GYMlive 1/2022 - Das Turnmagazin

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Ausgabe Nr. 1 | März 2022

TURNSPIRIT

AUFGEMÖBELT Wie Turngeräte ein zweites Leben erhalten IM FOKUS

Foto: Thomas Ditzler

50 JAHRE «JUGEND + SPORT» Das Sportfördersystem ist von grosser Bedeutung

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EDITORIAL

EINEN ANDEREN BLICKWINKEL ERLEBEN

Liebe Turnerinnen und Turner

Schon als kleines Kind entdeckte ich für mich das Kunstturnen. Im Alter von vier Jahren turnte ich zum ersten Mal beim STV Eien-Kleindöttingen. Das Turnen an den verschiedenen Geräten bereitete mir so viel Spass, dass ich beim Kunstturnen verblieb. Nach etwa vier Jahren Training durfte ich in das regionale Leistungszentrum in Niederlenz wechseln. Dort trainierte ich zuerst dreimal wöchentlich. Seit der sechsten Klasse stehe ich nun aber an sechs Tagen in der Woche in der Halle. Um nach der obligatorischen Schulzeit weiterhin so viel trainieren zu können, entschied ich mich, die kaufmännische Ausbildung während vier statt wie gewöhnlich während drei Jahren zu absolvieren. Diese Ausbildung beinhaltet zwei Jahre Schule und ein anschliessendes zweijähriges Praktikum. Im Sommer 2021 habe ich dieses Praktikum beim Schweizerischen Turnverband begonnen. Es gefällt mir beim STV sehr gut, denn die Arbeit ist enorm vielfältig. Für mich persönlich ist es sehr interessant, den Schweizerischen Turnverband für einmal von einem anderen Blickwinkel aus betrachten und erleben zu können. Momentan trainiere ich 24 Stunden in der Woche und bereite mich auf mein Ziel, die Junioren- Europameisterschaften, vor, die diesen Sommer in München stattfinden werden. Ich wünsche euch, liebe Turnerinnen und Turner, viel Spass beim Lesen des GYMlive.

Matteo Giubellini Praktikant im 1. Jahr


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J+S – mit Sport fürs Leben lernen

IMPRESSUM GYMlive – Das Turnmagazin 2022: 165. Jahrgang Erscheint fünf Mal pro Jahr Beglaubigte Auflage Gesamtauflage 104 179 (d/89 530, f/12 515, i/2138) Herausgeber/Verlag Schweizerischer Turnverband (STV), Bahnhofstrasse, 5000 Aarau T +41 62 837 82 00, stv-fsg.ch Redaktion Ausgabe Deutschschweiz Alexandra Herzog (Chefredaktorin, ahv) Thomas Ditzler (Redaktor, tdi.) Marc Frey (Redaktor, mf) red-aarau@stv-fsg.ch Abonnementspreise GYMlive CHF 30.– pro Jahr (Einzelnummer: CHF 6.–) Konzept/Layout/Kreation Kommuniversum AG, 8008 Zürich Korrektorat Linkgroup AG, 8008 Zürich Druck/Versand Stämpfli Kommunikation, staempfli.com Mediavermarktung Stämpfli Kommunikation, staempfli.com Ruzica Dragicevic, Verantwortliche Mediaberatung und -vermarktung T +41 31 300 63 70, mediavermarktung@staempfli.com

30 Mit Schwung in den Frühling


INHALTSVERZEICHNIS

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Vereinsfusionen als Chance

6 Von Florida nach Magglingen

PORTRÄT Wendy Bruce-Martin – mehr als eine Trainerin

06

AUFGESCHNAPPT Sportliche Wissenshäppchen inklusive Wettbewerb

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IM FOKUS «Jugend + Sport» ein weltweit einzigartiges System

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NACHGEFRAGT Ernst König zum Thema Doping im Breitensport

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KOMPAKT Diverse Kurzinfos aus dem Turnsport im Überblick

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STV-PARTNER SWICA – die richtige Ernährung macht fit

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GEMEINSAM AKTIV Vereint – eine Fusion als Chance 32 Weniger Stress bei der Vereinsarbeit 34 TURNSPIRIT Aufgemöbelt – ein zweites Leben für Turngeräte

SCHLUSSPUNKT Letzte Frage an Emilie Lambiel 39 MITGLIEDERANGEBOTE Aktionen für STV-Mitglieder

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Entdecke die Welt des STV

Dopingprävention geht alle etwas an Alle News im Überblick gibt es auf unserem Newsportal gymlive.ch


EINE TRAINERIN «MADE IN USA»

ZUR PERSON Wendy Bruce-Martin Geburtsdatum: 23. März 1973 Wohnort in der Schweiz: Magglingen Wohnort in den USA: Orlando, Florida Familie: Verheiratet mit Dennis, zwei Töchter Cameron (24) und Sammie (20) Beruf: Cheftrainerin, Mentalcoach Hobbys: Sport und Lesen Meine erste Erinnerung ans Turnen: «Die schönen Momente, die ich als Kind mit meinen Freunden in der Turnhalle im Süden Floridas verbracht habe.»


PORTRÄT

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Im Oktober 2021 ist die Amerikanerin Wendy BruceMartin in die Schweiz gekommen, um das KunstturnNational­kader der Frauen vorübergehend zu trainieren. Mittlerweile hat sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Cheftrainerin in Magglingen. Ein neues Abenteuer für die ehemalige Olympia-Turnerin.

Es ist Januar, als ich Wendy Bruce-Martin, die neue Cheftrainerin der Schweizer Kunstturnerinnen, in der Jubiläumshalle in Magglingen treffe. Das Training ist gerade zu Ende und in der Halle ist es ganz still. «Die Turnerinnen haben Pause, bevor sie Anfang Nachmittag in den Schulunterricht gehen», erklärt BruceMartin. Nach etwas mehr als drei Monaten im Amt hat die Amerikanerin bereits eine starke Verbindung zum Team aufgebaut und versteht das Schweizer Schulsystem immer besser. Aber wie kommt eine ehemalige US-Olympiaturnerin zu diesem Job in Magglingen?

Foto: Thomas Ditzler

«Es ist einfach passiert» Im Herbst 2021 rief sie ihr Kollege Tony Retrosi, Ad-interim-Trainer Kunstturnen Frauen, an und fragte, ob sie von Oktober bis Dezember in die Schweiz kommen könnte, um ihm zu helfen, das Kader zu trainieren. «Zunächst habe ich abgelehnt. Es erschien mir zu kompliziert, so lang weg von meiner Familie zu sein», erzählt Wendy Bruce-Martin, fügt aber gleich hinzu: «Nach Gesprächen mit meinem Mann habe ich mich schliesslich doch entschieden, mich in das Abenteuer zu stürzen.»

Ich konnte nicht gehen, ohne sie in guten Händen zu wissen

Als ihr später eine Festanstellung angeboten wurde, stellte sich die Frage der Distanz zu ihrer Familie erneut. «Nach all den Wochen, die ich mit den Mädchen verbracht hatte, wusste ich, was für eine Art Coach sie benötigen. Ich konnte nicht gehen, ohne sie in guten Händen zu wissen», erinnert sich Bruce-Martin. Sie konnte sich zunächst vorstellen, bis zu den Europameisterschaften zu bleiben, um den Übergang sicherzustellen. Doch am Ende nahm sie den unbefristeten Vertrag an: «Am Anfang dachte ich, das sei keine Option, aber mein Mann überredete mich, zu bleiben und auch das Projekt ‹2028/2032› des STV hat mich überzeugt.» Die Schweiz entdecken Wendy Bruce-Martin kam im Herbst 21 ohne ihre Familie in die Schweiz. Eine grosse Veränderung für die aus Florida stammende Amerikanerin. «Ich war noch nie in der Schweiz gewesen. Was mich bei meiner Ankunft am meisten beeindruckte, waren die Alpen», erinnert sie sich. Sie schätzt auch die Tatsache, dass eine Mehrheit in der Schweiz Englisch kann: «Das ist ein grosser Vorteil für mich.» Trotzdem möchte Wendy BruceMartin Deutsch lernen. Einerseits, um sich zu integrieren, andererseits, um besser mit den Turnerinnen kommunizieren zu können. «Ich habe mich für Deutsch entschieden, weil ich den Eindruck habe, dass dies für mich als Englischsprachige eine leichter zu erlernende Sprache ist und weil das in der Schweiz am meisten gesprochen wird», erklärt Bruce-Martin.


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PORTRÄT

Wendy Bruce-Martin will auch die mentale Stärke der Turnerinnen fördern. Foto: Thomas Ditzler

Die Amerikanerin fühlt sich in der Schweiz bereits wohl. Foto: Thomas Ditzler

Doch die Unterschiede zwischen der Schweiz und den USA sind zahlreich und hören nicht bei der Sprache auf. Wendy Bruce-Martin geniesst jedoch das Leben in ihrer neuen Heimat und sie war auf diese Veränderung vorbereitet: «Ich war bereit, Florida, wo die Hitze im Sommer erdrückend ist, zu verlassen. Hier scheint alles einfacher zu sein. Ich suchte nach etwas Ruhigerem, Bedeutungsvollerem und weniger Materialistischem. Beispielsweise kann ich hier in Biel meine Einkäufe zu Fuss erledigen.» Wertvolle Momente Die Trennung von ihrem Mann und ihren beiden Töchtern ist trotzdem nicht immer einfach. Vollbepackte Tage und Wochenenden, an denen Wendy BruceMartin mit Planen und Arbeiten beschäftigt ist, lassen sie die Entfernung vergessen. Ausserdem kommt es regelmässig zu einem Wiedersehen: «Mein Mann und ich versuchen, uns einmal im Monat zu treffen. Er kommt oft in die Schweiz und ich habe vorgesehen, im April nach Florida zu gehen.» Die ganze Familie traf sich auch in den Weihnachtsferien für eine Woche zum Snowboarden in Grindelwald. Eine erste rutschige Erfahrung, welche die Amerikaner be-

Ich suchte nach etwas Ruhigerem und weniger Ma­ terialistischem geisterte, die sich sonst eher an Sonne und Hitze gewohnt sind. «Mein Mann liebt den Schnee und die Natur. Er ist sehr angetan von der Idee, sich in ein paar Jahren – wenn er in Rente geht – in der Schweiz niederzulassen.» Bis dahin sind die wenigen Momente, die sie mit der Familie verbringen kann, wertvoll. Ihren Worten nach zu schliessen noch bedeutungsvoller als früher. Eine Karriere in der Turnhalle Es ist ein reich befrachteter Werdegang in der Turnwelt, der Wendy Bruce-Martin nach Magglingen geführt hat. Nach einer Karriere als Kunstturnerin und einer Bronzemedaille mit dem US-Team an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona ist sie dem Turnen treu geblieben und wurde Trainerin. «An den Olympischen Spielen in Barcelona erlebte ich den besten Wettkampf meines Lebens. Alles lief wie geplant und wir hol-

ten eine Medaille. Das war einmalig und ich wünsche das allen meinen Turnerinnen», so die Cheftrainerin. Mit 30 Jahren drückte Bruce-Martin nochmal die Schulbank, um sich in Psychologie weiterzubilden und ihrem Wissensrucksack ein weiteres Stück hinzuzufügen. Seit nunmehr bald 20 Jahren arbeitet sie als Trainerin, ist seit zehn Jahren als Beraterin tätig und hält Vorträge für «USA Gymnastics». BruceMartin ist auch Choreographin und hat schon mehr als 150 Turnlager in den USA geleitet. Aussserdem ist sie von der Schweiz aus immer noch als Mentaltrainerin tätig. Dank der Zeitverschiebung kann sie ihre Klienten auch abends nach einem anstrengenden Arbeitstag in Magglingen betreuen. Auf die Frage, wie lange sie in der Schweiz bleiben will, ist ihre Antwort klar: «Bis mich die Mädchen nicht mehr brauchen.» Text: Emilie Lambiel / ahv


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Foto: zvg

10 AUFGESCHNAPPT

INNOVATIV Eine App anstelle Word, PowerPoint oder Handskizzen: Pascal Geiser (rechts im Bild) und Michael Lüthold haben eine Lösung entwickelt, mit der sich in kürzester Zeit komplexe Formationen für Tanz- und Turnchoreografien dokumentieren lassen.

