Schweizer Landtechnik 05/2020

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Mai 2020

TRANSPORT-TECHNIK Multifunktionale Fahrwerke Smart Farming auch fĂźr Reifen Eine Fahrt mit Folgen Korrekt und sicher verbunden



Mai 2020 | Editorial • Inhalt

Aktuelles

Editorial

4 Kurzmeldungen Markt 8 12 16 18 22 27

Mark von Pentz von John Deere im Interview

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Schwerpunkt: Transporte Es gibt immer etwas zu transportieren Smart Farming auch für Reifen Mit der richtigen Kupplung unterwegs Multifunktionale Fahrwerke Was ist bei einer Bremsprüfung zu beachten?

Impression 30 32 34 36

«860i» − der neue Lader von Avant Transporter mit Futtermischer-Aufbau Ballenwagen «RBW 240» von Reisch Lely «Vector» auf silofreiem Betrieb

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Management 40 42 45 46

Problem offene Schachtdeckel auf Ackerland Rechtsecke: Traktorunfall nach Polterabend Kabine: Die Sicht muss gewährleistet sein Kühe unter Strom − was ist zu tun?

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Sicherheit 49

Sicher kuppeln

Wissen 50 52

Lenkwinkelberechnung über Neigungssensor Beeinflussen Stromleitungen den GNSS-Empfang?

Plattform 54

Wie funktioniert die Online-Börse topsoil.ch?

Passion 56

Youngtimer − Ford New Holland «7840»

SVLT 58 Informationen aus dem SVLT-Vorstand und zu den G40-Fahrkursen 60 Sektionsnachrichten 62 Im Porträt: Michael Spitz aus Sevelen SG

Titelbild: Transporte dürfen nicht zur Routine werden. Die heutigen Fahrgeschwindigkeiten, Transportgewichte und die Verkehrsdichte lassen keine Kompromisse zu.

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Roman Engeler

Die Landtechnik hat in den vergangenen Jahrzehnten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass der weitaus grösste Teil der stetig wachsenden Menschheit sich heute ausreichend und vielfältig ernähren kann. Diese moderne Landtechnik ist aber nicht nur schlagkräftiger geworden, auch die Grösse der eingesetzten Fahrzeuge und Maschinen hat zugenommen. Diese imposante Entwicklung gefällt nicht allen, vor allem dann nicht, wenn diese Landtechnik auf öffentlichen Strassen unterwegs ist. Da wird vom Autofahrer schon einmal ein nicht so schneller Traktor als Ärgernis oder vom Fussgänger eine gar grosse Erntemaschine als Gefahr angesehen. Damit aber die Erntegüter effizient vom Feld auf den Hof oder zur weiteren Verarbeitung transportiert werden können, muss die Landtechnik auch die öffentlichen Strassen benützen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber, dass die eingesetzte Transport-Technik auch die gültigen Strassenverkehrsvorschriften, sei es hinsichtlich der Bremsanlagen, Maximalgewichte, Beleuchtung und Markierung oder der Ladungssicherung, erfüllt. Weiter ist auch die gegenseitige Rücksicht im Strassenverkehr gefordert. Angepasste Geschwindigkeiten in Wohngebieten, möglichst keine Transporte zu Unzeiten, nachfolgende und schnellere Verkehrsteilnehmer bei erster Gelegenheit vorbeilassen oder die Reinigung der von Traktoren und Erntemaschinen verschmutzten Strassen sind dabei einige Elemente. Sie können mithelfen, dass die Akzeptanz moderner Landtechnik – und damit auch jene der gesamten Landwirtschaft – in der Öffentlichkeit verbessert wird. Ausgabe Nr. 6-7 erscheint am 18.6.2020

Bild: Ruedi Hunger

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Aktuelles

In Kürze Wegen Corona musste die Tagung «Landtechnik im Alpenraum» Anfang April in Feldkirch (A) verschoben werden. Inzwischen wurde ein neuer Termin am 28./29. Oktober 2020 gleichenorts gefunden. Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) verschiebt die «DLG-Feldtage 2020», die vom 16. bis 18. Juni auf Gut Brockhof in Erwitte/Lippstadt (Nordrhein-Westfalen) stattfinden sollten, auf 2021. Abgesagt und auf 2. bis 4. Juni 2021 verschoben wurden auch die Feldtage in Kölliken AG. Wie die Messeleitung der Sima mitteilt, werde die nächste Austragung dieser Messe nun doch am «traditionellen Termin» vom 21. bis zum 25. Februar 2021 in Paris stattfinden. Die italienische Landtechnikmesse Eima in Bologna findet nun anfangs Februar 2021 statt. Im November, am ursprünglich geplanten Termin, wird es nur eine virtuelle «Vorschau» geben. Helmut Claas wird Ehrenvorsitzender des Claas Gesellschafterausschusses, seine Tochter Cathrina Claas-Mühlhäuser übernimmt neu den Vorsitz. Am 1. Mai 2020 übernahm Frits Anema die Aufgaben eines Vertriebsleiters bei Trioliet. Der Däne Peter Friis wird neuer «Head Commercial Operations» bei Steyr und leitet künftig die Geschäftsaktivitäten des österreichischen Traktorenbauers. Bei Amazone gingen die Umsätze 2019 leicht um 2,9 % auf 467 Mio. Euro zurück (Vorjahr: 481 Mio. Euro). Stihl erzielte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 3,93 Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus von 4 % im Vergleich zum Vorjahr (3,78 Mrd. Euro). Das Rauchcenter von Ott Landmaschinen bietet von Juni bis August 2020 – nicht zuletzt wegen zwei schwacher Winter – attraktive Einkaufskonditionen für den Bezug von Winterstreuern. Pöttinger hat mit dem Spatenstich den Startschuss für ein viertes Werk, eine neue Montage-Heimat für Ballenpressen und Schwader, gegeben. Alle Tractor Pullings bis Ende August sind abgesagt. Zwei Anlässe sind im September geplant. Ob diese stattfinden werden, wird sich zeigen.

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«Smash» Das japanische Unternehmen Yanmar baut Motoren, Baumaschinen und Traktoren. Jetzt entwickelt das Unternehmen in Europa einen Agrar-Roboter mit dem Namen «Smash», eigentlich eine Roboter-Plattform, die modular für unterschiedliche Anwendungen aufgebaut werden kann. Schwerpunkt sind Sonderkulturen wie beispielsweise der Weinbau. Ziel ist nicht das automatisierte Ernten, sondern mit Messen und Untersuchen auf die Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren. «Smash» soll beispielsweise Pflanzenkrankheiten erkennen.

gen geben. Mit seinen vier lenkbaren Rädern fährt der Roboter autonom und vollelektrisch. Ein aufgebauter Roboterarm mit Sensoren untersucht die Pflanzen und kann gezielt Pflanzenschutzmittel ausbringen. Die Roboterplattform arbeitet nicht alleine, sondern tauscht Daten mit Drohnen und Feld-Sensoren aus und stellt die Auswertung dem Landwirt zur Verfügung.

«Smash» sind die Anfangsbuchstaben von «Smart Machine for Agricultural Solutions Hightech». Der Roboter soll sowohl den Boden als auch die Nutzpflanzen untersuchen und mit den gewonnenen Informationen Empfehlun-

«PaTriziO» FAE Group bringt den «PaTriziO» auf den Markt, mit dem das innovative «Bite Limiter»-System im Bereich der kompakten Mulcher eingeführt wird, nachdem dieses System bereits erfolgreich an anderen Anbaugeräten der Firma umgesetzt worden ist. «PaTriziO» ist ein Mulcher zur Zerkleinerung von Gras und Sträuchern, Baumschnitt, Vegetation und Büschen bis 15 cm Durchmesser. Die Maschine ist besonders für den Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft geeignet, denn sie ist kompakt, leicht und ideal für Obst- und Weinbau-Traktoren mit einer Leistung

von 50 bis 100 PS, an denen bisher nur herkömmliche Häckselgeräte mit beweglichen Schlegeln montiert werden konnten. Die Modellreihe umfasst Arbeitsbreiten von 1480 bis 1960 mm. Die Modelle verfügen über einen Keilriemenantrieb und ein Getriebe mit Freilauf. Spezielle Profile aus Stahl begrenzen die Eindringtiefe der feststehenden Messer, so dass die verfügbare Leistung bestmöglich ausgenutzt, Spitzen bei der Leistungsaufnahme reduziert und der erforderliche Kraftaufwand vereinheitlicht wird. Vertriebspartner in der Schweiz ist Aebi Suisse.


Aktuelles

Nachhaltig

Mit Magnesiumkolben Stihl bringt bei den Profi-Motorsägen die «MS 261 C-M» in der dritten Generation auf den Markt. Die Motorsäge soll mit optimiertem Motor und neuer Schneidgarnitur 20 % mehr Schnittleistung bei reduziertem Gewicht bieten. Eine Weltneuheit im gleichen Produktsegment ist die «MS 400 C-M». Sie wurde als weltweit erste Motorsäge mit einem Magnesiumkolben ausgestattet. Der Einsatz des leichten Werkstoffs führt in Verbindung mit der konsequenten Leichtbauweise zu einem niedrigen Leistungsgewicht von weniger als 1,5 kg/kW. Gleichzeitig verleiht das neue Bauteil der Maschine eine hohe Maximaldrehzahl von 14 000 U/min.

Neuer Giant Der Giant «GT 5048» wird von einem Kubota-Dieselmotor mit 50 PS angetrieben. Um den Emissionsstandard der Stufe 5 zu erfüllen, ist er mit einem Katalysator (DOC) und einem Partikelfilter (DPF) ausgestattet. Die maximale Fahrgeschwindigkeit beträgt 28 km/h. Der Teleskoplader verfügt über einen hydrostatischen Allradantrieb mit automotiver Steuerung sowie 8-t-Achsen und einen schweren Planetenendantrieb. Um mehr Platz für neue Komponenten zu schaffen und sicherzustellen, dass Servicepunkte leicht zugänglich sind, wurde ein neuer Motorraum entwickelt. Dieser ist 2 cm breiter und 4 cm länger. Gleichzeitig wurde der Lufteinlass für eine optimale Kühlung des Motors vergrössert. Mit einer Breite von 1,6 m und einer Höhe von 1,97 m (mit Kabine) fällt der «GT 5048» in die 2×2-m-Klasse für kompakte Tele­ skoplader. Dank der Allradlenkung hat die Maschine einen geringen Wendekreis (Innen­radius 1,2 m). Die Hubhöhe beträgt 4,8 m, die Kipplast 1,5 t.

Agrifac, der holländische Spezialist für Pflanzenschutz-Technik, hat 2018 eine neue Fabrik eröffnet, die konsequent auf Nachhaltigkeit getrimmt wurde. Sonnenkollektoren erzeugen mehr Energie, als Agrifac für den Betrieb des Werks selbst benötigt. Mit Tanks wird Regenwasser gesammelt und als «Grauwasser» für den Test der Spritzgeräte sowie andere «Brauchwasser»-Bedürfnisse verwendet. Zudem wurde ein grosser Garten mit mehr als 500 m2 Grünfläche für gefährdete Arten angelegt. Diese Aktionen fanden nun Eingang in eine Bewertung nach BREEAM (Building Assessment Establishment Environmental Assessment Method, Bewertungsmethode zur Bestimmung der Nachhaltigkeitsleistung von Gebäuden). Agrifac erreichte mit einer Punktzahl von 97,38  % den höchsten Wert in den Niederlanden und eine der höchsten Punktzahlen weltweit.

Ausbau bei Flotation-Palette BKT hat die Produktpalette seiner Flotation-Reifen ausgebaut. «V-Flexa» (Bild) ist ein spezifisch für landwirtschaftliche Anhänger konzipierter Radialreifen, gekennzeichnet durch die VF-Technologie (Very High Flexion), dank derer es möglich ist, schwere Lasten mit 30 % weniger Reifendruck zu befördern als bei einem Standardreifen der gleichen Grösse. In diesem Reifen der neuesten Generation ist die VF-Technologie mit einer Lauf­ fläche mit Stahlgürteln kombiniert, die für mehr Widerstandsfähigkeit für die Karkasse und folglich gegen Angriffe wie beispielsweise Löcher und Eindringen von Fremdkörpern sorgt. Gegenwärtig gibt es diese Reifen in der Grösse «VF 600/55 R 26.5». Weiter bietet BKT die speziell für in der Landwirtschaft eingesetzte Lastwagen ausgelegte Serie «FL 633 Performa» an. Reifen, die hinsichtlich Belastbarkeit und Langlebigkeit die Zukunft der Flotation-Reifen darstellen, die für Einsätze sowohl auf dem Feld als auch für Fahrten auf Autobahnen mit bis zu 100 km/h geeignet sind. Diesen Reifen gibt es derzeit in der Grösse «600/50 R 22.5». Als dritte Baureihe in der Grösse «24 R 20.5» gibt es bei BKT den «Ridemax FL 699». Dieser «All Steel»-Radialreifen wurde für den Einsatz zu 90 % auf der Strasse konzipiert, bietet aber gleichzeitig Leistungsmerkmale auf dem Feld und wurde unter besonderer Berücksichtigung der Belastbarkeit entwickelt, um die Anzahl der Transportfahrten zu verringern.

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Aktuelles

«Catros» von 4 bis 8 m Die neuen Kompaktscheibeneggen «Catros» mit extragrossen Scheiben gibt es jetzt auch in Arbeitsbreiten von 4 bis 8 m. Dabei sind geklappte Anbaumaschinen in 4, 5 und 6 m Arbeitsbreite erhältlich, die wahlweise mit einer Deichsel und dem Schwenkfahrwerk als gezogene «TS»-Variante ausgestattet und somit auch von kleineren Traktoren genutzt werden können. Zusätzlich gibt es die «Catros» mit dem «TX»-Mittelfahrwerk für grosse Flächenleistungen in 7 und 8 m. Mit einer hohen Fahrgeschwindigkeit von bis zu 18 km/h erfüllen die neuen Typen hohe Ansprüche an maximale Flächenleistungen bei gleichzeitig perfektem Arbeitsergebnis und minimalem Kraftstoffverbrauch.

Programmerweiterung Die 2019 eingeführte Baureihe «585» habe sich bereits zu einem Bestseller entwickelt und einen ausgezeichneten Ruf in Sachen Spitzenleistung und Produktivität erworben, schreibt Reifenhersteller Alliance. Dieser vielseitige Stahlgürtelreifen überzeuge gleichermassen auf harten Untergründen, losem Kies und Erde und sei somit der universelle Reifen für herausfordernde Arbeitsumgebungen und Einsätze in Bauwesen, Industrie, Materialumschlag sowie Kommunal- und Landwirtschaft. Egal ob Teleskop-, Bagger- oder Kompaktlader: der Alliance «585» wurde gezielt für effiziente und problemlose Einsätze konstruiert. Die Geschwindigkeitskategorie B (50 km/h), das einzigartige Laufflächendesign, der robuste Aufbau und die sprichwörtliche Langlebigkeit würden diesen Reifen als «haltbaren Spezialisten für alle Arten von anspruchsvollen Einsätzen» auszeichnen. Diese Reifenserie ist jetzt in fünf neuen Baugrössen (400/70R18, 400/70R20, 500/70R24, 340/80R18, 440/80R24) und in der zuvor bereits auf dem Markt verfügbaren Grösse 460/70R24 erhältlich.

Zertifizierung für «TIM» Bereits seit einiger Zeit sind viele der Traktoren von Deutz-Fahr «TIM-ready» und wurden mit verschiedenen Anbaugeräteherstellern in der Praxis erfolgreich getestet. Jetzt hat Deutz-Fahr als erster Traktoren-Hersteller die offizielle AEF-Zertifizierung für das «Traktor-Implement-Management» (TIM) erhalten. Das Zertifikat garantiert eine standardisierte Kommunikation von Deutz-FahrTraktoren mit allen Anbaugeräten, die ebenfalls über ein «TIM»-Zertifikat verfügen. Der Austausch von Informationen erfolgt dabei bidirektional, das Anbaugerät steuert also automatisch bestimmte Funktionen des Traktors wie beispielsweise Fahrgeschwindigkeit, Steuerventile, Kraftheber und die Zapfwelle. Das Ergebnis dieser Automation ist eine Steigerung von Effizienz und Produktivität. Zudem wird der Fahrer entlastet, da ohne sein Eingreifen genannte Funktionen von «TIM» automatisch übernommen werden. 6

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Aktuelles

Vario-Striegel mit 1,70 und 3,20 m APV hat seinen Vario-Striegel bisher in den Modellen «VS 600», «VS 750», «VS 900» und «VS 1200» angeboten. Nun erweitert der Hersteller seine Striegeltechnik mit kleineren Arbeitsbreiten. Ab sofort bietet APV zusätzlich den «VS 150» und «VS 300» mit 1,70 und 3,20 m effektiver Arbeitsbreite an. Das Funktionsprinzip mit dem Zinken-Federn-System ist gleich wie bei den breiteren Varianten. Dadurch passt sich der Striegel laut APV optimal an den Boden an. Zudem bleibe der Zinkendruck auch bei unterschiedlichem Zinkenniveau konstant. Dies ermögliche das Striegeln von Dammkulturen, wie Karotten, Kartoffeln oder Ähnliches, wobei der Damm seine Form behält. Der Zinkendruck kann bis auf sein Eigengewicht reduziert werden.

der 8-mm-Zinken mit 35-mm-Strichabstand erfolgt serienmässig hydraulisch. Weil die Zinken breit und drehbar gelagert sind, kann der Zinken nur nach oben, gegen den Federdruck, ausweichen. Das heisst, jeder Zinken arbeitet in seiner Linie und weicht nicht seitlich aus. Somit ist eine ganzflächige Bearbeitung garantiert. Eine Bearbeitung in sensiblen Kulturen oder auch das Blindstriegeln werde dadurch erleichtert.

Weiter ist es möglich, alle Zinken komplett auszuheben. Die Zinkenverstellung

Praktische Transportbox Der Maschinen- und Gerätehersteller Düvelsdorf hat eine neue geschlossene Transportbox entwickelt, die ideal für Landwirtschaft, Forst und Jagd sowie für Lohnunternehmen, GaLaBau-Betriebe und Kommunen geeignet ist. Mit einer Breite von 1,80 m, einem Innenvolumen von 1100 Litern und einer Tragkraft von 1000 kg lassen sich in der Transportbox «HD» besonders gut auch schwerere Utensilien wie Werkzeug, Saatgut oder Kanister wettergeschützt transportieren. Für eine geordnete Ablage kann der Innenraum mit zwei individuell verschiebbaren Trennwänden aufgeteilt werden. Die Box ist spritzwassergeschützt und abschliessbar. Das komfortable Öffnen wird durch die Unterstützung von Gasdruckdämpfern gewährleistet. Weiterhin ist die Transportbox «HD» mit einer Begrenzungsleuchte, Anbauplatten für Lenkrollen sowie einer Einfahröffnung für Gabelstapler ausgestattet. Durch die Dreipunkt- Aufnahme (Kat. 1 und Kat. 2) lässt sich die Transportbox schnell an Traktoren verschiedenster Grössen montieren.

SMSWettbewerb Jeden Monat verlost die Schweizer Landtechnik in Partnerschaft mit einem Landmaschinen-Händler ein attraktives Traktoren-Modell.

In dieser Ausgabe ist es ein Modell Claas «Axion 950» im Massstab 1:32.

SMS – und gewinnen mit

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Schreiben Sie ein SMS (1 Fr.) mit SVLT Name Adresse an die Nummer 880 und gewinnen Sie mit etwas Glück dieses Modell des Traktors Claas «Axion 950». Der glückliche Gewinner des Modells Case IH «Optum 300», das in der April-Ausgabe der «Schweizer Landtechnik» zur Verlosung ausgeschrieben wurde, heisst Paul Scherer und kommt aus 8494 Bauma ZH.

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Markt | Interview

Mark von Pentz glaubt, dass die Landwirtschaft besser als andere Branchen aus der Corona-Krise herauskommen werde. Bilder: R. Lenge, R. Engeler

Künstliche Intelligenz hält Einzug Mark von Pentz verantwortet bei John Deere seit 2007 als Präsident den Unternehmens­ bereich Landwirtschaft und Turf. In dieser Funktion ist er heute für die Regionen Europa, GUS, Asien und Afrika, für die Produktplattformen Traktoren sowie für die Heu- und Grünfuttertechnik zuständig. Roman Engeler

Schweizer Landtechnik: Wir führen dieses Interview wegen der aktuellen «Corona-Krise» per Skype. Wie ist eigentlich John Deere in der Produktion von (Land-)Maschinen von dieser Krise betroffen? Gab es Werksschliessungen oder Kurzarbeit? Mark von Pentz: Natürlich ist auch John Deere von dieser Krise betroffen, die in China angefangen hat, wo unsere Werke schliessen mussten. Dort ist diese Krise mittlerweile aber nahezu vorbei und – Stand Mitte April 2020 – wird dort in fast voller Stärke wieder produziert. Mit unseren Produktionsstätten in Europa waren wir – im Vergleich zu den Mitbewerbern – in der Folge wohl etwas weniger von Corona tangiert. Einige unserer Fabriken haben ihre Tore gar nie schliessen müssen. So wurde in unserer Ersatzteilfertigung 8

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normal weiterproduziert und entsprechend auch ausgeliefert. Andere, wie beispielsweise unsere Mähdrescher- und Feldhäcksler-Fertigung in Zweibrücken (D), waren nur für kurze Zeit zu, damit man die Produktion auf die «Corona-Normen» wie Abstandsregelung umstellen konnte. In Mannheim läuft derzeit nur eine Schicht, wir werden aber wohl noch vor Drucklegung dieses Interviews wieder auf zwei Schichten hochfahren und so fast die gleiche Kapazität erreichen wie vor Beginn der Krise. Wieso dieser Unterschied zu anderen Herstellern der Branche? Ich führe das auf die Tatsache zurück, dass John Deere in seinen Werken eine höhere Eigenfertigungstiefe als andere Hersteller hat und zudem eine eigene Lo-

gistik betreibt. In dieser Beziehung sind wir halt nicht so abhängig von Dritten. Wie wirkt sich diese Krise auf den Vertrieb, auf die Belieferung des Handels und letztlich der Endkunden mit Landtechnik aus? Bei den Ersatzteilen wird es keine Beeinträchtigung geben, da haben wir, wie erwähnt, volle Verfügbarkeit. Es gibt selbstverständlich gewisse Verzögerungen bei den Traktoren wegen des zwischenzeitlichen Einschichtbetriebs, bei den Mähdreschern und Feldhäckslern werden wir aber die gesamten Bestellungen bis zum Sommer abarbeiten können. Sie haben es angetönt, verschiedene Landtechnik-Hersteller mussten ihre Werke nicht zuletzt auch wegen aus-


Interview | Markt

bleibenden Zulieferungen schliessen, nicht so bei John Deere. Gibt diese Krise trotzdem Anlass, den Anteil der Eigenfertigung weiter zu erhöhen? Eine hohe Fertigungstiefe hat bekanntlich Vor- und Nachteile. Man ist einerseits eigener Herr der Dinge und weniger abhängig von Lieferanten, wenn man viele Teile selbst produzieren kann. Anderseits ist man bei Modell- oder Design-Änderungen eingeschränkt. Für eine hohe Fertigungstiefe braucht es generell ein grosses Volumen. Ich denke aber nicht, dass wir in der Fertigungstiefe grosse Änderungen vornehmen werden. Hingegen werden wir noch genauer auf unsere Lieferanten schauen, um regionale Abhängigkeiten zu reduzieren. Bereits zu Beginn des Jahres, als Corona noch kein Thema war, prognostizierte man bei John Deere einen Umsatz- und Gewinnrückgang für 2020. Wird das Geschäftsergebnis heuer zusätzlich noch negativer als erwartet? Bei den grossen Maschinen – oberes PS-Segment der Traktoren, Mähdrescher oder Feldhäcksler – sind wir auf Kurs und sehen dort kaum Einbussen. Schwieriger ist es derzeit bei den mittleren und kleineren Traktoren, wo man eine geringere Investitionsbereitschaft der Landwirte spürt. Aber das sind Schwankungen, wie man sie immer wieder erlebt. Die Landmaschinen werden ja in der Landwirtschaft eingesetzt, und diese arbeitet grundsätzlich weiter – Corona hin oder her. Dies im Gegensatz zur Bauwirtschaft. Wenn in diesem Segment kein Projekt vorhanden ist, werden auch keine Maschinen oder Ersatzteile gebraucht. Gibt es dabei Unterschiede zwischen den Regionen, zwischen den verschiedenen Produktsegmenten? Wie gesagt, bei den kleinen und mittleren Traktoren gibt es Einbussen. Gerade Nebenerwerbslandwirte sind vorsichtiger, weil sie nicht sicher sind, wie sich ihr zweites Einkommen ausserhalb der Landwirtschaft entwickeln wird. Bei den Regionen ist es derzeit schwierig, Aussagen zu machen. Sie sind seit mehr als 30 Jahren in verschiedenen Funktionen für John Deere tätig, unter anderem zu Beginn Ihrer Karriere Anfang der 1990er Jahre auch für den Schweizer Markt zuständig. Welche landtechnischen Entwicklungen bei John Deere in dieser Zeit waren für Sie Meilensteine?

Neben Automatisierung und Autonomisierung werde die künstliche Intelligenz zu einer Schlüsseltechnologie in der Landtechnik werden, meint Mark von Pentz.

Ich habe als Werkstudent in der Mannheimer Fabrik begonnen, war dann, wie Sie es erwähnt haben, auch einige Zeit für den Schweizer Markt zuständig. Zu den Meilensteinen zähle ich einmal die Rahmenbauweise unserer Traktoren. Dann zählen dazu – erstaunlicherweise – auch die stufenlosen Getriebe. Wieso erstaunlicherweise? Ja, der Erfolg dieser Getriebeart hat uns überrascht, weil die Effizienz eines stufenlosen Getriebes nach wie vor einem mechanischen hinterherhinkt. Der Komfortgewinn ist anscheinend ausschlag­ gebender als die reine Effizienz. Später kam die GPS-Steuerung dazu, mit der heute über 80% der Traktoren mit mehr als 120 PS ausgestattet werden. In letzter Zeit sind es dann die verschiedenen Entwicklungen in Richtung Elektrifizierung, die als Meilensteine zu bezeichnen sind. Bei den Herstellern von Landtechnik spricht man von Spezialisten, Longund Full-Linern. Wo sehen Sie in dieser Einteilung John Deere? In Nord- und Südamerika ist John Deere ein Full-Liner, in Europa dagegen sehe ich uns eher als Long-Liner. Je nach Betrachtungsweise deckt John Deere in Europa mit seinem Portfolio rund 80% der Maschinennachfrage mit eigenen Produkten ab, in Amerika sind es dann doch über 90%. Wollen oder können Sie in Europa nicht Full-Liner sein? Das Hauptsegment, das eben diese 80% ausmacht, sind die Traktoren und die

gros­sen selbstfahrenden Erntemaschinen. Dort gibt es wenige Mitstreiter auf dem Markt. Es herrscht eine hohe Wettbewerbsintensität mit entsprechendem Preisdruck. Im Segment der anderen 20% tummeln sich 400 Hersteller, darunter sehr viele agile Familienunternehmen: Sie sind schnell, haben allenfalls andere Erwartungen an das Geschäft. Da muss man sich sehr gut überlegen, ob man als grosser Konzern da mitmischen kann. Da würde sich ja eine Firmenübernahme, wie beispielsweise jene von Monosem, eignen? Ja, dort hat sich für John Deere die Gelegenheit ergeben, bei einem Generationswechsel in der Familie dieses Unternehmen zu kaufen. Monosem ist ein in Europa führender Hersteller von Pflanz- sowie Sägeräten und weist eine gute Marktdurchdringung auf. Das sind Voraussetzungen für einen Einstieg bei einem Unternehmen. Monosem bleibt vorerst aber Monosem? Genau, wir behalten den Charakter dieser Firma bei, um eben von deren Agilität weiterhin profitieren zu können. Als LongLiner ist das klassische Geschäft eines Short-Liners nur schwer zu betreiben. Das sind Lehren, zum Teil auch bittere, die John Deere in der Vergangenheit gezogen hat. Oder man geht Kooperationen ein, beispielsweise mit Kramer? John Deere hat Teleskoplader einst selbst gebaut. Man hat sich dabei schwergetan und Verluste eingefahren. Kramer wurde 5 2020 Schweizer Landtechnik

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Markt | Interview

uns quasi auf dem Silbertablett präsentiert, nachdem zuvor ein Mitbewerber sich – aus schwer nachvollziehbaren Gründen – aus einer Zusammenarbeit zurückgezogen hatte. Auch da sind wir über unseren Schatten gesprungen und haben gesagt, es muss nicht alles grün-gelb sein – dies ebenfalls nach gewissen Erfahrungen. Wir haben mit Kramer einen Spezialisten, der sich ausschliesslich mit Ladefahrzeugen beschäftigt. Ein weiteres Beispiel dafür, dass man sich genau überlegen muss, ob und wie man in den Markt der erwähnten restlichen 20% einsteigen will. Eine weitere Kooperation, wenn auch nur im Vertrieb in einigen Ländern der GUS-Staaten, besteht mit dem schwedischen Familienunternehmen Väderstad. Ist diesbezüglich allenfalls einmal mehr zu erwarten? Wenn sich eine passende Gelegenheit ergeben sollte, wieso nicht? Diese Zusammenarbeit mit Väderstad beschränkt sich ja auf den Vertrieb in spezifischen Ländern. Die Herausforderung liegt vielleicht aber auch woanders. Stehen weitere Familienunternehmen in Ihrem Fokus für Kooperationen? Möglicherweise, aber es muss sich ergeben, es muss die richtige Firma sein. Ich möchte aber den Blickwinkel etwas ausweiten. Betrachtet man diese 400 Gerätehersteller, so verfolgen wir das Ziel, diese über Isobus noch besser zu verbinden, so dass der Landwirt den Job der Bodenbearbeitung, des Säens, des Düngens und des Erntens noch besser erledigen kann. Wenn das ein Baustein ist, der in die Richtung ei-

ner digitalisierten, automatisierten und letztlich kostenoptimierten und nachhaltigen Landwirtschaft führt, dann ist John Deere sicher interessiert. Sprechen wir über den Traktor, die vielzitierte Leitmaschine auf dem Landwirtschaftsbetrieb. An alternativen Antrieben, sei es mit Gas, Wasserstoff, Strom oder hybriden Konzepten, wird seit Jahren geforscht. In der Praxis ist bis dato kaum etwas angekommen. Wie lange dauert das Zeitalter des Diesels noch? Zu einem regelkonform gebauten und betriebenen Dieselmotor gibt es wegen der hohen Energiedichte dieses Treibstoffs eigentlich gar keine Alternative. Dazu kommen geringere Emissionen, so dass heute ein Dieselmotor gerade in Ballungsgebieten aus Sicht der Partikel als Luftreiniger funktioniert. Durch Schummeleien der Auto-Industrie wurde dieses Bild in letzter Zeit zu Unrecht getrübt. Die von Ihnen erwähnten alternativen Antriebe brauchen ein Mehrfaches an Bauraum auf der Maschine und auch in der Lagerhaltung des Treibstoffs oder – im Falle von Strom und Batterien – ist die Einsatzzeit limitiert. Man müsste also die Kompaktheit heutiger Maschinen aufgeben. Hinzu kommen höhere Betriebskosten. Am Dieselmotor wird in den nächsten 10–15 Jahren nichts vorbeiführen. Trotzdem arbeiten auch Sie an alternativen Antriebskonzepten? Ja, und zwar in verschiedenen Segmenten. Da möchte ich zunächst die alternativen Kraftstoffe für den klassischen Dieselmotor erwähnen. Wir haben das Ein-Tank-

Konzept mit Rapsöl zur Serienreife gebracht. Weiter verfolgen wir Konzepte mit Strom, sei es mit Batterien oder direkt mit Stromkabel-Verbindung. Die Elektrifizierung auf dem Traktor wird aber eher für den effizienteren Antrieb und die exaktere Steuerung der Anbaugeräte benötigt. Ein anderer Trend geht in Richtung Automatisierung. Was unternimmt John Deere in diesem Segment? Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit mit der Automatisierung, auch mit der Autonomisierung von Maschinen. Bereits 2003 zeigte John Deere auf der Agritechnica einen autonomen Traktor. Ein Traktor, der autonom fährt, erledigt aber noch nichts. Er sollte ja auch noch pflügen, hacken, spritzen oder düngen, was dann sehr anspruchsvoll wird. Wann kommt ein erstes serienreifes Produkt auf den Markt? Wir sind mit Prototypen seit rund 10 Jahren im Einsatz und sehen dabei eben die Grenzen, dass es nicht einfach ist, autonom einen landwirtschaftlichen Job erledigen zu können. Bis man da die angepeilte Stufe erreicht, werden noch 15 Jahre verstreichen. Zu Ihrem Verantwortungsbereich gehören auch die fortschrittlichen Technologien. Was sind die nächsten Schritte Ihres Unternehmens im Bereich der Digitalisierung? Wir haben die Elektrifizierung, die Automatisierung und Autonomisierung bereits angesprochen. Ein weiteres Segment ist die künstliche Intelligenz, der Schlüssel für selbstlernende und selbstoptimierende Maschinen. Bei einem Mähdrescher wurde in der Vergangenheit die vorhandene Leistungskapazität nur zu 65% ausgenutzt. Die künstliche Intelligenz wird dazu führen, diese Kapazität zu 85% auszunutzen. Welche Rolle spielt dabei das amerikanische Start-up-Unternehmen Blue River, das John Deere vor knapp drei Jahre gekauft hat? Eine ganz wichtige Rolle. Dieses Unternehmen ist ein Vorreiter in Sachen künstlicher Intelligenz in der Landtechnik, gerade was das «see and spray» im Pflanzenschutz betrifft: Applikation nur dort, wo es notwendig ist. Blue River ist in Kalifornien angesiedelt, in einer Gegend, die als Schmiede der künstlichen Intelligenz bekannt ist.

