Markt | Interview
Andreas Keiser, Dozent für Ackerbau und Pflanzenzüchtung an der HAFL in Zollikofen, mit einer Bodensonde von bewaesserungsnetz.ch. Die Messungen der Sonden helfen, den optimalen Bewässerungszeitpunkt und die passende Bewässerungsmenge festzulegen. Bilder: R. Burkhalter
«Technik ermöglicht eine effizientere Nutzung von Wasser» Wie steht es um die Wasserverfügbarkeit, wie hoch ist der Anteil an bewässerten Flächen und welche Bewässerungstechnik macht Sinn? Die «Schweizer Landtechnik» hat mit Andreas Keiser von der Hochschule HAFL über diese Fragen gesprochen. Ruedi Burkhalter «Schweizer Landtechnik»: Wasser mangel wurde in den letzten Jahren zunehmend zum allgegenwärtigen Thema. Trocknet das vielzitierte Was serschloss Schweiz demnächst aus? Andreas Keiser: Nein, gemäss den vom Bund herausgegebenen «Klimaszenarien CH 2018» wird der jährliche Gesamtniederschlag in der Schweiz nicht bedeutend abnehmen. Auch in den trockensten Jahren liegen die Jahresniederschläge hierzulande noch auf einem deutlich höheren Niveau als in vielen klassischen Ackerbaugebieten Europas, wo man mit 500 mm auskommen muss. Zum Problem werden hingegen zunehmend Veränderungen bei der Niederschlagsverteilung. Einerseits 8
Schweizer Landtechnik 6/7 2020
muss gemäss Prognosen davon ausgegangen werden, dass es im Winter eher mehr Niederschläge geben wird, im Frühjahr und Sommer hingegen weniger. Andererseits werden die Extreme, also Phasen kritischer Trockenheit, aber auch Starkniederschläge, zunehmend häufiger auftreten. Wie verändert sich aufgrund dieser Entwicklung die Notwendigkeit einer Bewässerung landwirtschaftlicher Kul turen? Die Tatsache, dass Trockenphasen tendenziell im Jahresverlauf früher auftreten, ist insofern kritisch, als damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass den Kulturen
während empfindlicher Phasen nicht ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Das kann bereits beim Auflaufen der Fall sein oder in den für die Ertragsbildung entscheidenden Phasen wie beim Knollenansatz der Kartoffeln. Betroffen sind vor allem Frühjahrskulturen, insbesondere Gemüse und Kartoffeln, die in gewissen Phasen zwingend genügend Wasser benötigen und Defizite später schlechter kompensieren können, als dies beispielswiese bei Winterweizen der Fall ist. Weizen kann Wassermangel während der vegetativen Phase besser kompensieren, ist jedoch empfindlich auf Trockenstress während der Blüte. So könnte es in gewissen Regionen angezeigt sein, ver-