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Editor's Letter
Wertvolle Zufälle
Dienstagabend in Berlin. Nach einem wirklich ausgezeichneten, intensiven und langen ersten Messetag ist der Plan, einfach mit zwei lieben Freunden eine Kleinigkeit essen und dann früh schlafen zu gehen. Der folgende Tag würde nämlich nicht minder intensiv werden. In dem winzig kleinen Italiener, der eher zufällig unser Ziel ist, landen wir dann noch viel zufälliger am selben Tisch mit der Chefeinkäuferin eines legendären Departement-Stores und dem Verantwortlichen für die VIP Customer Relations eines eigentlich auch schon legendären Luxury Fashion Onlinestores. Aus dieser Zufälligkeit entwickelt sich dann ein inhaltlich brillanter und überdies auch noch superlustiger Abend, von dem ich als Mensch und als Journalist in höchstem Maß profitiere. Warum ich das erzähle? Weil diese kleine Anekdote perfekt erklärt, warum eine attraktive, funktionierende Messeplattform an einem starken Standort so wichtig ist. Denn dieser, wie ich hoffe, auch für alle anderen Beteiligten an diesem Abend wertvolle Zufall kann sich letztlich nur im Rahmen einer starken Messe einstellen. Also an einem Ort, an dem sich zu einem definierten Zeitpunkt die High Potentials einer Branche im wahrsten Sinne des Wortes treffen. Diese Art des Austauschs, des Kennenlernens und Networkings ist ein gar nicht hoch genug einzuschätzender Aspekt der Messe. Das Fehlen dieser Möglichkeit würde die Branche wohl ärmer machen – auch dies durchaus im Sinne des Wortes. Darum ist es, bei aller Offenheit für das Neue, von so entscheidender Bedeutung, dass Berlin in der Gesamtheit des Angebotes die großartige Business-to-Business-Bühne bleibt, die es aktuell unbestreitbar ist. Das braucht die Modebranche nämlich – und zwar alle Beteiligten. Zwei große und einen kleinen Wunsch darf ich in diesem Zusammenhang äußern. Erstens wünsche ich mir eine Bündelung der Kräfte. Das darf ich, ohne hier einen Masterplan auf den Tisch zu legen, wie das denn bitte funktionieren soll. Zweitens wünsche ich mir eine Verschiebung des Termins. Das würde vor allem den (internationalen) Damenkollektionen helfen, den Saisonverlauf sinnvoll zu straffen, und zumindest nach meiner Überzeugung den Standort Berlin auch international stärken. Ich darf diesen Wunsch auch gleich noch an den Pitti Uomo richten. Eine Messe, bei der viele Aussteller noch nicht einmal gültige Preislisten auf den Tisch legen können, sollte das Timing zumindest mal hinterfragen. Ja ... und jetzt noch die Kleinigkeit: Finden Sie Einlassbändchen auch so nervig wie ich? Vor allem wenn sie nach der Dusche nass und eng ums Handgelenk klatschen? Eben ... Aber irgendwie beweist das jetzt, dass ich nicht wirklich viel zu maulen habe – habe ich auch nicht. Weil es in Berlin sehr, sehr gut war.
Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at