Der Erfolg stufenloser Getriebe habe John Deere überrascht, sagt Mark von Pentz im SkypeInterview, hinke dessen Effizienz doch jener eines mechanischen Getriebes hinterher.

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Ist davon schon etwas in der landwirtschaftlichen Praxis angekommen?


Interview | Markt

Wird mit «see and spray» der aktuell viel diskutierte Pflanzenschutz revolutioniert? Hätten wir diese Konzepte schon in der Vergangenheit gehabt, so gäbe es heute wohl keine Glyphosat-Diskussion. Man könnte nämlich 95% der Mittel reduzieren. So betrachtet und auch hinsichtlich der Kosteneinsparungen, werden solche Konzepte den Pflanzenschutz und andere Segmente in der Landwirtschaft sicher revolutionieren.

von, doch wird die Praxis stets aufs Neue enttäuscht? Woran liegt es? Sind es nur leere Worte, weil gerade die Long- oder Full-Liner lieber die eigenen Geräte verkaufen? Dies sind sicher Probleme, die einerseits die Industrie selbst verursacht hat, weil man diesbezüglich zu hohe Erwartungen geschürt hat. Anderseits liegt es in der Komplexität der Sache. Ein Landwirt setzt heute verschiedene Software-Programme ein, meist Insellösungen. Da ist eine Kommunikation untereinander bei fehlender Kompatibilität nicht ganz so einfach. Mit unserem John Deere Operations Center bieten wir hier eine Lösung an, indem wir Schnittstellen entwickeln und diese anderen Entwicklern kostenlos zur Verfügung stellen. Zurzeit sind es bereits 180 Software-Lösungen, die in unserem Operations Center problemlos funktionieren.

Daten und deren Austausch werden auch in der Landwirtschaft immer wichtiger. In einem Artikel werden Sie zitiert: «Wir wollen eine offene Systemarchitektur, so dass auch andere Hersteller auf diese zugreifen können.» Der Landwirt träumt da-

Handelt es sich dann wirklich um ein offenes System? Ja, es ist ein offenes System. Jeder, der Interesse hat, kann darin arbeiten. Und wir achten darauf, dass die Daten weiterhin dem Landwirt gehören. Die Nutzung erfolgt nur so weit, wie der Landwirt das erlaubt hat.

Ich würde sagen «Jein». Im VorserienStadium gibt es bereits Maschinen mit solchen Technologien. Sie müssen sich vorstellen, für eine Programmierung braucht es über 10 000 einzelne Lernschritte. Es ist ein langer und steiniger Weg. Künstliche Intelligenz fällt nicht so einfach vom Himmel.

Können Sie das garantieren? Haben Sie darüber ein Controlling? Wenn ein Kunde eine Maschine mit GPS oder Telemetrie-Funktionen kauft, dann legt er auch fest, welche Daten wie verwendet werden dürfen. Ansonsten werden diese Funktionen gar nicht freigeschaltet. Möchte dann ein Kunde seine Daten wieder zurückhaben, so gibt es ein entsprechendes Protokoll, wie diese Rückgabe abgewickelt wurde. Wir haben dieses Interview mit «Corona» begonnen. Abschliessend die Frage: Wie wird die globale Landwirtschaft aus dieser Krise hervortreten? Ich glaube, viel besser als andere Branchen. In den vergangenen Jahren haben die Landwirte ja leider einen Imageverlust erlitten. In dieser Krise merken nun viele Konsumenten, dass die Nahrungsmittel nicht einfach aus dem Supermarkt kommen, sondern auf Feldern oder in Ställen produziert werden. Das ist für die Landwirtschaft ein positiver Effekt. Zudem wächst die Weltbevölkerung, so dass der Grundbedarf an Lebensmitteln und damit die Bedeutung der Landwirtschaft steigen.

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Transport-Technik

Landwirtschaftliche Transportgespanne werden aufgrund ihrer Grösse nicht selten von anderen Strassenbenützern als Bedrohung wahr­ genommen. zvg

Es gibt immer etwas zu transportieren Anhänger gehören neben dem Traktor zu den am häufigsten eingesetzten Fahrzeugen in der Landwirtschaft. Bedingt durch den andauernden Strukturwandel nehmen die Distanzen und die Gewichte von Transporten zu. Gleichzeitig hat die Verkehrsdichte stark zugenommen. Konflikte also sind vorprogrammiert. Ruedi Hunger Vor vierzig Jahren waren der Ladewagen, ein gemeinschaftlich genutztes Güllefass und ein Mistzetter die weitverbreitetsten Anhänger. Kipper hingegen standen zwar auf der Wunschliste, aber noch nicht auf jedem Schweizer Landwirtschaftsbetrieb. Bereits damals war ein Strukturwandel im Gang und mit einer gewissen Verzögerung wurden die Transportkapazitäten auf den Betrieben vergrössert. Landwirtschaftliche Produkte und Hilfsmittel werden heute über immer grössere Distanzen 12

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transportiert. Ein Geschwindigkeitslimit nach dem anderen ist gefallen, so dass die «Fern- und Schnellfahrer» unter den landwirtschaftlichen Transporteuren heute mit 40 km/h unterwegs sind. Nicht nur das Limit für die Fahrgeschwindigkeit wurde in den letzten Jahren erhöht, auch zahlreiche andere gesetzliche Hürden wurden höhergesteckt. Der vorläufige Höhepunkt wurde vor rund einem Jahr mit verschiedenen Gesetzesanpassungen erreicht.

Wer transportieren will, muss zuerst laden Es gibt immer etwas zu transportieren auf einem Landwirtschaftsbetrieb. Etwas weniger ausgeprägt ist diese Tendenz im eigentlichen Berggebiet, wo ausser der Futterbergung und der Nährstoffwegfuhr in Form von Gülle und Mist und mit Aus­ nahme der Viehtransporte kaum andere Transportgüter anfallen. Bevor transportiert werden kann, muss geladen werden. Auch die Gruppe der


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tomatische Sicherungssystem für den Transportwagen bevorzugen will (vorausgesetzt, es erfüllt die gesetzlichen Vorgaben). Wer professionell und regelmässig Transporte auf der Strasse ausführt, wird über kurz oder lang nicht mehr um Rollplanen oder hydrau­lische Abdeckvorrichtungen herumkommen.

Nach dem Transport folgt das Abladen

Mit entsprechender Ausrüstung können landwirtschaftliche Transporteinheiten die 40-Tonnen-Grenze erreichen. Bilder: R. Hunger

Ladefahrzeuge hat sich dem wachsenden Bedarf an Transportgütern «angepasst». Heute stehen Lader für jeden Einsatz und (fast) alle Transportgüter zur Verfügung. Der Frontlader, einst die Nummer 1 unter den Hebefahrzeugen, hat mit dem Hof-, Rad- und Teleskoplader nicht nur grosse Konkurrenz erhalten, sondern wurde zum Teil auch durch diese Fahrzeuge abgelöst. Auf dem Hof- und Lagerareal spielt auch der Gabelstapler eine grosse Rolle.

Wer geladen hat, muss sichern Das Gesetz schreibt vor, dass grundsätzlich keine Ladung von einem Transportfahrzeug fallen darf. Ladungssicherung ist daher permanent ein aktuelles Thema. Die Vielfalt der landwirtschaftlichen Trans-

portgüter erfordert entsprechend unterschiedliche Sicherungssysteme. Zählt vom Häckselwagen abgewehter Gras- oder Maishäcksel bereits als «verlorene Ladung»? Eindeutiger ist es beim übergeschwappten Getreide im Kreisel, bei verlorenen Zuckerrüben oder gar einer heruntergefallenen Rund- oder Quaderballe. Ladungssicherung ist nicht nur eine Frage der Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer, sondern jeder Fahrer, der seine Ladung ordnungsgemäss sichert, leistet auch einen positiven Beitrag für das Image der Landwirtschaft. Gerade bei der Ballensicherung muss jeder Einzelne für sich abwägen, ob er viel Zeit für das händische Sichern mit zahlreichen Span-Sets aufwenden will oder ob er doch das teure au-

Im Bereich der Futterbergung stehen Ballentransporte oft im Fokus der Kontrollorgane.

Manch älterer Landwirt erinnert sich noch, wie stolz er auf seinen ersten Kipper war. Endlich in einer Minute abgeladen! Diese Überlegungen werden heute kaum mehr gemacht. Kipper sind längst zum Klassiker geworden. Ob als Zweiseiten-, Dreiseiten- oder Muldenkipper, der klassische Kipper ist nach wie vor ein geschätztes Multitalent für landwirtschaft­ liche Transporte. Mit entsprechenden Portaltüren oder hydraulischen Klappen lassen sich auch Seitenkipper mit Paletten, Stroh-, Heu- oder Siloballen be- und entladen. Fast für jeden Wunsch gibt es zudem Zusatzausrüstung. Der grösste Kipper-Nachteil ist sein in­ stabiles Stehvermögen in hochgekipptem

Das Adhäsionsgewicht bestimmt die maximal mögliche Anhängelast am Traktor.

Zustand, insbesondere auf einem Untergrund, der nachgibt oder schräg ist. Deshalb haben Muldenkipper auf einem Fahrsilohaufen auch nichts verloren. Ganz anders beim Abschiebewagen. Sie sind beliebt, gerade weil sie standfest sind. Viele namhafte Hersteller haben dieses Entladeprinzip in ihrem Anhängersortiment umgesetzt und bieten Abschiebewagen an. Es ist kein Kippzylinder vorhanden und in den meisten Fällen wird das Ladegut mit der hydraulisch betätigten Stirnwand abgeschoben. Vereinzelt werden auch Mist- oder Kompoststreuer mit dem Abschiebeprinzip angeboten. Ähnliche Vorteile (tief bleibender Schwerpunkt beim Abladen) haben auch Rollbandwagen. Sie sind zusätzlich besser geeignet für empfindliche Transportgüter als Kipper und Abschiebewagen. Insbesondere für das sorgfältige (schonende) Verladen von Kartoffeln und/oder Gemüse eignen sich Rollbandwagen gut. Wäh5 2020 Schweizer Landtechnik

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rend sie äusserlich einem Muldenkipper oder Häckselwagen ähnlich sind, sieht es in der Mulde anders aus. Das entscheidende Merkmal dieser Anhängerbauart ist ein Förderband, das über die ganze Breite des Muldenbodens vor- und zurückgefahren werden kann. Mit einem Rollbandwagen kann auch innerhalb von Gebäu­ den abgeladen werden (Durchfahrtshöhe reicht). Nicht geeignet sind Rollbandwagen für scharfkantige Materialien wie Bauschutt.

Starrdeichselanhänger im Vorteil Die seit rund einem Jahr geltenden Vorschriften über das Adhäsionsgewicht zeigen auf, wo die Vorteile der Starrdeichsel­ anhänger sind. «Früher» war bei Verwen-

Adhäsionsgewicht bedeutet: 22 Prozent des Betriebsgewichts für Fahrzeugkombinationen mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit über 25 km/h bis 40 km/h müssen auf den Antriebsachsen liegen.

Nährstoffe die auf den Hof gekommen sind, müssen in anderer Form wieder weggeführt werden.

bedingten Höchstgeschwindigkeit über 25 km/h bis 40 km/h als «Adhäsionsgewicht» auf den Antriebsachsen liegen müssen, hat sich einiges verändert. Dank Stützlast – übertragen vom Anhänger auf den Traktor – wird das Adhäsionsgewicht (im Rahmen der Möglichkeiten des Traktors) optimiert. Dabei ist nach wie vor zu beachten, dass 20 % vom Betriebsgewicht des Traktors auf der Lenk­achse ruhen.

fahrzeuges noch jenes des Anhängers und der Achslasten dürfen überschritten werden. Schliesslich ist auch das Gewicht der gesamten Transporteinheit limitiert. Wer sich nicht darum kümmert oder gar absichtlich die limitierten Gewichte überschreitet, geht nicht nur ein Sicherheitsrisiko ein, sondern riskiert Bussen, Verzeigungen oder gar einen Ausweisentzug (siehe LT Nr. 4/2020).

Fazit dung eines Starrdeichselanhängers mit Obenanhängung immer das Aufbäumen des Traktors im Hinterkopf des Fahrers präsent. Dies war insbesondere dann der Fall, wenn Traktor und Anhänger nicht aufeinander abgestimmt waren. Mit der Vorschrift, dass 22 % des Betriebsgewichts für Fahrzeugkombinationen mit einer bauart-

Übergewicht kostet – manchmal den Ausweis Das Gewicht für das jeweilige Transportfahrzeug und die Fahrzeugkombination ist vorgeschrieben. Übergewicht ist grundsätzlich zu vermeiden. Nicht nur weil es im Fahrzeugausweis oder auf dem Typenschild steht, sondern weil es sicherheitsrelevant ist. Weder das Gesamtgewicht des Zug-

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In der Landwirtschaft wird immer etwas transportiert. So gesehen gehören Transporte von unterschiedlichsten Gütern zum Alltag eines Bauern. Transporte dürfen aber nicht so zur Routine werden, dass sicherheitsrelevante Aspekte vernachlässigt werden. Die heutigen Fahrgeschwindigkeiten, Transportgewichte und die Verkehrsdichte lassen keine Kompromisse zu.


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Der kleine Sensor macht es möglich. Digital werden der Luftdruck, die Temperatur und die Laufflächenabnutzung überwacht. Bild: Nokian

Smart Farming auch für Reifen Die vergangene Agritechnica bot eine einzigartige Gelegenheit, das Reifenangebot für die Landwirtschaft zu studieren. Die Spannweite zwischen den Premium-Produkten und den Reifen aus dem Sub-Budget-Segment ist sehr gross. Neu ist die digitale Reifenüberwachung. Ruedi Hunger

Wer von Effizienzsteigerung bei Maschi­ nen spricht, denkt meistens an Motor, Getrie­ be und Hydraulik, vielleicht noch pauschal an das Fahrwerk. Dass aber Rei­ fen einen wesentlichen Beitrag zur Effizi­ enzsteigerung leisten, wird oft übersehen. Reifen verfügen über eine hohe Anpas­ sungsfähigkeit an verschiedene Einsatz­ bedingungen und beeinflussen damit die Nachhaltigkeit eines Fahrzeug- und Ma­ schineneinsatzes. Während in der Vergan­ genheit die Reifen kaum oder gar nicht «vernetzt» waren, ändert sich das derzeit gerade. 16

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Erfassen, regeln und speichern Ein Beispiel sind integrierbare Reifendruck­ regelsysteme (DRS), über die künftig die Reifen in Smart-Farming-Systeme einbezo­ gen werden. DRS erfassen und speichern aktuelle, also einsatzbedingte Daten, be­ rechnen den erforderlichen Reifendruck und regeln diesen reifenspezifisch. Die Re­ gelung erfolgt nicht nur bezogen auf den Reifen, sondern das Smart-Farming-System wählt einsatzabhängig, bodenschonend und effizienzsteigernd den punktgenauen Reifendruck. Dank hoher Benutzerfreund­ lichkeit können diese Daten abgerufen und

wiederholt eingesetzt werden. Das hat den grossen Vorteil, dass das Potential der Rei­ fen unter allen Einsatzbedingungen so­ wohl im Feld als auch auf der Strasse voll ausgenutzt werden kann.

Digitale Reifen Ein entscheidender Faktor für die Druck­ optimierung im Reifen ist die Erfassung des Reifenzustandes während des Einsat­ zes. Dies geschieht mithilfe von Sensoren, die sich entweder ausserhalb der Reifen (an der Felge, im Ventil) befinden, oder aber mit Sensoren, die im Reifen ein- oder


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Beim digitalen Reifen kann der Nutzer die Daten mit seinem Smartphone abrufen. Bild: zVg

aufvulkanisiert sind. Solche sogenannte intel­ligente Reifen können je nach Ausführung weitere relevante Daten erfassen. Nokian Tyres Intuitu ist ein Überwachungssystem, das zunächst für Landwirtschaftsreifen lieferbar ist. Zur Anwendung kommen kleine, unabhängige Sensoren, die wenig Strom verbrauchen und netzfähig sind. Diese «IoT»-Sensoren sollen in der Lage sein, Identifikations- und Sensordaten zu senden, die aufgezeichnet werden können. Dabei handelt es sich um Reifendruck- und Temperaturdaten, laut Nokian Tyres ist das System noch ausbaufähig. Der Nutzer kann die Sensordaten aus dem Reifen über sein Smartphone lesen. Als Nutzergruppe sind vorerst kleine bis mittelgrosse Lohn- und Landwirtschaftsbetriebe

angesprochen. Künftig plant Nokian Tyres die Digitalisierung auf alle Nutzfahrzeug­ reifen auszudehnen.

Allgemeine Trends Allgemein ist zu beobachten, dass neue Reifen ein höheres Leistungspotential bezogen auf die Tragfähigkeit und Druck­ reduzierung bieten. Einige fallen auch auf durch Spezialisierung auf bestimmte Einsatzsegmente. Am auffallendsten sind die grösseren Abmessungen, vor allem was den Aussendurchmesser betrifft. Die maxi­malen Reifen-Durchmesser sind auf 2,30 m gestiegen und die 2,50-m-Marke wird wohl in absehbarer Zeit geknackt. Dank der so genannten VF- und IF-Technologie* sind höhere Lasten und Ge-

schwindigkeiten möglich geworden. Vermehrt findet man Reifen mit neuartigen Profilen oder einem einsatzspezifischen Reifenaufbau. Schwere und leistungsfähige Traktoren und Maschinen werden gerne mit einem Bandlaufwerk oder einer Kombination aus Reifen an der Vorderachse und Laufwerk an der Hinterachse gezeigt. Ob das nur beliebte Ausstellungs- und Demonstra­ tionssujets sind oder ob sich daraus eine nachhaltige Entwicklung abzeichnet, muss sich erst noch bestätigen. Bei den Raupen wird unterschieden zwischen flachen, hohen und schmalen Laufwerken sowie Einzellaufwerken und Traktoren mit Raupen an der Vorder- und Hinterachse. Traktoren, insbesondere aber Mähdrescher, die am Hang eingesetzt werden, verzichten aufgrund negativer Erfahrungen auf Bandlaufwerke, dies weil die Hang­abdriftkräfte so gross sind, dass wieder Reifen bevorzugt werden.

Fazit Eine digitale Reifenüberwachung hätte in der Vergangenheit schon manchem Landwirtschaftsreifen das Leben verlängert. Intelligente Systeme gehen heute noch weiter und können im Rahmen von Smart Farming den Luftdruck mithilfe von Druckregelsystemen und Druckregel­ anlagen effizient und punktgenau regeln, aufzeichnen und zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt abrufen. So funktioniert Landtechnik 4.0. * Kernelement von VF- und IF-Reifen sind extrem flexible Seitenwände, die im Feld den Betrieb des Reifens mit stark abgesenktem Luftdruck und ohne stärkere Erhitzung erlauben.

Reifen-Segmente (Reifen und Laufwerke) für Traktoren

Premium

vernetzbare Reifen

Quality (Mittelfeld) (vernetzbare Reifen)

Full-Liner (± 3 Hersteller)

Band-Laufwerke

Premium (vernetzbare)

Quality (Mittelfeld)

Budget

Band-Laufwerke

Budget

Sub-Budget

Sub-Budget Einteilung des Reifen- und Laufwerkangebot für die Landwirtschaft

5 2020 Schweizer Landtechnik

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Auch der Landwirt kann sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Er muss genau wissen, was er kuppeln darf und will. Bilder: R. Hunger/röt

Eine feste Verbindung – auf Zeit Sicheres Verbinden von Traktor und Anhänger heisst passend kuppeln. Die grosse Vielfalt an Kupplungen und Zugösen verleitet zu Kompromissen. Unpassende Kombinationen, sei dies wegen hohen Verschleisses oder fehlender Kompatibilität, sind gefährlich und sollten daher unterlassen werden. Ruedi Hunger Während «früher» die klassische BolzenAnhängekupplung an jedem Traktor zu finden war, haben sich heute verschiedene Verbindungstechniken etabliert. Derzeit dominieren die automatische Bolzenkupplung und die Kugelkopfkupplung. Heute wird kaum noch ein grösserer Traktor ohne Kugelkopfkupplung gekauft. Weitere Möglichkeiten sind der Hitchhaken, der sich bei uns nicht durchgesetzt hat, und der Piton-Fix. Für Arbeitsanhänger hat sich die Anhängung an den Unterlenkern oder am Dreipunkt etabliert. Zugpendel und An­ hängeschiene spielen eine untergeordnete Rolle, zudem ist die Stützlast nur gering. Der Traum vom automatischen Kuppeln ist noch nicht erfüllt.

Bedürfnisse abklären Was nicht passt, darf nicht kombiniert werden. Brisanz erlangt diese Feststel18

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lung, wenn man sich vor Augen führt, dass rund ein halbes Dutzend verschiedene Zugösen an landwirtschaftlichen Anhängern zu finden sind. Zur Beruhigung kann festgestellt werden, dass sich dieser «Salat» insbesondere bei neueren Anhängern ausgelichtet hat. Allerdings soll der Zugöse vor dem Kauf eines Anhängers besondere Beachtung geschenkt werden (nachher geschieht es oft nicht mehr). Die Anhänger kommen aus fast jedem Land zwischen Spanien und Polen (oder noch darüber hinaus). Deshalb sind in erster Linie die Importeure, welche die gesetzlichen Anforderungen kennen, gefordert. Ebenso die Verkäufer vor Ort, die den Kunden beraten (sollten). Letztlich kann sich auch der Landwirt nicht aus der Verantwortung ziehen. Er muss genau wissen, was er kuppeln darf und will (siehe Kasten «Merkblatt»). Zu seinem Schutz

ist es empfehlenswert, dass die Art der Zugöse bzw. Kupplung im Kaufvertrag oder einer Zusatzvereinbarung klar umschrieben wird.

Oben oder unten? Nach wie vor ist die Obenanhängung das dominierende Anhängesystem. Die Anhängevorrichtung kann starr oder höhenverstellbar montiert sein und muss um die Längsachse drehbar sein (Ausnahme K80). Die Beliebtheit wird mit der Vielseitigkeit begründet und der grossen Anzahl vorhandener Anhänger, die nur nach einem teuren Umbau mit der Unteranhängung verwendet werden könnten. Die Untenanhängung erlaubt wesentlich höhere Stützlasten und damit eine bessere Traktion des Traktors. Weil der Kupplungspunkt unterhalb der Hinterachsmitte liegt, resultiert daraus eine bessere Fahrdynamik.


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Verschleiss überwachen Viele landwirtschaftliche Anhänger werden über Jahrzehnte genutzt und weisen deshalb an der Verbindungseinrichtung mässigen bis erheblichen Verschleiss auf. Dieser Verschleiss überträgt sich auch auf die Anhängekupplung am Zugfahrzeug. Das bedeutet, dass parallel zu den Anhänger-Zugösen auch die Bolzenkupplung vom Verschleiss betroffen ist. Das eigentliche Spiel, hervorgerufen durch Materialverluste, betrifft den Bolzen und die auswechselbare Büchse in der Zugöse. Mehr Spiel überträgt sich weiter auch auf neue Anhänger, was wiederum zu Verschleiss führt. Ein «Teufelskreis», der nur unterbrochen werden kann, wenn konsequent auf Verschleissminimierung geachtet wird und beschädigte Teile frühzeitig ausgewechselt werden (Details und mehr Infos im «DLG-Merkblatt 387»).

Stützlast einhalten Die zulässige Stützlast lässt sich nicht allein aus der Bauartgenehmigung der Verbindungseinrichtung (Angaben auf Typenschild) ablesen, da der aktuelle Zustand des Traktors erheblichen Einfluss hat. Folgende Einschränkungen können sich ergeben aus: • den zulässigen Werten des Anhängebocks • der zulässigen Achstragkraft der Hinterachse, betrifft die Bauteilfestigkeit und die Reifentragfähigkeit • der zulässigen Gesamtmasse des Traktors • der zulässigen Entlastung der Vorderachse Da durch Anbauteile (Frontlader, Frontkraftheber, Frontzapfwelle, Ballastierungsgewichte) die Leermasse des Traktors erheblich grösser sein kann als in den Fahrzeugpapieren vermerkt, muss zur genauen

Ermittlung der zulässigen Stützlast eine Wiegung des Traktors vorausgehen. In der Regel erlauben fest (starr) am Traktor angebrachte Verbindungseinrichtungen höhere Stützlasten als höhenverstellbare.

Trends beim An- und Abkuppeln Die Ausstattung der Zugfahrzeuge ist, laut Scharmüller, immer noch länder­ spezifisch unterschiedlich. Das höhenverstellbare Zugmaul mit manueller oder auto­matischer Verriegelung ist insbeson­ dere im deutschsprachigen Raum ein etabliertes Produkt. Diese als «Obenanhängung» bekannte Variante ist nicht zuletzt aufgrund ihrer Vielseitigkeit sehr beliebt. Nachteilig ist die damit verbundene Vorderachsentlastung, welche die Lenkfähigkeit negativ beeinträchtigt. Seit rund zwanzig Jahren spricht vieles für die Kugelkopf-Kupplung (K80), beispielsweise die höheren Lastwerte, weniger Verschleiss und natürlich ein gesteigerter Fahrkomfort. Laut Walterscheid Power Train hatten Bolzenkupplungen Ende der neunziger Jahre einen Marktanteil von über 90  %. Seither habe es deutliche Verschie­bungen zur Kugel gegeben, so dass bei Starrdeichselanhängern die Kugel­ kopfkupplung bereits 80 % erreiche. Hingegen ist beim Drehschemel­ anhänger die Zugöse nach wie vor dominierend.

