Januar 2022
WIESENÜBERSAAT Geschniegelt und gestriegelt Übersaattechniken im Überblick Trends in der Getriebetechnik Im Fokus: «Schleppschlauch-Pflicht»
MF 7S BAUREIHE Neu: 5 Modelle von 155 PS bis max. 220 PS verfügbar.
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Januar 2021 | Editorial • Inhalt
Aktuelles
Editorial
4 Kurzmeldungen Focus 8
Reizthema «Schleppschlauch»: Gülle streifenförmig und bodennah ausbringen
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Roman Engeler
Markt 12 18 20 22 24 28 32 36 38 42
Entwicklung bei Lastschaltgetrieben «Front-Heck-Kombinationen»: Die Sieger Die Bilder zum Wettbewerb Homöopathie im Melkroboter
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Schwerpunkt: Wiesenübersaat Grünland braucht Führung Geschniegelt und gestriegelt Alternativen zum Grünlandstriegel Übersaat auf ganzjähriger Pferdeweide Einmaleins der Grünlandpflege Mögliche Übersaattechniken
Impression 45 Sauerburger «Grip 4-70»: Kabine in der Mitte, Motor im Heck 48 Stihl «Advance Procom»: Konferenzschaltung im Wald 51 Feldklasse: Präzisionshacke im Gemüsebau 54 Hoflader: Anbaugeräte kuppeln, ohne abzusteigen Management 56 Werkstatt-Tipp: Verschleiss bei Anhängekupplungen Plattform 58
Rapid ist auch Autobauer
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Passion 60
Der Charme des alten Blechs
SVLT 62 Sektionsnachrichten 64 Neu: Kreuzworträtsel 65 Kurse und Impressum 66 Porträt: Lara Graf aus Bernex GE
Titelbild: Über- und Nachsaaten sowie Wiesenerneuerungen sind heute oft notwendig, damit das Ertragspotenzial gehalten werden kann.
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Der Jahreswechsel, den Sie hoffentlich gut und mit allerlei Vorsätzen bewältigt haben, gibt bekanntlich immer wieder Anlass, das eine oder andere in einem bis anhin gewohnten Ablauf zu verändern. So hat sich mit dieser ersten Ausgabe im neuen Jahr auch die «Schweizer Landtechnik» etwas verändert. Rein äusserlich fällt sicher einmal die Klebebindung und der etwas festere Umschlag auf. Die auf etwelches Einreissen anfällige Heftklammerung wurde abgelöst. Die Fachzeitschrift soll dadurch auch an Format gewinnen. Der SMS-Wettbewerb, bei dem es jeweils ein Traktoren-Modell zu gewinnen gab, wird nun durch ein Kreuzworträtsel ersetzt (Seite 64). Nach den einführenden Seiten mit Kurzmeldungen folgt die Rubrik «Focus» (Seite 8). Diese soll künftig einem aktuellen, landtechnisch oder landwirtschaftlich mehr oder weniger brisanten Thema gewidmet sein. Das bisher an dieser Stelle publizierte Interview mit landtechnisch relevanten Persönlichkeiten fällt nicht weg, wird aber nicht mehr in jeder Ausgabe präsent sein. Neu gibt es zudem in jeder Ausgabe einen oder mehrere Werkstatt-Tipps (Seite 56). Die Zahl der Rubriken wurde konzen triert. Je nach Thema sind Beiträge, die früher unter der Überschrift «Wissen» und «Sicherheit» publiziert wurden, in den Rubriken «Management» oder «Plattform» integriert. Verlag und Redaktion der «Schweizer Landtechnik» hoffen natürlich, dass Ihnen das leicht veränderte Erscheinungsbild der Zeitschrift zusagt – gerne können Sie uns dazu Ihre Meinung via red@agrartechnik.ch mitteilen. Ausgabe Nr. 2 erscheint am 10.2.2022
Bild: R. Hunger
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Aktuelles
In Kürze
«Profi Cut» für New Holland
Claas konnte den Umsatz im Geschäftsjahr 2021 (abgeschlossen per 30. September) um 19 % auf einen neuen Höchstwert von 4,798 Mrd. Euro steigern. Case IH geht mit MacDon eine Partnerschaft ein und wird dessen Draper-Schneidwerke für Mähdrescher im Rahmen einer Markenallianz weltweit vertreiben. John Deere investiert in Batterietechnologie und übernimmt die österreichische Firma Kreisel Electric. Michel Denis, CEO von Manitou, wurde vom Verwaltungsrat für weitere vier Jahre in seiner Funktion bestätigt.
Das Direktschneidwerk «Profi Cut» von Zürn ist nun auch für die Häcksler der Baureihe «FR» von New Holland verfügbar. Passend dafür wurde ein eigener Anbaurahmen entwickelt. Damit wird das Schneidwerk direkt an den häckslerseitigen Einzugsschacht mit integriertem Pendelausgleich gekoppelt. Zusammen mit der mechanischen Schnittwinkelverstellung sorgt das für eine gute Bodenanpassung. Rechts und links vom Einzugsschacht ist beim Ankuppeln jeweils eine Gelenkwelle von Hand aufzu-
stecken. Mit einem Handgriff ist der Multikuppler für die hydraulische und elektrische Verbindung mechanisch verriegelt. Durch den geteilten Antrieb wird die Geschwindigkeit der Einzugsschnecke automatisch an die Schnittlängeneinstellung des Feldhäckslers angepasst – unabhängig von der Mähtellerdrehzahl. Das Direktschneidwerk wird neben New Holland auch für John Deere, Claas und Fendt in Arbeitsbreiten von 5,30 und 7,00 m gefertigt.
Farmtech führt für seine Gülletechnik Isobus-Steuerungen ein. Fenaco stellte auf den 1. Januar 2022 eine neue mobile Applikation für das vereinfachte Verbuchen von Grossgebinden (Paloxen) ab 1000 kg zur Verfügung. Dank des Tools ist neu eine jährliche Abrechnung aller Bewegungen möglich. Der Off-Road-Reifenhersteller Magna übernimmt den australischen Hersteller Fennell. Die Messe «Agrovina», die vom 25. bis 27. Januar 2022 in Martigny hätte stattfinden sollen, wird auf Anfang April 2022 verschoben. Mitas stellt zwei neue «High Capacity»Radialreifen vor, die für die nächste Generation von selbstfahrenden Feldspritzen entwickelt wurden. Neu soll man Pflanzenschutzmittel in der Schweiz nur noch mit einer obligatorischen Prüfung erwerben können. Der Bundesrat hat dazu eine entsprechende Vernehmlassung gestartet. Bei der Körnermais-Ernte 2021 ist eine tiefe bis mittlere Mykotoxin-Belastung festgestellt worden. Dies obwohl in fast jeder analysierten Körnermaisprobe Deoxynivalenol nachgewiesen wurde. Reichhardt bringt mit «Smart AgLight» ein intelligentes Arbeitslicht-System auf den Markt. Durch die Vernetzung von Fahrzeug und Anbaugerät wird der Arbeitsbereich immer optimal ausgeleuchtet. Orkel hat seine Industriepresse für Lohnunternehmer komplett neu entwickelt. Die «HI-X evo» hat unter anderem einen vergrösserten Durchlass erhalten. Welche Vorteile hat 5G im Bereich der Düngung? Diese Frage soll in Deutschland an einem Praxisprojekt geklärt werden.
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Strautmann mit neuem Logo Nach acht Jahren ist es für Strautmann wieder an der Zeit, mit einem neuen Logo für eine frischere Optik zu sorgen. Das Unternehmen hat sich für eine schlichtere Silhouette entschieden und verzichtet künftig auf die vorangestellte «BSL»-Raute. Das «BSL» stand bisher für die Initialen von Bernhard Strautmann Landmaschinen und verwies somit stets auf den Unternehmensgründer. Die Raute findet sich aber weiterhin als angedeutete Form im Design beim «S». Für den Wiedererkennungswert bleiben die Unternehmensfarben Grün und Gelb erhalten. Die Beschriftung der Maschinen sowie der gesamte Aussenauftritt des Unternehmens werden im Lauf des Jahres 2022 sukzessive angepasst und umgestellt.
Pflanzenschutz-Zertifikat Ab diesem Jahr bietet der Verband Lohnunternehmer Schweiz für seine Mitglieder die Möglichkeit, sich in Sachen Pflanzenschutz-Applikationen zertifizieren zu lassen. Die Kunden der zertifizierten Lohnunternehmer erhalten somit Gewissheit, dass Anbieter von Pflanzenschutz-Dienstleistungen geprüft sind und deren Abläufe den strengen Kriterien standhalten. Die Prüfung erfolgt durch Fachleute des Verbandes, die schon seit vielen Jahren solche Arbeiten ausführen.
Aktuelles
Neues beim «Nexos» Claas führt die Abgasnorm Stufe 5 nun auch im Segment der Schmalspur- und Spezialtraktoren ein. Die «Nexos»-Baureihen erhalten dabei unter anderem ein neues Getriebe, eine neue Kabine sowie ein neues Design. Der neue 3,6 l grosse 4-Zylinder-Motor von FPT reinigt die Abgase mit einer SCR-Abgasnachbehandlung. Die neue 6-Pfosten-Kabine hat einen nahezu ebenen Kabinenboden, eine Kategorie-4-Filteranlage und neugestaltete Bedienung mit kurzem Schalthebel sowie bis zu acht LED-Arbeitsscheinwerfer im Kabinendach. Zudem gibt es ein neues Lastschaltgetriebe mit fünf Gängen und 40 km/h bei 1700 U/min sowie optionaler «Smart Stop»-Funktion. Die Baureihe wird neu gegliedert. So werden aus den «Nexos»-Baureihen «VE», «VL» und «F» mit 1,0 m, 1,25 m und
1,45 m Breite die Modellreihen «S», «M» und «L» mit identischen Aussenbreiten. Ergänzt wird das Portfolio fortan um die neue Variante «Nexos XL» mit 1,55 m Aussenbreite und die 1,25 m oder 1,45 m schmalen sowie flachen Plattform-Baureihen «Nexos MD» und «Nexos LD» für Obstplantagen.
Spurtreuer Frontpacker Zur Rückverfestigung und Ballastierung des Traktors bei ausgehobener Drillkombination setzen Landwirte immer häufiger Packer im Frontanbau ein. Ein beliebtes Modell ist der Frontpacker «VarioPack»,
den Lemken jetzt in einer überarbeiteten Version mit neuer Lenkcharakteristik vorstellt. Für den Einsatz in kupiertem Gelände oder mit GPS-gesteuerten Traktoren ist der Packer mit einer hydraulisch einstellbaren Lenkempfindlichkeit verfügbar, die eine sichere Anschlussfahrt gewährleistet. Der spurtreue Lauf des Packers entlastet den Fahrer, der somit in schwierigen Bedingungen nicht mehr gegenlenken muss. Die Lenkung des «VarioPack» wird mechanisch oder auf Wunsch über einen Hydraulikzylinder mit Stickstoffblase vorgespannt. Dadurch kann der
Druck so eingestellt werden, dass der Packer, angepasst an die aktuellen Arbeitsbedingungen, sicher in die Mittelposition zurückgeführt wird und präzises Anschlussfahren gewährleistet ist. Dieses ist zum Beispiel wichtig in Hanglagen oder um das Aufschaukeln durch die verzögerte Reaktion auf Lenkbewegungen des Traktors bei GPS-Steuerung zu verhindern. An der nabenlosen Bauweise des Packers hat Lemken festgehalten. Die ersten Modelle sind in starrer Ausführung in Arbeitsbreiten von 2,50 bis 4 m mit einem Ringdurchmesser von 90 cm, in der klappbaren Version mit einem Ringdurchmesser von 70 oder 90 cm in Arbeitsbreiten von 4 bis 6 m ab Mitte 2022 erhältlich.
Bandschwader für RüFa «Schwaden wie ein Selbstfahrer – und das mit dem eigenen Traktor», so umschreibt Entwickler und Hersteller Reiter Innovative Technology den Bandschwader «Respiro» in Kombination mit einer Rückfahreinrichtung des Traktors. Diese Version des Bandschwaders gibt es in Arbeitsbreiten von 6 und 7 m als «Respiro R6» und «Respiro R7». Damit, so der Hersteller, seien Flächenleistungen von 4 bis 8 ha/h erzielbar. Da nicht mehr über das Futter gefahren werde, sei beste Qualität gesichert. Die Transportbreite von 2,4 m garantiere zudem eine sichere Strassenfahrt. Neu ist die patentierte Aufhängung der Arbeitseinheiten über zwei Stützrollen und einen Oberlenker. Dies ermöglicht eine kompakte Bauweise und damit einen Schwerpunkt, der nahe am Traktor ist. Jede Arbeitseinheit wird über vier Federn entlastet. Um das Gewicht und die Komplexität der Maschine niedrig zu halten, wurde auf die Mittenschwadablage verzichtet. Die Bänder können gemeinsam nach rechts oder links laufen oder «auseinanderpflügen» und so rechts und links einen kleinen Schwad ablegen.
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Aktuelles
51. Landmaschinen-Ausstellung Eigentlich hätte sie schon letztes Jahr stattfinden sollen, nämlich die 51. Landmaschinen-Ausstellung zwischen Weihnachten und Neujahr bei Mäder im aargauischen Niederwil. Doch machte Corona diesem Ansinnen damals einen Strich durch die Rechnung. Heuer fand dieser über die Region hinaus bekannte Event statt, wenn auch unter den aktuellen Bestimmungen der Gesundheitsbehörden mit Maskenpflicht und ausschliesslicher Aussenverpflegung. Die Besucher zollten dem Team von Rolf Mäder (auf dem Bild ganz links) Anerkennung, dass Traktoren und Maschinen von New Holland, Steyr, Case, Iseki, Weidemann, Ott, Pöttinger und Strautmann, ebenso das vielfältige Angebot an Kleingeräten der Marken Sabo, Cub Cadet, Stihl, Rapid und Kärcher sowie noch Weiteres mehr zu sehen waren.
Steuern per Smartphone Während der Weihnachtsausstellung bei Meier Maschinen in Marthalen ZH wurde die neue Fernsteuerung «MaxControl» von Bobcat an einem Skid-Steer-Lader vom Typ «A770» vorgestellt. Diese funktioniert einfach via Tablet oder Handy (Betriebssystem iOS) und eine WLAN-Verbindung. Die Reich weite beträgt 100 m. Voraussetzung beim Lader ist die «Selectable Joystick Control»-Bedienung. Alles andere an der Maschine lässt sich mit einem Baukit einfach installieren, die Applikation für das Smartphone kann vom App-Store geladen werden.
Packer unterm Tank Statt vier schmaler Reifen kommen am neuen Frontpacker von Sulky zwei breitere Räder der Grösse «480/45 R17» als Packer zum Einsatz. So werden im Vergleich zur vorherigen Lösung zusätzliche 15 cm rückverfestigt. Der Andruck des neuen sogenannten «Quadrat»-Reifenprofils ist auf der gesamten Arbeitsfläche einheitlich. Die Drehachse ist leicht nach vorne versetzt, um dem mit einer automatischen Steuerung ausgestatteten Traktor mehr Wendigkeit bei der Arbeit zu gewähren. Zudem gibt es noch zwei hydraulisch ausschiebbare Räder, die bei breiten Arbeitsgeräten die Verdichtung ausserhalb der Traktorbreite sicherstellen sollen.
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Seit Ende November live Nach einer zwölfmo natigen Testphase hat Ende November 2021 der Erdbeobachtungssatellit «Sentinel-6 Michael Freilich» den regulären Betrieb aufgenommen. Die europäisch/amerikanische Mission hat die Aufgabe, den Meeresspiegel global hochpräzise zu kartieren. Ein Vorhaben, das unter dem Eindruck der Erd erwärmung besondere Brisanz aufweist. Experten aus der ganzen Welt haben während der Testphase die Daten eingehend geprüft, validiert und bestätigt, dass die Copernicus-Mission mit dem «Sentiel-6 Michael Freilich» robust, präzise und äusserst zuverlässig ist. Dazu wurden die Messdaten mit dem Vorgängermodell «Jason-3» auf einen Millimeter genau abgeglichen. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass die 30-jährige Aufzeichnung des globalen Meeresspiegels ununterbrochen fortgesetzt wird. Der Satellit mit einer Flughöhe von 1336 km erfasst im Sekundentakt die Ozeanhöhe auf 3 cm genau. Laut Eumetsat kann damit der globale Meeresspiegel mit einer Genauigkeit von 1 mm ermittelt werden. Das Zwillingsmodell «Sentiel-6B» soll 2025 auf eine Umlaufbahn gebracht werden.
Aktuelles
Induktive Energieübertragung Autonome Agrarroboter werden künftig verschiedene Arbeiten auf den Feldern übernehmen. Der Betrieb von Agrarrobotern im rauen und oft von Staub und Schmutz belasteten Aussenbereich stellt besondere Anforderungen an die Energieversorgung der vorwiegend batterie betriebenen Fahrzeuge. Das Freiburger Tech(nik)-Unternehmen «Wiferion» setzt dabei auf das Konzept der induktiven Energieübertragung. Mit dem Wireless Charger «etaLINK 3000» ist das Unternehmen beim kontaktlosen Laden von mobilen Robotern und AGV ganz vorne mit dabei. Das «etaLINK-System» verfügt über keine offenen oder stromleitenden Kontakte, Stecker oder Kabel. Deshalb können Feuchtigkeit, Staub und Dreck die zuver-
SMSWettbewerb
lässige Energieversorgung nicht beeinträchtigen. Das System funktioniert via Plug-and-Play und kann aktuell mit 3 kW Leistung laden. Das Ladegerät kann alle gängigen Batterietypen mit Strom versorgen, dies unabhängig von der Zellchemie. Damit das volle Potential der Energieversorgung ausgeschöpft werden kann, empfehlen Energieexperten von Wiferion die Verwendung von Li-Ion-Batterien.
Lagerung von Hofdüngern Die Regelung der Lagerung von Hofdüngern wurde mit dem vom Bundesrat verabschiedeten landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2021 (3.11.2021) neu in den ökologischen Leistungsnachweis aufgenommen. Das heisst, dass es ab 1. Januar 2022 Sanktionen bei den Direktzahlungen gibt, wenn die Regelung zur Lagerung von Hofdünger nicht eingehalten wird. Und: Flächen, auf denen Industriehanf zur Fasernutzung oder zur Verwendung als Nahrungsmittel angebaut wird, berechtigen neu ab 2022 zu Direktzahlungen.
Der glückliche Gewinner des Modells Case IH «Optum 300 CVX», das in der Dezember-Ausgabe der «Schweizer Landtechnik» zur Verlosung ausgeschrieben wurde, heisst Remo Krebser und kommt aus 8426 Lufingen ZH.
Start von «ERDE Schweiz» Das Recycling von Silofolien wird in der Schweiz ab Januar 2022 massiv vorangetrieben. Dafür will «ERDE Schweiz» sorgen, ein Verein unter der Ägide des Dachverbands Kunststoff.swiss und RIGK, einem Recycling-Unternehmen aus Deutschland mit viel Erfahrung im Bereich Erntekunststoffe. Unterstützung er-
Neuer «Robotti» Der dänische Hersteller Agrointelli hat mit dem «Robotti LR» eine neue Version seines autonomen Geräteträgers vorgestellt, der im Vergleich zum aktuellen «Robotti 150D» über eine grössere Reichweite verfügen soll. Wie das Unternehmen schreibt, handelt es sich beim neuen «LR» um eine einmotorige Version mit 1250 kg Hubkraft, die den Platz in den Modulen für einen Dieseltank von 330 l Fassungsvermögen nutzt. Dies ermögliche dem Roboter, mit Standardgeräten ohne Zapfwelle bis zu 60 Stunden ohne Unterbrechung zu arbeiten, bevor er wieder aufgetankt werden müsse. Für leistungsintensivere Anwendungen, die eine Zapfwelle erfordern, sei hingegen der bisherige «150D» die richtige Lösung. Dieser verfügt über zwei Motoren, wobei ein Motor ausschliesslich die Zapfwelle antreibt. Der «Robotti 150D» sei bereits in zehn europäischen Ländern im Einsatz, schreibt Agrointelli.
hält der Verein «ERDE Schweiz», der im letzten Juli gegründet worden ist, auch vom Schweizer Bauernverband. Dank der Zusammenarbeit mit der Firma RIGK, die ihren Hauptsitz in Wiesbaden hat, können bestehende Systeme und Erfahrungen aus Deutschland auf die Schweiz ausgeweitet werden, schreiben die Initianten. Bereits hätten diverse Hersteller, Lohnunternehmen, Sammelstellen, Maschinenringe und Entsorgungsfirmen ihre Zusammenarbeit zugesagt.
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Die streifenförmige und bodennahe Ausbringung von Gülle und anderen Vergärungsprodukten wird ab 1. Januar 2024 für die meisten Lagen zur Pflicht. Bilder: SVLT
Reizthema «Schleppschlauch» Die Pflicht, Gülle nur noch streifenförmig und bodennah auszubringen – kurz das «Schleppschlauch-Obligatorium» –, wird per 1. Januar 2024 schweizweit eingeführt. Theoretisch ist alles klar, für die Praxis sind jedoch längst nicht alle Fragen gelöst. Roman Engeler
Mit der Inkraftsetzung der revidierten Luftreinhalteverordnung war auch die Einführung des sogenannten «Schleppschlauch-Obligatoriums» auf den 1. Januar 2022 vorgesehen. Mit einer Motion versuchten Ständerat Peter Hegglin und einige Mitunterzeichner, dieses Obligatorium zu streichen, dafür den Einsatz emissionsmindernder Ausbringverfahren weiter finanziell zu unterstützen. Während der Ständerat dieser Motion im Herbst 2020 mit grossem Mehr zustimmte und auch die vorberatende Kommission des Nationalrats dieses Ansinnen unterstützte, fiel es bei der Abstimmung in der gros sen Kammer im Juni 2021 durch. Während SVP und eine starke Mehrheit der Mitte-Fraktion der Motion zustimmten, wurde diese von links-grüner Seite 8
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mit starker Unterstützung aus Kreisen der FDP abgelehnt.
Aufschiebung erwirkt In der Folge haben sich der Schweizer Bauernverband (SBV) und der Schweizerischer Verband für Landtechnik (SVLT) bei den Bundesbehörden für eine Aufschiebung der Einführung des «Schleppschlauch-Obligatoriums» starkgemacht. An einem runden Tisch Anfang September 2021 haben diese bäuerlichen Organisationen dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) und den Vertretungen der entsprechenden kantonalen Amtsstellen aufgezeigt, dass diese Einführung auf den 1. Januar 2022 technisch und auch administrativ kaum durchführbar ist.
Zwar signalisierte das BLW schon relativ früh, dass Betriebe bei Nichtbefolgen der Vorschrift im Jahre 2022 noch mit keinen Kürzungen bei den Direktzahlungen zu rechnen hätten und deshalb Zeit bis zum 1. Januar 2023 eingeräumt werde. Seitens SBV und SVLT wurde jedoch argumentiert, dass Verstösse gegen die LRV juristisch weiterhin relevant blieben und Anzeigen zu entsprechenden Verfahren führen könnten. Als weiterer Grund wurden die aktuell langen Wartefristen für Gülletechnik aufgeführt, bewegen sich doch diese Lieferfristen von mehreren Monaten bis zu fast zwei Jahren. Weiter hat sich gezeigt, dass auch die kantonalen Landwirtschaftsämter alles andere als bereit waren, den einzelnen Landwirtschaftsbetrieben aufzuzeigen, auf wel-
Focus
chen Flächen das Obligatorium nun greift, auf welchen nicht und wo allenfalls mit einer Ausnahmebewilligung gerechnet werden kann. Die Gefahr hätte so bestanden, dass Landwirte in Unkenntnis der kantonalen Umsetzungs anforderungen teure (allenfalls unnötige) Investitionen gemacht hätten. Die Landwirtschaftsämter sollten diese Versäumnisse aber im ersten Quartal dieses Jahres nachholen und allen Betrieben aufzeigen können, wo die Gülle nun bodennah auszubringen ist. Über die Anzahl Einsprachen oder Ausnahme-Gesuche kann derzeit nur spekuliert werden. Nur schon in der Zentralschweiz (mit sechs Kantonen) rechnet man mit 2500 entsprechenden Gesuchen. Diese am runden Tisch vorgebrachten Argumente haben letztlich dazu geführt, dass der Bundesrat am 3. November 2021 beschlossen hat, die Schleppschlauchpflicht um zwei Jahre auf den 1. Januar 2024 zu verschieben.
Gesetzliche Grundlage Die vom Bundesrat auf den 1. Januar 2022 einmal in Kraft gesetzte Luftreinhalte verordnung (LRV) sieht im Artikel 552 vor, dass flüssige Hofdünger (Gülle, Vergärungsprodukte) auf Flächen mit Hang neigungen bis 18% durch geeignete Verfahren möglichst emissionsarm auszubringen sind. Dies, wenn diese Flächen auf dem Betrieb insgesamt drei oder mehr Hektar betragen. Als geeignete Verfahren gelten dabei die bandförmige Ausbringung mit Schlepp-
Mietfässer, Nachbarschaftshilfe und der Beizug von Lohnunternehmern ist sicher sinnvoll, die notwendigen Kapazitäten müssen aber erst geschaffen werden. Auf jeden Fall wird ein Güllefass mit zusätzlichem Ausbringgestänge schwerer und belastet den Boden tendenziell stärker.
Technische Herausforderungen Die Beschaffung einer Technik für das emissionsarme Ausbringen von Gülle ist bekanntlich nicht so einfach, wie das auf den ersten Blick den Anschein macht. Die Möglichkeiten, bestehende Fässer mit entsprechenden Verteilern nachzurüsten, sind aufgrund von begrenzenden Achsenlasten, fehlenden oder statisch ungenügenden Anbaupunkten an alten Fässern sowie wegen der Gewichtsverteilung nur bedingt möglich. Eine überbetriebliche Zusammenarbeit soll zweifellos gefördert werden.
Vorleistungen an der «Quelle» Kaum Beachtung fand und findet die Tatsache, dass eine Emissionsminderung von Ammoniak und anderen umweltbeeinträchtigenden Gasen auch anderweitig als mit bodennaher Ausbringung der Gülle erreicht werden kann. Neben der Trennung von Kot und Harn im Stall, sei es mittels konventioneller, händischer Methode oder beispielsweise mit dem ausgeklügelten System «Sphere», das Lely für Laufställe derzeit in einer grösseren Erprobung unter
schlauch- oder Schleppschuhverteilern, das Schlitzdrillverfahren mit offenem oder geschlossenem Schlitz oder – im Ackerbau – auch mit Breitverteilern, sofern die ausgebrachten flüssigen Hofdünger innerhalb von wenigen Stunden in den Boden eingearbeitet werden. Es wird aber auch erwähnt, dass eine Behörde auf ein schriftliches Gesuch hin durchaus im Einzelfall weitere technisch oder betrieblich begründete Ausnahmen gewähren kann.
die Lupe nimmt, ist das Ansäuern der Gülle ein probates Mittel. An der Hochschule HAFL Zollikofen wurde vor vier Jahren dazu eine Studie gemacht. Diese kam zum Schluss, dass eine Ansäuerung mit Schwefelsäure folgende Auswirkungen hat: – Ansäuerung im Stall: Reduktionen um rund 50% (Rindvieh) und zwischen 40 bis 70% (Schweine) auf der Stufe Stall. Reduktion von 30 bis 50% über alle Emissionsstufen hinweg, vom Stall über die Hofdüngerlagerung bis hin zur Ausbringung. – Ansäuerung im Güllelager: Reduktion um 50 bis 90%. – Ansäuerung während des Ausbringens: Reduktion um 50 bis 60%. Hinzu kommt bei der Ansäuerung, dass eine verbesserte Düngewirkung nachgewiesen werden konnte. Allerdings ist im Nachgang mit einer häufigeren Aufkalkung von Böden zu rechnen, auf denen angesäuerte Gülle ausgebracht wurde.
Mehr Stickstoff im Boden Wenn durch emissionsmindernde Ausbringverfahren weniger Ammoniak (Stick stoff) in die Luft entweichen kann, sollte er sich eigentlich im Boden bemerkbar machen. In einem breit angelegten Versuch von Agroscope und Bildungszentrum Arenenberg TG konnte einzig bei Gülleausbringung mit dem Schleppschuh ein signifikant höherer Ertrag festgestellt werden. Einen Unterschied zwischen Schleppschlauch und Breitverteiler gab es nicht. Da stellt man sich die Frage, was mit diesem Stickstoff wirklich passiert.
Was gilt als Schleppschlauch? Neue Ausbringtechniken: Wer, wo und wie diese geprüft oder bewilligt werden, ist noch nicht restlos geklärt.
Was als Schleppschlauch gilt – und was nicht –, ist oftmals nicht ganz klar. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die 01
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Der Schleppschuh scheint neben der Emissionsminderung auch agronomisch eine positive Wirkung zu haben.