UMFRAGE Was ist dir an einem Eidg. Turnfest wichtig? Die Organisatoren von «Lausanne 2025» zählen auf deine Meinung. Hilf mit, den Spagat zwischen «Traditionen wahren» und «Neues wagen» zu vollstrecken. Weitere Informationen zum Thema: lausanne2025.ch/meinemeinung

AUFGESCHNAPPT

GEWUSST, DASS … … simples Lächeln deine Leistung im Joggen steigern kann? Eliud Kipchoge, einer der besten Läufer der Welt, praktiziert es bereits seit längerem: «Periodic Smile». US-Sportwissenschaftler haben herausgefunden, dass bewusstes Lächeln während dem Joggen den Sauerstoffverbrauch um zwei Prozent senkt. Die Ausdauerleistung wird dadurch besser.

Turner bleibt man ein Leben lang. Erst lernt man den Purzelbaum, dann den Salto und später, Verantwortung zu übernehmen. An Turnfesten findet man Freunde und später steht der Verein bei der Hochzeit Spalier. Irgendwann schaut man zu, wie der Nachwuchs auf der Bühne turnt. Rico Gysel, Präsident TeeVau Wilchingen, in der NZZ am Sonntag


AUFGESCHNAPPT 11

Fotos: Athlantic Campaign/Swiss Raw

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KILOMETER

Samuel Widmer, Mitglied des Sportvereins Leuggern, hat mit seinen drei Mitstreitern Unglaubliches vollbracht. Sie holten den Sieg im härtesten Ruderrennen der Welt. In 35 Tagen ruderten sie rund 5000 Kilometer von den Kanaren in die Karibik und gewannen so die prestigeträchtige «Atlantic Challenge».

WELTREKORD? Eine Stunde Zeit – kräftezehrende 1000 Klimmzüge als Ziel: Samir Serhani, Mitglied des Kunstturn-Nationalkaders, wagte sich an die 1000-KlimmzügeChallenge. Ob es für den Weltrekord gereicht hat?

WETTBEWERB In welchem Jahr gewann Wendy Bruce-Martin ihre Olympiamedaille? Verlost werden drei «Ochsner Sport»-Gutscheine im Wert von je 50 Franken

Mitmachen – ganz einfach: Antwort per Online-Formular auf unserer Website unter stv-fsg.ch/wettbewerb-gymlive oder per E-Mail mit dem Betreff «Wettbewerb 1/2022» und den vollständigen Adressangaben an red-aarau@stv-fsg.ch senden.

Teilnahmeschluss: Mittwoch, 13. April 2022 Die Gewinner/-innen des Wettbewerbs werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.


Foto: Archiv STV

VOM MILITÄRSPORT ZUM ERFOLG FÜR ALLE


IM FOKUS 13

Das weltweit einzigartige Förderprogamm «Jugend + Sport (J+S)» feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Vom Militärischen Vorunterricht, dem einstigen Vorgänger-Programm, hat sich J+S über die Jahrzehnte zum grössten Sportförderprogramm des Bundes entwickelt.

Der 17. März 1972 ist ein wichtiges Datum in der Geschichte des Schweizer Sports und der Sportförderung in unserem Land. Auslöser dafür waren mitunter die bislang ersten und einzigen medaillenlosen Winterspiele aus Schweizer Sicht 1964 in Innsbruck. Das OlympiaFiasko hatte zur Folge, dass die Sportförderung in der Schweiz überdacht wurde. Bis dato waren für den militärischen Vorunterricht nämlich nur jugendliche Männer ab 16 Jahren zugelassen. Dieser war auf die körperliche Ertüchtigung und auf den Militärdienst zugeschnitten. Drei Sportlektionen eingeführt Mit der Genehmigung des Verfassungsartikels durch das Schweizer Stimmvolk über Turnen und Sport im Jahr 1971 begann der Aufbau von «Jugend + Sport (J+S)» als Nachfolgeorganisation. Die Inkraftsetzung des Bundesgesetzes über die Förderung von Turnen und Sport vom 17. März 1972 gilt somit als eigentliche Geburtsstunde von J+S. Die neue Organisation setzte sich zudem zum Ziel, Kinder und Jugendliche schon früh für den Sport zu begeistern. So durften

J+S ist ein klassi­sches Föderalismusprodukt Christoph Lauener, BASPO

bei J+S Mädchen und Knaben bereits ab 14 Jahren teilnehmen. Gleichzeitig wurden mit dem Gesetz an den Schulen drei Lektionen Sportunterricht pro Woche sowohl für Jungen als auch für Mädchen eingeführt. Im Laufe der Jahre wurde das J+SAngebot auf immer jüngere Kinder angepasst und ausgeweitet. 1994 wurden Sportangebote für Kinder ab zehn Jahren unterstützt. Seit 2007 gar bereits ab fünf Jahren. In der ersten Phase stand bei J+S die reine Sportvermittlung im Zentrum. «Heute geht es in der Ausbildung um viel mehr», sagt Christoph Lauener, Leiter Kommunikation beim Bundesamt für Sport (BASPO). Die ganzheitliche Förderung von Kindern und Jugendlichen und das Unterstützen der Persönlichkeitsentwicklung sind ein wichtiger Bestandteil. Von 18 auf 85 Sportarten J+S erlebte über die Jahrzehnte auch eine Ausweitung auf immer mehr verschiedene Sportarten. Zu den Pionieren 1972 gehörten unter anderem Geräteund Kunstturnen, Leichtathletik, Wandern, Fussball oder Fitnesstraining. Letzteres wurde 1991 in Turnen und Fitness umbenannt, ehe es 1994 aufgeteilt wurde und die Bezeichnungen Turnen und Polysport erhielt. Weitere STV-Sportarten wie Gymnastik (1976), Nationalturnen (1980), Trampolin (1998), Korbball, Faustball, Rhönrad (alle 2002) und Rhythmische Gymnastik (2005) folgten später.


14 IM FOKUS

Turnen und Geräteturnen gehören zu den Top-Ten-Sportarten bei J+S. Foto: Archiv STV

TOP-TENTEILNAHMEN NACH SPORT­ ARTEN 2020

4

3

4

21

4 SPORTARTEN IN %

4 5

9

7 8

1. Fussball 236 647 (21%) 2. Mehrere Sportarten* 96 490 (9%) 3. Turnen 91 569 (8%) 4. Tennis 78 989 (7%) 5. Gymnastik und Tanz 55 602 (5%) 6. Skifahren 48 913 (4%) 7. Geräteturnen 48 366 (4%) 8. Allround 44 433 (4%) 9. Lagersport/Trekking 39 532 (4%) 10. Leichtathletik 30 897 (3%) Total: 1 105 337 Teilnehmende * Sportarten, in denen neben einer Hauptsportart weitere Sportarten angeboten werden

Als jüngste STV-Sportarten wurden im vergangenen Jahr Parkour und Akrobatik bei J+S aufgenommen. War man im Gründungsjahr mit 18 Sportarten gestartet, sind es mittlerweile 85 Sportarten, die das Gesicht und die Vielfalt von «Jugend + Sport» prägen. 115 Millionen Franken pro Jahr Auch in finanzieller Sicht hat J+S markant an Bedeutung gewonnen. Erhielt das Förderprogramm in den Anfängen rund 15 Millionen Franken Bundessubventionen, so sind es heute fast 115 Millionen Franken pro Jahr. «Jugend + Sport» prägt den Schweizer Sport auch hinsichtlich Ausbildung von Leiterinnen und Leitern. Pro Jahr werden rund 80 000 Personen aus- und weitergebildet. Diese wiederum geben ihr Wissen an Kinder und Ju-

gendliche weiter. «Praktisch jeder und jede, die im Schweizer Sport eine Leitungsfunktion hat, hat eine J+S-Ausbildung durchlaufen», freut sich Christoph Lauener. Insgesamt werden so jedes Jahr mehr als 600 000 Kinder und Jugendliche mit dem J+S-Sportangebot erreicht, rechnet Lauener vor: «J+S leistet damit ein flächendeckendes Wirken für eine gesunden Bevölkerung.» Im Schnitt sind es über die gesamte J+S-Altersspanne rund die Hälfte aller Schweizer Kinder, die von «Jugend + Sport» erreicht werden. «Bei den Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren sind es gar bis zu 80 Prozent», so Lauener. Ein wichtiger Erfolgsfaktor von J+S ist auch die grosse Akzeptanz im Land, nicht zuletzt auch in der Politik. Die enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen sowie Sport- und Jugendverbänden habe sich bestens bewährt, sagt Lauener. Ein stabiles Netzwerk ist entstanden, das von der Arbeit zahlloser ehrenamtlicher Leitender und Experten gestützt wird. «J+S ist ein klassisches Föderalismusprodukt», so Christoph Lauener.


IM FOKUS

MEHR EINFACHHEIT

Im Rahmen des «Projekt 2000» wurde auch die erste nationale Datenbank für Sport als administratives Rückgrat von J+S aufgebaut. Diese Datenbank wird Ende dieses Jahres durch eine neue, modernere abgelöst. Ehrenamt weiter stützen Damit das Sportförderprogramm auch über sein Jubiläum hinaus attraktiv bleibt, strebe man für die nähere Zukunft zwei Hauptziele an, so Lauener: «Erstens möchten wir noch mehr Kinder und Jugendliche mit J+S erreichen. Zweitens wollen wir das System sowohl administrativ als auch organisatorisch vereinfachen.» Damit soll vor allem das Ehrenamt, welches nach wie vor einen sehr grossen Anteil von «Jugend + Sport» ausmacht, gestützt werden. «J+S wird sich weiter entlang der gesellschaftlichen Entwicklung bewegen», sagt Lauener. Dazu gehört auch die Umsetzung der geplanten Agenda «J+S 2025». Text: Thomas Ditzler

WELTWEIT EINZIGARTIG Dass der Staat Steuergelder für die Allgemeinheit, im Beispiel von «Jugend + Sport» insbesondere für die Kinder und Jugendlichen im Breitensport, investiert, ist weltweit einzigartig. Hier liegt der grosse Unterschied – in der breiten Basis. Den Kindern wird damit ermöglicht, überhaupt Sport zu betreiben – egal in welcher Ausrichtung. In anderen Ländern fliessen, wenn überhaupt, nur Gelder in die Nachwuchsförderung im Leistungssport/Spitzensport. Der Rest muss privat berappt werden. Da die Gelder in der Schweiz in die Gesamtheit fliessen, haben Kinder und Jugendliche Chancengleichheit, dass sie in Sportarten reinkommen, die Minderbemittelte in anderen Ländern gar nicht ausüben können.

