I am from Austria
Am 28. April geht im Wiener Volkstheater mit den Amadeus Austrian Music Awards zum 23. Mal die Verleihung des größten österreichischen Musikpreises über die Bühne. Wanda, Mira Lu Kovacs und RAF Camora erhielten jeweils drei Nominierungen, die übrigen Nominierten sind größtenteils auch schon aus den Jahren zuvor stets wiederkehrende Gäste, darunter Bilderbuch, Pizzera & Jaus, Josh., Seiler und Speer, Voodoo Jürgens, Andreas Gabalier und andere. Nun sind Preisgalas wohl zurecht kein einfaches Geschäft mehr, in deren alleinigen Fokus Glanz und Glamour, ein gemeinsames Feiern und vielleicht auch das Networken steht – davon können etwa die prestigeträchtigeren Oscars ein Liedchen singen. Regelmäßig hagelt es bei Verleihungen Kritik an Nominierungs- und Vergabekriterien, an den Siegern oder auch an den Moderatoren und Laudatoren, und (nicht zuletzt) auch am Bild einer Branche, die so eine Auszeichnung nun einmal maßgeblich mitzubestimmen trachtet. Gerade der Gender-Gap ist heute ein Thema, das nicht mehr achtlos zur Seite gewischt werden kann – wenngleich ich nach wie vor zu meiner persönlichen Meinung stehe, dass Kategorien wie Ge-
schlecht, sexuelle Orientierung, Hautfarbe und ähnliches nichts in der Bewertung einer künstlerischen Darbietung zu suchen haben, keine Faktoren für die Selektion sein dürfen, solange eine Chancengleichheit besteht. Dröseln wir es dennoch auf: Die Geschlechterverteilung bei den diesjährigen AAMAs ist nach den Kritiken im Vorjahr (darunter von Oska, die dieses Jahr für „Alternative” nominiert ist), die der Veranstalter ifpi sich „zu Herzen nehmen trachtete”, immer noch schief; 42 männliche Künstler stehen 13 gemischtgeschlechtliche Duos oder Gruppen und 10 weiblichen Künstlerinnen gegenüber. Allerdings: Die Nominierten und Gewinner werden in einer Mischwertung aus Jurystimmen und Verkaufszahlen, sowie schlussendlich von einem Publikumsvoting ermittelt. Die Krux ist also hier ähnlich wie auch bei Festival-Line-ups, wo alljährlich mehr Diversität gefordert wird, schon früher anzusetzen – nämlich bei der Popularität. Freilich, ein Boutique-Festival tut sich leichter, ein diverses, künstlerisch anspruchsvolles Billing zusammenzustellen, als ein Mega-Event, das sich in einer ganz anderen Größenordnung rechnen muss – und solange die populären Megaseller (Taylor Swift, Billie Eilish und Miley Cyrus zum Trotz) tendenziell männliche
Künstler oder Bands sind, wird hier auch der Fokus gesetzt werden müssen. Letztlich ist es ja keine Entscheidung der Veranstalter, sondern ihres Publikums: jene haben immerhin zuvor gewissen Künstlern zu ihrer Popularität verholfen. Da ich im Rahmen meines Editorials jedoch unabhängig von Verkaufszahlen, Nominierungsvorgaben oder anderen Einflüsterern bin und in den letzten Monaten eine Vielzahl an hervorragenden österreichischen Künstlerinnen gehört habe, möchte ich an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen – und zwar nicht, weil oder obwohl es sich hier um Frauen handelt, und erst recht nicht „trotzdem”, sondern einfach, weil sie verdammt gute Musik machen, die es neben Pizzera & Jaus, Seiler und Speer und all den anderen auch verdient hat, gehört zu werden: Xing, Sinikka Monte, Sophie Lindinger, ELAV (nominiert für Songwriter:in des Jahres), Panik Deluxe, Amelie Tobien, Rosa Rendl, Kitana, Farce, Pure Chlorine, Elastic Skies, Baits, Nenda, Verifiziert (FM4 Award), Christl, Spilif, TINA, Liz Metta, UCHE YARA und Sophia Blenda sind, in Überschreitung zahlreicher Genregrenzen und auch im internationalen Vergleich, einfach superb.
Stefan Baumgartner (Chefredakteur)IN DIESER AUSGABE
[14] Michael Niavarani stellt die vielfältige Saison seines Theater im Park vor, im Mittelpunkt: Shakespeares „Sommernachtstraum” [16] Sleaford Mods ballen ihre Wut über Krieg, Inflation und den Brexit auf ihrem neuen Album, das sie am LIDO SOUNDS vorstellen [18] Steinbäcker & Ambros spielen diesen Sommer einige gemeinsame Konzerte, auch weil sie sich persönlich wertschätzen [20] Malarina lädt zur Geschichtsstunde von Sarajewo bis Ibiza [22] Kaya Yanar präsentiert sein neues Programm „Fluch der Familie”, wobei: seine ist mehr ein Segen [24] Folkshilfe besinnen sich auf die Gemeinschaft und das gute Leben
Eurovision Song Contest 2023. Österreich nahm erstmals 1957 bei der zweiten Ausgabe des Eurovision Song Contests teil, in Frankfurt am Main. Unser Bob Martin landete mit „Wohin, kleines Pony?” mit drei Punkten auf dem letzten Platz. 1964, 1965 und 1966 trat Udo Jürgens für Österreich an und holte im letzten Jahr mit „Merci, Chérie” Österreichs ersten Sieg im Wettbewerb. 1967 fand also der ESC das erste Mal in Wien statt, danach nur noch einmal, nämlich 2015 nach dem Vorjahressieg von Conchita Wurst mit „Rise Like a Phoenix” in Kopenhagen. Dieses Jahr werden Teya & Salena mit „Who the hell is Edgar?” in Liverpool ihr Glück versuchen. Der Song wurde am 8. März bereits vorgestellt und stellt sich im zweiten Halbfinale am 11. Mai u. a. den Beiträgen von Polen, Slowenien und Litauen. Wir drücken die Daumen!
Ganz neu ist der Online-Auftritt unseres Magazins! Hinkünftig findet ihr unter oeticket.com/magazine nicht nur die aktuellsten News über alle Veranstaltungen in ganz Österreich, sondern auch Infos über die wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Singleund Videopremieren – insbesondere von heimischen KünstlerInnen –, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars, zahlreiche Gewinnspiele und natürlich alle Artikel aus unserem Magazin, damit ihr auch unterwegs immer am Laufenden bleibt!
Roger Waters. Roger Waters hat „The Dark Side of the Moon”, das ikonische Pink-Floyd-Album, neu eingespielt – und zwar ohne seine ehemaligen Band-Kollegen, mit denen her heillos zerstritten ist. Immerhin habe er, als damliger Bassist und Sänger der Band, das Album auch „im Alleingang” geschrieben, vermeldet er. Diese Aussage widerspricht den etwa auf Wikipedia genannten Credits, die durchaus auch Nick Mason, David Gilmour und Richard Wright ausweisen. Wann die Neuauflage erscheinen soll, ist noch nicht bekannt. Aber auch sonst läuft es nicht gänzlich reibungslos bei Waters: Kürzlich hielt er eine Rede vor dem UN-Sicherheitsrat auf Einladung der russischen Delegation. Dort verurteilte er zwar die Invasion der Russen, kritisierte aber ebenso „die Provokateure”. Die vielen antisemitischen Aussagen in der Vergangenheit (immerhin ist er Teil der BDS-Bewegung) und seine Äußerungen zum Ukraine-Krieg stoßen vor allem im Westen auf wenig Gegenliebe. Die Konsequenzen muss er nun derzeit bei seiner bevorstehenden Europa-Tour erfahren: Mehrere Konzerte in Europa wurden bereits abgesagt oder stehen unmittelbar vor einer Absage. Dagegen möchte er freilich, etwa in Deutschland, gerichtlich vorgehen.