Was ist aber mit neuen, von den bekannten Schleppschlauch- oder Schleppschuhabweichenden Verfahren (z.B. «Schleppfix» von Brunner Spezialwerkstatt oder «Mai»-Verteiler)? In dieser Frage heisst es bei vielen Kantonen in entsprechenden Merkblättern, dass die Nachweispflicht oder der wissenschaftliche Nachweis beim Antragsteller, sprich Hersteller des Ausbringgeräts, liegt. Doch wer, welches Institut oder welche Prüfstelle ist befugt, solche Nachweise zu erbringen? In dieser Frage schieben sich BLW, Bafu und die Forschungsanstalt Agroscope die heisse Kartoffel gegenseitig zu.
Fazit
Die Gülleausbringung einem leistungsfähigen Lohnunternehmen zu übertragen, kann für einige Betriebe sicher eine Option sein.
Ablage direkt und ohne Überdruck auf den Boden zu erfolgen hat. Weiter ist die Rede davon, dass maximal 20% der Bo-
denoberfläche begüllt werden dürfen und diese Begüllung streifenförmig zu erfolgen hat.
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Nun, der politische Entscheid ist gefällt, an dem gibt es grundsätzlich nichts mehr zu rütteln: Das «Schleppschlauch-Obli gatorium» muss ab 1. Januar 2024 umgesetzt werden. Wer mit welchen Flächen davon ausgenommen bleibt, wird sich hoffentlich in den nächsten Monaten klären. Für jene, die in die Pflicht genommen werden und technisch noch nicht entsprechend ausgerüstet sind, heisst es, sich so schnell wie möglich Gedanken darüber zu machen, wie man die Gülle künftig ausbringen möchte. Weiterhin mit eigener Technik? Schafft man sich die Technik allein an oder spannt man mit benachbarten Betrieben zusammen? Soll man sich einem Maschinenring anschlies sen? Wird ein Lohnunternehmer mit der Gülleausbringung beauftragt? Fragen, auf die es für jeden Betrieb eine unterschiedliche Antwort gibt.
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Markt | Trends
Obwohl stufenlose Getriebe weiter im Trend sind, geht auch die Entwicklung von Lastschaltgetrieben weiter. Bild: Case IH
Entwicklung bei Lastschaltgetrieben Stufenlosgetriebe sind bei Traktoren weiterhin auf dem Vormarsch. Nichtsdestotrotz können sich auch lastschaltbare Stufengetriebe behaupten, nicht zuletzt wegen ihrer hohen Volllastwirkungsgrade und ihrer Langlebigkeit. Bei den jüngsten Entwicklungen paaren die Hersteller feine Gangabstufungen mit hohem Fahrkomfort. Roger Stirnimann* Hauptaufgabe von Fahrzeuggetrieben ist die Anpassung der Fahrgeschwindigkeiten an die jeweiligen Fahr-/Einsatzbedingungen sowie die Umkehr der Fahrtrichtung. In kleinen Gängen liegt ein grosses Übersetzungsverhältnis vor, wodurch die Drehzahl zwischen Motorschwungrad und Radnaben reduziert und das Drehmoment entsprechend erhöht wird. Hiermit können * Roger Stirnimann ist Dozent für Agrartechnik an der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forstund Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen.
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hohe Zugkräfte bei kleinen Fahrgeschwindigkeiten dargestellt werden, was beispielsweise beim Pflügen erforderlich ist. In grossen Gängen ist es umgekehrt: Das Übersetzungsverhältnis ist hier klein, was zu höheren Fahrgeschwindigkeiten bei geringeren Zugkräften führt, eine typische Situation bei Transportarbeiten. Getriebe werden deshalb auch als Drehmoment-/ Drehzahlwandler bezeichnet.
Teuerste Baugruppe bei Traktoren Bei Traktoren kommen aber noch weitere Aufgaben dazu: Die Antriebe von Zapfwel-
le, Allrad und Hydraulikpumpe(n) sowie in vielen Fällen der «Haushalt» für das Hydrauliköl. Vorderachsträger, Motor, Getriebe und Hinterachse bilden bei Standard traktoren zudem oft die tragende Struktur (Blockbauweise), womit dem Getriebe gehäuse auch eine Chassis-Funktion zukommt. Getriebe und Hinterachse weisen überdies zahlreiche funktionale Besonderheiten auf, was diese «Transaxle» genannte Einheit zur teuersten Traktorbaugruppe macht. Die Gegenüberstellung von Merkmalen typischer Traktor- und LKW-Getriebe in Tabelle 1 soll dies verdeutlichen.
Trends | Markt
Tabelle 1: Gegenüberstellung von Traktor- und Lastwagen-Getrieben Klassischer Traktor Anzahl Gänge vorwärts 2)
Klassischer LKW
24
Anzahl Gänge rückwärts
2)
Lastschaltbare Gänge Lastschaltbare Reversierung Spreizung Schaltgetriebe
3)
Stufensprünge 4) Übersetzungsverhältnis in der Hinterachse (HA)
5)
12–14
12–24
2–4
ja
i. d. R. nein
ja
nein
20–40
12–15
~1,2
~1,30
30–35
2,35–3
250–300
30–50
ja (optional)
i. d. R. nein
Zapfwelle
ja
nein
Abtrieb für Arbeitshydraulikpumpe
ja
i. d. R. nein
Allradantrieb
ja
i. d. R. nein
Gesamtübersetzung Getriebe + HA
6)
Zusätzliche Kriechgruppe
1)
Quelle: R. Stirnimann Sattelzugmaschine 2) ohne Kriechgänge 3) Verhältnis zwischen grösster und kleinster Übersetzung oder grösster und kleinster Nennfahrgeschwindigkeit 4) Geschwindigkeitsverhältnis zwischen zwei benachbarten Gängen 5) Drehzahlverhältnis zwischen Eingangs- und Ausgangswelle 6) Drehzahlverhältnis zwischen Getriebeeingangswelle und Hinterachsradnaben 1)
Der Lastschaltung kommt bei Traktoren seit Jahrzehnten eine besondere Bedeutung zu, weil mit diesem oft schwere Zugarbeiten bei geringen Fahrgeschwindigkeiten ausgeführt werden. Wenn Schaltvorgänge hier mit einer Unterbrechung des Leistungsflusses erfolgen, führt dies zu einem sofortigen Stillstand und erfordert ein Wiederanfahren. Das hat Zeit- sowie Komforteinbussen zur Folge und erhöht den Verschleiss. Bei Lastschaltgetrieben erfolgt der Gangwechsel sehr schnell und ohne Leistungsunterbruch, weshalb sie auch als Power-Shift-Getriebe bezeichnet werden. Bei Lastwagen treten die genannten Probleme weniger auf, weil die Schaltvorgänge
in der Regel bei höheren Fahrgeschwindigkeiten stattfinden, wo genügend Bewegungsenergie zur Überbrückung von Leistungsunterbrüchen vorhanden ist.
Grosse Vielfalt bei Teillastschaltgetrieben Während in Europa in den 1980er-Jahren praktisch nur 2-fach-Lastschaltungen angeboten wurden, gab es in den 1990er-Jahren einen Trend zu Teillastschaltgetrieben (auch Semi-Power-Shift genannt) mit drei und vier Lastschaltstufen. Als Beispiele mit vier Stufen können genannt werden: Case IH «Maxxum-Powershift», Fendt «Turboshift», Ford «ElectroShift», John Deere «PowrQuad» und
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Massey Ferguson «Dynashift». In den letzten 20 Jahren wurde die Anzahl an Lastschaltstufen laufend erhöht und die aktuellsten Entwicklungen kommen mit sieben und acht daher. Parallel dazu gab es bei Grosstraktoren aus den USA immer auch Volllastschaltgetriebe (Full-Power- Shift), bei denen alle Vorwärts- und Rückwärtsgänge ohne Kupplungsbetätigung und Leistungsunterbruch geschaltet werden können. Eine europäische Sonderstellung in Sachen Lastschaltgetriebe nahm Same mit dem 1990 vorgestellten 9-fach-Lastschaltgetriebe für das Traktormodell «Titan 160» ein, das 2012 durch das «SMARTronic» mit zwölf Lastschaltstufen abgelöst wurde. Dieses Getriebe wird heute aber nicht mehr angeboten. Tabelle 2 enthält eine Übersicht über aktuelle Teil- und Volllastschaltgetriebe.
Gruppenprinzip und Baukastensystem Die Gänge von Stufengetrieben werden über Zahnradpaare oder Planetengetriebe mit unterschiedlichen Zähnezahlen dargestellt. Um Bauraumbedarf, Kosten und Gewicht möglichst gering zu halten, nutzen die Hersteller diese Elemente mehrfach. Beim «Hexashift»-Getriebe von Claas (Bild 2) werden beispielsweise vier synchronisierte Gruppengänge mit je sechs Lastschaltstufen kombiniert, wo raus 24 Vorwärts- und 24 Rückwärtsgänge resultieren. Wird diese 4×6-Struktur mit einer Kriechgruppe ergänzt, verdoppelt sich die Gangzahl. Dieses Gruppenprinzip wird von den Traktorenherstellern auch zur Darstellung von Getriebebaukästen benutzt, dank welchen weltweit unterschiedliche Marktbedürfnisse abgedeckt werden können. In Tabelle 3 ist als Beispiel der Getriebebaukasten von John Deere für die Baureihen «5M» und «5R» dargestellt. Durch die Kombination von verschiedenen Modulen lassen sich hiermit fünf unterschiedliche Getriebe realisieren, vom einfachen 16/16-Synchrongetriebe bis zum 8-fach-Teillastschaltgetriebe mit 32/16 Gängen.
Zwei unterschiedliche Bauweisen
Bild 2: «Hexashift»-Getriebe von Claas: Links die drei hintereinander geschalteten Planetensätze für die sechs Lastschaltstufen (1), in der Mitte das Reversiergetriebe (2) und rechts das Gruppengetriebe (3). Bild: Claas
Lastschaltgetriebe können in Vorgelegeoder Planetenbauweise ausgeführt sein, oft werden diese auch kombiniert, wie beispielsweise beim vorgenannten «Hexashift»-Getriebe. Die erstgenannte Bau weise basiert auf gegenüberliegenden Wellen, die mit Zahnrädern unterschiedlicher Grösse bestückt sind. Über 01
2022 Schweizer Landtechnik
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Markt | Trends
Tabelle 2: Lastschaltgetriebe aktueller Baureihen von Standardtraktoren in Westeuropa (Auswahl) Traktorhersteller
Anzahl LS-Stufen vorwärts
Getriebebezeichnung Getriebedes Traktorherstellers hersteller
Einbaubeispiel (Traktorbaureihe)
Teillastschaltgetriebe
Argo
Claas
CNH
John Deere
Kubota
Lindner
Massey Ferguson
SDF
Valtra
2
Power-Four
3
Xtrashift
6
P6-Drive
ZF
McCormick X7
2
Twinshift
Carraro
Elios 200
2
Twinshift
3
Trishift
SDF
Atos 200/300
4
Quadrishift
6
Hexashift
2
DualCommand
CNH
NH T5
4
n. b.
ZF
Case IH Luxxum
4
ElectroCommand
6
RangeCommand
8
DynamicCommand
NH T6
2
PowrReverser Plus
5M
4
CommandQuad
5R
4
PowrQuad /AutoQuad
8
Command8
5R
8
DirectDrive
6R (6R145 – 6R215)
2
Dual-Speed
Kubota
M5001
6
K-Power
ZF
M7003
8
Intelli-Shift
Kubota
2
n. b.
4
n. b.
2
Speedshift
4
Dyna-4
6
Dyna-6
7
Dyna-7
2
T5250/T5350
SDF
Deutz-Fahr Serie 5
3
T5430/T5450
SDF
Deutz-Fahr Serie 6
6
RC-Shift
ZF
Deutz-Fahr Serie 6.4
2
n. b.
Carraro
F-Serie
4
n. b.
Gima
A-Serie (nur A104 / A114)
5
n. b.
Valtra
N-Serie/ T-Serie
6
n. b.
Gima
G-Serie
Argo
Gima
McCormick X4 McCormick X5 / X6
Arion 400 Arion 500/600, Axion 800
NH T5 EC/NH T6 CNH
JD
ZF Carraro
NH T7 SWB
6M/6R
MGX-IV/M6002 Lintrac 95 LS / 115 LS Geotrac 114ep / 134ep 3700 AL 5700 M (5709M – 5711M)
Gima
5S/6S 8S
Volllastschaltgetriebe
CNH
John Deere Massey Ferguson
14
18/6; 19/6
PowerCommand
18/4; 19/4
UltraCommand
21/5
PowerDrive
16/5
16/5 Powershift
23/11
e23
28/28
Dyna E-Power
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2022
NH T7 LWB CNH
Case IH Magnum 310/340 Case IH Magnum 400
JD Gima
8R 7R /8R 8S
Lamellenkupplungen können die jeweiligen Wellen und Zahnräder «unter Last» miteinander verbunden werden. Bei der Planetenbauweise wird die Lastschaltung über Lamellenkupplungen und -bremsen in den Planetengetrieben dargestellt. Sonnen- und Hohlrad sowie der Planetenträger sind hier mit ein- oder ausgangsseitigen Wellen verbunden. Werden zwei dieser Wellen über die Kupplung miteinander verbunden, führt das zu einem Blockumlauf mit 1:1-Durchtrieb. Mit der Lamellenbremse lässt sich hingegen eine der Wellen mit dem Getriebegehäuse verbinden, woraus Übersetzungen ins Langsame (Übersetzungsverhältnis i > 1) oder ins Schnelle (i < 1) resultieren. Die Lamellenkupplungen und -bremsen laufen bei Lastschaltgetrieben im Öl und werden deshalb als «nass» bezeichnet. Das hat den Vorteil, dass sie laufend gekühlt werden und nur geringen Verschleiss aufweisen.
Mehr Lastschaltstufen mit weniger Kupplungen Eine besondere Vorgelegebauart sind die Doppelkupplungsgetriebe. Das Prinzip ist nicht neu und wurde beispielsweise bereits in den 1990er Jahren von Renault und Landini zur Darstellung von 3-fach-Lastschaltgetrieben mit lastschaltbaren Reversierungen verwendet («Tracto-Shift» respektive «Deltasix»). Bei Traktoren richtig bekannt wurde das Doppel kupplungs prinzip aber erst durch die Anwendung in Getrieben von CNH und John Deere. CNH nutzt dieses seit 2009 für den Fahrbereichswechsel bei den kleineren/mittleren Stufenlosgetrieben und seit 2017 auch für die 8-fach-Lastschaltung bei den Getrieben Case IH «Active Control 8», New Holland «DynamicCommand» und Steyr «S-Control 8». John Deere stellt damit beim «DirectDrive»-Getriebe ebenfalls acht Lastschaltstufen dar, führte das Prinzip aber bereits 2012 mit der Baureihe «6R» ein. Der wesentliche Vorteil besteht darin, dass mit nur zwei Lamellenkupplungen mehrere Lastschaltstufen realisiert werden können. Im entsprechenden Getriebeteil ist somit immer nur eine offene Kupplung mit Leerlaufverlusten vorhanden, was gute Wirkungsgrade verspricht. Tabelle 4 beinhaltet eine Gegenüberstellung von Getrieben mit sechs, sieben und acht Lastschaltstufen mit den jeweiligen Lastschaltelementen. Die Beispiele 1 bis 4 basieren auf klassischer Vorgelege- respektive Planetenbauweise, die Beispiele 5
Trends | Markt
Tabelle 3: Getriebebaukasten für die Baureihen John Deere «5M» und «5R» Getriebemodelle
Schaltgetriebe 4 synchr. 4 synchr. 4 lastsch. Gruppen Gänge Gänge
SyncReverser
x
x
PowrReverser
x
x
PowrReverser Plus
x
x
CommandQuad
x
x
Command8*
x
x
Reversiergetriebe Synchron schaltung
Lastschaltung
Lastsch. + Hi-Lo
Anz.
Gangzahl
LS-Stufen
V/R
–
16/16
–
16/16
2
32/16
4
16/16
x x x x x
8
32/16
* Das Command8 weist eine völlig andere Grundstruktur auf als das für die Baureihe 6R angebotene DirectDrive-Getriebe mit ebenfalls acht Lastschaltstufen.
(Quelle: R. Stirnimann)
Tabelle 4: Gegenüberstellung von Teillastschaltgetrieben mit sechs, sieben und acht Lastschaltstufen Traktorenhersteller Claas/MF MF
Getriebebezeichnung
Anzahl LS-Stufen
Bauweise LSGetriebeteil
Elemente für LS-Stufen
Elemente für LS-Reversierung
Hexashift /Dyna6
6
Planeten
3 Kupplungen, 3 Bremsen
2 Kupplungen
Dyna7
7
Planeten
3 Kupplungen, 3 Bremsen
2 Kupplungen
John Deere
Command8
8
Vorgelege
5 Kupplungen
2 Kupplungen
Kubota
Intelli-Shift
8
Vorgelege
6 Kupplungen
2 Kupplungen
John Deere
DirectDrive
8
Vorgelege / DKT
2 Kupplungen
1 Kupplung, 1 Bremse
Diverse*
8
Vorgelege / DKT
2 Kupplungen
2 Kupplungen
CNH
Abkürzungen: LS- Lastschalt-…; DKT Doppelkupplungstechnik * Case IH «Active Control 8» / New Holland «DynamicCommand» / Steyr «S-Control 8»
und 6 hingegen auf Vorgelegebauweise mit Doppelkupplungstechnik. Auffallend bei den Doppelkupplungsgetrieben ist die geringe Anzahl an Lamellenkupplungen für die Lastschaltstufen. Kehrseite der Medaille ist aber die relativ hohe Anzahl an Zahnrädern, die sich systembedingt aus den beiden Doppelkupplungswellen und der gemeinsamen Zwischenwelle ergibt. In Bild 3.1 ist das 8-fach-Lastschaltgetriebe von CNH dargestellt (Betrachtung von hinten nach vorne und unten nach oben). Gut zu erkennen ist die Getriebeeingangswelle links unten, das Zwischenrad für den Fahrtrichtungswechsel (Bildmitte links),
(Quelle: R. Stirnimann)
Bild 3.1: 8-fach-Lastschaltgetriebe mit Doppelkupplungstechnik von CNH: Mit nur zwei Lamellenkupplungen lassen sich acht Lastschaltstufen schalten. Bild: New Holland
Bild 3.2: Leistungsfluss bei Vorwärtsfahrt, Lastschaltstufe 1, Gruppe B. Bilder: R. Stirnimann
Bild 3.3: Leistungsfluss bei Vorwärtsfahrt, Lastschaltstufe 2, Gruppe B.
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Markt | Trends
die Welle mit den Lamellenkupplungen für die Rückwärtsfahrt und die ungeraden Lastschaltgänge (oben), die Zwischenwelle (Bildmitte), der Gruppengetriebeteil mit der Kegelradwelle (rechts unten) sowie die Lamellenkupplungen für die Vorwärtsfahrt und die geraden Lastschaltgänge (Bildmitte unten). Da Aufbau, Funktion und Leistungsflüsse von Getrieben in 3D-Illustrationen nicht immer ganz einfach nachvollziehbar sind, sollen diese nachstehend anhand von Getriebe plänen erklärt werden (Bilder 3.2 und 3.3). Das Getriebe besteht aus einem Reversiergetriebeteil (Vorgelege links mit Lamellenkupplungen KV/KR), einem Lastschaltgetriebeteil (Lamellenkupplungen K1/K2 und synchronisierte Gänge 1 bis 8, Mitte oben) und einem Gruppengetriebeteil (synchronisierte Gruppen A, B und C, rechts unten). Die ungeraden Gänge sind zusammen mit der Rückwärtskupplung KR und der «Doppelkupplung» K1 auf der oberen Schaltwelle angeordnet, die geraden Gänge zusammen mit der Vorwärtskupplung KV und der «Doppelkupplung» K2 auf der unteren. Die synchronisierten Schaltmuffen werden beim Durchschalten der acht Lastschaltstufen jeweils elektrohydraulisch vorgewählt, danach die entsprechenden Doppelkupplungswellen über die Kupplungen K1 und K2 wechselweise kraftschlüssig geschaltet. Der Gruppenwechsel erfolgt ebenfalls über synchronisierte Schaltmuffen, allerdings nicht unter Last und somit mit einem kurzen Leistungsunterbruch.
Bild 4.2: Volllastschaltgetriebe «Dyna-E-Power» von Massey Ferguson mit einem Teil der Hinterachse. Bild: Massey Ferguson
Beide ba sieren auf dem bekannten «Dyna-6»-Getriebe (baugleich mit «Hexashift» von Claas), bei dem sechs Lastschaltstufen mit drei hintereinander angeordneten Planetensätzen realisiert werden. Von den acht theoretisch möglichen Schaltkombinationen (2³) werden neu sieben genutzt (mit leicht angepassten Zähnezahlen). Beim «Dyna-7» ergibt sich in Kombination mit vier synchronisierten Gruppengängen ein 7-fach-Teillastschalt-
getriebe mit 28/28 Gängen (V/R). Das «Dyna E-Power» weist eine ähnliche Grundstruktur wie das «Dyna-7» auf, der Gruppenwechsel erfolgt hier aber unter Last über Doppelkupplungen, woraus ein 28/28-Volllastschaltgetriebe resultiert. Das «Dyna-E-Power» ist im Bild 4.2 in dreidimensionaler Form dargestellt. Rechts oben ist der Planetengetriebeteil mit der 7-fach-Lastschaltung zu erkennen, links davon das Reversiergetriebe
Neue Teil- und Volllastgetriebe Massey Ferguson stellte 2020 mit der Traktor-Baureihe «8S» (Bild 4.1) die neuen Teil- und Volllastschaltgetriebe «Dyna-7» respektive «Dyna-E-Power» vor.
Bild 4.1: Neue Traktorbaureihe, neue Lastschaltgetriebe: Massey Ferguson «8S». Bild: Massey Ferguson
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2022
Bild 4.3: Getriebeplan mit Geschwindigkeitsdiagramm des Dyna E-Power von Massey Ferguson. Bild: Stirnimann/Renius
Trends | Markt
mit den beiden Lamellenkupplungen für die Vor- und Rückwärtsfahrt. Daran schliesst das Gruppengetriebe mit den Doppelkupplungen an und ganz links unten ist schliesslich noch das Differenzialgetriebe mit Kegel- und Tellerrad und ein Teil der Hinterachse zu sehen. Im Bild 4.3 ist das gleiche Getriebe wiederum in Form eines Getriebeplanes dargestellt. Die drei Planetengetriebe mit ihren jeweiligen Lamellenkupplungen (K1 bis K3) und Lamellenbremsen (B1 bis B3) für die 7-fach-Lastschaltung sind darin links oben zu erkennen, das Reversiergetriebe mit den Lamellenkupplungen KR und KV oben in der Mitte und das Gruppengetriebe mit den Gängen A, B, C und D sowie den Doppelkupplungen K4 und K5 rechts unten. Durch das versetzte «Übereinanderlegen» der Nennfahrgeschwindigkeiten in den Gruppen B und C können die bereits re lativ kleinen Stufensprünge* der 7-fach- Lastschaltung von rund 1,18 im Geschwindigkeitsbereich von 7 bis 22 km/h durchgängig auf etwa 1,085 halbiert werden. Diese sehr feinen Stufensprünge werden durch das Hin- und Herschalten zwischen den Gruppen B und C erreicht (siehe rote Pfeile im Geschwindigkeitsdiagramm). Genutzt wird diese Schaltabfolge aber nur im Automatikmodus, im manuellen Modus wird die Gruppe B (mit Ausnahme von Gang B1) ausgelassen, um ein zügiges Hoch- und Herunterschalten mit weniger Schalteingriffen zu ermöglichen. Entsprechend stehen hier «nur» 22 Gänge zur Verfügung.
Bild 5: Geschwindigkeitsdiagramm des 7-fach-Lastschaltgetriebes «Dyna-7» von Massey Ferguson.
Die Stufungs- und Überlappungsqualität des «Dyna-7» kann folgendermassen beurteilt werden: – Die Fahrgeschwindigkeiten innerhalb der Gruppen A, B, C und D sind gleichmässig verteilt und die Stufensprünge mit 1,18 relativ fein (übliche Stufensprünge liegen zwischen 1,2 und 1,22). – Die Gruppenüberlappungen sind gut gewählt, so dass die Nennfahrgeschwindigkeiten jeweils zwischen denjenigen der Nachbarsgruppen liegen. Das Getriebe weist damit nicht nur 28 Gänge auf, sondern auch 28 unterschiedliche Nennfahrgeschwindigkeiten. – Im Hauptarbeitsbereich von 4 bis 12 km/h stehen elf Nennfahrgeschwindigkeiten zur Verfügung, was ein sehr guter Wert ist (übliche Anzahl bei Teillastschaltgetrieben mit 24 Gängen: 8 bis 9). Vorteilhaft ist auch, dass die Gruppe C mit einer Nennfahrgeschwindigkeit von unter 10 km/h beginnt, wodurch auch mit beladenen Transportanhängern gut angefahren und flott beschleunigt werden kann. Der Gruppenwechsel von C auf D erfolgt bei rund 25 km/h und somit ei-
ner Geschwindigkeit, bei welcher genügend Bewegungsenergie vorhanden ist, um den kurzen Leistungsunterbruch zu überbrücken. Gruppe D ist zudem genügend weit oben angesetzt, um maximale Fahrgeschwindigkeiten von 40 und 50 km/h (länderspezifisch) mit tiefen und somit treibstoffsparenden Motordrehzahlen darstellen zu können. Den Trend zu feiner gestuften Lastschaltgetrieben läutete John Deere vor einigen Jahren mit der Einführung des Volllastschaltgetriebes «e23» für die Gross traktoren-Baureihen «7R» und «8R» ein, das Stufensprünge im Bereich von 1,15 aufweist (Bild 6). Zusammen mit Komfortfunktionen, die bisher den stufen losen Pendants vorbehalten waren – wie der Wechsel zwischen Fahrpedal- und Fahrhebel-Modus, das Anfahren und Anhal ten über das Bremspedal ohne Kupplungspedalbetätigung oder das auto matische Ansteuern der optimalen Motorbetriebspunkte bei Teillast –, versuchen die Hersteller zunehmend, die Vorteile von Stufengetrieben mit dem Be dienkomfort von Stufenlosgetrieben zu kombinieren.
Gangabstufung bewerten Wer vor einer Kaufentscheidung für einen Traktor mit Lastschaltgetriebe steht, sollte sich unbedingt die Stufungs- und Über lappungsqualität anschauen. Hilfreich hierfür sind Geschwindigkeitsdiagramme, aus denen unter anderem entnommen werden kann, wo Gruppenwechsel anstehen, wie viele Gänge im Hauptarbeitsbereich zur Verfügung stehen und wie diese verteilt sind. Im Bild 5 sind die Nennfahrgeschwindigkeiten (Fahrgeschwindigkeit bei Nenndrehzahl des Motors) der 28 Vorwärtsgänge des «Dyna-7»-Getriebes auf einer logarithmischen Skala aufgetragen. Diese Darstellungsart hat den Vorteil, dass gleiche Abstände im Diagramm gleiche Stufensprünge bedeuten.
* Stufensprung: Geschwindigkeitsverhältnis zwischen zwei benachbarten Gängen (Gang X /Gang X-1, beispielsweise A6/A5 = 6,6 km/h/ 5,6 km/h = 1,178)
Bild 6: Das Volllastschaltgetriebe «e23» von John Deere weist 23 Vorwärts- und 11 Rückwärtsgänge mit Stufensprüngen im Bereich von 1,15 auf. Bild: John Deere
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2022 Schweizer Landtechnik
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Markt | Wettbewerb
Keine leichte Entscheidung 37 Eingaben wurden im Rahmen unseres Wettbewerbs «Interessante Front-Heck-Kombinationen» eingereicht. Eine 6-köpfige Jury hat entschieden. Roman Engeler und Heinz Röthlisberger
In der August-Ausgabe der «Schweizer Landtechnik» wurde der Wettbewerb «Interessante Front-Heck-Kombinationen» ausgeschrieben. In der Folge erreichten die Redaktion 37 Eingaben – jede auf ihre Art originell, interessant und zweckdienlich. Eine 6-köpfige Jury mit Roger Stirnimann, Landtechnik-Dozent an der Hochschule Zollikofen, BUL-Geschäftsführer Thomas Frey, Stefan Weber vom Ebenrain-Zentrum BL, Stephan Plattner, Vorstandsmitglied SVLT, und Heinz Röthlisberger sowie Roman Engeler, Redaktion
«Schweizer Landtechnik», wurde mit der nicht einfachen Aufgabe betraut, die eingereichten Kombinationen zu bewerten und anschliessend die drei Sieger zu bestimmen.