Foto: zvg

Organisation ins Zentrum gestellt Dass «Jugend + Sport» bereits über fünf Jahrzehnte erfolgreich ist, hat auch mit der stetigen Weiterentwicklung zu tun. Neben der bereits erwähnten Ausweitung der Altersgrenze und dem Einbinden von neuen Sportarten ist ein weiterer Meilenstein auf das Projekt «J+S 2000» zurückzuführen. «In den Anfängen stand die Leiterperson im Zentrum. Mit dem Projekt wurde die Organisation ins Zentrum gestellt und subventioniert», erzählt Lauener und ergänzt: «Steuergelder gehen seither direkt dorthin, wo der Sport stattfindet, nämlich in die Sportvereine, Jugendorganisationen und Schulen.» Zudem übernahmen die nationalen Sport- und Jugendverbände als Dachorganisationen der Vereine mehr Verantwortung im J+S-Netzwerk. So werden beispielsweise Turn-Sportarten gemäss den Vorgaben über den Schweizerischen Turnverband (STV) weiterentwickelt (mehr dazu auf Seite 16/17).

Jean-Louis Borella (83, Sion) ist der älteste noch aktive J+SExperte im Turnsport.

Jean-Louis Borella, wie wichtig ist J+S? Jean-Louis Borella: J+S bietet regelmässig viele Kurse an. Einige Sportarten haben ihr Kursangebot im Laufe der Jahre weiterentwickelt, aber im Turnen war das nicht der Fall, da es bereits genügend Kurse gab. Wichtig ist auch der finanzielle Aspekt, denn J+S bringt Geld. Was sind die Stärken von J+S? Das Förderprogramm des Bundes garantiert das langfristige Überleben des Sports. Der Zugang zur Infrastruktur von Magglingen und den verschiedenen Zentren ist ebenfalls ein grosses Plus. Wie sehen Sie die Zukunft von J+S? Ich hoffe, dass J+S in Zukunft praxisorientierter wird, insbesondere bei den Grundkursen. Das Ganze sollte vereinfacht werden. Den Fachleuten ist nicht richtig bewusst, dass es für die meisten Kursteilnehmenden schwierig ist, ihre Theorien zu verstehen, die alle drei bis vier Jahre ändern. Es gibt Grundlagen, die mehrfach erklärt werden müssen. Meiner Meinung nach ist es nicht nötig, jedes Mal das gesamte Konzept zu ändern, wenn eine neue Person die Leitung übernimmt. Interview: Emilie Lambiel


16 IM FOKUS

BEREICH RESSORT

EINE RIESIGE CHANCE

AUSBILDUNGSVERANTWORTLICHE

Das Fördersystem «Jugend + Sport» wurde seit seiner Einführung 1972 stetig weiterentwickelt. Die seit 2018 laufende Neustrukturierung/-ausrichtung ist aber eine der umfassendsten bisher. Für den Turnsport tut sich damit eine riesige Chance auf. FACHBEREICH Die letzte grosse Anpassung im System von «Jugend + Sport» liegt weit zurück (1997–2000 «Projekt J+S 2000», Einführung J+S-Coach). Seit 2018 ist nun aber eine grundlegende Überarbeitung des Gesamtsystems im Gange. Dabei werden auch grösstenteils die Ausbildungswege und -inhalte neu definiert und erarbeitet. «Hierbei spielen auch digitale Lernmedien und -bausteine eine Rolle», sagt STV-Ausbildungschef Olivier Bur. Ziel ist es, das sogenannte neue Magglinger Ausbildungsmodell bis 2025 in jeder J+S-Sportart zu implementieren. Für die Umsetzung braucht es für jede J+S-Sportart – im Turnsport sind es deren elf – neue Lehrmittel und Kursinhalte.

WICHTIGE MEILENSTEINE FÜR DEN TURNSPORT – 2012: J+S-Kindersport wird rechtlich verankert (J+S-Kids ➔ J+SKindersport). Neu hat J+S zwei Zielgruppen: Kinder (5-10 J.) und Jugendliche (10–20 J.) – 2007: Lancierung von J+S-Kids – 1997–2000: «J+S 2000» bringt einige Neuerungen, beispielsweise die Nutzergruppen (NG), die Pauschalentschädigung und die Funktion des J+S-Coachs. Da die J+S-Leiterinnen und -Leiter die Garanten für gute und jugendgerechte Sportangebote sind, blieb die Aus- und Weiterbildung im Fokus. Die Leiterkategorien 1 bis 3 werden abgeschafft und es wird eine modulare Ausbildungsstruktur mit 2-jährlicher Weiterbildungspflicht eingeführt.

Potenzial nicht ausgeschöpft Bis 2017 funktionierte das System so, dass beim Bundesamt für Sport (BASPO) für die verschiedenen Sportarten jeweils sogenannte Fachleitungen angestellt waren. Für die damals neun Turnsportarten waren es zwei Personen. Es stellte sich jedoch mit der Zeit heraus, dass das vorhandene System zu limitiert war, um das ganze Potenzial der Sportarten auszuschöpfen. «Das Knowhow für die Entwicklung einer Sportart kann nicht von einer Person allein geprägt werden», so Bur. Aus diesem Grund wurde bestimmt, dass nur noch die methodisch-didaktischen, also die übergeordneten Ausbildungsinhalte, beim BASPO erarbeitet werden und alles, was die sportartenspezifischen Inhalte betrifft, an die Verbände auslagert wird. Zentral für die Zukunft Neu hat der STV mit dem BASPO für jede J+S-Turnsportart einen separaten Partner­ schaftsvertrag abgeschlossen. Dadurch fliessen auch mehr subsidiäre Mittel in den Turnsport.


IM FOKUS 17

JUGEND+SPORT

Akrobatische Sportarten

Turnen und Spiele

Gymnastische und tänzerische Sportarten

Kunstturnen

Faustball

Rhythmische Gymnastik

Rhönrad

Korbball

G+T Gym

Akrobatik

Turnen

G+T Tanz

Trampolin

Geräteturnen

FG Vertreter Regionen + Ressort

FG Vertreter Regionen + Ressort

FG Muki

FG Kitu

Die Fördergelder sind aber an die Bedingung geknüpft, dass der Verband pro J+S-Sportart eine ausbildungsverantwortliche Person einstellt. Von der daraus entstehenden AHV-Lohnsumme übernimmt das BASPO auch noch maximal 50 Prozent. Der J+S-Bereich ist also neu in der Ausbildungsabteilung des STV inte­griert. «Damit wächst unser Team bis im Sommer 2022 um das Doppelte an, was sicherlich eine Herausforderung ist», sagt Bur. Aber vielmehr bietet das neue System eine grosse Chance. «Das macht es dem STV überhaupt erst möglich, richtige Sportartenentwicklungsarbeit zu leisten», ist Bur überzeugt. Man werde nachher so gute Ausbildungsinhalte und -unterlagen haben wie noch nie zuvor. «Dieser Schritt, den wir dank dem Bundesamt für Sport nun mitmachen dürfen, ist zentral für die Zukunft des Verbandes, der Vereine sowie der Kinder und Jugendlichen», freut sich Bur.

Praxisnähere Kursinhalte Wie am Anfang erwähnt, erfahren vor allem auch die ganzen Ausbildungsinhalte eine Überarbeitung. «Man will weg vom sportmotorischen, pädagogischen Konzept hin zum Bewegungslernen», erklärt Bur. Im J+S-Grundkurs lernt die angehende Leiterperson nicht mehr theo­retisch nach Konzept, wie sie ihren Turnenden etwas beibringt. Vielmehr wird ihr konkret gezeigt, was zu tun ist, um etwas Bestimmtes zu trainieren.

Es geht nicht mehr um einzelne technische Elemente, sondern um sogenannte Erscheinungsformen. Beispiel: Es wird nicht gelehrt, wie eine Rolle vorwärts geübt wird, sondern wie die Bewegungsform der Rotation funktioniert – wie und wann wird beschleunigt, wie und wann verlangsamt. «Dadurch ist der Ansatz viel breiter gelegt, denn das Wissen zur Rotation kann bei verschiedenen technischen Elementen angewendet werden», konkretisiert der STVAusbildungschef. Früh fürs Leben lernen Nicht-sportartenspezifische Themen wie Förderung der Lebenskompetenzen sind seit 2018 Teil der Leiter-Fortbildung. Ab jetzt gehören diese zum Kursinhalt auf allen Stufen. Dies führt dazu, dass die Kinder und Jugendlichen von ihren Leiterpersonen in den Vereinen schon früh in ihrer gesamtheitlichen Entwicklung unterstützt werden. Sie bekommen Lebenskompetenzen wie Entscheidungen zu treffen, mitbestimmen zu können und Verantwortung zu übernehmen vermittelt. «Ziel ist es, dass die Kinder nicht nur für den Sport, sondern fürs ganze Leben lernen. Damit soll aber die Begeisterung für den Sport wachsen, so dass sie ihm ein Leben lang treu bleiben», erklärt Olivier Bur. Text: Alexandra Herzog

Dieser Schritt ist zentral für die Zukunft des Verbandes, der Vereine sowie der Kinder und Jugendlichen Olivier Bur, STV-Ausbildungschef


DOPINGREGELN SIND FÜR ALLE DIESELBEN

Foto: Alexandra Herzog

ZUR PERSON Ernst König (43) studierte Agrarwirtschaft und Informatik und war als Marketingverantwortlicher sowie Geschäftsführer bei nationalen Verbänden und Organisationen tätig. Seit 2018 ist der gebürtige Berner Direktor von «Swiss Sport Integrity». Ernst König spielte Eishockey und nahm als aktiver Leichtathlet an Marathons teil. Er engagierte sich als Präsident eines Eishockeyclubs und Mitorganisator von Laufveranstaltungen. Heute trifft man ihn auf dem Velo oder beim Laufen an. Ernst König ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen.


NACHGEFRAGT 19

Das Doping-Statut gilt für alle Sporttreibenden mit einer Mitgliedschaft bei einem Verein, der Swiss Olympic angeschlossen ist. Warum es wichtig ist, sich dessen bewusst zu sein und wann man auch im Breitensport mit einer Dopingkontrolle rechnen muss, verrät Ernst König, Direktor von «Swiss Sport Integrity».