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SCHEINWERFERLICHT
Die Vorfreude ist groß, denn die Open Air Saison kann endlich beginnen! Nach zwei ausverkauften Konzerten in der Wiener Stadthalle wird uns Robbie Williams am 22. Juli auf der einzigartigen Kulisse der Burg Hochosterwitz in Kärnten erneut begeistern. Bereits im 16. Jahrhundert zog William Shakespeare sein Publikum mit zahlreichen Komödien in seinen und mehr als 400 Jahre später in Michael Niavaranis Bann: nach „Richard III.“ und „Romeo und Julia“ gelangt ab 25. Mai Shakespeares bekannteste Komödie, der „Sommernachtstraum“, in einer Bearbeitung von Michael Niavarani zur Aufführung im Theater im Park.
Alle weiteren Termine der Open Air Saison finden Sie auf oeticket.com, mehr Infos in unserem Online-Magazin „Headliner“ (oeticket.com/magazine/).
mit GERY SEIDL, GERNOT KULIS, MALARINA, LIZZY AUMEIER, GUIDO CANTZ
und KGB - DIE KABARETTGIPFELBAND
Die dänischen Heavy Rocker Volbeat werden am 29. Juni ihren wilden Boogie auf Burg Clam loslassen – das Konzert ist allerdings bis auf wenige VIP-Tickets schon ausverkauft, es heißt also: schnell sein! Aber nicht verzagen, auch das übrige Clam-Programm hat es in sich: Im Sommer freuen wir uns zudem auch auf Lionel Richie, Jack Johnson, Hollywood Vampires, das Clam Rock mit u. a. Jethro Tull, OneRepublic, Hubert von Goisern, Bilderbuch, Simply Red und Pizzera & Jaus!
Sir Tom Jones ist zweifelsohne eine der größten Legenden der Musikgeschichte, man denke nur an „It’s Not Unusual“, „Delilah“, „What’s New Pussycat?“, oder auch „Sexbomb“. Am 25. Juni gastiert er im Rahmen der „Ages & Stages”-Tour für ein exklusives Österreich-Konzert im VAZ St. Pölten
Live in der Wiener Stadthalle Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin Roberta ScheifingerDer Wasserball am 13. Mai in der Ottakringer Brauerei ist eine Benefizveranstaltung von Viva con Agua für sauberes Trinkwasser weltweit. Als gemeinnütziger Verein setzt sich Viva con Agua in Österreich seit 10 Jahren für den sicheren Trinkwasserzugang für alle Menschen weltweit ein, mit dem Wasserball sensibilisiert man auf gewohnt freudvolle Weise für die Wichtigkeit des Trinkwassers und finanziert durch die Erlöse die internationale Projektarbeit. Es wird Konzerte, DJs, Artistik, Performances und klassische Ballelemente geben, es wird glitzern, funkeln, faszinieren und verzaubern!
Frog Leap ist die Band des norwegischen YouTubers Leo Moracchioli. Auf seinem Kanal folgen ihm 4,6 Millionen Subscriber und ergötzen sich an seinen kongenialen, hochqualitativen Heavy-Metal-Cover-Versionen von bekannten Pop-Songs. Moracchioli hat bereits über 400 (!) Cover aufgenommen, darunter „Hurt” von Nine Inch Nails, „Eye of the Tiger” von Survivor, „Johnny B. Goode” von Chuck Berry, „Rasputin” von Boney M, „Hello” von Adele, „Bad Romance” von Lady Gaga, „Feel Good Inc.” von den Gorillaz, „Africa” von Toto und „Despacito” von Luis Fonsi. Während der Multiinstrumentalist auf YouTube alle Instrumente selbst spielt, kommt er am 27. September mit voller Bandbesetzung in den Gasometer, am 28. ins Münchener Zenith
UCHE YARA ist ein Shootingstar aus Oberösterreich: Vielleicht hat man schon ihre Single „Tango” im Radio gehört, in der Tat eine zeitgenössische Interpretation eines Tangos – und zwar eine wilde. Doch der Tango allein reicht ihr nicht aus, ihre stilistische Breite ist so dynamisch wie sie selbst. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass sie beim Ukraine-Benefiz und vor den Rolling Stones sogar Gitarre für Bilderbuch spielte! Dieses Jahr soll ihre erste Veröffentlichung folgen, fix sind aber bereits einige Konzerte, darunter im April das Dynamo in Dornbirn, das Styrian Sounds in Graz und am 29. Juli mit Bilderbuch auf Burg Clam. Nicht verpassen!
Nuthin’ to
Anfang der Neunziger Jahre stellte der Wu-Tang Clan den Hip-Hop auf den Kopf und eroberte mit ihren Soundschnipseln aus Kung-Fu-Filmen und staubigen Samples alter Platten die Musikwelt. Den 30. Geburtstag ihres legendären Debüts „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)” feiert man nun auch in Österreich. TEXT:
Es ist der 25. Februar 1998, Radio City Music Hall, New York: die Grammy-Verleihung. Gerade kommt Singer-Songwriterin Shawn Colvin auf die Bühne um den Preis für „Song of the Year“ für „Sunny Came Home“ entgegenzunehmen. Da hört man im Saal und der Fernsehübertragung eine Stimme über das Lautsprechersystem, die darum bittet, dass man mal die Musik und alles ein bisschen leiser machen solle. Es ist Russel Jones, besser bekannt als Ol’ Dirty Bastard vom Wu-Tang Clan, der das Wort ergreift: Er habe sich ein teures Outfit extra für heute gekauft, weil er davon ausging, dass der Wu-Tang Clan heute gewinnen würde. Was nicht der Fall war, denn „Best Rap Album“ hatte Puff Daddy für „No Way Out“ gewonnen – was für Herrn Jones nicht in Ordnung ging, denn, und ich zitiere, „[…] when it comes to the children, Wu-Tang is for the children, we teach the children […] Puffy is good but WuTang is the best.” Also ein Kanye bei den EMAs lange vor Kanye bei den EMAs. Und „Wu-Tang is for the children“ wurde ein weiteres Zitat in einem Konvolut an Vokabeln, Samples und Zitaten, die zur Legende des Wu-Tang Clans beitrugen. Aber dazu später.
An American Saga
Den geschichtlichen Abriss der Anfänge kann man sich an dieser Stelle sparen (es sei die erstklassige Serie „Wu-Tang: An American Saga“ auf Disney+ ans Herz gelegt), um es also ganz kurz zu fassen: 1993 in Staten Island, NY gegründet hat der Wu-Tang Clan bereits mit dem Debütalbum „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)“ ein Hip-Hop-Album für die Ewigkeit geschaffen. Es folgten drei weitere Alben als Gruppe, deren neun originale Member jeder Hip-Hop-Head im Schlaf aufsagen kann und etliche legendäre Soloalben. 2004 starb Ol’ Dirty Bastard, 2007 folgte ihm (offiziell) Capadonna als neuntes Mitglied nach, seither wurden drei weitere Alben veröffentlicht.