Kriterien Bevor es an die Bewertung ging, wurde die formelle Einreichung beurteilt: War eine Beschreibung zur Kombination vorhanden? Gaben die Bilder oder Video sequenzen genügend Aufschluss darüber, wie die Technik eingesetzt wird? Im Anschluss daran wurden die verbliebenen
Eingaben hinsichtlich der folgenden Kriterien mit Noten von 1 bis 5 bewertet: • Originalität der Kombination. • Konformität in Sachen Strassenverkehrsrecht. • Auswirkungen auf die Fahrphysik des Gespanns. • Agronomischer, pflanzenbaulicher Nutzen, Einfluss auf die Bodenstruktur. • Wirtschaftlicher Nutzen (Effizienz). • Allgemeiner Nutzen. Bei einigen der Kombinationen musste die Jury doch grosse Fragezeichen setzen, ob man damit auch konform auf der Strasse unterwegs sein kann. Dies war insbesondere bei jenen Eingaben der Fall, von denen man davon ausgehen musste, dass man damit auch auf der Strasse unterwegs ist. Zugegeben, aufgrund des vorhandenen Materials war dies nicht immer ganz einfach zu beantworten. Aber auch andere Kriterien, wie beispielsweise das Gewicht mit den entsprechenden Auswirkungen auf das Trägerfahrzeug und den Boden, waren nicht in jedem Fall klar zu beantworten.
1. Rang: Mulch-Hobelsaat-System Eingereicht von Marcel Villiger, 5643 Alikon Die Kombination nennt sich «Mulch- Hobelsaat System Villiger» und wird für das Ansäen von Gras nach Silomais rege angewandt. Dabei werden drei Arbeitsschritte in einer Durchfahrt erledigt, was sehr effizient ist. An der Front ist ein handelsüblicher Mulcher angehängt, am Heck befindet sich eine Säkombination von Lemken, an die Spezialzinken angebaut wurden. Mit diesen Spezialzinken werden die Maisstoppeln optimal zerkleinert, was die Vermehrung von Maiszünslern auf ein Minimum reduziert. Die gesetzlichen Vorschriften betreffend Beleuchtung, Achslast und Gesamtbreite der Maschine werden vollumfänglich eingehalten. Der vordere Überhang bis Mitte Lenkradstellung ist Die Siegerfamilie: Marcel und Margrit Villiger mit Lean (2) und Aline (7 Monate). weniger als 4 m, so dass kein Kamerasystem, jedoch ein V-Spiegel nötig ist (auf dem Bild noch nicht ersichtlich, da die Aufnahme auf der ersten Testfahrt gemacht wurde). Die Kombination ist seit 2018 im Einsatz und ist im Lohn unternehmen zu einem festen Bestandteil für die Grasansaat nach Silomais ge worden. Das «Mulch-Hobelsaat-System Villiger», wie es gegen den Maiszünsler eingesetzt wird.
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Schweizer Landtechnik 01
2022
Wettbewerb | Markt
2. Rang: 3-fach-Heck- und Frontspitz Eingereicht von Caroline Weilenmann, 8414 Buch am Irchel ZH Strohsaison ist Hochsaison bei den Weilenmanns in Buch am Irchel ZH. Rund 40 ha Stroh müssen gepresst, an den Feldrand geführt, mit dem Forstkran aufgeladen und nach Hause gebracht werden. Bis anhin wurden die Ballen mit einem Front- und einem Heckspitz an den Feldrand gebracht, was viel Zeit be anspruchte. So entstand die Idee eines Mehrfachspitzes im Heck, dessen Seitenarme über ein Steuerventil separat zu bedie nen und strassenverkehrstauglich zusammenklappbar sind. Der Frontspitz kann via Fronthydraulik nach unten oder oben bewegt werden, der Heckspitz über die Unterlenker. Die Spitzen werden für den Strassentransport abgedeckt. Das System hat noch Ausbau-Potenzial, wird doch darüber nachgedacht, den Heckspitz beidseitig zu nutzen, so dass man damit fünf und mit dem Frontspitz dann insgesamt sechs Ballen transportieren kann.
Die Kombination im Einsatz auf dem Feld.
Caroline Weilenmann mit Vater Urs Weilenmann vor dem zusammengeklappten 3-fach-Heckspitz.
Die Steuerung der Seitenarme erfolgt hydraulisch über ein Steuerventil.
3. Rang: Biofräse kombiniert mit Flügelgrubber und Kreiselegge Eingereicht von Sepp und Steve Rupper, 1485 Nuvilly Seit 2007 wird der Betrieb der Familie Rupper pfluglos bearbeitet. In dieser Zeit wurden verschiedene Systeme ausprobiert, um im Maisanbau effizienter zu werden. Im Frühling wird zuerst eine Gras- oder Roggen-Rotklee-Mischung geschnitten und in Hochsilos einsiliert. Anschliessend wird Hofdünger (Mist) ausgebracht. Mit der Kombination einer Biofräse vorne und eines Flügelgrubber «Delta» sowie einer Kreiselegge (alles von Alpego) kann man jetzt in einem Durchgang die Grasnarbe zirka 5 cm tief abschälen und gleichzeitig mit dem Mist vermischen. Der Flügelgrubber ist auf 15 cm eingestellt, so dass dieser etwas Erde anhebt. Am Schluss ebnet die Kreiselegge mit einer Packerwalze alles ein und so entsteht in einem Durchgang das Saatbeet, um den Mais zu säen. Im Gegensatz zu früher erübrigen sich der Einsatz des Roundup und zwei Durchfahrten mit einer Scheibenegge. Um legal auf der Strasse zu sein, wurden bei der Biofräse die vorderen Stützräder mit einem hydraulischen Zylinder versehen. So können diese nach hinten gezo-
gen werden und der vordere Überhang beträgt noch 4,70 m (Frontkamera von Motec verbaut). Das Gewicht der Biofräse beträgt 1435 kg. Hinten am Traktor ist der Flügelgrubber mit 540 kg und die Kreiselegge mit 1817 kg angekoppelt. Die drei Maschinen sind alle auf eine Arbeitsbreite von 3 m ausgelegt.
Die Kombination eignet sich gut für den Wiesenumbruch und ...
Steve (l.) und Sepp Rupper.
… konserviert die Bodenfeuchtigkeit.
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Die weiteren
Einsendungen auf einen Blick
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Die Redaktion «Schweizer Landtechnik» dankt allen Teilnehmenden für das Mitmachen beim Wettbewerb «Interessante Front-HeckKombinationen». 01
2022 Schweizer Landtechnik
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Applikation in Fressschale In einem in unmittelbarer Nähe zum Melk roboter platzierten Kasten befinden sich zwei Behälter mit rund 7 dl Inhalt, die mit flüssigen Mitteln gefüllt werden. Über zwei Leitungen, die stets unter Druck stehen, gelangen die Substanzen zur schwenk baren Fressschale im Melkroboter. In der Fressschale sind zwei Düsen mit Ventilsteuerungen eingebaut, die sich bei Bedarf schnell und kurzzeitig öffnen lassen und so einen Sprühnebel in Richtung Flotzmaul der Kuh abgeben können.
Computer-Steuerung Steuerungstechnisch beim Melkroboter wird der «Dairy Micro Sprayer» wie ein Ergänzungs- oder Kraftfuttermittel behandelt. Für jede Kuh kann man am Computer in den entsprechenden Kolonnen definieren: die Anzahl der gewünschten Sprüh nebel-Pumpstösse pro Besuch und die Dauer von Tagen, während denen diese verabreicht werden sollen. In der Fressschale sind zwei Düsen mit Ventilsteuerungen eingebaut. Bilder: R. Engeler
Homöopathie im Melkroboter Zur automatischen Verabreichung von homöopathischen Mitteln und auch anderen gering dosierten Wirkstoffen hat Lely den «Dairy Micro Sprayer» entwickelt. Eine erste Pilotanlage wurde auf dem Betrieb der Familie Rickli im bernischen Bleienbach eingebaut. Roman Engeler
Lely ist ein bekannter Spezialist für die Stall-Automatisierung und hat sich ganz der Entwicklung dieser Technik verschrieben. Melk-, Fütterungs- oder Entmistungsroboter sind mittlerweile hinreichend bekannt. Mit dem «Dairy Micro Sprayer» gibt es nun auch ein System, dank dem man in Kombination mit dem Melkroboter «Astronaut» kleinste Mengen von Wirkstoffen (homöopathische und andere Mittel) in Sprühnebelform verabreichen kann, die dann von den Kühen über deren Nasen- und Mundschleimhäute aufgenommen werden können. 22
Schweizer Landtechnik 01
2022
Homöopathie ist nur eine Möglichkeit in der Anwendung des «Dairy Micro Sprayer». Über die effektive Wirkung homöopathischer Mittel lässt sich bekanntlich spekulieren – auch auf dem Betrieb von Andreas Rickli. So stellt er fest, dass sich bei einigen Kühen (zu) hohe Zellzahlen nach der Applikation eines passenden Mittels drastisch und auch dauerhaft reduziert haben. Es gibt aber auch solche Tiere, bei denen die Wirkung weniger ausgeprägt, vor allem weniger dauerhaft war. Lely bietet den «Dairy Micro Sprayer» seit Ende November 2021 serienmässig für rund CHF 7000.– an.
In diesem Kasten ist die mechanische Steuerung mit den zwei Behältern untergebracht.
Information
> Internet-Seite www.agrartechnik.ch Neben den allgemeinen Informationen und den verschiedenen Kursangeboten des SVLT gibt es auf der Website www.agrartechnik.ch tagesaktuelle News in deutscher und französischer Sprache. In einem nur den Mitgliedern des SVLT und Abonnenten der «Schweizer Landtechnik» vorbehaltenen Bereich können zudem die aktuellen Aus gaben der Zeitschrift online gelesen werden. Weiter stehen dort auch exklusive Download-Angebote zur Verfügung.
Schweizer Landtechnik Ergänzend aktiv auf den sozialen Netzwerken! Bereits seit geraumer Zeit ist die «Schweizer Landtechnik» auf Kanälen verschiedenster sozialer Netzwerke wie Facebook, YouTube oder auf dem eigenen Newsticker aktiv und ergänzt so die über das Print-Magazin verbreiteten Informationen. Ein Grossteil der digitalen Medien der «Schweizer Landtechnik» ist derzeit für alle Nutzer frei verfügbar – sei es auf dem Newsticker von agrartechnik.ch, auf der Facebook-Seite oder dem Video-Kanal auf YouTube. Auf all diesen Plattformen gibt es tagesaktuelle Neuigkeiten und zielgerichtete Informationen aus der grossen und weiten Welt der Landtechnik.
> Facebook @CHLandtechnik Auf der Facebook-Seite der «Schweizer Landtechnik» werden regelmässig kurz gehaltene Beiträge gepostet, in denen das Redaktions team über seine Be suche bei Landtechnikherstellern und Händlern, über Maschinenvorführungen oder von nationalen und internationalen Pressekonferenzen sowie von Tagungen mit Text und (bewegten) Bildern berichtet.
> YouTube-Kanal SchweizerLandtechnik In der Regel wöchentlich mit Start am Sonntagmorgen um 7 Uhr ist auf dem YouTube-Kanal der «Schweizer Landtechnik» ein neues und aktuelles landtechnisches Video aufgeschaltet. Für die französischsprachigen Betrachter gibt es entsprechende Untertitel. Mittlerweile haben bereits weit über 30 000 Interessierte diesen Kanal abonniert und werden daher stets benachrichtigt, wenn auf dem Kanal etwas Neues publiziert wird. 01
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Grünland braucht Führung Oft stimmen auf dem Grünland die Intensität der Nutzung und die Höhe der Düngung nicht überein. Das führt zu Veränderungen in der Bestandeszusammensetzung. Nur mit einer konsequenten Bestandesführung, basierend auf einer nachhaltigen Strategie, kann ein solcher Bestand wieder ins Lot gebracht werden.
Bild: Ruedi Hunger
Ruedi Hunger
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WIESENÜBERSAAT
Grünland musste in den vergangenen Jahren ein «Wechselbad» an Wetterkapriolen über sich ergehen lassen. Nach einigen Jahren mit regelmässigen und stark ausgeprägten Trockenperioden war das vergangene Jahr das pure Gegenteil. Die Auswirkungen auf das Grünland, die Wiesen und Weiden, die Grasnarbe oder die einzelnen Pflanzen sind entsprechend vielschichtig. Die Folgen der Trockenheit waren oft gut sichtbar und erfüllten manche Landwirtin und manchen Landwirt mit Sorge, was die künftige Zusammensetzung der Grasnarbe betrifft. Die zum Teil grossen Niederschlagsmengen im vergangenen Jahr verzögerten, wenn auch regional unterschiedlich, eine rechtzeitige Futterernte. Zudem wurden natürlich die negativen Auswirkungen von Maschinengewichten und den damit verbundenen zahlreichen Überfahrten auf die Grasnarbe verstärkt. Vorteilhaft zu werten ist, dass sich der trockene Oktober positiv auf die Herbstnutzung auswirkte und wenigstens nicht noch zusätzliche Grasnarbenschäden durch das Weiden oder Befahren entstanden.
Von zu wenig Nass … Gespannt darf man nach den «Vorgeschichten» der letzten Jahre auf das kommende Frühjahr sein. Wie werden sich Wiesen und Weiden ausgangs Winters präsentieren? Wiesenbestände, die unter den Trockenphasen der Jahre vor 2021 gelitten hatten, überraschten (meistens) mit ihrem guten Regenerationsvermögen. Denn sobald es wieder geregnet hatte, erholten sich die meisten Grasbestände wieder gut. Kompensatorisches Wachstum wirkte sich zusätzlich positiv aus. Es konnte jedoch festgestellt werden, dass bei intensiv genutztem Grünland die trockenheitsbedingten Ausfälle grösser waren als bei weniger intensiv genutztem. Diesem Umstand sollte im Hinblick auf kommende Trockenperioden(-jahre) Rechnung getragen werden. Gerade bei Trockenheit spielt das Zusammenspiel mehrerer Faktoren eine entscheidende Rolle. In ihrer Ausprägung wird die botanische Zusammensetzung und damit letztlich der Ertrag und der Nährwert, neben dem Boden, dem Klima und der Vegetation, speziell durch das Management beeinflusst. Dies ist auch der einzige Faktor, den eine Bewirtschafterin oder ein Bewirtschafter beeinflussen kann. Denn durch die Nutzungsintensität, die Schnitthöhe und den Weidedruck wird die botanische Zusammensetzung einer
Wiese oder Weide (mit)bestimmt. Mindestens kurzfristig konnten Futterbauspezialisten von Agroscope (2016) nach Trockenheit (Simulation) kein Auftreten oder Verschwinden neuer Arten feststellen. Allerdings reagieren ausgerechnet Weissklee und Englisches Raigras empfindlich auf Trockenstress. Bei Weissklee kann der Rückgang je nach Standort vorübergehend sein oder bis zu Beginn der folgenden Vegetationsperiode andauern.
… bis zu viel Regen Vielerorts hat das vergangene Jahr Niederschläge in Hülle und Fülle gebracht. Wenn nach mehreren trockenen Sommern wieder genügend oder mehr als genügend Niederschläge fallen, könnte man davon ausgehen, dass damit alle Probleme der Vorjahre behoben sind. Bedingt ja, dafür gibt es aber neue Herausforderungen: Bei feuchter Witterung und nassen Wiesen und Weiden entstehen durch das Befahren und das Weiden vermehrt Schäden an der Grasnarbe. Unter solchen Voraussetzungen ist es doppelt wichtig, dass die Grasnarbe dicht und damit geschlossen ist. Hier kommen nun die trockenen Vorjahre ins Spiel. Wer es mit einem guten Management geschafft hat, lockere Grasnarben zu schliessen, und mit geeigneten Massnahmen versucht, die Gräser zu mehr Seitentrieben anzuregen, ist im Vorteil. Wo es nicht gelungen ist, durch Bewirtschaftungsmassnahmen und
Massnahmen gegen verdichtete Grünlandböden • (zu) feuchte Böden nicht befahren • Reifendruck anpassen • Grosse (Reifen-)Aufstandsflächen wählen • Niedrige Radlasten anvisieren • Reifen mit flachen, weniger aggressiven Stollen wählen
wiederholte Übersaaten die Grasnarbe zu schliessen, sieht es anders aus. Unter nassen Bedingungen nimmt die Trittfestigkeit auf Weiden rasch ab. Die Folge sind massive Grasnarbenschäden und Futterverschmutzung. Gleiches trifft bei Mähwiesen zu. Bei lockeren Grasnarben haben die Reifen von Fahrzeugen und Maschinen viel direkteren Kontakt mit der Erde. Damit verschmutzt nicht nur das Futter, auch die Grasnarbe wird vermehrt geschädigt. Schlupf der Antriebsräder und negativer Schlupf sowie seitliches Rutschen der nicht angetrieben Räder verschmieren und verdichten die Bodenoberfläche und hemmen den Neuaustrieb der Pflanzen.
Grünland braucht Führung Grünlandpflege ist nicht einfach mit einem einmaligen Einsatz von Pflegetechnik abgeschlossen. Zu oft werden Wiesen und Weiden danach sich selber überlas-
Wie wird das Futter? Grünlandpflege beeinflusst letztlich die Futterqualität, insbesondere jene der Silage. Bild: R. Hunger
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sen. Wer eine optimale Bestandeszusammensetzung anstrebt, muss den Grasbestand führen. Führen heisst, es braucht eine Strategie! Düngung und Nutzung beeinflussen die Zusammensetzung. Optimal ist ein Bestand aus 50 bis 70 % Gräsern, 10 bis 30 % Klee und 10 bis 30 % (Futter-)Kräutern. Gräser liefern also den Hauptertrag, während Klee und Kräuter für Schmackhaftigkeit verantwortlich sind sowie Eiweiss und Mineralstoffe liefern. Mit dem Erwachen der Vegetation im Frühjahr beginnt auf den Wiesen der Kampf um Platz, Licht und Nährstoffe. Auch unter den Pflanzen haben die Stärkeren die besseren Karten. Wer zu spät aus dem Winterschlaf erwacht, hat daher das Rennen möglicherweise bereits verloren. Frühe Feldkontrollen sind also angezeigt, um frühzeitig eingreifen zu können. Eingreifen ist insbesondere dann angezeigt, wenn Lücken vorhanden sind und Gefahr besteht, dass diese von konkurrenzstarken Unkräutern in Besitz genommen werden. Diese Gefahr ist latent immer vorhanden, also heisst es bei Lücken jetzt und nicht erst nächstes Jahr reagieren. Der tolerierbare Flächenanteil liegt bei etwa 15 bis 20 %. Reagieren heisst mit einer Übersaat diese Lücken wieder schliessen. Gleichzeitig muss die Intensität zurückgefahren werden, damit bereits etablierte Pflanzen nicht durch zusätzliche Düngung die frisch auflaufende Übersaat zusätzlich konkurrenzieren. Und weil Keimpflanzen sensibel auf Lichtmangel reagieren, ist ein
Wehret den Anfängen! Ohne Hilfe entwickelt sich hier keine gute Grasnarbe mehr. Bild: R. Hunger
früher Schnitt angezeigt. Erst wenn sich die jungen Pflanzen (der Übersaat) mehrheitlich etabliert haben, darf Düngung und Nutzung wieder angemessen hochgefahren werden. Für alle Massnahmen im Frühjahr steht nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Daher bietet sich der Spätsommer als alternativer Zeitpunkt für Wiesenübersaaten an.
Befahren kann Ertrag mindern Nicht nur in Sachen Intensivierung besteht ein nicht zu unterschätzender Druck auf Grünlandflächen. Noch mehr zu schaffen
macht den Wiesen der effektive Druck in Form von Überfahrten und Maschinen gewicht. Obwohl die Arbeitsbreiten der Futterbautechnik grösser geworden sind, werden rund 80 % einer Wiesenfläche während des Erntevorgangs (Mähen, Zetten, Schwaden, Futterbergung) mindestens einmal überrollt. Allein bei vier bis fünf Schnitten wird demnach jeder Quadratmeter drei- bis viermal überfahren. Pflegemassnahmen und (organische) Düngung nicht mitgerechnet. Wie meistens, wenn es um schädlichen Bodendruck geht, spielt die Bodenfeuchte eine
Am Hang ist nicht nur die Bewirtschaftung erschwert, auch die Grünlandpflege ist schwieriger und teurer. Bild: Güttler
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entscheidende Rolle. Futterbauspezialis ten haben nach mehrjährigen Versuchen festgestellt, dass durch die zahlreichen Überfahrten im Oberboden der Grobpo renanteil abnimmt und die Lagerungs dichte geringfügig zunimmt*. Bei einem bereits dichtlagernden Boden konnten keine neuen Verdichtungseffekte fest gestellt werden. Die Auswirkungen auf die Regenwurmpopulation waren unter schiedlich. Es gibt Böden, wo sich ein wie derholtes starkes Befahren nicht oder kaum auf die Anzahl Regenwürmer aus wirkt. Auf anderen Böden wurden zehn Monate nach dem Befahren rund 30 % weniger Regenwürmer gezählt. Intensive mechanische Belastungen reduzierten die Erträge um 10 bis 13 dt/ha gegenüber un befahrenen Kontrollparzellen. Der relative Ertragsverlust entspricht damit rund 9 und 12 %. Im Schnitt also 10 %. Neben dem eigentlichen Bodendruck gibt es noch weitere Einflussgrössen. Bei spielsweise werden durch das Überfahren die Grasstoppeln geknickt, was vorüber gehend die Assimilationsfähigkeit min dert. Die Pflanzenbestände reagieren je nach Standort unterschiedlich auf das Befahren. Wenig überraschend ist, dass Weissklee sogar positiv reagieren kann, während Obergräser wie der Wiesen fuchsschwanz druckempfindlich sind. Nicht bestätigt hat sich die Vermutung, dass allein durch wiederholtes, flächiges Befahren die Gemeine Rispe gefördert wird.
che Bodenorganismen. Für die Pflanzen ist der Boden gleichzeitig Wurzelraum, Nährstoff- und Wasserspeicher. Damit all diese Bodenleistungen erhalten bleiben, ist die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit sehr wichtig. Die Landwirtschaft trägt in diesem Kontext eine grosse Verantwor tung, da sie mit Bewirtschaftungsmass nahmen wie Nutzung und Düngung di rekt in die komplexen Zusammenhänge zwischen Atmosphäre, Biodiversität, Bo den und Wasserhaushalt eingreift.
Fazit An der Intensitätsschraube im Grünland wird seit Jahrzehnten gedreht. Die Schnitthäufigkeit wurde erhöht, parallel dazu auch die Düngung. Inzwischen wer den Über- und Nachsaaten und oft auch
Wiesenerneuerungen zur Selbstverständ lichkeit. Leider macht diese Entwicklung auch vor hohen Berglagen nicht Halt. Das erfordert dort spezielle und teure Über saattechnik. Zudem können Steilflächen oft nur eingeschränkt befahren werden und die Zeitfenster dazu sind kleiner als im Mittelland. Als ob das alles nicht ge nug ist, erschweren die (fast) regelmässi gen Trockenperioden eine optimale Be standesführung. Ein Lichtblick ist, dass sich gepflegte und robuste Grünland bestände verhältnismässig zügig von Tro ckenheit erholen, wogegen gestresste, übernutzte Wiesen mehr Mühe bekun den. * Es wurde bewusst darauf verzichtet, den Boden nach starken Regenfällen zu befahren.
Bodenuntersuchungen im Grünland Der Boden ist nebst Nährstoff- und Was serspeicher auch Lebensraum für zahlrei
Auch Grünlandpflegetechnik wird weiterentwickelt. Das zeigt dieses Gespann mit sensorgestützter Grünlandnachsaat. Bild: Düvelsdorf/Isaria
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Rund 70 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz setzen zur Grünlandpflege einen Zinkenstriegel ein. Bild: Serco
Geschniegelt und gestriegelt Ein «Grüner Daumen» ist auch für Wiesen und Weiden vorteilhaft. Doch eine gute Beobachtungsgabe allein reicht heute meistens nicht mehr. Es braucht gezielte maschinelle Unterstützung. Der Grünlandstriegel ist ein geeignetes Pflegegerät, das zudem ausbaufähig ist. Ruedi Hunger Zum Stand der Mechanisierung in der Schweizer Landwirtschaft hat Agroscope im Jahr 2018 eine postalische Umfrage durchgeführt, diese ausgewertet und im Jahr 2020 als «Agroscope Transfer 351» publiziert. Diese umfassende Arbeit zeigt im Teil Pflanzenproduktion/Futterbau, dass bei den Geräten zur Grünlandpflege der Wiesenstriegel (alle Varianten) domi niert. Über 70 % der Landwirtinnen und Landwirte nutzen den Wiesenstriegel zur Grünlandpflege. Davon verwendet rund ein Fünftel einen 6 m breiten Striegel, ge folgt von Geräten mit 5 m, 4 m und 3 m Arbeitsbreite. Damit ist der Grünland striegel in den letzten Jahren zur Stan dardtechnik geworden. Knapp 20 % nut zen darüber hinaus eine Walze mit Sä gerät zur Grünlandpflege. Ein weiteres Grünland-Pflegegerät, der Schlegelmul 28
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cher, wird von 27 % der Betriebe einge setzt. Dies in der Regel mit Arbeitsbreiten von 2,5 m und 3 m.
Unterschiedliche Ausführungen Die Futterbau-Spezialisten sagen, dass die Grünlandsanierung, insbesondere eine Übersaat, nicht in erster Linie von der ein gesetzten Technik abhänge. Die Maschi nenhersteller sind naturgemäss anderer Meinung. Sie sagen, dass der Erfolg einer Grünlandsanierung zwar von verschiede nen Faktoren abhänge, entscheidend sei aber die eingesetzte Technik. Was trifft nun zu? Wohl treffen beide Sichtweisen zu, allerdings sind sie richtig zu interpre tieren. Die Arbeitsbreite bestimmt die Flächen leistung. Damit über die ganze Arbeits breite eine optimale Bodenanpassung er
reicht wird, sind die Zinken zu Zinkenfel dern zusammengefasst. Diese wiederum sind pendelnd am Tragrahmen befestigt. Eine kurze, kompakte Bauweise (nahe am Traktor) beeinflusst die Vorderachsentlas tung weniger stark. Langbauende Strie gel haben bei gleichem Strichabstand mehr Durchlass und die Gefahr des Zu sammenziehens von Material ist kleiner. Unterschiedlich starke Zinken arbeiten auch unterschiedlich. Starke Zinkenreihen (10/12 mm) reissen die Grasnarbe auf und entfernen Verfilzungen. Weniger starke Zinken (8 mm) hinterlassen einen Boden mit einem höheren Anteil Feinerde. Ge kröpfte Zinken sind aggressiver als gera de, dies muss bei der Einstellung berück sichtigt werden. Bedeuten viele Einstell möglichkeiten auch viele Fehlerquellen? Einstellmöglichkeiten sind gut, die An
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wenderin oder der Anwender muss aber wissen, was sie/er durch Veränderung der Einstellung bezwecken will. Mehr Aggressivität kann sowohl gut als auch schlecht sein.
Arbeitsgänge kombinieren Grünlandstriegel werden heute vielfach mit Elementen zum Einebnen, Ausstrie geln, Säen und Einstriegeln ergänzt. Vor den Zinken ist am Grundrahmen ein hö henverstellbares, festes oder gefedertes Erdleitblech (oder Balken) montierbar. Es folgen mehrere Reihen Federzinken (7 oder 8 mm stark). Starkstriegel haben Zinkenstärken von 10 oder 12 mm. Der Strichabstand liegt zwischen 25 und 75 mm. Letztlich folgt, je nach Hersteller, noch ein Walzelement. Die ganze «Kom bination» kann zusätzlich mit einem Kleinsamenstreuer (Zentrifugalprinzip) oder einem pneumatischen Sägerät er gänzt werden. Die Saatgutverteilung mit dem Kleinsamenstreuer ist sehr wind anfällig und die Verteilgenauigkeit lässt deshalb oft zu wünschen übrig. Pneuma tische Sägeräte sind kaum windanfällig und weisen daher eine homogene Saat gutverteilung auf. Eine Innovation ist die Zinkensaat von Güttler. Der damit ausge rüstete 6 m breite Striegel ist mit 80 Zin ken/Rohren ausgerüstet die das Saatgut im Abstand von 7,5 cm sicher auf den Bo den ablegen.
Zu beachten … Bei der Auswahl oder Zusammensetzung einer Striegelkombination sind einige Punkte zu beachten:
Vor den Striegelzinken ist ein gefedertes Erdleitblech, aufgeteilt in mehrere Segmente, montiert. Bild: Köckerling
• Im Berggebiet bzw. allen Hanglagen sind das Eigengewicht und die Gewichts verteilung des Striegels entscheidend. • Beim Kauf (besser vorher) ist die Zug leistung des vorhandenen Traktors mit dem erforderlichen Zugkraftbedarf des
Eine intensivere Grünlandnutzung erfordert einen deutlich höheren Aufwand in der Pflege.