Ernst König, beginnen wir mit einer These: Nur im Spitzensport lohnt sich Doping. Im Breitensport wird deshalb nicht kontrolliert. Was sagen Sie dazu? Ernst König: Grundsätzlich lohnt es sich nie, auch im Spitzensport nicht. Aber wenn Sie auf die Kontrollsituation anspielen: Beim Doping ist der Spitzensport unser Fokus. Das heisst nicht, dass wir im Breitensport gar nichts machen. Die Regeln sind für alle dieselben. Aber machen wir im Fünftliga-Fussball regelmässig Dopingkontrollen? Nein, es wäre falsch. Schon aufgrund der grossen Anzahl von lizenzierten Athletinnen und Athleten, die es dort gibt. Antidoping-Arbeit ist teuer, wir rechnen bei einer Dopingkontrolle mit etwa 1000 Franken. Es geht um die Effizienz der eingesetzten Gelder, die aus unserer Sicht im Spitzensport gegeben ist. Aber wir können und dürfen jederzeit testen, auch auf tieferem Leistungsniveau, und wir machen es auch. Das tönt jetzt wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Denn wir machen es gezielt, praktisch ausschliesslich im Verdachtsmoment. Wer trägt diese Verdachtsmomente an Sie heran? Wir haben ein Meldeportal, über das man uns einen Verdacht oder Vorfall übermitteln kann, namentlich oder anonym. Das kommt eher selten vor, kann aber zu einer Kontrolle führen, wenn sich der Verdacht erhärtet. Was häufiger vorkommt, ist eine Zusammenarbeit mit den Grenzbehörden. Wenn der Zoll verbotene Substanzen in Paketen findet, prüfen wir, ob die Empfängeradresse auf jemanden lautet, der dem

Doping-Statut untersteht. Falls ja, ist das ein potenzieller Dopingverstoss, und es kann sein, dass wir dort gezielt eine Kontrolle durchführen. Ist der Import von Dopingsubstanzen strafbar? Nein. Der Gesetzgeber möchte die Verfügbarkeit von Dopingmitteln einschränken, weil sie gesundheitlich schädlich sind. Das heisst, der Import ist verboten, egal ob jemand Sport betreibt oder nicht. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit strafbar. Die Schweiz geht hier einen Sonderweg, in allen umliegenden europäischen Ländern ist der Eigenkonsum von Dopingsubstanzen unter bestimmten Umständen strafbar, bei uns ist dies nicht der Fall. Es gibt keine Busse für den Import, die Person muss lediglich die Vernichtung zahlen. Strafbar sind aber Handel, Abgabe oder Herstellung von verbotenen Produkten. Warum bestellen Sportlerinnen und Sportler trotzdem verbotene Sub­stanzen? Häufig aus Unwissen und aus ästhe-

tischen Gründen. Bei den Amateurfussballspielern haben wir regelmässig solche Fälle. Sie können uns glaubhaft darlegen, dass sie die Substanzen nicht bestellt haben, um besser Fussball zu spielen. Sie wollen fit aussehen, auch auf sozialen Medien. Aber es macht für uns keinen Unterschied, ob es für den Lifestyle oder zur Leistungssteigerung ist. Wenn jemand mit einer Lizenz im Turnsport eine verbotene Substanz bestellt, egal wofür, ist das ein potenzieller Dopingverstoss und kann zu einer Sperre führen. Das führt uns zur ‹Strict Liability›. Was ist darunter zu verstehen? Jede Athletin und jeder Athlet ist selbst dafür verantwortlich, was in ihren und seinen Körper hineingelangt. Und zwar unabhängig davon, ob es absichtlich passiert oder nicht. Wenn jemand Nahrungsergänzungsmittel aus unseriösen Quellen kauft und konsumiert, finden sich häufig Verunreinigungen, die verboten sind. Ist ein positiver Dopingbefund auf diese Verunreinigungen zurückzuführen, schützt dies nicht vor Strafe, kann höchstens strafmildernd sein.

Häufig geschieht es aus Unwissen Ernst König


20 NACHGEFRAGT

DOPING IN ZAHLEN Über

300 TURNENDE des STV wurden 2021 an 11 Präventionsveranstaltungen zum Thema Antidoping ausgebildet

Rund

1000 FRANKEN

kostet eine Dopingkontrolle

Über

2000 DOPING­ KONTROLLEN

führt Swiss Sport Integrity in normalen Jahren durch Über

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Warum ist der Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln noch problematisch? Eine der wichtigsten Fragen, die sich jeder Sporttreibende stellen sollte, ist: Brauche ich dieses Mittel überhaupt? In 99 Prozent der Fälle ist die Antwort nein. Dennoch konsumieren 95 Prozent aller Athletinnen und Athleten Nahrungsergänzungsmittel. Viel wichtiger wäre eine ausgewogene Ernährung. Wenn man tatsächlichen Bedarf hat, raten wir zur Vorsicht. Leider gibt es für den kleinen Schweizer Markt wenig zertifizierte Produkte. Wir können unseren Athletinnen und Athleten auch keine Empfehlungen abgeben. In der Prävention raten wir, Nahrungsergänzungsmittel nur von seriösen Schweizer Herstellern zu erwerben. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt auch das nicht, aber eine hohe. Können Medikamente wie aktuell Erkältungs- und Grippemittel auch ein Problem sein? Ja, absolut. Auch hier gilt das Prinzip der ‹Strict Liability›. Wenn jemand beabsichtigt, Medikamente zu sich zu nehmen, empfehlen wir dringend, diese zu prüfen. Man sollte in keinem Fall ein

Medikament einnehmen, ohne es vorher auf unserer Medikamentenabfrage zu testen. Und zwar selbst prüfen, sich nicht auf andere verlassen, auch nicht auf Ärztinnen und Ärzte, die nicht in der Sportmedizin zu Hause sind. Wir hatten im letzten Sommer den Fall Kariem Hussein, der diese Abfrage unterlassen hat, mit bekanntlich unschönen Folgen. Wie verhält es sich mit Doping im Turnsport? Auch im Vergleich mit anderen Sportarten? Die Dopingrate im Turnsport ist tief. National und international sind die Raten hoch bei den Sportarten, die man allgemein mit Dopingmissbrauch in Verbindung bringt. Das sind häufig Ausdauersportarten wie Leichtathletik, Rad, Skilanglauf und Kraftsportarten wie Gewichtheben. Der Turnsport ist da nicht dabei. Das heisst aber nicht, dass es keine Fälle gibt. Denn Kraft ist im Turnen in vielen Disziplinen ein zentrales Element. Aufgrund dessen ist das potenzielle Risiko für einen Dopingmissbrauch durchaus vorhanden.

TIPPS ZUR DOPINGPRÄ­V ENTION Gut informieren Rechte und Pflichten kennenlernen auf sportintegrity.ch/rechteund­ pflichten und in der Broschüre «Gemeinsam für sauberen Sport» von Swiss Sport Integrity sportintegrity.ch/downloads. Weiterbilden mit dem E-Learning-Kurs Clean Winner, Wissen testen mit dem PlayTrue Quiz/Youth Quiz der WADA sportintegrity.ch/ausbildung.

ATHLETINNEN UND ATHLETEN

Gezielt auswählen Nahrungsergänzungsmittel von vertrauenswürdigen Schweizer Herstellern kaufen und konsumieren: sportintegrity.ch/supplemente. Bevorzugt gesunde Sporternährung, Infos und Fachpersonen dazu findet ihr über Swiss Sports Nutrition Society ssns.ch

erhielten 2020 einen persönlichen AntidopingWorkshop, 8958 eine digitale Schulung

Unbedingt prüfen Medikamente vor der Einnahme immer mit der Medikamentenabfrage testen, via Mobile App oder auf sportintegrity.ch/medikamente.


Sportlerinnen und Sportler sollten in keinem Fall ein Medikament einnehmen, ohne es vorher mit der Medikamentenabfrage zu überprüfen. Foto: Adobe Stock / Elnur Amikishiyev

Muss ich als Turnerin an jedem Wettkampf mit einer Dopingkontrolle rechnen? Oder erst ab einem bestimmten Level? Grundsätzlich haben wir das Recht, immer und überall zu testen. Über zwei Drittel unserer Kontrollen finden ausserhalb von Wettkämpfen statt. Unser Fokus liegt aber auf dem Spitzensport. An einem Turnfest ist die Wahrscheinlichkeit einer Dopingkontrolle eher klein. Wie schärfen Sie das Bewusstsein für das Thema Doping im Breitensport? Das ist schwierig. Und es ist tatsächlich ein Präventionsproblem. Unser Fokus liegt auf dem Spitzensport. Uns ist bewusst, dass wir im Breitensport nur eingeschränkte Möglichkeiten haben. Wir setzen stark auf die Zusammenarbeit mit Swiss Olympic und den Verbänden, bei denen die hauptsächliche Verantwortung liegt. Wir helfen mit, wir sind verantwortlich, dass die Informationen korrekt und in einer möglichst zugänglichen Art aufbereitet sind, so dass sie

Grundsätzlich haben wir das Recht, immer und überall zu testen Ernst König

von den Zielgruppen verstanden werden. Aber sicherstellen, dass alle Athletinnen und Athleten die Regeln kennen, können wir nicht. Der Breitensport wird in der Dopingprävention tatsächlich etwas vernachlässigt. Kennen Breitensportlerinnen und Breitensportler ihre Rechte und Pflichten hinsichtlich Doping? Schlecht. Aber wir haben sehr wenig mit ihnen zu tun. Es gibt circa zwei Millionen Sportlerinnen und Sportler in der Schweiz, unmöglich, dass wir alle erreichen. Was wir feststellen: Bei Dopingfällen mit grosser medialer Aufmerksamkeit explodiert die Zahl der Medikamentenabfragen. Dass die Dopingliste auch für sie gilt, realisieren

viele leider erst dann, wenn ein grosser Fall publik wird. Welche Ziele möchten Sie mit ‹Swiss Sport Integrity› in den nächsten Jahren erreichen? Wir haben grosse Ziele. Wir sind dabei, den neuen Bereich Ethikverstösse zu implementieren. Dessen Bekanntheit ist uns sehr wichtig, vor allem im Breitensport. In der Prävention haben wir eine grosse Offensive bis 2024 gestartet. Über 20 000 Athletinnen und Athleten haben eine Swiss Olympic Card. Unser Ziel ist, dass ihr Erstkontakt mit uns eine Präventionsveranstaltung ist – und nicht eine Dopingkontrolle. Text: Katharina Hodel


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KURZINFOS AUF EINEN BLICK IE M ITG L

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STV-MITGLIEDERKARTE 2022 ZEITNAH VERTEILEN STV_M

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Der Versand der STV-Mitgliederkarten 2022 an die Vereine erfolgt in der Woche vom 14. bis 18. März 2022. Die Verantwortlichen werden gebeten, die Mitgliederkarten rasch von der Post abzuholen. Es ist wichtig, dass die Karten zeitnah an die Vereinsmitglieder verteilt werden. Nur so können alle von den attraktiven Angeboten profitieren. Eine weitere Info: Der Stichtag für die Verbandsbeiträge wird von eurem Kantonal-/Regionalturnverband mitgeteilt. Weitere Informationen zum Thema: stv-fsg.ch/mitgliederangebote

