablen gibt es – vor allem kurzfristig – keine einfachen Lösungen für irgendjemanden entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette.
Wie gehen Sie als internationales Unternehmen mit diesen Herausforderungen um?
Boehm: Das Komplexe an der heutigen Situation ist, dass wir mit sehr vielen Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert sind. Was die enormen Kostensteigerungen angeht, so setzen wir alles
daran, kostensparende Maßnahmen und Effizienzsteigerungen zu finden. Es wird aber weiterhin wichtig sein, in die Zukunft zu investieren, dabei muss man sich auf die richtigen Dinge fokussieren. Als internationales Unternehmen mit Aktivitäten in verschiedenen Produktkategorien und auf allen Kontinenten haben wir dafür die nötigen Ressourcen. Wir werden in die Entwicklung der Produkte unter den Aspekten der Nachhaltigkeit, des Klimas und der Gesundheit investieren.
Auf der einen Seite stehen enorme Preissteigerungen und auf der anderen Seite die Lebensmittelhändler, die sich selbst als „Hüter der Preise im Auftrag der Konsumenten“ darstellen. Da werden über Medien Begriffe wie „Gier-Konzerne“ verwendet. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Boehm: Wir sitzen alle in einem Boot, was die ungewöhnlich hohen Preissteigerungen angeht. Wichtig für uns ist es, einen lösungsorientierten Zugang zu verfolgen und sicherzustellen, dass unsere Marken und Produkte weiterhin für die Menschen und ihre Haustiere zugänglich sind.
Wie hat sich die starke Inflation auf die Umsätze ausgewirkt? Werden manche Produkte/Produktgruppen jetzt stärker oder weniger stark nachgefragt?
Boehm: Wir sind ein Unternehmen, das für Konsumenten jeder Kaufkraft da ist. Es ist Teil unserer Unternehmensstrategie, unsere Kon-
sumentinnen und Konsumenten zu verstehen und relevante Produkte zum richtigen Preis anzubieten. Wir sehen weiterhin eine starke Nachfrage nach unseren Produkten, aber natürlich machen wir uns auch Gedanken über unser Portfolio, auch welche Formate wir anbieten.
about
Zum Unternehmen
von globalen Ikonen wie Nescafé oder Nespresso bis hin zu Innovationen im Health Science Bereich.
Nestlé ist das weltweit größte Unternehmen für Lebensmittel und Getränke mit Standorten in 186 Ländern. Rund 276.000 Mitarbeitende setzen sich täglich auf der ganzen Welt dafür ein, die Lebensqualität zu steigern und zu einer gesünderen Zukunft beizutragen. Nestlé bietet eine große Anzahl an Produkten und Dienstleistungen für Mensch und Tier in allen Lebenslagen an. Dies umfasst über 2.000 Marken
Der Hauptsitz von Nestlé ist in Vevey, wo das Unternehmen vor über 150 Jahren in der Schweiz gegründet wurde.
Nestlé in Österreich mit Hauptsitz in Wien hat ca. 760 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 21 Standorten und besteht seit 1879. Wichtigste Marken: NESPRESSO, NESCAFÉ, NESCAFÉ
DOLCE GUSTO, MAGGI, WAGNER, PURINA, BEBA, KITKAT, THOMY, SMARTIES, GARDEN GOURMET, NESQUIK.
Wie sehen Sie den österreichischen Markt? Gibt es hier im internationalen Vergleich spezielle Entwicklungen oder Tendenzen?
Boehm: Österreich hat einige Besonderheiten. Es gibt eine hohe Einzelhandelsdichte. Kaffee hat eine besondere Bedeutung. Die Menschen hier legen sehr viel Wert auf Regionalität und auf Bio. Auch das Interesse an pflanzenbasierten Produkten ist groß. Hier können wir mit unserem breiten Portfolio auf jeden Fall punkten.
Wie sehen Sie die Bedeutung des Binnenmarkts? Was würden Sie sich für die Zukunft von der EU-Politik wünschen?
Boehm: Für uns steigt die Bedeutung weiterhin, die Chancen und Möglichkeiten des europäischen Binnenmarkts zu nützen – das sehen wir auch so für die gesamte europäische Branche. Harmonisierte Regelungen sind in vielen Bereichen von Vorteil –nicht nur für uns, sondern auch für die Konsumentinnen und Konsumenten. Die Ausrichtung der Ressourcen nach den Chancen und Vorteilen des Binnenmarkts bietet auch eine wesentliche Gestaltungsrichtlinie.
Wie gehen Sie mit den zunehmenden Ansätzen zur Regulierung von Lebensbereichen, speziell im Hinblick auf Lebensmittel und Getränke, um? Die Bandbreite reicht vom Zuckergehalt bis zu Werbeverboten speziell für Kinder
…
Boehm: Wir verpflichten uns freiwillig zu strengen Richtlinien in Hinblick auf Marketingaktivitäten für Kinder und bewerben daher nur Produkte, die einem bestimmten Nährwertprofil entsprechen, bzw. folgen Einschränkungen, was das Alter angeht. Ernährungsbildung ist ein wichtiger Baustein, ebenso unterstützen wir mehr Transparenz bei der Nährwertkennzeichnung, etwa mittels dem Nutri-Score, um den Konsumentinnen und Konsumenten eine gesündere Kaufentscheidung zu erleichtern.
Könnte eine verstärkte Ernährungsbildung helfen, dass die Menschen einen besseren Zugang zum Thema Ernährung entwickeln?
Boehm: Ernährungsbildung hat in der Tat eine wichtige Rolle zu spielen, und wir setzen uns auch für gesunde Ernährung und Ernährungsinformation ein – besonders mit Blick auf Kinder. Gemeinsam mit unabhängigen Partnern unterstützen wir Initiativen zur Ernährungsbildung von Kindern. In Österreich konkret arbeiten wir mit SIPCAN für das Schulprojekt „Jausentiger“.
Sie positionieren Nestlé zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit. Auf der Webseite steht sinngemäß: „Good food, Good life. Sich für eine klimaneutrale Zukunft fitmachen. Mit Teamgeist und Mut für Veränderungen gehen viele unserer Marken diesen Weg bereits und zeigen, wie sie das Ziel ‚Mehr Nachhaltigkeit‘ umsetzen.“ Welche Maßnahmen werden da gesetzt?
Boehm: Zum einen setzen wir Maßnahmen durch unser Portfolio: Wir haben eine rein pflanzenbasierte Marke – Garden Gourmet –, aber auch in anderen Produktkategorien erweitern wir unser Sortiment um pflanzenbasierte Produkte. Veganer Thun-Visch, veganer Ei-Ersatz oder veganes KitKat, aber auch vegane Kaffeekapseln, um ein paar Beispiele aus jüngster Zeit zu nennen. Viele Maßnahmen passieren aber vor Ort, dort, von wo wir unsere landwirtschaftlichen Rohstoffe beziehen. Nehmen wir Kaffee als Beispiel. Der Klimawandel setzt auch Kaffeeanbaugebiete unter Druck. Im Rahmen des NESCAFÉ Plans unterstützt NESCAFÉ, die größte Kaffeemarke von Nestlé, Kaffeefarmerinnen und Kaffeefarmer mit Schulungen und technischer Hilfe dabei, sich auf regenerative Landwirtschaft umzustellen. Das tun wir vor allem in den wichtigsten Herkunftsländern Brasilien, Vietnam, Mexiko, Kolumbien, Elfenbeinküste, Indonesien und Honduras. Aus diesen Ländern stammen 90% des Kaffees für die Marke.
Wie hoch ist der Aufwand für Produktentwicklung – sowohl bei bestehenden als auch bei neuen Produkten?
Boehm: Nestlé investiert jährlich weltweit 1,7 Milliarden Schweizer Franken (rund 1,7 Milliarden Euro) in Forschung und Entwicklung. Mit weltweit mehr als 23 Standorten und 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Zur Person
Biographie Cédric Boehm absolvierte ein Wirtschaftsstudium an der HEC Lausanne und sammelte breite Erfahrung in diversen Manager-Positionen, darunter Finance Controller bei der Swatch Group, Product Manager bei Knorr Nährmittel AG, Marketing Manager bei Danone und Vice President Equity Research bei Morgan Stanley. Seit 2005 ist Boehm bei Nestlé und kann auf umfassende Management-Erfahrung im Konzern zurückblicken: Er agierte unter anderem als Country Manager für Serbien und Montenegro, war Strategic Planner und Operations Manager für die Schweiz und Österreich und leitete die strategische Planung für die Zone EMENA1 (Europe, Middle East and North Africa). Zuletzt war er als Zonenleiter für das Dairy-Geschäft
betreiben wir das größte Forschungsnetzwerk im Bereich Lebensmittel und Getränke.
Welche Rolle spielen dabei Verpackungen – von Glas über PET und Dose bis zum Verbundkarton?
Boehm: Verpackungen – auch Kunststoffverpackungen – spielen eine wichtige Rolle bei der sicheren Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und Getränken sowie bei der Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen. Wir wollen künftig aber weniger Verpackungsmaterial verwenden, vor allem weniger Neukunststoff. Dies gelingt beispielsweise durch das Weglassen überflüssiger Kunststoffdeckel, Zubehörteile, Schichten oder Folien. Wir arbeiten auch stetig daran, 100% unserer Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar zu machen.
Wie zufrieden sind Sie generell mit dem Standort Österreich?
Boehm: Sehr, wir sind in Österreich schon seit 140 Jahren präsent. Der Arbeitsmarkt zeichnet sich durch qualifi-
verantwortlich und bereitete die Einführung der auf Erbsenprotein basierenden Nestlé-Dairy Brand „WUNDA“ in Europa vor.
zierte Arbeitskräfte aus, und die Zusammenarbeit mit Politik und Institutionen ist gut. Nachhaltigkeit wird in der Gesellschaft als ein wichtiges Thema anerkannt. Wir haben auch in den Standort investiert: Nespresso hat mit der Flagship Boutique im 1. Bezirk letztes Jahr das weltweit erste Nespresso Atelier-Konzept eröffnet, bei Nestlé haben wir dieses Jahr in ein neues Zentrallager gewechselt. Wir haben seit kurzem mit der Promedico mit Sitz in Graz auch ein neues Mitglied in der Nestlé Familie.
Haben Sie Wünsche an die Bundesregierung – speziell in Hinblick auf Energie und Wettbewerbsfähigkeit?
Boehm: Es ist wichtig, dass die Lebensmittelindustrie verlässlichen Zugang zu Energie hat. In einer Notfall-Situation sollte die Lebensmittelwirtschaft als versorgungs- und systemrelevanter Bereich eingestuft werden.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Boehm: Ich esse gern und von allem, mein Lieblingsgericht ändert sich je nach Saison.
KONSUMENTINNEN UND KONSUMENTEN VON HEUTE: SENSIBEL , BEWUSST UND EIGENVERANTWORTLICH
„eThik und moRAl“, „GeschlechTeRdiskRiminieRunG“ soWie „iRReFühRunG und TäuschunG“ – dAs sind die ToP-3-GRünde Von konsumenTenbeschWeRden, die im JAhR 2021 beim ÖsTeRReichischen WeRbeRAT einGeGAnGen sind. in deR Ak Tuellen konsumenTensTudie WeRden schliesslich die Zunehmende sensibiliTäT und beWussTe WAhRnehmunG Von WeRbunG seiTens konsumenTinnen und konsumenTen AuFGeZeiGT. eine elTeRnbeFRAGunG besTäTiGT die eiGenVeRAnTWoRTunG Von elTeRn in beZuG AuF dAs eRnähRunGs- und beWeGunGsVeRhAlTen Von kindeRn in ÖsTeRReich. AndRe A sToidl
Die alljährlich veröffentlichte Beschwerdebilanz des Österreichischen Werberats zeigt den zunehmenden verantwortungsvollen Umgang der werbetreibenden Industrie im Zuge ihrer Werbemaßnahmen. So wurden trotz steigender Anzahl an Entscheidungen gleich viele Stopp-Entscheidungen (11 Fälle) wie im Jahr zuvor getroffen. Die Anzahl an Sensibilisierungssprüchen in 19 Fällen hat sich mehr als verdoppelt (2020: 8) und 31 Mal wurde mit „Kein Grund zum Einschreiten“ (im Ver-
gleich 2020: 28) bewertet (Abbildung 1).
Die neuerliche geringe Anzahl an StoppEntscheidungen ist für den Österreichischen Werberat ein positives Signal für das anhaltende verantwortungsvolle Agieren von werbetreibenden Unternehmen.
Und nicht nur das: Zeigten sich doch bei 9 der 11 Stopp-Entscheidungen die betroffenen Unternehmen sofort kooperativ und haben die Sujets entfernt.