Fokus auf Material Hersteller fokussieren sich auf Material­ optimierungen. Das heisst, Stabilität und Langlebigkeit sowie Komfort und Sicherheit haben heute einen hohen Stellenwert. Die CBM-Gruppe erwähnt, dass universelle Anhängesysteme gefragt sind. Also Anhängeböcke, auf die alle Systeme montiert

Von der Kette zur Kugel Die Entwicklung der Verbindungseinrichtung zwischen Traktor und Arbeitsgerät oder Anhänger hat sich parallel zur allgemeinen Entwicklung der Traktoren vollzogen. Zunächst stand vorwiegend Zugarbeit im Vordergrund, um die tierische Anspannung zu ersetzen. So wurden Pflüge, Eggen und Grubber, die von Tieren gezogen wurden, mit Zugelementen wie Ketten mit dem Traktor verbunden. Spätestens im Anhängerzug funktionierte die Kettenverbindung nicht mehr und man realisierte, dass eine feste Verbindung gebraucht wird. Von Nordamerika aus verbreitete sich die Zugstange – heute Zugpendel genannt –, die später seitlich

beweglich war und deren Fixpunkt vor der Hinterachse lag. In Europa war die starre Ackerschiene (oder das Trittbrett) weit verbreitet. Die Ackerschiene reichte oft über die ganze Spurbreite und war am Heck angebracht. Dank einer Vielzahl an Bohrungen bot sie verschiedene Anhängemöglichkeiten. Die «Evolution» der Anhängevorrichtungen erfolgte dann über die Bolzenkupplung, den Hitchhaken und den Piton-Fix. Ende der neunziger Jahre wurde erstmals eine Kugelkopfkupplung mit 80 mm Durchmesser vorgestellt. Auf Grund internationaler Regelungen ist auch das Zugpendel bauartgenehmigungsfähig (KTBL 2000/DLG).

Stützlast-Werte D-Wert Theoretische Deichselkraft, ein rechnerischer Wert von Kräften zwischen sich bewegenden Massen (D-Wert = kN), ist dem Typenschild zu entnehmen. S-Wert Zeigt die maximal zulässige statische Stützlast an der Verbindungseinrichtung. Gesetzliche Vorschriften In der Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge (VTS) steht in Art. 91: 1) «Verbindungseinrichtungen» sind Anhängekupplungen an Zugfahrzeugen, Anhängevorrichtungen an Anhängern und Sattelkupplungen. 2) Verbindungseinrichtungen müssen dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.

werden können. Weiter besteht Interesse an kabineninternen Sicherungssystemen für Anhängekupplungen (Schliessanzeigen, autonomer Betrieb ohne TraktorHydraulik). Walterscheid Power Train betont ebenfalls, dass Flexibilität bei der Konfiguration gefragt ist. Nach Auskunft der Hersteller sind modulare Systemlösungen bei der Auslegung von Kugelbalken gefordert (Zwangslenkung), was eine genaue Abstimmung erfordert. Zudem besteht ein Trend zur Digitalisierung, darunter fällt das Messen von Kräfte- und Bewegungs­ winkeln an Verbindungseinrichtungen. Rockin­ger ortet eine Nachfrage nach Sensorik für Stütz- und Zugkraft, dies bei gleichzeitiger Anzeige im Fahrerdisplay. Sicherheits­sensoren als Nachrüstsatz würden insbesondere von Kunden nachgefragt, die schon einmal einen Hänger verloren haben. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die dafür notwen­digen Sensoren zusammenhängend vor Umwelteinflüssen geschützt sind. Was bei den mechanischen Bauteilen zur Erfassung der Einschlagwinkel nicht der Fall ist, sie sind laufend den Umwelteinflüssen ausgesetzt. Solche Teile sind verschleiss­intensiver, was wiederum Reparaturkosten, Ersatzteil­ beschaffungen und zeitintensive Neueinstellung erfordert. Im Zusammenhang mit Digi­talisierung, autonomem Fahren und E-Traktoren treffen die Anbieter von Anhängesystemen Vorbereitungen, um für diese neuen Entwicklungen vorbereitet zu sein.

Notentriegelung Verschiedene Hersteller von Anhängesystemen befassen sich mit der Thematik 5 2020 Schweizer Landtechnik

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Übersicht zu den gängigen Anhängevorrichtungen •K ugelkopf-Kupplung 80 (ISO 24347) Bild: Mit einer Höhenverstelleinrichtung entspricht die max. Stützlast derjenigen einer Bolzenkupplung (2 t). Verschweisste oder verschraubte Untenanhängung, S-Wert max. 4 t. Kugel und Zugöse (Pfanne) müssen nicht drehbar sein. Alle Teile sind genormt. Den Niederhalter gibt es zum Teil mit Nachstellmöglichkeit, er wird durch einen Bolzen fixiert, der gegen Herausrutschen gesichert werden muss. Bei ausreichender Schmierung gibt es auf den Kontaktflächen zwischen Kugel und Kugelschale sehr wenig Verschleiss. Die max. zulässige Fahrgeschwindigkeit bei voller Ausnützung der Stützlast beträgt 40 km/h. Dabei sind die erlaubte Anbaubocklast, die max. Hinterachslast und die Reifentragkraft oft bereits früher begrenzend. • Bolzenkupplung 40 (oben im Bild) mit Höhenverstellvorrichtung. Die Bolzenkupplung muss um die Traktorlängsachse drehbar sein, gleichzeitig darf aber die Zugöse nicht drehbar sein. Die Bolzenkupplung kann am Traktor starr oder höhenverstellbar (Bild) angebracht werden. Ein glatter, zylindrischer Bolzen hat einen Durchmesser von 30 mm. Ein Bolzen mit balliger Form an der stärksten Stelle 38 mm (DIN 6489-2, ISO 11028). Die max. Stützlast beträgt laut Norm 2000 kg. Eine nichtselbsttätige Bolzenkupplung darf verwendet werden, wenn das Zugmaul vom Traktorsitz aus einsehbar ist. • Kugelkopf-Kupplung 80 (unten im Bild) höhenverstellbar, hat damit die gleiche max. Stützlast wie die darüber liegende Bolzenkupplung (2 t). • Untenanhängung Die Untenanhängung hat den Vorteil, dass sich der Traktor nicht (weniger) aufbäumt. Zudem wird das Bremsverhalten verbessert. Weiter erleichtert die Untenanhängung das Anfahren mit hohen Lasten. Die fest verschweisste Untenanhängung mittels K80 erlaubt eine maximale Stützlast von 4 t. Diese kann aus technischen Gründen (Traktor) auch deutlich tiefer sein. Die spielfreie Kugelkopf-Kupplung ist Voraussetzung für eine Zwangslenkung am Anhänger. Unter Umständen sind die Platzverhältnisse für die Gelenkwelle knapp (Bild). Die K80 kann den überbetrieblichen Einsatz während einer Übergangszeit erschweren. • « Hitch-Kupplung» (ohne Bild) Generell Untenanhängung fest. Hitchhaken und Hitchöse sind nicht um die Längsachse drehbar. Die Zugöse ist nach dem automatischen Einrasten der Arretierung (Niederhalter) fixiert. Die Verriegelung ist zu überprüfen. Stützlast max. 3 Tonnen. • «Piton-Fix» (siehe Bild) Starr angebaute Verbindungseinrichtung. Sie muss wie die Zugöse nicht drehbar gelagert sein. Als Niederhalter dient ein Querbolzen. Stützlast max. 3 Tonnen. Zugöse nach neuer Norm kann die nötige Winkelbeweglichkeit nicht erreichen (DLG-Merkblatt 387). • «Zugpendel» (ohne Bild) Das Zugpendel ist für das Ziehen von Maschinen ausgelegt.

•K ugel-Kupplungsschale Die max. Stützlast von 3 t bzw. 4 t ist mit Vorsicht zu betrachten. Insbesondere darf man sich nicht von falschen Angaben täuschen lassen. Das Bohrbild dieser Kupplungsschale entspricht nicht einer Stützlast von 3 t. Umbauten sind in einer autorisierten Werkstätte vorzunehmen. Bohrbild und entsprechende Schauben müssen mit der max. möglichen Stützlast übereinstimmen.

der Notentriegelung (im Brandfall bei angehängten Pressen). Damit kann der Fahrer die Verbindung Traktor–Presse hydraulisch trennen und ein Übergreifen des Feuers auf den Traktor verhindern. Scharmüller liefert zur Nachrüstung eine Deichsel mit eingebautem Notentriegelungssystem. Diese Deichsel ist laut Hersteller mit einem Zeitaufwand von 3 bis 20

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4 Stunden umgebaut. Das automatische Kuppeln ist noch ein Traum, aber keine Illu­sion mehr.

aus. Im Zeitalter, wo die Landwirtschaft mit Gesamtgewichten bis 40 Tonnen mit bis zu 40 km/h auf der Strasse unterwegs ist, sind Kompromisse unzulässig.

Fazit Für die Dauer der Verbindung soll diese möglichst spielfrei sein. Erschwerend auf ein spielfreies Kuppeln wirken sich die zahlreichen unterschiedlichen Systeme

Auskunft über Anhängekupplungen gibt auch das SVLT-Merkblatt «Fahrzeuge in Land- und Forstwirtschaft» (siehe auch Seite 49).


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Angetrieben: Der Kartoffelroder Grimme «Evo 290» ist optional mit einem Radnabenmotor lieferbar. Bild: Grimme

Multifunktionale Fahrwerke In der Landwirtschaft wird immer etwas transportiert. Daher ist die Vielfalt der Transportmittel sehr gross. Moderne Fahrwerke sind echte Multitalente. Sie erlauben sichere Transporte von hohen Gewichten mit Geschwindigkeiten bis 40 km/h. Ruedi Hunger

Der Strukturwandel der letzten Jahrzehnten hat unter anderem zur Folge, dass die Landwirtschaft höhere Gewichte über weitere Strecken transportiert. Folglich sind die Transportkapazitäten und mit diesen die Ansprüche an das Fahrwerk gewachsen. Achsaggregate sind verantwortlich für effiziente Transportleistungen, Fahrkomfort und Sicherheit. Sie bestehen aus Achsen (inkl. Bremsen), Federsystemen und Rädern mit Bereifung (evtl. Raupenfahrwerk). Sehr oft ist es so, dass «das Geld unter dem Wagen liegt», oder mit anderen Worten, ein modernes Achsaggregat kostet richtig Geld. Das ist vertretbar, denn die hohen Gewichte sollen komfortabel und sicher am Ziel ankommen. Gleichzeitig lassen die gros­sen Transportgewichte, in Verbindung mit hohen Geschwindigkeiten, keine Si22

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cherheitsdefizite beim Bremsen zu. Schliesslich werden in den letzten Jahren vermehrt angetriebene Achskonzepte präsentiert, die den Traktor im schweren Zug und unter schwierigen Bedingungen unterstützen. Vermehrt stellt sich auch die Frage nach dem Gewicht von handelbaren Transportgütern, weshalb Wiegesysteme auch eine gewisse Bedeutung erhalten.

Angetrieben geht es besser … Das Problem ist bekannt: Bei Bergauffahrt fehlt der «letzte Zwick» an Zugleistung oder an Traktion, um die Steigung zu bewältigen. Unter schwierigen Bodenbedingungen kann bereits eine leichte Steigung dem Vorwärtskommen ein Ende bereiten. Um über dieses Traktionsdefizit hinwegzuhelfen, wurden für gezogene

Fahrzeuge hydraulische (und elektrische, «E-Drive» Joskin) Antriebsachsen entwickelt. Unter einem schweren Anhänger oder einer gezogenen Erntemaschine schiebt eine zusätzliche Antriebsachse dort, wo das Gespann sonst nur Roll­ widerstand aufbaut. Die Achse ist unter dem Schwerpunkt gut ausgelastet platziert. Weil sie nur bei Bedarf den Vortrieb unterstützt, verschwendet sie keine Antriebsleistung und spart damit kostbare Energie. Die hydraulische Antriebsachse, wie sie BPW anbietet, wird auf Knopfdruck vorwärts wie rückwärts zugeschaltet. Die Achse besteht aus wenigen zusätz­ lichen Bauteilen: den Hydraulik­ motoren am jeweiligen Achsende, dem zentralen hydraulischen Ventilblock für alle Funktionen und einem elektronischen


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Steuergerät, das die Ventile betätigt. Für diesen vom Traktor entkoppelten Antrieb braucht es «nur» die Arbeitshydraulik (des Traktors). Bedient oder aktiviert der Fahrer das Steuergerät, können bis zu 400 bar Spitzendruck in Vortrieb um­ gesetzt werden. Oder er kann in schwieri­ gem Gelände hydrostatisch bremsen, in­ dem das Gespann mit bis zu 27 000 Nm Dauerbremsmoment mit konstanter Ge­ schwindigkeit bergab geführt wird. Das Antriebssystem hat eine Geschwindig­ keitsbegrenzung, das heisst, je nach Gangwahl und Bereifungsdurchmesser (Antriebsachse), spätestens aber bei 15 km/h, wird der Freilauf aktiviert. Es be­ steht die Möglichkeit, Drehzahl-, Dreh­ richtungs- und ABS-Sensoren in die Ach­ se zu integrieren. Laut BPW wiegt die An­ triebsachse rund 350 kg mehr als eine vergleichbare Standardachse. Die Achse ist für alle Federsysteme geeignet (Blatt-, Luft- oder hydraulische Federsysteme).

Gelenkt und gefedert: Das Tridemfahrwerk unter diesem Erntewagen lässt keine Wünsche offen. Bild: R. Hunger

den aufgerissen wird, zudem sind engere Wendekreise möglich. Auf festen Fahr­ bahnen reduzieren Lenkachsen in erster Linie den Pneuverschleiss und die Belas­ tung für einzelne Achsteile massiv.

Mit hydraulisch angetriebenen Radnaben­ motoren können zusätzliche Schubkräfte bis 80 kW generiert werden. Dazu sind al­ lerdings Hydraulikdrücke bis 300 bar er­ forderlich. Eine Load-Sensing-Regelung ist empfehlenswert. Wenn die Unterstüt­ zungsstufe über ein spezielles Terminal vorgewählt werden kann, regeln sich die Durchflussmenge und der Arbeitsdruck automatisch ein. Ergänzt durch eine Zug-/ Stosserkennung an der Deichsel, erkennt das System, ob eine Zugkraft an der Deich­ sel anliegt, und leistet entsprechende «Nachhilfe». Umgekehrt bremsen die Rad­ nabenmotoren das Gespann, wenn der Anhänger bei Abwärtsfahrt aufläuft. Zu­ dem gibt es ein oberes Geschwindigkeitsli­ mit, das bei etwa 10−15 km/h liegt. Neben der hydraulischen Antriebsachse «Agro Drive» von BPW bietet auch Paul Forrer unter der Bezeichnung «Trailer­ DriveSystem» ein hydraulisches Antriebs­ konzept an. Weitere hydraulische Trieb­ achskonzepte werden von Trachsel Tech­ nik, Mettmenstetten, und Urs Schmid AG, Luzern, gebaut.

• Nachlauf-Lenkachsen Folgt der Anhänger dem Zugfahrzeug in einer Kurve, sorgt der Nachlauf einer speziell konstruierten Achse entsprechend dem Kurvenradius für ein Einlenken der Räder. Bei Geradeausfahrt werden die Rä­ der durch Selbstzentrierung in 0-Stellung gehalten. Es gibt auch eine «Lastabhängi­ ge Lenkstabilisation» (bekannt aus dem LKW-Bereich). Ab einer definierten Ge­ schwindigkeit muss eine Nachlauf-Lenk­ achse gesperrt werden (BPW = 40 km/h). Zum Rückwärtsfahren muss sie in jedem Fall in der 0-Stellung gesperrt werden.

zwischen Traktor und Anhänger ange­ brachte Zylinder entsprechend dem Kur­ venradius betätigt. Durch die Ölverdrän­ gung (links oder rechts) wird die Lenkbe­ wegung der Lenkachse gesteuert. Elektronisch angesteuert: bei elektro­ nisch gesteuerten Zwangslenkungssyste­ men wird die Lenkachse über ein Potentio­ meter (oder andere Sensoren), das an der Deichsel angebracht ist, angesteuert. Ein Rechner steuert einen Hydraulikblock an, der die Achse hydraulisch betätigt. Ein elektronisches Lenkachsensystem passt den Einschlagwinkel der Lenkung propor­ tional zur Fahrgeschwindigkeit an und leis­ tet damit einen aktiven Beitrag für stabi­ le Stras­senfahrten. Bei Verwendung von elektronischen Lenksystemen empfehlen die Achshersteller aus Sicherheitsgründen den Einsatz speziell geeigneter Achstypen.

• Zwangs-Lenkachsen Wie es der Name schon erahnen lässt, werden eine oder mehrere Achsen zwangsgelenkt. Das bedeutet, dass der Anhänger stets in der Fahrrichtung des Traktors gehalten wird. Bei einem Drei­ achsfahrwerk werden in der Regel die ers­ te und die dritte Achse gelenkt. Hydraulisch angesteuert: beim Einlenken (Kurvenfahrt) des Zugfahrzeuges wird der

• Zwangs- oder Nachlauflenkung BPW hat eine Lenkachse im Angebot, die aufgrund eines neu entwickelten Kom­ bizylinders sowohl für den Einsatz in ei­ nem hydraulischen oder elektronischen Zwangs­lenksystem als auch als Nachlauf­ lenkachse genutzt werden kann. Die kom­ pakte Bauweise ermöglicht deren Einbau auch bei Fahrzeugen mit kleinem Einbau­ raum.

Gelenkt geht es eleganter

Verringerung Reifenverschleiss gegenüber ungeklenkter Achse

… und sicherer

Hohe Transportgewichte erfordern ab­ seits der Strasse grosse Aufstandsflächen mit niedrigen Reifeninnendrücken. Das führt bei umgelenkten Tandem- und Tri­ dem-Achsaggregaten zu Grasnarbenund Strukturschäden. Lenkachsen mit grossem Lenkeinschlag verhindern weit­ gehend, dass die Grasnarbe beim Wen­

Vorwärtsfahrt Fahrbahn

Rückwärtsfahrt

Trockener Beton

Grünland

Trockener Beton

Grünland

Nachlauflenkung

46 %

36 %

entfällt

entfällt

Zwangslenkung

60 %

66 %

46 %

44 %

Verringerung durchschnittlicher Reifenverschleiss in Prozent gegenüber der ungelenkten Achse. (Prüfinstitut Scarlett Research, Norfolk GB. 2012)

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Transport-Technik

Die teurere Lösung der Zwangslenkung weist gegenüber der Nachlauflenkung entsprechende Vorteile auf. Grosse Einschlagwinkel in Verbindung mit breiten Reifen sind nur mit einem schmalen Chassis realisierbar. Was seinerseits die Stand-

Veränderte Radeigenschaften – andere Reifendimensionen oder Einpresstiefen – verändern die Belastungen für Achsträger und Bremsen stark.

sicherheit am Hang beeinträchtigen kann. Um dennoch auch an Hanglagen über genügend Standsicherheit zu verfügen, werden hydraulische Achsaggregate eingebaut, die durch aktive Steuerung und hydraulischen Druckaufbau in den Zylindern der Hangneigung entgegensteuern und das Fahrzeug sicher führen. Wer auf mechanische Zwangslenkungskomponenten aus Lenkstangen und K50Kugeln verzichten will, kann heute bereits auf die Lenkkugel K80 von Scharmüller setzen. Diese erfasst mittels Sensorik den Einschlagwinkel. Es ist kein zusätzlicher Kupplungsvorgang notwendig, sobald die Zugkupplung an die K80 gekuppelt wird, ist das System aktiv. Wer auf elektronische Komponenten verzichten will, findet beispielsweise bei Kurmann Technik die einfache und robuste

Einpresstiefe, Sturz und Vorspur (Felgen-) Einpresstiefe

Bei einer Einpresstiefe von 0 ist die Befestigungsebene der Felge symmetrisch zur Mitte der Reifenlauffläche. Bei einer positiven Einpresstiefe (z. B. + 25 mm) ist die Felgenmitte nach aussen verschoben. Bei einer negativen Einpresstiefe (z. B. − 25 mm) nach innen verschoben.

Negativer und positiver Radsturz

Vorspur

Als Sturz wird der Winkel zwischen Rad­ mittelebene und einer Senkrechten zur Fahrbahnebene definiert. Der Sturz ist positiv, wenn das Rad im unbeladenen Zustand oben nach aussen geneigt ist. Durch die Biegebelastung des Achskörpers in beladenem Zustand ist das Rad gerade und ermöglicht damit im beladenen Zustand einen optimalen Reifenablauf. Ungleichmässiger und frühzeitiger Reifenverschleiss wird vermieden.

Die Spur ist der Winkel, der sich zwischen der Fahrzeuglängsachse und der Radmittel­ ebene ergibt. Wenn der vordere Teil des Rades der Fahrzeuglängsachse zugelenkt ist, wird von Vorspur gesprochen. Ohne Vorspur tendieren die Räder dazu, nach aussen zu laufen.

Sturz und Vorspur sind ab Werk vorbestimmt. Es sind oft kleine Werte, die aber in der täglichen Fahrpraxis grosse Wirkung zeigen.

«Hydro Steer»-Technik. Es ist kein Geschwindigkeitssignal notwendig, die Lenkgeschwindigkeit ist verstellbar und die Hydrau­lik ist LS-fähig.

Gefedert fährt es sich komfortabler Den besten Fahrkomfort insbesondere bei Strassenfahrten bietet die Luftfederung. Sie bietet nicht nur gute Federwirkung, sondern ist im Vergleich zu anderen vergleichbaren Federsystemen am leichtesten. Das bedeutet, mindestens theoretisch, eine höhere Nutzlast. Wenn sich die Achsen aussen auf den Federbälgen abstützen, geht gegenüber den hydraulisch

gefederten Aggregaten etwas Lenkeinschlag an den Lenkachsen verloren • Doppelachsaggregate «Boogieaggregat» Diese Achsaggregate sind universell für Kipper, Güllefässer, Ladewagen, Mistzetter usw. einsetzbar. Sie verfügen über einen grossen Ausgleich zwischen den Achsen und eignen sich deshalb ebenso für den Einsatz neben der Strasse wie auf der Strasse. Durch Montage der Achsen über den Federn (vielfach optional möglich) erhält das Achsaggregat eine geringe Bauhöhe. Optional gibt es Aggregate mit Vorbereitung für Reifendruckregelsysteme. • Verbundaggregate Diese mechanisch gefederten Fahrwerke sind mit bis zu drei Achsen ausrüstbar. Sie sind sowohl mit Parabel- wie mit Vielblattfedern lieferbar. Der statische Achslastausgleich erfolgt über Pendelarme. 2- und 3Achs-Aggregate sind mit einer Lenkachse kombinierbar. Das Verbundaggregat eignet sich für verschiedene Fahrzeugtypen.

Pendelachsaggregat: Dieses Fahrwerk ermöglicht einen seitenunabhängigen Pendelausgleich. Bild: R. Hunger

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• Luftfederaggregate Luftfederaggregate ermöglichen dank grossen Federwegen und grossem Ausgleich zwischen den Achsen einen sehr hohen Fahrkomfort, dies sowohl auf der Strasse als auch im Gelände. Nicht nur der Fahrkomfort ist sehr hoch, auch Anhängerbauteile werden durch die «weiche» Federung geschont. Die Fahrhöhe des Anhängers bleibt auch bei unterschiedlichen Beladungszuständen kons-


Transport-Technik

tant hoch. Als Option gibt es eine Liftachse und die Vorbereitungen für Reifendruckregelsysteme. • Hydropneumatische Fahrwerke Die hydropneumatischen Fahrwerke erfüllen besondere Anforderungen an Wank­ stabilität, Fahrsicherheit und Fahrkomfort.

Dank ihren Eigenschaften eignen sich hydropneumatische Fahrwerke insbesondere für Anhänger, die wegen ihres hohen Fahrzeugschwerpunktes möglicherweise ein kritisches Fahrverhalten aufweisen können. Relativ neu sind Fahrwerke mit einer aktiven und elektronischen Federungssteuerung für das Achsaggregat. Die Fahrhöhe

wird elektronisch geregelt, damit ist unabhängig vom Beladungszustand stets eine konstante Höhe garantiert. Gerade für Gülle­fässer mit angebautem Bearbeitungsoder Einarbeitungsgerät ist die konstante Fahrhöhe ein entscheidender Vorteil. Die aktive Niveauregulierung greift über einen Drehwinkelsensor die aktuellen Verände-

Kurzübersicht der Fahrwerkeigenschaften Nachhilfe dank Zusatzantrieb Ohne Traktion keine Zugkraftübertragung. Traktion spielt im Zusammenhang mit Landtechnik in vielen Bereichen eine entscheidende Rolle. Traktoren besitzen meistens Allradantrieb und Reifen, die für hohe Antriebsleistung ausgelegt sind. Nicht zuletzt aufgrund grosser Gewichte, die eine entsprechende Zugkraft erfordern, gibt es unter extremen Bedingungen immer wieder Situationen, wo die Zugleistung nicht mehr ausreicht. Anhängerachsen können mechanisch, hydraulisch oder elektrisch angetrieben werden. Elektrische Antriebskonzepte sind von einer entsprechenden Energiequelle abhängig und daher derzeit nicht verbreitet («E-Drive» Joskin). Mechanische Trieb­ achsen haben kaum noch eine Bedeutung. Das bedeutet, dass derzeit praktisch nur hydraulische Antriebs­achsen zur Anwendung kommen. Elektrohydraulische Zwangslenkung Diese Tridemachse ist serienmässig mit einer Zwangslenkung ausgerüstet. Die Lenkung erfolgt elektrohydraulisch. Als Verbindung zum Traktor dient eine Lenkstange mit genormtem Kugelkopf (K50). Die Lenkimpulse werden über den Lenkcomputer an die Achslenkung weitergegeben. Ab 30 km/h wird die Lenkintensität sukzessive reduziert und ab 50 km/h ganz eingestellt. Am Hang besteht bei Abdrift die Möglichkeit für ein manuelles Gegenlenken mit den beiden Lenkachsen, ebenso kann auf diese Weise auf dem Fahrsilo von der Silokante weggelenkt werden. Das Fahrwerk kostet Geld Wenn mit einem Gesamtgewicht von gegen 30 t auf Strassen, Feldwegen und Feldern gefahren wird, werden natürlich auch hohe Ansprüche an das Fahrwerk gestellt. Moderne Tridem-Achsaggregate verfügen über einen hydraulischen Ausgleich und hydropneumatische Federung. Selbstverständlich sind die Räder der ersten und dritten Achse gelenkt. Die erste Achse ist zusätzlich eine Liftachse. Gebremst wird mit einer Zweileiter-Druckluft-Bremsanlage. Optionale Sicherheitselemente sind im elektronischen Bremssystem EBS integriert und umfassen einen automatisch lastabhängigen Bremskraftregler ALB, ein Anti-Blockier-System ABS und ein Roll-Stabilisierungs-System RSS. Gefedert fährt es sich komfortabler Das einfachste Anhängerfedersystem besteht aus Trapezfedern. Es ist ein verhältnismässig hartes Federsystem. Je dicker die Federblätter sind und je mehr Federblätter aufeinanderliegen, desto härter ist die Federung. Wegen der längeren Federungsbewegung und der geringeren inneren Reibung sind Parabelfedersysteme weicher. Den höchsten Federungskomfort bieten Luftfedersysteme. Voraussetzung ist aber eine Druckluftanlage. Durch Änderung des Luftdrucks können die Federwege der Belastung angepasst werden. Mit einer Niveauregulierung wird die gefederte Masse auf gleicher Höhe gehalten. Hydropneumatische Federsysteme bestehen aus einer Kombination aus einem hydraulischen Druckspeicher mit einem Hydraulikzylinder. Damit entsteht die Wirkung einer Federung und eines Stossdämpfers. Für dieses Federsystem gibt es ebenfalls eine Niveauregulierung.

Bis auf zwei Prozent genau Das Wiegesystem, beziehungsweise die Sensoren, messen das Gewicht eines Anhängers auf rund zwei Prozent genau. Auf den ersten Blick sind dies kleine Abweichungen (bei einer 10-TonnenLadung maximal 200 Kilogramm). Wer aber einen Anhänger mit einem Wiegesystem einsetzt, der rechnet seine Leistungen (Lohnunternehmer) über das Gewicht ab. Landwirtschaftliche Produkte, die in offizielle Verkaufskanäle geliefert werden, können wegen der fehlenden Eichfähigkeit nicht damit abgerechnet werden. Die Stärke des Systems liegt sicher in der Erfassung innerbetrieblicher Produktelieferungen oder Ertragserhebungen. Weiter ist es möglich, neben den Gewichten auch Fahrwerkdaten wie Tages- und Gesamtlaufleistung bzw. Stunden und Kilometer zu erfassen.

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rungen ab und regelt elektronisch auf die definierte Fahrhöhe zurück. • Liftachse Fahrwerke mit Luftfederung oder Achs­ aggregate mit hydropneumatischer Fede­ rung können mit einer Liftachse ausgerüs­ tet werden. Ein Vorteil ist die Nutzung der Liftachse als Anfahrhilfe. Durch kurzzeiti­ ges Liften erhöht sich die Stützlast auf den Traktor (Hinterachse), damit verbessert sich die Traktion. Die Last verteilt sich nun auf die auf dem Boden verbleibenden Achsen. Ein Überlasten der verbleibenden Achse(n) durch Liften ist zu vermeiden. • Pendelachsaggregate (ungefedert) Pendelaggregate zeichnen sich durch ei­ nen seitenunabhängigen Ausgleich aus. Dadurch ermöglichen sie eine weitgehend gleichbleibende Fahrhöhe, auch wenn der Anhänger unterschiedliche oder wech­ selnde Beladungszustände aufweist. Pen­ delachsaggregate verfügen über eine Zwangslenkung an der zweiten Achse.