Foto: Archiv STV / Martin Jörg

Schliesse dich einer Gymna­ estrada-Gruppe an Willst auch du an der Welt-Gymnaestrada 2023 mit der grossen Schweizer Delegation ins Olympiastadion einmarschieren? Über 60 verschiedene Gruppen aus der Schweiz werden in Amsterdam dabei sein. Melde dich, wir finden bestimmt eine Gruppe, der du dich anschliessen kannst. Ausserdem werden für die Premieren der Gruppenvorführungen noch motivierte Organisatoren gesucht. Wäre das etwas für deinen Verein? Dann meldet euch: gymnaestrada@stv-fsg.ch Weitere Informationen zum Thema: stv-gymnaestrada.ch

Foto: Enigma

9 99999 , 1999 d-Nr.: 9 Mitglie Mustermann rnverein / AG u a im chülert s Max s n to Kan Aarau

Dein Sportvideo für den STV Der STV? Sport, Bewegung, Erlebnisse und Gemeinschaft! Das wollen wir mit einem bewegenden Film aufzeigen. Und zwar mit euch, unseren Sportheldinnen und -helden. Denn Sport zu machen bedeutet, eigene Ziele zu erreichen und im Wettkampf Höhen und Tiefen zu erleben. Mit dem Film wollen wir diese Momente gemeinsam mit euch feiern. Dazu brauchen wir eure Aufnahmen! Qualität? Egal, Handyvideos sind willkommen. Inhalt: bewegende Erlebnisse, Sportmomente, Siege, Niederlagen oder einfach ihr beim Sport. Der finale Film wird die Diversität der Sportarten, welche wir schweizweit betreiben, und die vielfältigen Mitglieder des STV verkörpern. Gemeinsam mit unseren Kaderathletinnen und -athleten werdet ihr so zu den Stars des Films. Verewigt euch und zeigt stolz eure Errungenschaften im Sport. Jetzt euer Video hochladen und dabei gleich noch attraktive Preise gewinnen. Als Hauptpreis winken ein HPGutschein im Wert von 2500 Franken oder ein Familiengutschein vom «Swiss Holiday Park»: stv-film.ch

Weitere Informationen zum Thema


KOMPAKT 23

Alle News im Überblick gibt es auf unserem Newsportal gymlive.ch

EVENTS 2022 März 12./13.3. GYM’N’MOVE Aarau

Ausgabe Nr. 1 | März 2022

TURNSPIRIT

AUFGEMÖBELT Wie Turngeräte ein zweites Leben erhalten IM FOKUS

Weitere Informationen zum Thema: i.stv-fsg.ch/kituhit-2022

Ausschreibung STV-Cup Korbball Halle 2022/2023 Teilnahmeberechtigt sind alle Korbballspielenden Turnerinnen und Turner. Modus: In den unteren Ligen wird eine Vorrunde gespielt, in der jede Mannschaft zwei Spiele austrägt. Die übrigen Spiele werden in vorgegebenen Zeitperioden im Cup-System ausgetragen. Anmeldeformulare sind auf der STV-Geschäftsstelle (Telefon 062 837 82 10) oder auf der STV-Website erhältlich. – Anmeldeschluss: 10. Juli 2022. Weitere Informationen zum Thema: stv-fsg.ch/de/sportarten/korbball/ anlaesse-meisterschaften

Foto: Thomas Ditzler

Der neue Kituhit ist da Zusammen mit «Gyma» und «Gymo» entdeckst und vertiefst du beim neuen Kituhit mit den Kindern den Umgang mit konventionellen und unkonventionellen Handgeräten. Aus den Stoffsammlungen mit Übungs- und Spielevorschlägen können Lektionen individuell zusammengestellt werden. Diese helfen, die Handgeräte kennenzulernen und vielseitig und spielerisch anzuwenden. Wiederum erhalten alle Kinder nach der Durchführung des Kituhits ein kleines Präsent.

50 JAHRE «JUGEND + SPORT» Das Sportfördersystem ist von grosser Bedeutung

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GYMlive-Verpackungsfolie Ist es nötig das «GYMlive» in Plastikfolie zu verschicken? Diese Frage stellen uns unsere Lesenden immer wieder. Die Redaktion nimmt solche Themen ernst und prüft regelmässig, ob es besser Alternativen gibt. Doch wie schneidet denn die von uns verwendete Folienverpackung umwelttechnisch überhaupt ab? Hier das Ergebnis: Die dünne «I’m sustain»Folie (15 µm) wird im Haushaltkehricht unschädlich vernichtet. Auch bezüglich der ökologischen Gesamtbelastung schneidet die Folie besser ab als ein Papierumschlag, als Recycling-Kunststoff oder Biofolien aus Zuckerrohr und Landwirtschaftsabfällen. Dies zeigt die Empa in ihrer Studie zur Ökobilanz von Verpackungen.

12.3. SM KORBBALL HALLE MÄDCHEN/KNABEN U16 Urtenen-Schönbühl 13.3. SM KORBBALL HALLE MÄDCHEN/KNABEN U21 Urtenen-Schönbühl Mai 8.5. STV-MEISTERSCHAFTEN PENDELSTAFETTE Jona 21./22.5. SCHWEIZER VOLLEY­BALLTURNIER Bellinzona 21./22.5. SCHWEIZER INDIACATURNIER Gelterkinden 21./22.5. SM TRAMPOLIN noch offen Die Angaben sind ohne Gewähr (Stand: 26. Januar 2022).

Weitere Informationen zum Thema: i.stv-fsg.ch/gymlive-print

Weitere Informationen zum Thema: stv-fsg.ch/de/events/terminliste


24 KOMPAKT

DEUTSCHSCHWEIZ Foto: Stephan Boegli

Wissenswertes aus dem deutschen Sprachraum

Lilli Habisreutinger – Newcomerin des Jahres Kanton TG Die Nationalkader-Athletin Lilli Habisreutinger (Turnfabrik Frauenfeld) wurde im Kanton Thurgau zur «Newcomerin des Jahres» gewählt. Vergangenes Jahr vertrat die 17-jährige Kunstturnerin die Schweiz an den Heim-Europameisterschaften in Basel sowie an den Weltmeisterschaften in Kitakyushu (JAP). Mit dem 13. Rang am Sprung an der EM und dem 32. Rang im Mehrkampf an der WM zeigte sie an ihren ersten internationalen Grossanlässen ausgezeichnete Leistungen.

4 Foto: zvg

2 Karin König-Ess ist neue TGTV-Präsidentin Im Thurgauer Turnverband (TGTV) kam es zu einem Wechsel im Präsidium. Karin König-Ess (Foto, Tägerwilen) hat das Amt von Philipp Schwager übernommen. Ebenfalls neu in den TGTV-Vorstand gewählt wurde Melanie Nägeli als Leiterin des Turnbetriebs. Sie folgt auf Martin Sieber, welcher nach 18-jähriger Verbandstätigkeit sein Amt niederlegte. Weitere Informationen zum Thema: tgtv.ch

6 «Nicht durchführen ist kein Thema.» Hans Schori OK-Präsident Berner Kantonal­turnfest in Lyss/Aarberg 2022

Foto: Thomas Ditzler

Weitere Informationen zum Thema: turnfabrik.ch

Simon Ehammer setzt neue Rekordmarke Der Mehrkämpfer Simon Ehammer (TV Teufen) pulverisierte am Siebenkampf in Aubière (FRA) Ende Januar mit 8,26 m den Schweizer Hallenrekord im Weitsprung. Damit verbesserte er die über 40 Jahre bestehende Schweizer Bestmarke von Rolf Bernhard aus dem Jahr 1981 um 25 Zentimeter. Ausserdem bedeutete dies Weltrekord, weil innerhalb eines Siebenkampfs weltweit bisher noch nie ein Athlet weiter gesprungen war. Gleichzeitig verbesserte der 21-jährige Appenzeller seine eigene nationale Bestmarke im Siebenkampf um 193 Zähler auf 6285 Punkte. Weitere Informationen zum Thema: swiss-athletics.ch


KOMPAKT 25

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Alle News im Überblick gibt es auf unserem Newsportal gymlive.ch

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Foto: zvg

1 Präsidium im Zürcher Turn­ verband vakant Frank Günthardt (Bild Mitte) trat nach acht Jahren als Präsident des Zürcher Turnverbandes (ZTV) zurück. Die Position konnte noch nicht neu besetzt werden. Für sein grosses Engagement bekam er die ZTV-Ehrenmitgliedschaft verliehen. Weiter wurden Therese und Peter Lenherr, Marina Jenni und Claudia Eicher in die Ehrengarde aufgenommen. Marion Holzer (STV Schlieren und DR Urdorf) wurde als neue Abteilungsleiterin Spitzensport in den Zentralvorstand gewählt. Weitere Informationen zum Thema: ztv.ch

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Neuer Auftritt zum 100-Jährigen Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums vom Turnverband Luzern, Ob- und Nidwalden im Jahr 2021 entschied sich der Vorstand für ein neues Logo. Die Vorauswahl erfolgte durch vier Vorstandsmitglieder. Wichtig war, dass die drei Kantone in irgendeiner Form im Logo abgebildet sind. Das neue Logo wurde dann durch den Gesamtvorstand gewählt und an der DV 2021 offiziell vorgestellt. Durch das neue Logo erhielten auch die Verbandszeitschrift «inform» und die Website ein Re-Design. Weitere Informationen zum Thema: turnverband.ch

5 «Das Finanzielle steht nicht im Vordergrund, sondern dass man den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch in der Pandemie ein abwechslungsreiches Sportprogramm anbieten kann.» Marco Sanwald (Präsident TSV Engelburg) im St. Galler Tagblatt


26 KOMPAKT

ROMANDIE

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Wissenswertes aus dem französischen Sprachraum

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Foto: unsplash.com

Genf Im Kanton Genf (AGG) stellten sich der Präsident François Bonnamour sowie die Mehrheit des Kantonalkomitees nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Ende 2021 konnte ein neuer Vorstand eingesetzt und mit Raymond Ducry ein neuer Präsident gewählt werden.

Unbesetzte Präsidien in West­ schweizer Verbänden Ende 2021 und Anfang 2022 haben die Delegiertenversammlungen der Westschweizer Kantonalturnverbände stattgefunden. Einige Vorstände, wie derjenige des Genfer Turnverbandes (AGG), konnten mehrheitlich neu besetzt werden. Andere versuchen noch, wichtige Positionen, insbesondere die der Präsidien, zu besetzen. Ein kleiner Überblick:

Delsberg Im Kanton Jura (ACJG) hat Jean-Claude Salomon den Vorsitz abgegeben. Ein Nachfolger wurde bislang nicht gefunden. Vincent Schaffter ist derzeit mit den administrativen Aufgaben betraut. Freiburg Im Kanton Freiburg (FFG-FTV) ist das Amt des Präsidenten seit November 2021 vakant und die Ämter des Vizepräsidenten und des technischen Präsidenten sind seit November 2020 vakant. Der letzte amtierende Präsident war Christian Pillonel. Tramelan Im Berner Jura (AGJB) ist Stephan Grossenbacher seit Ende 2018 Präsident ad interim und Pierre-André Blaser Vizepräsident ad interim. Der Vorstand hat noch keine Person gefunden, die motiviert ist, das Präsidium offiziell zu übernehmen. Grossenbacher gibt sein Amt Ende 2022 endgültig ab.