Inhaltlich ist die anhaltend hohe Anzahl von Beschwerden im Bereich „Ethik und
kein Grund zum einschreiten
kleiner senat – unbegründet abgewiesen
ÖWR nicht zuständig
sofortige sujetrücknahmen
Verfahren nicht möglich
Wie akzeptabel finden Sie in der Werbung
Moral“ auffallend, die erstmals den Beschwerdegrund der „Geschlechterdiskriminierenden Werbung“ ablöst. Beschwerdegründe sind für den Österreichischen Werberat immer ein gutes Barometer dafür, in welche Richtung sich die Wahrnehmung von Werbung und somit auch gesellschaftliche Trends im Bereich Ethik und Moral bewegen. Bereits im Jahr 2020 wurde ein massiver Anstieg von Ethik und Moral als Grund von Beschwerden festgestellt. Diese Tendenz hat sich im Jahr 2021 fortgesetzt. Kommerzielle Kommunikation wird zunehmend bewusster wahrgenommen und kritisch betrachtet.
Konsumentenstudie 2021
Die zunehmende Sensibilität und bewusste Wahrnehmung von Werbung und deren Botschaften zeigt auch der Langzeitvergleich der aktuellen Konsumentenstudie 2021, die bereits das dritte Mal durchgeführt wurde und die „Einstellung der Österreichischen Bevölkerung zur Werbung“ aufzeigt: Absolut inakzeptabel wurden 2021 Inhalte mit „gewaltverherrlichenden Darstellungen“ (42 %), Aggressivität in Bild (42 %) und Wort (39 %) sowie „ab -
wertende Darstellungen“ aufgrund der Sprache (44 %), der Rasse (43 %) und des Geschlechts (42 %) gesehen. Auch Warnhinweise, die oft nicht nötig sind, scheinen bei Konsumentinnen und Konsumenten nicht den gewünschten Effekt zu erzielen. So empfinden 19 % der Befragten diese als störend (Abbildung 2). Im Umkehrschluss genießen Darstellungen von Menschen, die den klassischen Schönheitsidealen nicht entsprechen, übergewichtige Models und gleichgeschlechtliche Paare hohe Akzeptanz bei den österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten. Spannend ist in die-
sem Zusammenhang die signifikante Steigerung (5 %-Punkte im Vergleich zu 2018) der Akzeptanz von medizinischen und wissenschaftlichen Fachausdrücken in der Werbung. Dies bestätigt die Aussage der erhöhten Glaubwürdigkeit, die Werbung zugesprochen wird.
Reaktion von Konsumentinnen und Konsumenten – Kaufbereitschaft und Kaufverhalten: Aufmerksamkeit um jeden Preis zu generieren, gehörte 2021 eindeutig der Vergangenheit an. Wichtiger war es, die Kompetenzen, Abneigungen und Vorlieben der Konsumentinnen und Konsumenten zu erkennen und zu respektieren. Gelingt das nicht, schlägt es sich unmittelbar in der Kaufbereitschaft von Konsumentinnen und Konsumenten nieder.
So würden Konsumentinnen und Konsumenten ein Produkt/eine Dienstleistung nicht kaufen, wenn dafür Werbung gemacht wird, die für sie den Eindruck erweckt, unwahr (67 %) oder irreführend (55 %) zu sein oder als aggressiv (46 %) oder sexistisch (47 %) erlebt wird.
Könnte die Kaufbereitschaft von Konsumentinnen und Konsumenten noch als ein
sozial gewünschtes Antwortverhalten ausgelegt werden, lassen die Ergebnisse zum tatsächlichen Kaufverhalten im Jahresvergleich kaum Interpretationsspielraum. 61 % der Befragten gaben an, dass sie aufgrund einer für sie nicht akzeptablen Werbung schon einmal etwas bewusst nicht gekauft haben. Als besonders kritisch zeigen sich vor allem Männer (63 %) und ÖWRKenner (71 %) sowie die junge Zielgruppe bis 29 Jahre (68 %).
Noch eindeutiger sind die Ergebnisse im Hinblick auf die positive Wirkung von Werbung und das tatsächliche Kaufverhalten. Demnach haben 3/4 (!) der Konsumentinnen und Konsumenten schon einmal ein Produkt gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen, weil sie die Werbung dafür angesprochen hat. Unter ÖWR-Kennern ist das Ergebnis mit 78 % noch deutlicher (Abbildung 3).
Elternbefragung
Die Kompetenz und bewusste Werbewahrnehmung von Konsumentinnen und Konsumenten zeigt sich ebenfalls bei einer Elternbefragung über „Ernäh-
rung und Übergewicht von Kindern in Österreich“, die im Jahr 2021 im Auftrag des Österreichischen Werberats durchgeführt wurde und valide Zahlen über die Ursache von Übergewicht bei Kindern sowie das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Österreich liefert. So sind bei einer Kaufentscheidung für Lebensmittel qualitative Kriterien wie Qualität und Frische entscheidend, gefolgt von Preis und Geschmack. Als am wenigsten relevant werden die Aspekte Verpackung und Werbung angegeben.
Die absolute Mehrheit der Mütter und Väter sieht in der Werbung im Lebensmittelbereich einen wichtigen Informationsgehalt: 82 % möchten mittels Werbung über Produktneuheiten und Innovationen bei Lebensmitteln informiert werden. Unter den Personen, die sich selbst als übergewichtig einschätzen, sind es 86 %, und bei jenen,
Werbung wird als Informationsquelle geschätztAbbildung 3: Vergleichsstudie 2021 – bewusst gekauft
die mit übergewichtigen Kindern im Haushalt leben, sogar 93 % (Abbildung 4).
Eigenverantwortung der Eltern
Generell betrachtet hat Corona den Alltag von Kindern wesentlich beeinflusst: Vor allem die Nutzung von Internet und sozialen Medien ist erheblich gestiegen, auch Fernsehen oder Videospiele waren beliebte Beschäftigungen in Zeiten, in denen persönliche Kontakte nicht oder nur eingeschränkt möglich waren. Beim Essen selbst war das Verhalten innerhalb der Familie ausschlaggebend: Gestiegen
sind vor allem das (gemeinsame) Kochen zu Hause sowie die gemeinsamen Mahlzeiten innerhalb der Familie. Gesunken sind die körperliche Bewegung und sportliche Aktivität.
Interessant in diesem Zusammenhang war, welche Aspekte aus Sicht der Eltern für Übergewicht bei Kindern verantwortlich sind. Die Ergebnisse sind eindeutig: Eltern sind sich ihrer Eigenverantwortung mehr als bewusst – sowohl in Bezug auf die Vorbildfunktion ihres eigenen Verhaltens als auch auf ihr mangelndes Wissen über Ernährung. Insgesamt 87 % der befragten Eltern sind der Meinung, dass das Vorbildverhalten von Eltern und der Umgang mit Ernährung im eigenen
Haushalt eine sehr wichtige (56 %) bzw. eher große (31 %) Rolle bei der Entstehung von Übergewicht spielt. Mit insgesamt 77 % wird als weitere Hauptursache das mangelnde Wissen der Eltern über Ernährung angegeben. Doch auch das soziale Umfeld des Kindes oder die finanzielle Situation der Familie stehen an der Spitze der genannten Ursachen. Der zweitwichtigste Themenkreis bei der Entstehung von kindlichem Übergewicht wird im schulischen Bereich geortet – genannt werden dabei Faktoren wie das Fehlen von Ernährungsbildung im Schulunterricht, zu wenig Möglichkeit zur Bewegung oder die Qualität des Essens in Schule, Kindergarten etc.
Abbildung 5: Verantwortlich für die ausgewogene ernährung der kinder – elternbefragung 2021
Als weniger relevante Aspekte bei der Entstehung von Übergewicht werden schließlich zu viel Computernutzung und Medienkonsum, der Einfluss von Influencern oder auch Werbung in den verschiedensten Medienkanälen genannt.
Fazit: Nicht die werbliche Kommunikation an sich ist für Eltern bei der Entstehung von Übergewicht relevant.
Vielmehr werden eigenes Verhalten als Ursache erkannt und Forderungen vor allem in Richtung pädagogischer Einrichtungen formuliert. Darüber hinaus geben 79 % der Eltern an, dass sie Gespräche mit ihren Kindern über Wirkung, Zweck und Ziele von Werbung führen. Auch die Verantwortung für eine ausgewogene Ernährung sehen Eltern mit
insgesamt 91 % eindeutig bei sich selbst bzw. der Familie – 76 % sehen hier sogar die hauptsächliche Verantwortung. Weit dahinter werden ältere Kinder selbst (41 %) sowie Lehrer/Schule/Kindergarten (29 %) und Hersteller von Lebensmitteln (29 %) genannt, wobei gerade Letzteren lediglich eine Mitverantwortlichkeit zugeschrieben wird (nur
Abbildung 6: Welche 3 maßnahmen halten sie am besten geeignet, um übergewicht bei kindern vorzubeugen oder zu verringern?
1 % sieht hier eine hauptsächliche Verantwortlichkeit). Nur 2 % der befragten Eltern sehen in der Berichterstattung von Medien und in der Werbung eine Hauptverantwortlichkeit für eine ausgewogene Ernährung von Kindern (Abbildung 5).
Bewegung und Ernährungsbildung
als Schlüssel
Als wichtigste Maßnahme, um Übergewicht bei Kindern vorzubeugen bzw. zu verringern, wird die Änderung von Lebensgewohnheiten (55 %) genannt (Abbildung 6). Damit einhergehend werden
ein guter
die Förderung von körperlicher Bewegung durch mehr öffentliches Freizeitund Sportangebot (50 %) oder auch die Wissensvermittlung über Ernährung an Kinder (38 %) genannt. Im Lösungspaket von Eltern ebenfalls enthalten ist der Vorschlag der Änderung von Rezepturen von Lebensmitteln (38 %).
Als wenig geeignet, um Übergewicht bei Kindern tatsächlich zu verringern, sehen Väter und Mütter in Österreich eine Beschränkung von Lebensmittelwerbung (20 %) oder die Änderung von Lebensmittelverpackungen (13 %). Vielmehr gibt die überwiegende Mehrheit der Eltern (insgesamt 91 %) an, dass ausreichend Informationen über die Nährwerte der gekauften Lebens-
mittel auf der Verpackung vorhanden sind. Hinsichtlich der Verbesserung des eigenen Ernährungs- und Bewegungsverhaltens geben die Befragten „mehr Bewegung und Sport“ als wichtigsten Faktor an. Die Beschränkung von Lebensmittelwerbung bildet bei möglichen unterstützenden Maßnahmen das Schlusslicht.
Mag.a Andrea Stoidl, Geschäftsführerin Österreichischer Werberat, Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft, Wien
Quellen: Konsumentenstudie 2021, Elternbefragung 2021
Sorgen wir gemeinsam dafür, dass Österreichs Werbung informiert und so Entscheidungsfreiheit garantiert. Mehr zur ethischen Verantwortung von Werbung sowie zur Informationsfreiheit und Selbstbestimmung der KonsumentInnen auf der unabhängigen Plattform zur Selbstregulierung der Werbewirtschaft: werberat.at
BLACKOUT IN DER L EBENSMITTELINDUSTRIE – VORBEREITENDE
M A SSNAHMEN UND A KTIVITÄTEN
WiR beFinden uns in deR schWeRsTen eneRGiekRise seiT mindesTens 45 JAhRen. die WiRklichen kRisen sTehen uns Jedoch eRsT be VoR. denn die deRZeiTiGen enTWicklunGen l Assen einen kATAsTRoPhenWinTeR 2022/23 miT ZumindesT WeiTReichenden GAs- und sTRomlieFeRunTeRbRechunGen eRWARTen. im schlimmsTen FAll dRohT soGAR ein euRoPAWeiTeR sTRom-, inFRAsTRuk TuR- soWie VeRsoRGunGsAusFAll („bl AckouT“).
Alle Ereignisse würden auch einzeln zu schwerwiegenden Lieferkettenunterbrechungen und Versorgungsengpässen führen. Umso wichtiger ist nun eine entsprechende Vorbereitung, um Schlimmeres zu verhindern. Die Hoffnung, dass es schon nicht so weit kommen wird, ist allein zu wenig. Während das Szenario Blackout oder in Fachkreisen auch eine Strommangellage bereits länger thematisiert werden, war eine schwere Gaskrise bisher kaum vorstellbar, auch wenn dieses Szenario bereits 2018 im Rahmen der länderübergreifenden Übung (LÜKEX 2018) „Gasmangellage in Süddeutschland“ beübt wurde. Die Erkenntnisse waren erschütternd: Die vielschichtigen wechselseitigen Abhängigkeiten sind kaum bekannt. Eine solche Gaskrise könnte verheerende Lieferkettenunterbrechungen und ein Versorgungschaos auslösen.