Die musikalische und kulturelle Relevanz des Wu-Tang Clans steht außer Frage: „Enter the Wu-Tang“ ist unangefochten eines der wichtigsten Hip-Hop-Alben aller Zeiten: lyrisch herausragend, instrumental wegweisend und mit all den Samples und Verweisen auf Kung-Fu Filme der 60er und 70er Jahre und einer daraus abgeleiteten Mystik nahezu schon ein Konzeptalbum. Abgesehen davon, dass direkt aus dem Leben von neun jungen, armen AfroAmerikanern im Staten Island der 90er
fuck wit!
Der Wu-Tang Clan
Es ist nicht nur die Musik und das Potpourri an interessanten Charakteren, das den Wu-Tang Clan so spannend macht. Chefstratege RZA verfolgt einen sehr schlauen Businessplan: Er platziert jedes Mitglied des Clans zusätzlich als Solokünstler bei einem anderen Majorlabel. Rückblickend ein genialer Schachzug, denn so gelingt es ihm, dass in Folge fast alle großen Labels irgendwann für den Clan arbeiten und das Logo der Band weltweit omnipräsent ist. Bis heute tauchen sie regelmäßig auf Alben zeitgenössischer Künstler auf, wie zum Beispiel Ghostface Killah, der erst kürzlich am Grammy-premierten Album „Mr. Morale & the Big Steppers” von Kendrick Lamar zu hören war. Ob mit Soundtracks für Filme wie „Ghost Dog”, der eigenen Gewand-Firma Wu Wear oder erfolgreichen Schauspielkarrieren wie der von Method Man (u. a. in „Shaft” neben Samuel L. Jackson): der Wu-Tang Clan ist seit 30 Jahren omnipräsent – und zeichnet zudem mit „Once Upon a Time in Shaolin” (2015) für das weltteuerste Album überhaupt verantwortlich. Bis selbiges offiziell zu hören ist muss man sich allerdings noch bis zum Jahr 2103 gedulden ..
DIESE WU-ALBEN GEHÖREN IN JEDE SAMMLUNG
„Enter the Wu-Tang (36 Chambers)” [1993]: Hier hat alles begonnen. Ein Album, das man gehört haben muss, selbst wenn man kein Hip-Hop-Head ist. Eine erste Einführung in all das, was den Wu-Tang Clan ausmacht, dabei ein zeitloses HipHop Album, das immer noch genauso fresh klingt wie vor 30 Jahren.
„Wu-Tang Forever” [1997]: Das Magnus Opus. Doppelalbum, 27 Songs, Solo-Performances genauso wie der ganze Clan gemeinsam auf einem Track. All das auf gewohnt harten Beats und mit der herausragenden Lyrik, die schon auf dem Debüt präsent waren, aber eben etwas „aufpolierter“.
„The W” [2000]: Ein Album, das (leider) im Schatten eines Songs steht: „Gravel Pit”. Und während die Nummer heute noch genauso den Dancefloor uplitted wie damals, zahlt es sich auf jeden Fall aus, auch die weiteren Songs durchzuhören, die wieder herrlich rough klingen.
Ghostface Killah – „Iron Man” [1996]: Neben dem „most 90s Albumcover ever“ (Mastalski, 2023) eines der ersten Soloalben und auch eines der besten. Ghostface beweist, dass er einer der technisch herausragendsten Mitglieder ist und weicht auch inhaltlich bei einigen Songs deutlich von Rap-Stereotypen der Zeit ab.
Ol‘ Dirty Bastard – „Return to the 36 Chambers: The Dirty Version” (1995): ODBs Charakter und seine Eigenarten würden schon reichen, um dieses Album zu empfehlen. Aber noch dazu ist es ein richtig gutes, wenn auch (na no na net) abgedrehtes, Hip-Hop Album. Das ist „Stream of Consciousness“ (oder besser zu ODB passend: Unconsciousness) wie kein anderes (kommerziell erfolgreiches) Hip-HopAlbum, und das fängt schon beim Intro an. Einfach anhören.
Jahre erzählt wurde, mit einer Authentizität, die viele von den bereits erfolgreichen Rappern der Zeit nicht lieferten.
Wu-Tang Incorporated
All das begleitet von einem Geschäftsmodell, das außergewöhnlich und bahnbrechend (und für eine Gruppe von neun Leuten wohl auch notwendig) war: RZA war der Chef, der „Busfahrer“ wie er es selbst einmal bezeichnete. Letzter Halt: Nummer 1, Fahrtdauer: fünf Jahre. Nach diesen fünf Jahren: „Wu-Tang Forever“ ein Doppelalbum, das nach dem Erfolg des Debüts und der Soloalben einzelner Mitglieder (die alle als Künstler unabhängig waren und bei anderen Labels veröffentlichen konnten) keine Ansage mehr war, denn Ansagen wollen was beweisen – und beweisen musste der Clan nichts mehr: das war ein Meisterstück. Das Logo in einer Weltkugel auf dem Plattencover: das war nicht mehr nur der Wu-Tang Clan, das war Wu-Tang Incorporated. Weltweit. Und für immer. Da ist es schon verständlich, wenn man nicht damit einverstanden war, gegen Puff Daddy bei den Grammys zu verlieren. In den Folgejahren traten die Solo-Releases in den Mittelpunkt und festigten die Bedeutung einzelner Member in der Szene und darüber hinaus. Das gelbe „W“ auf schwarzem Grund (oder umgekehrt) ist eines der allgegenwärtigsten Hip-HopLogos überhaupt (wie viele andere fallen einem ad hoc überhaupt ein?): Clark’s Wallabees, Nike Dunks, Crocs, Hoodies, Caps und Sonnenbrillen (eine eben solche lag dem Kauf der „Wu-Tang Forever” bei. Ich hab’ meine noch!) – wenige Acts haben sich so erfolgreich vermarktet, dass ihr Logo zu tragen fast schon mehr als modisch denn als Akt des Fantums angesehen wird (looking at you, Nirvana TShirts beim H&M).
Und trotzdem steht Wu-Tang noch immer für Authentizität, für Staten Island
in den 90ern. Sicherlich einerseits weil die Qualität der Releases für sich spricht, aber auch, weil sie sich als Gruppe rarmachen. Die einzelnen Mitglieder tauchen immer mal wieder mit einem Release, einem Soundtrack oder einer Rolle in einem Film oder einer Serie auf, aber der Clan an sich, alle zusammen, an einem Ort, das passiert nur alle paar Jahre – und ist somit etwas Besonderes, sei es für ein gemeinsames Album oder eine gemeinsame Tour, beides wird entsprechend aufgeregt antizipiert.