KOMPAKT 27

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10-12 juin Yverdon-les-Bains & t du lac 16-19 La Fêtedu Bou

2022

Ein Fest am Seeufer In wenigen Wochen wird in Yverdon-lesBains das 48. Waadtländer Kantonalturnfest stattfinden. Zu diesem Anlass werden sich mehrere tausend Turnerinnen und Turner aus der ganzen Schweiz in einer idyllischen Umgebung am Neuenburgersee versammeln. Trotz einer Verschiebung um ein Jahr und einer angespannten Gesundheitssituation sind die Turnerinnen und Turner bereits jetzt motiviert, was das OK sehr freut. Bei den Vereinswettkämpfen werden über 5300 Turnende aus 94 Vereinen, darunter acht Gastvereine (GE, NE, VS, FR, UR, AG), am Start sein. Die Anmeldung für die Einzelwettkämpfe war bei Redaktionsschluss noch möglich. Bis dahin waren über alle Disziplinen bereits 2800 Turnende eingeschrieben.

Fête Cantonale Vaudoise nastique

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Weitere Informationen zum Thema: fcvg2022.ch

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«Geduld, Beweglichkeit, Flexibilität, Vertrauen oder auch Ausdauer – diese wichtigen Eigenschaften aller guten Turnerinnen und Turner waren für viele von uns in den letzten 18 Monaten die Schlüsselbegriffe und werden es sicherlich auch in den kommenden Wochen sein.»

Foto: zvg

Lysiane Tissières Präsidentin Gym Valais-Wallis, zum Turnjahr 2021.

Seid am Abenteuer «Eurogym» dabei Die Eurogym wird im Juli 2022 zum ersten Mal in der Schweiz stattfinden. In Neuenburg gehen die Vorbereitungen methodisch voran. Aufgrund der Covid-Situation wurde die Anmeldefrist bis zum 15. März 2022 verlängert. Bis Ende Januar hatten sich bereits rund 3000 Turnende aus 20 Nationen angemeldet. Auch die Helfermeldung ist noch bis März möglich. Wir sehen uns also vom 7. bis 15. Juli am Ufer des Neuenburgersees! Weitere Informationen zum Thema: eurogym2022.ch


28 KOMPAKT

EHRENGARDE Pia Boxler Rue de la Gare 11, 1820 Montreux 70 Jahre am 10. März 2022

ES JUBILIEREN … Ganz herzlich gratulieren wir unseren Ehren­mitgliedern zu ihren speziellen oder erfreulich hohen Geburtstagen:

Hans Stöckli Alexander-Moser-Strasse 32 B, 2503 Biel 70 Jahre am 12. April 2022

Ruth Meister

Jean Reumer

Urs Straumann

In der Oele 12, 8867 Niederurnen 94 Jahre am 7. Mai 2022

Zehntenweg 13, 4654 Lostorf 75 Jahre am 10. März 2022

Konstanzerstrasse 23, 8245 Feuerthalen 70 Jahre am 7. Mai 2022

Hans Bommer

Ursula Germann

Hansueli Widmer

Rue des Mouettes 4, 1530 Payerne 93 Jahre am 25. April 2022

Bahnhofstrasse 71, 9320 Arbon 75 Jahre am 4. April 2022

Husmattstrasse 18, 5225 Bözberg 60 Jahre am 7. Mai 2022

Fritz Feuz

Eva Graf

Sonnhaldeweg 48, 3110 Münsingen 91 Jahre am 28. April 2022

Wermatswilerstrasse 91, 8610 Uster 75 Jahre am 9. Mai 2022

René Meyer Kastellweg 10, 8404 Winterthur 90 Jahre am 7. April 2022

Gretel Tropper Rütiweg 67, 3072 Ostermundigen 85 Jahre am 23. April 2022

IN GEDENKEN

Doris Zürcher

Ernst Fivian Luzern

Kirchgasse 18, 8532 Warth 80 Jahre am 22. März 2022

12. August 1931 bis 15. Dezember 2021

Lucien Pythoud

– 1959 Boden-Europameister, Sportler des Jahres – 1952 Mannschafts-Silber im Olympia-Mehrkampf – 1950–1961 Athlet Nationalkader Kunstturnen

Chemin des Pinceleuses 6, 2015 Areuse 80 Jahre am 29. April 2022 Wir werden Ernst ein ehrendes Andenken bewahren.


KOMPAKT 29

ITALIENISCHE SCHWEIZ Wissenswertes aus dem italienischen Sprachraum

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1 Foto: Pacciorini-Job

Morena Piccinelli geht in Pension Ende Februar 2022 hat sich Morena Piccinelli nach 30 Dienstjahren als Sekretärin des Tessiner Turnverbandes (ACTG) in den Ruhestand verabschiedet. Piccinelli war auch in anderen Funktionen innerhalb der ACTG tätig, darunter: Mitglied der kantonalen Frauenkommission, Mitglied der technischen Kommission, technische Präsidentin, Wertungsrichterin, Trainerin, Gymnaestrada-Leiterin, OK-Mitglied der Feierlichkeiten zum 125- und 150-jährigen Bestehen des Verbandes.

Foto: Pacciorini-Job

Wechsel im ACTG-Vorstand Anlässlich der Delegiertenversammlung des Tessiner Turnverbandes (ACTG) vom 20. November 2021 in Sementina kam es zu einigen Wechseln im Vorstand. Alan Righetti und Natascia Minoggio haben das Führungsgremium verlassen, während Prisca Bognuda zur neuen technischen Leiterin ernannt wurde.


30 STV-PARTNER

MIT DEM RICHTIGEN «BENZIN» AUF TOUREN KOMMEN Im Frühling bekommen viele sportliche OutdoorAktivitäten wieder mehr Platz im Alltag. Eine ausgewogene Ernährung trägt ihren Teil zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei und hilft, allfällige Winterpölsterchen los­zuwerden.

«Für Gesundheit und Wohlbefinden braucht es in der Ernährung eine Ausgewogenheit der Nährstoffgruppen sowie ein stimmiges Verhältnis zwischen dem, was man isst, und dem, was man verbrennt», sagt Daniel Angst, Leiter Präventionsmanagement SWICA. Nahrungsfaserreiche Lebensmittel wie Früchte und Gemüse, kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Kartoffeln, Reis, Teigwaren oder Brot und proteinreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier, Tofu, Milchprodukte sind die Komponenten der täglichen Nahrung. Je nach Lebenssituation oder Trainingszielen kann sich ihr Verhältnis verändern.

Ein höherer Anteil an kohlenhydratreichen Lebensmitteln ist besonders für schlanke und sportliche Menschen sinnvoll. Eher inaktive Personen – zum Beispiel nach Verletzungen, wenn nicht im gewohnten Mass trainiert werden kann – tun gut daran, den Kohlenhydratanteil zugunsten von mehr Proteinen einzuschränken, da proteinreiche Nahrung die Sättigung hochhält. Wer kein Fleisch oder keine Fische isst, wählt als Proteinquellen idealerweise Milchprodukte oder beim vollständigen Verzicht auf tierische Lebensmittel Hülsenfrüchte oder Soja. Die biologische Wertigkeit von pflanzlichen Proteinen

Foto: zvg/SWICA

Foto: zvg/SWICA

IHRE SWICA-VORTEILE ALS STV-MITGLIED – Rabatte auf Spitalversicherungen dank STV-Kollektivvertrag und BENEVITA Bonusprogramm (detaillierte Berechnung unter www.swica.ch/de/stv) – Sportförderungsbeiträge an die Aktivmitgliedschaft bei Turnvereinen, die dem STV angehören – Kostenlose telefonische Gesundheitsberatung durch santé24, zum Beispiel um eine Zweitmeinung einzuholen


STV-PARTNER 31

Publireportage

STV-SPONSOREN & PARTNER Der STV dankt seinen Partnern für ihre tatkräftige Unterstützung zugunsten des Turnsports. Gemeinsam können wir das Turnen weiterentwickeln und Emotionen auslösen. Dafür herzlichen Dank!

Co-Partner

Partner

lässt sich erhöhen, indem man sie kombiniert, zum Beispiel Haferflocken mit Sojamilch. Viel trinken und frühlingshaftes Gemüse essen Was bei keiner Mahlzeit fehlen darf, ist frisches, saisonales Gemüse oder Salat. Die ersten Sorten, die im Frühling wachsen und geerntet werden, sind besonders vitamin- und mineralstoffhaltig. Allen voran Radieschen, Kohlrabi, Rucola und Spinat. Auch wenn mittlerweile bekannt ist, dass Spinat nur einen Bruchteil des Eisens enthält, das Popeye angeblich stark machte, darf er sich mit seinem Vitamingehalt ruhig weiter Power-Food nennen. Radieschen peppen als kleine rote Nährstoffbomben Salate, Sandwiches oder auch warme Gerichte auf. Etwas später im Frühling können Spargeln mit den Vitaminen E, A und K sowie Kalium und Kalzium aufwarten und den Stoffwechsel in Schwung bringen, Widerstandskraft und Leistung unterstützen.

Vor allem aber ist Frühlingsgemüse knackig und kalorienarm und aufgrund seines hohen Nahrungsfasern- und Flüssigkeitsgehalts eine perfekte Alternative zur eher schweren, kalorienreichen Kost, die man sich im Winter einverleibt hat. Wer dazu noch den Konsum von Zucker sowie von verarbeiteten Lebensmitteln reduziert und viel Wasser trinkt, wird sich schon bald frühlingshaft leicht fühlen.

Supplier

Das Verhältnis zwischen Input und Output Der Frühling lädt dazu ein, dem angesammelten «Hüftgold» zu Leibe zu rücken. Einerseits mit ausreichend Bewegung, andererseits mit leichteren Menüs. Ziel ist, nicht mehr Kalorien mit der Nahrung aufzunehmen, als bei der täglichen Aktivität verbraucht werden. Oder den sportlichen Output beim Turnen vergrössern, um die einverleibten Kalorien wieder loszuwerden. Text: SWICA

Wie du von den Partnerschaften des STV profitieren kannst, siehst du bei den Mitgliederangeboten (S. 40/41) oder unter stv-fsg.ch/mitgliederangebote


Illustration: Janine Manns

VEREINT – FUSION ALS CHANCE Oft gibt es im gleichen Dorf mehrere eigenständige Turnvereine. Viele davon kämpfen mit der Besetzung der Ämter. Sind Fusionen eine Lösung? Die Vereine im bernischen Roggwil haben den Schritt gewagt.