Wissen, wie viel man geladen hat Immer wieder gibt es handelbare Lade- und Transportgüter, deren Gewicht nicht genau oder nur mit «Richtwerten» bekannt ist. Wenn auf Käufer- und Verkäuferseite die Gewichte nicht bekannt sind und aufgrund von pauschalen Ertrags- oder Gewichts­ schätzungen Geschäfte getätigt werden, kann davon ausgegangen werden, dass im­ mer einer den Kürzeren zieht. Daher gibt es durchaus gute Gründe für Wiegesysteme auf modernen Transportanhängern. Umso mehr, seit die stationären Waagen, die frü­

Viel Fahrkomfort: Ein Luftfedersystem benötigt aber eine Druckluftanlage. Bild: Kurmann

her noch in fast jedem Dorf vorhanden wa­ ren, mehr und mehr verschwinden. BPW hat mit dem «Agro Hub» ein serienreifes Wiegesystem, das neben dem Gewicht auch die Fahrwerk-Laufleistung registriert. Die Wiegung erfolgt über Dehnmessstreifen in den Achsen und an der Deichsel. Diese messen das auf die Achsen wirkende Biege­ moment und die Stützlast auf die K80Kupplung. Das Gewicht wird per Isobus an das Terminal in der Kabine übermittelt. Die maximale Ungenauigkeit soll bei nur etwa 2 % liegen. Eine weitere Ausbaustufe könn­ te eine Isobus-Steuerung der Ausbringmen­ gen bei Güllefässern sein. Diese und andere Entwicklungsstufen will BPW gemeinsam mit Fahrzeugherstellern, Landwirten und Lohnunternehmern in einer Systempartner­ schaft weiterentwickeln. Fliegl erfasst die Ladegewichte mit dem Iso­ bus-Wiegesystem (FWS) direkt auf dem Feld und ermittelt mittels Datenlogger die

Gesamt-Erntemengen einer Fläche. Diese Log-Daten können exportiert werden. Be­ dient wird das Wiegesystem mit einem «CCI-50»- oder «CCI-200»-Terminal. Fahr­ zeuge, die mit «Beacons» ausgestattet sind, erlauben die automatische und kom­ plette Erfassung und Verfolgung der Trans­ portkette. Gleichzeitig ist es automatisch möglich, Ladebegrenzungsdaten zu emp­ fangen oder zu senden. Das heisst, Trans­ portanhänger oder -fahrzeuge werden nicht mehr überladen.

Fazit Bedingt durch den Strukturwandel der letz­ ten Jahrzehnte werden in der Landwirt­ schaft immer grössere Gewichte schneller und über längere Distanzen transportiert. Dabei fällt den Fahrwerken unter den Trans­ portfahrzeugen eine Schlüsselrolle zu. Sie bestimmen weitgehend den Fahrkomfort und die Transportsicherheit.

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Sven Macchinetti, Werkstattchef bei der Ernst Baumgartner in Dieterswil BE: «Es kann vorkommen, dass wir bereits bei der Vorkontrolle feststellen, dass Anhänger verschlissene Bremsen haben.» Bilder: H. Röthlisberger

Den Verschleiss der Bremsen im Griff haben Was ist bei einer Bremsprüfung zu beachten? Werkstattchef Sven Macchinetti von der Ernst Baumgartner AG in Dieterswil BE gibt Tipps und sagt, warum man genau wissen sollte, welche Bremssysteme auf den Fahrzeugen vorhanden sind. Heinz Röthlisberger

Sven Macchinetti fährt mit dem Traktor und Zweiachs-Anhänger auf den Bremsprüfstand, steigt ab und beginnt mit der Bestandesaufnahme. «Zuerst führen wir die visuelle Kontrolle durch, das heisst, wir schauen, in welchem Zustand der Anhänger ist und ob er überhaupt strassenverkehrstauglich ist», sagt der Werkstattleiter der Ernst Baumgartner AG. Er hat für den Besuch der «Schweizer Landtechnik» extra einen Anhänger mit Traktor bereitgestellt und eine Bremsprüfung nachgestellt. Weil die Stras­

senverkehrsämter infolge des Corona-Virus die periodischen Nachprüfungen ausgesetzt haben, lief auch in Sachen Bremsprüfungen nicht viel. Die Firma Baumgartner hat vor etwas mehr als zehn Jahren in einen Bremsprüfstand investiert. «Wir sind damit genauer als mit der Schleppmethode», sagt Betriebsinhaber Urs Baumgartner.

Alles muss in Ordnung sein Doch zurück zur visuellen Kontrolle. «Da kontrollieren wir beispielsweise die Reifen.

Zur Firma Die Landmaschinenfirma Ernst Baumgartner AG in Dieterswil BE, auch bekannt unter der Abkürzung «Baumi», betreibt seit 2008 in der Gewerbezone Lätti unweit von Dieterswil in ihrer Maschinenhalle einen eigenen Bremsprüfstand mit einer 30 Meter langen Prüfbahn. Betriebsinhaber mit 16 Mitarbeitern ist Urs Baumgartner.

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Das heisst, wie ist deren Zustand, welche Tragfähigkeit haben sie, sind die Radmut­ tern angezogen, stimmt der angegebene Reifendruck und sind alle des gleichen Typs und der gleichen Dimension montiert.» Das sei sehr wichtig. «Stimmt der Druck nicht überein, oder ist einer der Reifen kleiner oder grösser als die anderen, überträgt sich die Bremskraft nicht gleich und der Anhän­ ger bremst schräg ab.» So könne eine Mes­ sung nicht seriös durchgeführt werden, sagt Macchinetti. Solche Mängel müssten zuerst behoben werden, bevor es auf den Prüfstand gehe. «Das ist auch der Fall, wenn wir am Anhänger einen zu grossen Bremshebelweg feststellen. Das deutet dar­ auf hin, dass die Bremsbeläge verschlissen sind und die Bremshebel vor der Messung eingestellt werden müssen.»

Die Bremsprüfung mit dem Rollen-Prüfstand liefert genaue Daten und findet immer bei den gleichen Bedingungen statt.

Gewichte werden simuliert Ist bei der Vorkontrolle alles in Ordnung, kann die Messung losgehen. Durchgeführt wird die Messung der Bremskraft der Betriebs­ bremse, die Bremskraft der Fest­ stellbremse und die Bremskraft der Abreiss­ sicherung. Auf der Rüttelplatte wird am Schluss der Zustand des Fahrwerks ermit­ telt. Dies zeigt auch auf, ob die Räder Spiel aufweisen. Für die Messung wird das Ge­ wicht am Prüfstand der Firma Baumgartner simuliert. Das geschieht mittels Spanngur­ ten, die das zulässige und garantierte Achs­ gewicht gemäss Angaben der Anhänger­ dokumente jeder Achse nach unten ziehen. Der bei unserem Beispiel vorgeführte An­ hänger hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 14 200 kg. Somit müssen auf jeder Achse 7100 kg simuliert werden. Deshalb sei wichtig, dass der Landwirt den Fahr­

zeugausweis mit den Angaben des Anhän­ gers mit an die Prüfung nimmt. Diese Daten werden in das Prüfsystem aufgenommen. Der Anhänger wird zu Beginn ein paar Mal abgebremst, damit das Bremssystem warmläuft. Damit wird sichergestellt, dass das Bremssystem auf Betriebstemperatur ist. Erst danach wird die Messung fürs Pro­ tokoll gemacht. Auf der grossen Digital­ anzeige sind in Echtzeit sichtbar die AchsGewichte, die maximale Abbremsung in Prozent, die Abweichung der Bremskraft von links zu rechts in Prozent, und an den Zeigern wird die Bremskraft angezeigt. Konkret aber gilt nur das Bremsprüfproto­ koll, das der Fahrzeugbesitzer am Ende der Prüfung erhält. Erfüllt der Anhänger alle er­ forderlichen Bremswerte, kann er mit die­

Stösst der Bremszylinder bei der Betätigung der Bremse zu weit hinaus, weist das auf verschlissene Bremsbeläge hin. Diese Messkontrolle kann man auch zu Hause selber regelmässig durchführen.

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sem Protokoll den Anhänger der Motor­ fahrzeugprüfung vorweisen. Erfüllt er die Werte nicht, muss der Anhänger in die Re­ paratur. Danach wird wieder geprüft.

Auch zwischendurch einmal prüfen Alle fünf Jahre prüft die MFK landwirt­ schaftliche Anhänger periodisch nach. «Viele Landwirte warten aber nicht fünf Jahre und kommen mit ihren Anhängern jedes zweite Jahr zur Bremsprüfung, manche sogar jedes Jahr», sagt Macchi­ netti. «Das ist natürlich freiwillig. Diese Landwirte machen das für sich, sie wollen einfach wissen, wie es um die Bremsleis­ tung ihrer Anhänger steht.» Sie sind so auf der sicheren Seite und erkennen früh­ zeitig, wenn man die Bremsen nachstel­

Anschluss der Bremsleitung: Der Kunde muss wissen, welche Abbremsung sein Anhänger erfüllen muss. Sind es 38 Prozent oder 50 Prozent (seit 1. Mai 2019) Abbremsung des Gesamtgewichts?


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Davon muss jeder Fahrer Kenntnis haben: Hat der Anhänger Membranbremszylinder oder Federspeicherbremsen?

Mittels Spanngurte wird das zulässige und garantierte Achsgewicht jeder Achse nach unten gezogen.

Mit der Rüttelplatte wird der Zustand des Fahrwerks kontrolliert und beispielsweise geschaut, ob die Räder Spiel haben.

len muss oder Reparaturen fällig sind. Wenn nach fünf Jahren erstmals geprüft wird, kann es nicht selten böse Überraschungen geben. Deshalb lohne es sich schon, auch zwischen dem Prüfintervall mindestens einmal auf den Prüfstand zu gehen und zu schauen, was die Bremse noch leiste, empfiehlt Macchinetti. «Vor allem mit Anhängern, die über ungenügend gross dimensionierte Bremsen verfügen, mit denen man aber trotzdem zügig unterwegs ist und hohe Lasten transportiert, sollte man regelmässig auf den Prüfstand.» Im Zusammenhang mit Bremsen spreche man übrigens nicht von alten oder von neuen Anhängern, sondern schlicht und einfach von schlechten Bremsen, und schlechte Bremsen können auch auf relativ neuen Anhängern sein, die erst einige Jahre in Betrieb, aber schon stark abgenutzt sind, betont der Werkstattchef.

Druckverlust wirkt, führt ein Druckverlust beispielsweise über Nacht beim Membranbremszylinder dazu, dass die Bremse nicht mehr wirkt und der Anhänger davonrollen kann. So etwas müsse man einfach wissen, damit der Fahrer den Anhänger auch

diesem fünf Jahre fahren kann, ohne dass man etwas daran machen müsse, sagt Macchinetti. Jede Bremse habe Verschleiss und man könne den Verschleiss problemlos im Griff haben. So könne man etwa den Weg des Bremszylinders nachmessen und kontrollieren, ob dieser nicht zu weit hinausfährt. Wenn das nämlich der Fall sei, dann seien mit Sicherheit die Bremsbacken verschlissen und die Bremswirkung nicht mehr genügend. Das könne man zu Zweit machen. Einer sitzt auf dem Traktor und betätigt die Bremse, der andere misst den Weg des Bremszylinders. Geht beispielsweise ein Zylinder weiter als die anderen drei, dann stimme etwas nicht mehr. Kontrollieren sei gut, die Bremsen auseinandernehmen und reparieren oder einstellen sei dann aber eine Angelegenheit für den ausgebildeten Fachmann. Deshalb betont Sven Macchinetti mit Nachdruck: «Schraubt niemals selber an den Bremsen herum, nehmt niemals eine Bremse auseinander, hängt nicht irgendwelche Zwischenstücke an die Druckleitungen.» All das sei einfach viel zu gefährlich und die Verantwortung als Strassenverkehrsteilnehmer riesengross. Seine Botschaft ist klar: «Das Einstellen und das Reparieren von Bremsen ist ganz klar eine Angelegenheit für den Fachmann.»

Welches Bremssystem? Leider müsse er immer wieder feststellen, dass Landwirte nicht genau wüssten, wie die Bremssysteme ihrer Anhänger genau funktionieren würden. So nennt er etwa das Beispiel, ob die Druckluft-Bremsanlage auf dem Anhänger über die vielfach ein­ gesetzten Membranbremszylinder oder über Federspeicherbremsen verfügt. Während die Federspeicherbremse auch bei

Das Einstellen und das Reparieren von Bremsen ist ganz klar eine Angelegenheit für den Fachmann.

mit Keilen und der Feststellbremse sichert. Was auch immer wichtiger wird, ist, dass der Kunde weiss, mit welchem Bremsband (38 oder 50 Prozent) seine Anhänger abgestimmt sind. Wichtig sei dies, wenn mehrere Personen mit dem Anhänger unter­wegs sind oder dieser überbetrieblich eingesetzt werde. Alle müssen informiert sein, auch die Lernenden und Angestellten.

Selber kontrollieren, aber nicht selber reparieren Nicht gut sei es, wenn man den Anhänger kauft und dann meint, dass man mit

Auch 30-km/h-Anhänger regelmässig prüfen «Obwohl 30-km/h-Anhänger nicht nachgeprüft werden, sollten auch die Bremsen von 30er-Anhängern ab und zu auf einem Bremsprüfstand kontrolliert werden», sagt Sven Macchinetti. Denn auch mit 30-km/h-Anhängern würden oft schwere Lasten transportiert und die Strassenverkehrssicherheit müsse auch mit solchen Anhängern gewährleistet sein.

Die Messkurve liegt ausserhalb der erforderlichen Werte (Bild links). Nach der Reparatur der Bremse liegt die Kurve innerhalb des geforderten Bremsbandes (rechts) und die Bremsen erfüllen die Anforderungen.

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Impression | Testbericht

Mit dem Avant «860i» und dem teleskopierbaren Hubarm lassen sich auch hohe Behälter wie dieser stationäre Futtermischer gut beschicken. Bilder: M. Abderhalden

Kräftig und flink Der finnische Hersteller Avant steigt mit der Serie «800» in eine grössere Liga der kompakten Lader ein. Das leistungsstärkste Modell dieser Serie ist der Avant «860i». Martin Abderhalden*

Von weitem ähnelt der Avant «860i», den die «Schweizer Landtechnik» von Importeur Gujer Landmaschinen AG für einen Test zur Verfügung gestellt bekam, stark den kleineren Baureihen. Die Sitzposition hinter dem Drehpunkt und das starre Knickgelenk sind beibehalten worden. Mit einer Länge von knapp 340 cm ohne Anbaugerät und einer Breite von 149 cm ist die Maschine aber wesentlich grösser. Das Gewicht (mit Zusatzgewichten) von 2850 kg zeugt von einer soliden Ausführung. Der kernige Motor von Kohler mit 3 Zylindern leistet 57 PS, mit Partikelfilter und elektronischer Steuerung erfüllt er die Abgasstufe 5. Da keine Kabine (gibt es als Option), sondern nur ein Dach im ROPS/ FOPS-Standard aufgebaut ist, benötigt * Martin Abderhalden ist Landwirt und testet regelmässig Maschinen für die «Schweizer Landtechnik».

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Schweizer Landtechnik 5 2020

man einen Gehörschutz, denn am Fahrer­ ohr misst man um die 90 Dezibel.

Übersichtliche Bedienung Der Aufstieg ist massiv und rutschsicher ausgeführt. Ein seitlicher Griff würde aber das Auf- und Absteigen komfortabler machen. Sitzt man vor dem kompakten, aber griffigen Steuerrad, hat man auf der rechten Seite alle Bedienelemente inklusive Joystick übersichtlich im Griff. Der Sitz ist mit Armlehnen und Gurt ganz ordentlich, aber die Rückenlehne müsste höher sein. Alle Kontrollleuchten und Bedienelemente für Pumpenschaltung, Differenzialsperre, Licht, Parkbremse und Fahrstufenschaltung sind griffgünstig angeordnet. Der Handgashebel befindet sich nahe der Armlehne. Auf dem hochauflösenden Display können unzählige Informationen über Motor und Hydraulik schnell abgerufen werden. Es ist auch eine wichtige

Schnittstelle für den Servicetechniker. Allerdings ist die Platzierung direkt vor dem Joystick wegen der eingeschränkten Sicht etwas unglücklich gewählt.

«Opti Drive»-Fahrsystem Wenn jemand zum ersten Mal einen Avant fährt, muss er sich daran gewöhnen, wie das Heck reagiert, wie man mit Handgas fährt und was es heisst, vor dem Knick­ gelenk zu sitzen. Das Knickgelenk selbst ist starr gebaut, was die Kippgefahr entschei-

Kurzbewertung + Kräftige und leistungsfähige Hydraulik + Rundumsicht + Standsicherheit – Display vor Joystick schlecht sichtbar – Kurze Rückenlehne am Sitz – Lautstärke am Fahrerohr benötigt Gehörschutz


Testbericht | Impression

dend reduziert. So ist eine gute Manövrierbarkeit auch mit schweren Lasten möglich. Der Nachteil ist aber, dass ein Rad ohne Bodenhaftung durchdreht und so der Vortrieb eingeschränkt ist – ausser man aktiviert die Differenzialsperre. Speziell ist, dass an jedem Rad ein Hydromotor von Poclain verbaut ist. Das System kann die Antriebskräfte auf die vier Räder ausgleichen und ermöglicht ein bodenschonendes Fahren mit geringem Reifenverschleiss. Im Stand lassen sich die Fahrstu­ fen schnell/langsam über einen Kippschal­ter anwählen. Die maximale Geschwindigkeit beträgt rund 30 km/h. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die beiden Fuss­pedale für den Fahrantrieb – eines für vor-, eines für rückwärts. Sie lassen sich aber gut dosieren. Für einen super Fahrkomfort unter Last sorgt der zuschaltbare Lastendämpfer, der gut abgestimmt ist.

Bis 80 l/min Hydraulikleistung Perfekt ist die Abstimmung von Motor und Hydraulikanlage. Auch bei niedriger Drehzahl lassen sich schwerere Arbeiten zügig und kraftvoll erledigen. Die Arbeitshydraulik verfügt über zwei Pumpen. Im Normalbetrieb werden bei Vollgas etwa 39 l/min gefördert, was für den normalen Betrieb ausreicht. Über einen Kippschalter lässt sich für Grossverbraucher wie ein Anbau­ mulcher die zweite Pumpe zu­ schalten und die Fördermenge auf gute 80 l/min erhöhen. Der Teleskoparm lässt sich dann zügig in knapp 3,7 Sekunden aus- und in 2,5 Sekunden einfahren. Die maximale Hublast beträgt 1900 kg. Eine akustische Überlastsicherung meldet, wenn sich das Heck zu entlasten beginnt. Allerdings kann man aber trotzdem weiterfahren. Zwei Kippzylinder sorgen für eine gute Losbrechkraft von 2200 kg. Schade ist, dass für den 825 mm ausfahrenden Teleskoparm und die Zusatzfunktionen keine Proportionalventile verbaut

Standsicher: Dank starrem Knickgelenk gibt es bei Bodenunebenheiten keine Verwindung zwischen Vorder- und Hinterwagen.

wurden. Um trotzdem fein manövrieren zu können, gibt zwei kleine, manuell zu betätigende Hebel vor dem Joystick. Mit diesem lassen sich aber sämtliche Funktionen der Hubvorrichtung inklusive aller Zusatzsteuergeräte feinfühlig bedienen.

passt auf Betriebe mit engen Platzverhältnissen, wo viel Hubkraft nötig ist. Für den ordentlichen Preis erhält man neuste Technik und ein effizientes, vielseitig einsetzbares Fahrzeug.

Schnellkuppler für über 200 Anbaugeräte Das Avant-eigene Schnellwechselsystem ist stärker gebaut als bei den kleineren Serien, ist aber kompatibel. Damit sich auch konventionelle Frontlader-Geräte anbauen lassen, kann ein zusätzlicher Adap­ter montiert werden. Avant hat über 200 Anbaugeräte im Sortiment. Die Sicht auf die Kuppelpunkte ist eingeschränkt. Man muss sich seitlich herauslehnen. Entriegelt wird halbautomatisch und mechanisch mit zwei Bolzen, die man von Hand betätigen muss. Beim Ankuppeln verriegeln sie beim Hochkippen der Schwinge automatisch. Sämtliche Servicepunkte sind gut zugänglich.

Fazit Der Avant «860i» wurde beim Umschlag von Silo- und Strohballen sowie von Kies eingesetzt. Nach einer kurzen Angewöhnung war ein schnelles und effizientes Arbeiten möglich. Die leistungsfähige Hydraulik lässt auch ein Stapeln von Silo­ ballen mit 1000 kg auf die dritte Lage zu, was aber bei teilweiser Heckentlastung etwas Übung voraussetzt. 350 cm Hubhöhe sind prima. Mit dem starren Knickgelenk ist die Standfestigkeit und Wendigkeit gut. Komfortabel wären Propor­ tionalventile am Teleskoparm und ein Zusatzkreislauf. Schade ist, dass das Infodisplay durch den Joystick verdeckt wird. Der kräftige, aber laute Motor zeigte sich sparsam. Mit dem «Opti Drive»-Antrieb und der grossen Bereifung ist ein schonendes Befahren von Wiesen möglich. Die Traktion bei Nässe ist super. Der Lader

Die Schnellkuppler an den Anbaugeräten sind sauber gefertigt und haben sich im praktischen Einsatz bewährt.

Rechts auf der Konsole sind alle Bedienelemente griffgünstig angeordnet. Das Display befindet sich etwas verdeckt hinter dem Joystick.

Steckbrief Avant «860i» Motor: Kohler KDI 1903 TCR Diesel, 3 Zylinder mit 42 kW/57 PS, Abgas­ stufe 5. Dieseltank: 63 l Fahrantrieb: Hydrostatischer Antrieb «Opti Drive» mit 4 Hydromotoren und vorgesteuerter Verstellpumpe Max. Geschwindigkeit: 30 km/h Arbeitshydraulik: 2 Pumpen mit max. 80 l/min Bereifung: AS 380/55-17 Max. Hubhöhe: 3500 mm Max. Hubkraft: 1900 kg Max. Ausbrechkraft: 2200 kg Schubkraft: 2100 kg Leergewicht: 2540 kg (ohne Zusatzballast hinten, Testfahrzeug: 2850 kg) Abmessungen: Länge: 3395 mm, Breite: 1490 mm, Höhe: 2200 mm, Bodenfreiheit: 370mm Preis: Ab CHF 67 300.– (inkl. MwSt.) (Herstellerangaben)

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Impression | Fahrbericht

Als selbstfahrender Futtermischer kommt der Transporter auch mit engen Platzverhältnissen zurecht. Bilder: R. Burkhalter

Füttern mit dem Transporter: Selbstfahrer mit maximalem Grip Mit aufgebautem Futtermischbehälter wird der Transporter zum geländegängigen und wendigen Selbstfahrer. Viele im Winter unterbeschäftigte Transporter können so sinnvoll ausgelastet werden. Ruedi Burkhalter

Der gezogene Mischwagen ist für Betriebe in Hanglagen oft keine optimale Lösung, um die schweisstreibende Arbeit der Rindviehfütterung zu mechanisieren. Diese Erfahrung machte auch Peter Ramseier. Dem Landwirt aus Linden BE steht rund um die Ökonomiegebäude wenig Platz zum Manövrieren zur Verfügung. Beim Rückwärts-Einfahren ins Futtertenn wird es sehr eng. Um vom Futtermischplatz mit Greifer zur Futterachse und wieder zurück zu fahren, muss zudem eine steile Rampe überwunden werden, was im Winter schnell in einer Rutschpartie enden kann. Aufgrund dieser Anforderungen und der eher mühsamen Erfahrungen mit gezogenem Mischwagen war es für Ramseier die 32

Schweizer Landtechnik 5 2020

naheliegendste Lösung, einen Mischbehälter auf einen seiner drei bereits vorhandenen Aebi-Transporter aufbauen zu lassen. Mittlerweile füttert er seine 30 Milchkühe seit zwei Jahren mit dem «TP 57» und würde diese wendige, für den Fahrer übersichtliche und rückwärts einfach zu fahrende Lösung nicht mehr hergeben.

Wechsel in wenigen Minuten Gerade während der Winterfütterungszeit sind viele Transporter unterbeschäftigt. Neben den bereits verbreiteten Anwendungen im Forsteinsatz oder im Winterdienst bietet sich deshalb auch die Stallarbeit als Einsatzgebiet an. Dank Allradantrieb und bei Bedarf mit Spikes oder

Ketten bestückt ist der Transporter auch auf steilen vereisten Fahrbahnen im Winter «trittsicher» unterwegs und deshalb auch problemlos in abgelegenen Ställen oder überbetrieblich einsetzbar. Aufgebaut wurde der Strautmann «VertiMix 500»-Futtermischer mit vertikaler Schnecke und 5 m³ Inhalt von der Jordi Land- und Kommunaltechnik AG, Bigen­ thal. Der Familienbetrieb hat sich mit inno­ vativen Spezialanfertigungen und Kleinserien seit vielen Jahren einen Namen gemacht und gehört zu den Pionieren, wenn es um die Multifunktionalität von Transportern geht. Der Aufbau eines Futtermischbehälters ist technisch relativ einfach zu realisieren. Als Verbindungselement konstruiert Jordi einen massge-


Fahrbericht | Impression

eine Mischung, so dass eine Tankfüllung für mehr als eine Woche ausreicht. «Wenn wir aber ausnahmsweise auch mal ganze Silo-Rundballen in den Mischer geben, kommt der Motor dann schon ans Limit», berichtet Ramseier. Als interessante Opti­ on bietet Jordi auch einen kombinierten Antrieb an. Bei dieser Variante können durch das Mischen mit Elektromotor der Verschleiss am Dieselmotor stark reduziert und die Energiekosten gesenkt werden, die Autonomie des Fahrzeugs bleibt aber uneingeschränkt erhalten.

Auch Einstreuen wäre möglich

Der Aufbau mit Stahlrahmen kann wie ein herkömmliches Aufbaugerät in kurzer Zeit aufund abgebaut werden.

schneiderten Stahlrahmen, der dann durch das Lösen der Schnellverschlüsse wie jeder andere Transporteraufbau in wenigen Minuten auf Stützen abgestellt und vom Trägerfahrzeug getrennt wer­ den kann. Am Trägerfahrzeug sind keine mechanischen Anpassungen erforderlich, so kann dieses auch weiterhin in den her­ kömmlichen Einsatzgebieten wie Futter­ ernte oder Hofdüngerausbringung einge­ setzt werden.

Mit oder ohne Reduktionsgetriebe Für den Antrieb des Futtermischers genügt die Montage einer herkömmlichen Ge­ lenkwelle. Der Selbstfahrer mit 5 m³ Inhalt kann laut Simon Jordi grundsätzlich mit je­ dem Transportermodell ab 24 PS Motor­

leistung realisiert werden. Ist die Motor­ leistung für den Einsatz knapp bemessen, wird der Mischer mit dem optional erhält­ lichen, über einen Kabelzug schaltbaren Zweigang-Reduktionsgetriebe bestellt. Die Mischzeit fällt dann in der kleineren Ge­ schwindigkeit länger aus, der Behälter kann aber mit der grösseren Geschwindig­ keit trotzdem schnell und vollständig ent­ leert werden. Im Fall von Peter Ramseier wurde das Zweigang-Getriebe nicht benö­ tigt. Dank der aufgelockerten Befüllung mit Greiferkran surrt der 57 PS starke Mo­ tor während des Mischvorgangs nur mit moderater Belastung angenehm leise vor sich hin. Bestätigt wird dies auch durch den bescheidenen Treibstoffverbrauch: Rund 4 Liter Diesel benötigt Ramseier für

Peter Ramseier aus Linden BE bei der Arbeit. Für die Bedienung der beidseitigen Schieber wurde ein einfacher Steuerblock neben dem Fahrer installiert.

Betreffend Hydraulik genügt in der hier gezeigten Version ein doppeltwirkendes Zusatzsteuergerät. Um hier beide Schie­ ber separat betätigen zu können, wurde rechts neben dem Fahrersitz ein zusätzli­ cher mechanischer Steuerblock mit zwei DW-Funktionen angebracht. Was den Futteraustrag betrifft, können grundsätz­ lich alle Varianten genutzt werden, die der Behältertyp bietet. Bei den grösseren Behältern der Standard-«Verti-Mix»-Mo­ dellen 951 bis 1251 kann neben dem hier gezeigten Seitenaustrag links und rechts auch die Variante mit Austrag hinten be­ stellt werden. Letztere bietet dann weite­ re Möglichkeiten, so etwa ein C-Band für das Füttern in erhöhte Krippen oder auch den Einsatz von Einstreuwalzen oder ei­ nes Strohgebläses, welche das Einsatz­ spektrum erweitern.

Höhe ist variabel Die Fahrzeughöhe ist auf Betrieben mit älteren Gebäuden oft der begrenzende Faktor. Da sich beim Transporteraufbau die Räder unter dem Mischbehälter befin­ den, fällt diese Lösung grundsätzlich et­ was höher aus als mit den gezogenen Mi­ schern der tiefergelegten «Verti-Mix L»Baureihe. Die hier gezeigte Lösung ist to­ tal 2,38 m hoch. Wird es mit der Höhe knapp, lassen sich durch die Verwendung kleinerer Räder oder sogar durch das Ein­ kürzen des Mischbehälters wichtige Zen­ timeter gewinnen. Für ganz tiefe Einfahr­ ten bietet Jordi eine weitere Variante des Selbstfahrers, bei der nur der Vorderwa­ gen des Transporters verwendet und fest mit einem Mischbehälter der «Verti-Mix L»-Baureihe verbunden wird. Diese Vari­ ante bietet dann allerdings keinen Allrad­ antrieb und der Transporter lässt sich nicht mehr anderweitig verwenden. Der hier gezeigte Aufbau lässt sich (ohne Transporter) für rund 20 000 Franken rea­ lisieren. 5 2020 Schweizer Landtechnik

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Impression | Testbericht

Mit seiner Grösse bietet der Ballenwagen «RBW 240» eine grosse Ladekapazität und sorgt mit entsprechender Zugmaschine für gute Transportleistungen. Bilder: M. Abderhalden

Hydraulisch gesicherter Transportprofi Seit über 65 Jahren ist der deutsche Fahrzeugbauer Reisch auf die Konstruktion von Transporttechnik spezialisiert. Rechtzeitig auf die neue Saison kamen mit der Baureihe «RBW» neue Ballenwagen mit hydraulischer Ladungssicherung auf den Markt. Martin Abderhalden* Die Ballenwagen von Reisch gibt es in Zweiachs-Version mit 14 oder 18 t sowie in Dreiachs-Version mit 21 oder 24 t Gesamtgewicht. Die Plattformlängen reichen von 7 bis 10 m. Agrar Landtechnik stellte das grösste Modell «RBW 240» zusammen mit einem Massey Ferguson «5713S» inklusive Frontlader und Ballenzange für einen Test zur Verfügung.