Legendenstatus
Was immer es auch ist, es ist erstaunlich, dass selbst Aktionen wie „Once Upon a Time in Shaolin“ – das berüchtigte Album, von dem es nur eine Kopie gab, die für 88 Jahre nicht öffentlich gemacht werden darf und von einem zwielichtigen Pharma-Millionär gekauft wurde, nur um dann von der US-amerikanischen Justiz beschlagnahmt zu werden – nicht wirklich am Legendenstatus des Clans kratzen, andere Künstler*Innen sind an solchen Stunts grandios gescheitert. Aber der Wu-Tang Clan als Konzept transzendiert in einer gewissen Weise die reale Welt, ganz wie die Vorbilder aus der fernöstlichen Mythologie oder den Superheldencomics. Er transzendiert auch die einzelnen Mitglieder: nicht umsonst sehen wir auf dem Cover von „Enter the Wu-Tang“ verhüllte Gestalten, die sich alle gleichen. Und vielleicht liegt genau hier die Langlebigkeit der Gruppe: „WuTang“ ist mehr als RZA, GZA, Ol’ Dirty Bastard, Inspectah Deck, Raekwon the Chef, U-God, Ghostface Killa, Method Man, Masta Killa und Capadonna. Oder wer auch immer als Mitglied gezählt wird (das kann, je nachdem welches der Gründungsmitglieder man wie und in welcher Stimmung fragt, variieren) – ein Schwarm eben, wie Killerbienen, nicht aus Versehen eines der vielen Wu-Tang Vokabeln.
Der Wu-Tang „Eisberg“ reicht tief. Die Mythologie, inklusive Numerologie und Vokabular, die der Clan über die Jahre akkumuliert hat – aus fernöstlicher Philosophie, den Lehren der Five-Percent Nation, Straßenslang und vielen anderen Quellen – ist umfangreich und erschließt sich einem auch nach jahrelangem Hören nicht selbstverständlich, was eine tiefgehende Auseinandersetzung wirklich lohnenswert macht: man kann sich die „Lore“, das Bedeutungsfeld, erarbeiten, so man das möchte – nur um dann – wenn man meint, alles verstanden zu haben –wegen eines weiteren Interviews oder weil man zufällig diesen einen obskuren KungFu-Film im Nachtprogramm gesehen hat wiederum mit erweitertem Verständnis neue Bedeutungen zu finden. Der WuTang Clan hat seine eigene Hermeneutik, eine, die so im Hip-Hop – in der Popmusik generell – selten zu finden ist. Ist das notwendig, um den Wu-Tang Clan gut zu finden? Nein, ganz im Gegenteil: legt man die „Enter the WuTang“, „Wu-Tang Forever“, „8 Diagrams“, etc. auf, kann man ab Sekunde 1 unproblematisch kopfnicken, selbst wenn man kein Wort versteht, so tight und roh sind die Beats, so melodisch und rhythmisch die Flows. Das hat mit acht Jahren genauso funktioniert, wie mit 36. Und ja, sie haben den Kindern Wichtiges beigebracht: „Geld regiert alles um mich herum“; „nach dem Gelächter folgen die Tränen“; „eine Partie Schach ist wie ein Schwertkampf, man muss zuerst denken, bevor man seinen Zug macht“ und am wichtigsten: „Wu-Tang Clan is nuthin’ to fuck wit!“
n Der Wu-Tang Clan gastiert am 11. Juli in der Wiener Stadthalle D. Mit dabei als Special Guests sind keine geringeren als die US-Superstars Denzel Curry und J.I.D, gemeinsam mit den österreichischen HipHop-Legenden Waxolutionists.
Blood Red Shoes aus Brighton haben den lärmenden Punk der frühen Tage über 20 Jahre hinweg etwas aufgeweicht: Zuletzt erschien mit „Ghosts on Tape“ ein Album, das dunkel und düster ist, Carters Stimme kommt verhallt aus der Tiefe, bevor Ansell mit seinen Drums dazwischen grätscht und die Gitarre zu brüllen beginnt. Für die kommende Tour, die am 1. Oktober im Chelsea Station macht, hat man aber versprochen, sich auf die Punk-Wurzeln zu fokussieren ... Wir sind gespannt!
Tash Sultana kommt am 17. Juli nach einem Jahr viel zu langer Wartezeit endlich wieder in die Arena Open Air! Die non-binäre Multiinstrumentalistin aus Australien beherrscht Beatboxing ebenso perfekt wie das Musizieren mit ihrer Loop-Station, aber auch gemeinsam mit ihrer kongenialen Band, mit der sie mühelos zwischen Jazz, Soul, Folk, Reggae, Elektro und IndiePop changiert.
Foals aus England sind zum Trio geschrumpft und legen mit ihrem letztjährig erschienenen Album „Life is yours” Leichtbekömmliches auch für diesen Sommer vor, fernab jeder Krisenstimmung. Immerhin sind die 11 neuen Songs in einem Keller während eines der zahlreichen Lockdowns entstanden, kein Wunder also, dass die Foals nun danach trachten, die Sonne anzubeten – auch wenn wir dazu am 27. Juni in den Gasometer und nicht auf ein Festivalgelände müssen ...
Sascha Grammel kommt zwischen Februar und Juli 2024 mit seinem neuen Programm „Wünsch dir was” nach Bregenz, Linz, Wien, Wiener Neustadt und Graz. Zuckerwatte-süß und Puddingpulver-pfiffig punktet El Grammeloni auch diesmal wieder mit seinem unnachahmlichen, sich selbst nie allzu ernst nehmendem, kindlich-leichtem Humor ...
Das Donauinsel
Open Air
verspricht an drei Tagen vom 26. bis 28. Mai auf der Wiener Donauinsel trashige, dabei aber beste Unterhaltung mit grob 30 Acts an einem Wochenende! Den Anfang macht das „90er Festival” mit den geilsten Acts aus den Neunzigern, darunter Snap, Dr. Alban (Foto), Caught in the Act, La Bouche, Rednex und vielen mehr. Am zweiten Festivaltag wird ordentlich geballert, wenn die Insel dank Acts wie Peter Wackel, Markus Becker, Olaf Henning, Isi Glück und mehr zu Mallorca wird. Und schließlich, am letzten Tag, wummern die Beats über die Insel, wenn u. a. Künstler wie Claptone, Sasha & John Digweed, Len Faki ihre Turntables aufdrehen ...
Mit Mamma Mia! reist man dieses Jahr im Rahmen der Seefestspiele auf der Seebühne Mörbisch im Juli und August nach Griechenland, im Ohr die Kult-Hits „Dancing Queen”, „Chiquitita” oder „Money, Money, Money” von ABBA.
Die Wiener Festwochen finden heuer von 12. Mai bis 21. Juni statt und werden 36 Produktionen aus den Bereichen Theater, Oper, Musik, Tanz, Performance und bildende Kunst an insgesamt 20 Spielstätten vom Parlament bis zum Donaupark bieten. Gesamt öffnen die Festwochen 2023 wieder stärker das Tor zur Theaterwelt und bieten aktuelle Produktionen von internationalen Theatergrößen wie Simon McBurney (Bild; „Drive Your Plow Over the Bones of the Dead”), mit „Pinocchio”, „Skatepark” oder auch dem Biennale-Hit „Sun & Sea” wird auch verstärkt jüngeres Publikum angesprochen. In Kooperation mit österreichischen KünstlerInnen wie Toxische Pommes, Malarina oder David „Dave“ Scheid wird in der Serie „Comish” auch die Kabarett-Tradition der Festwochen neu belebt. Inhaltlich fokussiert man diese Saison auf AlltagsheldInnen und starke Frauen.
Was gibt es besseres als frisches Popcorn? Richtig: nichts! Mit der Popcorn-Maschine von pearl.de gibt es nicht nur im Kino, sondern auch zuhause Knusper-Spaß in großen Mengen! Egal ob süß oder salzig, mit der Popcorn-Maschine bringen sie schnell und einfach 85 Gramm Mais zum ploppen und werden schon nach kurzer Zeit mit frischem Popcorn verwöhnt! Und das beste ist, dass dank praktischer Warmhalte-Funktion alles schön frisch bleibt. Auf Knopfdruck können Sie auch den Innenraum beleuchten, sodass bei Ihrer Party auch das Auge mitisst! Im antihaftbeschichteten Edelstahl-Topf brennt zudem nichts an, die herausnehmbare Krümel-Schublade sammelt kleine Reste und kann schnell entleert werden. Der Popcorn-Maker „Circus” ist um € 349,99 unter pearl.at erhältlich.