Die Windanfälligkeit bei pneumatischen Sägeräten ist relativ klein. Bild: Einböck
Gerätes abzustimmen. Sechs Meter Ar beitsbreite und starke Zinken erfordern eine Zugleistung von mind. 80 kW (100 PS). • Das Gerät bzw. die Kombination soll flexibel eingesetzt werden können. Der Grünlandstriegel sollte nicht nur zur Übersaat verwendet werden können. Wenn sehr viele Erdhaufen vorhanden sind, liegt der Fokus auf einer stabilen Planierschiene (Erdleitblech). • Beim Kauf eines Grünlandstriegels stellt sich auch immer die Frage nach der Zin kenstärke und dem Strichabstand. Für Geräte, die mehrheitlich für eine Über saat verwendet werden, reicht eine Zin kenstärke von 8 mm. Wenn es um eigent liche Wiesensanierungen geht, werden unter Umständen stärkere Zinken erfor derlich. Stärker heisst auch mehr Aggres sivität, unter normalen Bedingungen muss die Einstellung angepasst werden. Der Strichabstand und die Länge der Striegeleinheit bestimmen, wie viel Mate rial zusammengezogen wird. Eine Zinken verlustsicherung sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, wo sie fehlt, ist sie nachzurüsten. • Aus pflanzenbaulicher Sicht ist eine Walze (immer) von Vorteil. Denn nur da mit wird der erforderliche Bodenschluss erreicht. Allerdings braucht es dazu auch Gewicht und weil die Walze weit hinten (zuhinterst) am Gerät angebracht ist, wirkt sich das Gewicht negativ auf die Vorderachsentlastung aus. Dies trifft na türlich ganz speziell hinsichtlich der Hang 01
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tauglichkeit zu. Es kann daher sinnvoll sein, das Walzen (wenn nötig) in einem separaten Arbeitsgang durchzuführen. • Grünlandstriegel oder Grünlandkombinationen werden üblicherweise gemeinschaftlich oder über den Lohnunternehmer eingesetzt. Damit wird eine wirtschaftliche Auslastung sichergestellt. Das setzt aber voraus, dass im Fall des überbetrieblichen Einsatzes die Traktoren zum Gerät bzw. das Gerät zu den vorhandenen Traktoren passen muss. Auch hier gilt es wieder ein besonderes Augenmerk auf die Vorderachsentlastung zu legen. Weiter ist eine einfache Bedienung (inkl. elektronischer Baugruppen) von Vorteil. Für eine exakte Abrechnung ist ein elektronischer Hektarzähler erforderlich.
Wiesenegge 6 Meter Maschinenkosten bei veränderter Auslastung/Jahr Code 5132 (Agroscope TractoScope21)
Wiesenegge, 6 Meter Einheit
Agroscope-Wert
Veränderter Wert
Anschaffungswert
CHF
3200.−
3200.−
Auslastung pro Jahr
AE (Fuder)
80
160
Jahre
15
12
%
60 %
96 %
Faktor
1,25
1,25
Abschreibung Auslastungsgrad Reparatur- und Unterhaltsfaktor (RUF) Kostenberechnung
pro Jahr pro AE
Total fixe Kosten
451
5.64
Total variable Kosten Entschädigungsansatz (o. Zuschläge)
CHF je Stunde
pro Jahr
pro AE
524
3.27
2.00
2.00
7.64
5.27
Abweichung Variante zum Agroscope-Richtwert
−31 %
Bei einer Verdoppelung der Auslastung, bei einer Abschreibung in 12 statt 15 Jahren, reduzieren sich die Kosten um 31 Prozent.
Walze am Striegel − ja oder nein? Heute, wo alles mit allem und jedem kombiniert wird, stellt sich die Frage, warum Striegel zum Teil ohne Walze empfohlen werden. Der Hauptgrund liegt bei der sehr unterschiedlichen Arbeitsgeschwindigkeit. Idealerweise wird mit dem Zinkenstriegel mit 8 bis 10 km/h gefahren. Die Wirkung einer Walze kommt aber bei der halben Geschwindigkeit, also bei maximal 4 bis 5 km/h richtig zum Tragen. Zudem werden ausgerissene Unkräuter (und Ungräser) wieder angedrückt und können unter Umständen wieder anwachsen. Wird hingegen mit einer Striegel- SaatKombination eine Übersaat vorgenommen, rechtfertigt sich die Walze. Allerdings gibt es keine Walze, die das Saatgut wirklich flächendeckend andrücken kann, aus ser die Walze ist in verschiedene Teilelemente aufgeteilt. Auch Cambridgeund Prismenwalzen arbeiten aber letztlich strichweise und eine Glattwalze kann sich den Bodenunebenheiten schon gar
Die Kombination von Federzinken und Särohr wurde mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. Bild: Güttler
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Striegel 6 Meter mit pneumatischem Sägerät Maschinenkosten bei veränderter Auslastung/Jahr Code 5136 (Agroscope TractoScope21) Striegel und pneumatische Sämaschine, 6 Meter Einheit
Agroscope-Wert Veränderter Wert
Anschaffungswert
CHF
18 000.−
18 000.−
Auslastung pro Jahr
AE (Fuder)
90
45
Abschreibung Auslastungsgrad Reparatur- und Unterhaltsfaktor (RUF)
Jahre
15
15
%
45 %
23 %
Faktor
1
1
Kostenberechnung
pro Jahr pro AE
Total fixe Kosten
1377
Total variable Kosten Entschädigungsansatz
CHF je Stunde
15.30
pro Jahr
pro AE
1377
30.60
6.00
6.00
21.30
36.60
Abweichung Variante zum Agroscope-Richtwert
+72 %
Eine halbierte Auslastung verursacht höhere Kosten von über 72 Prozent.
nicht genügend anpassen. Als Alternative werden daher versetzt angeordnete Gummi-Walzelemente mit kleinem Durchmesser und mit geringer Arbeitsbreite angeboten.
Rollstriegel zur Wiesenpflege? Ein Rollstriegel verbindet die Vorzüge des Hackstriegels mit denen einer Rotorhacke. So weit, so gut. Aber erstens brauchen wir auf dem Grünland keinen Hackstriegel, sondern einen Grünlandstriegel und zweitens ist die Rollhacke auf den Wiesen ebenfalls fehl am Platz. Beides sind Geräte zur Unkrautregulierung auf dem Acker. Dennoch heisst das nicht, dass ein Rollstriegel nicht auf dem Grünland eingesetzt werden kann. Seine Wirkung erzielt der Rollstriegel einerseits durch die
schräge Anordnung der einzeln aufgehängten Sterne und anderseits durch den Federdruck. Im Gegensatz zum Grünlandstriegel mit seinen vergleichsweise langen Federzinken, hat der Rollstriegel kurze (ca. 15 cm) 6,5 mm starke Stahl stifte, die in einer Kunststoffscheibe eingegossen sind. Die Federwirkung ist gleich null. Genau gleich wie bei Ackerkulturen in einem empfindlichen Stadium, kann auch auf Grünflächen der Federdruck auf die Sternräder soweit reduziert werden, dass an der Grasnarbe keine nennenswerten Schäden entstehen. Seine Wirkung erzielt er dann ausschliesslich durch die schräge Anordnung der Sternräder. Auch der Rollstriegel kann mit einem pneumatischen Sägerät für Übersaaten ausgestattet werden. Eine angebaute Walze ist nicht vorgese-
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Die Striegelzinken sind auf verschiedene Felder aufgeteilt, damit ist eine gute Bodenanpassung möglich. Bild: R. Hunger
hen. Sicher ist der Rollstriegel nicht die erste Wahl für das Grünland, aber wenn er auf dem Betrieb bereits vorhanden ist, leistet er ebenfalls gute Dienste auf Wie sen und Weiden.
Kein Einsatz ohne Kostenfolge Ein Striegel mit pneumatischem Sägerät verursacht gegenüber einer einfachen Wiesenegge mit gleicher Arbeitsbreite nachvollziehbar höhere Kosten. Die Ta
bellen geben Auskunft, in welcher Grös senordnung dies der Fall ist. Für beide Maschinen gilt der Anschaffungswert für eine Grundausstattung. Werden die ge samten Verfahrenskosten (Traktor, Ma schine, Arbeitskraft) berechnet, ergeben sich laut dem Berechnungsprogramm «TractoScope» für einen 6 m breiten Striegel mit einem Traktor von 60 kW (80 PS) Kosten von knapp 32 CHF/ha oder 87 CHF/Stunde. Wird stattdessen ein 6 m breiter Striegel mit einem pneumatischen Sägerät eingesetzt, braucht es aufgrund des höheren Maschinengewichts einen grösseren Traktor mit etwa 80 kW (110 PS). Insgesamt steigen damit die Verfahrenskosten auf 51 CHF/ha oder 133 CHF/Stunde. In beiden Fällen wurde die von Agroscope vorgeschlagene Aus lastung pro Jahr übernommen. Wie sich die Kosten für die Maschine bei halbierter oder verdoppelter Auslastung verändern, zeigen ebenfalls die Tabellen. Es lohnt sich aufgrund der Flächenleistung und der meistens genügend grossen Zeitfens ter im Frühjahr auf jeden Fall, die Maschi ne gemeinschaftlich zu nutzen oder einen Lohnunternehmer zu beauftragen.
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Streifblecheggen sind ein ausgesprochen gut geeignetes Pflegegerät für Weiden. Bild: Joskin
Nicht immer, aber immer öfter Alternativen zum Grünlandstriegel gibt es, und zwar nicht wenige. Allerdings ist der Übergang zwischen Striegel und alternativen Geräten meistens fliessend. Oft macht eine klare Trennung auch keinen Sinn. Das Gerät muss einfach passen. Ruedi Hunger
eingebaut und werden als klappbares 3-Punkt-Gerät eingesetzt. Neuerdings gibt es sie auch als (Front)Anbaugerät für Motormäher. Wieseneggen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Formgebung der Arbeitswerkzeuge. Dies können Ringe oder Sterne aus Eisen oder Guss sein, die mit Schweissringen oder Ketten verbunden sind. Auf der einen Seite sind die Arbeitswerkzeuge meistens mit Zähnen belegt. Der/die Anwender/Anwenderin kann die glatte Seite zum Verteilen von Erdhaufen und die aggressivere, gezackte Seite zum Durchlüften der Grasnarbe und zum Einarbeiten von Mist verwenden. Auch noch in die Kategorie Wiesen egge passen Ausführungen mit eingehängten Eisenplatten, die vorne kurze Reisszähne aufweisen. Die Wirkungsweise wurde vom LFZ Gumpenstein (Österreich) in einem Praxistest untersucht. Danach eignen sich schwere Wieseneggen insbesondere für das Ausebnen. Frischer Stallmist wird hingegen von beweglichen Platten und Ringen bestens zerteilt und verrieben.
Walzen mit/ohne Sägerät Vorausgesetzt, die Lücken im Bestand sind freigelegt und das Saatgut hat gute Chance auf den Boden/Erde zu fallen, kann auch mit einer Walze mit aufgebautem pneumatischem Sägerät eine Übersaat gemacht werden. Im Übrigen werden Walzen aber überwiegend zur Rückverfestigung des Bodens eingesetzt. Verwendet werden üblicherweise Rauwalzen, also Cambridge oder Crosskill, aber auch Prismenwalzen eignen sich gut.
Auch wenn der Grünlandstriegel laut einer Umfrage von Agroscope das weitverbreiteste Pflegegerät für Grünlandflächen ist, heisst das noch lange nicht, dass er das einzig richtige Gerät ist. Nach wie vor haben auch alternative Geräte wie die Wiesenegge ihre Berechtigung. Es kommt eben immer auf die Ausgangssituation und die Zielsetzung an.
Wieseneggen Wieseneggen sind viel älter als Grünlandstriegel. Bereits 1789 wurden sie als Kettenegge («Kettenegge von Howard»*) beschrieben. Jahrzehntelang wurden sie von Pferden gezogen, nach Beendigung der Arbeit zusammengerollt und auf einen Wagen geladen. Das ist Vergangenheit. Heute sind die einzelnen Gusssterne als Netzkonstruktion in einen Tragrahmen 32
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Wieseneggen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Formgebung des Arbeitswerkzeugs. Bild: zvg
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Bei Glattwalzen gehen die Meinungen auseinander. Da sie an einem Stück, also wenig oder nicht gegliedert sind, ist die Bodenanpassungsfähigkeit natürlich beschränkt. Auf der anderen Seite wird ihnen ein gutes Ausebnen attestiert. Walzen sollten pro Meter/Arbeitsbreite zwischen 500 und 800 kg wiegen. Grosse Glattwalzen können meistens mit Wasser gefüllt werden.
Streifblechegge Das Gerät ist auch als Weidebelüfter bekannt und aus verschiedenen Werkzeugen zusammengesetzt. Vorweg sorgt eine Reihe von 60 cm breiten Planierschabern für eine Nivellierung. Sie ebnen Mäusehaufen und Trittschäden ein. In der zweiten Reihe sind 10 cm breite Planierschaber, die an Blattfedern montiert sind und Kuhfladen usw. verteilen. Die mittelweichen Blattfedern erlauben eine gute Anpassung an natürliche Bodenunebenheiten. Das dritte und letzte Werkzeug besteht aus flexiblen Doppel-Federzinken. Sie sollen Moos und abgestandenes Gras entfernen. Ein pneumatisches Sägerät kann optional aufgebaut werden. Die Aggressivität der Streichblechegge ist grösser als jene der Wiesenegge. Wohl das beste Gerät zum Ausebnen von Mäusehaufen. Es kann zur Wiesenschädigung kommen.
Teilflächenspezifisch – wie geht das? Die Ausgangssituation für teilflächenspezifische Massnahmen ist immer die gleiche. Auf Teilen einer gesamten Fläche gibt es, aus welchen Gründen auch immer, Unterschiede im Pflanzenwachstum, in der Bewirtschaftung, beim Pflanzenbestand und letztlich im Ertrag. Solche Hoch-, Mittel- und Niedrigertragszonen gibt es auf jeder Wiese. Entsprechend besteht auch die Möglichkeit, dass die Grasnarbe kleinere oder grössere Unterschiede im Sinn von Lücken aufweist. Bei einer schlageinheitlichen Über- oder Nachsaat entstehen wirtschaftliche Verluste, weil auf Teilen der Fläche gar kein Saatgut notwendig ist. Mit Hilfe von Sensortechnik ist es möglich, solche Teilflächen zu lokalisieren und diese entsprechend mit mehr oder weniger Saatgut zu versehen. Diese Technik (Isaria) misst einerseits den Bodenbedeckungsgrad (IBI) und anderseits die N-Aufnahme der Pflanzen (IRMI).
In Echtzeit Aufgrund der Sensordaten wird in Echtzeit eine entsprechende Nachsaatmenge be-
Die teilflächenspezifische Grünlandnachsaat ist gerade daran sich zu etablieren. Bild: Isara/Einböck
Grasnarbenbelüfter beseitigen Verfestigungen in der oberen Bodenstruktur. Bild: Evers
rechnet und ausgebracht. Dazu wird vorgängig für die gewünschte Saatmenge eine Abdrehprobe gemacht. Zusammen mit der Zahl der seit dem letzten Schnitt vergangenen Tage wird die gewünschte Aussaatmenge mit Minimum- und Maximumgrenze in das Isaria-Terminal eingegeben und das wars. Die teilflächenspezifisch berechnete Saatmenge wird anschliessend vom pneumatischen Sägerät entsprechend genau dosiert und ausgebracht.
Belüften und lockern? Bereits vor mehr als 15 Jahren sind die ersten «Grasnarbenbelüfter» für Grünlandflächen auf dem Markt erschienen. In Anlehnung an Geräte zur Rasenflächenpflege wurden sie für landwirtschaftliche Bedürfnisse weiterentwickelt. Die Maschinen besitzen zwischen 22 und 24 Klingen pro Meter Arbeitsbreite. Die Klingen können etwa 18 cm tief in den Boden eindringen. Sie sind nach Angaben der Hersteller so konzipiert, dass die scharfen Klingen in den Boden ein- und ausfahren, ohne die
Grasnarbe, ausser einem Schnitt, zu beschädigen. Damit kann Luft in den Boden eindringen und die Durchlässigkeit der Grasnarbe verbessert sich. Gerade nach den letztjährigen nassen Bodenbedingungen, mit Verdichtungen und mangelnder Luft/Sauerstoff-Zirkulation, bringt diese Arbeitsweise positive Effekte für die Oberschicht. Je nach Bodenbedingungen und Fahrgeschwindigkeit wird die Grasnarbe aber mittel bis stark geschädigt. Noch einen Schritt weiter geht ein Grasnarbenlockerer (Evers). Er kann eingesetzt werden, wenn die Verdichtungen von gröberer Natur sind. Beispielsweise, wenn nach der Schneeschmelze oder nach Niederschlägen das Wasser auf den Wiesen gestanden ist und damit Anzeichen einer massiven Verdichtung vorhanden sind. In der Höhe einstellbare und vorlaufende Schneidscheiben verhindern, dass die Grasnarbe durch den nachfolgenden Zinken zerstört wird. Die Zinken mit einem Strichabstand von 60, 90 oder 180 cm lockern nach Angaben des Herstellers Ver01
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dichtungen im unteren und oberen Bereich des Bodens. Der Zinken ist so gestaltet, dass es nicht zu Vermischungen von oberen und unteren Bodenschichten kommt. Hinter jedem Lockerungszinken sorgt ein Walzensegment für die notwendige Rückverfestigung. Der Eingriff ist massiv und rechtfertigt sich nur, wenn ebenso massive Verdichtungszonen bestehen.
Fazit Hier geht es richtig zur Sache, die Lockerung erreicht auch tiefere Bodenschichten. Bild: Evers
Walzen können wie jedes Pflegegerät mit einem pneumatischen Sägerät ausgestattet werden. Bild: R. Hunger
Was können alternative Geräte zum Grünlandstriegel und was können sie nicht? Der Einsatz eines Grünlandpflegegerätes ist immer mit einem Kompromiss behaftet. Jedes dieser Geräte hat seine Stärken und Schwächen. Es gibt keine allgemeingültige Empfehlung, da die Böden und Grasnarben wie immer sehr unterschiedlich sind. Weitere Einflussfaktoren sind die Bodenfeuchtigkeit, der Einsatzzeitpunkt, die Fahrgeschwindigkeit und das Gewicht. Aggressive Geräte sind entsprechend vorsichtig einzusetzen.
*Aus dem Buch «Das Ganze der Landwirtschaft» von Johann Friedrich Mayer (Originalausgabe von 1789). Nachdruck von Hansebooks, 516 Seiten, ISBN-Nr. 978-3-7428-2037-2.
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Hans Rüedi aus Ortschwaben setzt zum Erhalt seiner Pferdeweiden und Wiesen seit Jahren konsequent auf die Übersaat. Bild: H. Röthlisberger
«Übersaaten machen wir erst nach dem zweiten Schnitt» Mit der Produktion von Pferdeheu und der ganzjährigen Pferdehaltung ist Hans Rüedi aus Ortschwaben BE auf ertragssichere Wiesen und Weiden angewiesen. Dieses Ziel erreicht der 57-Jährige mit einer konsequenten Übersaat. Heinz Röthlisberger
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«Schweizer Landtechnik»: Wie wichtig sind Übersaaten für Ihren Betrieb?
der einen normalen Ertrag hergibt. Darum setzen wir konsequent auf die Übersaat.
Hans Rüedi: Für unseren Betrieb sind Übersaaten sehr wichtig. Sie sind unsere Betriebsversicherung. Wenn wir nicht regelmässig Übersaaten machen, könnten wir zwar eine Menge Geld sparen, wir müssten aber mit einer längerfristigen Ertragsminderung rechnen, und das können wir uns nicht erlauben. Mit der ganzjährigen Pferdeweide und der Produktion von Pferdeheu müssen unsere Flächen intakt sein. Verpassen wir den Zeitpunkt zum Erhalt des Grases und der Bestandesqualität, würde uns das bedeutend mehr kosten als die Investition in eine konsequente und regelmässige Übersaat. Ist eine Wiese einmal kaputt, geht es zu lange, bis das Gras wie-
Das Pferdeheu wird ja erst sehr spät gemäht.
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Wir mähen das Heugras beim ersten Schnitt erst sehr spät gegen Ende Juni oder sogar erst im Juli, wenn die Böden trocken sind und es richtig heiss wird. Alles ist Bodenheu, also luftgetrocknet. Der zweite Schnitt wird dann als Alpakaheu verkauft.
Wann machen Sie die Übersaaten? Zuerst muss ich betonen, dass die Weide und Heuproduktion komplett getrennt, also zwei unterschiedliche Betriebszweige sind. Auf den Heuflächen machen wir die Übersaaten alle 2 bis 3 Jahre, und zwar ausschliesslich nach dem zweiten Schnitt.
Grund dafür ist, dass aus meiner Sicht eine Übersaat im Frühling keinen Sinn macht, weil das bestehende Gras in dieser Zeit dermassen stark wächst und schnell gross wird, dass es den frischgesäten Übersaat- Sämlingen den Platz wegnimmt. Die Übersaat verliert dadurch Licht und Nährstoffe und hat fast keine Chance gegenüber den Gräsern, die schon da sind. Wir haben das aber auch nicht immer so gemacht. Dass wir nun erst nach dem zweiten Schnitt übersäen, hat sich aus den Erfahrungen und im Laufe der Jahre so ergeben.
Und wie sieht es auf den Weiden aus? Auf den Weiden werden ganzjährig Pferde gehalten, also 365 Tage im Jahr. Das gibt es in der Schweiz so nur ganz wenig. Um
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die Weideflächen nicht zu überstrapazieren, halten wir die Anzahl Pferde sehr tief. Pro Hektare sind es maximal 7 Pferde. Das ist sehr wenig. Mit mehr Pferden besteht die Gefahr, dass unser System der ganzjährigen Weidehaltung kollabiert. Um die Weiden intakt zu halten, gehört auch die Übersaat dazu.
Wie führen Sie diese aus? Auf den Weiden führen wir jährlich eine Übersaat mit 30 bis 40 kg Saatgut pro Hektare aus. Dabei splitten wir auf zweimal, das heisst einmal im Frühling und einmal im Herbst. Das ist sehr teuer und kostenintensiv. Mit der Ganzjahresweide haben wir aber enorm strapazierte Weiden. Wenn wir nicht zweimal übersäen, kollabieren die Weiden und unsere Idee «Pferdeweiden» ist gestorben. Ich wurde schon
Auf den Weiden splitten wir die Übersaat auf zweimal pro Jahr. oft darauf angesprochen, warum ich das auf den Weiden jährlich mache. Da gibt es einen einzigen Grund: Ich habe den Mut nicht, auf den Weiden die Übersaat für ein Jahr auszulassen. Übrigens bleiben die Pferde bei der Übersaat auf der Weide.
Pferdeheu und ganzjährige Pferdeweide Hans und Margret Rüedi haben ihren Landwirtschaftsbetrieb in Ortschwaben BE vor rund 20 Jahren von Milchkühen und Ackerbau auf ein Angebot an Alters- und Ferienplätzen für Pferde umgestellt und das «Pferde-Altersheim» pferdeweiden.ch gegründet. Spezialisiert ist der Betrieb auf die ganzjährige Pferde-Weidehaltung. Auf den Betriebsstandorten Ortschwaben, Hasle bei Burgdorf und Grünenmatt sind insgesamt 30 Hektaren
Machen Sie auch Neuansaaten mit Pflug und frisch Ansäen? Wir haben noch eine kleine Fläche Land im Austausch mit einem Erdbeerbauern für seine Fruchtfolge. Dort gibt es dann jeweils eine Neuansaat mit dem Pflug. Aber sonst machen wir keine Neuansaaten. Wir suchen das auch nicht.
Zurück zur Heugrasproduktion. Was machen Sie für die Pflege und die Düngung? Wir güllen möglichst früh, am besten schon im Februar. Früher machten wir das, als das Gras schon relativ hoch war, dann haben wir das komplett geändert. Mit einer frühen Startgabe helfen wir den Gräsern bei der Bestockung. Etwas später, aber ebenfalls möglichst früh, folgen dann das Striegeln und Walzen.
eingezäunt. Rund 50 Hektaren Grasland werden zudem genutzt zur Produktion und zum Verkauf von Pferdeheu in Klein- und Quaderballen. Zu pferdeweiden.ch gehören weitere Betriebe von Bauernfamilien in Hasle bei Burgdorf und Grünenmatt. Der Betrieb, der auch für seine Besenbeiz und Alpaka haltung bekannt ist, wird heute in einer Generationengemeinschaft mit Sohn Andreas und seiner Frau Sarah geführt.
nicht. Der kommt sofort, wenn es schlechte Weideecken hat. Der geht breit und führt damit zu grossem Schaden. Wenn der Wegerich breitflächig kommt, dann müssen wir sofort mulchen, damit er nicht versamt. Chemie setzen wir keine ein.
Auf welche Gräser setzen Sie bei der Übersaat? Wir haben eine Mischung, mit der wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Da sind 25 Prozent Knaulgras und 25 Prozent Rohrschwingel sowie auch Raigräser drin. Die Mischung ist robust und bringt viel Gewicht, was für unseren Betrieb sehr wichtig ist. Was wir komplett rausgenommen haben, sind frühe Gräser. Beim spät geernteten Pferdeheu sind die nur noch «Ghüder».
Geht das? Ja, das geht ganz gut. Wir treiben das damit zwar etwas auf die Spitze, aber es funktioniert. Und für die Übersaat ist das auch kein Problem.
Striegeln ist für Sie ebenfalls wichtig? Früher haben wir das noch nicht gemacht. Das ist etwas, was ich lernen musste. Heute bin ich vom Striegeln überzeugt. Dabei fahren wir mit einer schweren 6-Meter- Striegel-Walzen-Kombination durch all unsere Grasflächen hindurch. Richtig grob ist das, und das sieht dann oft nicht so schön fürs Auge aus. Man muss beim Striegeln dem Gras weh machen, sonst macht es keinen Sinn.
Wieso? Wir wollen das Unkraut und die flachwurzelnden Gräser mit dem Striegeln wirklich plagen und damit kaputt machen. Gute Gräser kann man nie ganz ausreissen, die können wir beim Striegeln höchstens verletzen. Wenn diese verletzt sind, werden sie dadurch nur umso stärker.
Für die Übersaaten bei Rüedis kommt eine Vredo-6-Meter-Direktsaatmaschine mit Glattwalze zum Einsatz. Bild: zvg
Welche Probleme beim Pflanzenbestand stellen Sie am meisten fest? Der Wegerich ist für uns der Gradmesser, ob wir einen guten Bestand haben oder
Wir säen das Saatgut in eine Tiefe von 1 bis 2 cm.
Welches Übersaatgerät setzen Sie ein? Ich bin überzeugt, dass das Saatgut in die Erde gehört. Deshalb setzen wir seit einigen Jahren ein Übersaatgerät für die Direktsaat in 0 bis 2 cm Tiefe ein. Ideal ist für mich eine Tiefe von 1 bis 2 cm. Das klappbare Gerät ist von Vredo, hat Doppelscheibenscharen mit 7,5 cm Reihen abstand, eine nachfolgende Glattwalze und 6 Meter Arbeitsbreite. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht und wir haben damit auch eine sehr gute Flächenleistung. Wir haben im Lauf der Jahre vieles ausprobiert, so haben wir früher beispielsweise auch mit dem Düngersteuer die Grassamen gestreut. Das hat sich bei uns aber nicht bewährt. 01
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Einmaleins der Grünlandpflege Grünlandpflege beginnt, lange bevor die Wiesenegge oder der Grünlandstriegel eingesetzt werden. Nachhaltige Nutzung, das Weidemanagement im Herbst und der Nutzungszeitpunkt im Frühjahr sind entscheidende Punkte. Zudem beeinflusst das Maschinengewicht den Boden und damit die Ertragsleistung. Ruedi Hunger Über längere Zeit Vollgas geben ist selten wirtschaftlich. Sei dies beim Traktorfahren oder bei der Grünlandnutzung. Eine maximierte Futterproduktion auf den Grünlandflächen bringt früher oder später nur Verlierer. Zwar haben Wiesenbestände eine gewisse Düngungs- und Nutzungselastizität. Eine Maximierung verläuft aber immer über einen sehr schmalen Grat. In den meisten Fällen ist es bereits zu spät, wenn der Bestand «kippt» und sich Veränderungen zeigen. Weiter spielen die Standortbedingungen eine grosse Rolle. Ein Grünlandmanagement auf einer Meereshöhe von 400 bis 500 m darf nicht ohne Weiteres auf eine
solche von 1000 m und schon gar nicht auf 1200 bis 1500 m kopiert werden. Ein Herantasten an eine optimale Grünlandnutzung erfordert viel Fingerspitzengefühl und eine gute Beobachtungsgabe, um Bestandesveränderungen frühzeitig zu erkennen. Zudem braucht es umfassende Kenntnisse der eingesetzten Hofdünger bzw. deren Nährstoffgehalte. Ein Wiesenbestand mit Anzeichen von Veränderungen braucht Führung und Führung heisst eine klare Strategie.