Möglicher Katastrophenwinter 2022/23
Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Monaten die Lage im europäischen Stromnetz massiv zugespitzt: Die Strompreise gehen nicht nur aufgrund der horrenden Gaspreise durch die Decke. Es fehlen auch in vielen Ländern Produktionskapazitäten: Etwa in Frankreich, wo derzeit rund die
Hälfte der Atomkraftwerke vom Netz sind und noch niemand weiß, ob diese bis zum kommenden Winter wieder verfügbar sein werden. Frankreich war bisher der Hauptstromexporteur und ist nun bereits im Sommer zum Importeur geworden.
Die extreme Trockenheit hat dazu geführt, dass in vielen Ländern die Stromproduktion reduziert werden musste. Nicht nur bei Wasserkraftwerken, sondern auch bei zu kühlenden thermischen Kraftwerken. Die geplante kurzfristige Reaktivierung der deutschen Kohlekraftwerke als Ersatz für die Gaskraftwerke scheitert nicht nur am fehlenden Personal, sondern auch an der Kohle, die erst beschafft werden muss und durch Nied-
rigwasser nicht mehr über den Rhein zu den Kraftwerken transportiert werden kann.
Die leicht formulierte Gasbedarfsreduktion von 15 % lässt sich technisch häufig nicht einfach umsetzen, weil es bisher dafür keine Vorbereitungen gab. Außerdem ist diese bei vielen Prozessen überhaupt nicht möglich. Eine zwangsweise Durchsetzung in Form einer Gasmangelbewirtschaftung wird nur über großflächige Stromabschaltungen durchführbar sein. Ansonsten drohen massive Infrastrukturschäden. Fällt der Gasdruck unter ein gewisses Niveau, werden Sicherheitsventile aktiviert, die dann alle manuell wieder in Betrieb genommen werden müssten. Bis dahin wären aber längst Gaskraftwerke oder die industrielle Produktion zusammengebrochen, da hier wesentlich mehr Druck benötigt wird.
Daher sollten wir uns auf einen sehr harten Winter vorbereiten, auch wenn noch eine Restmöglichkeit besteht, dass es doch nicht so schlimm kommt. Bisher wird jedoch fast nur auf das Prinzip „Hoffnung“ gesetzt und wertvolle Zeit für Vorbereitungen vergeudet. Denn es geht nicht darum, ob es wirklich so weit kommt, sondern dass wir kaum in der Lage wären, mit solchen Ereignissen umzugehen, womit schwere wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen drohen.
Sehr schlechte Ausgangslage
Die Lebensmittelindustrie wäre in jedem Fall schwer von einer eskalierenden Energiekrise und Lieferkettenunterbrechungen betroffen. Aber nicht nur diese, sondern die gesamte Bevölkerung. Denn wie wir seit Jahren wissen, ist ein Großteil der Bevölkerung kaum auf schwerwiegende Versorgungsunterbrechungen vorbereitet. Rund ein Drittel der Bevölkerung und damit auch der eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat spätestens nach vier Tagen nichts mehr zu essen. Ein weiteres Drittel ist spätestens nach einer Woche am Ende. Das bedeutet, dass sich nach einem Blackout am Ende der ersten Woche rund 6 Millionen Menschen in Österreich im gefühlten Überlebenskampf befinden: Sie haben nichts mehr zu essen und sie sehen, dass die Supermärkte leer oder möglicherweise sogar zerstört sind, was einen Wiederanlauf immer schwieriger werden lässt.
Phasen eines Blackouts
Hinzu kommt, dass die Auseinandersetzungen mit dem Szenario Blackout nach wie vor häufig bei der Phase 1 des Stromausfalls enden, was deutlich zu kurz greift: Denn während in Österreich die Stromversorgung binnen ein bis zwei Tagen wieder funktionieren sollte, wird es noch mehrere Tage dauern, bis danach wieder überall die Telekommunikationsversorgung (Handy, Festnetz, Internet)
funktionieren wird (Phase 2). Bis dahin funktionieren weder Produktion noch Logistik noch Treibstoffversorgung. Daher werden viele Prozesse frühestens in der zweiten Woche wieder anlaufen können. International wird das noch viel länger dauern, was sich massiv negativ auf die Logistikketten (Rohstoffe, Verpackungsmaterialien etc.) auswirken wird.
Lebensmittelnotversorgung
Daher ist es ganz entscheidend, möglichst rasch eine Lebensmittelnotproduktion und Verteilung vorzubereiten. Diese beginnt bei den eigenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen: Denn wenn diese nicht ausreichend vorgesorgt haben, kommen sie nicht in die Arbeit. Damit wird eine Krisenbewältigung immer schwieriger. Daher sollte der erste Schritt bei der Mitarbeitersensibilisierung und Eigenvorsorge beginnen.
Parallel ist dafür zu sorgen, dass die Produktionsanlagen möglichst ohne Schäden und Ausfälle sicher heruntergefahren werden können, wenn weder Strom noch Telekommunikationsversorgung funktionieren. Dazu sind Offline-Pläne erforderlich, damit die Mitarbeiter ohne große Koordination wissen, was zu tun ist, wenn nichts mehr wie gewohnt funktioniert. Während der Phasen 1 und 2 kommt alles zum Stillstand. Erst danach (Phase 3) wird ein Wiederanlauf funktionieren, wenn die Mitarbeiter bereits wieder kontaktiert und in die Arbeit geholt werden können.
In der Lebensmittelindustrie sollte zudem eine Notproduktion vorbereitet werden, die möglichst rasch wieder beginnen sollte:
Welche Produkte können mit möglichst wenig Aufwand und gut lagerfähig produziert sowie verteilt werden, um eine rasche Notversorgung gewährleisten zu können? Dazu ist eine Prozessanalyse entlang der Wertschöpfungskette (Lieferanten für die Rohstoffe – Logistik – Produktion inkl. Verpackungsmaterial – Logistik und Verteilung) erforderlich, was nur mit den Lieferanten und Kunden gemeinsam gelingen wird. Denn eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Zentraler Punkt ist dabei Einfachheit: In solchen Krisen funktioniert nur das, was möglichst einfach gehalten ist und wenig Koordinationsaufwand und Ressourcen benötigt. Wie das Ganze auch noch finanziell abgewickelt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Zuerst müssen wir jedoch die gesellschaftliche Überlebensfähigkeit sicherstellen, denn sonst erübrigt sich der Rest.
Herbert Saurugg, MSc, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, Wien
Literatur
[1] Vgl. https://www.saurugg.net/blackout. Zuletzt abgerufen: 16.08.22
[2] Vgl. LÜKEX 18: Gasmangellage in Süddeutschland – eine kritische Betrachtung. https://www.saurugg.net/2018/blog/ vernetzung-und-komplexitaet/luekex18. Zuletzt abgerufen: 16.08.22
[3] Vgl. Katastrophenwinter 2022/23 Fiktion oder bald Wirklichkeit? https://www.saurugg.net/katastrophenwinter22. Zuletzt abgerufen: 16.08.22
[4] Vgl. Studie „Ernährungsvorsorge in Österreich“. https://www.saurugg.net/eva. Zuletzt abgerufen: 16.08.22
AMA ZEIGT H ALTUNG
die eRnähRunG sPRAch miT dR. michAel bl Ass, GeschäFTsFühReR deR AGRARmARk T AusTRiA mARke TinG Gesmbh (AmA), und miT mAG. (Fh) chRisTinA muTenThAleR, mbA, die ihm miT 1.1.2023 in dieseR Funk Tion nAchFolGen WiRd, übeR die neue kAmPAGne deR AmA, die kommenden ändeRunGen bei den AGRARmARke TinGbeiTR äGen und deRen VeRWendunG, übeR dAs konsumenTenVeRhAlTen und die bedeuTunG des AmA-GüTesieGel-PRoGRAmms in ZeiTen hoheR lebensmiTTelPReise soWie mÖGliche AusWiRkunGen AuF den e xPoRT
osk AR WAWschinek
Die Ernährung: Die Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH zeigt in ihrer neuen Kampagne gerade „Haltung“. Welche strategischen Überlegungen stecken dahinter?
Michael Blass: Für Konsumentinnen und Konsumenten ist Qualität mehr als die Einhaltung von Bestimmungen und Normen. Erwartungen wie, wo und woraus Lebensmittel und Rohstoffe produziert werden, sind heute Teil der Qualitätsvorstellungen. Ein konkretes Beispiel: Gerade erleben wir, wie sehr die Haltungsformen unserer Nutztiere in den Vordergrund rücken. Den Kontext dazu bilden einerseits romantisierend-idealisierende Werbungen und andererseits erschütternde Dokumentationen über skandalöse Missstände in der Schweinewirtschaft. Die breite Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe, die gut und ordentlich arbeitet, kommt in dieser polarisierten Kommunikation so gut wie nicht vor. Mit unserer neuen Kampagne „Haltung.at“ wollen wir hier korrigierend einwirken. Und darauf aufbauend werden vertiefte Informationen ein realitätsnäheres Bild der Arbeit auf unseren Höfen vermitteln.
Wie wurde diese Kampagne entwickelt?
Christina Mutenthaler: Unsere Botschaften spiegeln die gerade beschriebene Veränderung des Qualitätsverständnisses. Mit „Haltung.at“ antworten wir auf das Bedürfnis nach aufrichtiger und wirklich-
keitsgetreuer Information. Konzeption und Entwicklung sind überwiegend inhouse bei der AMA-Marketing erfolgt, was der Kampagne besondere Authentizität verleiht.
Derzeit sind Inflation und Preise speziell bei Lebensmitteln ein heiß diskutiertes Thema. Sind in den Marktbeobachtungen der RollAMA schon Veränderungen im Konsumverhalten zu erkennen?
Blass: Ergebnisse einer Roll AMASonderanalyse vom September zeigen, dass sich die Ukrainekrise und die Preissteigerungen im Einkaufsverhalten deutlich niederschlagen. Die Konsumlaune der Haushalte ist seit dem Schulbeginn und angesichts des Winters gedämpft. Die Einkaufsfrequenz lässt nach, in den ersten drei Quartalen gingen die Haushaltseinkäufe im Vergleich zur Vorjahresperiode mengenmäßig um neun Prozent zurück. Aktionskäufe steigen, Handelsmarken und der Diskont liegen im Aufwind. Freilich spielt im Jahresvergleich der Sonderfaktor der Lockdowns eine Rolle, weil es zuletzt deutlich weniger Außer-Haus-Verpflegung gab.
Hat die Situation Auswirkungen auf bestimmte Produktgruppen? Sind AMAGütesiegel-Produkte betroffen?
Blass: Unabhängig von einer Auszeichnung mit dem AMA-Gütesiegel hat vor allem Fleisch, und insbesondere Rind- und Kalbfleisch (-26%), nachgegeben. Aber auch Fruchtjoghurts und Fertiggerichte werden weniger gekauft. Die Lizenz zur Verwendung des AMA-Gütesiegels kann bei Erfüllung der Voraussetzungen Betrieben erteilt
werden, die sich an die AMA-Qualitätsrichtlinien halten. Deshalb gibt es AMA-Gütesiegel-Produkte auch in allen Preislagen.
Das wiederum ist die Erklärung, warum AMA-Gütesiegel-Produkte im Wesentlichen so reagieren wie die Märkte im Allgemeinen.
Ist der Bioboom durch die Preissteigerungen verebbt?
Mutenthaler: Während die Bioanteile bis zum Sommer relativ stabil blieben, beobachten wir seither auch hier Kaufzurückhaltung und befinden uns auf dem Niveau von September 2020. Trotzdem behauptet sich Bio besser als viele angenommen hatten. Bio steht für Werte, die den Konsu -
mentinnen und Konsumenten zunehmend wichtiger werden. Da geht es um Tierwohl, Nachhaltigkeit und verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen. Der Gap zwischen den Produktionskosten von konventionellen und biologischen Lebensmitteln scheint sich zudem zu verkleinern.
Wie schwierig waren die Verhandlungen zur AMA-Gesetzes-Novelle?
Blass: Große Vorhaben sind inhaltlich und zeitlich immer sehr aufwendig, aber am Ende zählt das Ergebnis. Die AMA-Marketing ist eine Expertenorganisation und hat in Gesetzwerdungsprozessen keine aktive Rolle. Den zuständigen Stellen haben wir während der Vorbereitung der Novelle auf Wunsch
Informationen, Zahlen, Daten und Fakten zur Verfügung gestellt.
Was wird sich für die Landwirte und die Verarbeitungsbetriebe ändern? Welche Rolle wird die AMA in Zukunft einnehmen?