Fotos: pearl.de (Popcorn-Maker), Barracuda Music (Tash Sultana), Sascha Grammel (Sascha Grammel), Marc Brenner (Wiener Festwoch en), beigestellt (Donauinsel Open Air), Seefestspiele Mörbisch (Mamma Mia!), Rashidi Noah (Foals), Admat Photo (Blood Red Shoes)„Ich muss diese deppe
Das
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBERBereits zum vierten Mal lädt das Theater im Park in den Sommermonaten in einen „Garten voller Geschichten, Melodien & Träume”. Im Zentrum steht, neben Abenden im Dienste des Kabaretts, des Wienerlieds, der Kammermusik und Klassik auch die Eigenproduktion „Sommernachtstraum” aus der Feder von William Shakespeare, in Bearbeitung von Hausherr Michael Niavarani. Grund genug, um über zeitlosen Reiz, Theater als moralische Lehranstalt und als Dienstleistungsbetrieb, zwanghaftes Witzeln und Niavaranis Haltung zur Cancel Culture zu sprechen.
Sie setzen im Theater im Park heuer auf Shakespeare und spielen den „Sommernachtstraum“. Was ist Ihr Antrieb? Ich will zeigen, wie großartig und lustig seine Stücke sind. In England lachen die Leute bei Shakespeare. Wir haben das Problem, dass die deutschen Übersetzungen im 18. Jahrhundert von stocksteifen Gelehrten angefertigt wurden und sich entsprechend fad lesen. Diese Herren der Aufklärung wollten keine pöbelhaften Lacher, sie wollten das Theater als moralische Lehranstalt. Die Idee dahinter war gut, die Ausführung schlecht – ähnlich wie jetzt bei der Cancel Culture. Ohne Humor, davon bin ich überzeugt, kann man niemandem irgendetwas näherbringen.
Was war ihr Wow-Moment mit Shakespeare? Meine jetzige Frau und ich waren
in England. Sie wollte im National Theatre unbedingt „Edward II.“ von Christopher Marlowe sehen. Ich habe Hochkultur immer verweigert, war zwar oft in London in Theater, habe aber immer Musicals oder Standup-Comedy besucht. Zum Glück waren wir gerade im Anfangsstadium unserer Beziehung und ich wollte die neue Geliebte nicht allein ins Theater schicken. Ich bin also mitgegangen und war total fasziniert. Was war ich nur für ein Trottel, habe ich mir gedacht. Gleich nach der Vorstellung bin ich in eine Buchhandlung gestürmt, „Macbeth“ habe ich noch in der U-Bahn begonnen. So etwas Spannendes hatte ich noch nie gelesen! Als Komiker haben mich die zwei Mörder in „Richard III.“ besonders fasziniert. Die reden wie Farkas und Waldbrunn in einer Doppelconferènce. Mittlerweile habe ich 250 Bücher zum Thema Shakespeare zu Hause.
Welche Freiheiten haben Sie sich bei der Bearbeitung genommen? Grundsätzlich alle. Aber den „Sommernachtstraum“ muss man gar nicht umschreiben, die Handlung bleibt komplett gleich. Die Bearbeitung betrifft die sprachliche Oberfläche. Es ist bei uns kein einziger Satz drin, den man nicht versteht, und es werden auch die Witze klarer.
Und ich nehme an, sie haben das Derbe, das die deutschen Aufklärer aus Shakespeares Stücken verbannt haben, wieder reingeschrieben. Natürlich. Wobei der
„Sommernachtstraum“ gar nicht so ordinär ist. Sehr sexuell, aber nicht ordinär. Das ordinärste Stück ist „Romeo und Julia“, da kommen die meisten Umschreibungen für Geschlechtsverkehr und das weibliche Geschlechtsteil vor.
Sie haben das Stück schon vergangenen August gespielt, es feiert aber erst heuer seine offizielle Premiere. Wie kommt das? Es braucht einige Einspielvorstellungen. Durch das Spielen vor Publikum wird das Timing besser und Dinge entwickeln sich weiter. Vielleicht fallen uns sogar noch zwei, drei Witze ein. Die wirklich offizielle Premiere ist deshalb erst heuer im Mai. Das ist sehr angloamerikanisch. Dort spielen sie oft 50 Vorstellungen vor der eigentlichen Premiere. In einem durchschnittlichen österreichischen Theater braucht es vier Produktionen, um überhaupt auf 50 Vorstellungen zu kommen.
Was ist Ihre Maxime als Theatermacher? Man muss Geschichten erzählen und darf die Leute nicht langweilen. Ich habe nichts gegen Regietheater, solang es nicht fad ist. Theater ist ein Dienstleistungsbetrieb. Die Leute zahlen Geld, damit sie zwei Stunden unterhalten werden. Oft verweigern sich die Künstler dem, aber es ist so. Man kann ja auch intelligent unterhalten.
Sie kommen als Komiker aus der SimplSchule. Denken Sie automatisch in Pointen? Ja. Es ist eine Gehirnwindung, die man
Theater im Park von Michael Niavarani startet im Mai in die neue Saison. Das Programm ist vielfältig, den Mittelpunkt bildet aber William Shakespeares „Sommernachtstraum“ als Eigenproduktion.
perten Witze machen“
hat. Und sie bringt einen oft in Schwierigkeiten. Was habe ich mir dadurch für Probleme mit meinen Eltern oder Lebensgefährtinnen eingehandelt! Aber ich kann nicht anders. Ich muss diese depperten Witze machen.
Wie lang können Sie ernst sein? Nicht sehr lang. Vielleicht inszeniere ich einmal etwas Ernstes wie „Madame Butterfly“. Aber es kann passieren, dass ich am dritten Tag alles umwerfe und das Orchester am Anfang „Jingle Bells“ spielen lasse. Ich habe noch nicht das Bedürfnis, den Leuten zu beweisen, dass ich auch ernsthaft spielen kann. Wahrscheinlich wird das bei mir nie kommen.
Sie haben die Cancel Culture angesprochen. Warum wurden Sie mit Ihren nicht immer ganz korrekten Witzen eigentlich noch nicht zur Zielscheibe? Eine berechtigte Frage. Ich warte schon lange auf meinen Shitstorm. Schließlich steht in jeder Ecke jemand, der nur darauf wartet, beleidigt sein zu können. Aber wahrscheinlich merken diese Leute, dass mir das am Arsch vorbeigeht. Ich habe keine Angst. Dabei halte ich diese Bewegung für sehr richtig. Aber es ist Schwachsinn einen Komiker zu canceln, weil er einen Witz macht, dessen Thema zum Beispiel Hautfarbe ist. Die gehen auf die Falschen los. Ich wäre nur dann für Cancel Culture, würden wir in einer Komödiendiktatur leben, in der sich jeder Mensch täglich ein Kabarettprogramm anschauen müsste.
