Schweizer Landtechnik 08/2022

Page 53

SPEZIALKULTUREN

gleichzeitig der Krankheitsdruck reduziert (Mikroklima, Feuchtigkeit). Zudem wird der Arbeitskomfort durch Unkrautregu­ lierung verbessert und gepflegte Fahr­ gassen mit einem hohen Grasanteil sind tragfähiger für die Fahrzeuge. Wenn auch widersprüchlich, aber nicht zu unter­ schätzen, blühende Unkrautpflanzen sind attraktiv für Bienen, gleichzeitig kann de­ ren Gesundheit aber durch andere direkte und indirekte Pflanzenschutzmassnah­ men gefährdet sein.

Mechanische Unkrautregulierung «Ja, aber …»

Chemische Unkrautregulierungssysteme sind auch in Obst- und Weinbauanlagen in der Defensive. Bild: Lochmann

Unkrautregulierung gibt’s nicht zum Nulltarif Neben vielen weiteren Faktoren spielen im Obstbau auch die Kosten der Unkrautbekämpfung eine grosse Rolle. Mit dem Excel-Tool «Herbocost» kann jeder Obstbauproduzent diese Kosten selber berechnen. Ruedi Hunger

Braucht es Unkrautregulierung? Ja, es braucht sie. Die Meinung, dass Obstbäu­ me unbeeindruckt dem Unkraut davon­ wachsen, stimmt nicht. Wie in anderen Kulturen ist eine gezielte Unkrautregu­ lierung auch im Obstbau notwendig. In erster Linie natürlich, um qualitativ hoch­ stehende Erträge zu erreichen. Im Vor­ dergrund steht ein immer wichtiger wer­ dendes Kriterium, die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe. Gerade bei Jung­

anlagen stehen die Wurzeln in direkter Konkurrenz mit Unkräutern. Der Wasser­ entzug durch Unkräuter wird oft unter­ schätzt und mit einer optimierten, dem Bedarf der Obstbäume angepassten Dün­ gung kommt es auch zu einer ernsthaften Konkurrenz um die verfügbaren Nähr­ stoffe. Zudem bietet ein unkontrolliertes Unkrautwachstum den Mäusen mehr und bessere Unterschlupfmöglichkeiten. Mit einer gezielten Unkrautregulierung wird

Neben dem Einsatz von Herbiziden stehen heute vermehrt mechanische Regulie­ rungsmassnahmen im Vordergrund. Aller­ dings ist eine mechanische Unkrautregulie­ rung auf Terrassen und steilen Flächen nur eingeschränkt oder gar unmöglich. Eine am Boden liegende Bewässerung ist eben­ so ein einschränkendes Element wie Schrägpflanzungen («Drapeau Marchand»-­ System). Zudem schränkt die Einnetzung mit Hagelnetzen eine mechanische Un­ krautregulierung bei Randreihen ein. Und beim Einsatz eines Fadengerätes muss mit dem Eintrag von rund einem Kilogramm Plastik je Hektar und Jahr gerechnet wer­ den. Dazu finden sich ergänzende Anga­ ben in «Agroscope Science 89/2019 ‹Plas­ tikströmen in der Schweizer Landwirt­ schaft›». Mit den massiv gestiegenen Treibstoffkosten fällt zudem der Dieselver­ brauch durch vermehrte Durchfahrten und höhere (Motor-)Leistung entsprechend ins Gewicht. Damit verbunden ist ebenfalls ein höherer CO2 -Ausstoss. Die zahlreiche­ ren Durchfahrten für die mechanische Unkraut­regulierung stellt höhere Anforde­ rungen an die Tragfähigkeit der Fahrgassen und erhöht die Bodenbelastung. Schliess­ lich hat das Bewässern auch Auswirkungen auf die Unkrautregulierung, da sich einer­ seits auch unerwünschte Pflanzen über Wassergaben freuen und anderseits die Befahrbarkeit (nasser Boden, Boden­ verdichtung) erschwert wird. Einen wert­ vollen Leitfaden zur Unkrautregulierung (Agroscope Transfer 361/2020) haben Mit­ arbeiter von Agroscope, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und dem Kom­ petenzzentrum Obstbau-Bodensee ver­ fasst.

Herbocost Obstproduzentinnen und Obstproduzen­ ten stellen sich mit Recht die Frage, wie viel teurer eine mechanische gegenüber einer chemischen Unkrautregulierung ist. 8

2022 Schweizer Landtechnik

53


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.