Knapp 18 t Nutzlast Der «RBW 240» beeindruckt mit seiner imposanten Erscheinung. Durch die mächtigen Ladegatter auf der rechten Seite und der hydraulischen Ladungssicherung auf der linken Seite erreicht er eine Gesamthöhe von 360 cm. Auf der Lade­ fläche 122 cm über dem Boden findet auf * Martin Abderhalden ist Landwirt und testet regelmässig Maschinen für die «Schweizer Landtechnik».

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Schweizer Landtechnik 5 2020

10 × 2,46 m ordentlich Material Platz – dies bei einem gemessenen Eigengewicht von 6360 kg und 17 640 kg Zuladung. Mit 32 gut gepressten Heu-Quaderballen ist der Wagen voll ballastiert. Für Silo-Rundballen ist eine volle, zweischichtige Ladung zu viel, ausser wenn die Ballen sehr leicht sind. Der Rahmen aus hochwertigem Stahl ist mit massiven Quertraversen stabil verschweisst. Für den harten Einsatz passt der 4 mm starke Stahlboden prima.

Gutes Nachlaufverhalten Für einen tollen Nachlauf sorgt die Drehschemel-Lenkung mit einem staubgeschützten und kugelgelagerten Drehkranz. Alle drei BPW-Achsen mit je 8 t Achslast sind mit 400 × 120-mm-Bremsen und einer verstärkten Zweiblatt-Parabelfederung ausgerüstet. Die hinteren beiden Achsen haben einen Achsabstand von 1420 mm und ermöglichen trotz der Baulänge von 12 m

eine gute Wendigkeit. So ist es auch mit einer Ortslenkung möglich, fast auf der Stelle zu wenden – vorausgesetzt, der Anhänger ist leicht oder nicht beladen, ansonsten die Bereifung darunter leidet. Aufgefallen ist das gute Nachlaufverhalten und die generelle Laufruhe auf der Strasse. Auch beim Retourfahren macht der «RBW 240» eine gute Figur und lässt sich auch von weniger geübten «Drehschemel-Fahrern» gut bewegen. Für eine perfekte Si-

Kurzbewertung + Gutes Lenk- und Nachlaufverhalten + Massive und robuste Bauweise + Schnelle Ladungssicherung – Scharfkantige Schlauchgalerie (wird ab sofort nachgebessert) – Nur einseitiges Be-/Entladen möglich – Zurr-Ösen nicht versenkt


Testbericht | Impression

Mit dem Rangierventil lässt sich die Feststellbremse des Anhängers kurzzeitig lösen, wenn noch Luft im Kessel ist.

Eine robuste Drehschemel-Lenkung, gefederte Achsen und die 500er Bereifung machen auch Fahrten abseits der Strasse möglich.

Die nicht ganz versenkten 2-t-Zurr-Ösen sind für die Zusatzsicherung praktisch, können aber die Folien der Ballen verletzen.

cherheit auf der Strasse sorgen die grosszügigen 2-Leiter-Druckluftbremsen mit mechanischen Gestängestellern. Je ein ALB-Regler auf der ersten und der hintersten Achse passen das Bremsverhalten dem jeweiligen Einsatzgewicht an. Beim Ankuppeln wird, sobald der rote Kupplungskopf angeschlossen ist, der Druckknopf der Lösestellung in Normalstellung gebracht und die Betriebsbremsanlage ist funktionsbereit. Ein Rangierventil ermöglicht es, am Anhänger in abgehängtem Zustand die Bremse zu lösen, was aber nur unter besonders gesicherten Umständen gemacht werden darf. Das Löseventil rechts am Drehschemel ist dazu da, um nur die Bremse der ersten Achse zu lösen, damit man die Deichsel bewegen kann. Etwas gar scharf geraten ist die Schlauchhalterung auf der schlanken Dreipunktdeichsel.

Ladungssicherung in 20 Sekunden

funktionierte einwandfrei. Für Silo-Rundballen sind die optionale Front- und Rückwand nötig. Der im Test verwendete Traktor «MF 5713S» mit Frontlader und 130 PS Leistung war auf festem Untergrund mit 13 500 kg Zuladung okay und konnte auch in der Strassensteigung anfahren. Für einen sicheren und leistungsfähigen Transport wären aber 6800 kg Gewicht beim Zugfahrzeug nötig.

Leistungsfähiges Zugfahrzeug nötig Ein solch grosser Wagen muss ja auch sicher bewegt werden können. Dafür sind eigentlich mindestens 180 PS oder gar mehr nötig. In flachem Gelände ist es durchaus möglich, auch mit 130 PS den voll beladenen Anhänger auf festem Untergrund zu ziehen, jedoch braucht es mindestens ein 6800 kg schweres Zugfahrzeug, um das geforderte Adhäsionsgewicht zu erreichen.

Die Besonderheit am Reisch «RBW240» ist der Aufbau mit der hydraulischen Ladungssicherung und Klemmfunktion. Der Testanhänger war speziell für Quaderballentransporte ausgerüstet. Auf der rechten Fahrzeugseite ist ein massives, festes Gatter montiert. Dafür ist auf der linken Seite ein hydraulisch betätigter Balken montiert, der über ein doppelt wirkendes Steuerventil angesteuert wird. Dieser lässt sich über Hydraulikzylinder zum Beladen unter die Ladekantenhöhe absenken. Um die Ladung zu sichern, wird er über je einen Hydraulikzylinder hinten und vorne nach oben gedrückt und die 13 Spann­ gurte werden in der Höhe gespannt. Sie sichern die Ladung so seitlich. Zudem drückt der Balken zuoberst die Ballen fest gegen das Gatter und fixiert sie zusätzlich. Sperrblöcke verhindern ein unbeabsichtigtes Lösen der Vorrichtung. Die Ratschen an den Spanngurten dienen dazu, eine allfällige überstehende Ladung auszugleichen. Je nach Ölfördermenge des Traktors sind nur 20 Sekunden für die Ladungssicherung nötig. Bei Silo-Rundballen sollte die optionale Stirn- und Rückwand montiert werden. Zusätzlich sind auf der ganzen Länge beidseitig noch je zehn Zurr-Ösen mit 2 t Spannkraft vorhanden. Leider aber nicht versenkt, so dass es passieren kann, dass Folie der Ballen beschädigt wird.

Wenig Wartungsaufwand Aufgrund der einfachen Ausführung ist der Reisch-Ballenwagen pflegeleicht. Nebst den Schmierstellen an Drehkranz, Zugdeichsel und Federung sind am Spannbalken zwei Schmiernippel zu versorgen. Die üblichen Kontrollen von Beleuchtung, Hydraulikanlage und Bremsen sind nicht merklich aufwändig. Die Druckluftbremsanlage erfordert es, dass man gelegentlich den Behälter entwässert. Ein Augenmerk benötigen die Spanngurten, die auch bei unsachgemässer Handhabung gequetscht werden können.

Heu- und Siloballen Der «RBW 240» wurde im Test mit Heu-Quaderballen und Silo-Rundballen beladen und diese auf Strassen und Feldwegen transportiert. Die Beladung funktionierte super, bedingte aber, dass die Ballenmasse einheitlich sind, da wegen der hydraulischen Sicherung nichts überstehen darf (ausser man spannt nach). Das gilt auch für die gelagerten Siloballen, die nicht mehr ganz die Standardmasse aufweisen. Die Ladungssicherung

Fazit Der Reisch «RBW 240» ist einfach, robust gebaut und brilliert mit seinen Nachlaufund Handling-Eigenschaften. Darum ist der Riese auch für Schweizer Verhältnisse gut geeignet. Um die 24 t Gesamtgewicht auszunutzen, braucht es ein entsprechendes Zugfahrzeug. Die hydraulische Ladungssicherung ist schnell und zuverlässig, ermöglicht aber nur ein linksseitiges Be- und Entladen. Für Einzelreihen oder ungerade Beladung ist gegebenenfalls eine zusätzliche, manuelle Sicherung mit Span-Sets nötig. In der getesteten Ausführung kostet der «RBW 240» runde 48 000 CHF (inkl. MwSt.). Das ist schon die obere Liga, aber man bekommt dafür bewährte Technik, mit der man sicher unterwegs ist.

Steckbrief zum Ballenwagen Reisch «RBW 240» Ladefläche: 10 m Länge, 2,46 m Breite Aussenmasse: 12 m Länge, 2,55 m Breite Plattformhöhe: 1220 mm (unbelastet) Leergewicht: 6360 kg Gesamtgewicht: 24 000 kg bei 40/km/h Bereifung: BKT FL693 500/45R22.5 Aufbau: Hydraulische Ladungssicherung mit 13 Spanngurten und 10 Paar Zurr-Ösen Preis: CHF 48 000.– (Testausführung, inkl. MwSt.) (Herstellerangaben)

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Impression | Einsatzbericht

Cédric (links im Bild) und Colin Schwab sind froh darüber, den Schritt zur automatischen Fütterung gewagt zu haben. Bilder: R. Burkhalter

«Vector» überzeugt auch silofrei Auf dem silofreien Betrieb der Familie Schwab in Les Ponts-de-Martel NE kommt seit kurzem das vollautomatische Fütterungssystem von Lely zum Einsatz. Sie sind weltweit die Ersten, die über den «Vector» ganze Futterrüben zumischen. Ruedi Burkhalter

«Wir sind überrascht, wie schnell sich alles eingespielt hat», sagen Cédric und Colin Schwab. Sie haben auf ihrem Betrieb in Les Ponts-de-Martel NE im März ein vollautomatisches Fütterungssystem in Betrieb genommen, das für den Lieferanten Lely in der Schweiz eine wegweisende Bedeutung hat. Seit der ersten Inbetriebnahme eines «Vector»-Systems in der Schweiz 2013 haben sich bereits rund 50 Betriebe für diese Investition entschieden, bisher jedoch ausschliesslich Betriebe mit Silofütterung. Schwabs gehören nun zu den zwei ersten Betrieben in der Schweiz, die es mit silofreier Fütterung gewagt haben, und sind laut Lely gar die Ersten weltweit, die über den «Vector» 36

Schweizer Landtechnik 5 2020

ganze Futterrüben verfüttern. Aber auch aus bautechnischer Sicht ist das Beispiel Schwab interessant.

Der Natur abgeschaut Will man in der Tierhaltung etwas verbessern, liegt man sicher nicht ganz falsch damit, als ersten Schritt das natürliche Tierverhalten zu studieren. Beim Wiederkäuer und speziell beim Rindvieh stellt man fest, dass dieses in der Natur das Futter bei entsprechender Verfügbarkeit in zahlreichen kürzeren Phasen der Nahrungsaufnahme zu sich nimmt. «Auf der Weide teilen sich Kühe die Futteraufnahme in 14 kleine Mahlzeiten ein», berichtet Marcel Schwager, Verkaufsleiter Lely Center Härkingen. Zudem erfolgt

die Futteraufnahme in der Natur vergleichsweise langsamer als bei der bei uns immer noch vorherrschenden Fütterung in zwei Hauptmahlzeiten morgens und abends. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass eine konstante, regelmässige Futteraufnahme einer der zentralen Fakto-

Tag der offenen Türe geplant Familie Schwab plant in Zusammenarbeit mit dem Lely Center Härkingen einen Tag der offenen Tür auf ihrem Betrieb. Er soll baldmöglichst stattfinden, wann dies der Fall sein wird, ist aufgrund der Einschränkungen durch Corona noch nicht bekannt.


Einsatzbericht | Impression

ren ist, wenn es um die Effizienz in der Rinderfütterung geht, sei es in der Milchoder Fleischproduktion. Entscheidend sind dabei insbesondere der Verlauf des pHWerts im Pansen sowie die Passageraten im Verdauungssystem. Die traditionellen Fütterungsintervalle morgens und abends führen dazu, dass die Tiere zu schnell zu grosse Futtermengen aufnehmen. Die damit verbundenen Schwankungen des pHWerts sowie je nach Art und Vermischung des Futters zeitweilig erhöhte Passage­ raten vermindern einerseits die Futterverwertung, können andererseits gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben. Es waren unter anderem diese Erkenntnisse, welche den Entwicklungen von Lely im Bereich der automatischen Fütterung zu Grunde liegen.

Ausprobieren leicht gemacht Das Prinzip der kontinuierlichen Futterzufuhr setzt der «Vector» in Schwabs Stall mit einer Futterhöhenmessung per Laser bestmöglich um. Beim in regelmässigen Abständen durchgeführten Futteranschieben wird gleichzeitig die Futterhöhe gemessen und nur bei Bedarf die nächste Ration vorbereitet. Für den Landwirt ist dabei die Benutzerfreundlichkeit ein zentrales Thema. Das System «Vector» ermöglicht dank der Bedienung über Smartphone jederzeit wichtige Parameter anzupassen. So kann der Tierhalter beispielsweise den Grenzwert der Futterhöhe in Abhängigkeit der Situation jederzeit mittels weniger Berührungen am Touchscreen des Smartphones anpassen. So hat es sich für Cédric und Colin Schwab als sehr einfach erwiesen, mit den eingegebenen Werten in der Startphase etwas zu «spielen», um die für den Betrieb optimalen Einstellungen zu finden.

Der «Vector» ist ein komplett schienenfreies System und bietet so beispielweise zum Eingrasen jede Flexibilität.

Stunden in der Nacht unterbrochen. Die Kühe haben dann vor dem Melken ein mini­males Hungergefühl und gelernt, dass es auf der anderen Seite des Melkstands frisches Futter gibt. So wird der Melkstand von den Kühen gerne besucht.

Zugabe von Futterrüben Auf dem silofreien Betrieb gibt es bei der Installation eines automatischen Fütterungssystems doch einige Unterschiede zur Silofütterung zu beachten. Da es in der Schweiz noch keine Anlage mit silo­ freier Fütterung zu besichtigen gab, reiste Schwab zur Entscheidungsfindung nach Frankreich, wo bereits einzelne Betriebe den «Vector» ausschliesslich mit Dürrfutter beschickten. Die Herstellung einer Mischung ausschliesslich aus getrockneten Komponenten ist insofern anspruchsvoller, als das Material aufgrund des geringen Eigengewichts dem Mischorgan und den Messern tendenziell stärker aus-

weicht. Etwas längere Mischzeiten und geringere TS-Mengen pro zubereitete Mischung sind die Auswirkungen. Auf dem Betrieb Schwab wird das Mischen durch die Zugabe der schweren Futterrüben deutlich erleichtert und verkürzt. Mit Futterrüben kann eine Mischung von rund 180 kg Frischgewicht erreicht werden, wogegen nur mit trockenem Dürrfutter die Grenze bei rund 100 bis 120 kg liegt. Eine Befeuchtung des Dürrfutters mit Wasser würde den Mischvorgang zusätzlich erleichtern, ist jedoch bei Schwab aufgrund der Milchverwertung in einer Greyerzer-Käserei nicht erlaubt.

60 Kühe Schwabs «Vector» stellt aktuell zur Fütterung der 60 Milchkühe während der Winterperiode 12 bis 14 Mischungen her, was dem natürlichen Fressverhalten perfekt entspricht. Bei der Planung müssen silo­ freie Betriebe beachten, dass mit hohem

Ideale Einstellungen gefunden Ein wichtiges Thema ist in diesem Zusammenhang auch die Einstellung der fütterungsfreien Zeiten und somit die Steuerung des Tierverkehrs im Stall. «Ganz am Anfang liessen wir das System quasi 24 Stunden durchgehend eine gewisse Futtermenge vorlegen», berichtet Cédric Schwab. «Da die Kühe so praktisch nie ein Hungergefühl verspürten, wurde es schwierig, die Tiere in den Melkstand zu bewegen. Mittlerweile hat Schwab die für seinen Boxenlaufstall mit u-förmiger Anordnung der Verkehrswege idealen Einstellungen durch Ausprobieren gefunden. Vor den Melkzeiten wird die Futterzubereitung für zwei Stunden am Tag und vier

Die Futterküche mit Brückenkran konnte in einen bestehenden Lagerraum über dem Stall integriert werden.

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Impression | Einsatzbericht

Dürrfutteranteil weniger TS pro Mischung verarbeitet werden kann. Entsprechend fällt die maximale Anzahl versorgbarer Tiere mit einem «Vector» tiefer aus. Können mit Silofütterung bis zu 250 Tiere mit einem System versorgt werden, schätzt Cédric Schwab diese Grenze auf 120 bis 150 Tiere, wenn nur Dürrfutter verwendet wird. Mit der Verwendung von Futterrüben oder frischem Gras dürfte der Wert irgendwo dazwischen liegen.

«Vector» auf zwei Ebenen Die Fressachse ist auf dem hier gezeigten Bild ausserhalb der Greiferscheune in einem über 10-jährigen Anbau angeordnet. Die übliche Anordnung des Fütterungssystems mit einer Futterküche auf dem Level der Fressachse hätte umfangreiche Bauar-

Zweite Generation Der bekannte Fütterungsroboter Lely «Vector» ging 2018 mit dem «M2» bereits in die weiterentwickelte zweite Generation. Einige Unterschiede zum Vorgängermodell sind besonders auch für silofreie Betriebe interessant. So wurde der Behälter mit einem neuen Oberteil mit Überlaufring ausgestattet, so dass auch grössere Zugaben von Dürrfutter nicht aus dem Behälter fallen. Ebenfalls wurde die Anordnung der Schneidmesser optimiert, wodurch die Misch- und Schnittqualität weiter optimiert werden konnte. Auch der oft geäusserte Praxiswunsch nach einem Magnet am Mischer-Auslass zum Entfernen allfälliger Fremdkörper wurde berücksichtigt. Weiter kann man mit der neuen Generation eine Reduktion der Servicekosten erwarten, da unter anderem der Mischbehälter sowie die Mischschnecke neu aus Chromstahl sind. Dies darf sicher als grosse Aufwertung der Maschine gewertet werden.

beiten ausgelöst. Die Futterküche mit der Variante «Brückenkran» konnte aber in einem Lagerraum zwischen Fressachse und Greiferscheune ein Stockwerk über dem Stall untergebracht werden. Die Komponenten Heu, Emd, Stroh, Luzerne und Futterrüben werden in separaten Boxen ge­ lagert und durch den Greifer über eine trichterförmige Rutsche in den tiefer gelegenen Mischbehälter gegeben. Aufgrund der zeitlichen Verzögerung in der Rutsche musste die Software des Systems angepasst werden. Die Greifzange kommt auch mit wechselnden Lagermethoden zurecht, denn teilweise kommen bei Schwab neben dem Belüftungsheu auch Rundballen in die Futterküche.

Bedienung und Überwachung des Systems kann von überall mit dem Smartphone vorgenommen werden. Bild: zvg

Mehrere hundert Stunden pro Jahr Was die Wirtschaftlichkeit des Systems betrifft, ist Cédric Schwab bereits nach kurzer Einsatzzeit positiv überrascht. «Wir sparen pro Tag mindestens eine Stunde Arbeitszeit und gewinnen ein grosses Plus an Flexibilität, was insbesondere in Phasen der Spitzenbelastung und bei der Gestaltung von Freizeit zum Tragen kommt. Auch die von Lely oft zitierte Leistungssteigerung kann Schwab bestätigen: «Wir stellen einerseits eine höhere Futteraufnahme, andererseits eine bessere Futterverwertung fest.» Gerade im zunehmend hektischen Alltag kann eine automatisierte Fütterung das Zünglein an der Waage spielen, wenn es um die Arbeitsbelastung und -überlastung geht. So entsteht ein grosses Plus für die Gesundheit und das Wohlergehen der Familie. Die Investitionskosten für ein «Vector»-System sind je nach Version und Komplexität ab 160 000 Franken angesiedelt.

Zwei Varianten zum Eingrasen Auf silofreien Betrieben lässt sich der Einsatz eines «Vectors» übrigens auch problemlos mit der Variante Eingrasen kombinieren, wobei zwei grundlegend unter-

schiedliche Wege zum Ziel führen: Bei der ersten Variante wird das Grünfutter den Tieren wie gewohnt direkt an der Futterkrippe vorgelegt, beispielsweise mit einem Dosierladewagen mit Querförderband. Der «Vector» erkennt dann beim Futteranschieben automatisch, dass keine Futterzufuhr erforderlich ist, und beschränkt sich so lange aufs Anschieben, bis wieder eine bestimmte Futterhöhe unterschritten wird. Als zweite Variante wird auch das Vorlegen von frischem Gras über den «Vector» praktiziert. Mit dieser Variante ergibt sich zusätzlich die Möglichkeit, dem frischen Gras weitere Komponenten beizumischen und so beispielsweise jungem Futter mit Stroh oder Heu zusätzlich Rohfaser beizufügen und so die Passage­ rate zu steuern. Andererseits kann die Verarbeitung von sehr nassem, strukturarmem Gras im Mischer eine Herausforderung darstellen. Die beiden Varianten lassen sich in Abhängigkeit der Futterbeschaffenheit bei entsprechender Einrichtung auch kombinieren. Cédric Schwab praktiziert das Eingrasen nur für kurze Phasen, wenn im Sommer das Weidefutter knapp wird.

Der Greifer kommt mit ganzen Futterrüben problemlos zurecht. Diese werden zerkleinert und sind auf der ganzen Länge erstaunlich gut verteilt.

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29.04.2020 13:48:27


Management | Gewässerschutz

Landwirte mit undichten oder offenen Schachtdeckeln im Acker sollen das Gespräch mit dem Leitungsbetreiber suchen und eine Lösung für die Behebung des Mangels erarbeiten, heisst es von Seiten der Umweltschutzämter. Bild: Eawag, Urs Schönenberger

Offene Schachtdeckel: Gespräch mit dem Betreiber suchen Undichte oder offene Schachtdeckel im Acker sind ein Problem für den Gewässerschutz. Oft aber gehören die Schächte gar nicht den Landwirten. Weil ab diesem Jahr mit Kontrollen gerechnet werden muss, ist es ratsam, mit dem Betreiber der Leitung das Gespräch zu suchen. Heinz Röthlisberger

Ab dem neuen Jahr wird in vielen Kantonen der Gewässerschutz auf landwirtschaftlichen Betrieben kontrolliert. Insgesamt 13 Punkte stehen dabei im Fokus. Zusammengefasst werden diese Kontrollpunkte im Merkblatt «Gewässerschutz in der Landwirtschaft – ist mein Betrieb fit für die Kontrolle?» (siehe Kasten). Beim 13. und damit letzten Punkt geht es um offene und undichte Schachtdeckel auf Landwirtschaftsland. Dort steht: Entwässerungs-, Einlauf- und Kontrollschächte sind direkte Verbindungen zu Gewässern. Die Schächte sind so anzulegen oder zu schützen, dass Nährstoffe 40

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und Pflanzenschutzmittel (PSM) nicht hineingelangen können (direkt, mittels erodierter Erde oder Abschwemmwasser usw.) und Gewässer verschmutzen. Die Schachtdeckel müssen regelmässig kontrolliert und undichte Schachtdeckel ersetzt werden. Falls nötig, müssen die Schächte erhöht werden oder um Schächte eine Pufferzone angelegt werden. In den wohl meisten Fällen gehören diese Schächte aber gar nicht den Bauern. Die Frage drängt sich deshalb auf: Wer muss in die Pflicht genommen werden, wenn Schachtdeckel undicht oder nicht geschlossen sind? Die «Schweizer Landtech-

nik» hat beim Herausgeber des Merkblattes, der Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzämter (KVU), nachgefragt: Schweizer Landtechnik: Was sollen Bauern unternehmen, wenn auf ihrem Land offene oder undichte Schachtdeckel vorhanden sind und diese nicht ihnen, sondern der Gemeinde oder einem anderen Betreiber gehören? KVU: Schächte sind eine direkte Verbindung zu Gewässern. Wenn auf einer Parzelle solche Schächte offen sind, dann müssen diese abgedeckt werden, sonst gelangen Dünger, Pflanzenschutzmittel


Gewässerschutz | Management

Merkblatt herunterladen GEWÄSSERSCHUTZ IN DER LANDWIRTSCHAFT

Gewässerschutz in der Landwirtschaft – ist mein Betrieb fit für die Kontrolle? Mit 13 Punkten lässt sich überprüfen, ob ein Betrieb die wichtigsten Anforderungen an den Gewässerschutz erfüllt. Die Kontrolle erfolgt im Rahmen der Grundkontrolle und ist eine visuelle Kontrolle: es werden also keine Dichtheitsprüfungen durchgeführt oder nach Mängel gegraben. Ziel ist es, die wichtigsten Risiken und mögliche Fehler festzustellen. Sechs Kontrollpunkte betreffen den baulichen Gewässerschutz, fünf Pflanzenschutzmittel (PSM), Düngemittel und Treibstoffe und zwei die diffusen Einträge in Gewässer. Inhalt Landwirtschaftliche Bauten, Mineral- und Hofdünger 1. Güllelager 2. Mistlager 3. Zwischenlagerung von Mist auf dem Feld 4. Silos, Siloballen und Sickersaft 5. Permanent zugänglicher Laufhof und übrige Laufhöfe 6. Umschlag- und Gülleentnahmeplätze, Waschplätze

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Liste Kontrollpunkte

Pflanzenschutzmittel 7. Lagerung von Pflanzenschutz- 5 mitteln 8. Abstellplatz für Spritzgeräte 5 9. Füll- und Waschplatz für Spritz- 6 geräte Treibstoffe, Fette und Öle 11. Betankungsplatz 10. Lagerung von Treibstoffen, Fetten und Ölen

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Diffuse Einträge von Nährstoffen und PSM 12. Weide 13. Schächte auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche

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1 Die Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzämter der Schweiz (KVU) hat eine Liste mit Kontrollpunkten für den Gewässerschutz in der Landwirtschaft herausgegeben. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit der KIP und PIOCH erarbeitet. Die Kontrollliste ist zwar neu, die Inhalte aber nicht: die Anforderungen entsprechen den geltenden Rechtsgrundlagen (vgl. Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft). Die Liste ist verfügbar unter: www.kvu.ch Das Grundprinzip ist das Folgende: Pflanzenschutzmittel, Treibstoffe, Schmierstoffe, Düngemittel usw. dürfen nicht in Grundwasservorkommen und Oberflächengewässer, die Kanalisation, Schächte usw. gelangen. Bereits geringste Mengen können gravierende Gewässerverschmutzungen verursachen. Die Landwirtschaftsbetriebe können sich jetzt vorbereiten und selber kontrollieren, ob sie im Gewässerschutz fit sind. Falls nicht, sollten sie dies rasch korrigieren. Damit vermeiden sie langwierige Prozesse und sogar Verfügungen, die in einer Kürzung von Direktzahlung enden könnten. Das vorliegende Merkblatt ist nicht abschliessend. Weitere Informationen finden sie in der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft von BAFU und BLW: www.bafu.admin.ch > Themen > Thema Wasser > Publikationen und Studien Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft, Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft oder Nährstoffe und Verwendung von Düngern in der Landwirtschaft.

Für Bäuerin und Bauer ackern wir tagtäglich. Die Liste mit den Kontrollpunkten haben die Vorsteher der Umweltschutzämter (KVU) herausgegeben und im Merkblatt Nr. 3496 «Gewässerschutz in der Landwirtschaft – ist mein Betrieb fit für die Kontrolle» zusammengefasst. Das 8-seitige Merkblatt kann auf der Homepage von Agridea heruntergeladen werden. Der Download des Merkblattes ist kostenlos, bestellte Exemplare (Postversand) kosten 5 Franken.

Auf www.agridea.ch in der Suchmaske entweder «3496» oder «Gewässerschutz in der Landwirtschaft» eingeben oder auf www.google.ch nach «Gewässerschutz in der Landwirtschaft – ist mein Betrieb fit für die Kontrolle» suchen.