Mutenthaler: Um Anleihe bei einem alten Slogan zu nehmen: Alles bleibt besser. Wir werden weiterhin versuchen, die Anliegen unserer Stakeholder optimal zu bedienen. Das bedeutet, dass wir den Dialog mit den Anspruchsgruppen der AMA-Marketing, von den Landwirten und Verarbeitungsbetrieben bis zu den Konsumentinnen und NGO‘s, vertiefen und intensivieren wollen. Damit können wir – noch präziser als in der Vergangenheit – auf berechtigte Wün-
sche reagieren und die Qualitätsorientierung verstärken. Gehört werden muss auch die Kritik des Rechnungshofs, der die Einbeziehung von Flächen anregt, die für ackerbauliche Zwecke genützt werden.
Wie soll das aufgestockte Budget eingesetzt werden? Welche Schwerpunkte wird es geben?
Mutenthaler: Unsere Kampagnen werden die Werte des Ackerbaus, der Marktfrüchte und der damit hergestellten Lebensmittel in ihrer breiten Vielfalt attraktiv inszenieren. Die Differenzierungsmerkmale einer qualitäts- und herkunftsgesicherten Produktion sollen glaubwürdig und nachvollziehbar gezeigt werden. Besonders geht es darum, die Leistungen der Landwirtschaft für Umwelt und Klima ins richtige Licht zu rücken. Und wie in der Vergangenheit werden wir weiter über unsere Kernthemen ganzheitliche Qualität und Werte informieren.
Wie sehen Sie den österreichischen Lebensmittelmarkt? Gibt es hier spezielle Entwicklungen oder Tendenzen?
Blass: Der österreichische Lebensmittelmarkt ist Teil des EU-Markts. Ihn charakterisieren aber auch einige Spezifika. Dazu gehören nicht nur die Oligopolsituation im Lebensmitteleinzelhandels und die chronische Aktionitis, sondern auch flächendeckende Qualitätsprograme wie das AMA-Gütesiegel, das AMA-Biosiegel und die AMAGENUSS REGION. Dadurch unterscheidet sich unsere Agrar- und Lebensmittelstrategie von anderen Regionen und Ländern. Dem entsprechen auch unsere Verbrauchsgewohnheiten und Präferenzen: Ein hohes Niveau an Qualitätsansprüchen ist hierzulande selbstverständlich und erklärt zu einem guten Teil den Erfolg unseres Lebensmittelexports rund um den Globus.
Wie sehen Sie generell die Bedeutung des Binnenmarkts und des Exports? Was würden Sie sich für die Zukunft von der EU-Politik wünschen?
Blass: Der Binnenmarkt hat einen hoch drehenden Turbo für österreichische Lebensmittel in Gang gesetzt. Er ist der wichtigste Treiber für den Absatz heimischer Lebensmittel. Bei den Exporten
von AMA-Erzeugnissen halten Deutschland und Italien die Spitzenplätze. Die höher verarbeiteten Lebensmittel tragen weit über den Binnenmarkt hinaus dank ihrer internationalen Beliebtheit seit Jahrzehnten wesentlich zur günstigen Entwicklung der Außenhandelsbilanz bei.
Mutenthaler: Von der EU-Politik wünschen wir uns einerseits die Gewährleistung des Binnenmarkts und möchten von den damit verbundenen Wohlstandseffekten profitieren. Andererseits soll die EU mit Augenmaß an die Anliegen der nationalen Mitgliedsstaaten und ihrer Regionen herangehen.
Wie stehen Sie zu den zunehmenden Ansätzen zur Regulierung von Lebensbereichen, speziell im Hinblick auf Lebensmittel und Getränke? Die Bandbreite reicht vom Zuckergehalt bis zu Werbeverboten speziell für Kinder … Blass: Es gibt gerade bei Lebensmitteln eine klare politische Ausrichtung, die zurecht den Schutz der Konsumenten bei Gesundheit, Qualität und Information ins Zentrum rückt. Vor diesem Hintergrund gehen wir vom Bild selbstbestimmter und mündiger Verbraucher aus. Es bedarf also eines intelligenten Ausgleichs zwischen einer nie zuvor gekannten Komplexität des Angebots und dem Leitbild des aufgeklärten Konsumenten in unserer wertenden und oft wütenden Kommunikationsgesellschaft. Die Regulatoren stehen vor der gewiss nicht einfachen Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern Schutz zu bieten, ohne sie zu sehr zu gängeln.
Könnte eine verstärkte Ernährungsbildung helfen, dass die Menschen einen besseren Zugang zum Thema Ernährung entwickeln? Welche Rolle könnte da in Zukunft die AMA spielen?
Mutenthaler: Bei der AMA-Marketing geht es thematisch vor allem um Lebensmittelqualität und Produktkommunikation. Umso mehr ein klares „Ja“ zur Ernährungsbildung! Als wichtiges gesellschaftliches Anliegen hat sie direkte Auswirkungen auf die Märkte und das Konsumverhalten. Daher arbeiten wir beim Thema Ernährung mit Expertisenträgern aus universitären und außeruniversitären Bereichen zusammen.
Welchen neuen Themen werden Sie sich ab Beginn des nächsten Jahres widmen?
Blass: Wenn meine Inputs in Organisationen oder Firmen willkommen sind, werde ich mich darüber freuen. Außerdem werde ich mehr Zeit für die Lebensmittelrechtsvorlesung am Institut für Ernährungswissenschaften haben, bei der verlässlich auf Expertise des Fachverbands zurückgegriffen werden kann. Und ich freue mich auf mehr Zeit für Sport und für Menschen, Themen und Dinge, die mir Freude bereiten.
Was wird sich mit Übernahme der neuen Aufgabe als AMA-Geschäftsführerin alles ändern – auch privat? Welche Ziele stecken Sie sich?
Mutenthaler: Mein Ziel ist es, dass die AMA-Marketing als Taktgeberin in der Branche und in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Dazu versorgen wir die Bürgerinnen und Bürger mit relevanten Informationen, die es ihnen ermöglichen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Als Konsumentinnen und Konsumenten können sie dann ihre persönliche Haltung zu Themen wie Lebensmittelproduktion, Tierwohl, Tierhaltung bestimmen und bewusstere Kaufentscheidungen treffen. Privat wünsche ich mir einen guten Energiehaushalt, damit ich mich gerade angesichts meiner neuen Aufgaben über meinen Beruf genauso freue wie über meine Zwillingsmädchen und meine ganze Familie.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Blass: Vor zehn Jahren hat die damalige Pressesprecherin der AMA-Marketing diese Frage für mich beantwortet: Zwiebelrostbraten! Aber jetzt habe ich mehr Freiheit, nicht nur sozial erwünschte Antworten zu geben. Daher: Alles, was aus dem Meer kommt – ob roh oder zubereitet. Und wenn die Getränke dazu passen, dann ist das noch schöner!
Mutenthaler: Spontan? Dann gefüllte Paprika. Und für meine kleinen beiden Damen einmal Frankfurt mit Erdäpfelpüree und einmal Erdäpfel mit Butter.
Für meinen Mann ist das Einfachste auch das Beste: schlicht das perfekte Steak.
Ing. Josef Simon wurde „Kommerzialrat
küRZlich WuRde inG JoseF simon,, Vorstandsdirektor der NÖM AG, durch Bundeskanzler Karl Nehammer in die Wirtschaftskurie bestellt. In feierlichem Rahmen überreichte Frau Mag.a Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung, im Bundeskanzleramt das Dekret und damit den Titel „Kommerzialrat für die Statistik“.
Seit rund 20 Jahren zeichnet Ing. Josef Simon als Vorstand der NÖM AG verantwortlich. Mit hohem Engagement agiert er außerdem in verschiedensten Aufsichts-, Beirats- und Geschäftsführerpositionen um den Wirtschaftsstandort Österreich. Seit 2005 ist er Obmann der österreichischen Milchindustrie. Die Auszeichnung erfolgte aufgrund dieser bedeutenden Verdienste um die Republik Österreich und die damit verbundene langjährige Förderung des dynamischen Wirtschaftslebens des Landes.
für die Statistik“kommR ing. Josef simon, Vorstand der nÖm AG; mag.a karoline edtstadler, bundesministerin für eu und Verfassung
Ausgangslage
Die Preise für Lebensmittel und Getränke sind in den vergangenen Wochen gestiegen, und zwar von einem relativ niedrigen Niveau. Statistisch gesehen werden in Österreich nur rund 10 % der monatlichen Haushaltsausgaben für Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben (im Vergleich: vor einigen Jahrzehnten waren es noch über 50 %).
Auch im Vergleich zu anderen EU-Ländern sind Lebensmittel und Getränke in Österreich günstig (Anteil an den Haushaltsausgaben aller EU-Länder: 14,8 %).
Die Gründe für das aktuelle, verzögerte Anziehen der Preise sind die extremen Kostensteigerungen, die seit 2021 und somit seit über einem Jahr bei der Herstellung von Lebensmitteln, Futtermitteln und Getränken von der Lebensmittelindustrie zu stemmen sind. Diese betreffen Rohstoffe, Verpackung, Logistik, Energie und Personal (siehe Details unten).
Aktuelle Situation
Die aktuelle Teuerungswelle hat mittlerweile historische Ausmaße erreicht und trifft Österreich und viele andere Länder weltweit (EU, USA ...). Lebensmittel,
Futtermittel und Getränke sind davon nicht verschont geblieben.
Der Höhenflug der Herstellungskosten begann nach den ersten Lockdowns 2020 mit dem Anziehen der Wirtschaft 2021 und hat sich durch den Ukrainekrieg ab Februar 2022 dramatisch verschärft. Er umfasst alle Bereiche, die für die Herstellung von Lebensmitteln, Futtermitteln und Getränken (in weiterer Folge ,,Lebensmittelproduzenten“ bzw. ,,Lebensmittelindustrie“) relevant sind: Rohstoffe und Betriebsmittel, Verpackung, Logistik und Energie (Gas, Strom, Treibstoffe).
Diese Bereiche verzeichnen hohe Kostenzuwächse im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich, die Energiekosten haben sich mittlerweile verzehnfacht. Rohstoffe, Verpackung, Logistik und Energie machen den Löwenanteil der Kosten in der Lebensmittelherstellung aus (im Durchschnitt rund 80 %). Hinzu kommen noch die Personalkosten (Stichwort: Gewerkschaft ,,heißer Herbst“ und Arbeitskräftemangel).
Seit über einem Jahr ergreifen die Hersteller alle Möglichkeiten zur Kostenreduktion, um die explodierenden Herstellungskosten durch interne Effizienzsteigerungen und Einsparungen bestmöglich abzufedern. Die Produzenten schultern auf diese Weise seit vielen Monaten einen wesentlichen Teil der
Teuerungswelle, können aber zunehmend weder auf andere Lieferanten oder Logistikdienstleister ausweichen noch Agrarwaren in der notwendigen Qualität und Quantität im Inland oder am Weltmarkt ordern. Die Spielräume sind ausgeschöpft, nicht zuletzt, weil die Lebensmittelherstellung sehr energie intensiv ist. Die Branche ist –mit wenigen Ausnahmen – praktisch zu 100 % von Erdgas für die Prozesswärme abhängig, auch der Bedarf an Strom ist hoch (kochen, backen, raffinieren, pasteurisieren, kühlen, tiefkühlen etc.). Alternative Energieträger sind verstärkt im Einsatz, können aber die benötigten Energiemengen nicht vollständig kompensieren.
Ein Drosseln oder Schließen der Produktion ist alleine schon aufgrund des Anspruchs der Branche, die Konsumentinnen und Konsumenten verlässlich mit ausreichenden Lebensmitteln, Heimtierfuttermitteln und Getränken bester Qualität täglich zu versorgen, keine Option (vgl. auch Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz). Auch haben die Unternehmen vertragliche Lieferverpflichtungen gegenüber ihren Kunden (Handel, Gastronomie, Tourismus, Exportkunden) einzuhalten. Bei Lieferverzögerungen oder -ausfällen drohen den Herstellern Pönalzahlungen und Auslistungen.
Im Detail
Rohstoffe: Hitze, Dürre, Brände, Starkregen und Hagelunwetter haben 2021 und teilweise bereits 2022 zu unerwartet hohen Ausfällen bei der Erntemenge und -qualität bei einer Reihe von Agrarwaren geführt, die für die Weiterverarbeitung wichtig sind, etwa Früchte, Getreide, Zucker, Alkohol, Glukosesirup, Speiseöle, Kakao, Molkereiprodukte, Fleisch, Gewürze, Kartoffeln. Zusätzlich verteuern sich durch die aktuelle Schwäche des EURO sämtliche Rohstoffe, die in DOLLAR gehandelt werden (z. B. Südfrüchte). Die Preise für einzelne heimische Rohwaren, etwa Zucker, sind um 100 % gestiegen. Im Durchschnitt hatte die Lebensmittelindustrie 2021 sowie 2022 bei Rohwaren hohe zweistellige Kostensteigerungen zu stemmen.