Die Gründe, warum Vereine eine Fusion anstreben, können verschieden sein. Wichtig ist, sich genügend Zeit zu geben, um das Vorhaben richtig aufzugleisen, sowie die möglichen Vor- und Nachteile gut abzuwägen. Beim TV Roggwil wurde das Fusionsprojekt im Jahr 2018 initiiert. Die Marke «TV Roggwil» bestand da eigentlich bereits. «Schon als ich vor über 20 Jahren dem Damenturnverein beigetreten bin, haben die verschiedenen Turnvereine gemeinsam an Wettkämpfen

teilgenommen oder Anlässe organsiert. Gegen aussen wurden wir deshalb schon als ein Gesamtverein wahrgenommen», erzählt Präsidentin Sabrina Federer. Gewohntes beibehalten Nachdem der Grundstein mit der Zustimmung des DTV, FTV, der Männerriege und des STV Roggwil gelegt war, wurde eine Arbeitsgruppe formiert sowie eine Person als Projektleiter bestimmt. Anschliessend fanden Workshops in diversen Gruppierungen (Leiter, Vorstände, Mitglieder der verschiedenen Riegen etc.) statt, um alle Bedenken aufzunehmen. «Wir haben die Mitglieder, wo immer möglich, miteinbezogen und auf dem Laufenden gehalten», so Federer. Oberstes Kredo war und ist, dass die Mitglieder durch die Fusion keine Veränderungen im Trainingsbetrieb erfahren. Die Männer turnen weiterhin separat am gewohnten Wochentag, ebenso die


GEMEINSAM AKTIV 33

WAS IST WICHTIG? – Es benötigt engagierte Personen, die bereit sind, so ein grosses Projekt in Angriff zu nehmen. ➔ Bedenken, dass in einer Fusion unzäh­lige (ehrenamtliche) Arbeitsstunden stecken. – Personen aus allen Interessengruppen miteinbeziehen. – Gründe und Ziele der Fusion in einer umfassenden Botschaft für die Mitglieder formulieren.

– Plattform bieten, auf welcher alle Mit­glieder ihre Bedenken/Sorgen, Ängste oder Anregungen platzieren können. – Regelmässig transparent infor­ mieren, wie der Stand der Dinge ist. ➔ Ein solches Projekt kann nur dann erfolgreich werden, wenn eine grosse Mehrheit der Mitglieder dahintersteht. Ganze 100 Prozent wird man nie erreichen.

Steht ihr ebenfalls vor einer Fusion? Nutzt dafür unsere Hilfsmittel: das Merkblatt sowie das FAQ.

Frauen und so weiter. Ganz nach dem Motto: «TV Roggwil – mir turne dürs Läbe!» bietet der Verein nach wie vor für alle Altersstufen (von Kind bis Senior/-in) geeignete Turnprogramme und Aktivitäten an.

WIE STEHT ES UM EUREN VEREIN? Der Vereins-Check hilft deinem Verein, eine Standortbestimmung zu erfassen. 50 Fragen zu den Themen Führung, Finanzen, Marketing und Kommunikation, Personal und Angebot zeigen dir, in welchen Bereichen dein Verein gut aufgestellt ist und wo Optimierungsbedarf besteht. Weitere Informationen zum Thema: i.stv-fsg.ch/vereinscheck

Ein Balance-Akt Laut Federer sei das Angleichen der Finanzen ein heikler Punkt gewesen, da in den vier bisher bestehenden Vereinen einige Dinge, wie zum Beispiel die Leiterentschädigungen oder Beiträge für gesellige Anlässe, unterschiedlich gehandhabt worden waren. «Da Fairness herzustellen ist ein wahrer Balanceakt. Wie bei allem ist auch hier die Kommunikation mit den Betroffenen massgebend», betont die TV-RoggwilPräsidentin. Kleinere Aufgabenbereiche Die Zusammenlegung der vier Vereine brachte vor allem im Vorstand eine Bündelung der Ressourcen. Schliesslich werden nun nicht mehr je vier Kassiere, Präsidentinnen, technische Leiter usw. benötigt. «Da wir aber nun Ressorts gebildet haben, braucht es dort im administrativen Bereich sicher nicht weniger Personen», meint Sabrina Federer. Diese hätten nach wie vor noch Ehrenamts-

funktion, seien aber nicht mehr Teil des Vorstands. Der Vorstand übernehme die Füh­ rung des Vereins und das einzelne Vorstandsmitglied die Leitung seines Ressorts. «Somit hat jedes Vorstandsmitglied ein kleines oder grösseres Team unter sich. Die Aufgabenbereiche sind viel kleiner, spezialisierter. Als Team zusammenwachsen Der neue Vorstand besteht aus Mitgliedern aller Interessensgruppen. Menschen mit vielen Jahren Vorstandserfahrung treffen auf solche, die sich ganz neu in einem solchen Gremium befinden. «So können wir gegenseitig voneinander lernen», sagt Federer und ergänzt: «Wir müssen uns aber noch als Team finden und zusammenwachsen.» Auf Papier ist die Fusion geglückt, aber eine Vereinskultur, also den TV Roggwil mit gemeinsamen Erinnerungen zu beleben, konnte wegen Corona noch nicht richtig lanciert werden. «Das ist jetzt noch unsere Herausforderung», so Federer. Zusammenstellung: Laura Locher / Alexandra Herzog


34 GEMEINSAM AKTIV

WENIGER STRESS BEI DER VEREINS­ ARBEIT Turnvereine sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Ehren­amtliche zu finden wird immer schwieriger und der administrative Aufwand steigt. GYMlive hat einige Beispiele zusammengetragen, die abhelfen könnten.

STRUKTUREN HINTERFRAGEN Strukturen straffen und so Ehrenamts-Funktionen einsparen. Dies bedeutet nicht Mehrarbeit für bestehende Vorstandsmitglieder, sondern ein Zeitgewinn, indem sie zu dritt (als Beispiel) schneller agieren und reagieren können. Laura Locher (Präsidentin TV Dicken): «Wir haben den Vorstand von sieben auf drei Personen reduziert. Seither können wir: – Entscheidungen schneller und effizienter treffen und dadurch mehr erreichen. – flexibler und agiler handeln. – Entwicklungen schneller vorantreiben. – in geregelten Strukturen arbeiten, was die Verlässlichkeit fördert und so Unsicherheiten und Stress reduziert. – den Überblick der Pendenzen besser wahren, da die Aufgaben auf weniger Personen verteilt sind. – Aufgaben, die wir im Vorstand nicht bewältigen können, an andere im

Verein delegieren und uns somit entlasten. – neue Ideen, Wünsche oder Vorschläge schneller konkretisieren und so den Mitgliedern präziser präsentieren.» Co-Präsidien oder Co-Ämter schaffen und Aufgabenteilung wahrnehmen Sabrina Hochuli (Co-Präsidentin STV Reitnau): «Nicht nur die Arbeitsaufteilung, sondern auch die unterschiedlichen Ansichten bereichern die Zusammenarbeit. Man steht nicht allein vor wichtigen Entscheidungen, stärkt sich den Rücken und lernt ständig dazu. Den grössten Nutzen sehe ich darin, dass wir unterschiedliche und sich ergänzende Fähigkeiten mitbringen. Wir haben in manchen Dingen auch andere Sichtweisen, was wiederum zu intelligenteren oder stärkeren Ergebnissen führt. Wichtig sind ein offener und ehrlicher Umgang, gute Kommunikation, gegenseitiges Vertrauen und Teamarbeit.


GEMEINSAM AKTIV 35

WEITERE ALLGEMEINE TIPPS

Foto: Adobe Stock

fen und die einzelnen Anbieter bewertet. So konnten wir im Vorfeld bereits festlegen, was uns für die nachträgliche Arbeit als wichtig erscheint.»

EINSATZ VON NEUEN TOOLS Die Vereinssoftwares «Clubdesk» und «Fairgate» erarbeiten mit dem STV eine gemeinsame Schnittstelle zur STV-Admin, wodurch doppelte Arbeitsschritte bald hinfällig werden. Die Einführung einer solchen Vereinssoftware ist auch mit grossem Aufwand verbunden. Deshalb ist die richtige Herangehensweise wichtig. Manuel Hartmann (Technischer Leiter STV Herznach): «Ich habe für die Evaluation mindestens fünf Anbieter gegenübergestellt, um die Vor- und Nachteile aller zu sehen. Anhand dieser haben wir dann im Vorstand Kriterien zu Funktionalitäten gesetzt, welche uns sehr wichtig erscheinen. Mit diesen Kriterien haben wir dann eine Nutzwertanalyse geschaf-

Zentrale Datenablage schaffen und digitale Aufgabenerfassung und -zuteilung mit Erfüllungsdatum mit Reminder-Funktion nutzen (z. B. auf GoogleDrive, MS Teams, Fotodatenbanken wie Flickr oder picdrop). Pascal Geiser (TK-Mitglied und IT-Wissensträger STV Roggliswil): «Kurz gesagt, wurde durch die gemeinsame Datenablage auf Google Drive unsere Zusammenarbeit bedeutend effizienter. Einen grossen Vorteil sehe ich darin, von überall auf die geteilten Dateien zugreifen und Änderungen direkt vornehmen zu können – egal ob auf dem Tablet in der Turnhalle, unterwegs auf dem Mobile oder dann zu Hause am Laptop. Weiter wurden die Planungsmeetings deutlich effizienter, dies hauptsächlich deshalb, da die Dokumente zeitgleich bearbeitet werden können und der E-Mail-Verkehr entfällt.

– Klare Aufgabenteilung mit klar definierten Ansprechpersonen – Einsetzen der richtigen Personen am richtigen Ort (Funktion, Amt) – Langfristige Planung von Vorstandsarbeiten mit Pendenzenlisten – Langfristige Planung von Anlässen mit Pendenzenlisten – Einsetzen der richtigen Tools für die diversen Aufgaben – Einsetzen von Nicht-Vorstandsmitgliedern zur Entlastung (Delegation) – «Alle wissen alles»-Struktur einführen, damit bei einem Ausfall keine Hektik ausbricht (natürlich hat schon jede/-r ihr/sein Gebiet, aber die anderen wissen auch Bescheid) – Schnelle Kommunikation für schnelles Handeln: nicht immer alles in Sitzungen besprechen, sondern per Whatsapp oder evtl. kurze Videocalls abhalten, um Pendenzen schnell abzuarbeiten – Nahe an den Mitgliedern sein, um ihre Anliegen usw. zu kennen, damit die Planung mit den Wünschen der Mitglieder übereinstimmt und Sinn macht

Auch die gemeinsame Fotodatenbank bringt einige Vorteile. Die neue Lösung ermöglicht allen Mitgliedern, ihre Fotos, die heutzutage ja fast ausschliesslich mit dem Smartphone geschossen werden, per App auf die Fotodatenbank hochzuladen. Der Aufwand hat sich damit auf einige wenige Klicks auf dem Smartphone reduziert. Welche Fotos auf die Datenbank geladen werden dürfen, definieren wir in einer einfachen Guideline. Zusammenstellung: Alexandra Herzog / Manuela Geiser


36 TURNSPIRIT

AUFGEMÖBELT – EIN ZWEITES LEBEN FÜR TURNGERÄTE Turngeräte sind langlebig. Was passiert mit ihnen, wenn sie ersetzt werden müssen? Neben dem Recycling landen Schwedenkästen und Co. nach ihrer Aktivzeit in der Turnhalle öfters bei Privatpersonen – unter anderem als Möbel.