(PSM) und Erde ins Gewässer. Falls der Schacht nicht dem Landwirt gehört, kann er zuerst prüfen, ob eine Dienstbarkeit im Grundbuch oder Pachtvertrag eingetragen ist. Ein Eintrag gibt bezüglich Handhabung vielleicht Aufschluss. Bei fehlendem Eintrag ist mit dem Betreiber (öffentliche Hand, Unterhaltsgenossenschaft usw.) der Kanalisation das Gespräch zu suchen. Sollte keine zielführende Lösung erarbeitet werden können, ist eine Pufferzone zu erstellen oder es sind bauliche Massnahmen zu treffen, damit verhindert werden kann, dass Einträge stattfinden. Wird ein Schacht neu erstellt, muss darauf geachtet werden, dass der Schutz vor Einträgen geregelt wird. Wer ist konkret dafür verantwortlich, dass solche Schächte mit einem geschlossenen Deckel versehen oder instand gesetzt werden? Dies ist föderalistisch unterschiedlich geregelt: je nach Entwässerungsreglementen, Dienstbarkeiten und Verträgen. In erster Linie bleibt der Landwirt aber dafür verantwortlich, dass keine Stoffe in die Schächte gelangen. Muss der Bauer den Leitungsbetreiber auf die ungenügende Situation aufmerksam machen? Nicht zwingend, aber da er verantwortlich dafür ist, dass keine Dünger und PSM in die Schächte gelangen, ist es in seinem Eigeninteresse, dass er den Betreiber darauf ansetzt. Werden Schachtdeckel bereits ab diesem Jahr kontrolliert und gibt es Unterschiede von Kanton zu Kanton? Uns ist bekannt, dass die Kantone unterschiedlich weit sind mit der Umsetzung der Grundkontrollen im Gewässerschutz. Die KVU und das Bundesamt für Umwelt BAFU setzen sich für eine Harmonisierung der Kontrollen ein, aber die Verantwortung liegt bei den Kantonen. Die Grundkontrollen sind seit Herbst 2018 veröffentlicht. Viele Kantone haben im 2019 die Kontrollen vorbereitet und die Landwirte sensibilisiert. Ziel war es, im 2020 mit den Kontrollen zu starten, was auch einige Kantone getan haben. Die anderen werden folgen. 5 2020 Schweizer Landtechnik

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Wir sind das Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Landwirtschaft und verwandten Gebieten. Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) Picardiestrasse 3 | 5040 Schöftland +41 62 739 50 40 | bul@bul.ch | www.bul.ch


Management | Rechtsecke

So präsentierte sich die Unfallstelle für die Patrouille der Polizei. Bild: Mobile Einsatzpolizei AG

Fertig mit lustig So hatten sich die rund zwanzig Personen den Junggesellenanlass nicht vorgestellt. Am Vorabend montierten sie auf einem schon etwas älteren Vierradanhänger eine Festbank, ein Stromaggregat und eine Musikanlage. Vorgespannt wurde ein Bührer «OP17». Es sollte ein gemütlicher Ausflug werden. Geendet hat dieser Anlass abrupt mit einem Überschlag in einer steilen Strasse. Stephan Stulz*

18 Verletzte – das war die Bilanz nach einem Traktorunfall bei einem Polterabend in Wohlen AG vor mehr als zwei Jahren. Die «Schweizer Landtechnik» berichtete im September 2017 darüber. Mit diesem Beitrag wird nun beschrieben, wie es mit der nachfolgenden juristischen Aufarbeitung aus technischer Sicht weiterging.

Erste Rettungsmassnahmen Zwecks Erstbehandlung und Transport sämtlicher Verletzten in die umliegenden

* Stephan Stulz ist gelernter Landmaschinen­ mechaniker, studierter Maschineningenieur und heute Rechtsanwalt mit einer eigenen Kanzlei am Hahnrainweg 4, Postfach, 5400 Baden (056 203 10 00, office@stulz-recht.ch).

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Schweizer Landtechnik 5 2020

Spitaler kamen zwei Rettungshelikopter und zehn Ambulanzen zum Einsatz. Gesamthaft wurden 15 Personen mit leichten bis mittelschweren Verletzungen und drei mit schweren Verletzungen in sieben verschiedene Spitäler eingewiesen. Seitens Polizei wurden neun Patrouillen mit Einsatzleitung, Pikett-Offizieren und Medienbetreuern sowie Mitarbeitenden der Kriminalpolizei und der Unfallgruppe aufgeboten. Da die Gefahr bestand, dass der Anhänger auf die verletzten Personen kippen könnte, war zudem auch die Feuerwehr für die Sicherung zur Stelle.

gen. Ich bin in Wohlen nicht ortskundig und kannte diese Strasse nicht genau. Ich habe das Schild mit 18%-Gefälle gesehen und dann einen Gang zurückgeschaltet. Als der Wagen schneller wurde, habe ich versucht zu bremsen. Ich bemerkte, dass die Räder nicht bremsen konnten. So legte ich die Differenzialsperre ein. Dabei gab es einen Schlag und der Traktor begann zu schlingern. Ich konnte den Traktor nur noch in Richtung Mauer lenken. Danach kann ich nichts Genaues mehr sagen. Ich bin unter dem Traktor hervorgekrochen und habe nach den anderen Personen geschaut.»

Schilderung des Fahrers

Unfallschilderungen der Mitfahrenden und Anwohner

So schilderte der Fahrer den Unfallhergang: «Vom Wald her wollten wir nach Villmer-

Sämtliche Mitfahrende wurde nach und


Rechtsecke | Management

Auf dem Bild links ist eine freie, offene Auflaufbremse, auf dem Bild rechts die gesperrte Situation dieser Auflaufbremse zu sehen. Bilder: Gruppe Verkehrstechnik, Polizei AG

nach befragt. Diese schilderten alle, dass es bis zum Unfall eine gemütliche und si­ chere Fahrt gewesen sei. Das Gefährt sei zunehmend schneller geworden und eini­ ge hätten festgestellt, dass der Fahrer das Gefährt zunehmend nicht mehr unter Kontrolle bringen konnte. Einige der Mit­ fahrenden konnten sich an einen Schlen­ ker erinnern, andere haben den Ge­ schmack verbrannter Bremsen und Pneus in Erinnerung, wieder andere hörten den Aufruf «Haltet euch fest!». Es sei dann al­ les schnell gegangen. Ein Anwohner will zuerst ein Johlen wie bei einer Party gehört haben. Der Traktor sei mit etwa gegen 70 km/h unterwegs gewesen. Eine andere Anwohnerin schätz­ te die Geschwindigkeit auf 40 km/h und erwähnte, die Leute auf dem Anhänger hätten aus Angst geschrien.

Suche nach der Unfallursache Nach der Unfallursache gefragt, antwor­ tete der Fahrer, dass der Wagen vermut­ lich zu schwer gewesen sei. Das ist eine mögliche Sichtweise und Ursache, aber nicht die einzige. Das landwirtschaftliche Zentrum Liebegg nahm, angefragt durch die Staatsanwaltschaft, zum Unfallher­ gang wie folgt Stellung: «Grundsätzlich ist der Betrieb eines solchen Traktors und Anhängers nicht verboten. Da der Anhän­ ger nicht aktiv gebremst werden konnte, hat dieser den Traktor gestossen. Man muss beachten, dass auf der gebremsten Traktorhinterachse nur rund 1400 kg las­ ten. Zudem kann das Aufstossen des An­ hängers bewirken, dass der Traktor hin­ ten entlastet wird, was dann noch weni­ ger Bremsgewicht (Adhäsionsgewicht) bedeutet. Der Fahrer versuchte wohl

noch, nach links abzubiegen. Er habe dann aber wohl noch bemerkt, dass die­ ses Manöver den Traktor zum seitlichen Umsturz bringen kann, und versuchte wieder nach rechts zu lenken.» Es war ein Zusammenspiel von unglück­ lichen Umständen, die zum Unfall geführt haben. Erstens: Bei einem Gefälle von 18  % stösst der Anhänger mit rund 420 daN (Deka-Newton) auf den Traktor. Nicht viel, könnte man meinen. Der Trak­ tor kann mit seinem Adhäsionsgewicht in der Ebene eine Kraft von etwa 1150 daN abbremsen. Durch das Gefälle und sein Eigengewicht verliert er 200 daN, es blei­ ben noch 950 daN. Damit muss er nebst dem Anhänger sein Eigengewicht ab­ bremsen. Dazu benötigt er weitere 400  daN. Die Bremskraft hätte wohl knapp gereicht. Auf der Bremsstrecke ist aber meist nur eine Bremsspur ersichtlich. Das bedeutet, dass das linke Traktorrad entweder weniger Bremskraft entwickelt hat oder eben vom stossenden Anhänger entlastet wurde. Bremst nur ein Rad, steht auch nur die halbe Kraft zur Verfü­ gung. Der Fahrer hat noch versucht, mit dem Zuschalten der Differenzialsperre die Bremswirkung zu verbessern (ersichtlich aus den zwei parallelen Bremsspuren). Der Strassenbelag hat auch nicht die bes­ ten Hafteigenschaften; bei warmem Wet­ ter weicht er auf, die Haftung zwischen Reifen und Strassenbelag nimmt ab. Zweitens: Der Anhänger konnte vom Fahrer und auch von einem der Mitfah­ renden nicht bedient werden. Beim Trak­ tor war nach dem Unfall der zweite Gang in der Strassengruppe eingeschaltet. Das war nicht zu schnell. Nach Beginn des Rutschens/Schleuderns war der Fahrer

chancenlos. In einer ausführlichen tech­ nischen Fahrzeuguntersuchung mit Test­ fahrten und -messungen ging man den physikalischen Gegebenheiten des Ge­ spanns im Detail nach. Die Gutachter stellten fest, dass die Bremsen des Ge­ spanns den gesetzlichen Vorschriften be­ züglich der Bremsverzögerung nicht ganz genügten. Insbesondere beim Anhänger zeigten sich grosse Differenzen zwischen den linken und rechten Rädern. Die Gut­ achter haben auf die Wichtigkeit und Funktionsweise der Auflaufbremse hin­ gewiesen. Mit eingeschalteter Auflauf­ bremse betrug die Bremsverzögerung 2,65 m/s², ohne aktive Auflaufbremse er­ reichte das Gespann eine Verzögerung von 1,35 m/s². Mittels einer gesicherten Testfahrt im Testgelände (Beladung mit Wassercon­ tainer und Sicherung des Gespanns mit einer Seilwinde) konnten die Gutachter feststellen, dass das Gespann im Gelände gehalten werden kann, auch wenn die Auflaufbremse blockiert ist. Wird das Ge­ spann zuerst jedoch leicht rollen gelas­ sen, kann es ohne eingeschaltete Auflauf­ bremse nicht mehr abgebremst werden, und das Gespann wird zunehmend schneller (im Test musste das Gefährt dementsprechend mit Hilfe der Seilwinde gestoppt werden).

Auflaufbremse als massgebende Ursache Die Gutachter stellten in ihren Versuchen fest, dass die Auflaufbremse bei ruckartigen Bewegungen in Form von Anfahren oder Schaltvorgängen durch den kleinen Um­ schalthebel blockiert werden konnte. Das ist in einem Video aufgezeichnet worden. 5 2020 Schweizer Landtechnik

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Management | Rechtsecke

Zusammenfassend ist wohl davon auszugehen, dass die Auflaufbremse möglicherweise unbeabsichtigt während der Fahrt blockiert worden ist und dieser Umstand vom Fahrer nicht genügend früh bemerkt wurde. Dadurch musste die gesamte Bremskraft durch den verhältnismässig leichten Traktor (mit höchstwahrscheinlich noch zusätzlich entlasteter Hinterachse durch den stossenden Vierradanhänger) aufgebracht werden. Das ist bei einem Gesamtgewicht von rund 5,5 t und einem Gefälle von beinahe 20  % schlichtweg nicht möglich.

Verfahrensgang und die Schuldfrage Der Fahrer wurde von der Staatsanwaltschaft im Strafbefehlsverfahren wegen der Verletzung zahlreicher Vorschriften des Strassenverkehrsrechts verurteilt (Nichtbeherrschen des Fahrzeuges, Inverkehrbringen von Fahrzeugen in nicht vorschriftsgemässem Zustand, fehlender Versicherungsschutz und Führerausweis, ungenügende Sicherung der Ladung). Zu einem ordentlichen Verfahren vor einem unabhängigen Gericht kam es aber nicht, da der Fahrer seine gegen den Strafbefehl erhobene Einsprache frühzeitig zurückzog und so der Strafbefehl rechtskräftig wurde. Mit einem blauen Auge ist der Fahrer insofern davongekommen, als soweit ersichtlich sämtliche Mitfahrenden zwischenzeitlich wieder gesund sind und keiner der zahlreichen Verunfallten als Zivil- oder Strafkläger im Strafverfahren Ansprüche geltend gemacht hat. Die Schuld wurde von der Staatsanwaltschaft vollumfänglich dem Fahrer angelastet, da er vor dem Befahren der steilen Strasse keine Vorkehrungen getroffen hat, beispielsweise die Mitfahrenden zum Absteigen vom Wagen auffordern.

Schlussfolgerungen Werden Fahrzeuge für einen offensichtlich betriebsfremden Zweck verwendet, so ist besondere Vorsicht geboten. Im vorliegenden Fall verfügten sowohl der Fahrer als auch zahlreiche Mitfahrende eigentlich über genügende Fach- und Gesetzeskenntnisse, trotzdem kam es zum verhängnisvollen Unfall. Es empfiehlt sich in solchen Fällen zwingend, sich exakt an die gesetzlichen Vorgaben zu halten (Bewilligung einholen mit Fahrtroute) und allenfalls das Gefährt begutachten zu lassen. Wird eine solche Sonderbewilligung erteilt, so wird in aller Regel die Schuldfrage bei einem Unfall im Nachhinein anders beurteilt. 44

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Ein rollendes Gespann, wie bei diesem Unfall verwendet, kann bei einem Gefälle von 18 % ohne eingeschaltete Auflaufbremse nicht mehr abgebremst werden. Bild: Mobile Einsatzpolizei AG

Rechtliche Bemerkungen Auf Gesetzes- und Verordnungsstufe bestehen heute für verschiedene Fahrzeugtypen umfassende Zulassungs- und Verkehrsvorschriften. Seit jeher gelten für die Landwirtschaft regelmässig spezielle Vorschriften, die aus unterschiedlichen Überlegungen in der Regel weniger streng sind. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen immer noch zugelassenen, jedoch ungeprüften Anhänger mit Jahrgang 1954 und einen Traktor mit einer ersten Inverkehrsetzung im Jahre 1969. Damals gab es keine oder nur sehr rudimentäre auf den Traktor bezogene Vorschriften. Aus diesem Grunde benötigt die Verwendung älterer Fahrzeuge und Anhänger regelmässig besondere Anforderungen und Vorkehrungen, besonders, wenn diese für betriebsfremde Zwecke verwendet werden. Physikalisch spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob das Fahrgewicht von Personen oder Sachen herrührt. Verkehrs- und versicherungsrechtlich spielt das Frachtgut jedoch eine entscheidende Rolle, denn für Personentransporte bestehen ab neun Personen besondere Haftpflichtversicherungspflichten und es braucht besondere Führerausweise (Art. 63 Abs. 1 SVG u. Art. 61 Abs. 5 VRV). Im vorliegenden Fall hätte der Fahrer mit seinem D1-Ausweis maximal 16 Personen, nicht aber 17 Personen mitführen dürfen. Aufgrund der Unfallsituation und der ersten Stellungnahme war eigentlich die Schuldfrage des Unfalls schon ganz am Anfang zu Lasten des Fahrers entschieden. In diesem Sinne fokussierten sich auch die

weiteren Untersuchungen der Staatsanwaltschaft. Interessanterweise wurde beispielsweise keine Auswertung des recht umfangreichen Spurenmaterials und der Brems-Schleuderspuren vorgenommen. Der Hinweis der Gutachter wegen der kon­ struktionsbedingten technischen Selbst­ blockierung der Auflaufbremse wurde im Strafbefehl nicht entlastend thematisiert. Aufgrund der Formulierung im Strafbefehl muss angenommen werden, dass die Strafbehörden mit der Funktionsweise von Feststell-, Auflauf- sowie Betriebsbremse nicht genügend vertraut gewesen waren. Insofern ist jede Strafuntersuchung auch von gewissen Zufälligkeiten geprägt. Auch in diesem Strafverfahren zeigt es sich deutlich, dass die Strafbehörden die Schuld vornehmlich beim Fahrer suchten. Selten bis nie wird die Frage gestellt, ob nicht auch dem Gesetzgeber oder dem Hersteller gewisse Versäumnisse anzulasten sind. Vorliegend etwa der Tatsache, dass sich offenbar die Auflaufbremse (ungewollt) selbstständig blockieren konnte. Wenn einem ein solcher Unfall passiert, ist es ratsam, sich damit detailliert auseinanderzusetzen und frühzeitig fachkundigen Rat einzuholen. Letztlich sind auch die Strafbehörden nicht daran interessiert, die nicht geringen Kosten eines solchen Unfalls dem Staat zu überbinden. Im vorliegenden Fall wurden die direkten Untersuchungsund Gutachterkosten im unteren fünfstelligen Bereich dem Fahrer auferlegt. Der Fahrer wurde zudem mit einer Busse von CHF 2000.– bestraft.


Praxisfrage | Management

Diese verlangte freie Überblickbarkeit in einem Halbkreis nach vorne bedeutet aber nicht, dass gar keine Einschränkungen der Sicht bestehen dürfen. Die Beobachtung des Geschehens vor dem Fahrzeug und seitlich der Fahrbahn muss jedoch bei nor­ maler Fahrt immer möglich sein und darf keine Verrenkungen des Fahrers oder der Fahrerin erfordern. Den speziellen Gegebenheiten bei Trakto­ ren wie Auspuffrohre, dicke und allenfalls mit Anzeigegeräten bestückte Kabinen­ ­ holme sowie fest oder temporär montierte Terminals und Displays wurde in den inter­ nationalen Typengenehmigungsvorschrif­ ten Rechnung getragen. Diese fanden auch Eingang in die VTS oder es wird in dieser Verordnung darauf verwiesen. Bei der Platzierung von Terminals in der Traktorkabine ist darauf zu achten, dass diese das Sichtfeld des Fahrers nicht zu stark beeinträchtigen. Bild: R. Engeler

Sichtfeld einhalten Wie bei Autos gilt auch für Traktoren, dass ein ausreichendes Sichtfeld nach vorne vorhanden sein muss. Gewisse Einschränkungen der Sicht sind aber möglich. Roman Engeler Ein Traktor muss so gebaut sein, dass dem Lenker sowohl im Strassenverkehr als auch beim Einsatz in der Land- oder Forstwirt­ schaft ein ausreichendes Sichtfeld zur Ver­ fügung steht. Die Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenver­ kehrsfahrzeuge (VTS) schreibt in Art. 71a

Abs. 1 vor, dass bei einer Augenhöhe von 0,75 m über der Sitzfläche ausserhalb eines Halbkreises von 12 m Radius die Fahrbahn frei überblickt werden muss. Diese Vor­ schrift gilt grundsätzlich für alle Fahrzeuge. Bei Traktoren sollte zudem ein freier Blick auf die vorderen Räder gewährleistet sein.

Sichteinschränkungen möglich Die Vorgaben bei Traktoren lassen insge­ samt sechs Unterbrechungen des Sichthalb­ kreises mit unterschiedlichen Breiten zu. In einem Sichtkeil vor dem Fahrzeug (Segment mit 9,5 m Breite in 12 m Entfernung) dürfen zwei dieser Verdeckungen liegen (siehe dazu Abbildung). Jede dieser Verdeckungen darf nicht grösser als 700 mm sein (ausser, wenn die entsprechenden Bauteile kons­ truktiv nicht anders gestaltet oder angeord­ net werden können). Weiter dürfen links und rechts dieses Seg­ ments je zwei weitere Verdeckungen vor­ handen sein. Diese Verdeckungen können entweder beide eine maximale Grösse von 1200 mm aufweisen (Version A auf Abbildung) oder die eine Verdeckung darf nicht grösser als 700 mm und die andere nicht grösser als 1500 mm sein (Version B). Mo­ nitore können oft so platziert werden, dass sie das erwähnte Sichtfeld nicht beein­ trächtigen, oder man kann sie bei Strassen­ fahrt oder Nichtgebrauch wegdrehen, so dass die Projektionsfläche in einen ohnehin verdeckten Bereich zu liegen kommt.

Wo drückt der Schuh?

Insgesamt sechs Unterbrechungen des Sichthalbkreises sind erlaubt. Skizze: R. Engeler, sr

Was beschäftigt Sektionsmitglieder des Schweizerischen Verbandes für Land­ technik (SVLT)? Wo drückt der Schuh? Welchen Hauptproblemen sieht man sich in der Praxis ausgesetzt? In dieser lose erscheinenden Serie behandelt die «Schweizer Landtechnik» Anliegen aus der Praxis, wie sie laufend an den SVLT herangetragen werden. Auskünfte dazu sind beim SVLT in Rini­ ken erhältlich. Telefon 056 462 32 00; www.agrartechnik.ch

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Management | Betriebswirtschaft

zwei Pole mit unterschiedlichen elektri­ schen Potenzialen über einen Leiter ver­ bunden sind. Die Kuh wirkt im Melkstand als Leiter und wird von kleinen elektri­ schen Spannungen elektrisiert, wenn sie zwei Punkte mit unterschiedlichen elek­ trischen Potenzialen im Melkstand be­ rührt. Die Höhe dieser Differenzspan­ nung (U) hängt von der Potenzialdifferenz (U) und dem Widerstand des elektrischen Leiters (R) ab. Stellt man eine elektrische Potenzialdiffe­ renz oder Spannung von > 1,0 Volt zwi­ schen dem Brustrohr und dem Wellen­ rohr des Melkstandgerüstes (Standort) fest und hat der elektrische Leiter dabei einen Widerstand von rund 500 Ohm (was in etwa einer Kuh entspricht), fliesst ein Streustrom (I) von 2 mA (I = U/R). Menschen spüren bei einem Strom dieser Stärke ein leichtes Kribbeln, eine Kuh hin­ gegen reagiert wesentlich empfindlicher. Streuströme von 1 bis 2 Milliampere (mA) können bereits Auswirkungen auf den Melkvorgang haben. Mit zunehmender Differenzspannung werden das Wohlbe­ finden und die Leistung der Kühe negativ beeinflusst (siehe Schema 3 auf der letz­ ten Seite). Zum Problem werden Streuströme im Stall, wenn eine Kuh zwei verschiedene unter Strom stehende Metallteile berührt, zum Beispiel wenn sie auf dem Boden steht und die Nase ins Tränkebecken hält. Hier wird die Differenzspannung am Melkstand gemessen. Bilder: Esti

Kühe unter Strom Streuströme, auch Kriechströme genannt, können zu erheblichen Problemen im Milchviehstall führen. Wie kann es zu solchen Streuströmen überhaupt kommen, welche Präventionsmassnahmen gibt es und welche Möglichkeiten zur Sanierung von betroffenen Ställen sind heute vorhanden? André Moser*

Auch bei modernen und normgerecht in­ stallierten Kuhställen können Probleme vor allem im Melkablauf auftreten. So be­ treten die Kühe den Melkstand nicht frei­ willig, sind unruhig, koten und harnen vermehrt. Dabei verändert sich das Melk­ verhalten auffällig und die Eutergesund­ * Der Autor ist technischer Experte und Sicherheitsbeauftragter beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat ESTI (esti.admin.ch).

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Schweizer Landtechnik 5 2020

heit verschlechtert sich. Eine Ursache für diese Probleme in den Melkständen kön­ nen Differenzspannungen (Streuströme, landläufig auch Kriechströme genannt) sein.

Wie sind die Gründe dafür? Die Problematik der Differenzspannung kann man anhand des Prinzips einer Bat­ terie erklären. Diese erzeugte Spannung führt zu einem elektrischen Strom, sobald

Entstehung von Differenzen Die Konstellation ist oft so, dass der Hof abgelegen vom bebauten Gebiet liegt und eine grosse Fundamentfläche auf­ weist. Deswegen fliessen bei dieser Kon­ stellation «grössere» Ströme in die Er­ dungsleitung. Die Impedanz, Verhältnisse zwischen Fundamenterder (Erdungslei­ tung) und PEN-Leiter (siehe Kasten «Be­ griffe») der Anschlussleitung, begünstigen Differenzspannungen zu Streuströmen. Hinzu kommt, dass die Erdungsleitungen

Fachmann beiziehen Prüfungen von Streuströmen sollten durch einen Elektrofachmann mit Ausbil­ dung und Erfahrung in «Streuströmen in landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetrie­ ben» durchgeführt werden. Die Kontroll­ organe findet man unter der Internetad­ resse https://verzeichnisse.esti.ch/de/ aikb, unbedingt nach der Ausbildung «Streuströme-Ausbildung beim VSEK» nach­fragen (nur wenige haben diese Ausbildung). Die Kosten für rund einen Tag Arbeit zusätzlich Spesen (Weg, Untersuchung, Bericht erstellen) betra­ gen je nach Grösse und Dauer rund 180 Franken pro Stunde.


Betriebswirtschaft | Management

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Schema 1 (Quelle: NIN Fig. 7.05.A.1)

B

1 Anschlussleitung (Elektro) 2 Anschluss Fundamenterder 3 Haupterdungsschiene (Schutzpotenzial-Verbindungen sind jedoch immer auf kürzestem Weg zur Erdungsanlage zu realisieren) 4 Wasserleitung (leitend) 5 Fundamenterder 6 Anschluss Ableitung LPS (Blitzschutz) 7 Anschluss Bewehrung Schwemmkanal 8 Potenzialausgleichsverbindung unter verschiedenen Bewehrungen 9 Bewehrungsnetz im Lager, in PA integrieren 10 Schwemmkanal, in PA integrieren 11 Laufkran 12 Melkanlage, Melkstand, in PA integrieren 13 Fangleitungen LPS 14 Verbindung mit Fangeinrichtung LPS, falls erforderlich (Trennungsabstand) PA Potenzialausgleich LPS Äusseres Blitzschutzsystem

LPS

LPS

Schema 2 (Quelle: NIN Fig. 7.05.A.3 Beispiel der Errichtung eines Fundamenterders in einem Kuhstall)

• A: Verbindung, falls der Stall eine Länge = 15 m aufweist • B: Ringförmig angeordneter Fundamenterder • LPS: Anschlussstelle für ein Blitzschutzsystem (Lightning Protection System)

2. Erdungen, die nicht sternförmig verlegt wurden (parallele Schlaufenbildungen) 3. Asymmetrische Ausgleichsströme (ungleichmässige Belastungen), die den Rückweg über das Erdsystem suchen durch die Stallkonstruktionen parallel zum PEN-Leiter (Differenzspannungen, Spannungsfälle die Streuströme bewirken)

Folgende Fragen stellen sich:

oft durch die sensitiven Bereiche (Stallkonstruktionen) führen. Sind solche Differenzspannungen in Ställen vorhanden, leiden vor allem Kühe unter dieser Belastung. Die Kühe können krank werden und weniger oder gar keine Milch mehr geben (verändertes Trink- und Essverhalten, Melkprobleme). Ist die Ursache behoben, kann es oft sehr lange dauern, bis die Kühe wieder gesund werden. Den Landwirten entstehen dadurch sehr grosse Ausfälle und damit auch sehr hohe Unkosten.

Vorgehen zur Lösung des Problems Treten im Melkstand die genannten Probleme auf, sollte eine umfassende Fehleranalyse durchgeführt werden, die neben einer Überprüfung der Funktionalität der Melkanlage auch das Vorhandensein von Differenzspannungen beinhalten muss. Sind Letztere vorhanden, gilt es einerseits die Quelle der Differenzspannung und des Streustromes zu identifizieren und gleichzeitig eventuelle Fehler bei Erdung und Schutzpotenzialausgleich ausfindig zu machen.

Es lassen sich vor allem drei Gruppen von Ursachen herauskristallisieren: 1. Geräte, die Fehlerströme gegen den Schutzleiter erzeugen, z. B. Melkanlagen, Frequenzumformer, Wechselrichter von Photovoltaikanlagen. Elektrische Ausrüstung, die an irgendeinem Netzanschluss, (z. B. elektrische Antriebssysteme für regelbare Drehzahl oder Ausrüstung für Informationstechnik) einen Erdableitstrom von mehr als 10 mA Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC) hat, muss eine oder mehrere der folgenden Bedingungen für das Schutzleitersystem erfüllen: Massnahmen a) der separate Schutzleiter muss einen Mindestquerschnitt von 10 mm² Kupfer (Cu) über seine gesamte Länge haben; und separat ausserhalb der sensitiven Bereiche installiert werden. b) die elektrische Ausrüstung muss eventuell einen getrennten Anschluss für einen zweiten Schutzleiter aufweisen. c) automatische Abschaltung der Versorgung bei Verlust der Durchgängigkeit des Schutzleiters.

In Ställen soll eine maximale Berührungsspannung von 25 V, in gewöhnlichen Liegenschaften eine solche von 50 V, im Fehlerfall nicht überschritten werden. Es stellt sich daher auch die Frage, wie die Installation erstellt werden muss, damit die Differenzspannung auf ein Minimum < 1 V reduziert werden kann. Gemäss der Elektronikvorschrift NIN 7.05.4.1.5 gilt: An Orten, die für Nutztiere vorgesehen sind, muss ein zusätzlicher Schutz-Poten-

Abkürzungen und Begriffe Streustrom = Potenzialdifferenz: Widerstand des elektrischen Leiters (I = U/R) OHM = elektrischer Widerstand mA = Milliampere AC = Wechselstrom DC = Gleichstrom PEN-Leiter = Ein PEN-Leiter ist ein Leiter, der zugleich die Funktionen des Schutzleiters (PE) und des Neutralleiters (N) erfüllt. RCD = Fehlerstromschutzschalter (FI) TT-System = Ein TT-System ist eine bestimmte Realisierungsart eines Niederspannungsnetzes.

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Management | Betriebswirtschaft

heitsnachweis «SINA» zu bestätigen. Folgende Punkte müssen dabei beachtet werden: • Bestehende Installationen nach TN-C müssen ersetzt werden. • Sämtliche Installationen müssen mit RCD IDn ≤ 300 mA geschützt werden (FI). • Endstromkreise mit Steckvorrichtungen müssen mit RCD 30 mA geschützt werden (FI). • Wenn möglich, soll ein ZEP erstellt werden (Fundamenterder, Schema 1 und 2). • Der ZEP muss ausserhalb des sensitiven Bereiches angeordnet werden.