Verpackungen (Glas, Kunststoffe, rePET, Aluminium, Papier): Verknappung und Volatilität bei Verpackungsmaterial aller Kategorien haben die Preise deutlich ansteigen lassen: Die Kosten für Glas, Aluminiumtuben, Alu-Kapseln, Kronenkorken und Schraubdeckel für Gläser und Flaschen, Kunststoffe, rePET, Wellpappe, Verbundkartons, Etiketten oder Hül-
len legten in den vergangenen Monaten im zweistelligen Prozentbereich weiter zu. Aluminium für Verpackungen hatte sich bereits 2021 um fast 70 %, Stahl für die Deckel von Verpackungsglas sogar um 80 % verteuert, die Kosten für rePET haben sich zuletzt verdreifacht.
Logistik/Frachtkosten: Die Kosten für die gesamte Logistik sind in den letzten Monaten explodiert, etwa für Container aus Asien oder Südamerika mit Gewürzen, Kakao, Südfrüchten für die Weiterverarbeitung (plus 300 bis 900 %). Auch der niedrige Wasserstand auf den für Österreich wichtigen Flussrouten für den Schiffstransport von beispielsweise Getreide oder Ölsaaten, u. a. Donau, Rhein, haben zu Engpässen und Kostenerhöhungen geführt. Dazu kommen die Verknappung und folglich Verteuerung bei Containern und Paletten (etwa bei Holzpaletten plus 150 % seit 2020) sowie fehlende Fahrerinnen und Fahrer für LKW und weitere Verzögerungen in den Lieferketten durch die Null-„COVID“-Politik Chinas oder Streiks in internationalen Häfen. Die Mehrkosten verteuern nicht nur die Beschaffung selbst, sondern schlagen auch auf die Logistikkosten zum Kunden durch.
Energie: Gerade die Energiepreise verzeichnen seit 2021 extreme Wachstumsraten. Im Vergleich zu den vergangenen Monaten hat sich der Gaspreis verzehnfacht, der Strompreis versechsfacht. Auch Forward-Kontrakte für die kommenden Monate am virtuellen Handelspunkt (cegh.at) erreichen neue Höchststände. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine und der wachsenden geopolitischen Unwägbarkeiten sind weitere Preissprünge bei Gas, und den damit auch bei Strom, zu erwarten; insbesondere die täglich zunehmenden Unregelmäßigkeiten russischer Gaslieferungen nach Europa machen aus heutiger Sicht Verknappungen und damit weitere Verteuerungen in den kommenden Wintermonaten immer wahrscheinlicher.
Personal: Auch die Personalkosten tragen zu den aktuellen Teuerungen bei, wenn derzeit auch nicht in dem Ausmaß wie die Energie- oder Rohstoffpreise. Die Gewerkschaft hat einen ,,heißen Herbst“ angekündigt. Auch der Arbeitskräftemangel wird dazu führen, dass die Personalkosten in den kommenden Monaten anziehen werden.
Die Lage ist historisch einmalig, eine Entspannung ist nicht in Sicht. Solche Marktentwicklungen auf allen Kosten-
volume 46 | 06. 2022 e rnährung | n utrition
© adoBe stocK – KurhaNebenen – praktisch zeitgleich seit über einem Jahr – kratzen an der wirtschaftlichen Substanz vieler Betriebe in der Lebensmittel industrie. Verschärfend kommt dazu, dass Herstellungskosten wegen der regelmäßig langwierigen Verhandlungen mit dem Handel erst mit erheblichen Verzögerungen gedeckt werden können. Zumeist dauert dies 6 bis 12 Monate oder länger. Bis dahin treten die Hersteller in ,,Vorleistung“ und tragen die Kosten. Das führt aufgrund der Breite und Intensität der Kostensteigerungen bei vielen heimischen Betrieben aktuell zu Verlusten und ist für sie mittlerweile existenzbedrohend. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen müssen die Herstellungskosten der Lebensmittelproduzenten bestmöglich durch die Einkaufspreise ihrer Kunden gedeckt werden. Ist das nicht der Fall, können die Betriebe mittelfristig nicht überleben. Dadurch droht der Verlust der Lebensmittelproduktion im eigenen Land. Fakt ist jedoch, dass der Lebensmittelhandel die tatsächlichen Herstellungskosten in der Praxis nicht zur Gänze abdeckt, was dieser auch mehrfach medial kommuniziert hat. Dass – wie oft behauptet – der Lieferant den Verkaufspreis eines Lebensmittels im Handel vorgibt, ist nicht richtig. Wahr ist vielmehr, dass der Händler den Preis des Produkts im Regal nach seinen Regeln festlegt.
Der Vorwurf von ,,hohen Gewinnmargen“ in der Lebensmittelindustrie geht ins Leere: Im Durchschnitt ist die heimische Branche von den behaupteten ,,zweistelligen“ Margen meilenweit entfernt. Das träfe auch zu, wenn man die Kapitalrentabilität als einzig vergleichbare Größe zwischen den unterschiedlichen Geschäftsfeldern ,,Handel versus Produktion“ heranziehen würde. Kostendeckung ist für viele Hersteller das Gebot der Stunde. Wer, wie die Lebensmittelindustrie, den Löwenanteil der Kosten bei Energie, Rohstoffen, Verpackung, Logistik und Personal hat, der kämpft jetzt um das wirtschaftliche Überleben und hat keine Windfall-Profits.
Maßnahmen
Für die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Futtermitteln und Getränken sind die hohen Kosten für Rohstoffe, Verpa-
ckung, Logistik, Energie und Personal verantwortlich.
Diese hohen Kosten sind allerdings wiederum von vielen externen Faktoren abhängig, welche die Unternehmen nicht bzw. nicht kurzfristig beeinflussen können, etwa die geopolitische Lage (Ukraine/Russland-Krieg), die Corona-Pandemie, die Wetterkapriolen/Klimawandel, die Energiekosten, die Weltmarktpreise für die Agrarrohstoffe, die unterbrochenen globalen Lieferketten (u. a. durch die Null-„COVID“-Politik Chinas oder Streiks in internationalen Häfen), die dadurch beschränkte Verfügbarkeit und Verteuerung von Produktionsmitteln, die Inflationspolitik der EZB, die Kostensteigerungen in den Vorstufen der Lebensmittelherstellung.
Die Lebensmittelindustrie setzt Energie sehr effizient und sparsam ein – Einsparungspotenziale und Effizienzsteigerungen werden von den Betrieben laufend umgesetzt. Allerdings schlagen sich die extremen Energiepreise doppelt auf die Kosten der Lebensmittelindustrie nieder, nämlich bereits in den Vorstufen der Zulieferer wie der Landwirtschaft (u. a. Dünge- und Futtermittel), der Verpackungsindustrie (u. a. Kunststoff, Aluminium) oder der Logistik und dann nochmals bei der Herstellung selbst. Würde man die Energiekosten senken, würde das Druck von einem Teil der Herstellungskosten nehmen.
„Bremse für Energiekosten“ – auch für alle Unternehmen der österreichischen Lebensmittelindustrie (etwa analog zum ,,Strom- und Gas-RECHNUNGS-Deckel“ laut WIFO-Vorschlag für private Haushalte).
Die Lebensmittelindustrie zählt zu den fünf energieintensivsten Produktionszweigen in Österreich (Platz 5 mit rund 3,5 TWh Erdgas pro Jahr, das entspricht rund 10 % des jährlichen Gasbedarfs der gesamten Industrie). Obwohl die Branche viel Gas und auch Strom für die Lebensmittelherstellung benötigt, kann sie die derzeit vorgesehenen Unterstützungen der Bundesregierung nur in Einzelfällen nutzen und fällt somit bei den finanziellen Hilfen weitgehend durch den Rost. Das Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz – UEZG in Umsetzung des EU-Krisenrahmens sieht äußerst strenge Kriterien vor, die der Großteil der Lebensmittelhersteller aus heutiger Sicht nicht erfüllen wird können. Hier wird es
auf die derzeit in Ausarbeitung befindliche Förderrichtlinie ankommen, inwieweit die in Aussicht gestellten Zuschüsse für massiv gestiegene Energiekosten lukriert werden können. Weiters ist die Branche vom Gesetz zur Strompreiskostenkompensation (SAG) überhaupt ausgeschlossen. Denn dieses gilt nur für ,,energieintensive“ Branchen laut EU-Definition gemäß Emissionshandelsregime, worunter die Lebensmittelbranche nicht fällt. Auch die geplante Energielenkungs-Maßnahmenverordnung soll nur für ,,Großabnehmer“ gelten (trifft auf Betriebe der Lebensmittelindustrie – mit Ausnahme eines einzigen Unternehmens – ebenfalls nicht zu).
Strompreis – Überarbeitung des Systems der ,,Merit-Order“: Das aktuelle Strommarktdesign führt aufgrund der exorbitanten Gaspreise zu einem Höhenflug des Strompreises, obwohl Strom in Österreich großteils aus erneuerbarer Energie, insbesondere mit Wasserkraft, erzeugt wird. Die sprunghaft gestiegenen Kosten schlagen unmittelbar auf die Kosten der Lebensmittelhersteller durch. Das System sollte dringend auf EU-Ebene adaptiert werden, ohne die für die Industrie äußerst wichtige Versorgungssicherheit zu gefährden.
Raschere Unterstützung der Betriebe beim freiwilligen Umstieg von Gas auf andere Energieträger durch die • Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für alternative Energieträger, • Rechtssicherheit, betreffend die Anpassung bzw. das zumindest vorübergehende Aussetzen von Emissionsgrenzwerten bei Erdgassubstitution, • zeitnahe Veröffentlichung der Förderrichtlinie gemäß Gasdiversifizierungsgesetz.
Entlastung der Haushalte mit geringem Einkommen (siehe Entlastungspakete 1–3).
Bestmögliche Vermeidung einer ,,Lohn-Preis-Spirale“ im Dialog mit der Gewerkschaft (vgl. steuerbegünstigte Einmalzahlung bis zu 3.000 Euro).
Absehen von weiteren Kostentreibern durch zusätzliche Regularien wie ein Lieferkettengesetz oder eine national verpflichtende Herkunftskennzeichnung (Gold Plating).
Die Entwicklung der Bereiche Lebensmitteluntersuchungsanstalten und Lebensmittelaufsichtsbehörden werden in diesem umfassenden Werk sehr detailliert beschrieben. Im Nachhinein betrachtet ist sehr beeindruckend, welche Schwierigkeiten bei der Einrichtung einer Lebensmittelkontrolle, die in ihren Ansätzen der heutigen Kontrolle vergleichbar war, zu überwinden waren. Einige Probleme, wie etwa die Unterdotierung bei Personal und Budget, waren zu allen Zeiten ein aktuelles Problem, egal ob im Kaiserreich, in der Ersten oder Zweiten Republik. Teilweise kam es zu Fehlentwicklungen, die sich im Laufe der Zeit als nicht zielführend erwiesen und beendet wurden. Die im Österreichischen Staatsarchiv vorhandenen Unterlagen sind nur bis etwa 1982 vorhanden.
Der Autor, Dr. Franz Vojir, war von 2002 bis 2009 Mitarbeiter des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz in der Abteilung von Dr. Peter
Kranner. Davor war er ab 1980 in der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung und -forschung in Wien beschäftigt, erfüllte aber in dieser Zeit auch schon verschiedene Aufgaben für das Ministerium. Diese persönlichen Erfahrungen, die eingeflossen sind, geben dem Werk eine besondere Bedeutung.
Ergänzend zur Entwicklung der Kontrolle wird auch auf die Entwicklung des Codex Alimentarius Austriacus – österreichisches Lebensmittelbuch – als wichtiges Hilfsmittel der Lebensmittelkontrolle eingegangen. Dabei spannt sich der Bogen von 1891 bis jetzt. Interessant ist für die Leserinnen und Leser, worin der nicht gerade geringe Beitrag Österreichs zur Entstehung des heute international geltenden Codex Alimentarius der WHO/FAO im Einzelnen bestand.