«Turngeräte bleiben sehr lange erhalten. Eine konkrete Lebensdauer gibt es nicht», erklärt Sandro Wehrli, Leiter Marketing und Verkauf beim Gerätehersteller «Alder und Eisenhut». Was geschieht, wenn Pauschenpferde, Langbänke oder Matten dennoch am Lebensende angekommen sind? Viele werden vom Hersteller auseinandergebaut und weiterverarbeitet. «Wir erhalten aber auch Anfragen von Privatpersonen, die Interesse an ausgedienten Turngeräten haben», sagt Wehrli. Einer, der sich dieselbe Frage gestellt und daraus eine Geschäftsidee gemacht hat, ist Rico Steiner. Der Oberturner des TV Ebnat-Kappel ist Schreinermeister und wohnt in unmittelbarer Nähe des Firmengeländes von «Alder und Eisenhut». Es war naheliegend, dass er ausgedienten Turngeräte neues Leben einhauchen will. Steiner bereitet diese aber nicht für die Wiederverwendung im Turnen auf, sondern verwandelt sie in Möbelstücke. In seiner Werkstatt wird aus einer Sprossenwand ein Raumtrenner, aus einem Schwedenkasten ein Sideboard oder aus einem Sprungbock ein Sitzhocker.

Bedürfnisse geweckt Steiner ist nicht der Einzige, der dem Upcycling-Trend aufgesprungen ist. Ähnlich tönt es bei Reto Langenegger. Der 45-jährige Sportlehrer aus Flums hat vor sieben Jahren in seiner Freizeit angefangen, Turngeräte umzubauen. «In meinem Beruf als Sportlehrer komme ich täglich in Berührung mit Schwedenkasten und Co. Als in der Schule vor Jahren eine neue Turnhalle gebaut wurde, fand ich es bedauernswert, dass die alten Geräte entsorgt werden sollten», erinnert er sich. Im Internet ist er auf die MöbelIdee gestossen. «Weil ich während meines Studiums häufig in einer Zimmerei ausgeholfen hatte, habe ich ein Flair für diese Arbeit», erklärt der Sportlehrer sein besonderes Hobby. Nachdem er Sportgeräte für den Eigengebrauch umgebaut hatte, merkte er bald, dass auch in seinem Umfeld das Bedürfnis danach gross war. So wurden es immer mehr, die er neben seinem Vollzeit-Pensum an der Kantonsschule Sargans umzubauen begann. Kultcharakter mit Geschichte Während der Flumser seine Kreationen explizit als Hobby baut, hat Rico Steiner konkrete Pläne. Im vergangenen Frühling hat sich der 30-Jährige selbstständig gemacht und konnte mit dem Turngeräte-Hersteller aus der Nachbarschaft eine Vereinbarung treffen, so dass er im

In seiner Werkstatt haucht Rico Steiner ausgedienten Turngeräte als Möbelstücke neues Leben ein. Foto: Thomas Ditzler


TURNSPIRIT 37

grösseren Stil produzieren kann. Noch steht der Aufbau seines Betriebs im Vordergrund, doch das Interesse an seinen Möbeln ist vorhanden. Neben der Turnfaszination sei es auch der Wegwerf-Gedanke, der Steiner zu dieser Idee getrieben habe: «Ich dachte mir, wieso etwas entsorgen, wenn man es auch in einer anderen Form weiterverwenden kann.» Der Kreativität und den Ideen sind bei den Geräten kaum Grenzen gesetzt. «Jedes Gerät an sich ist spannend, es umzuwandeln», betont der 30-Jährige und Langenegger ergänzt: «Sie haben Kultcharakter. Hinter jedem steckt eine Geschichte.» Warteliste bei Occasion-Matten Nicht alle gebrauchten Turngeräte erhalten durch kreative Ideen ein zweites Leben. Haben die Geräte ausgedient, landen sie oft beim Hersteller. «Sie werden ausgebaut und je nachdem weiterverarbeitet», erklärt Wehrli. Holzteile eines Schwedenkastens werden für die Heizung benutzt. «Auch Barrenholmen werden wieder aufbereitet und für das Sprungkasten-Parcours-Set neu verwendet», erklärt Sandro Wehrli. «Anfragen für ausgediente Turngeräte sind meistens auf Einzelstücke beschränkt», erklärt er. Die Nachfrage nach alten Turnmatten sei aber besonders hoch, so Wehrli: «Hier haben wir zeitweise eine Warteliste.» Upcycling-Ideen, wie jene von Steiner und Langenegger kommen auch beim Gerätehersteller an. «Wir finden solche Projekte toll. Vor allem, wenn unser Material so weiterleben kann», freut sich Wehrli. Text: Thomas Ditzler Weitere Informationen zum Thema: raumwohl.ch, turnkult.ch

VON BAR-EINRICHTUNGEN BIS TASCHEN Alten Turngeräten als Möbelstücke eine zweite Chance gibt seit über zehn Jahre der Deutsche Andreas Gröbel. Seine Firma «Zur schönen Linde» hat schon ganze Bar-Einrichtungen damit umgestaltet. In Turnkreisen hat sich auch die Idee von Bernd Dörr herumgesprochen. Unter dem Namen «Zirkeltraining» designt der Deutsche aus Turnmatten und Bock-Überzügen Taschen, Rucksäcke und ähnliches. Seit 2007 sind seine Produkte auf dem Markt.


38 VERBANDS-/VEREINSJUBILÄEN 2022

GYMLIVE APPLAUDIERT 50 Jahre (1972)

150 JAHRE (1872)

AG: TV Oberkulm ZH: TV Rüti, TV Stäfa, TV Pfäffikon

125 Jahre (1897)

AG: TV/DTV Schmiedrued BE: TV Signau, TV Uetendorf, TV Wilderswil, TV Pieterlen BL: TV Füllinsdorf BS: TV Horburg Basel GR: TV Thusis LU: TV Marbach VD: Sté de gym Chexbres ZH: TV Hombrechtikon, TV Pflanzschule Winterthur

100 Jahre (1922) AG: GL: LU: SH: TG: ZH:

TV Besenbüren TnV Mollis, FR Niederurnen TV Schüpfheim MR Beringen TV Wilen-Neunforn, MR Erlen Frauen-Aktiv-Riege Rüti, DTV Glattfelden, DTV-FR Wallisellen, TV Dättlikon

75 Jahre (1947)

BE: MR Münchenbuchsee, TV Gerzensee, TV Mühleberg, DTV Worben BL: SVKT Frauensportverein Muttenz GR: TV Jugend Bonaduz LU: FR Ruswil, MR Beromünster, DR+FR Root NE: Education Physique Féminine Peseux SG: Postturnverein St. Gallen VS: Gym-Hommes Charrat, Gym-Hommes Sierre VD: Sté de gym Sullens, FSG Gland AGyA, FSG Essertines/Yverdon ZH: FTV Elgg

AG: FTV Villigen, FR Wegenstetten, DR Obermumpf, Kunstturnerinnen Fricktal, FR Wittnau, FR Sulz, MR Tegerfelden AR: PluSport Vorderland BE: SV Affoltern-Weier, TV Trub, FTV Brüttelen BL: TSV Schönenbuch, FR Wenslingen, FTV+MR Bennwil FR: Gym Cottens LU: FR Wolhusen, FR Altbüron, FTV Geuensee, TV Uffikon, SVKT Dierikon SG: TV Vättis SH: FR Dörflingen SO: Turnerinnengruppe Bellach, MTV Hochwald TG: TV Hörhausen, MR Hörhausen, FTV Alterswilen, FTV Dozwil-Hefenhofen TI: Società Federale di Ginnastica Brissago UR: MTV Erstfeld VS: FSG Ayent «La Farandole», TSV Grächen VD: FSG Agiez Vallon du Nozon ZH: FR Bäretswil, MR+FR Brütten, FTV Russikon, MR Rickenbach

25 Jahre (1997) AG: SH: TG: VS: ZH:

Kreisturnverband Lenzburg TV Löhningen MTV Bussnang-Rothenhausen Gym Evasion Châteauneuf-Sion MTV Volketswil, FR Dättlikon, VBR Rickenbach

Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


SCHLUSSPUNKT 39

TURNWELT IN BILDERN

Foto: Instagram.com

Foto: STV

LETZTE SEITE – LETZTE FRAGE, BITTE

Was zeichnet die meisten Schweizer Turnvereine und Turn-Riegen aus? Die Vielseitigkeit des Sportangebotes – das Polysportive. Auch mal neue Sportarten und andere Bewegungsformen auszuprobieren. Hier wagte sich der TV Juventus Buttisholz aufs Glatteis. Die Wahl der Sportart: Curling – das Schach des Wintersports. Ohne das Spiel gesehen zu haben, behaupten wir, dass der Spass am Ausprobieren bei dieser besonderen Turnstunde im Vordergrund stand. Olympische Spiele wohl nur bei wenigen Teilnehmern das direkte Ziel. An den diesjährigen Olympischen Winterspielen in Peking hatten zehn Athletinnen und Athleten der 168-köpfigen Schweizer Delegation einen direkten Be-

zug zum Schweizerischen Turnverband. Dies zeigt einmal mehr: Turnen ist eine ausgezeichnete Grundlage, um auch in anderen Sportarten zu brillieren. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie von «Graubünden Sport», welche aufzeigt, dass ein später Sportartenwechsel nicht untypisch und vielfach erfolgsversprechend ist. Wer weiss, vielleicht sehen wir auch in ferner Zukunft einen Turner aus Buttisholz an den Olympischen Winterspielen das Eis wischen. Text: Marc Frey

AUSBLICK

GYMLIVE 2/2022

Die nächste Ausgabe erscheint Mittwoch, 25. Mai 2022 Redaktionsschluss: 13. April 2022

Emilie Lambiel Redaktorin Westschweiz, Mediendienst und Übersetzerin beim Schweizerischen Turnverband. Der Schweizerische Turnverband kommuniziert normalerweise in den beiden offiziellen Verbandssprachen Deutsch und Französisch. Das GYMlive wird auch ins Italienische übersetzt.

Emilie, du übersetzt viele Kommunikationsmassnahmen des STV ins Französische. Gibt es dabei sprachliche Knacknüsse? Respektive, was sind die grössten Herausforderungen? Emilie Lambiel: Wie vielleicht vorstellbar, ist die Zeit eine grosse Herausforderung. Übersetzungen stehen – egal ob für Print- oder Online-Produkte – jeweils am Ende einer Kommunikationsmassnahme. Inhaltlich gibt es durchaus gewisse kulturelle Unterschiede zu beachten. Manchmal muss ich meine Redaktions-Gspändli darauf aufmerksam machen, dass gewisse Personen oder auch Sportarten in der Romandie weniger bekannt sind. Teilweise muss man den Text anpassen, damit er «kulturell» für die Französischsprachigen spricht. Bei Wortspielen oder Redewendungen zum Bei­­spiel. Weiter versuche ich stets, die Westschweiz stärker in die Kommunikation des STV einzubringen. Weniger Mühe bereiten übrigens die turnerischen Fachbegriffe. Dafür gibt es eine gut geführte Übersetzungs-Datenbank.


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