(Schema 3) Dieses Schema zeigt die Auswirkungen von Körperstrom auf den Menschen. Bei einer Kuh können Streuströme von 1 bis 2 Milliampere (mA) bereits Auswirkungen auf den Melkvorgang haben. Bild: Belvoto

zialausgleich alle Körper und fremden leitfähigen Teile, die von den Nutztieren berührt werden können, miteinander verbinden. Wo ein Metallgitter im Stallboden verlegt ist, muss dieses in den zusätzlichen Schutz-Potenzialausgleich des Raumes einbezogen werden. Orte, an denen ein zusätzlicher Schutz-Potenzialausgleich gefordert ist, sind zum Beispiel: • Stand-, Liege- und Melkbereiche sowie dazugehörige Gänge, in denen Körper elektrischer Betriebsmittel oder fremde leitfähige Teile von Nutztieren berührt werden können. • Fremde leitfähige Teile in oder auf dem Stallboden, z. B. Bewehrungsnetze (Verstärkung von Betonbauteilen) im Allgemeinen oder die Bewehrung von Jauchegruben unterhalb von Spaltenböden, müssen in den zusätzlichen Schutz-Potenzialausgleich einbezogen werden. Bei hohen Erdausgleichsströmen zwischen der Stallerdung und dem Erdungssystem einer benachbarten Starkstromanlage, die zu Differenz-Wechselspannungen über 1 V im Aussenbereich des Nutztierstalls führen können (zum Beispiel an metallischen Abschrankungen, Toren, Tränken), müssen vom Betriebsinhaber der Drittanlage weitere geeignete Massnahmen zum Potenzialausgleich beziehungsweise zur Verhinderung der Differenzspannungen getroffen werden*.

Umsetzung in der Praxis Neue Ställe (Variante 1) In neuen Ställen muss der Differenzspan48

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nung und der Streustrom-Problematik bei der Planung besondere Beachtung geschenkt werden. Folgende Punkte sind zu berücksichtigen: • Die Installationen müssen im TN-S-System erstellt werden (separater Schutz- und Neutralleiter). • Sämtliche Installationen müssen mit RCD 300 mA geschützt werden (Fehlerstromschutzschalter FI). • Endstromkreise mit Steckvorrichtungen müssen mit RCD 30 mA geschützt werden (FI). • Es muss ein einziger zentraler Erdungspunkt (ZEP) erstellt werden (Fundament­ erder, Schema 1 und Schema 2). • Der ZEP muss ausserhalb des sensitiven Bereiches, in welchem sich die Kühe aufhalten, angeordnet werden. • Der ZEP ist die einzige Verbindungstelle zwischen den sternförmigen Schutzund Schutzpotenzialausgleichsleitern, den Blitzschutzsystemen und dem PEN-Leiter der Anschlussleitung. • Bei der Melkanlage sind alle leitfähigen Teile sternförmig an den zentralen Erdungspunkt anzuschliessen. • Die Installation muss korrosionsbeständig ausgeführt werden. Bestehende Ställe (Variante 2) In bestehenden Ställen muss, bevor eine Installationsänderung gemacht wird, eine ausführliche Bestandsaufnahme mit den erforderlichen Messungen durchgeführt werden. Eine der drei beschriebenen Varianten ist auszuführen und mit Sicher-

Variante 3: Schutzsystem TT Beim Schutzsystem TT handelt es sich um eine Art der Erdverbindung im System TT (siehe Kasten Begriffe): • Sämtliche Installation müssen mit RCD IDn ≤ 300 mA geschützt sein (FI). • Steckvorrichtungen bis 32 A müssen mit RCD 30 mA geschützt werden (FI). • Neutral- und Schutzleiter müssen immer getrennt sein. • Also 3- oder 5-adrige Leitungen • Bei alten Schema-III- oder TN-C-Installationen ist eine neue Installation nur nach TN-S und ZEP möglich. • Der ZEP muss ausserhalb des sensitiven Bereiches angeordnet werden. Man benötigt einen guten Erder, in der Regel kleiner 1 Ohm. • Der ZEP ist die einzige Verbindungsstelle zwischen den sternförmigen Schutzund Potenzialausgleichsleitern, den Blitzschutzsystemen und dem PEN-Leiter der Anschlussleitung (Schema 1).

Bewilligungspflicht Installationen sowie Anpassungen am Schutzsystem dürfen nur durch die Inhaber einer allgemeinen Installationsbewilligung nach Art. 7 oder 9 der Verordnung über elektrische Niederspannungsinstallationen (NIV) erfolgen. Für die Schluss- und Abnahmekontrolle der Installation ist gemäss NIV ein entsprechender Sicherheitsnachweis SINA auszustellen. Anschlies­ send ist eine Abnahmekontrolle durch ein unabhängiges Kontrollorgan mit Kontrollbewilligung des Eidgenössischen Starkstrominspektorats ESTI** Pflicht.

* Siehe ESTI-Publikation unter www.esti.admin. ch − Dokumentation − ESTI-Mitteilungen − 2018 − «Streuströme in Tierhaltungsbetrieben»). ** Das Eidg. Starkstrominspektorat ESTI ist mit der technischen Aufsicht und Kontrolle für elektrische Anlagen in Schweiz betraut.


Unfallverhütung | Sicherheit

Sicher kuppeln In der Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge (VTS) sind in Artikel 91 die Anforderungen an «Verbindungseinrichtungen» umschrieben. Darunter fallen Anhängerkupplungen an Zugfahrzeugen, Anhängevorrichtungen an Anhängern und Sattelkupplungen. Ruedi Hunger

zu schwach konstruiert, um einen zusätz­ lichen Anhänger mitzuführen. Das Gesetz schreibt vor, dass auch die hintere Anhän­ gevorrichtung mit einem Typenschild ver­ sehen sein muss. Stütz- und Anhängelast der Anhängevorrichtung müssen für ei­ nen Zweitanhänger ausgelegt sein. Ein zweiter Anhänger darf nur mitgeführt werden, wenn beim ersten eine Zulas­ sung für einen zweiten Anhänger vorhan­ den ist. Fehlt diese, wird in einem Scha­ denfall der Fahrzeughalter zuerst haftbar gemacht.

Fazit Anhängevorrichtungen am Zugfahrzeug

… Zugöse und Deichsel (Anhänger vorne)

Die Anhängevorrichtung muss mit einem Typenschild versehen sein. Die maximale Stützlast für Kugelkopfkupplungen be­ trägt 4000 kg, jene für Vorrichtungen mit Zugmaul 2000 kg. Massgebend sind aber in jedem Fall die auf den Typen­ schildern angegebenen Werte (Verstell­ schlitten und Zugmaul). Beachtet werden muss auch der sogenannte D-Wert – das Gewichtsverhältnis von Zugfahrzeug und Anhänger.

Zugöse und Deichsel müssen für Stützlast und Gesamtzuggewicht ausgelegt sein. Die Anhängevorrichtung am Zugfahrzeug darf nur mit einem zugelassenen «Gegen­ stück» an der Zugdeichsel kombiniert werden. Siehe SVLT-Merkblatt «Fahrzeu­ ge in Land- und Forstwirtschaft».

… Anhängevorrichtung (Anhänger hinten) Viele hintere Anhängevorrichtungen sind

Anhängekupplungen

«Verbindungseinrichtungen (Zugvorrich­ tung und Anhängedeichsel) müssen dem aktuellen Stand der Technik entspre­ chen», so steht es im Gesetz. Wer einen Anhänger kauft, kauft ihn für die nächs­ ten zwanzig Jahre. Deshalb ist es notwen­ dig, den Stand der Technik zu beachten. Es lohnt sich aber, auch die älteren Zug­ fahrzeuge und Anhänger wieder einmal auf ihren Ausrüstungsstandard hin zu überprüfen. Entsprechen Zugvorrichtung und Anhängedeichsel noch dem aktuel­ len Stand der Technik, so wie ihn das Ge­ setz umschreibt?

Merkblatt bestellen Das SVLT-Merkblatt «Fahrzeuge in Landund Forstwirtschaft» können Sie be­ stellen beim Schweizerischen Verband für Landtechnik SVLT, 5223 Riniken, Tel. 056 462 32 00 oder zs@agrartechnik.ch. SVLT-Mitglieder können das Merkblatt im Mitgliederbereich auf der Homepage von www.agrartechnik.ch gratis herun­ terladen.

Die Bolzenkupplung ist nach wie vor die weitverbreitetste Zugvorrichtung am Traktor. Bilder R. Hunger

Die Zugöse am Anhänger ist oft ausgeschlagen und weist ein unzulässiges Spiel auf.

Viele Anhänger-Zugvorrichtungen sind nicht geeignet, um einen zweiten Anhänger zu ziehen.

Die Kugelkopf-Kupplung bringt an Anhängern auch als hintere Kupplung Vorteile.

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Wissen | Praxis

Sind die Tage der mechanischen Verbindung zur Winkelmessung gezählt? Bild: Hunger

Lenkwinkelberechnung über Neigungssensor An der Agritechnica 2019 wurde von der Firma Hydac eine neue Generation elektrohydraulischer Zusatzlenkungen vorgestellt. Neu ist, dass es keine Verbindung zur Winkelmessung mit dem Traktor braucht. Alles tönt nach viel Vereinfachung. Ruedi Hunger

Zusatzlenksysteme, landläufig Zwangslenkungen genannt, verbessern das Nachführen von mehrachsigen Anhängern. Da der (Fahr-)Bahnradius vom Zugfahrzeug abhängig ist, wird üblicherweise der Winkel zwischen Traktor und An­ hänger gemessen. Technisch wird dies erreicht, indem ein Drehwinkelgeber auf, neben oder in die Zugdeichsel verbaut wird. Über eine mechanische Verbindung zum normierten Anlenkpunkt am Zugfahrzeug (Bsp. «K50»-Kugel) wird der Drehwinkelsensor ausgelenkt und die aktuelle Stellung – Zugfahrzeug zu Anhänger – an den Controller übermittelt. Dieser verarbeitet die Daten und steuert ein 50

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oder mehrere elektrohydraulische Proportionalventile so an, dass die Lenkachsen des Anhängers auf dem vorbestimmten Radius fahren. Gleichzeitig wird über einen Regelkreis sichergestellt, dass der Controller genau weiss, in welcher Position sich die Lenkachse befindet. Als zusätzliche Stellgrösse wird die Fahrzeuggeschwindigkeit verarbeitet. Dazu greift mindestens ein Drehzahlsensor die Radgeschwindigkeit an der Starrachse ab. Der Lenkwinkel wird anschliessend in Abhängigkeit der Geschwindigkeit verarbeitet. Damit das Gespann auch bei hohen Geschwindigkeiten stabil bleibt, wird der Fahrer frühzeitig mit einem Warnsignal

vor der sich anbahnenden Gefahr gewarnt.

Schwachstellenanalyse Die Verwendung des Winkelsignals zwischen Traktor und Deichsel weist Schwachstellen auf. Die sichere Platzierung des Drehwinkelgebers ist nicht ohne weiteres ersichtlich und daher mit Einstellaufwand und Kosten verbunden. Weiter ist die mechanische Verbindung zwischen Drehwinkelgeber und Traktor anfällig auf mechanische Krafteinwirkung von aussen und/ oder der max. Lenkeinschlag des Gespanns wird reduziert. Beim Austausch eines Drehwinkelgebers muss dieser neu


Praxis | Wissen

kali­briert werden. Steht das Gespann dazu nicht exakt gerade oder die mechanische Verbindung hat Spiel bzw. ist beschädigt, folgt der Anhänger mit einem konstanten Offset-Fehler. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass ein solches Lenksystem bei jedem Traktor die gleiche normierte Anhängevorrichtung erfordert.

Neigungssensor HIT 150

Steuergerät HY-TTC 32S

Ein vielversprechender Weg Hydac International, mit Sitz in Sulzbach (D) und einer Niederlassung in der Schweiz, hat einen Weg zur Funktionalität eines Zusatzlenksystems entwickelt. Dank innovativer Sensortechnik wird der Lenkwinkel einer zusatzgelenkten Achse ohne den Winkel zwischen Zugfahrzeug und Anhänger berechnet. Die Schlüsselkomponente dazu heisst «Gierratengeber» oder Neigungsgeber. Dabei handelt es sich um ein- oder zweiachsige Sensoren zur Erfassung der Neigung bezogen auf die Horizontale. Diese Neigungs­geber messen einerseits die sichere statische Neigung. Anderseits wird zusätzlich auch eine hochdynamische Neigung durch Sensorfusion berechnet. Das alles geschieht mit MEMS-«Micro-Electro-Mechanical-System»-Sensorzellen, die neben ihrer Kernaufgabe, die Messung der Neigung in Bezug zur Horizontalen, auch die Winkelbeschleunigung und die Drehra­te in allen drei Raumachsen erfassen und diese als Messsignal ausgeben. Zusammen mit dem Geschwindigkeitssignal wird diese Funktionalität bei der Umsetzung für das Zusatzlenksystem genutzt.

Grosses Einsatzspektrum Mit dem Wegfall mechanischer Verbindungen kann der Anwender nun jeden beliebigen Traktor mit seinem Anhänger

Lenkwinkelgeber HAT 1200 Drehzahlsensor HSS Lenkwinkelberechnung über den Neigungssensor «HIT 1500» und die Fahrgeschwindigkeit. Schema: Hydac

kombinieren. Er muss lediglich die hydraulische und elektrische Versorgung zwischen Traktor und Anhänger sicherstellen. Ob Zugmaul- oder KugelkopfKupplung, eine Auswahl, die bisher undenkbar war für Zusatzlenkachsen, ist nun möglich. Das bedeutet, dass die Ausstattung des Fuhrparkes nicht mehr von der Zusatzlenkung bestimmt wird. Die Montage des Neigungsgebers «HIT 1500» kann fast an jeder Position am Fahrzeugrahmen erfolgen. Bei allen Lenksystemen gelten hohe Anforderungen an die funktionelle Sicherheit. Das neue Lenkungssystem von Hydac erfüllt die EN-ISO-(…)-Normen. In diesen sind alle sicherheitsrelevanten Anforderungen

definiert. Nicht ausser Acht gelassen wird auch der gesamte Lebenszyklus des Systems. Die Anwendung erfordert nach Angaben des Herstellers weder ein umfangreiches Testprogramm noch ein neues TÜV-Zertifizierungsverfahren.

Fazit Wenn die neue Generation elektro-hydraulischer Zusatzlenkungen das hält, was sie verspricht, dann bringt sie tatsächlich einige Vereinfachungen. Der grösste Pluspunkt ist sicher, dass jeder Traktor mit jedem mehrachsigen Anhänger kombiniert werden kann, auch wenn dieser mit einer Zwangslenkung ausgerüstet ist.

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Wissen | Praxis

Automatische Lenksysteme und die Teilbreitenschaltung sind auf genaue satellitengestützte Positionssysteme und RTK-Signale angewiesen. Bild: zvg

Beeinflussen Starkstromleitungen den GNSS-Empfang? In der Landwirtschaft sind GNSS-Empfänger zentrale Sensoren für die teilflächen­ spezifische Bewirtschaftung. Ein immer wieder diskutierter Einflussfaktor auf die Genauigkeit und Verfügbarkeit von GNSS-Systemen sind ober- und unterirdische Stromleitungen. Ruedi Hunger

Für die teilflächenspezifische Bewirtschaftung, die Teilbreitenschaltung an Düngerstreuern, Pflanzenschutzspritzen und Sämaschinen sowie in automatischen Lenksystemen sind GNSS-Empfänger unerlässlich. Die Systeme entlasten den Fahrer, senken durch Betriebsmittel-Einsparung die Kosten und optimieren die Arbeitszeit. Die maximal und dauerhaft erreichbare Genauigkeit liegt bei zwei Zentimeter. Al52

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lerdings werden die Satellitensignale insbesondere in der Ionosphäre abgelenkt, so dass ohne Signalkorrekturen normale Schwankungsbreiten bis 30 m auftreten. Um die für verschiedene Arbeiten unabdingbare Genauigkeit von zwei Zentimeter zu erreichen, müssen die Korrekturwerte einer RTK-Station oder eines RTK-Netzwerks angewendet werden. Diese Korrekturen berücksichtigen Fehler, die durch

das Satellitensystem selbst oder die Umgebung verursacht werden. In der Praxis hat sich die Übertragung mittels Mobilfunk durchgesetzt.

Störungen durch Starkstromleitungen? In der landwirtschaftlichen Praxis werden immer wieder Vermutungen geäussert, dass Stromleitungen den genauen Emp-


Praxis | Wissen

fang von GNSS-Signalen und Korrekturdaten negativ beeinflussen. Insbesondere in Deutschland, wo aufgrund der zunehmenden dezentralen Bereitstellung von regenerativer Energie die Stromnetze aus- und umgebaut werden, ist dieses Thema immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Aus diesem Grund wurden die Landmaschinenschule Triesdorf und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit Untersuchungen zum Einfluss von Starkstromleitungen auf die Empfangsstabilität beauftragt.

Übersicht der drei wichtigsten GNSS-Systeme GNSS-System

Navstar GPS

USA

Triesdorf: Kein Einfluss Die neuen Untersuchungen der Land­ maschinenschule Triesdorf und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurden auf Teststrecken unter zwei 110-kV-Überlandleitungen und über einer 110-kV-Erdleitung durchgeführt. Dazu wurden jeweils drei Fahrzeuge an zwei aufeinan-

Frequenzen der verschiedenen GNSS

1995

L5 L2 L1

1176.450 1227.600 1575.420

MHz

L5R L3PT L2PT L1CR L1PT

1176.450 1201.500 1246.000 1575.420 1602.000

MHz

E5a/E5b E4 E3 E6 L6 E2/L1/E1

1278.750 1215.000 1256.000 1278.750 1544.500 1575.420

MHz

1996/2011 Glonass

Rus

Bisheriges Wissen Bis 2018 gab es nur wenige Hinweise darauf, dass Starkstromleitungen die Qualität der Positionsbestimmung von GNSSEmpfänger negativ beeinflussen. In der Literatur findet man aus dem Jahr 2002 zwei Vermutungen für mögliche Beeinflussungen der Leistungsfähigkeit des Empfängers. Zum einen wird vermutet, dass elektromagnetische Interferenz, die an den Leitungen entsteht, die Elektronik des Empfängers stören kann. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass die Stromleitungen die Satellitensignale ablenken und so eine Abschattung unterhalb der Leitungen verursachen. Die Autoren geben zu bedenken, dass sie keine Untersuchungen angestellt hätten. 2011 wurden Untersuchungen zur Zuverlässigkeit von GPS-Empfängern in unmittel­ barer Nähe von Stromtrassen durchgeführt. Die Autoren konnten keinen Einfluss feststellen.

Inbetriebnahme

Galileo

EU

(verlor altersbedingt 1996 die Hälfte der Satelliten. Neustart 2011)

2020 (voraussichtlich komplett)

Quelle: Wikipedia, Stand 2020

derfolgenden Tagen jeweils eine Stunde am Vormittag, mittags und am Abend kontinuierlich entlang der Teststrecke bewegt. Die Zeiträume wurde so gewählt, dass unterschiedliche Satellitenkonstellationen vorherrschten. Die Fahrgeschwindigkeit lag jeweils im Bereich von 5 bis 20 km/h. Die Auswertung der Messwerte, welche an zwei Standorten mit drei unterschiedlichen Lenksystemen sechsfach wiederholt erfasst wurden, zeigt keinen negativen Einfluss stromführender Infrastruktur auf die Zuverlässigkeit von automatischen Lenksystemen. Weder Freileitungen noch Erdkabel können gesichert mit Störungen der Lenksysteme in Verbindung gebracht werden. Es wurden aber deutliche Unterschiede hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Positionsbestimmung zwischen den Lenksyste-

Positionsgenauigkeit Quelle

Zeitfehler

Ortsfehler

6−60 ns*

1−10 m

0−9 ns

0−1,5 m

Ionosphäre

0−180 ns

0−30 m

Troposphäre

0−60 ns

0−10 m

Mehrwege-Effekt

0−6 ns

0−1 m

Satellitenposition Zeitdrift

Positionsgenauigkeit bei unkorrigierten Messwerten (User Range Error, URE). Die Genauigkeit nimmt zu, wenn mehr als vier Satelliten empfangen werden können. * Eine Nanosekunde (ns) ist ein dezimaler Bruchteil einer Sekunde.

men beobachtet. Daraus kann geschlossen werden, dass die Güte der Antennen und der Signalverarbeitung sowie die Güte der Installation des Systems einen grösseren Einfluss auf die Zuverlässigkeit haben als die Entfernung zu Stromleitungen.

Fazit Mit den Messungen, durchgeführt von der Landmaschinenschule Triesdorf und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, sollte der Einfluss von Freileitungen und Erdkabeln auf automatische Lenksysteme abgeklärt werden. Die Messungen ergaben, dass kein Zusammenhang zwischen Störungen und Freileitungen oder Erdkabeln nachweisbar ist.

Begriffe GNSS (Globale Navigationssatellitensysteme) werden zur Ortung, Navigation und der positionsbezogenen Datenerfassung eingesetzt. Real Time Kinematic (RTK) ist ein Verfahren der Geodäsie zum Aufmessen oder Abstecken von Punkten mit Hilfe von satellitengestützten Navigationssystemen. Dabei werden Genauigkeiten von 1 bis 2 cm erreicht. Elektromagnetische Interferenz (EMI) ist der Oberbegriff für elektromagnetische Störungen und die Summe aus Elektromagnetischen Emissionen (EME) und Elektromagnetischer Störempfindlichkeit (EMS); (EMI = EME + EMS)

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Plattform | Reportage

Bauprojekte werfen meist überschüssigen Boden ab, der anderswo für Aufwertungen und Rekultivierungen fehlt. Bilder: Jäckli Geologie

Boden suchen und finden Wird irgendwo gebaut, fällt meist überschüssiges Erdreich an. Anderswo fehlt Boden für Aufwertungen und Rekultivierungen. Die neue Online-Börse topsoil.ch soll nun Anbietende und Suchende zusammenbringen. Roman Engeler

«Topsoil» ist der englischsprachige Begriff für den Mutterboden und neuerdings auch die Internet-Adresse für eine Schweizer Online-Börse, über die sich Erdreich vermitteln lässt. Entwickelt und aufgebaut hat diese Online-Börse das Büro Jäckli Geologie AG. Bei dieser Firma handelt es sich um ein Fachbüro für alle Fragen rund um Geologie, Bodenthemen, Grundwasser sowie Altlasten. Jäckli (jaeckli.ch) ist seit 75 Jahren mit seinen heute rund 70 Mitarbeitenden nahezu in der ganzen Schweiz aktiv.

Lebensgrundlage Der Boden ist Lebensraum, Nährstoffspeicher, Filter sowie Speicher für Wasser und damit Grundlage für alles Leben. Der Boden vergisst eigentlich nichts: Er archiviert die Natur- und Kulturgeschichte, aber 54

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auch eingetragene Schadstoffe zurückliegender Jahrzehnte. Boden braucht deshalb Schutz vor Schadstoffeinträgen, Erosion und Verdichtung sowie vor invasiven Neophyten, damit seine ökologische Funktion erhalten bleibt. Der Boden, als ein kostbares, über Jahrhunderte gewachsenes Gut, ist unersetzlich. Deshalb hat der Bund in der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (Abfallverordnung, VEVA) in Artikel 18 den abgetragenen Ober- und Unterboden speziell erwähnt: «Abgetragener Ober- und Unterboden ist möglichst vollständig zu verwerten, wenn er sich aufgrund seiner Eigenschaften für die vorgesehene Verwertung eignet, die Richtwerte über Belastungen des Bodens einhält und weder Fremdstoffe noch invasive gebietsfremde Organismen enthält.»

Nachweis erforderlich Bauherren, Bauunternehmungen, Landwirte, Planer, Ingenieure und Bodenfachleute stehen darum immer wieder vor der Aufgabe, den Behörden gegenüber die Verwertung von Bodenmaterial nachzuweisen. Oft werden Projekte gerade in der Landwirtschaftszone erst dann bewilligt, wenn die Verwertung von Boden detailliert aufgezeigt werden kann. Mit einem Inserat auf der neuen Online-Börse topsoil.ch kann nun bereits während der Planung, also mit zeitlichem Vorsprung auf die Bauphase, ein Inserat geschaltet und damit gezielt nach Abnehmern von Boden gesucht werden. Solche Abnehmer können Gärtner, Landwirte, Kiesgrubenbetreiber oder Immobilien-Investoren sein, die Ober- oder Unterboden suchen, sei es für grossflächige Rekulti-


Reportage | Plattform

vierungen oder kleinere Bodenaufwer­ tungen. Oft ergeben sich auch kurzfristi­ ge Gegebenheiten, bei denen sich Anbie­ ter und Abnehmer von Boden rasch und unkompliziert finden müssen. Auf topsoil.ch hat man es stets selbst in der Hand, in welcher Form und wann ein Inserat sichtbar sein soll. Anonymisierte Bodeninserate können auf der Plattform alle anschauen, aber nur ein Mitglied hat auch Einblick in die konkreten Kontakt­ daten der Anbieter und Abnehmer. Die Webseite zeigt auf einer übersichtlichen Schweizerkarte den Standort, das Volu­ men des verfügbaren oder erforderlichen Erdreichs sowie die Information, ob es sich um Ober- oder Unterboden handelt. Neben der Karten-Darstellung können die Inserate auch in Form einer Liste ange­ zeigt werden.

Fazit Die Schweizer Bodenbörse topsoil.ch soll zu einem haushälterischen Umgang mit dem Boden beitragen und die Schwierig­ keiten bei der Suche oder Verwertung von Erdreich vereinfachen, in dem sich Anbie­ ter und Suchende von Boden schneller und gezielter finden können.

Wie funktioniert topsoil.ch? Mit einem Jahresbeitrag von Fr. 100.– wird man Mitglied bei topsoil.ch und kann auf der Website sein eigenes Bo­ denangebot und Bodengesuch platzie­ ren. Die Aufgabe erfolgt über eine Ein­ gabemaske. Man wird beim Ausfüllen durch vordefinierte Begriffe und Infor­ mationshinweise unterstützt. Durch die Angabe der entsprechenden Gemeinde wird das Inserat mit der Karte auf der Plattform örtlich verlinkt. Die Inserate sind öffentlich. Um den Inserenten aber kontaktieren zu kön­ nen, muss zuvor eine Anmeldung auf topsoil.ch erfolgen. Haben sich Anbieter und Nachfrager gefunden, verhandeln sie privatrechtlich (ohne Beteiligung von Jäckli Geologie als Betreiber der Platt­ form www.topsoil.ch).

Aufbau eines Bodendepots für die spätere Wiederverwendung.

Beispiel einer gelungenen Rekultivierung mit vermitteltem Boden.

Applikation mit Potenzial Peter Zurbuchen (Bild) betreibt seit 2002 in Lippoldswilen TG die Firma «Zurbuchen Bodenschutz». Alles hat mit einem 1-Zahn Maulwurfsdrainagepflug begonnen. Inzwi­ schen hat sich die Firma mit ihren Spezialar­ beiten im Rekultivierungs- und Begrü­ nungsbereich einen Namen weit über die Landesgrenzen hinaus gemacht. Aufgrund Bodenverdichtungen auf dem eigenen Bio-Gemüsebaubetrieb kann Peter Zurbu­ chen bestens nachvollziehen, mit welchen Problemen sich seine Kunden beschäftigen. Zurbuchen Bodenschutz verfügt inzwi­ schen für fast alle Rekultivierungsprojekte über die passende Spezialmaschine, falls nicht, werden die Maschinen der Baustelle angepasst, umgebaut oder neu entwickelt. Schweizer Landtechnik: Wie nutzen Sie topsoil.ch, mehr als Anbieter oder als Sucher von Boden? Peter Zurbuchen: Da wir sowohl Projekte mit Überschüssen von Ober- und Unter­ boden als auch solche mit einem Bedarf an diesem Erdreich haben, nutzen wir die Plattform in beiden Varianten.

nal erfassen zu können. Da bietet diese Plattform eine gute Unterstützung. Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial? Der Mechanismus ist perfekt. Es sind derzeit aber noch nicht so viele Personen oder Firmen auf dieser Plattform präsent. Es muss deshalb ein Ziel sein, mehr Nutzer auf diese Plattform zu bringen – auch Landwirte. Ich habe aber schon Telefonate von Leuten bekommen, die selbst gar keine Anzeige auf topsoil.ch geschaltet haben, dort jedoch gesehen haben, dass ich Boden suche. Sie sind mit Ihrem Unternehmen auch im Ausland tätig. Gibt es dort ähnliche Plattformen? Nein. Ich wage zu behaupten, dass es dort zu wenige Menschen interessiert. In der Schweiz weiss man, was die Ressource Boden für einen Wert hat. Wir nutzen den Boden auch entsprechend und agieren vorausschauend. Da hinkt uns das Ausland, sei es Europa oder Übersee, noch weit hinterher.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht? Die bisher gemachten Erfahrungen sind durchwegs positiv. Zwar hat es manchmal in der Vermittlung zeitlich nicht ganz ge­ passt, aber man kommt über diese Platt­ form doch mit vielen Stellen in Kontakt, die Bodenmaterial haben, von denen man sonst kaum Kenntnis hat. Im Endeffekt werden Transportwege eingespart und man hat eher Gewähr, dass man den richti­ gen und gewünschten Boden bekommt. Das Bodenmaterial wird sinnvoller genutzt. Hat diese Plattform die bisherige Vermittlung von Boden für Sie vereinfacht? Die Bodenvermittlung hat sich für mich dadurch sehr vereinfacht. Es ist nämlich gar nicht so leicht, die Materialflüsse in diesem Segment regional und erst recht überregio­

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Passion | Youngtimer

Hanspeter Ryser aus Richenthal LU beim ersten Neutraktor der von ihm gegründeten Ryser Lohnunternehmung AG, dem Ford New Holland «7840» von 1997 mit 6-Zylinder-Motor. Bilder: D. Senn

Ford New Holland «7840» − Drehmoment ohne Ende Der erste Neutraktor der Ryser Lohnunternehmung AG in Richenthal LU war ein Ford New Holland «7840» von 1997. Er läuft mit 17 400 Stunden auf dem Buckel immer noch wie am Schnürchen. Dominik Senn

Im Jahre 1995 legte Hanspeter Ryser mit Jahrgang 1973 den Grundstein der Ryser Lohnunternehmung in Richenthal LU, denn er hatte die Marktlücke des Bedarfs an Dienstleistungen in den Bereichen Saat und Pressen erkannt. Heute ist er speziali­ siert auf Bodenbearbeitung, Säen, Pflan­ 56

Schweizer Landtechnik 5 2020

zenschutz, Düngen, Aufkalken und Qua­ derballenpressen. Hingegen liess er von Beginn die Finger weg vom Dreschen und anderen Dienstleistungen, weil diese An­ gebote bereits bestanden, denn «mir war und ist die gute Zusammenarbeit mit an­ deren Lohnunternehmern wichtig», sagt

er. Wert legt er auf Bodenschonung. «Es ist schliesslich unsere Produktionsgrund­ lage», sagt er. Sämtliche Traktoren sind mit Doppelbereifung oder Breitreifen ausge­ rüstet. Die Anhänger und Pressen sind mit der grösstmöglichen Bereifung ausgestat­ tet und besitzen Reifendruck-Regelanla­


Youngtimer | Passion

gen zwecks Erhöhung der Aufstandsfläche. Die meisten Saattraktoren sind mit einem automatischen Lenksystem mit RTKKorrektur ausgestattet.