Franz Vojir „Die amtliche Lebensmittelkontrolle in Österreich von 1879 bis 2002“; 276 Seiten, Verlag Brüder Hollinek, Purkersdorf, 2022
ISBN: 9783851193886; 35 Euro
Ministerialrätin Dipl. Tzt. Dr. med. vet. Fachtierärztin für Lebensmittel Carolin Krejci, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Abteilungsleiterin Abt. III/B/13 Lebensmittelsicherheit und Verbraucherinnen und Verbraucherschutz: Kontrolle, Hygiene und Qualität, Wien
Z UM GEDENKEN AN DIETRICH M ATESCHITZ , 1944–2022
die nAchRuFe AuF den Red bull-GRündeR Weisen einen TRend Zum inFl ATionäRen AuF die einen Wollen ihn so inTensiV Gek AnnT hAben, dAss sie sich moTiVieRT sehen, sein leben und hAndeln Zu inTeRPRe TieRen. die AndeRen l Assen liebeR oFFen, ob sie übeR eRlebTes odeR übeR Gelesenes und GehÖRTes beRichTen, dAs sie nAchTR äGlich Zu sich VeRselbsTändiGenden nARRATiVen VeRdichTen. Am leichTesTen VeRdAulich isT noch die Re ToRTenkosT PRoFessionell FAbRiZieRTeR nekRoloGien Aus den medienFAbRiken. mich A el bl A ss
Ein wenig bizarr ist das alles, aber dann doch nicht verwunderlich. Natürlich bietet ein Österreicher, der sich kraft eigener Leistung in die Liga der Multimilliardäre katapultiert, Stoff für Legendenbildung und damit vielen Menschen Identifikationsflächen. Der zurückhaltende Gestus des Verstorbenen, der keine persönliche Aufmerksamkeit, aber alle Begeisterung, Popularität, Wertschätzung und Spannung für seine Marke wollte, hat dazu beigetragen. „Einer von uns!“, mögen sich manche seiner –unserer – Landsleute gedacht haben. Um vielleicht bei nächster Gelegenheit ironisch zu kommentieren, wie leicht man es mit einem süß schmeckenden, perlenden, koffeinhaltigen Getränk und einer „Marketing-Idee“ in die zweistelligen Ränge bei Forbes schaffen könne.
Mateschitz war freilich keiner von uns. Zumindest hat sich das Profil seiner Eigenschaften von dem der meisten Menschen deutlich unterschieden – durch Attribute, die ihn auszeichneten, wie seine Überzeugung, seine Bestimmtheit oder seine Fokussiertheit. Und ebenso durch Eigenschaften, die ihm deshalb niemand
nachsagen kann, weil er sie nicht besaß, etwa Opportunismus, Wankelmut oder Zögerlichkeit. Eine Vision zu entwickeln, sie in Zeiten geschäftlicher Dürre weiterzudenken und sie mit enormer Entschlossenheit against all odds umzusetzen – das beschreibt den Weg der Marke Red Bull und ihres Masterminds an die Spitze. Dazu hatte Mateschitz Glück, das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen. Und das nicht knapp. Er hat eine Marke geschaffen, die unverwechselbar wie keine andere ist. Und er ließ ein Unternehmen entstehen, wie es kein zweites gibt. Das gilt nicht nur für die Profitabilität, sondern noch mehr für eine Kultur, die den Vorstoß in die wirtschaftliche Stratosphäre erst ermöglicht hat. Der sprichwörtliche Spirit von Red Bull hat es zu dem werden lassen, was es nach dem Wunsch seines Gründers sein sollte: ein Ort der Durchbrüche und der Erfolge, in dem sich Projektionen nahezu in Echtzeit realisieren.
Da der Autor dieses Nachrufs – im Unterschied zu Mateschitz – so ist wie alle anderen, kommt noch Anekdotisches. Wenigstens geht es um Erlebtes: Es war wohl Ende der Achtziger Jahre, als beim damaligen lebensmittelrechtlichen Refe-
renten des Fachverbands der Nahrungsund Genussmittelindustrie das Festnetztelefon auf dem Schreibtisch schellte. Am anderen Ende der Leitung stellte sich – damals nicht selbstverständlich –höflich und in angenehmem Ton ein Unternehmer vor, der meinte, seine Marke kenne man schon, ihn selbst aber sicher nicht. Damit traf er ins Schwarze. Mateschitz erklärte, dass er einen Termin im Gesundheitsministerium vereinbart habe, um die Einstufung seines Produkts abzuklären. Dabei sei ihm an der Fachexpertise und Behördenerfahrung des Fachverbands gelegen. Man vereinbarte also einen gemeinsamen Auftritt im Ministerium und einen Treffpunkt in der dortigen Aula. Um einander spontan zu erkennen, wurden am Telefon äußerliche Merkmale wie Größe, Alter, Haarund Barttracht wechselweise und mit subtilem Amüsement geoutet. Es ging schließlich um ein Business Meeting und nicht um ein Blind Date.
Zehn Tage später kam es zur physischen Begegnung der fernmündlich verabredeten Akteure am Treffpunkt. Sie identifizierten einander anhand der ausgetauschten Steckbriefe mühelos,
der erste Schritt war also geschafft. Bis zum Beginn der Besprechung mit den Ministerialräten hatte man sich noch fünfzehn Minuten für die Vorbereitung eingeräumt, auf Kaffee vom Buffet wurde dennoch verzichtet. Spontan bekannte Mateschitz, dass ihn eine gar nicht unbedeutende Sorge umtreibe: Er sei unsicher, ob er mit den Beamten zurechtkommen werde. Das sei freilich nicht das Wesentliche. Viel wichtiger sei, dass die ministerielle Hierarchie ihn vertrage. Denn da liege das Problem. Als Mann, der er war, mit Zielen, Plänen und einer großen Leidenschaft könne es passieren, dass er den Ton nicht ganz treffe, sollten sich vor ihm Hindernisse auftürmen. Mateschitz' Vorbehalt war realitätsnah, immerhin steckte Österreich noch mitten in der Ära einer
verabsolutierenden lebensmittelrechtlichen Schutzphilosophie einschließlich des behördlichen Anspruchs auf umfängliche Verwaltung des explizit als unmündig deklarierten Konsumenten. Von der Konsumentin war damals noch keine Rede, mitgedacht wurde sie freilich intensiv, wie die bei Energy Drinks bald ins Treffen geführten Argumente Schwangerschaft und Stillzeit dokumentierten.
Mateschitz befürchtete also, er könne dem Gesprächsverlauf durch zu wenig abwägende, äußerstenfalls sogar als undiplomatisch empfundene Äußerungen einen ungünstigen Spin verpassen. Und so forderte er seinen Gesprächspartner aus dem Fachverband mehrfach und nachdrücklich auf, etwas Unkonventionelles zu tun, sollte am
Horizont eine Szene drohen, in der er sich verbal nicht ausreichend kontrolliere: „Treten Sie mich fest unter dem Tisch und setzen Sie sich so zu mir, dass ich das wirklich spüre!“ Unnötig zu erwähnen, dass im folgenden Gespräch alle Beteiligten Aufgeschlossenheit und professionelle Contenance an den Tag legten. Für bodennahe Interventionen gab es nicht den geringsten Anlass.
Dietrich Mateschitz hat seiner Marke Flügel verliehen. Nun mögen sie auch ihn tragen!
Michael Blass Lebensmittelrechtlicher Referent des Fachverbands der Lebensmittelindustrie 1983 bis 1997, danach Geschäftsführer bis 2012, Wien
W EICHMACHER IN DECKELDICHTUNGEN
Schweizer und Liechtensteiner Chemiker führen solche Untersuchungen regelmäßig mit dem Ziel der Sensibilisierung für die Weichmacherproblematik und wirksamen Selbstkontrolle durch. Denn die in Deckeldichtungen aus PVC verwendeten Weichmacher können aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften von Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an Öl aufgenommen werden.
Diese Verunreinigungen gelten als vermeidbar und sind daher unerwünscht. Die Gesamtbelastung durch Weichmacher ist im Sinne des Vorsorgeprinzips so gering wie möglich zu halten. Darum müssen auch bei Lebensmitteln und deren Verpackungen Maßnahmen zur Reduktion getroffen und
Höchstwerte eingehalten werden, urteilen die Lebensmittelkontrollbehörden, die einmal mehr zu viele Proben beanstanden mussten, wegen der Verwendung von ungeeigneten Dichtungsmaterialien und teilweise massiven Verunreinigungen mit Weichmachern. Auch in Deutschland werden solche Untersuchungen von unabhängigen Instituten regelmäßig durchgeführt und zeitigen häufig ähnliche Ergebnisse. Da muss die Frage gestattet sein: Wie kann es in Zeiten unzähliger Diskussionen rund um das Thema sichere und umweltfreundliche Verpackungen zu solchen Resultaten kommen?
Denn es ist nicht so, dass es keine Alternativen gäbe.
Nicht nur die Untersuchung stellt fest, dass es durchaus Produkte gibt, de-
ren Deckeldichtungen nicht aus PVC sind. Diese sind bezüglich der Weichmachermigration unkritisch, erhältlich sowohl für TwistOff- wie für Press-On TwistOff (P/T)-Verschlüsse und in allen üblichen Größen im Markt. Sie sind bei den meisten Verschlussherstellern erhältlich, umfassend getestet und für alle Anwendungsbereiche qualifiziert.
Bei der Herstellung der PVC-freien Verschlüsse entfällt das Trocknen von flüssigen, PVC-haltigen Dichtmassen in den Trockenöfen bei der Verschlussherstellung.
Das reduziert den Energieeinsatz und vermeidet CO2-Emissionen.
Obwohl das Thema Weichmachermigration seit langem bekannt ist und viele Großverteiler und größere Lebens-
mittelhersteller bereits bei einer Reihe von Produkten auf PVC-freie Deckeldichtungen setzen, werden diese Alternativen noch zu wenig verwendet, so das Fazit der Kontrollkampagne.
Verpackung soll das Lebensmittel schützen, haltbar machen, appetitlich präsentieren und Platz für Information und einen Wiedererkennungswert beim Konsumenten schaffen. Aber: Es sollten umweltbelastende Herstellungs- und Entsorgungsprobleme bei der Produktion von Verpackungsmaterialien minimiert und kritische Bestandteile, die daraus auf Lebensmittel oder andere Füllgüter übergehen könnten, eliminiert
MOAH: STRENGE GRENZWERTE RÜCKEN NÄHER
Durch eigenes Sourcing und innovative Verfahren schafft es der Schweizer Marktführer für Spezial- und Bio-Speiseöle Nutriswiss schon heute, kontaminierte Öle zu einem sicheren Lebensmittel zu verarbeiten. Die Nutriswiss-Laboranalysen zeigen nach der Raffination aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe-Werte (MOAH-Werte) nahe der Nachweisgrenze
Nach alarmierenden Foodwatch-Untersuchungsergebnissen hatte der EU-Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel definiert, ab welchem Gehalt Lebensmittel vom Markt genommen werden sollten. Die Orientierungswerte werden voraussichtlich ab 2023 durch die Mitgliedsstaaten
in geltende Grenzwerte überführt.
Für Öle und Fette gibt der EU-Ausschuss einen MOAHRichtwert von maximal 2 mg/ kg an.
Darüber hinaus legt er für trockene Lebensmittel mit einem geringen Fett-/Ölgehalt (bis zu 4 %) einen Orientierungswert von 0,5 mg/kg MOAH und für Lebensmittel mit einem höheren Fett-/Ölgehalt (mehr als 4 %) bis zu 1 mg/kg MOAH fest. Mehrere wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass aromatischen Mineralöle potenziell krebserregend und erbgutverändernd sind.
MOAH in Speiseölen wie Raps öl oder Palmöl können unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel Reifenabrieb, Abgase oder Maschinenöl. Im Nutriswiss-Labor wird für jedes Öl vor, während und nach
der Verarbeitung ein umfassendes Kennzahlenprofil erstellt. Hier zeigt sich deutlich, dass das Material aus eigenem Sourcing bei Ankunft im Werk signifikant weniger belastet ist als marktübliche Ware, was auch die MOAH-Werte widerspiegeln. Beim Supply Chain Management setzt Nutriswiss auf langjährige Vertragspartner, Logistik in ISO-Container nach Food-Grade-Standard und eigene Kontrollen, um höchste Rohstoffqualität zu gewährleisten.