Wird die Debatte zu aggressiv geführt? Mittlerweile schon und es fehlt der Humor. Wenn einem bestimmte Themen wichtig sind, sollte man in die Politik gehen und den Menschen erklären, dass zum Beispiel Transgender-Rechte vernünftig und richtig sind, anstatt sich über Witze aufzuregen. Angehen sollte man gegen tatsächliche Diskriminierung, Frauenmorde oder auch ganz grundsätzlich männliches Macho-Verhabern.
Letzte Frage: Wie sind Sie als Chef? Grauenvoll. Ich nehme nichts ernst, komme manchmal zu spät und es muss immer was Gutes zu essen geben.
n Das komplette Programm der diesjährigen Theater-imPark-Saison finden Sie online auf theaterimpark.at.
Michael Niavarani, Sohn eines Persers und einer Wienerin, ist ein österreichischer Kabarettist, Schauspieler und Autor. Neben seinen Solo-Kabaretterfolgen (u. a. „Encyclopaedia Niavaranica“ und „Homo Idioticus“) spielte er auch gemeinsam mit Viktor Gernot und Monika Gruber. Von 2011 bis 2013 war er Intendant bei den Festspielen in Berndorf, 2014 gründete er mit Georg Hoanzl das Globe Wien, 2019 erwarb er das Simpl. 2020 folgte, ebenfalls mit Hoanzl, das neue Open-Air-Theater in Belvedere-Garten, das Theater im Park.
FUCK OFF!
GEWINN SPIEL
Das britische Duo Sleaford Mods ist die vielleicht überraschendste Erfolgsgeschichte der letzten Jahre. Mit rauen, spartanischen Songs und wütendem Sprechgesang erspielte sich das Duo Jason Williamson und Andrew Fearn eine große, immer noch wachsende Gefolgschaft. Ihr Sound und ihre Anti-Haltung sind ein gutes Gegengift gegen faden PopEinheitsbrei. Sleaford Mods-Stimme Williamson nimmt sich auch im Interview kein Blatt vor den Mund.
Stimmt es, dass Sleaford Mods ur-
sprünglich den Namen That’s Shit, Try Harder trugen? (lacht) Ja. Damals war ich noch solo unterwegs. Der Toningenieur sagte: Das ist zu lang, vielleicht findest du einen kürzeren Namen. Aus heutiger Sicht war es eine gute Entscheidung ihn zu ändern.
Sleaford Mods kommen aus dem Underground. Inzwischen spielen Sie in Großbritannien vor zehntausenden Menschen. Wie schaffen Sie es, bei all dem Erfolg immer noch so zornig zu klingen? Ich glaube, das ist bei mir eine Grundhaltung. Ich weiß nicht, woran
massiv an. Ihre Wut findet sich auf ihrem neuen Album „UK Grim” geballt vertont, eine wohltuende Katharsis für alle, die auch und zu recht ebenfalls amtlich angepisst sind.TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
es liegt, aber Zorn ist mir als Gefühl einfach näher als andere Gefühle. Und es gibt immer etwas, das einen wütend macht. Aktuell finden sich besonders viele Sachen, die einen zornig oder traurig stimmen.
Man sucht oft in der Kindheit nach Erklärungen. Wie sind Sie aufgewachsen? Arbeiterklasse. Wobei mein Stiefvater ein Bauunternehmen aufgebaut und gut verdient hat. Ich war als Kind schon ein bisschen zornig. Meine Eltern trennten sich, als ich zehn war. Davon war ich natürlich nicht begeistert. Aber ich liebe meinen Stiefvater. Wir zogen bald in ein größeres Haus. Ein sozialer Aufstieg war damit meines Erachtens nicht verbunden. Heute gehöre ich ironischerweise tatsächlich zur Mittelschicht. Ich wohne in einem netten Vorort. Und ich genieße das.
Der Erfolg kam spät. Sie sind Anfang 50, also ähnlich alt wie Liam Gallagher. Das Verrückte ist: Liam ist sogar jünger als ich. Ich hätte nie gedacht, erfolgreich zu werden. Es sah zumindest lange Zeit nicht danach aus. Ich war ab Mitte 20 in Bands und habe in wechselnden Jobs gearbeitet, um irgendwie durchzukommen. Meist bin ich dramatisch gescheitert. Heute konkurrieren wir mit Leuten, die halb so alt sind wie wir. Ich will auf keinen Fall etwas machen, das nicht zu uns passt. Der Sound wird nicht verwässert.
Die Lage der Nation scheint Sie mehr aufzuregen als die Jungen. Ist das neue Album „UK Grim“ eine Abrechnung mit der englischen Politik? Zum Teil schon. Aber nicht nur. Ich rechne auch mit Musikern und Szenen ab, die ich nicht mag. „UK Grim“ ist ein Wortspiel mit dem britischen Rap-Stil Grime. Der Titel umschreibt unseren musikalischen Stil ziemlich perfekt und ist gleichzeitig ein Kommentar zur Lage der Nation.
In einem Song sprechen Sie von „Aldi-
Nationalismus“. Was heißt das? Ich habe das Bild gewählt, weil Aldi ein recht erschwinglicher Supermarkt ist. Nicht billig, aber billiger als andere Geschäfte. Unsere Politik wird gleichzeitig dominiert von einer billigen Version von Nationalismus und Faschismus. Sie wirkt klein und harmlos, aber der Antrieb dieser Politik ist dunkel und wirkt auf mich beinahe teuflisch.
„Tory Kong“ ist ein ausgestreckter Mittelfinger gegen die konservative Partei? Ja, aber mit absurdem, surrealem Touch. Ich habe das im Text mit Peter Jacksons „King Kong“-Film verbunden, den ich wirklich brillant fand.
Und wie steht es um die Labour Party? Furchtbar. Deprimierend. Labour sagt, wir sollen stolz auf nationalen Patriotismus sein. Ich sage: Verpisst euch.
Ich habe ein Interview mit Ihnen gelesen, in dem Sie kundtun, nicht zur nächsten Wahl zu gehen. Wieso? Ich glaube, ich muss nicht hin. Labour wird einen Erdrutschsieg einfahren. Es ist wichtig, dass die Konservativen abgewählt werden, aber ich müsste mich sehr überwinden, um Labour zu unterstützen.
Sie verfluchen in einem neuen Song die DIY-Szene. Leute, die mit geringen finanziellen Mitteln Ihre Musik selbst produzieren. Was haben Sie gegen die? Ich verstehe ihren Kampf. Sie setzen sich für die Unabhängigkeit von Musik ein, wollen kleine Konzert-Venues erhalten und all das. Einerseits. Auf der anderen Seite sind einige dieser Leute verdammte elitäre Wichser. Für mich sind sie genauso schlimm wie die Bosse an der Spitze der Musikindustrie. Vollidioten.
Im Pressetext zur Platte wird diese mit Alben von The Clash oder Public Enemy verglichen. Sehen Sie Parallelen zu diesen Bands? Steht das drin? Ich bin kein großer Clash-Fan, aber umso mehr von Public Enemy. Also nehme ich das gerne an. Wir haben hart gearbeitet. Es gibt nicht viele Leute, die es besser machen als wir.
Mit Ihren Protestsongs sind Sie eine laute Minderheit, nicht? Es gibt schon noch ein paar andere Bands mit zornigen, politischen Texten. Aber sehr viel höre ich nicht. Und wir machen im Grund ja auch nichts. Wir sind nicht aktiv darum bemüht, die Dinge zu ändern. Wir nehmen nur Musik auf, in der wir uns zu bestimmten Themen äußern. Das ist unser kleiner Beitrag.