Weidemanagement im Herbst Im Herbst werden wichtige Voraussetzungen für die Frühjahrsnutzung be-
stimmt. Damit Pflanzen gut überwintern und im Frühjahr zügig starten können, müssen sie Reserven anlegen können. Das setzt voraus, dass sie vor einem Vegetationsstopp noch Zucker assimilieren können. Dazu ist bei den Futtergräsern eine minimale Blattfläche notwendig. Was wiederum heisst, es braucht eine Bestandeshöhe von etwa acht bis zehn Zentimeter. Eine zu späte und damit zu tiefe Nutzung schwächt die Pflanzen. Fachleute warnen davor, bei Wärmeperioden im November/Dezember die Wiesen weiter zu nutzen, denn ein plötzlicher Wintereinbruch kann dann die Pflanzen stark schwächen.
Das Weidemanagement im Herbst und im Frühjahr beeinflusst die Grasnarbe und die Futterqualität. Bild: R. Hunger
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Wenn nun die Triebspitzen entfernt werden, was beim frühen Beweiden ge schieht, breiten sich Gräser wie das Engli sche Raigras oder die Wiesenrispe umso mehr horizontal aus und bilden eine dichte Grasnarbe. Lücken werden ge schlossen und unerwünschte Pflanzen haben kaum noch eine Chance, sich zu etablieren. Das frühe Abfressen hat auch andere po sitive Auswirkungen. So schätzen es Un kräuter und Ungräser gar nicht, wenn sie früh (aber wirklich früh) abgefressen wer den. In diesem jungen Stadium werden sie von den Weidetieren in der Regel auch noch ohne grosse Einschränkungen ge fressen. Wie und womit sollen Grünflächen «gepflegt» werden, damit sie leistungsfähig bleiben?
Grünlandpflege – womit?
Bild: Einböck
Zu Beginn der Vegetationsperiode wer den alljährlich tausende Hektaren Grün land mit unterschiedlichsten Geräten be arbeitet. Ziel dieser Massnahmen ist je weils das Einebnen der Mäuse- und Maulwurfhaufen, das Ausgleichen von Trittschäden der Weidetiere (Herbstwei de) und das Zerreiben von Stallmist und Gülleresten. Zur reinen Grünlandpflege ist eine ag gressive Arbeitsweise unerwünscht, da es zu Wurzelschäden bei wertvollen Nutz pflanzen führt. Aggressive bodenritzende Arbeitsweise ist dann erwünscht, wenn eine Übersaat folgt. Der richtige Zeitpunkt für einen Eg genstrich im Frühjahr ist dann gegeben, wenn die Fläche abgetrocknet und damit befahrbar ist. Stallmist braucht zwar noch eine bestimmte Restfeuchte, damit er zer bröselt bzw. zerfallen kann. Ist er zu nass, verschmiert er nur das Gerät, ist er zu tro cken, werden die Mistklumpen nur unge nügend zerrieben. Frischer, strohreicher
Natürliche Regeneration Ertrag und Futterqualität von Dauerwie sen werden bestimmt durch gute Futter gräser und deren Erhalt. Italienisches Rai gras oder Knaulgras sind horstbildende Gräser, haben aber eine begrenzte Le bensdauer. Damit in einer Dauerwiese der Anteil wertvoller Gräser erhalten bleibt, müssen sie ihre Population regelmässig generativ erneuern können. Hohe Erträge und Futter von guter Quali tät erhält man, wenn im ersten Schnitt zu Beginn des Rispenschiebens geschnitten wird. Damit wird jedoch eine generative Vermehrung der Gräser verhindert, denn die meisten Grasarten bilden nur im ers ten Aufwuchs Samen. Grund ist, dass der blütenbildende Vegetationspunkt im Ent wicklungsstadium «Schossen» aus dem Triebgrund emporwächst. Der Frage, ob es möglich ist, durch eine erste Nutzung vor diesem Stadium die Gräser im zweiten Aufwuchs zur Bildung von Blütenständen anzuregen, haben die Arbeitsgemein schaft zur Förderung des Futterbaues AG FF und Agroscope mehrjährige Versuche gewidmet. Erfolgt eine erste Nutzung im frühen Weidestadium (Schossen), ermög licht dies die Samenbildung im anschlies senden Versamungsaufwuchs. Bei diesem Versamungsaufwuchs fallen immer noch mehr keimfähige Samen von definierten Gräsern an als für eine Übersaat aufge wendet würden. Dieses Vorgehen (frühes Weiden mit Samenbildung im Folgeauf wuchs) hat einen geringeren Anteil an minderwertigem Futter zur Folge als bei einer Versamung im ersten Schnitt anfal len würde.
Warum ist frühes Überweiden so wichtig? Ein frühes Überweiden ist deshalb so wichtig, weil dadurch die guten Futter gräser zur Bestockung angeregt werden und sie Seitentriebe oder Ausläufer bil den. Daraus ergibt sich eine dichte Gras narbe, die wenig oder keinen Platz für Unkräuter bietet. Ähnlich wie beim Ge treide findet dieser hormongesteuerte Prozess im Frühjahr statt. Massgeblich da ran beteiligt ist unter anderem Auxin, ein Phytohormon, das an vielen Entwick lungsprozessen einer Pflanze beteilig ist. Auxin wird in den Triebspitzen der Gräser gebildet und stängelabwärts transpor tiert, wo es anschliessend die Bildung von Seiten knospen hemmt. Dieser Vorgang wird auch als «apikale Dominanz» be zeichnet, bekannt unter anderem auch beim Keimvorgang der Kartoffeln.
Warum Grünland pflegen? • Oft reicht es nicht, die Erdhaufen von Wühlmäusen und Maulwurf einzuebnen. Auch abgestorbene, flachwurzelnde Gräser sollten entfernt werden. Der in warmen und regenreichen Wintern verstärkt auftretende Schneeschimmel soll ausgestriegelt werden (zu lange Bestände). • Gute Futterqualität stützt sich auf quali tativ gute Gräserarten ab. Ein Aussamen (wie früher) gibt es kaum mehr, deshalb gehen durch die intensivere Nutzung vermehrt wertvolle Gräser verloren. Deshalb ist die Nach- oder Übersaat auf
vielen Landwirtschaftsbetrieben zur Regel geworden. • Grasnarbe zum Bestocken anregen. • Lücken öffnen, übersäen und anwalzen. Geschieht dies nicht, können sich Ungrä ser wie die Gemeine Rispe oder Unkräu ter ausbreiten. • Hofdünger (Mist), der zwischen Herbst und Frühjahr ausgebracht wurde, soll zerkleinert und in die Grasnarbe eingear beitet werden. • Schliesslich wird mit diesen Massnahmen die Futterverschmutzung reduziert, eine Voraussetzung für gute Silagequalität.
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Mist wird von den Wieseneggen gerne überrollt, zurück bleiben unerwünschte «Würste». Betreffend bestockungsfördernde Wirkung wird die Wiesenegge oft überschätzt. Ein früher Verbiss durch Weidetiere ist viel besser. Das Walzen ist dann eine Pflegemassnahme, wenn «aufgefrorene» Böden wieder verfestigt werden sollen. Prismenwalzen haben einen verdrängenden Effekt auf Doldenblütler. Allerdings kann das Walzen nicht generell für alle Bodenarten empfohlen werden. In nassem Zustand ist das Walzen sowieso schädlich, da dadurch der Boden verdichtet wird. Wichtig ist das Walzen bei Neuansaaten, evtl. bei Übersaaten. Das Gewicht der Walze sollte 700 bis 1000 kg pro Meter Arbeitsbreite wiegen. Die Fahrgeschwindigkeit soll 5 km/h nicht übersteigen.
Einsatz der Pflegetechnik: Ganzflächig oder gezielt? Je nach Höhenlage und Witterung beginnen in einigen Wochen oder Monaten die «Pflegearbeiten» auf dem Grünland. Dabei werden mit Striegel, Wiesenegge oder Walze verschiedene Ziele anvisiert: • Boden ausebnen Mit dem Ausebnen der Grünlandflächen wird die Grundlage für eine ideale Schnitthöhe (6–8 cm) gelegt. Durch eine gleichmässige Schnitthöhe werden die guten Futtergräser geschont und die Futterverschmutzung tief gehalten. Beim Ausebnen kann eine Walze ihre Vorteile
ausspielen, wenn Fahrspuren und Trittschäden die Wiese/Weide verunstalten. Unter Umständen braucht es eine schwere Walze. Nur trockene Böden walzen. • Erdhaufen ausebnen Mäuse- und Maulwurfshaufen verschmutzen beim Mähen das Futter. Das führt zu schlechten Silierbedingungen und in der Folge zu Buttersäuregärungen. Futterverschmutzung reduziert immer die Schmackhaftigkeit des Futters. Die Wiesenegge ist ein geeignetes Gerät zum Ausebnen. Eine Kombination aus Walze und Übersaat schafft anschliessend gute Voraussetzungen zum Schliessen der Lücken. • Rückverfestigung (des Bodens) Durch wiederholtes Gefrieren und Auftauen des Bodens und der damit verbundenen Hebewirkung sind Pflanzen im frühen Frühjahr (oder als Folge eines aggressiven Striegel- oder Wieseneggeneinsatzes) nur noch lose im Boden verwurzelt oder liegen gar oben auf. Bei solchen Voraussetzungen ist die Walze das richtige Gerät. In lückigen Beständen wird die Rückverfestigung idealerweise mit einer Übersaat kombiniert. • Mist, Kuhfladen und Güllemädli gut verteilen Mistklumpen, die ausgangs Winters noch auf der Wiese liegen, Kuhfladen, in denen viele Pflanzennährstoffe konzentriert sind, und «Güllemädli», die nach (zu) dicker Gülle und dem Einsatz des Schleppschlauchs auf dem Feld zurückbleiben,
Beim Striegel ergeben sich unter Umständen Synergien zwischen ackerbaulicher und futterbaulicher Nutzung. Bild: R. Hunger
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werden vorzugsweise mit der Wiesenegge oder dem Striegel verteilt. Wichtig: nicht zu aggressiv arbeiten. • Moos entfernen Auf schattigen Standorten und Magerwiesen oder bei schlechter Bodenstruktur kann sich in einem Wiesenbestand Moos bilden. Was darauf hindeutet, dass die Nutzung nicht dem Standort angepasst ist. Wird das Moos mit einem Striegel entfernt, entstehen neue Lücken. Abhängig davon, was in diesen Lücken wächst, kann die Massnahme als positiv (Übersaatpflanzen, Bestockungstriebe guter Futterpflanzen) oder als negativ (Samenunkräuter, filzbildende Unkräuter) bewertet werden.
«Es ist besser, das Maul wartet auf das Gras als das Gras aufs Maul» (Zitat: Siegfried Steinberger,
Bayerische Landesanstalt LfL)
• Unkraut bekämpfen Es ist eine Illusion, mit Striegel, Wieseneggen oder Walzen Wiesenunkräuter selektiv zu bekämpfen. Denn unter einem entsprechenden Eingriff leiden alle Pflanzen. Mit der nötigen Vorsicht können vorwiegend oberflächlich wurzelnde Pflanzen (fadenförmiger Ehrenpreis, Vogelmiere usw.) durch den Einsatz von Striegel oder Wiesenegge stärker geschwächt werden als kräftige und tiefwurzelnde Futterpflanzen. • Pflanzenbestand stärken (damit der Schneeschimmel keine Chance hat) Wiesengräser können während oder nach einem langen, feuchten Winter durch Schneeschimmel geschwächt sein. Bei starkem Befall macht eine Übersaat Sinn. Aufgepasst: Das durch Schneeschimmel abgestorbene Gras kann Keimlinge befallen und schädigen. Daher sollte vor einer Übersaat gründlich gestriegelt und die Saatmenge entsprechend den Empfehlungen eingehalten werden. Wenn beim Striegeln viel Pflanzenmaterial anfällt, ist dieses vor der Übersaat abzutransportieren. Zwischen Striegel und Übersaat zwei bis drei Tage verstreichen lassen. • Wachstum anregen Der Einsatz von Striegel, Wiesenegge oder Walze mit dem alleinigen Ziel, das Wachstum der Pflanzen im Frühjahr anzuregen, ist wirkungslos und daher unnötig.
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Es verursacht lediglich Kosten (Quelle: AGFF Merkblatt «U5»).
Auswirkungen mechanischer Bodenbelastung ... Eine fünfjährige Versuchsfolge im Allgäu und dem Bayerischen Wald (D) zur Auswirkung mechanischer Bodenbelastungen auf Dauergrünland ergab bei der Variante «Befahren Rad-an-Rad» mit einem Traktor deutliche Ertragseinbussen. Der Trockenmassen-Ertrag sank durchschnittlich um ca. 12 %, der Rohprotein-Ertrag bzw. die Stickstoff-Aufnahme gar um 17 %. Parallel dazu konnte aber keine Zunahme der Gemeinen Rispe festgestellt werden. Insbesondere die Ernteergebnisse des zweiten Schnittes zeigen, dass es durch das Befahren von Grünlandbeständen zu nachteiligen Einflüssen im System Boden/Pflanzen kommt. Möglich erscheint, dass durch das Befahren die N-Umsetzung in Ertrag und Eiweiss behindert wird. Es wird vermutet, dass die negativen Ertragseffekte auf den befahrenen Flächen zum Teil auch auf Verletzungen der Grasnarbe zurückgeführt werden können (Pflanzen/Wurzeln). Die Untersuchungen im Allgäu und im Bayeri-
Hohe Maschinengewichte in Verbindung mit feuchten Böden sind nun einmal ein Problem. Bild: R. Hunger
schen Wald zeigten keine signifikante Zunahme der Gemeinen Rispe auf den befahrenen Parzellen. Dies bestärkt die These, dass die oft beklagte hohe Präsenz dieses Problemgrases nicht in erster Linie mit höheren Gerätegewichten und/oder
vermehrten Überfahrten erklärt werden kann. Vielmehr ist es wohl eine nicht standortangepasste Nutzungsintensität, Verletzungen der Grasnarbe und nicht durchgeführte rechtzeitige Pflegemassnahmen.
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Kurz gebaute Striegel-Sägerät-Kombination mit zwei Zinkenreihen. Bild: APV
Mögliche Übersaattechniken Übersaaten sind eine Möglichkeit, Saatgut zur Verbesserung der Grasnarbe ohne direkten mechanischen Eingriff in den Boden auszubringen. Das Ziel, den bestehenden Grasbestand langfristig zu verbessern, wird oft nur bedingt erreicht. Daran ist aber nicht die Saattechnik schuld. Ruedi Hunger
Wiesen und Weiden sind oft stark beanspruchte Flächen. Das ist der Grund, warum viele Grasnarben nicht den hohen Anforderungen an gute Futterqualität entsprechen. Mit Übersaaten wird versucht, vorbeugend Lücken in Gründlandflächen zu schliessen, bevor unerwünschte Pflanzen den Platz einnehmen. Da jedes Saatgut auf Bodenkontakt und ein junger Sämling zudem auf Licht angewiesen ist, muss vorgängig dafür gesorgt werden, dass Lücken freigelegt werden. Deshalb ist es sinnvoll, die Übersaat mit den üblichen Pflegemassnahmen zu verbinden. 42
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Handsaat und Handsägeräte Eine zertretene Fläche beim Weideeingang oder rund um das Tränkefass erfordert keine teure Übersaattechnik. Die einfachste Methode ist in diesen Fällen die Handsaat. Allerdings ist es nicht gleichzeitig auch die billigste Methode, weil das Saatgut schwierig zu dosieren ist und meistens mehr als notwendig ausgebracht wird. Die Handsaat beschränkt sich meistens auf die erwähnten kleinen «Flickarbeiten». Bereits Hilfsmittel wie der altbewährte Säsack oder die vom Handel angebotenen Handsägeräte ver-
einfachen die Aussaat und erhöhen die Genauigkeit merklich.
Düngerstreuer (als Notlösung) Auf vielen Betrieben steht ein Düngerstreuer, naheliegend, dass man versucht, mit ihm eine Übersaatmischung auszubringen. Dazu wird das Saatgut mit Mineraldünger vermischt. Bereits das Mischen ist eine Herausforderung, da die Mischung eigentlich homogen sein sollte. Da Gras- und Kleesamen leichter als Dünger sind und sie deshalb weniger weit fliegen, kann höchstens mit halber Streu-
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breite gefahren werden. Das Vermischen mit angefeuchtetem Sand führt zu einer besseren Haftung des Saatguts an das Trägermaterial und damit zu einem besseren Streubild. Ältere Streuer mit bereits nicht mehr ganz dichten Schiebern (für feines Saatgut) sollten gar nicht erst eingesetzt werden.
Sägerät für Feinsämereien Diese Universalstreuer sind relativ günstig in der Anschaffung und einfach in der Handhabung. Sie sind elektrisch angetrieben. Nicht nur das, auch weitere Funktionen können per Tastendruck vom Fahrer-
Wenn die Voraussetzungen optimal sind, gelingt eine Übersaat auch mit einfacher Technik. sitz aus einfach gewählt und eingestellt werden. Die Wurfweite ist beschränkt und die Windanfälligkeit gross. Es empfiehlt sich eine Teilung der Saatmenge und ein anschliessendes Fahren übers Kreuz, damit ein einheitliches Streubild erreicht wird.
Güllesaat Die Güllesaat ist eine Möglichkeit, das Saatgut auszubringen. Allerdings müssen
Warum werden Wiesen und Weiden schlecht? Diese Frage beschäftigt immer wieder Landwirtinnen und Landwirte. Meistens entwickelt sich eine Verschlechterung schleichend und wird erst bemerkt, wenn es schon (fast) zu spät ist. Ausnahmen sind extreme Wetterereignisse, die auf ihre Art einen Wiesenbestand innert relativ kurzer Zeit nachteilig beeinflussen (extreme Trockenheit oder Nässe). • Hauptproblem erkennen Vorerst muss die botanische Zusammensetzung des Pflanzenbestandes beurteilt werden. Gleichzeitig soll die Grasnarbe auf Narbendichte, Tragfähigkeit und Schäden geprüft werden. Der standortbedingte Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens muss in die Beurteilung einfliessen. • Ursachen erkennen Wenn das Hauptproblem erkannt ist, steht die Frage nach der/den Ursachen im Vordergrund. In den meisten Fällen stimmen Düngung, Nutzung und Pflege nicht überein. Als Hilfsmittel zur Ursachenforschung dienen Aufzeichnungen (Schlagkartei, E-Feldkalender), Ergebnisse von Bodenanalysen und der Düngungsplan. Zudem sollen
dazu einige Voraussetzungen erfüllt sein. Um eine gute Verteilung des Saatgutes über die Fläche zu gewährleisten, ist es wichtig, einen Weg zum gleichmässigen Einmischen in die Gülle zu finden (evtl. Bypass). Wenn Saatgut trocken und in
Elemente einer Striegel-Sägerät-Kombination
die Nutzungsart und die Nutzungshäufigkeit, der Maschineneinsatz und die Weidetechnik hinterfragt werden. • Ursachen beheben Zur Behebung der Ursachen müssen die futterbaulichen Möglichkeiten des Standortes in den Vordergrund gestellt werden. Daraus ergibt sich eine mögliche Nutzungsintensität. Um eine sinnvolle Nutzungs intensität festzulegen, sind zusätzlich die futterbaulichen Möglichkeiten des Betriebes zu berücksichtigen. • Massnahmen Sind die geeigneten Verbesserungsmassnahmen definiert, braucht es in erster Linie eine sorgfältige, dem Zielbestand angepasste Bewirtschaftung. Ist der Anteil förderungswürdiger Gräser im Bestand höher als 30%, braucht es evtl. eine Übersaat. Ist der Anteil förderungswürdiger Gräser im Bereich von 15 bis 30%, braucht es neben der Unkrautregulierung definitiv mehrmals eine Übersaat. Bei einem Anteil unter 15% bleibt in höheren Lagen nur die mehrmalige Übersaat. In tiefen Lagen kann eine Neuansaat in Erwägung gezogen werden.
grösseren Mengen ins Fass eingebracht wird, schwimmt es obenauf und vermischt sich auch bei Verwendung der Rühreinrichtung nur schlecht. Güllesaat funktioniert nach Praxis-Erfahrungen am besten, wenn nicht mehr als 15 bis 20 m3/ha Gülle ausgebracht werden. Die Gülle muss zudem sehr dünn sein. Mit dem Einsatz der Schleppschlauch- und Schleppschuhtechnik kann das Saatgut nicht mehr flächendeckend ausgebracht werden.
Getreidesämaschine
Bild: R. Hunger
Eine moderne Striegel-Sägerät-Kombination setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen: 1 «Ripperboard» verstärkt die Vertikutierwirkung und halbiert den Strichabstand. 2 Zentral verstellbare 8 bis 12 mm Striegelzinken. 3 Prismenwalzelemente mit jeweils unterschiedlich grossen Sternhälften. 4 Pneumatik-Sägerät, darunterliegend eine abschliessende Glattwalze.
Getreidesämaschinen eignen sich gut für das Ausbringen einer Übersaatmischung. Der Schardruck kann einfach den Bedingungen angepasst werden. Eine Abdrehprobe ist unerlässlich, danach wird die Saatmenge exakt eingehalten. Je nach Saatgutmischung und Rührwerk kann es zu Entmischungen kommen. Die Verteilbreite entspricht der Arbeitsbreite und weil diese meistens kleiner ist als bei Striegel- Sägerät-Kombinationen, sind mehr Überfahrten notwendig.
Viele Wege führen zum Ziel Die bisher genannten Übersaattechniken sind mit Ausnahme der Sägeräte für Feinsämereien und der Sämaschine zwischen «Notlösung» und «sowieso vorhan01
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Die Kombination von Striegelzinken, Übersaattechnik und Walzelement sichert dem Saatgut den Bodenkontakt. Bild: R. Hunger
den» anzusiedeln. Futterbauspezialisten betonen immer wieder, dass nicht in erster Linie die eingesetzte Sätechnik über den Erfolg einer Übersaat entscheidet. Dennoch trägt sie massgeblich dazu bei. Wenn die Voraussetzungen optimal sind, die gewünschten Lücken frei sind, das Saatgut den Boden erreicht, genügend Feuchtigkeit und Licht vorhanden sind und die alte Grasnarbe nicht zu einer grossen Konkurrenz wird, gelingt eine Übersaat auch mit einfacher Technik. In einer Vielzahl von Situationen macht es aber Sinn die Übersaat gleichzeitig mit der Grünlandpflege durchzuführen. Dazu eignen sich StriegelSägerät-Kombinationen gut. Die Maschinen sind nicht billig, weshalb eine gute Auslastung notwendig ist. Diese wird erreicht, wenn der Lohnunternehmer die Arbeit übernimmt oder wenn solche Geräte gemeinschaftlich genutzt werden.
Striegel-Sägerät-Kombinationen Diese Maschinen sind kompromisslos auf die Grünlandpflege ausgerichtet. Wie es die Bezeichnung Kombination schon erahnen lässt, ist eine Striegel-Sägerät- Kombination aus verschiedenen Elementen oder Baugruppen zusammengebaut. Hinter den Konstruktionen sind jeweils die unterschiedlichen Philosophien der Hersteller erkennbar. Letztlich wird immer das Ziel anvisiert, Trittschäden, Fahrspuren und Erdhaufen zu egalisieren. Gleichzeitig sollen die notwendigen Lücken in der Grasnarbe von Filz freigelegt werden, damit das Saatgut Bodenkontakt bekommt. Schliesslich können nachlaufende Walzelemente den Boden rückverfestigen und das Saatgut andrücken.
Übersaatmischungen
• Erntemaschinen zu tief eingestellt
Für Übersaaten bietet der Samenhandel spezielle Übersaatmischungen an. Diese sind abgestimmt auf die Nutzung, die Höhenlage und die Raigrasfähigkeit einer bestimmten Lage. Es lohnt sich daher, die Übersaatmischung sorgfältig auszuwählen und bei Unsicherheiten die Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Saatmengen liegen üblicherweise bei 20 kg/ha und die Saatgutkosten bewegen sich je nach Mischung zwischen etwa 7 und 20 Franken pro Kilogramm (ab 10 kg).
• Pflanzen durch Mist und Gülle zuge- Unerwünschte Pfahlwurzler und Rhizompflanzen deckt oder verbrannt kommen auf.
Fazit
Übersaattechnik macht auch vor der klassischen Wiesenegge nicht Halt. Bild: R. Hunger
Ursachen für Wiesenverschlechterungen Zu hohe Düngung im Vergleich zur Dadurch werden konkurrenzstarke Kräuter geförNutzungshäufigkeit (meistens Gülle) dert und der Bestand verändert sich grundlegend • Übernutzung, das heisst allzu frühe Damit wird ein Versamen der Gräser verhindert, die erste, zu häufige und zu späte letzte Grasnarbe wird überbeansprucht und als Folge davon Nutzung verschwinden Horstgräser. • Befahren und Weidegang bei zu nassem Boden
• Selektive Unkrautbekämpfung ohne Übersaat • Auswinterungspilze, Mäuse, andere Schädlinge Quelle: AGFF
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Die Grasnarbe wird beschädigt.
Kriechende, filzbildende Arten oder keimende Unkräuter können die Lücke in der Grasnarbe rasch besiedeln.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Übersaat zu machen. Eine Saat in Verbindung mit anderen Pflegemassnahmen auf der Wiese macht Sinn. Dazu eignen sich kombinierte Maschinen bestens.
Testbericht | Impression
Beim Hanggeräteträger «Grip 4-70» von Sauerburger ist konzeptbedingt einiges anders gelöst. Bilder: J. Paar
Anders als die anderen Beim Sauerburger «Grip 4-70» sitzt die Kabine in der Mitte und der Motor im Heck – anders als bei anderen Geräteträgern. Welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben und was diese Maschine leistet, wurde in der Praxis ausgiebig getestst. Johannes Paar*
Seit einigen Jahren mischt auch der deut sche Hersteller Sauerburger im von Reform und Aebi dominierten Markt der Hang geräteträger mit – erst mit den grösseren Maschinen «Grip 4-95» und «Grip 110», dann mit dem «Grip 4-75», seit Ende 2020 mit dem neu konzipierten «Grip 4-70». Dieses Modell hat aufgrund seines abwei chenden Konzepts schon einige Preise, unter anderem auch den Wettbewerb «Alp-Innovation-Trophy», gewonnen. Da zu wurde in der «Schweizer Landtechnik» (Nr. 11/2020) bereits ein Fahrbericht publi ziert. Nun musste sich eine Maschine die ses Typs im harten Praxistest beweisen.
Mittig platzierte Kabine Die Kabine ist nicht wie sonst bei Fahrzeu gen dieser Kategorie links angeordnet,
* Johannes Paar ist Chefredaktor der österreichi schen Fachzeitschrift «Landwirt».
sondern sitzt wie bei Standardtraktoren in der Mitte. Der Motor findet sich im Heck, statt rechts von der Kabine. Die Testfahrer haben die höhere Sitzposition und die da mit verbundene bessere Sicht nach vorne gelobt. Vor allem bei höheren Anbaugerä ten ist das ein Vorteil. Im Heck wird die Sicht durch den Motor allerdings beein trächtigt. Mit der optional verfügbaren Heckkamera, die am Testfahrzeug ange bracht war, kam man aber gut zurecht. Mit ihr hat man gute Sicht auf die Unter lenker, die Anhängevorrichtung und das Anbaugerät. Eine Sichtbehinderung stellt man auch im linken Aussenspiegel fest. Der Rahmen des Dreh-Schiebe-Fensters verläuft genau im Blickfeld. Das Fenster selbst hat aber gut gefallen. Die Kabine sitzt auf vier Dämpfern und ist vom Fahrzeug entkoppelt. Die Lautstärke am Fahrerohr hat die BLT Wieselburg mit 75,8 dB(A) gemessen. Das ist deutlich lei
ser, als es der Hersteller angibt. Die kombi nierte Klima- und Heizungsanlage ist im Kabinendach untergebracht.