Der erste Neutraktor Ryser startete 1995 mit einem Ford«6610»-Occasionstraktor, der den Ansprüchen bereits nach zwei Jahren nicht mehr genügte. Der erste Neutraktor, der dafür 1997 ins Lohnunternehmen Einzug hielt, war ein Ford New Holland mit Jahrgang 1997, ein «7840». Das war zwei Jahre, bevor New Holland N.V. mit Case Corporation zur CNH-Gruppe fusionierte und der Name Ford verschwand. «Mein Kaufentscheidend war nicht die Marke, sondern das ausgesprochen gute Gewicht-Leistungs-Verhältnis», sagt Hanspeter Ryser. Der Traktor sei mit 4700 kg relativ leicht, verfüge aber mit seinem 100 PS starken 7,5-l-PowerStar-6-Zylinder-Motor über ein formidables Drehmoment. «Der Motor ist auf viele Betriebsstunden ausgelegt.»

Tausende Hektar jährlich Dass dem effektiv so ist, belegt unter anderem die Tatsache, dass die ältesten drei der inzwischen elf New-Holland-Traktoren heute zusammen bereits 40 000 Betriebsstunden auf dem Buckel haben – und weitere fleissig dazukommen. Die Ryser Lohnunternehmung AG bestellt jährlich mehrere Tausend Hektar Landwirtschaftsland und presst mit acht Grossballenpressen eine beträchtliche Menge Quaderballen. In letzter Zeit nimmt das Auftragsvolumen beim Pflanzenschutz zu. Dabei legt Ryser – auch im Hinblick auf die kommende Ab-

stimmung über die Pflanzenschutz- und Trinkwasserinitiative – den Fokus auf die Beratung und auf die Pflanzengesundheit. «Mit moderner Technik, einer grosszügigen Infrastruktur und gezieltem Einsatz setzen wir alles daran, die Kulturen unserer Kunde möglichst gesund zu halten», sagt Hanspeter Ryser.

«Gäbiges» Lastschaltgetriebe Er ist auch begeistert vom Fahrverhalten des «7840». Der Traktor sei universell einsetzbar, wendig und dank des «gäbigen» Vierfach-Lastschaltgetriebes mit Gang­ anpassung einfach zu bedienen. «Dank des gefühlt nicht enden wollenden Drehmomentanstiegs ist der Motor rüdig elastisch, man muss deutlich weniger schalten», sagt er. Die Kabine sei für das Alter geräuscharm und die Übersichtlichkeit hervorragend. Im Jahr der höchsten Beanspruchung sei der Traktor 1800 Stunden gelaufen; er hat heute 17 400 Stunden auf dem Zähler. Nebst kleineren Reparaturen ist beim ungefähren Zählerstand von 12 000 je einmal das Getriebe und der Motor revidiert worden; grössere Schäden seien bis heute nicht aufgetreten. Eingesetzt wird der «7840» ganzjährig für Frontladerarbeiten und saisonal für Arbeiten mit der 6- und 4,5-m-Solo-Sämaschine, dem Düngerstreuer, dem Muldenmiststreuer und dem Doppelschwader sowie am 9-m-Kreiselheuer.

Ab 2006 Bezug neuer Standort Nach der Jahrtausendwende bot sich die Gelegenheit, in der Gewerbezone ein

Areal zu erwerben. Zusammen mit Bruder Markus ergriff er die Gelegenheit beim Schopf, und sie durften im Jahre 2006 die neue Maschinenhalle mit Werkstatt in Betrieb nehmen. Das erlaubte, die auswärts einquartierten Maschinen an einem Standort zu konzentrieren und andererseits Raum zu schaffen für das gemeinsame Steckenpferd: Maschinenbau, um für den Eigenbedarf, landwirtschaftliche Betriebe, Gewerbe und Industrie Spezialanfertigungen, Reparaturen und Schlosserarbeiten auszuführen. Inzwischen stehen über zehn weitere Mitarbeitende in Vollzeit auf ihrer Lohnliste, denn die Zusammenführung der Kompetenzen in Maschinenbau und im Einsatz der Landmaschinen erbrachte namhafte Synergien und damit wirtschaftliche Erfolge.

Eigenbau-Sämaschine «Megadryll» Die landwirtschaftlichen Lohnarbeiten stellen nach wie vor das Kerngeschäft dar. Mit der Gründung der Ryser Lohnunternehmung und der Ryser Maschinenbau AG im Jahr 2014 sind die Betriebszweige aber klar getrennt. In der Lohnunternehmung ist Markus für Betrieb und den Pflanzenschutz sowie Hanspeter für den Fahrbetrieb und die Werkstatt zuständig. Ein prominentes Beispiel eines Eigenbaus ist die schlagkräftige selbstfahrende Sämaschine «Megadryll 6000», die im Feld das komplette Maschinengewicht auf der ganzen Maschinenbreite auf fünf Räder verteilt, von denen zwei im Stras­ senverkehr ausgehoben werden.

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SVLT | Vorstand

Walter Bosshard wurde Urs Schneeberger, Vorstandsmitglied der Sektion Bern, gewählt. Weiter genehmigten die Delegierten/Sektionen einen Kredit über CHF 50 000.– (Entnahme aus Rückstellung) für die Abstimmungskampagne gegen die beiden Pflanzenschutzmittel-Initiativen. Die Ernennung von Ehrenmitgliedern und weitere, nicht dringend notwendige Entscheide werden auf die DV 2021 verschoben. Diese Delegiertenversammlung 2021 wird voraussichtlich nochmals von der Sektion Schwyz/Uri in Einsiedeln organisiert. Für die Durchführung der Delegiertenversammlung 2022 in Murten wird dann die Sektion Freiburg verantwortlich sein.

Der Vorstand des SVLT (hier ohne Markus Schneider) konnte im April nicht wie gewohnt tagen, die Sitzung in Vollbesetzung fand im Rahmen einer Videokonferenz statt. Bilder: H. Röthlisberger

Informationen aus Vorstand und Sekretariat Der Vorstand des SVLT hat sich an seiner letzten Sitzung, die Mitte April in einer Video-Konferenz stattfand, mit verschiedenen Themen befasst und entsprechende Beschlüsse gefasst. Nachfolgend eine kurze Übersicht. Roman Engeler

Kurswesen, «G40»-Kurse Mitte März musste wegen Corona das Kurswesen beim SVLT eingestellt werden. Das Bundesamt für Strassen (Astra) hat dem SVLT im Nachgang zur ersten «Corona-Verordnung» des Bundesrats mitgeteilt, dass auch die Durchführung von «G40»-Kursen untersagt ist (ab 11. Mai jedoch reduziert wieder möglich). In der Zwischenzeit, nach einer Intervention des SVLT, hat das Astra verfügt, dass vorübergehend und bis höchstens zum 30. September 2020 mit einem «G»-Ausweis auch ohne «G40»-Kurs Traktoren und Ausnahmefahrzeuge sowie gewerblich immatrikulierte Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h für land- und forstwirtschaftliche Arbeiten/ Transporte gefahren werden dürfen. 58

Schweizer Landtechnik 5 2020

Der Vorstand hat zudem entschieden, die Gebühren für die «G40»-Kurse auf Herbst 2020 um CHF 15.– für Mitglieder und um CHF 10.– für Nichtmitglieder des SVLT zu senken. Delegiertenversammlung Die vorerst abgesagte Delegiertenversammlung findet in diesem Jahr definitiv nicht mehr statt. Die statutarisch notwendigen Beschlüsse wurden im Zirkularverfahren mittels Abstimmungsformular bei den Sektionen eingeholt. Protokoll der letzten Versammlung, Jahresbericht und Rechnung 2019 sind genehmigt und dem Vorstand für das Geschäftsjahr 2019 Entlastung erteilt worden. Als Nachfolger des zurückgetretenen Mitglieds der Geschäftsprüfungskommission

Vernehmlassungen Der SVLT hat sich bei den Vernehmlassungen zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2020, zu den Gesetzesänderungen im Rahmen der «AP22+» und zum Vorschlag «Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» (Absenkpfad Pflanzenschutzmittel) der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats beteiligt. Dabei wurden die Stellungnahmen des Schweizer Bauernverbands grundsätzlich unterstützt und mit einigen landtechnischen Anliegen ergänzt. Beim vorgeschlagenen Absenkpfad fordert der SVLT zudem einen weniger res­ triktiven Weg. In der Stellungnahme wird auf den drohenden Wegfall von Wirkstoffen mit Konsequenzen auf den Anbau von Spezialkulturen hingewiesen. Zudem ist der Vorstand der Ansicht, dass man insbesondere die Benachteiligung von Schweizer Produzenten gegenüber dem Ausland vermeiden muss, von wo man weiterhin Produkte importieren kann, die den neuen Regelungen dann nicht zwingend entsprechen müssen.

Neues Mitglied der Geschäftsprüfungskommission ist Urs Schneeberger, Vorstandsmitglied der Sektion Bern. Er ersetzt Walter Bosshard, der zurückgetreten ist.


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AG Anhänger-Bremsentest

LU

Donnerstag, 28. Mai 2020, 8 bis 16 Uhr Bachmann Agrotech AG, Herdmatten, Benzenschwil Die freiwillige Prüfaktion für Anhängerbremsen ist gedacht für Landwirte, die sicher unterwegs sein wollen. Die Anhänger werden ohne Ladung geprüft. Die zulässige Achslast wird hydraulisch simuliert. Am Anhänger wird jede Achse einzeln ausgemessen. Die Teilnehmenden erhalten ein Prüfprotokoll. Es ist ein eigener Traktor und Anhänger zum Kurs mitzubringen. Kursleiter ist Hansjörg Furter, Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg. Als Referenten fungieren Mitarbeiter der Bachmann Agrotech AG und des AVLT. Die Kurskosten betragen 50 Franken pro Anhängerachse, für AVLT-Mitglieder 30 Franken. Die Anmeldung hat bis 12. Mai zu erfolgen bei: LZ Liebegg, 5722 Gränichen, Kurssekretariat, Ramona Jutzeler, 062 855 86 15, kurse@liebegg.ch.

BL

BS

Theoretische Führerprüfung Kat. F/G Der Verband für Landtechnik beider Basel und Umgebung organisiert für Jugendliche, welche im Jahre 2020 14 Jahre alt (Jahrgang 2006) oder älter werden, Vorkurse und Prüfungen für die theoretische Führerprüfung Kat. F/G. Vorkurs: Mittwoch, 13. Mai 2020 Prüfung: Samstag, 30. Mai 2020 Vorkurs: Mittwoch, 4. Nov. 2020 Prüfung: Samstag, 21. Nov. 2020 Durchführung der Vorkurse: 13.30 Uhr, Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain, Sissach, Kurslokal 3 Durchführung der Prüfungen: 9.00 Uhr, Motorfahrzeugprüfstation (MFP), Münchenstein Kurskosten: Mitglieder CHF 40.– plus Lern-CD CHF 40.–, Nichtmitglieder CHF 80.– plus Lern-CD CHF 40.–. Anmeldung bis spätestens 30 Tage vor Kursbeginn an: Marcel Itin, Hof Leim 261, 4466 Ormalingen, 076 416 27 13, oder E-Mail: marcelitin@gmx.ch; bitte unbedingt Kurs und Geburtsdatum angeben.

Aktuelles Kursangebot Aktuelles Kursangebot: Wir sind noch immer im Unklaren, ab welchem Zeitpunkt wieder Fahrkurse sowie Theoriekurse durchgeführt werden können. Sollte dies bereits demnächst der Fall sein, werden wir gerne entsprechende Kurse kurzfristig organisieren. Mofa- und Traktorenprüfung: Die Vorbereitungskurse für die Mofaund Traktorenprüfung finden jeweils an Mittwochnachmittagen statt. Kurskosten inkl. Lernplattform im Internet (Theorie-24-Kärtli): für Mitglieder des Verbands CHF 70.–, für Nichtmitglieder CHF 90.–. Nächste Termine: Mittwoch, 24. Juni 2020, in Sursee, 13.15 –17.30 Uhr Roller- und Autoprüfung: Theorieprüfung online lernen für CHF 29.– Grundkurse für Roller und Motorräder finden jeweils in Büron und Sursee statt. Die Kosten betragen für Mitglieder CHF 300.–, für Nichtmitglieder CHF 320.–. Nächste Termine: Kurs 604: jeweils Samstag, 6. und 13. Juni 2020, 7.30 –11.30 Uhr Verkehrskundeunterricht in Sursee, Schüpfheim und Hochdorf: für Mitglieder CHF 220.–, für Nichtmitglieder CHF 240.– Kurs Nr. 403 wird voraussichtlich im Juni bzw. August 2020 angeboten. Die genauen Daten sehen Sie auf unserer Homepage www.lvlt.ch. Die Kurse werden nur bei genügender Teilnehmerzahl durchgeführt. Kombipaket für Rollerfahrer nochmals günstiger als zum Einzelpreis. Theorie online lernen / Grundkurs 1 und 2 (8 Lektionen) / VKU (4 × 2 Lek­ tionen): für Mitglieder CHF 539.–, für Nichtmitglieder CHF 579.– Der Lastwagentheoriekurs dauert 32 Lektionen, während vier Wochen jeweils einen Tag pro Woche. Der Kurs ist modular aufgebaut und der Einstieg jede Woche möglich. Der nächste Kurs beginnt voraussichtlich am 3. Juni 2020 in Luzern. Infos und Anmeldung (Änderungen, z. B. Kursort, -inhalt, -preis, -zeit, bleiben vorbehalten): LVLT-Fahrschule, Sennweidstrasse 35, 6276 Hohenrain, Tel. 041 467 39 02, Fax 041 460 49 01, info@lvlt.ch

TG  FR Kampagne Verkehrssicherheit 2020 Bremssystemprüfungen an Anhängern jeder Art, 30 oder 40 km/h, werden mit einem Betrag von CHF 50.– pro Achse unterstützt. Am Ende des Tests erhalten Sie eine genaue Diagnose Ihrer Fahrzeuge, die von einem zugelassenen Fachmann von Agrotec Switzerland erstellt wird. Die Liste der Fachbetriebe für Anhängerbremsen in Ihrer Nähe finden Sie unter www.agrotecsuisse.ch. Nur Fahrzeuge, die mit hydraulischen oder pneumatischen Betriebsbremsen ausgerüstet sind, können geprüft werden. Neuregistrierungen 40 km/h: Um die Landwirte zu ermutigen, ihre Anhänger für 40 km/h zuzulassen, unterstützen wir alle Neuzulassungen mit einem Betrag von CHF 50.– pro Achse. Dies gilt für alle Erstregistrierungen, unabhängig davon, ob es neue Anhänger sind oder nicht. Installation von Frontkamera- und Monitorsystemen – neu im Jahr 2020: Nach der Einführung der neuen Vorschriften für den vorderen Überhang im Mai 2019 schenken wir CHF 100.– für jede Anschaffung eines zugelassenen Frontkamera- und Monitorsystems. Für weitere Informationen zu diesen Systemen steht Ihnen die Geschäftsstelle des AFETA/FVLT zur Verfügung. Für all diese Anträge müssen Sie lediglich eine Kopie der Rechnung für

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Schweizer Landtechnik 5 2020

Theoriekurse Kategorie M/G im Jahr 2020 Die Prüfungen müssen auf dem Strassenverkehrsamt in Frauenfeld und Amriswil oder Kreuzlingen abgelegt werden. Mofa Kat. M frühestens 1 Monat vor dem 14. Geburtstag, Traktor Kat. G bis 30 km/h frühestens 1 Jahr vor dem 14. Geburtstag. Durchgeführt werden die Kurse am Samstagvormittag und Mittwochnachmittag. In den Kurskosten ist eine Lern-CD mit Original-Prüfungsfragen der asa enthalten. Gesuchsformulare können bei jedem Polizeiposten oder beim Strassenverkehrsamt in Frauenfeld und Amriswil bezogen werden. Nr.

Kursort

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Müllheim Bürglen Amriswil Friltschen

Kurs M/G Samstag 8.30–11.30 Uhr (Mi-Nachmittag 13.30–16.30 Uhr) Samstag, 6.6.2020 Samstag, 22.8.2020 Samstag, 24.10.2020 Samstag, 5.12.2020

Kurs M/G Mittwoch 13.30–16.30 Uhr (Sa-Vormittag 8.30–11.30 Uhr) Samstag, 13.6.2020 Samstag, 5.9.2020 Samstag, 7.11.2020 Mittwoch, 16.12.2020


Sektionen | SVLT

Kosten: Fr. 70.– für Jugendliche von Mitgliedern des VTL/Landtechnik, inkl. Lern-CD mit Original-Prüfungsfragen, Fr. 90.– für Nichtmitglieder, inkl. Lern-CD mit Original-Prüfungsfragen. Die Aufwendungen des Stras­senverkehrsamtes werden separat in Rechnung gestellt. Ausgefüllten Talon einsenden an: VTL\Landtechnik, Markus Koller, Weierhofstras­ se 9, 9542 Münchwilen.

AI

Doppelwirkende, liegende Ölbad-Zweikolbenpumpe, Baureihe Typ H-303-0 SG2

A Glle 3.2 / Ha

GL

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9 0 0 1 - 20 0

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012 A 2 005 M B R A Stand

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SG

BETRIEBSSICHER – ZUVERLÄSSIG – WIRTSCHAFTLICH

Hans Meier AG Tel. ++41 (0)62 756 44 77 CH-4246 Altishofen Fax ++41 (0)62 756 43 60 www.meierag.ch info@meierag.ch

Traktoren-Theoriekurs mit Prüfung 2020 Kursleiter ist Hans Popp, Karrersholz 963, 9323 Steinach Kursort 1. Kurstag 2. Kurstag + Prüfung Nachmittag Mittwoch nachmittag

Theoriekurse Kategorie F/G Im Theoriekurs Kat. F/G werden die Grundlagen aufgezeigt und erklärt. Die bestandene Prüfung berechtigt zum Lenken von landwirtschaftlichen Motorfahrzeugen bis 30 km/h. Siehe auch www.fahrkurse.ch

Wangs, Parkhotel Sa, 16. Mai 20 Wangs, Parkhotel/StVA Mels 10. Jun 20 Wittenbach, Oberstufenzentrum Mi, 27. Mai 20 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA 17. Jun 20 Widnau, Rest. Rosengarten Sa, 06. Jun 20 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA 01. Jul 20 Niederbüren, Schulh. Probelokal Sa, 20. Jun 20 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA 15. Jul 20 Kaltbrunn, Rest. Löwen Mi, 08. Jul 20 Kaltbrunn, Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn 12. Aug 20 Wangs, Parkhotel Sa, 15. Aug 20 Wangs, Parkhotel/StVA Mels 09. Sep 20 Trogen Mi, 19. Aug 20 Trogen / Trogen StVA Trogen 16. Sep 20 Mosnang, Oberstufenzentrum Sa, 29. Aug 20 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA 30. Sep 20 Wittenbach, Oberstufenzentrum Mi, 02. Sep 20 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA 23. Sep 20 St. Peterzell, Schulhaus Sa, 19. Sep 20 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA 21. Okt 20 Neu St. Johann, Klostergebäude Sa, 26. Sep 20 Kaltbrunn Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn 28. Okt 20 Widnau, Rest. Rosengarten Mi, 04. Nov 20 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA 09. Dez 20

AG Kontakt: Yvonne Vögeli, Strohegg 9, 5103 Wildegg, 062 893 20 41, sektion.ag@agrartechnik.ch (auch kurzfristige Anmeldungen möglich) BL, BS Kontakt: Marcel Itin, 076 416 27 13, marcelitin@gmx.ch BE Kontakt: Peter Gerber, 031 879 17 45, Hardhof 633, 3054 Schüpfen, www.bvlt.ch FR Kontakt: FVLT, Samuel Reinhard, Route de Grangeneuve 31, 1725 Posieux, samuel.reinhard@fr.ch, 026 305 58 49 GR Kursorte: Landquart, Ilanz, Thusis, Scuol, Samedan Kontakt: Luzia Föhn, 081 322 26 43, 7302 Landquart, foehn@ilnet.ch, www.svlt-gr.ch NE Kontakt: M. Bernard Tschanz, Chemin du Biolet, 2042 Valangin, bernardtschanz@net2000.ch GL Kontakt: Hans Popp, 071 845 12 40, Karrersholz 963, 9323 Steinach, hanspopp@bluewin.ch SH Kontakt: VLT-SH, Geschäftsstelle, Adrian Hug, Schüppelstrasse 16, 8263 Buch, 079 395 41 17, www.vlt-sh.ch SO Kontakt: Beat Ochsenbein, 032 614 44 57, ochsebeis@bluewin.ch SZ, UR Kontakt: Florian Kälin, Geschäftsstelle VLT Schwyz und Uri, 055 412 68 63, 079 689 81 87, info@glarnernbeef.ch TG Kontakt: VTL/Landtechnik, Markus Koller, 071 966 22 43, Weierhofstrasse 9, 9542 Münchwilen VD

Wangs, Parkhotel Sa, 07. Nov 20 Wangs, Parkhotel/StVA Mels 02. Dez 20

Kursort: Oulens-sous-Echallens; Kontakt: ASETA – Section vaudoise, Virginie Bugnon, Chemin de Bon-Boccard, 1162 Saint-Prex, v.bugnon@bluewin.ch

Niederbüren, Schulh. Probelokal Sa, 14. Nov 20 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA 23. Dez 20

Kontakt: Beat Betschart, 041 755 11 10, beatbet@bluewin.ch

Kaltbrunn, Rest. Löwen Mi, 25. Nov 20 Kaltbrunn, Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn 16. Dez 20

Kursorte: Strickhof, Lindau. Kontakt: SVLT ZH, 058 105 98 22, Eschikon 21, Postfach, 8315 Lindau, www.svlt-zh.ch

ZG

ZH

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SVLT | Porträt

Milch und Gemüse Der 30-jährige Meisterlandwirt Michael Spitz vom Wieshof in Sevelen SG ist ein aufmerksamer Zuhörer, bescheiden und ein kluger Kopf. Auf dieses Jahr hin hat er den elterlichen Betrieb übernommen, ein knapp 40-ha-Milchviehbetrieb mit 57 Kühen und eine Gemüseproduktion auf den sandigen und topfebenen Schwemmlandböden des Rheins mit Nahsicht auf das Schloss Vaduz. Dank des milden Klimas, aufgrund des häufigen Föhns und der Möglichkeit der Bewässerung erntet er fast zeitgleich mit dem Tessin Anfang Juni die möglichst früh im Januar oder Februar ausgesäten frühen Rüebli unter Vlies, meist rund 4,5 ha, wenig später Frühkartoffeln (Lady Christl) unter Vlies, rund 2,5 ha. Gestaffelt reifen weiter rund 2 ha Frühlings­ spinat, 1 ha Zwiebeln, 1,2 ha Sommerrüebli, knapp 2 ha Winterspinat, 2 ha Lagerkartoffeln (Erika, Vitabella) und – nach der frühen Kartoffelernte – Blumenkohl oder Broccoli. Die Aussaat und zumeist auch Ernte überträgt er Lohnunternehmen, jedoch für die Rüebliernte verwendet er einen 2014 angeschafften einreihigen gezogenen Klemmbandroder der Marke Dewulf. In Eigenregie besorgt der von Michael fest angestellte Vater Alois den Pflanzenschutz aller Kulturen mit einer Hardi-Feldspritze, um die idealen Zeitfenster nutzen zu können. Die Traktoren widerspiegeln die Bedürfnisse des Gemischtbetriebes: ein Fendt «313» als Haupttraktor für den Futter- und Gemüsebau, zwei New Holland («TL 90» und «5640») mit Pflegebereifung an der Feldspritze und Front­ lader vor allem für das tägliche Futtermischen mit dem Futtermischwagen. «Viehhaltung und Gemüsebau sind anspruchsvoll und arbeitsintensiv. Aber in Kombination wie auf dem Wieshof stellen sich durchaus Synergien ein», sagt Michael Spitz. So wird für das Gemüse Hofdünger eingesetzt. Und der Wechsel vom – sehr intensiven – Gemüsebau zu Kunstwiese bzw. Futterbau lässt die Böden regenerieren. Der geschlossene Kreislauf bewahrt die Bodenfruchtbarkeit. Michael Spitz ist sich mit seinem Vater bei dieser Art der Bewirtschaftung völlig einig: «Wir achten sehr auf Umwelt- und Bodenschonung. Beim Pflanzenschutz setzen wir nur ein, was unbedingt notwendig ist, es wird auch einmal gehackt.» In der Milchproduktion wird sich diesen Herbst etwas grundlegend ändern, ein Lely «Astronaut A5» wird die Melkarbeit übernehmen. Die Investition in einen Melkroboter soll vor allem einen hohen Kuhkomfort, Gesundheitsdaten zur besseren Tierüberwachung und höhere Flexibilität in den Alltag der Familie bringen. Und noch jemand redet bei der Art der Bewirtschaftung auf Augenhöhe mit: Michaels Ehefrau Vreni, die mit ihm die Meisterprüfung abgelegt hat. Mit der zweieinhalbjährigen Tochter, ein Wirbelwind, und dem neun Monate alten Sohn wächst auf dem Wieshof in Sevelen die nächste Generation heran. Aufgezeichnet von Dominik Senn.

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Schweizer Landtechnik 5 2020


Kurse | SVLT

Aus- und Weiterbildungskurse des SVLT Neu: Drohnenkurse

«G40»-Fahrkurse Mit dem Führerausweis der Kategorie «G» und erfolgreich absolviertem Fahrkurs «G40» können Landwirtschaftstraktoren und landwirtschaftliche Ausnahmefahrzeuge sowie gewerblich immatrikulierte Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 40 km/h auf landwirtschaftlichen Fahrten gelenkt werden. Der Traktorfahrkurs «G40» des SVLT ist vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) anerkannt und wird im Führerausweis eingetragen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder auf www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

CZV-Weiterbildungskurse Kursort: Riniken AG

Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Schweisskurse Kursort: Riniken AG Das Kursangebot richtet sich an: Anfänger, die das Basiswissen in Schweisstechnik erwerben möchten, sowie an Fortgeschrittene, die ihr Know-how auffrischen und vertiefen möchten, aber auch an handwerklich interessierte Personen und Fachleute. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Obligatorische Weiterbildung für LKW-Fahrer. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Neu: Ecodrive-Fahrkurse Spritsparendes Fahren mit Landwirtschaftsfahrzeugen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch

«agriLIFT»-Staplerkurse In zwei Tagen werden die Module «Basis», «R1» (Gegengewichtsstapler) und «R4» (Teleskoplader) gemäss EKAS 6518 in theoretischen und praktischen Sequenzen behandelt. Diese Ausbildung ist Suva-auditiert und CZV-anerkannt. Anmeldung: www.bul.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Informationen und Auskünfte zu den Kursen www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch, Tel. 056 462 32 00 oder zs@agrartechnik.ch  Impressum 82. Jahrgang www.agrartechnik.ch Herausgeber Schweizerischer Verband für Landtechnik SVLT Ständerat Werner Salzmann, Präsident Dr. Roman Engeler, Direktor Redaktion Tel. 056 462 32 00 Roman Engeler: roman.engeler@agrartechnik.ch Heinz Röthlisberger: heinz.roethlisberger@agrartechnik.ch Dominik Senn: dominik.senn@agrartechnik.ch Ruedi Hunger: hungerr@bluewin.ch Ruedi Burkhalter: r.burkhalter@agrartechnik.ch Mitglieder- und Abodienste, Mutationen Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 056 462 32 00, Fax 056 462 32 01 www.agrartechnik.ch

Verlagsleitung Dr. Roman Engeler Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 079 207 84 29 roman.engeler@agrartechnik.ch Inserate/Anzeigen Alex Reimann Anzeigen-Verkauf Tel. 062 877 18 50 / 079 607 46 59 inserate@agrartechnik.ch Anzeigentarif Es gilt der Tarif 2020. Kombinationsrabatt bei gleichzeitiger Erscheinung in «Technique Agricole» Herstellung und Spedition AVD GOLDACH AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach Erscheinungsweise 11-mal jährlich

Abonnementspreise Inland: jährlich CHF 110.– (inkl. MwSt.), für SVLT-Mitglieder gratis Ausland: CHF 135.– (exkl. MwSt.)

Nächste Ausgabe Schwerpunkt: Bewässerung Management: Flache Bodenbearbeitung Wissen: Schmiermittelfreies Gleiten Sicherheit: Notöffnung von Fenstern

Nr. 6/7 2020 erscheint am 18. Juni 2020 Anzeigenschluss: 8. Juni 2020

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