Betrachtet man Ihren Output der letzten Jahre, sind Sie ein Workaholic wie Ihr Stiefvater. Absolut. Es muss immer weitergehen, damit die Kreativität nicht erlischt. Das treibt mich an.
Wie soll es weitergehen? Natürlich habe ich manchmal Angst, ein alter Wichser zu werden wie viele meiner Idole. Die machen ab und zu noch gute Platten, aber sie haben keine Relevanz mehr. Man kann als Kreativer nicht ewig mit der Gegenwart verbunden sein. Irgendwann werden Sleaford Mods wahrscheinlich auch scheiße klingen. Ich versuche es aber zu vermeiden.
n Das Lido Sounds findet vom 16. bis 18. Juni am Linzer Urfahrmarkt statt, Sleaford Mods spielen am letzten Tag.
LINE-UP INFO
Lido Sounds am 16. Juni Florence + The Machine * ALT-J *
Salò * Apollo Sissi * Bon Jour * Lil Julez
Langsam woch
Diesen Sommer spielen die beiden Austropop-Granden Wolfgang Ambros und Gert Steinbäcker auch gemeinsam. Genug Anlass, ein Gespräch über zwei große Karrieren, humorige Erlebnisse aus der Vergangenheit und gegenseitigen Respekt zu führen.
Mit „Da Hofa“ begründete Wolfgang Ambros vor mittlerweile 52 Jahren den heute immer noch sehr vitalen Austropop. Die „Nummer eins vom Wienerwald“ wurde zum Aushängeschild für eine ganze Armada an großartigen Künstlern aus der Alpenrepublik – wie etwa auch Gert Steinbäcker. Das „erste S von STS“ sah Ambros’ Durchbruchshit als Initialzünder für die eigene musikalische Entwicklung. Nun gehen die beiden Granden auf gemeinsame Sommertour und schwelgten in unserem Interview in humorigen Erinnerungen.
Was ist das erste, dass euch spontan zum anderen einfällt? Steinbäcker: Neben Udo Lindenberg war Wolfgang eine äußerst wichtige Person für mich in meinem Entschluss, überhaupt die Laufbahn als Musiker einzuschlagen. Die beiden haben mir durch ihre Tätigkeit als ungefähr 17-Jährigen vermittelt, dass ich das auch könnte.
Ambros: Gert hat sich nie groß verändert und wir haben zu einer ähnlichen Zeit Griechenland für uns entdeckt. Er macht eine ähnliche Musik wie ich und ist ein sehr wichtiger Kollege und guter Freund von mir.
Welches Lied des jeweils anderen berührt euch besonders? Steinbäcker: Sehr berührt hat mich „Langsam wochs ma z’amm“. Es vermittelt ein ganz eigenes Gefühl, ich spüre das Lied einfach richtig.
Ambros: Da gibt es etliche und ich kann mich unmöglich auf eines festlegen. Da wäre ich allen anderen Liedern gegenüber ungerecht. Gert hat aber eine ganze Reihe an Liedern geschrieben, die mir ans Herz gehen.
Diesen Sommer spielt ihr ein paar Konzerte gemeinsam. Wie kann man sich diese Auftritte vorstellen? Spielt ihr auch zusammen? Steinbäcker: Wolfgang war in der Grazer Stadthalle bei meiner Abschiedstour dabei und das war super. Bei den Sommerkonzerten spielt jeder von uns sein Set. Jeder hat seine Stunde plus Zugaben und es ist gut möglich, dass wir vielleicht ein Lied gemeinsam spielen werden. Wir müssen uns noch einmal zusammensetzen und das genauer besprechen. Wir sind aber offen für alles. Ambros: Was sollten wir gemeinsam spielen? „Alt und Jung“? Das sagt sich so leicht und man stellt es sich einfach vor, aber in Wirklichkeit muss man sehr viel dafür proben. Das ist ein großer Aufwand für eine oder zwei gemeinsame Lieder.
„Alt und Jung“ ist auf Wolfgangs Album „Wasserfall“. Das Lied habt ihr gemeinsam mit Willi Resetarits und Georg Danzer eingesungen. Steinbäcker: Es hat heute eine ganz besondere Bedeutung. Es ist eine wehmütige Erinnerung an die beiden Verstorbenen und ich erinnere mich sehr gerne an die Aufnahmen zurück. Damals haben wir das erste Mal mit Rossacher
TEXT: ROBERT FRÖWEINund Dolezal zusammengearbeitet. Ich dachte immer, ein Video zu einem Lied ist in einer halben Stunde erledigt. Nach 16 Stunden war mir dann klar, dem ist nicht so (lacht).
Ambros: Ich habe mich damals hingesetzt und einen nach dem anderen angerufen – und jeder meinte „eh klar“. Das Video war damals ein bisschen aufwändiger als viele andere, die man im Austropop gewohnt war. Es war aber auch nicht so aufwändig, dass man es mit einer Filmproduktion verwechselt.
Direkt danach war Wolfgang Gast auf Gerts Solo-LP „Steinbäcker“. Steinbäcker: Genau. Dann habe ich mich auch getraut, ihn zu fragen (lacht)
Ambros: Es ist ganz normal, dass einer den anderen fragt, wo mitzuspielen. Ich habe sehr viel mit Georg Danzer und vielen anderen gemacht – zuletzt mit Christopher Seiler.
Welche Charakterzüge oder Fähigkeiten schätzt ihr am anderen besonders? Steinbäcker: Wolfgangs Ehrgeiz. Ich stehe grundsätzlich auf schrullige Menschen, die eigenwillig und eigenartig sind und trotzdem etwas Vernünftiges auf die Reihe bringen. Das imponiert mir sehr.
Ambros: Gert ist ein ausgesprochen lieber Mensch, einer meiner allerliebsten Kollegen. Ich mag aber die meisten von denen, die noch leben. Ihn halt besonders (lacht).
Foto: DeFrancesco Photography / Christian Jungwirthhs ma z’amm ...
Wie würdet ihr die Arbeitsweise und Freundschaft zwischen euch beschreiben? Ambros: Wir beiden schreiben Lieder und hoffen, dass die Leute sie dann kaufen. Wir sind gut befreundete Kollegen.
Steinbäcker: Anfangs war ich mehr eine Art Fan oder Bewunderer seiner Kunst. Ich habe Wolfgang sehr geschätzt. Als ich dann selbst etwas zusammengebracht habe, speziell mit STS, hat sich diese gegenseitige Wertschätzung einzementiert. Wir haben auch immer wieder mal zusammengearbeitet. Wir klebten nie zusammen, schätzten uns aber immer sehr.
Fällt euch irgendeine besonders spezielle Anekdote zum anderen ein? Steinbäcker: Vor zirka 35 Jahren war ich bei ihm in Waidring Skifahren. Seine damalige Frau hat beim Heimfahren gefragt: „Na? Wie fährt der Gert?“ und der Woiferl meinte nur: „Es geht eh.“ (lacht) Aber gut, er war Skilehrer und kann das um Ecken besser, aber er hat meinen Stil knapp und prägnant beschrieben. Diese Geschichte charakterisiert Wolfgang mehr als alles andere.