Hohe Nutzlast Einen etwas anderen Weg verfolgt Sauer burger beim «Grip 4-70» auch mit dem Fahrwerk. Für die Leistungsklasse von 70 PS hat die Maschine grosse, breite Rä der (500/50R17) und serienmässig einen langen Radstand von 2350 mm. Das ver leiht ihm eine gute Steigfähigkeit und eine
Kurzbewertung + Hohe Nutz- und Achslasten + Erhöhte Sitzposition mit guter Sicht nach vorne + Gute Steigfähigkeit – Hohes Eigengewicht – Bedienung gewöhnungsbedürftig – Geringer Hubweg der Fronthydraulik
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Impression | Testbericht
Technische Daten Sauerburger «Grip 4-70» Motor: 2,5 l, 4 Zylinder von Kohler, Tankinhalt: 96 l Diesel Leistung: max. 75,3 PS; Nennleistung an Zapfwelle: 47,9 PS; maximales Dreh moment 228 Nm bei 1400 U/min; Drehmomentanstieg 42,4 % bei 33,3 % Drehzahlabfall Getriebe: 2-stufiger hydrostatischer Fahrantrieb mit zwei mechanischen Fahrstufen; 44,3 km/h bei 2100 U/min Zapfwelle: vorne 1000, hinten 540 Bereifung: vorne 500/50R17, hinten 500/50R17 Gewichte: 2945 kg (Testmodell); zulässige Vorder- und Hinterachslast: je 3000 kg; zulässiges Gesamtgewicht: 4700 kg, Nutzlast: 1755 kg Preis: ab CHF 76 000.–
ergibt sich bei der Testmaschine eine Nutzlast von 1755 kg. Ein hoher Wert, trotz nahezu voll ausgestattetem Grundfahrzeug. Der «Grip 4-70» kann daher auch mit schweren Geräten, wie über 2 m breiten Mulchern, problemlos zum Einsatz kommen. Im Zuge des Prüfstandtests hat die BLT Wieselburg festgestellt, dass die Kabine nur für ein Eigengewicht von 2640 kg zulässig war. Da der gut ausgestattete Testkandidat aber 2945 kg auf die Waage brachte, musste Sauerburger erneut zur Prüfung. Mit ein paar kleinen Adaptionen bestand das Fahrzeug den für die Genehmigung erforderlichen Test noch während der Testphase. Bei den bereits ausgelieferten Maschinen wurde das ursprüngliche Gewicht für die Kabinenprüfung (2640 kg) laut Hersteller nicht überschritten.
Kleiner Motor Bodenfreiheit von 29 cm. Zudem kann in vielen Fällen auf Zwillingsräder verzichtet werden. Die Praktiker konnten dem viel Positives abgewinnen. Mitverantwortlich für eine bessere Zugkraftübertragung ist auch das Reifenprofil. Der Terrareifen von Tianli hat am Rand ein etwas kantigeres Profil als die Produkte anderer Hersteller. Mit den grossen Rädern tritt Sauerburger aber auch dem hohen Eigengewicht entgegen. Der gut ausgestattete «Grip 4-70» brachte 2945 kg auf die Waage. In der Basisversion sollen es laut Hersteller nur 2237 kg sein. Auf jeden Fall ist die Maschine schwerer als die Mitbewerber in dieser Klasse. Das sind die Auswirkungen der stabil ausgelegten Komponenten. Sauerburger verbaut 3-t-Achsen mit Planetenendantrieben und ermöglicht damit ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,7 t. Daraus
Unter der Motorhaube im Heck befindet sich ein Motor von Kohler, der mit Diesel oxidationskatalysator, gekühlter externer Abgasrückführung und Dieselpartikelfilter die Abgasstufe 5 erfüllt. Laut Hersteller leistet das Vierzylinder-Turbo-Triebwerk 75,3 PS bei 2100 U/min. Die BLT Wieselburg hat an der Frontzapfwelle gemäss OECD-Testvorgaben eine Nennleistung von 47,9 PS gemessen. Die Maximalleistung bei 1700 Motorumdrehungen ist mit 49,4 PS nur geringfügig höher. Das maximale Drehmoment von 228 Nm gibt der Motor bei 1400 U/min. ab. Der Drehmomentanstieg beträgt über 42 % bei rund 33 % Drehzahlabfall. Der Leistungsverlust vom Motor zur Zapfwelle ist mit über 34 % hoch. Das wirkt sich auch auf den Kraftstoffverbrauch aus. Er ist überdurchschnittlich. Auf dem Prüfstand hat die BLT bei Nenndrehzahl unter
Die vier nassen Scheibenbremsen sind wartungsfrei.
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Volllast einen spezifischen Verbrauch von 338,6 g/kWh gemessen. Er nimmt bis zum Bestpunkt bei 1300 U/min relativ gleichmässig ab. Die im Cockpit verbaute Kraftstoffverbrauchsanzeige passt im Durchschnitt mit den von der BLT gemessenen Referenzmessungen überein, weicht jedoch bei Einzelwerten bis zu 112 % ab. Bei der Beurteilung dieser Prüfstandswerte unter Volllast muss man berücksichtigen, dass ein grosser Teil der Motorleistung für die Kühlleistung benötigt wird. Gut gefallen hat der Umkehrlüfter. Damit kann man das Kühlerpaket während der Arbeit freiblasen. Es sitzt rechts neben der Kabine und lässt sich für Wartungs- und Reinigungsarbeiten seitlich aufklappen. Apropos Wartung: Die wichtigsten Wartungspunkte sind gut zugänglich. Dass man das Kühlmittel für den Motor in der Höhe des Kabinendaches nachfüllen muss, stört allerdings das gute Bild.
Getriebe und Hubwerke Der «Grip 4-70» hat einen zweistufigen hydrostatischen Fahrantrieb mit zwei mechanischen Fahrstufen: 0 bis 20 km/h und 0 bis 40 km/h. Der Hydrostat ist grundsätzlich kräftig. Verbesserungsbedarf gibt es bei der Steuerung des Hydrostaten. Durch eine neue Software, die während der Testphase aufgespielt wurde, hat sich das Fahrverhalten zwar verbessert, es verträgt aber noch ein Feintuning. Im Gelände wäre ein noch feinfühligeres Steuern wünschenswert. Der permanente Allradantrieb, Differenzialsperren hinten und vorne sowie ein Tempomat gehören zum Serienumfang. Das gilt auch für die vier Lenkungsarten: 2-Rad-, 4-Rad-, Hundegang- und manuelle Lenkung. Die Maschine verfügte zudem über die optionale Driftlenkung. Mit ihr
Die Unterlenkerhaken lassen sich von Kat. 1 auf Kat. 2 umschrauben.
Testbericht | Impression
Flachdichtende Hydraulikanschlüsse im Heck und in Front.
kann man per Knopfdruck einem seitlichen Abdriften bei Schichtlinienfahrt entgegenwirken. Der «Grip 4-70» hat jeweils nur eine Zapfwellendrehzahl zur Verfügung: vorne 1000 U/min und hinten 540 U/min. Die Drehrichtung – bei Zweiachsgeräteträgern immer ein Thema – hat Sauerburger an die Standardtraktoren angepasst. Die beiden Hubwerke und die hydraulische Leistung wurden von den Testfahrern durchwegs gelobt, obwohl nicht alle OECD-Vorgaben erfüllt sind. Lediglich mit dem Hubweg vorne kam man an die Grenzen. Da ist auf die Anbauhöhe der Geräte zu achten. Vor allem bei weit nach vorne ragenden Geräten braucht man viel Geschick, um ohne Bodenkontakt von einem Weg auf eine Böschung fahren zu können. Den hydraulischen Oberlenker für das Fronthubwerk liefert Sauerburger serienmässig mit. Gut gefallen hat, dass sich die Unterlenkerfanghaken in wenigen Minuten vom Schultermass Kat. 1 auf Kat. 2 sowie in der Höhe umschrauben lassen. Auch für den ins Fronthubwerk integrierten hy-
Der Bordcomputer für die Einstellungen ist gewöhnungsbedürftig.
draulischen Seitenverschub gab es Lob. Er lässt sich feinfühlig steuern und verschiebt die Unterlenker parallel. Da es bei diesem System kein Querrohr gibt, hat die Gelenkwelle deutlich mehr Bewegungsfreiraum. Weniger feinfühlig lässt sich die Geräteentlastung an der Fronthydraulik einstellen (im Heck gibt es keine Entlastung). Sie erfolgt in 5-bar-Schritten über den Bordcomputer. Für leichte Anbaugeräte sollte diese in kleineren Schritten oder stufenlos möglich sein. Ähnliches gilt für die Schwingungstilgung. Auch sie ist für schwerere Anbaugeräte ausgelegt. Beim Heckhubwerk lassen sich beide Hubstreben in der Höhe verstellen. Sauerburger rüstet den «Grip 4-70» serienmässig mit flachdichtenden Hydraulikkupplungen aus. Leider sind sie sowohl vorne als auch hinten rechts, also gegenüber dem Kabineneinstieg, angeordnet. In Summe sind bis zu drei doppeltwirkende Steuergeräte möglich.
Kabine und Bedienung Die Kabine ist geräumig. Sie bietet ausreichend Platz für den Fahrer. Die Lenksäule
ist in der Neigung verstellbar. Laut Hersteller soll künftig auch eine Höhenverstellung möglich sein. Ablageflächen sind rar. Der Sitz ist etwas niedrig montiert. Wenn man ihn aufpumpt, erreicht man eine angenehme Sitzhöhe, aber dann ist man mit dem Federweg fast am oberen Anschlag. Die Fahrertür hat einen starken Gasdruckdämpfer, der sie auch im steilen Gelände sicher offen hält. Lob gab es auch für die optionale Kühlbox. Die Prüfingenieure machten aber darauf aufmerksam, dass sie das Typenschild der Kabine verdeckt, was bei einer Verkehrskontrolle zu einer Strafe führen könnte. Die Bedienung war für unsere Fahrer gewöhnungsbedürftig. Die wichtigsten Anzeigen findet man im Armaturenbrett. Unter dem Lenkrad befinden sich einige Funktionsschalter. Der Multifunktions joystick und die Hydrauliksteuergeräte sind auf der rechten Bedienkonsole montiert. Diverse Maschineneinstellungen lassen sich im kleinen Bordcomputer vornehmen. Das Bedienungskonzept erfordert bei komplexeren Aufgaben ein häufiges Umgreifen.
Fazit
Grosse Räder (sie verringern Bodendruck) und vier Lenkungsarten: 2-Rad-, 4-Rad-, Hundegang oder manuelle Lenkung. Die Driftlenkung ist optional.
Beim «Grip 4-70» von Sauerburger ist konzeptbedingt einiges anders. Die zum Teil unterschiedlichen Anforderungen im Kommunaleinsatz und in der Landwirtschaft machen oft technische Kompromisse notwendig. Im Zuge des Prüfstandtests sind auch ein paar Kinderkrankheiten und sicherheitstechnische Mängel aufgetreten, die Sauerburger zum Teil schon behoben hat oder deren Be hebung zugesichert worden ist. Laut Hersteller kostet der «Grip 4-70» in der Basisausstattung CHF 76 000.–. Für den gut ausgestatteten Testkandidaten muss man hingegen CHF 109 000.– auf den Tisch legen. 01
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Eine einwandfreie Kommunikation bei der gefährlichen Waldarbeit im Team ist wichtig. Systeme wie das «Advance Procom» von Stihl können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Bilder: R. Engeler
Konferenzschaltung im Wald Wird im Wald mit Motorsäge und Forsttraktor gearbeitet, ist es sehr lärmig. Gehörschütze sind notwendig. Mit Helmfunkgeräten lässt sich selbst unter solchen Voraussetzungen einwandfrei kommunizieren. Die «Schweizer Landtechnik» testete das neue System «Advance Procom» von Stihl. Roman Engeler Im September 2021 stellte Stihl mit dem Gehörschutz «Advance Procom» ein neues Funksystem vor und brachte damit neue Bewegung in den Markt der Helmfunkgeräte. Stihl verspricht mit diesem System einen grösseren Funktionsumfang, als dies bei Mitbewerber-Produkten der Fall ist. Stihl stellte der «Schweizer Landtechnik» ein Dreier-Set für einen Praxistest zur Verfügung – allerdings nur in der Version mit Gehörschutzbügeln 48
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(Kopfbügel) und nicht in der Adapter- Fassung, die man an einen Forsthelm hätte anbringen können. Dem eigent lichen Funktionalitätstest tat dies aber keinen Abbruch. Für Forstwarte lohnt es sich, zunächst abzuklären, ob die Adapter-Version an die bereits vorhandenen Helme passt. Nach Aussagen von Stihl soll dies mit den gängigsten Modellen (auch solchen anderer Marken) der Fall sein.
Einfache Installation Eine mehrsprachige Bedienungsanleitung mit zweckdienlichen Illustrationen macht die Installation des Systems beinahe zur Kindersache. An der linken Ohrmuschel wird das Mikrofon eingesteckt und durch eine kurze Drehung eingerastet. An dieser Muschel befindet sich auch der Anschluss für das USB-C-Ladekabel. Der Lade zustand der integrierten LithiumIonen-Akkus wird mit einer farbigen LED-
Testbericht | Impression
Technische Daten Stihl «Advance Procom» Dämmwert: SNR 31 Verbindung: Bluetooth Low Energy (BLE) 4.1 Reichweite Bluetooth zu Smartphone: bis 15 m Reichweite Konferenzsystem: bis 600 m im Freigelände Maximal verbundene Headsets: 16 Betriebstemperatur: –15 bis 50 °C Gewicht: 400 g Ladekabel-Anschluss: USB-C Akku: Li-Ionen, 17 h Laufzeit, Ladezeit: 2,5 h Preis: CHF 495.– (inkl. MwSt.) (Herstellerangaben)
Lampe angezeigt. Von grün blinkend (Akku-Stand hoch) bis rot und schnell blinkend (Akku-Stand tief). Um dies zu sehen, müssen aber Bügel oder Helm vom Kopf genommen werden. Die beiden gut gepolsterten und äusserst angenehm zu tragenden Ohrmuscheln mit Dämmwert SNR 31 sind über ein Kabel miteinander verbunden. An der linken Ohrmuschel befindet sich mittig die Multifunktionstaste, mit der sich das System starten lässt und über die man auch die Bluetooth-Funktion aktiviert. Links und rechts davon sind die Tasten für das Einstellen der Lautstärke, die sich übrigens für jede einzelne Tonquelle (Funk, Radio, Smartphone) individuell einstellen lässt. Damit ist auch gesagt, dass das «Advance Procom» nicht nur für Funkgespräche genutzt werden kann, es kann auch mit einem Mobiltelefon gekoppelt werden und gar Radiohören in Stereo ist damit möglich. Das Koppeln mit einem Smartphone ist denkbar einfach. Bereits beim ersten Einschalten finden sich die beiden Geräte und lassen sich so miteinander verbinden. Auch das Koppeln mit weiteren «Advance Procom»-Headsets ist keine Hexerei. Diese schliessen automatisch zu einem offenen Bluetooth-Netzwerk zusammen. Bis zu 16 Einheiten können es sein, wobei es aber auch möglich ist, einzelne und in sich geschlossene Kommunikationsgruppen zu bilden. Für die Kommunikation stehen insgesamt neun Kanäle zur Verfügung.
15 m entfernt ist. Kommt ein Anruf, drückt man die Taste an der rechten Ohrmuschel. Zum Beenden des Anrufs wird nochmals auf diese Taste gedrückt. Am Anfang braucht man etwas Gewöhnung, welche Taste nun für welche Funktion zuständig ist – aber dies hat man schnell im Griff, denn die Tasten unterscheiden sich in ihrer Oberflächengestaltung (Haptik) voneinander. Von einem Telefonat hören die anderen Mitglieder in der Gruppenkommunikation übrigens nichts. Der «Telefonierer» in der Gruppe kann aber auch während eines Gesprächs die Durchsagen seiner Kollegen mitbekommen.
Radio hören Neben beinahe sämtlichen Audio-Funktionen eines Smartphones lassen sich auch Radio-Signale (FM) in das Headset übertragen. Hat man die «Advance Procom»- App für Android- oder iOS-Geräte instal-
liert, können darüber die gewünschten Radio-Sender definiert werden. Mit der «+»-Taste wird das Radio ein- und aus geschaltet, mit der Multifunktionstaste kann man die einzelnen Sender durch suchen. Mit dieser App lassen sich zudem weitere Funktionen des Headsets wie Sprache, Empfindlichkeit des Mikrofons, Eigenecho, Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen, die Bildung von Kommunikationsgruppen und Weiteres mehr über das Smartphone konfigurieren.
Offen und … Aber eigentlich sind Telefonieren und Radiohören nicht die Hauptzwecke eines Kommunikationssystems für Forstwarte. Vielmehr ist es die Abstimmung im Team, damit die Sicherheit bei der gefährlichen Arbeit im Wald stets bestmöglich gewährleistet bleibt.
Mit der App lassen sich viele Einstellungen des Konferenzsystems via Smartphone vornehmen.
Telefonieren Ist «Advance Procom» mit einem Mobiltelefon gekoppelt, lässt sich damit auch telefonieren, sofern das Telefon weniger als
«Advance Procom» besitzt insgesamt sechs Bedienknöpfe, die zum Teil noch mehrfach belegt sind. Trotzdem stellt sich bei der Handhabung schnell eine gewisse Routine ein.
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Mit der in «Advance Procom» verbauten «Mesh Intercom»-Technik lässt sich eine Verbindung zwischen maximal 16 Teilnehmenden herstellen, wobei sechs Benutzer gleichzeitig sprechen können. Die einzelnen Headsets müssen nicht speziell gekoppelt werden, sie verbinden sich automatisch. Es stehen neun Funkkanäle zur Verfügung. Die Reichweite zwischen zwei Headsets gibt der Hersteller mit 600 m an. Jeder Teilnehmer in der Gruppe ist selbst wieder ein Verstärker. Im Freigelände wird diese Distanz erreicht. Im Wald reduziert sich diese. So beträgt die Reichweite im Dickicht nur noch knapp 150 m. Wird die Reichweite überschritten, ertönt ein Reichweitenalarm mit vier Piepstönen in der Minute. Positiv zu vermerken ist, dass jede der beiden Ohrmuscheln aktiv ist und über Bluetooth-Antennen verfügt. So wird einerseits das Stereohören ermöglicht, vor allem aber ist es unerheblich, welche Kopfseite man einem Gesprächspartner zuwendet – die Funkleistung bleibt immer die gleiche.
Die einzelnen Tasten an den Ohrmuscheln sind haptisch unterschiedlich ausgestaltet.
… in Untergruppen kommunizieren Innerhalb der maximal 16 möglichen Teilnehmenden in der offenen Kommunikation («Open Mesh») lassen sich auch Untergruppen mit klar definierten Benutzern erstellen. Die Gruppenbildung erfolgt über die App am Smartphone. Der Wechsel von der offenen Gruppe zur Untergruppe erfolgt entweder über die «Mesh»-Taste am Headset oder über die App am Smartphone. Die Empfindlichkeit des Mikrofons lässt sich einstellen. Hier scheint Stihl fast des Guten zu viel zu wollen. So kann es bei unterschiedlichen Sprechlautstärken vorkommen, dass die Kommunikation nur bruchstückhaft erfolgt. Umgebungshören Die Ohrmuscheln verfügen über eine aktive Geräuschunterdrückung und ermöglichen so auch eine Unterhaltung bei lau-
Kurzbewertung + Tragkomfort + Installation + Kopplung mit anderen Geräten – Gummiabdeckung der Ladebuchse – Mikrofon-Empfindlichkeit – Adapter für andere Helmtypen
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Die Reichweite des «Advance Procom»-Systems beträgt im Freigelände bis zu 600 m, im bewaldeten Gebiet sind es je nach Dichte des Bestands dann weniger.
fender Motorsäge. Umgekehrt kann man nach zweimaligem Drücken auf die «Mesh»-Taste die Funktion «Umgebungshören» aktivieren, so dass man beispielsweise ein heranfahrendes Auto hört, ohne den Gehörschutz abnehmen zu müssen. Holzliste-App Das System «Advance Procom» lässt sich auch mit der «Holzliste»-App von Stihl kombinieren. Alle relevanten Daten mit Baumart, Stammlänge und Durchmesser können per Spracheingabe erfasst werden. Die Festmeter-Berechnung erfolgt dann automatisch, die GPS-Position des Stamms wird ebenfalls gespeichert.
Fazit Das «Advance Procom»-System erfüllt alle Anforderungen, die Forstwarte an ein Funksystem stellen. Das Headset ist nach Schutzklasse IP 64 geprüft und kann somit auch bei Regen genutzt werden. Die Reichweite von 600 m wird im Idealfall (Freigelände) erreicht, im Wald – und erst recht im Dickicht – reduziert sich diese, bleibt aber immer noch im akzeptablen Bereich. Die Kompatibilität der Ohrmuscheln ist gemäss Stihl für etwa 30 verschiedene Helmtypen gegeben. Hier wünscht sich vielleicht der eine oder andere Forstprofi noch etwas mehr Variabilität. Eine Einheit von Stihl «Advance Procom» gibt es im Fachhandel für CHF 495.–.
Einsatzbericht | Impressionen
Hackeinheit des «Feldklasse»-Hackgeräts. Zu sehen sind hier die Zackenscheiben (vorne in Fahrtrichtung) mit Tiefenführungsrad und die nachfolgende Rotationsschar. Bild: Feldklasse
Präzisionshacke für den Gemüsebau Was passiert, wenn ein Agrarwissenschaftler und ein Maschinenbauer zusammenfinden und gemeinsam eine Vision in die Tat umsetzen? Richtig – eine Idee, die in einem Prototyp endet. So geschehen bei Dulks, seit diesem Jahr unter dem Namen «Feldklasse» bekannt. Ruedi Hunger
Es war ein Prototyp, aus dem die Initial zündung für die mechanische Unkrautbe kämpfung in Karotten, Zwiebeln und Pasti naken im Dammanbau entsprang. Ehemals bekannt als «Dulks Abrah Damm», ent stand ein maschinelles Hackgerät, das am Anfang Eigenschaften hatte, welche jeder Prototyp hat, nämlich Optimierungsbedarf. Heute 2021, vier Jahre nach der Erstpräsen tation an der Agritechnica 2017, ist dieses Gerät unter dem Namen «Feldklasse Paco rel» bei Insidern bestens bekannt.
Erfolgreiche Suche Zu diesen Insidern zählt Roland Nold aus dem bündnerischen Felsberg. Nold bewirt
schaftet einen Biobetrieb mit Schwerpunkt Gemüseanbau. «Der Sommer 2021 war ei ne echte Herausforderung. Das Wetter hat uns vom Frühling bis zum Spätsommer im mer auf Trab gehalten. Davon ‹profitiert› hat das Unkraut, dies, weil es immer wie der optimale Bedingungen vorgefunden hat. Die mechanische Regulierung der Un kräuter unter biologischen Anbaubedin gungen ist immer herausfordernd, aber bei Situationen wie in diesem Jahr mit wie derholt zu nassen Bodenbedingungen, welche eine Regulierung behinderten, war es sehr schwierig. Und wenn es dann ein mal möglich war, dann waren die Zeitfens ter nur sehr kurz», sagt Roland Nold.
Er baut unter anderem Karotten und Pas tinaken an und suchte vor zwei Jahren ein passendes Gerät, um dem Unkraut beim Dammanbau Herr zu werden. Das Hack gerät ermöglicht es, insbesondere bei jun gen Kulturpflanzen, sehr nahe an die Rei he heranzuhacken. Diese Chance über zeugte den Biobauer aus dem Bündner Rheintal und er schaffte sich vor gut ei nem Jahr zwei Dulks-Abrah-Damm-Hack einheiten an. «Besonders im jungen und sensiblen Entwicklungsstadium braucht es sorgfältige Hacktechnik. Einerseits darf die Kulturpflanze nicht geschädigt wer den, anderseits soll die Unkrautkonkur renz bis nahe an die Kulturpflanze wir 01
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kungsvoll ausgeschaltet werden», betont Nold.
Zackenwalze und Rotationsschar Ein Hackaggregat besteht aus zwei hin tereinander laufenden rotierenden Werk zeugen. Ihre Grundform kann am ehes ten mit Zahnrädern verglichen werden. Die vorlaufende Zackenwalze besteht aus bis zu sechs Zackenscheiben und dreht entsprechend der Fahrgeschwindigkeit des Traktors. Ihre Aufgabe ist es, Verkrus tungen und Erdschollen zu brechen. Das Brechen der Erdkruste ist wichtig, denn durch ein Schieben der Kruste bestünde die Gefahr, dass Keimlinge verletzt wer den oder es bei den Kulturpflanzen zu Schiefwuchs kommt. Erst wenn diese «Vorarbeit» geleistet ist, kann mit der hinteren Walze, der Rotationsschar, bis in nächste Nähe der Gemüsepflanzen he rangehackt werden, ohne dass die Gefahr besteht, Keimlinge zu verletzen oder zu verschütten.
Die Rotationsschar mit rechtwinklig abge bogenen Hacken(-scharen) ist aus linken und rechten Scharelementen aufgebaut. Die Hackschar gibt es in den Längen 22, 45 und 55 mm. Der Antrieb erfolgt über einen Ölmotor. Das heisst, die Rotationsschar dreht relativ zur Zackenwalze mit 2-facher Fahrgeschwindigkeit. Je nach Anzahl Däm me und Arbeitsgeschwindigkeit besteht ab einem DW-Anschluss oder einem EW mit drucklosem Rücklauf ein Ölbedarf von 16 bis 47 l/min. Sind die Unkräuter auf schwe rem Boden schon ordentlich festgewach sen, wird durch die Rotationsschar der Vegetationskegel der Unkräuter durch schnitten. Auf leichten Böden, wo sich die Unkräuter noch leicht ausreissen lassen, werden diese auf der Oberfläche abgelegt. Der Gemüsebetrieb in Felsberg bewirt schaftet mehrheitlich leichte Böden.
Geräteaufbau im Baukastensystem Das Feldklasse Pacorel lässt sich beliebig im Baukastensystem zusammenstellen.
Optimale Feldbedingungen
Die Hackeinheiten sind immer über ein Pa rallelogramm mit dem Tragrahmen verbun den. Roland Nold hat seine zwei Hackein heiten an einem bereits vorhanden Gerä terahmen mit manueller Steuerung für den Heckanbau montiert. «Derzeit benötige ich einen zusätzlichen Mitarbeiter, damit die Hackeinheiten genau auf dem Damm gelenkt werden können. Ich fahre mit ei nem Fendt ‹GT› und finde dies den geeig netsten Traktor für meinen Gemüsebe trieb. Deshalb überlege ich mir nun den Zwischenachsanbau.» Und weiter sagt er: «Davon verspreche ich mir sehr viel, beson
Suboptimale Feldbedingungen 2021
IM_5_Bild_3 (Bild: Feldklasse)
IM_5_Bild_4 (Bild: R. Hunger)
Unter normalen Bodenbedingungen kann der wichtige erste Hack durchgang früh erfolgen. Damit wird die erste Unkrautwelle wirkungs voll ausgeschaltet. Die Kulturpflanze erhält einen Wachstumsvor sprung, bevor dann mit einem nächsten Hackdurchgang die zweite Unkrautwelle ausgeschaltet wird. Das tönt alles gut, wenn die Witte rung und der Bodenzustand optimal sind.
Selbst unter schwierigen Feldbedingungen und witterungsbedingtem spätem Hacken konnte die Kulturpflanze auf dem Damm (rechts) dank schnell drehender Arbeitsweise der Rotationsschar weitgehend vom Unkraut befreit werden. Ist der Boden zu nass, wird jeder mechanische Geräteeinsatz verzögert und das Unkraut konkurriert die Kulturpflanze mit jedem Tag mehr.
IM_5_Bild_6 (Bild: R. Hunger)
IM_5_Bild_5 (Bild: Feldklasse)
Die Feldklasse-Hacke ausgerüstet für vier Dämme. Die maximale Ar beitsbreite je Dammkrone beträgt 24 cm. Es sind zwei, drei, vier, sechs oder acht Hackeinheiten/Dämme möglich. Eine Hackeinheit wiegt rund 50 kg. Die Arbeitsgeschwindigkeit liegt je nach Kultur zwischen 1,5 und 6 km/h.
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Es gibt folgende Varianten: • Anbau/Nachrüstung an einen bereits vorhandenen Hackgeräterahmen für den 3-Punkt-Heckanbau. • Zwischenachsanbau für Geräteträger. • Lenkrahmen für die manuelle Geräte steuerung (Heckanbau). • Parallelverschieberahmen für präzises Hacken (siehe Steuerung).
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Das noch unter der Bezeichnung «Dulks Abrah Damm» bekannte Gerät (von Roland Nold) ist an einem bestehenden Hackrahmen angebaut. Die Hackeinheiten können an alle gängigen Hackrahmen angebaut werden.
Einsatzbericht | Impressionen
ders eine Vereinfachung, weil ich mir einen Mitarbeiter auf dem Gerät einsparen und dieser dafür anderen Arbeiten nachgehen kann. Zudem kann der ‹GT› seinem Zweck entsprechend eingesetzt werden.»