Schonende Raffination
Für die Entfernung von MOAH nutzt Nutriswiss keine zeit- und temperaturintensiven Prozesse. Stattdessen setzen die Experten auf eine physikalische Behandlung mit-
tels moderner Destillationstechnik und eine anschließende milde Desodorierung. Auf diese Weise wird die Bildung von Prozesskontaminanten verringert, während MOSH/ MOAH, Pestizide, polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Weichmacher wie DEHP signifikant reduziert werden. Michel Burla, Geschäftsführer von Nutriswiss: „Ein festgeschriebener Grenzwert für MOAH ist längst überfällig, denn Schadstoffe haben in keinem Lebensmittel etwas zu suchen. Die EU-Richtwerte geben nun den politischen Rahmen, den wir schon vorher aus Überzeugung freiwillig unterschritten haben. Unabhängig von den neuen Regelungen nehmen wir unsere Verantwortung sehr ernst – Öle und Fette, die unser Werk verlassen, sind sichere Lebensmittel.“
STIP: E INER FÜR A LLES
Der IR3000 Feuchtesensor misst Feuchte zuverlässig bei feinen und stückigen Granulaten von sehr trockenen bis zu gesättigten Bedingungen und ist leicht in Prozesslinien, Förderbänder, Behälter und Silos zu integrieren. Die hohe Messrate in Verbindung mit selektierten optischen Komponenten, dem hochsensiblen Sensor und der variablen Filter ermöglicht hochgenaue Messergebnisse nahezu unabhängig von Materialgröße, Farbe und Streulicht. Bis zu 50 Produktkalibrierkurven können extern über Digitaleingang gesetzt werden. Für dunkle Medien wie Kohle, Koks, Sinter und Asche gibt es den selektierten Sensor CCS. Selbstverständlich können die Sensoren auch bei Biomasse, Holz, Pellets, in Pharma- und Kunststoffprodukten, Folien, Papier und Zellstoff eingesetzt werden.
Der IR-3000 misst Feuchtigkeit direkt, berührungslos und driftfrei und ist somit praktisch wartungsfrei. Die Messwerte zur Prozesssteuerung können über 3 Analogausgän-
ge 4 – 20 mA, Ethernet TCP/ IP, RS232/485 und Profibus zur Verfügung gestellt werden. Die hochwertige Parametriersoftware ist im Lieferumfang enthalten mit Anschluss über Ethernet, RS 232/485. Die NIR-Technologie ist eine bewährte berührungslose Methode zur hochgenauen Messung der Produktfeuchte, um die Gesamteffizienz der Anlage zu optimieren, Energie bei der Trocknung einzusparen und Produktqualität und die Restfeuchte (Gewicht!) sicherzustellen.
Der Einsatz des NIR3000 Feuchtigkeitssensors ermöglicht in Abhängigkeit der Referenzierung bis zu 0,1 % Genauigkeit bei absoluter Wiederholgenauigkeit.
Die Sensoren sind unempfindlich gegenüber Materialschwankungen, wie z. B. Partikelgröße und Materialhöhe/-farbe und liefern kontinuierlich zuverlässige Messwerte. Sie sind wartungsfrei nach einmaliger Kalibrierung, mit berührungslosem, driftfreiem, optischem Prinzip. Anpassungen können im laufenden Betrieb vorgenom-
men werden, mit direkter Wirkung.
Sofort –berührungslos –Ergebnisse
Warum Nah-Infrarot?
Für die industrielle Verarbeitung gibt es mehrere Methoden zur Feuchtemessung, aber nicht alle Technologien sind gleich entwickelt. Hochfrequenz- (RF), Gewichtsverlust- und Beprobungsmethoden haben verschiedene Faktoren, die berücksichtigt werden müssen und sind oftmals mehr eine fundierte Vermutung, als dass sie eine zuverlässige und wiederholbare Messung liefern können.
Die NIR-Technologie ist eine berührungslose, wiederholgenaue, drift- und wartungsfreie Messung, bei der in einem Abstand von ca. 100–300 mm zum Produkt gemessen wird.
NIR-Spektroskopie und Bildgebung ermöglichen eine schnelle, zerstörungsfreie Analyse der chemischen und physikalischen
Informationen im Produkt. Wenn Licht auf ein Produkt trifft, interagiert es auf verschiedene Weise; abgestrahltes Licht trifft auf, während rückgestreutes Licht vom Produkt zurück zum Sensor reflektiert wird. Die Absorption ist der Schlüssel zur NIR-Analyse.
Mit der Implementierung eines NIR-Feuchtesensors können Hersteller von granularen Produkten den Feuchtigkeitsgehalt anhand von Echtzeitinformationen anpassen, was zu niedrigeren Material- und Brennstoffkosten, höheren Erträgen und gleichmäßigen Produkten führt. NIR bietet eindeutige Vorteile gegenüber anderen Methoden, vor allem die Benutzerfreundlichkeit und die erhöhte Effizienz in der Produktüberwachung.
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Konventionelle Kühlboxen beziehen ihre Kälte aus vorgekühlten Elementen und können auch in ungekühlten Fahrzeugen transportiert werden. Doch sie müssen vorgekühlt werden und sind nicht so flexibel einsetzbar. Diese Nachteile entfallen mit dem Siber-System, das Messer zusammen mit Olivo, einem führenden Hersteller von Kühlcontainern, entwickelt hat. In den rollenden Siber-Behältern stammt die Kälte aus einer minus 78 Grad kalten Trockeneisfüllung. Sie entsteht, wenn unter hohem Druck stehendes flüssiges Kohlen-
F RISCHE , DIE GUT ANKOMMT
dioxid in das Reservoir des Kühlbehälters gefüllt wird. Unter Normaldruck entspannt das flüssige Gas und wird zu Trockeneis und Gas. Das Trockeneis verfügt über eine sehr große Kälteleistung.
Je nach Ausstattung enthalten die Siber-Container ein Trockeneisfach für frische Ware und eins für tiefgekühlte Ware. Damit können Kühl- und Tiefkühllogistik flexibel kombiniert werden. Die nötige Kühlleistung ist in jedem Fall für mindestens 24 Stunden Transsportzeit garantiert.
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Mit unseren Gases for Life erhalten Ihre Lebensmittel die beste Qualität.
Unter dem Namen Gourmet liefert Messer reine Gase und Gasgemische für die Lebensmittelindustrie. Diese genügen höchsten Qualitätsanforderungen und erfüllen alle europäischen lebensmittelrechtlichen Vorschriften und HACCP-Anforderungen.
Länger anhaltende Qualität, ansprechende Optik, sprudelnde Frische und die Aufgaben, die Gase in der Lebensmittelindustrie erfüllen, sind vielfältig. Messer entwickelt kontinuierlich neue Anwendungsmöglichkeiten für die Lebensmittelindustrie.
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T RENDS BEI GETRÄNKEN
konsumenTen leGen Auch im Ge TR änkesek ToR Zunehmend WeRT
AuF AsPek Te Wie nAchhAlTiGkeiT und ZusAmmense TZunG.
Fakt ist, dass die Verbraucher, auch aufgrund der Pandemie, verstärkt auf verschiedene Aspekte achten und ihre Konsumgewohnheiten zugunsten neuer, „free-from-“ und „clean-label“-Produkte verändern. Die Frage nach dem persönlichen Wohlbefinden wird mehr und mehr zum Thema im Alltag.
Kein oder weniger Zucker Verbraucher wünschen Produkte mit weniger Zucker – die Hersteller von Getränken und flüssigen Nahrungsmitteln liefern. Die Top-3-Länder bei den Produkteinführungen zuckerreduzierter oder zuckerfreier Getränke in den letzten fünf Jahren waren laut dem Marktforschungsunternehmen Mintel Großbritannien (15 Prozent), dicht gefolgt von Deutschland (13 Prozent) und Frankreich (10 Prozent). So zählten „Frankreich
und Deutschland mit je fünf Prozent der weltweit genehmigten Patente zu den fünf europäischen Ländern mit den meisten auf die Reduzierung von Zucker ausgerichteten Patenten“, erklärt Neha Srivastava, Food & Drink Patent Analyst bei Mintel. „Die Patente beziehen sich dabei auf die Geschmacksverbesserung von Süßungsmitteln oder die Entwicklung neuer Techniken, die die Kosten für die Herstellung von alternativen Zuckerarten reduzieren.“
… und wenig oder kein Alkohol … Auch die Nachfrage nach „NOLO“-Getränken (no-and-low-alcohol) ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich erkennbar gestiegen.
Für den britischen Markt etwa verzeichnete eine Studie einen gesteigerten Verbrauch von NOLO-Getränken um 32,5 Prozent während des ersten Lockdowns im Jahr 2020. Gin oder Aperitiva mit 0 vol. Prozent Alkohol – also Produkte, die sich somit nicht Spirituosen nennen dürfen – zeigen auf, dass das Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher auch in der Welt der Drinks und Cocktails neue Ansätze erfordert. Es wird aber nicht unbedingt einfacher, diese Getränke herzustellen. Für die Herstellung des destillierten alkoholfreien Produkts Seedlip zum Beispiel wird eine Zeit -
spanne von sechs Wochen genannt, um die Mischung aus komplexen Kräutern, Gewürzen und Rinden zum gewünschten Geschmack zu kombinieren.
… mehr Saft und Smoothies … Es versteht sich von selbst, dass vor diesem Hintergrund auch saftbasierte Produkte Potenzial bieten. Gemäß Statista wird der weltweite Umsatz im Segment „Anderer Saft, Saftmischungen & Smoothies“ im Jahr 2022 etwa bei 38 Mrd. Euro liegen. Für 2026 erwarten die Prognosen ein Marktvolumen von 45 Mrd. Euro, das entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 4,41 Prozent. Bezogen auf die Mengen wird das Marktvolumen im Jahr 2026 laut Prognose 16 Mrd. Liter betragen. Als besonders interessant wird der US-amerikanische Markt eingeschätzt. Dort wird für 2022 ein Umsatzvolumen von 5 Mrd. Euro erwartet.
Impulse und Technik für neue Produkte
Hersteller von Ingredients und Prozesstechnik sind die Impulsgeber mit ihren Getränkeinnovationen auf pflanzlicher Basis, mit reduziertem Zuckergehalt oder Zuckerersatzstoffen sowie mit funktionellen pflanzlichen Bestandteilen.
Die Innovationskraft der Branche ist weiterhin riesig. Technologen für Getränke
und Liquid-Food stehen sicher noch ganz am Anfang, wenn es darum geht, das Potenzial von pflanzenbasierten Produkten zu erschließen. Nicht zuletzt aufgrund der Veränderung in den Lieferketten wird das Ausprobieren und Entwickeln, das Suchen und Auffinden von alternativen Produktkompositionen künftig intensiviert. Was geht, zeigt ein Cold Brew Coffee aus den USA: Über Reverse Engineering hat das Start-Up Atomo einen molekularen Kaffee entwickelt – ohne eine einzige Kaffeebohne.
Mit der Entwicklung von Herstellungsmethoden für die Nutzung von Reststoffen zur Vitamingewinnung oder auch zur Gewinnung von Proteinen aus Reststoffen der traditionellen Getränkeproduktion zeigen einige Unternehmen auf, welches Entwicklungspotenzial noch erschlossen werden kann.
Mit der Idee für eine neue Getränkekreation ist es noch nicht getan: Für die Hersteller, die sich beispielsweise von der Spirituosen-Range nun in das nicht-alkoholische Segment vorarbeiten, sind ein paar Herausforderungen zu bestehen. Im Entwicklungsprozess nicht-alkoholischer Getränkevarianten aus der Spirituosen-Familie muss ohne den Bestandteil Alkohol komplett neu gedacht werden, will man ein Produkt mit angemessener Haltbarkeit in den Markt bringen.
Quelle: drinktec.com
Die 1986 gegründete MOOSHAMMER hygiene & technik gmbh ist ein Gesamtanbieter für Qualitätsprodukte in den Bereichen Hygienemanagement, Abwasser-, Förder-, Lager- und Zerlegetechnik sowie Türen und Bauelemente. Ein Schwerpunkt ist dabei die Abstimmung auf die individuellen Kundenbedürfnisse schon in der Planungsphase. Zusätzlich zur Betriebsausstattung übernehmen die erfahrenen Mitarbeiter Planungs- und Dienstleistungen sowie die Montagen vor Ort. Auf Wunsch fertigt MOOSHAMMER maßgeschneiderte Sonderanfertigungen in Edelstahl und Kunststoff.
Das Hauptaugenmerk der MOOSHAMMER hygiene & technik liegt auf der Lebensmittelindustrie, wie zahlreiche nam-
QUALITÄT AUS E DELSTAHL
hafte Referenzen belegen. Neben der Industrie zählen führende Handwerksbetriebe in ganz Österreich, Bayern und den Grenzgebieten zu den Kunden des Unternehmens aus Schlüßlberg/ OÖ – dazu zählen insbesondere Betriebe in der Fleischverarbeitung, im Lebensmittelhandel, Schlachthöfe, Molkereien, Bäckereien, Käsereien, Brauereien und Getränkehersteller, die Fisch- und Geflügelindustrie, Gewürzverarbeitung, Chemische Industrie, Wein- und Obstbau usw.