Joystick oder Kamerasteuerung Im Zeitalter von Elektronik und auto matischer Gerätesteuerung gibt es selbstverständlich für die neue FeldklasseGeneration (ab 2021) verschiedene Steuerungsmöglichkeiten. Wenn ohne Traktorlenksystem gefahren wird, macht die manuelle elektrohydraulische Steuerung über einen Joystick ab externem Sitz auf der Hacke durchaus Sinn. Eine andere Möglichkeit ist die Joystick-Steuerung aus der Traktorkabine. Diese Variante ist dann sinnvoll, wenn der Traktor über ein genaues GPS-Lenksystem verfügt und der Fahrer sich nur um die Steuerung der Hacke kümmern kann. Schliesslich gibt es optional die vollautomatische Steuerung
Von «Dulks» zu «Feldklasse» Da hatte einst (2016) einer (André Dülks) eine Vision und wollte diese zusammen mit einem befreundeten Rucola-Anbauer verwirklichen. Ihr Ziel war es, die optimale Hacktechnik zu finden. Das war die Initialzündung. Konzepte wurden entwickelt und schon bald konnten Prototypen auf den Gemüsefeldern des elterlichen Hofes getestet werden. Bereits ein Jahr später wurde auf der Agritechnica 2017 in Hannover die Hacke für den Dammanbau vorgestellt. 2019 folgte die Variante für
über Kameratechnik von Tillett & Hague und Schieberahmen.
Als Start-up begonnen … Das 2018 in Meerbusch (D) gegründete Unternehmen verkauft direkt in die Schweiz und Österreich sowie nach Frank-
Beetanbau. Vorerst wurden die Hacken unter dem Namen «Dulks» vorgestellt und verkauft. 2021 änderte der Name von Dulks auf Feldklasse. Sitz der Firma ist in Meerbusch (Nordrhein-Westfalen). Die Idealisten können, wie sie selber betonen, nicht alles selber machen und haben einerseits Unterstützung durch das Institut Bau- und Landmaschinentechnik der Technischen Hochschule Köln, andererseits auch durch Iseki Maschinenbau GmbH in Meerbusch.
reich und England. Eine Niederlassung oder eine Vertretung in der Schweiz gibt es nicht. Das hat Nold nicht gestört, denn bisher hat alles geklappt. Feldklasse baut das Angebot aktiv aus und bietet neben dem Pacorel für den Dammanbau ein weite res Gerät für den Beetanbau (bis 175 cm) und für den konventionellen Gemüseanbau eine Hacke für Beet und Damm.
Fazit
Roland Nold aus Felsberg GR ist überzeugter Fendt-«GT»-Besitzer. Er ist aber auch überzeugt von seinem Feldklasse-Hackgerät. Bild: R. Hunger
Hin und wieder sind es gerade unkonventionelle, neue Ideen, die zum Erfolg führen. Die mechanische Unkrautregulierung im Gemüsebau stellt besonders grosse Anforderungen an die eingesetzte Technik. Speziell gross sind die Herausforderungen, wenn die Boden- und Witterungsbedingungen schwierig bis sehr schwierig sind, wie dies im vergangenen Sommer der Fall war. Dem Biobetrieb Nold erfüllt das Feldklasse-Hackgerät die erhofften Erwartungen, auch wenn der Sommer 2021 nicht ganz einfach war.
Sicherheit und Rücksicht auf der Strasse Spitzen, Schneiden, Kanten und andere gefährliche Maschinenteile werden wo möglich entfernt, abgedeckt oder mindestens markiert.
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Der Schnellwechsler wurde im Test an einem Euroadapter für diverse Anbaugeräte wie Mistschieber, Einstreuschaufel oder Ballenzange eingesetzt. Bilder: M. Abderhalden
Kuppeln, ohne abzusteigen Bei der Arbeit mit einem Lader ist der Werkzeugwechsel mit viel Aufwand verbunden, muss man doch zum Kuppeln hydraulisch betriebener Geräte absteigen. Das System «Mösl» schafft Abhilfe. Martin Abderhalden* Herkömmliche automatische Kuppelsysteme sind bisher nur mit einem hydraulischen Anschluss (dw) erhältlich. Diesem Problem hat sich Landwirt Thomas Mösl angenommen, das System «Highspeed Oil Coupler» entwickelt und patentieren lassen. Seit 2016 ist er als Unternehmer weltweit erfolgreich tätig. Angefangen hat es damit, dass der Hoflader viel auf dem Betrieb eingesetzt wurde und die ständigen Werkzeugwechsel mit dem zugehörigen Kuppeln der Hydraulikschläuche viel Zeit und Nerven beanspruchte. Aus einem Prototyp und praktischer Testarbeit ist nach drei Jahren ein serienreifes Produkt mit CE-Kennzeichnung entstanden. Der dreimonatige Test erfolgte mit einem Hoflader «1140» von Weidemann.
Einfaches Prinzip Speziell am Schnellwechsel-System von Mösl ist, dass es frei bestückbar bis zwei *Martin Abderhalden ist Landwirt und testet für die «Schweizer Landtechnik» regelmässig Maschinen und Geräte.
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doppelt wirkende Hydraulikanschlüsse, also bis zu vier Kupplungen mit drucklosem Rücklauf und wahlweise einen 3oder 7-poligen Elektrostecker verbinden kann. Das Ganze ist unter Druck kuppelbar, auch dann, wenn Staudruck vorhanden ist. Die Werkzeugaufnahme toleriert ein Spiel bis zu 20 mm, das heisst, selbst wenn die Aufnahmepunkte nicht mehr neu sind und es wackelt, ist das kein Problem, da die Kuppeleinheit vom Gerät auf die Aufnahme am Fahrzeug übergeben wird und sich die Hydraulikschläuche frei bewegen können.
system automatisch mitgeführt. Es ist somit kein eigener Bedienungsaufwand notwendig. Der Transportschlitten führt die Kupplungsplatte millimetergenau auf das Fahrzeug. Diese Kuppeleinheit ist nur noch über die Vorspannfeder und die Hydraulikschläuche verbunden. Bis 20 mm Spiel zwischen Fahrzeug-Aufnahme und Werkzeug sind kein Problem. Zusätzlich verriegelt eine ausgeklügelte, mechanische Sicherung die Kuppeleinheit. Eine optische Anzeige, die vom Fahrzeug aus gut einsehbar ist, zeigt den aktuellen Verriegelungszustand an. Eine Fehlbedienung ist nicht möglich.
Funktionsweise Man fährt an das Gerät heran und nimmt es wie gewohnt auf. Wird es dann in die Werkzeugaufnahme des Fahrzeugs geschwenkt, so schiebt sich die Kuppelplatte vom Gerät in den fahrzeugseitigen Aufnahmeschlitten, wobei sich automatisch die Schmutzklappe über den Kupplungen aufschiebt. Betätigt man nun die hydraulische Werkzeugverriegelung, wird das Kupplungs-
Kurzbewertung + Kein Absteigen zum Kuppeln + Unter Druck kuppelbar + Nicht systemgebunden – Ohne handwerkliches Geschick nicht selber machbar – Stromstecker und Schlauchführung müssen gut ausgerichtet werden
Testbericht | Impression
Sekundenschnell, auch unter Druck Beim Kuppelvorgang werden die flachdichtenden Steckkupplungen auf 0,2 mm genau – auch bei Restdruck – exakt gerade ineinandergesteckt. Genau so weit, dass auch die maximale Durchflussmenge erreicht wird. Denn oft reduzieren schlecht eingestellte Kupplungen die Durchflussmenge. Durch die genaue Passung von 0,02 mm ist der Verschleiss an den Kupplungen minimal, denn bei den meisten herkömmlichen Schnellkupplern presst man diese einseitig belastet zusammen, was dazu führt, dass sich Ölleckagen bilden und die Kupplungsköpfe stark verschleissen. Positiv aufgefallen ist das saubere Kuppeln der Anschlüsse ohne Leckage. Man hat beim Test öfters die Rundballenzange an dem Ballen festgeklemmt, abgekuppelt und am anderen Tag wieder angekuppelt. Das funktionierte einwandfrei und mit nicht nennenswerter Ölleckage. So wird eine Futterverschmutzung effizient und sicher vermieden, die Umwelt geschont und Öl gespart.
es noch den Halter für die Rückhaltefeder zu konstruieren. Oft kann man dazu lediglich in der passenden Flucht ein Loch bohren, mit einer Kette und Schraube ist das schon erledigt. Oder aber man fertigt aus Flacheisen einen kleinen, aber massiven Halter an. Nach einem Probelauf werden alle Schweissstellen fertig geschweisst und nachlackiert. Bei der Verlegung der Hydraulikschläuche muss man darauf achten, dass diese für die Bewegungen der Fahrzeugschwinge genug lang sind, aber auch nirgends einklemmen können.
Technische Daten Mösl «Highspeed Oil Coupler» Mögliche Anzahl Anschlüsse: 2 doppelt wirkende Hydraulikanschlüsse und entweder ein 3- oder 7-poliger Elektrostecker oder ein hydraulischer Rücklauf Voraussetzung: hydraulische Werkzeugverriegelung am Fahrzeug Set-Inhalt: Individuell zusammenstellbar Kosten: Schnellwechsler inkl. DBV, Anbauteile ab CHF 1300, Kuppeleinheit pro Gerät (1 × dw) CHF 250. (Herstellerangaben)
Minimaler Unterhalt Im Unterhalt und in der Pflege ist das System genügsam. Wichtig ist, dass die Aufnahmeführungen und Gleitstellen immer etwas gefettet oder geölt sind. Aber nicht zu viel, denn sonst bleibt nur unnötig Staub und Schmutz kleben. Bei der Entwicklung wurde auch darauf geachtet, dass die Verschleissteile Standardteile sind und nicht über eine Spezialfertigung hergestellt werden müssen.
Einfache Umrüstung
Fazit
Für die Umrüstung benötigt man handwerkliches Geschick und eine einfache Werkstatt mit einer Schweissanlage. Der Umbausatz wird jeweils von Mösl auf Wunsch individuell für die jeweiligen Anforderungen und den Fahrzeugtyp zusammengestellt sowie bestückt geliefert. Zuerst wird die komplette, bestehende Aufnahme durch die neue von Mösl ausgetauscht. Darin ist bereits die komplette Kuppeleinheit mit dem Schiebeschlitten inklusive hydraulischer Werkzeugverriegelung integriert und vormontiert. Nun wird noch ein Druckbegrenzer-Ventil eingebaut und das Umschaltventil ausgetauscht. Lediglich die erforderlichen Hydraulikschläuche für den Umbau muss man selbst besorgen und montieren, denn bei jeder Maschine sind diese wieder anders. Sind die Hydraulikschläuche angeschlossen, ist fahrzeugseitig schon alles einsatzbereit.
In den drei Monaten wurde das System an einer Einstreuschaufel und einem Euro-Adapter für die Aufnahme von diversen Werkzeugen eingesetzt. Für den Aufbau braucht man kein Vollprofi zu sein, aber es setzt doch etwas handwerkliches Geschick voraus. Wer den Aufbau durch eine Fachwerkstatt machen lassen möchte, braucht sich auch hier nicht vor gros sen Kosten zu scheuen, denn der Aufwand für die Schweissarbeiten ist gering. Der Stromstecker muss gut ausgerichtet sein, damit der Schmutzschutz
nicht klemmt. Während der ganzen Testzeit ist es nie zu einem Problem mit dem Schnellkuppler gekommen. Er arbeitet automatisch, zuverlässig, schnell und sauber. Mit der optischen Anzeige sieht man sofort die Stellung der Verriegelung. Die Anfälligkeit auf Verschmutzung ist gering. Die Gleitstellen und Schmiernippel sollten gelegentlich geschmiert werden. Für normale Anwendungen reichen zwei doppelt wirkende Anschlüsse, eine erweiterte achtfache Ausführung ist in Planung. Nachgerüstete Anbaugeräte können aber jederzeit auch wieder «normal» eingesetzt werden, so dass auch der Nachbar ohne dieses System ein Gerät einsetzen kann. Die Kosten für ein System mit zwei Kuppelplatten, Anbauteilen und Anschweisslehre muss man mit rund CHF 2000 rechnen. Angesichts der vielen Erleichterungen ein preiswertes System, mit dem man sich auch nichts verbaut. Auch am Frontlader lässt sich das System einbauen.
Diese automatische Abdeckung schützt die Anschlüsse vor grober Verschmutzung.
Der Schnellwechsler lässt bis zu zwei doppelt wirkende Hydraulikanschlüsse und entweder einen 3- oder 7-poliger Elektrostecker oder einen freien Rücklauf zu. Sämtliche Verschleissteile sind Normteile. Die nötigen Hydraulikschläuche müssen selbst besorgt und montiert werden.
Anschweisslehre An die Anbaugeräte montiert man die Kuppeleinheit. Dazu wird die praktische Anschweisslehre in den Anhängepunkten fixiert und das seitliche Spiel mit mitgelieferten Einschweissdistanzen ausgeglichen. Dann den Anschweisshalter auf die Lehre stecken, wenn nötig einkürzen, und nach den vorgegebenen Massen der Anleitung einpassen und heften. Dann gilt
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PUBLIREPORTAGE: WERKSTATT-TIPP
Diverse Verriegelungssysteme des Kugel-80-Systems unterschiedlicher Hersteller. Bilder: Walterscheid
Verschleiss bei Anhängerkupplungen erkennen Eine neue praxisnahe Veröffentlichungsreihe zeigt, was bei verschiedenen Systemen besonders zu beachten ist. Solange, bis man ein Güllefass noch nicht per Bluetooth an einen Traktor kuppeln kann, werden uns die verschiedensten Verbindungseinrichtungen auch noch im Zeitalter der Landwirtschaft 4.0 begleiten. Mechanische Verbindungseinrichtungen gibt es in unterschiedlichen Systemen. War die Bolzenverbindung vor einigen Jahren noch das «Nonplusultra», wurde diese durch das Kugel-80-System weitestgehend abgelöst. Weiter gibt es noch das Hitch-System, den Piton-Fix und die Zugpendel-Anhängungen als häufig genutzte
Verbindung. Alle Systeme haben ihre Berechtigung und sind in verschiedenen europäischen Ländern unterschiedlich stark verbreitet. Immer wieder kommt es jedoch zu Unfällen durch verschleissbedingte Ausfälle von Verbindungseinrichtungen. Gerade für Werkstätten ist es daher wichtig, zu wissen, wie sie mit Hilfe einfacher Methoden Verschleiss frühzeitig erkennen und somit die Sicherheit ihrer Kunden gewährleisten. In den kommenden Ausgaben wird die «Schweizer Landtechnik» in Zusammen arbeit mit den Fachleuten der Firma Walter-
scheid durch Vergleiche, Gegenüberstellungen sowie Pro und Contra verschiedener Systeme für das Thema Verbindungseinrichtungen sensibilisieren – damit man in Zukunft immer richtig kuppeln wird. Diese Serie soll dazu beitragen, die Standzeiten zu optimieren und die Sicherheit durch solche Wartungs- und Verschleisstipps zu erhöhen. Man darf gespannt sein, wie man mit Hilfe einfacher Methoden den Verschleiss frühzeitig erkennen und dadurch einen erheblichen Mehrwert an Sicherheit gewinnen wird.
Walterscheid GmbH D-53 797 Lohmar www.walterscheid.com
Walterscheid-Systemaufbau – Kugel 80 mit Niederhaltereinrichtung.
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Der Niederhalter von Walterscheid – werkzeuglos einstellbar und mit Verschleissanzeige.
Schweizer Import: Paul Forrer AG, 8062 Bergdietikon www.paul-forrer.ch
PUBLIREPORTAGE: WERKSTATT-TIPP
Auf den Niederhalter kommt es an – Eine Visitenkarte kann bei der Diagnose helfen! Im folgenden Beitrag erklären wir Ihnen die Bedeutung und Wichtigkeit der richtigen Einstellung eines Niederhalters: Für die sichere und verschleissarme Verbindung eines Anhängetechnik-Systems mit der Zugkugelkupplung 80 ist die richtige Einstellung des Niederhalters von grösster Bedeutung, um ungewolltes Spiel zwischen der Zugkugel 80 und der Kalotte zu verhindern. Der optimale Wert liegt bei 0,5 mm. Sinn gemäss sollte gerade noch eine Visitenkarte zwischen Niederhalter und Kalotte passen. Es ist wichtig, dass eine nahezu formschlüssige und spielfreie Verbindung existiert, da die Krafteinwirkung durch die Stützlast, insbesondere durch negative Stützlast, eine enorme Belastung auf den Niederhalter überträgt. Ist das Spiel grösser als 0,5 mm (Herstellervorgabe), können auftretende negative Stützlasten eine Deformierung des Niederhalters begünstigen und den Verschleiss erhöhen.
Je nach Hersteller gibt es unterschiedliche Varianten von Niederhaltern im Markt. Üblicherweise lässt sich der Niederhalter über eine Verschraubung auf den optimalen Abstand einstellen. Der Niederhalter von Walterscheid kann ohne Werkzeug und mit vergleichbar geringem Zeitaufwand per Hand justiert werden.
■ Neben der Kalotte und der Zugkugelkupplung 80 sollte auch der Niederhalter selbst auf Verschleiss überprüft werden. So sind zum Beispiel Deformierungen, aufgebo gene Niederhalter oder ausgeschlagene Bolzenlöcher ein erstes Indiz, dass der Niederhalter nicht mehr funktionsfähig ist. Es ist darauf zu achten, dass die Auflagefläche, welche laut Herstellervorgabe im Abstand von 0,5 mm zur Kalotte steht, nicht bereits ausserhalb der zulässigen Toleranz abgetragen ist. Zur einfachen Kontrolle des Verschleisszustandes gibt es
Ein üblicher Zustand einer Anhängerkupplung am Heck eines Traktors.
Falsche Einstellung des Niederhalters – Das «Spiel» zwischen Niederhalter und Kalotte ist viel zu gross.
beim Walterscheid-Niederhalter eine Markierung, die auf den maximalen Verschleissgrad hinweist. In diesem Bereich sollte man sich auch die Abnutzung auf der Oberseite der Kalotte ansehen.
■ Für eine einfache Überprüfung bietet Walterscheid eine Prüfkalotte an, mit der man schnell und einfach die Einstellung des Niederhalters begutachten kann.
■ Grundlage für eine «sichere Verbindung» ist stets die Kontrolle vor jeder Fahrt. Weiter sind die Reinigung, Pflege und Wartung Garanten für die Sicherheit im Strassenverkehr.
Ausblick In der nächsten Ausgabe wird das Thema rund um die Kalotte des Kugel-80-Systems behandelt.
Richtige Einstellung des Niederhalters – 0,5 mm entspricht der Stärke einer Visitenkarte.
Die Walterscheid Prüfkalotte ermöglicht eine einfache Überprüfung der Niederhaltereinrichtung.
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Plattform | Veranstaltung
Mitglieder des Projektteams und ein Bewunderer der «Voiturette E» auf rein elektrischer Antriebsbasis nach der Enthüllung. Bilder: D. Senn
Rapid ist auch Autobauer Vor 75 Jahren baute Rapid das letzte echte Schweizer Auto namens «Voiturette R». An der Jubiläumsfeier die Überraschung: Ein internes Projektteam hatte den Mikro-Roadster nach Originalplänen nachgebaut, verpasste ihm aber einen rein elektrischen Antrieb. Dominik Senn
Rapid steht für die Entwicklung und den Bau des ersten selbstfahrenden Motormähers weltweit, für den ersten emissionsfreien (Elektro-)Einachsmäher «Uri» und für verschiedenste Hochleistungskühler in elektrisch angetriebenen Lastwagen, Automobilen und Schienenfahrzeugen und damit als Synonym für hohe Ingenieurskunst und Innovationskraft. Wenig bekannt sein dürfte, dass Rapid mit einer Kleinserie eines Kleinstautos, genannt «Voiturette» oder seiner Form wegen auch «Silberfisch», bis vor 75 Jahren kurze Zeit sogar im Automobilbau tätig war. Mitte Dezember lud Rapid in die Produktionsstätte nach Killwangen AG zur 75-Jahr-Jubiläumsfeier der «Voitu rette R» ein und liess die spannende Geschichte und sogar einen neuen Prototyp aufleben: «Voiturette E» auf rein elektrischer Antriebsbasis. 58
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100 % Schweiz Die «Voiturette R» war mit Baujahr 1946 nicht nur das letzte komplett mit inländischen Komponenten hergestellte Auto der Schweiz, ein Kleinstauto (Mikro-Roadster), sondern es hatte auch das Zeug zu einem echten Volkswagen, zu einem für jedermann erschwinglichen Fortbewegungsmittel. Doch es sollte anders kommen. Die Grundlagen für den «Silberfisch» erarbeitete der österreichisch-ungarische Ingenieur Josef Ganz vor dem Zweiten Weltkrieg. Ziel war es, dass sich jedermann ein kleines, einfaches Auto leisten kann. Leider hatte er als Erfinder schlechte Karten: «Als Jude wurde er ab 1934 schikaniert und verhaftet; dies tragischerweise, nachdem er zuvor mit seinem Standard Superior ein dem später erfolgreichen VW Käfer erstaunlich ähnliches Auto präsentierte», schilderte Rapid-Vertriebsleiter Lukas Zum-
steg der exklusiv eingeladenen Fachpresse. Als Ganz wieder freigelassen worden war, habe er alles verloren und seine Patente seien ihm aberkannt worden. Er sei in die Schweiz geflüchtet, wo das Zürcher Arbeitsamt und die Rapid Motormäher AG seine Ideen jedoch wieder aufgenommen hätten.
36 Stück hergestellt Mit viel Fleiss und finanzieller Unterstützung vom Staat wurde ab 1940 an der Lessingstrasse in Zürich, basierend auf dem Ganz-Kleinstwagen, die Entwicklung des Rapid-G-Wagens vorangetrieben und in den Produktionshallen in zwei Serien total 36 Stück hergestellt. Verwendet wurden der fast vibrationsfreie ViertaktGegenkolbenmotor von Rapid, Motormäher-Felgen, die von Ganz erfundene und heute gebräuchliche Zahnstangenlenkung
Veranstaltung | Plattform
und Hinterachsen mit zwei querliegenden Blattfedern, ohne Differenzial. Das Interesse an der minimalistischen «Voiturette R» war jedoch klein (böse Zungen sprachen sogar von einem «Bastard aus Motorrad und Auto»), da zur selben Zeit für etwas mehr Geld bereits luxuriösere Kleinwagen wie der Fiat Topolino oder VW Käfer erworben werden konnten. Zumsteg: «Das Idealfahrzeug für den kleinen Mann wollte niemand.» Das führte dazu, dass die Produktion eingestellt wurde. Drei der damaligen Rapid-Autos sind heute noch existent. Eines wurde 1969 von Rapid restauriert ans Verkehrshaus der Schweiz übergeben. Ein nicht restauriertes Modell befindet sich im Louwman-Museum in Holland. Dazu soll ein drittes Modell noch in Indien sein, so Zumsteg.
Das Projektteam sowie vorne Lukas Zumsteg zwischen den «Voiturettes E» und «R», ganz rechts Hansruedi Küpfer, Restaurator und Kenner der Voiturette-Geschichte.
Antriebsstrang vom «Uri» Unter dem Eindruck eines Fotos vom Standard-Ganz-Fahrgestell und nach einigen Bier in kollegialer Runde war die Idee geboren, zum 75-Jahr-Jubiläum einen solchen verhinderten Schweizer Volkswagen nachzubauen. Und mit Support der Geschäftsleitung, des Verkehrshauses der Schweiz und des «Swiss Car Register» machte sich ein Projektteam mit Christian Häfeli, Christoph Portmann, Daniel Lüscher, Fabio Löhr und Stephan Heiniger unter Leitung von Timo Waser sowie Hansruedi Küpfer vom «Swiss Car Register» ans Werk, stöberte die Konstruktionspläne im Büro von Rapid-CEO Rolf Schaffner auf und holte zwecks Vermessung das origi nale Auto in Wangenried BE ab. In rund 1000 Arbeitsstunden wurde Teil für Teil neu angefertigt. Der Clou: Anstelle des damaligen laufruhigen Viertakt-Gegenkolbenmotors kam modernste Antriebstechnik zum Einsatz: Im neuen Auto wurde
Die Antriebseinheit eines Rapid «Uri» mit dem Wechselakku (unter dem Laptop) auf dem Fahrgestell. Bild: Rapid
nämlich der im vollelektrischen Mehrzweck-Einachser Rapid «Uri» verbaute Antriebs strang eingesetzt. Die Energie wird aus dem Lithium-Ionen-Wechselakku mit 48 V / 60 Ah bereitgestellt. Damit sind Fahrten über eine Distanz von rund
Der Prototyp der neuen «Voiturette E» nimmt in Killwangen langsam Formen an. Bild: Rapid
180 km und maximale Fahrgeschwindigkeiten von über 90 km/h möglich. Die vorgesehene Kategorie wäre L7e (für leichte Elektrofahrzeuge). ESP und ABS sind nicht vorhanden, jedoch einbaubar. Anstelle der Rundrohre sind Vierkantrohre und hinten eine Pendelachse verbaut, die Karosserie ist aus Polyester, die Türen aus Karbon. Insgesamt ist die «Voiturette E» mit 348 kg (mit zwei Wechselbatterien) 32 kg leichter als die benzinbetriebene «Voiturette R» und mit CHF 12 500.– Verkaufspreis nur dreieinhalb Mal so teuer. Die Mikro-Road ster sind 3,04 m lang, 1,37 m breit, der Radstand 1,94 m und die Spur 1 m. Die Karosserie des «E»-Typs prangt in Rapid-Grün mit dem roten Schriftzug Rapid auf den schwarzen Türen. Und die seitlichen Blinker sind aufklappende Winker-Blinker. Man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte rund um den erneut einfach und modern aufgebauten Mikro-Roadster künftig weiterentwickelt. Für 2022 ist jedenfalls eine Roadtour geplant. 01
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Passion | Oldtimer
In der Schweiz sind derzeit 67 258 über dreissigjährige landwirtschaftliche Traktoren unterwegs. Bild: D. Senn
Der Charme des alten Blechs Wer erliegt nicht dem Charme des alten Blechs, wenn klassische Fahrzeuge, Oldtimer, Youngtimer und Veteranenfahrzeuge auf Schweizer Strassen daherrollen oder in Ausstellungen bewundert werden können? Jetzt ist eine Studie zu den «Oldies» erschienen. Dominik Senn Soeben ist von der «Swiss Historic Vehicle Federation» («SHVF») eine umfassende Studie über die historischen Fahrzeuge und Veteranenfahrzeuge in der Schweiz herausgegeben worden, teilte SHVFPräsi dent und Mitglied des Welt-Dach verbandes FIVA Bernhard Taeschler, Sarmenstorf AG, mit. Im SHVF seien derzeit 160 Klubs vertreten, darunter die Freunde Alter Landmaschinen Schweiz. Die FIVA unterhält das entsprechende Netzwerk in 36 Ländern. «Der gemeinsame Nenner der über 25 000 in der SHVF organisierten Menschen ist die Sorge um die Zukunft der betagten Fahrzeuge», sagt Taeschler. Seine bangen Fragen: Haben unsere Vehikel noch einen Platz auf den Strassen von morgen? Wird die Bewegungsfreiheit generell oder punktuell eingeschränkt? Welche Gesetzesänderungen treffen uns und unsere Vehikel in Zukunft? Kümmern wir uns korrekt um den Erhalt unserer mobilen Kulturgüter? 60
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Rollendes Kulturgut Ein Veteranenfahrzeug als rollendes Kulturgut? «Ja», sagt Boris Schibler, Redaktor der Nationalen Informationsstelle zum Kulturerbe NIKE, «denn betrachtet man das Ausmass, in dem das Auto und der Verkehr unser Leben und unsere Umwelt in den vergangenen rund 130 Jahren – im Guten wie im Schlechten – beeinflusst und geprägt haben und es noch immer tun, so lassen sich wenig vergleichbare Innovationen und Entwicklungen finden.» So sei man diesbezüglich sogar in Kontakt mit der Institution Unesco-Welterbe. Zur Studie steuerten Besitzer von historischen Fahrzeugen mit Nutzungs-, Bestands-, Versicherungs- und Fahrzeug daten bei. Erhoben wurde statistisches Material, aber auch ein Stimmungsbild der Schweizer Bevölkerung zum Thema. Und eine Befragung bei Repräsentanten von Veteranen- und Markenklubs sowie Wirtschaftsbetrieben der Branche ergab weite-
re Basisdaten, die von einer Expertenrunde verifiziert und interpretiert wurden.
Fahrzeugbestand: 145 226 Gemäss Informationssystem Verkehrszulassung des Bundes (IVZ-Register der in der Schweiz und Liechtenstein zugelassenen Fahrzeuge älter als dreissig Jahre) vom 31. Oktober 2021 sind in der Schweiz total 145 226 landwirtschaftliche Traktoren eingelöst. Davon sind 67 258 (46,22 %) dreissig Jahre und älter. Die nicht zugelassenen rund 20 0 00 über 30-jährigen Traktoren (Garagenbestand) dazugerechnet, ergibt einen Bestand von rund 84 000 historischen landwirtschaftlichen Traktoren. Den Veteranenstatus (Feld 17 im Fahrzeugausweis) haben jedoch bloss 2821 (4,2 %). Die Verteilung der Veteranen fahrzeuge: 86 % Autos, 10 % Motorräder und je 1 % Traktoren, Lkw über 3,5 t, Lkw unter 3,5 t, Sonstige (Busse, Werbefahrzeuge etc.).