Hygiene & Reinigungstechnik
MOOSHAMMER bietet ein umfangreiches Portfolio an Produkten rund um die hygienische Reinigung in Betrieben an. Hierzu zählen beispiels -
weise Handwaschbecken, Schaumreinigung, Stiefel-, Sohlen- und Schürzenreiniger, Stiefeltrockner, Sterilisationsgeräte, Hygieneschleusen und mehr.
Für den Einsatz in der Obstverarbeitung, Weinkellereien, in Getränke- und Nahrungsmittelindustrie die beste Lösung!
EntwässerungsTechnik
Bei der Entwicklung des neuen Rinnensystems lag das Hauptaugenmerk auf der effizienten und raschen Beseitigung großer Abwassermengen trotz hoher Belastung. Die abdeckungslose Schlitzrinne überzeugt durch einfache Reinigung, sie ist hygienisch, totraumfrei und dank großem
Seitengefälle ist die Schmutzabfuhr auch bei wenig Wasseransammlung gewährleistet. Die von oben ganzflächig einsehbare Hygienerinne kann ebenso leicht kontrolliert wie gereinigt werden. Für optimale Stabilität und Hygiene bei Räumen, die beispielsweise mit Staplern befahren werden müssen, sorgt die patentierte Hygieneabdeckung Typ HWA.
Ihr Partner für Hygiene & Technik
MOOSHAMMER hygiene & technik gmbh, Gewerbepark 4, A-4707 Schlüßlberg Tel.: 0043/7248 644 34-0, Fax-DW: 33, info@mooshammer.at, www.mooshammer.at
Der Österreichische Verpackungstag wird vom Fachbereich Packaging and Resource Management der FH Campus Wien zusammen mit Partnern im zweijährigen Rhythmus veranstaltet. Er hat sich als einer der wichtigsten Fachevents Österreichs für die Verpackungsbranche und alle, die mit Verpackung zu tun haben, etabliert. Heuer lenkte der Österreichische Verpackungstag am 13. Oktober mit dem Themenschwerpunkt „Innovativ, vernetzt und transparent entlang der Supply Chain“ den Blick auf gemeinsames Handeln. In den Vorträgen fokussierten nationale und internationale Expertinnen und Experten auf Themen wie Erhebung und Austausch von Stammdaten genauso wie auf Recyclingfähigkeit.
Ausgezeichnete Verpackungen
In Zusammenarbeit mit dem Verein PROPAK Austria wurden als Teil des Programms zusätzlich die Young Designers Awards verliehen, welche junge Talente für ihre innovativen Ideen bei Verpackungen aus-
zeichnen. Abgerundet wurde der Tag mit der Verleihung des Staatspreises Smart Packaging 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft, des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie dem Österreichischen Institut für Verpackungswesen.
Kreislaufwirtschaft in der Supply Chain
Die Vorträge am Verpackungstag waren vor allem vom aktuellen Thema Kreislaufwirtschaft und allen dazu gehörenden Teilbereichen geprägt. Die bestehenden und künftigen Regulationen und
Gesetze der Europäischen Union stellen Verpackungshersteller gleichermaßen wie den Einzelhandel oder Produktionsunternehmen vor neue Herausforderungen. Als große Hürde gilt hier unter anderem die Erreichung der Recyclingquoten für Kunststoffabfälle. Bis 2025 sollen laut EU-Vorgabe 50 %, bis 2030 schließlich 55 % der anfallenden Abfallmengen stofflich verwertet werden. Gelingen wird das nur im Zusammenspiel mit einer adäquaten Recyclingfähigkeit der Verpackungen und dementsprechender sortenreiner Sammlung und Verwertung.
Auch für eine Standardisierung der Datenstruktur und Berechnungsmethoden braucht es Vorgaben der EU, andernfalls müsse die Branche diese selbst entwickeln. Eine weitere Forderung ist jene nach einem einheitlichen Labeling-System für Verbraucherinnen und Verbraucher, damit diese – ähnlich dem Ansatz von Nutri-Score – auch wissen, wie nachhaltig oder recyclingfähig die gekaufte Verpackung ist. Ein solches System würde zur Awareness bei Konsumentinnen und Konsumenten beitragen und dementsprechend Kaufentscheidungen beeinflussen, so die Hoffnung.
Genereller Kunststoffverzicht nicht sinnvoll
Problematisch ist, dass der Begriff der Recyclingfähigkeit derzeit nicht eindeutig definiert ist. Da die Recyclingfähigkeit aber als Voraussetzung für eine Ökomodulation gilt, also eine Modifikation von Gebühren, basierend auf messbaren Produkteigenschaften, wird eine verbindliche Definition seitens der EU erwartet.
Die am Verpackungstag erstmals präsentierte Österreichische Kunststoffstudie 2022, erstellt in Zusammenarbeit von der FH Campus Wien und Circular Analytics TK GmbH, gibt Aufschluss über die Sortier- und Recyclingquoten im Kunststoffbereich in Österreich. Sie untersuchte einerseits Datenqualität
Es braucht einheitliche Definitionen und Standards
und Datenlücken im Bereich der Kunststoffverpackungen – mit Fokus auf Hohlkörper und flexible Verpackungen –und analysierte andererseits Substitutionsmöglichkeiten. Ebenso wurden Sammel- und Verwertungsquoten für bestimmte Kunststoffe festgestellt und, soweit möglich, miteinander verglichen. Verbraucherinnen und Verbraucher sehen (Kunststoff-)Verpackungen oft sehr kritisch. Die teilweise vorherrschende Meinung, Kunststoffverpackungen seien verzichtbar, stimmt nur bedingt. Kunststoffe haben, wie alle Verpackungsmaterialien, Vor- und Nachteile, die Studie zeigt allerdings, dass ein genereller Verzicht auf Kunststoff für viele Anwendungen nicht sinnvoll ist. Ersichtlich wird das vor allem dadurch, dass das Ersetzen von Kunststoffen bei bestimmen Produkten oder Produktgruppen zu einer stärkeren Belastung der Umwelt geführt hat und dementsprechend davon abgeraten wird, diese zu substituieren. Die weitere Verwendung von
Kunststoffen setzt natürlich voraus, dass diese konsequent im Kreislauf geführt werden, um Recyclingquoten erfüllen zu können und folglich ressourcenschonender zu produzieren.
Empfehlungen für Design und Produktion recyclinggerechter Verpackungen
Am Verpackungstag präsentierte die FH Campus Wien die druckfrische fünfte Auflage der Circular Packaging Design Guideline. Diese wissenschaftlich fundierten Empfehlungen sollen die Verpackungsbranche unterstützen, mit innovativen Verpackungen Vorgaben zu erfüllen wie die Recyclingquoten des EU Green Deal. Die Circular Packaging Design Guideline wird von der FH Campus Wien in Kooperation mit Circular Analytics TK GmbH und Packforce Austria herausgegeben und in regelmäßigen Abständen
um gesetzliche Vorgaben und wissenschaftliche Erkenntnisse aktualisiert. Als weiteres unterstützendes Hilfsmittel konnten die Teilnehmenden die neuesten ECR Empfehlungen für Verpackungsstammdaten mitnehmen.
technik technology
Jan Krepil, Junior Researcher, Kompetenzzentrum für Sustainable and Future Oriented Packaging Solutions der FH Campus Wien
FH Campus Wien –Hochschule für Zukunftsthemen
mit über 8.000 studierenden an drei s tandorten und fünf kooperationsstandorten ist die Fh campus Wien die größte Fachhochschule Österreichs. sie bietet mehr als 60 studien- und lehrgänge in berufsbegleitender und Vollzeit-Form.
www.fh-campuswien.ac.at d er Fachbereich Packaging and Resource m anagement der Fh campus Wien bietet zwei berufsbegleitende bachelorstudiengänge (Verpackungstechnologie und nachhaltiges Ressourcenmanagement) sowie ein masterstudium in englischer sprache an (Packaging Technology and sustainability).
17.01.2023 h oll A b R unn „MEAT THE FUTURE“ Fleischtechnologietag 2023 Private HTL für Lebensmitteltechnologie www.ecoplus.at 20.02.–24.02.2023 d ub A i, Ve R eini GT e A RA bische e mi RAT e GULFOOD Dubai 2023 World's largest annual food & beverages trade show www.gulfood.com 04.05.2023 Wien Seminar Krisenmanagement Fachverband der Lebensmittelindustrie www.dielebensmittel.at
26.01.2023
Webin AR Lebensmittelverschwendung –Rechtliche Lage, Hürden und Möglichkeiten www.veoe.org 24.02.–30.11.2023 k los T e R neubu RG Food Safety Expert 2022/2023 –Das Praxistraining von A bis Z Sieben Module www.lva.at 16.05.2022 Wien f.eh im Dialog: Portion Size Matters – Nachhaltigkeitsund Gesundheitsaspekte von adaptierten Portionsgrößen www.forum-ernaehrung.at
14.02.–17.02.2023
n ü R nbe RG, d eu T schl A nd Biofach 2023 Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel www.biofach.de 07.03.–10.03.2023
Tokyo, J APA n Foodex 2023
Die größte Lebensmittel- und Getränkemesse in Fernost www.jma.or.jp
DIE ERNÄHRUNG Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft NUTRITION Austrian journal for science, law, technology and economy redaktion@ernaehrung-nutrition.at Offizielles Organ des Fachverbands der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Österreichs und des Vereins zur Förderung der österreichischen Lebensmittelwirtschaft (foodalliance) ∙ Herausgeber: Fachverband der Lebensmittelindustrie; A-1030 Wien, Zaunergasse 1–3 ∙ Wissenschaftlicher Beirat: Generaldirektor Univ.-Prof. Dr. iur. et rer. pol. Walter Barfuß, Ao. Univ.-Prof. i. R. DI Dr. nat. techn. Emmerich Berg hofer, Dr. Michael Blass, Hon.-Prof. Dr. Konrad
Impressum
Brustbauer, Ass.-Prof. DI Dr. nat. techn. Klaus Dürrschmid, Prof. Dr. Christian Hauer, Univ.-Prof. Dr. Ing. Henry Jäger, OR Dr. Leopold Jirovetz, Univ.-Prof. i.R. DI Dr. nat. techn. Wolfgang Kneifel, Univ.-Prof. Dr. Jürgen König, Dr. Andreas Natterer, Ass.Prof. Dr. Peter Paulsen, Univ.-Prof. Dr. Werner Schroeder, LL.M, Univ.-Prof. Dr. Veronika Somoza, Univ.-Doz. Mag. Dr. Manfred Tacker, Univ.-Prof. Dr. med. vet. Martin Wagner Dipl. ECVPH ∙ Chefredakteur: DI Oskar Wawschinek, MAS, MBA Redaktion Wissenschaft: Ass.-Prof. DI Dr. nat. techn. Klaus Dürrschmid Redaktion Recht: Mag. Katharina Koßdorff Verleger: SPV Printmedien Gesellschaft m.b.H.; A-1080 Wien, Florianigasse 7/14;
Tel.: 01/581 28 90; Fax: 01/581 28 90-23; online-redaktion@blickinsland.at Lektorat: Mag. Nina Wildzeisz-Rezner, MAS Satz: Gerald Mollay ∙ Herstellung: proprint.at Anzeigen leitung: Prok. Doris OrthaberDättel, Tel.: 01/581 28 90-12, daettel@ blick ins land.at, Tel.: 01/581 28 90-27, smejkal@blickinsland.at ∙ Ernährung/Nutrition – ISSN 0250-1554 – erscheint sechsmal jährlich. Nachdruck sämtlicher Artikel, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe, gegen Belegexemplar; Zitierung von wissenschaftlichen Beiträgen: Ernährung/Nutrition. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors wieder, die nicht mit jener des Herausgebers übereinstimmen muss.
oder academy.gli-austria.at
Als österreichisches Kompetenzzentrum für Lebensmittelsicherheit und Betriebshygiene agieren wir seit 1998 erfolgreich auf dem europäischen Markt. Unsere Erfahrung auf betrieblicher Ebene und Know-how in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, modernster Labordienstleistungen, Consulting und die Vernetzung mit externen Partnern scha t unsere breite Kompetenz. Als Teil der GBA Group, einer der führenden deutschen Analyselaboratorien und Servicedienstleister in den Bereichen Lebensmittel,
Umwelt und Pharma, erweitern wir laufend unser Dienstleistungsportfolio, unsere Expertise und den Zugri auf modernste Laborkapazitäten.
Unsere Kunden sind für uns Partner, die wir begleiten. Der Nutzen ergibt sich aus der individuellen Erarbeitung von Lösungswegen zur Sicherung Ihrer Produkte.
Kompetenz, Praxiserfahrung und unternehmerisches Denken für alles, was Lebensmittel ausmacht