Oldtimer | Passion
Motorkarren, Einachser ... Weitere Vergleichszahlen Gesamtbestand (in Klammern: «davon 30 Jahre und äl ter»): landwirtschaftliche Motorkarren 32 704 (21 225, 64,77 %), landwirtschaft liche Arbeitskarren 11 297 (1255, 11,05 %), landwirtschaftliche Motoreinachser 7859 (6521, 82,92 %), landwirtschaftliche An hänger 14 328 (616, 4,27 %) und land wirtschaftliche Arbeitsanhänger 9503 (12, 0,13 %). Je über 1000 der besagten 67 258 histori schen Traktoren stehen in 17 Kantonen, wobei Bern deren 13 327 registriert hat und erst ab GR die Stückzahl je Kanton unter 2000 fällt (siehe Tabelle). Der Vergleich mit anderem altem Blech: In der Schweiz sind rund 1600 historische Lkw (30 Jahre und älter, 3,2 % aller zuge lassenen Lkw) plus 500 nicht zugelassene als Bestand zu werten. Weiter sind rund
67 000 historische Motorräder (30 Jahre und älter, 10,1 % aller zugelassenen Mo torräder) plus 13 000 nicht zugelassene registriert. Rund 88 000 historische Pkw (30 Jahre und älter, 10,1 %) plus 9000 nicht zugelassene ergeben einen Bestand von 97 000 historischen Pkw.
Die meisten sind noch «täglich im Einsatz»
Wert von fast 7,7 Mrd. Franken
Man sieht es schon in der bescheidenen Zahl der Traktoren, die als «Veteranen fahrzeug mit Code 180» geprüft sind (2821 Stück), dass 96 % der über 30-jäh rigen Traktoren noch mehr oder weniger im täglichen Einsatz sind. Das ist der ganz grosse Unterschied zu den Autos und Motorrädern. Als Veteranenfahrzeuge werden nur solche anerkannt, die nicht mehr im täglichen Einsatz stehen. Das hält wohl einige Besitzer davon ab, ihren
Landwirtschaftliche Traktoren in der Schweiz 2021 Kanton
Bestand
Über 30-jährig
Anteil in Prozent
Veteranenstatus
BE
27 575
13 327
48,21
374
ZH
13 370
7188
53,69
324
LU
12 457
6039
48,37
405
AG
11 634
6315
54,19
395
SG
11 522
5433
47,08
265
VD
11 179
4417
39,39
64
TG
9905
5652
56,98
260
FR
8522
3184
37,16
19
SO
4511
2221
49,10
129
GR
4284
1043
24,32
50
VS
3560
1323
37,16
3
SZ
3448
1403
40,60
116
BL
3169
1527
48,09
31
JU
3136
1179
37,56
9
SH
2585
1321
51,06
104
TI
2579
1175
45,56
87
NE
2528
1004
39,68
39
ZG
1575
685
43,43
52
AR
1486
479
32,23
14
OW
1259
427
33,76
7
GE
1217
527
43,22
10
AI
927
258
27,72
13
FL
794
504
63,48
29
GL
736
246
33,15
15
NW
712
255
35,81
5
UR
470
90
19,15
1
BS
74
29
39,19
1
weitere
12
7
58,33
0
145 226
67 258
46,22
2821
Total
Register IVZ-Fahrzeuge. Stand 31.10.2021
alten Traktor als Veteranenfahrzeug vor zuführen. Taeschler: «Trotz der sehr kleinen Anzahl Traktoren im Pot der geprüften Vetera nenfahrzeuge sind diese für unsere Bewe gung sehr wichtig. Sie sind sichtbar auf den Strassen und haben eine unglaubli che Fangemeinde.»
Einige Kernergebnisse der Studie: Rund 53 000 Schweizer besitzen mindestens ein Veteranenfahrzeug (Pkw, Motorrad, Lkw). In der Schweiz gibt es 156 209 angemelde te Veteranenfahrzeuge (älter als 30 Jahre), plus 22 500 Garagenbestände. Der Ge samtwert wird von den Besitzern auf rund 7,7 Milliarden Franken geschätzt, haupt sächlich Autos und Motorräder. Der Anteil der über 30 Jahre alten Pkw beträgt ge genüber dem Gesamtbestand von 4,7 Mil lionen zugelassenen Pkw knapp 1,9 %, der Anteil der Motorräder am Gesamtbestand von 660 000 etwa 10,1 %. Im Schnitt wird ein Pkw mit Veteranenstatus 790 km pro Jahr gefahren; das ergibt rund 43 Millio nen Kilometer; in Relation zur Kilometer leistung aller in der Schweiz zugelassenen Pkw von 59 Milliarden Kilometern sind das lediglich 0,1 %.
Jährlich Wirtschaftsleistung von 836 Millionen Die Wirtschaftsleistung, die mit Vetera nenfahrzeugen in direktem Zusammen hang steht, beziffert sich auf rund 836 Millionen Franken pro Jahr. Diese Zahl umfasst direkte Betriebs- und Erhaltungs ausgaben wie Reparaturen, Betriebsstof fe, Versicherung, Garagierung, Restaura tionen, Reifen usw. sowie indirekte Aus gaben wie Übernachtungen, Startgelder, Magazine usw. und relevante Inlandum sätze von Käufen bzw. Verkäufen. Die di rekten Ausgaben fliessen überwiegend Handwerks-, Klein- und Mittelbetrieben zu, die oft vom Aussterben bedroht sind, wie Sattler, Karosseriebauer, Holzbearbei ter, Motorenbauer, Zylinderschleifer usw. Nicht zu unterschätzen ist der Beitrag der Klubs. Sie sind ein Hort des Wissens, sie strukturieren die gemeinsame Leiden schaft, sie bilden die Basis für Kontakte und gemeinsame Aktivitäten und damit für die Erhaltung des rollenden Kulturguts Veteranenfahrzeug. Im Schnitt hat ein Klub etwa 160 Mitglieder. Mehr als zwei Drittel der Vereine existieren seit über 25 Jahren. Durchschnittlich verfügen die Mitglieder eines Klubs zusammen über 320 Fahrzeuge. 01
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SVLT | Sektionen
Generalversammlungen GE
Aktuelles Kursangebot
Mittwoch, 2. Februar 2022, 10.30 Uhr Gemeindesaal in Dardagny Anmeldung bis 20. Januar 2022 an jacques@crets-malval.ch oder per Whatsapp an 079 456 19 34
VD Donnerstag, 3. Februar 2022, 10 Uhr Restaurant des Casernes in Chamblon Fondue bourguignonne; Vortrag von Yves Membrez über Biomethan
SO Die Generalversammlung findet am Dienstag, 7. Juni 2022, statt.
Sektionsmitteilungen AG
Mofa- und Traktorenprüfung: Die Vorbereitungskurse für die Mofaund Traktorenprüfung finden jeweils an Mittwochnachmittagen statt. Kurskosten inkl. Lernplattform im Internet (Theorie-24-Kärtli): für Mit glieder des Verbands CHF 70.–, für Nichtmitglieder CHF 90.–. Nächste Termine: Mittwoch, 26. Januar 2022, BBZN Sursee, 13.15–17.30 Uhr Mittwoch, 16. März 2022, BBZN Hohenrain, 13.15–17.30 Uhr G40: Der Traktorfahrkurs G40 wird vom Schweizerischen Verband für Landtechnik, Riniken, angeboten und an den Standorten bei Hohenrain, Willisau, Schüpfheim und Sursee durchgeführt. Anmeldung und Infos unter: www.agrartechnik.ch: G40-Kurse Roller- und Autoprüfung: Theorieprüfung online lernen für CHF 29.– GK + VKU: Grundkurse für Roller/Motorrad finden jeweils in Büron und Sursee statt. Preis für 3-teilige Kurse: für Mitglieder CHF 460.–, für Nichtmitglieder CHF 480.–. Verkehrskundeunterricht in Sursee, Schüpfheim und Hochdorf. Für Mitglieder CHF 220.–, für Nichtmitglieder CHF 240.–. Derzeit Winterpause; nächste Termine im Frühjahr 2022, Daten in Planung, werden auf www.lvlt.ch publiziert. Die Kurse werden nur bei genügender Teilnehmerzahl durchgeführt. Sollte das BAG neue Corona-Weisungen erlassen, müssten die Kurse evtl. kurzfristig wieder abgesagt bzw. verschoben werden. Der Lastwagentheoriekurs dauert 32 Lekt. Nächster Kurs auf Anfrage. Infos und Anmeldung (Änderungen, z. B. Kursort, -inhalt, -preis, -zeit, bleiben vorbehalten): LVLT-Fahrschule, Sennweidstrasse 35, 6276 Hohenrain, Tel. 041 467 39 02, Fax 041 460 49 01, info@lvlt.ch
G/M/F-Theorie-Vorbereitungskurse 2022
LVLT und MR-Luzern entwickeln sich gut
Die G/M/F-Theoriekurse sind die ideale Vorbereitung für die Traktor- und Töffliprüfung. Im letzten Halbjahr vor dem 14. Geburtstag bietet dieser zweiteilige Theoriekurs alle nötigen Elemente für ein erfolgreiches Absolvieren dieser Führerprüfungen. Frühlingskurse 2022: Gränichen Liebegg: Do, 17./24. Februar 2022, jeweils 18.30 Uhr Frick FIBL: Do, 12./19. Mai 2022, jeweils 18.30 Uhr Die Anmeldung hat unter www.fahrkurse.ch zu erfolgen. Informationen sind bei Hansjörg Furter und Yvonne Vögeli, 062 893 20 41, oder per Mail über sektion.ag@agrartechnik.ch erhältlich.
Die geplante Generalversammlung vom 6. Dezember 2021 musste abgesagt werden. Der Jahresbericht und die Rechnung mit dem Revisoren bericht konnten auf der Website eingesehen werden, die Abstimmungen erfolgten brieflich. Aus dem Jahresbericht des Präsidenten Toni Moser und des Geschäftsführers Josef Erni geht hervor, was im letzten Geschäftsjahr alles abgelaufen ist. Bedingt durch die Pandemie mussten die Kurse in der Fahrschule unter den vorgeschriebenen Hygienebedingungen durchgeführt werden. Die Spritzentests im Frühjahr 2021 waren herausfordernd, es mussten infolge Lockdown in 2020 die doppelte Anzahl von Spritzen getestet werden. Erfreulich entwickelten sich die Geschäfte des MR Luzern. Diverse neue Unternehmen lassen den Winterdienst über den MR organisieren, durchführen und abrechnen. Stark gewachsen sind auch die Aufträge im Geschäftsfeld der Grünpflege. Von Baumschnitt, Flachdachpflege, Rasen mähen, Rabatten- und Heckenpflege, Neophytenkontrollen, Mulch- und Mäharbeiten von verschiedenen Flächen bis zur Mäusebekämpfung müssen verschiedenste Arbeiten organisiert und ausgeführt werden. Diese Aufträge sind über mehrere Jahre vertraglich zugesichert. Die Vermittlung von Arbeitskräften innerhalb der Landwirtschaft (Betriebshelfer) ist oft aufwendig, da das Angebot und die Nachfrage selten übereinstimmen. Zeitweise waren bis zu 8 Betriebshelfer gleichzeitig auf Landwirtschaftsbetrieben im Einsatz. Die Vermittlung von Arbeitskräften ins Gewerbe oder auch für die Grünpflege kann hier ausgleichend wirken. Auf der Geschäftsstelle am BBZN Hohenrain arbeiten gegenwärtig 3 Personen mit einem gesamten Arbeitspensum von 240 %. Der detaillierte Jahresbericht kann auf der Website www.lvlt.ch abgerufen werden. Auf Grund der guten Entwicklung konnte den Mitgliedern ein erfreulich positiver Jahresabschluss präsentiert werden. An den schriftlichen Abstimmungen haben 384 Mitglieder teilgenommen. Der Jahresbericht, die Rechnung mit Revision und die Festsetzung der Jahresbeiträge wurden grossmehrheitlich angenommen. Die detaillierten Ergebnisse sind ebenfalls auf der Website ersichtlich. Anton Moser / Josef Erni
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Theoretische Führerprüfung Kat. F/G 2022 Der Verband für Landtechnik beider Basel und Umgebung organisiert für Jugendliche, welche im Jahre 2022 14 Jahre alt (Jahrgang 2008) oder älter werden, Vorkurse und Prüfungen für die theoretische Führerprüfung Kat. F/G. Vorkurs 1: Mi., 12. Jan., 13.30 Uhr; Prüfung: Sa., 22. Jan., 9.00 Uhr Vorkurs 2: Mi., 27. April, 13.30 Uhr; Prüfung: Sa., 7. Mai, 9.00 Uhr Vorkurs 3: Mi., 9. Nov., 13.30 Uhr: Prüfung: Sa., 19. Nov., 9.00 Uhr Der Vorkurs findet am Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain, Sissach, im Kurslokal 3, statt, die Prüfung auf der Motorfahrzeugprüfstation (MFP) in Münchenstein. Die Kurskosten betragen für Mitglieder 40 Franken, plus Lern-CD 40 Franken, für Nichtmitglieder 80 Franken, plus Lern-CD 40 Franken. Anmeldung bis spätestens 30 Tage vor Kursbeginn an: Marcel Itin, Hof Leim 261, 4466 Ormalingen, 076 416 27 13, marcelitin@gmx.ch (bitte unbedingt Kurs- und Geburtsdatum angeben).
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Schweizer Landtechnik 01
2022
Sektionen | SVLT
ZH Hauptversammlung wird vertagt Die Hauptversammlung der Sektion Zürich wird aufgrund der aktuellen Situation nicht wie üblich im Januar stattfinden. Da keine dringenden Entscheide zu fällen sind, wird die Versammlung auf unbestimmte Zeit vertagt. Wir werden Sie an dieser Stelle wieder informieren.
Elektroinstallations-Kontrolle – günstiges Angebot für SVLT-Mitglieder Bei Um- und Neubauten sowie bei Handänderungen und periodisch nach 10 Jahren bei Ställen und Scheunen und 20 Jahren bei Wohnhäusern ist eine Kontrolle der Niederspannungsinstallationen vorgeschrieben. Sie entscheiden selber, wer diese Kontrollen durchführen soll. Daher hat die Sektion Zürich für ihre Mitglieder ein finanziell sehr interessantes Angebot erarbeitet in Zusammenarbeit mit der Firma IBG. Melden Sie sich, wenn Sie eine Aufforderung zu einer solchen Kontrolle von Ihrem Netzbetreiber erhalten: www.strickhof.ch.
St. Peterzell, Schulhaus Mi, 26. Jan 22 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 23. Feb 22 Neu St. Johann, Klostergebäude Sa, 05. Feb 22 Kaltbrunn Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn Mi, 09. Mär 22 Niederbüren, Schulh. Probelokal Mi, 09. Feb 22 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 16. Mär 22 Trogen Mi, 02. Mär 22 Trogen/Trogen StVA Trogen Mi, 23. Mär 22 Widnau, Rest. Rosengarten Sa, 26. Mär 22 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA Mi, 13. Apr 22
Theoriekurse Kategorie F/G Im Theoriekurs Kat. F/G werden die Grundlagen aufgezeigt und erklärt. Die bestandene Prüfung berechtigt zum Lenken von landwirtschaftlichen Motorfahrzeugen bis 30 km/h.
Vorbereitungskurs Traktorenprüfung Die SVLT-Sektion Zürich bietet einen Kurs zur Vorbereitung auf die Theorieprüfung der Kat. G (Traktoren bis 30 km/h) an. Die Kursdaten sind: 26. Februar, 4. Juni, 10. September und 19. November, jeweils von 8 bis 14 Uhr. Teilnehmen kann man bis 6 Monate vor dem 14. Geburtstag (Nothelfer- und Verkehrskundeausweis in dieser Kategorie noch nicht vorgeschrieben). Der Kursbeitrag beträgt 110 Franken, für Mitglieder des SVLT Zürich 80 Franken; inbegriffen Lernprogramm und Mittagsverpflegung. Kursort ist der Strickhof. Onlineanmeldung unter: SVLT Zürich, Eschikon 21, 8315 Lindau, 058 105 99 52.
Siehe auch www.fahrkurse.ch AG Kontakt: Yvonne Vögeli, Strohegg 9, 5103 Wildegg, 062 893 20 41, sektion.ag@agrartechnik.ch (auch kurzfristige Anmeldungen möglich) BL, BS Kontakt: Marcel Itin, 076 416 27 13, marcelitin@gmx.ch BE Kontakt: Peter Gerber, 031 879 17 45, Hardhof 633, 3054 Schüpfen, www.bvlt.ch FR Kontakt: FVLT, Samuel Reinhard, Route de Grangeneuve 31, 1725 Posieux, samuel.reinhard@fr.ch, 026 305 58 49 GR
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Kontakt: Gianni Largiadèr, Chapella 231, 7526 Cinuos-chel, 079 560 83 30, www.svlt-gr.ch NE
Traktoren-Theoriekurs mit Prüfung 2022 Im Kanton St. Gallen kann die landwirtschaftliche Führerprüfung frühestens 1 Monat vor Erreichen des 14. Geburtstages abgelegt werden, im Kanton Appenzell Ausserrhoden frühestens 3 Monate vor Erreichen des 14. Geburtstages. Im Kanton Glarus können alle mit Jahrgang 2008 und älter an den Kursen teilnehmen. Kurskosten: CHF 70.– für Mitglieder, CHF 95.– für Nichtmitglieder, inkl. Lern-CD mit den aktuellen Prüfungsfragen und Arbeitsblättern. Infos und Anmeldung beim Kursleiter Hans Popp, Karrersholz 963, 9323 Steinach, 071 845 12 40 oder hanspopp@bluewin.ch
Kursleiter ist Hans Popp, Karrersholz 963, 9323 Steinach
Kontakt: M. Bernard Tschanz, Chemin du Biolet, 2042 Valangin, bernardtschanz@net2000.ch GL Kontakt: Hans Popp, 071 845 12 40, Karrersholz 963, 9323 Steinach, hanspopp@bluewin.ch SH Kontakt: VLT-SH, Geschäftsstelle, Adrian Hug, Schüppelstrasse 16, 8263 Buch, 079 395 41 17, www.vlt-sh.ch SO Kontakt: Beat Ochsenbein, 032 614 44 57, ochsebeis@bluewin.ch SZ, UR Kontakt: Florian Kälin, Geschäftsstelle VLT Schwyz und Uri, 055 412 68 63, 079 689 81 87, info@glarnernbeef.ch TG Kontakt: VTL/Landtechnik, Markus Koller, 071 966 22 43, Weierhofstrasse 9, 9542 Münchwilen
Kursort 1. Kurstag 2. Kurstag + Prüfung Nachmittag Nachmittag
Kontakt: ASETA – Section vaudoise, Virginie Bugnon, Chemin de Bon-Boccard, 1162 Saint-Prex, v.bugnon@bluewin.ch
Sa, 18. Dez 21 Mosnang, Oberstufenzentrum SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 19. Jan 22
Kontakt: Beat Betschart, 041 755 11 10, beatbet@bluewin.ch
Wittenbach, Oberstufenzentrum Mi, 12. Jan 22 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA Mi, 16. Feb 22
Kursort: Strickhof, Lindau. Kontakt: SVLT ZH, 058 105 98 22, Eschikon 21, Postfach, 8315 Lindau, www.svlt-zh.ch
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Kreuzworträtsel Gewinnen Sie diesen Rucksack mit Inhalt im Wert von CHF 80.–
Begriffe Kreuzworträtsel Waagrecht 24 seltenes Gütezeichen für 1 Kfz. Frankreich Banken 2 Flug engl. 28 Affenschwanzkürzel 3 Kfz. Belgien 32 erkältet (Stimme) 4 Gewichtsmasseinheit 33 Lebensmittel zum Anbraten 5 CH-Bahngesellschaft 34 europ. Inselstaat 6 Lichtbild 35 durchgekocht 7 Gegenteil von trüb 36 Abk. Unteroffizier 8 Zeichen von Sauerstoff 37 Camion 9 Dessert aus der Bäckerei 38 oberster Teil des Hauses 10 Kleingeld 39 Abk. Geschirrspüler 11 erstes Velo für Kleinkinder 40 Abk. Esslöffel 12 Notlage 41 Grünfläche 13 Film von Spielberg 42 reizvoll/aufgeweckt 14 Kfz. Spanien 43 Abk. Rang 15 Kfz. Schweden 4 4 altern. Krankenkassenvers. 16 CH-Schlachtort Modell 17 Trödler Mundart: fuule … 45 ein Edelmetall 18 menschl. Skulptur Zu gewinnen: 46 Wissensdrang 19 Partizip Perfekt v. freuen • Rucksack Motorex «Lifestyle Collection» 20 Kurzform Offiziersschule • «Intact MX 50» (500 ml): Universell einsetzbarer Schmier- und 21 chem. Zeichen Ruthenium Korrosionsschutzspray 22 Himmel frz. • «Protex» (500 ml): Textil- und Lederimprägnierungsspray 23 CH-Volksschauspieler gest. 2012 24 Nutzfahrzeugverband 25 leg. Segelboot von Bertarelli 1 2 37 3 4 26 sizil. Vulkan 27 Kfz. Schweiz 5 33 6 7 42 28 frz. Seele 29 Kfz. eines Halbkantons H 9 30 Kniff 31 Antrieb E F 10
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Senden Sie ein SMS mit SVLT Lösungswort Name und Adresse an die Nummer 880 (CHF 1.–) und gewinnen Sie mit etwas Glück diesen Preis. Einsendeschluss: 31. Januar 2022
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Rätsel von Hans Popp, 9323 Steinach
Senkrecht 1 erster Bartwuchs 2 Schnur frz. 3 Körperflüssigkeit 4 ein Entwickler 5 Kfz. Belgien 6 Weihnachtsmonat 7 Verbrennungsort von Leichen 14 Kreditkarte 19 Zürcher Fussballclub
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Kurse | SVLT
Aus- und Weiterbildungskurse des SVLT Neu: Drohnenkurse
«G40»-Fahrkurse Mit dem Führerausweis der Kategorie «G» und erfolgreich absolviertem Fahrkurs «G40» können Landwirtschaftstraktoren und landwirtschaftliche Ausnahmefahrzeuge sowie gewerblich immatrikulierte Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 40 km/h auf landwirtschaftlichen Fahrten gelenkt werden. Der Traktorfahrkurs «G40» des SVLT ist vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) anerkannt und wird im Führerausweis eingetragen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder auf www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
CZV-Weiterbildungskurse Kursort: Riniken AG
Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Schweisskurse Kursort: Riniken AG Das Kursangebot richtet sich an Anfänger, die das Basiswissen in Schweisstechnik erwerben möchten, sowie an Fortgeschrittene, die ihr Know-how auffrischen und vertiefen möchten, aber auch an handwerklich interessierte Personen und Fachleute. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Obligatorische Weiterbildung für Lkw-Fahrer. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Ecodrive-Fahrkurse Spritsparendes Fahren mit Landwirtschaftsfahrzeugen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch.
«agriLIFT»-Staplerkurse In zwei Tagen werden die Module «Basis», «R1» (Gegen gewichtsstapler) und «R4» (Teleskoplader) gemäss EKAS 6518 in theoretischen und praktischen Sequenzen behandelt. Diese Ausbildung ist Suva-auditiert und CZV-anerkannt. Anmeldung: www.bul.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Informationen und Auskünfte zu den Kursen www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch, Tel. 056 462 32 00 oder zs@agrartechnik.ch Impressum 84. Jahrgang
www.agrartechnik.ch
Herausgeber Schweizerischer Verband für Landtechnik SVLT Ständerat Werner Salzmann, Präsident Dr. Roman Engeler, Direktor Redaktion Tel. 056 462 32 00 Roman Engeler: roman.engeler@agrartechnik.ch Heinz Röthlisberger: heinz.roethlisberger@agrartechnik.ch Matthieu Schubnel: matthieu.schubnel@agrartechnik.ch Dominik Senn: dominik.senn@agrartechnik.ch Ruedi Hunger: hungerr@bluewin.ch Mitglieder- und Abodienste, Mutationen Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 056 462 32 00, Fax 056 462 32 01 www.agrartechnik.ch
Verlagsleitung Dr. Roman Engeler Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 079 207 84 29 roman.engeler@agrartechnik.ch Inserate/Anzeigen Alex Reimann Anzeigen-Verkauf Tel. 062 877 18 50 / 079 607 46 59 inserate@agrartechnik.ch Anzeigentarif Es gilt der Tarif 2022. Kombinationsrabatt bei gleichzeitiger Erscheinung in «Technique Agricole» Herstellung und Spedition AVD GOLDACH AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach Erscheinungsweise 11-mal jährlich
Abonnementspreise Inland: jährlich CHF 110.– (inkl. MwSt.), für SVLT-Mitglieder gratis Ausland: CHF 135.– (exkl. MwSt.)
Nächste Ausgabe Mit Schwerpunkt «Hoftechnik» Hoftechnik spielt in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Viele Geräte und Maschinen sorgen für Entlastung und Effizienz bei der täglichen Hofarbeit. Nr. 2/2022 erscheint am 10.2.2022 Redaktionsschluss: 24.1.2022 Anzeigenschluss: 28.1.2022
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2022 Schweizer Landtechnik
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SVLT | Porträt
Bäuerin vor den Stadt-Toren Mit 22 Jahren arbeitet Lara Graf auf dem familieneigenen Polykultur- und Zuchtbetrieb in Bernex, vor den Toren Genfs, mit ihrem Vater Marc, ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Yan und zwei Angestellten. Mit Hilfe von 3,5 Vollzeitarbeitsstellen verarbeitet ihre Mutter Liliane, eine ehemalige Bankangestellte, alle auf dem Betrieb aufgezogenen Rinder (45 Schlachtkörper pro Jahr), die hauptsächlich im Direktverkauf ab Hof abgesetzt werden. Ihr Onkel Jacques mietet zudem eines der Gebäude auf dem Hof für seine selbstständige Tätigkeit in der Reparatur von landwirtschaftlichen Geräten. Um im Familiengeschäft mitzuwirken, hat Lara eine solide landwirtschaftliche Ausbildung, mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis und einer höheren Ausbildung zur Agrotechnikerin, welche die Meisterprüfung beinhaltet. Sie ist gerade dabei, ihre Diplomarbeit abzuschliessen. Die Viehherde auf dem Betrieb umfasst 120 Tiere, darunter Milchkühe sowie 11 Büffelkühe und ihre Jungtiere. Lara führt einen Teil der Verwaltungsaufgaben aus, hat die Aufsicht über die tierische Produktion und sorgt dafür, dass die 25 000 Liter Büffelmilch zu Mozzarella, Joghurt, Glacé und Weichkäse verarbeitet werden. Auf dem Betrieb wird zudem Ackerbau betrieben und 160 bis 170 Schweine pro Jahr auf extensive Weise gemästet. «Unser Papa lässt uns bei der technischen Umsetzung ziemlich freie Hand», das schätzt die junge Frau. Vielseitig, wie sie ist, kommt Lara mit allen Materialien in Berührung, sei es bei der Heuernte, beim Transport während der Ernte, bei der Verteilung von Futtermitteln oder bei der Handhabung mit dem knickgelenkten Schäffer-Hoflader des Betriebes. Der Betrieb nutzt seine Lage am Stadtrand und die damit verbundene Nähe zur Kundschaft voll aus. Er leidet jedoch auch unter den zahlreichen Nachteilen, der Druck auf Grundbesitz ist einer davon. Bereits zehn Hektar hat der Betrieb im Laufe der Jahre verloren. Ein weiterer Nachteil ist die Kritik der Anwohner und Anwohnerinnen, die mit den landwirtschaftlichen Tätigkeiten nicht vertraut sind und sich über den Geruch oder das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln beschweren. Lara betreibt viel Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Netzwerken, indem sie die Stadtbewohner und Stadtbewohnerinnen dazu einlädt, ihren Beruf kennenzulernen. «Es zahlt sich nicht direkt aus, aber es fördert das Bewusstsein, um die Leute wieder mit der Realität zu verbinden. Es ist nicht unser Beruf, aber es gehört zu unserem Beruf dazu. Man kann nicht mehr nur Bäuerin oder Bauer sein.» Zurzeit wird die Büffelherde erweitert und die Milchverarbeitung ausgebaut. Trotz der vielen Arbeit findet Lara Zeit, um zu reiten und Ski zu fahren. Aktuell ist sie in einem Angestelltenverhältnis, sie hat aber vor, bald Teil der Betriebsleitung zu werden. Aufgezeichnet von Matthieu Schubnel
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Schweizer Landtechnik 01
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Eine einleuchtende Sortenwahl.
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