Ambros: Na, du konntest es „ja eh”. Du warst nicht schlecht und ich habe dir ja nur unser Skigebiet gezeigt und nicht, wie es geht (lacht). Immer wieder schön war es, wenn wir uns auf der griechischen Insel
Patmos
in der Ägäis getroffen haben. Ich war oft zu Besuch in seinem Haus und hatte schöne Zeiten mit ihm. Gert hat sich ein Haus mitten in der Stadt gekauft. Normalerweise geht man ja davon aus, dass man sich ein Haus am Meer kauft – bei ihm ist das anders (lacht).
Gab es früher bei euch auch so etwas wie einen augenzwinkernden Wettkampf darüber, wer die besten Lieder oder Texte schreiben würde? Steinbäcker: Nein. Österreich ist ein kleines Land und in dieser Szene kennt sich jeder. Wir sind mittlerweile auch gut mit unseren Nachfolgern Seiler & Speer und Pizzera & Jaus bekannt. Die einen haben mehr Bezug zu Wolfgang, die anderen mehr zu mir –aber das ist auch der Geografie zwischen Wien und der Steiermark geschuldet. Jeder nahm seine Arbeit immer ernst, was ich auch wichtig finde.
Ambros: Unter Umständen ist auch ein Wettkampf dagewesen, aber dann sicher unterbewusst und unbewusst. Die Alben kamen damals nach der Reihe raus und man hat sich natürlich genau angehört, was der andere gemacht hat. Es gab aber niemals Neid oder Eifersucht. Etwas nachahmen zu wollen, das ist sowieso zum Scheitern verurteilt. So etwas gelingt nie.
n Wolfgang Ambros trifft Gert Steinbäcker am 30. Juni in der Festung Kufstein, am 7. Juli in der Freiluftarena B in Graz, am 13. Juli im Rahmen von Klassik am Dom in Linz, am 17. August auf der Rosenburg und am 20. August im Schloss Marchegg. Ambros und Steinbäcker geben aber auch Einzelkonzerte, erster u. a. im August auf der Donaubühne Tulln, zweiter u. a. mit Seiler & Speer am 6. Juli im Schlosspark Esterházy.
Serben sterben
Die gebürtige Serbin Malarina lädt zur Geschichtsstunde von Sarajewo bis Ibiza und verarbeitet in „Serben sterben langsam” den schmerzhaften Verlust HC Straches.
Marina Lackovic ist Malarina. Sie wurde in einem serbischen Dorf geboren, kam als Kindergartenkind nach Innsbruck und studierte Literaturwissenschaft. Mit ihrem Programm „Serben sterben langsam“ ist sie eine der großen Hoffnungen des heimischen Kabaretts, obwohl sie es eigentlich gar nicht auf eine Bühnenkarriere angelegt hatte. Bis 2025 wird sie ihr erfolgreiches erstes Solo noch spielen. Warum manche Zuseher dennoch den Saal verlassen und warum Malarina das sogar gut findet, erzählt sie im Interview.
Was war dein erster Berufswunsch?
Auf jeden Fall nicht Kabarettistin. Ich wollte Astronautin werden. Ein richtiger Kinderwunsch. Später habe ich immer davon geträumt, etwas Kreatives zu machen. Ich habe aber nicht daran geglaubt und bin deshalb in die Handelsakademie gegangen.
Profitierst du heute davon und machst deine Steuererklärung selber? Die HAK bringt einem mittelviel. Wir haben ein Buchhaltungsprogramm gelernt, das es meines Wissens nach nur dort auf der HAK gibt. Aber irgendwo muss man halt maturieren. Im Anschluss habe ich eineinhalb Jahre Wirtschaftsrecht studiert und bin, um Vergleichende Literaturwissenschaft zu studieren und noch mehr, um Innsbruck zu entfliehen, nach Wien gegangen. Ich habe gekellnert und
bald bei ORF Online zu arbeiten begonnen. Dadurch habe ich das Studium schleifen lassen.
Und wie bist du dann zum Kabarett gekommen? Ich hatte eigentlich gar keinen Bezug dazu. Daheim gab es kein Kabarett. Bei uns lief eher der serbische Sender RTS als ORF. Ich kannte nur Hader und Gunkl, die habe ich immer sehr geschätzt. Beim ganzen Rest, den ich nur peripher mitbekommen habe, habe ich mir gedacht: Das ist wahrscheinlich eh nicht meins. Gefallen hat mir der Politically Correct Comedy Club (PCCC) von Denice Bourbon in Wien. Ich habe gefragt, ob sie nicht Autoren suchen. Sie wollten aber, dass ich meine Texte selber vortrage. Mein erster Auftritt war dann im Dezember 2019.
Hast du dich gleich auf der Bühne wohlgefühlt? Man hat ja keine Wahl. Wenn man sich auf eine Bühne stellt, muss man performen. Die ersten Auftritte liefen sicher unter dem Motto „Fake it until you make it“.
„Serben sterben langsam“ ist ein großer Erfolg und läuft und läuft … Wie überrascht bist du darüber? Ich bin vor allem dankbar. Es ist keine Selbstverständlichkeit, mit einem Programm so lang auftreten zu dürfen. Ich werde es noch bis 2025 spielen. Normal sind zwei, vielleicht drei Jahre. Außer, man ist der Hader.
Du spielst mit Fake-Akzent lustvoll mit nationalen Klischees und rassistischen Zuschreibungen. Was war die Grundidee zu „Serben sterben langsam“? Ich schreibe über Menschen, die ich bei mir im Saal vermute. Wobei das Publikum sehr gemischt ist, sowohl vom Alter als auch von der Nationalität. Für Menschen aus Serbien ist der Stoff nicht leicht. Es passiert immer wieder, dass jemand während der Vorstellung aufsteht und geht. Und das passt auch so, dann habe ich mich klar genug ausgedrückt. Ich will nicht, dass Nazis zu mir kommen und bis zum Ende nicht checken, dass sie hier falsch sind.
Wie landen die bei dir? Die haben nur einen kurzen Ausschnitt im Internet gesehen, bevor sie in die Vorstellung kommen. Irgendwann checken sie, dass sie verarscht werden. Das gilt übrigens sowohl für Österreicher als auch für Serben.
Diese Leute fühlen sich bei dir unwohl, würde man heute sagen. Apropos: Wie wohl fühlst du dich in der Kabarettwelt? Sehr wohl. Ich kann mich sehr gut assimilieren und ich kann gut mit Menschen. Klar: Die ersten zwei, drei Aufzeichnungen von „Was gibt es Neues?“ haben ein bisschen was davon, als hätte man sich zu einem Stammtisch gesetzt: die Anderen kennen einander schon so gut. Aber inzwischen buchen sie auch mal zwei Frauen in eine Sendung. Es gibt ja genug lustige Frauen in
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBERlangsam
Österreich. Generell entsteht für die Größe des Landes sehr viel komische Kunst beider Geschlechter. Und sehr viel gute. Ich hadere immer mit dem schlechten Gewissen, dass ich nicht die Zeit habe, mir mehr Kollegen anzuschauen, die bei mir waren.
Warum nicht? Ich arbeite zu viel.
Du bekommst immer wieder das Etikett „Ethno-Kabarett“ verpasst. Was soll das überhaupt sein? Jeder, der Migrations-Hintergrund hat und diesen auch nur peripher thematisiert, ist sofort ein Ethno-Kabarettist. Das ist so ähnlich wie Kabarettabende, die von den Veranstaltern „Ladies Night“ genannt werden. Die bilden sich etwas drauf ein, dass sie in ihrer Gnade eine angebliche Minderheit gebucht haben.
Wie hältst du es mit Social Media?
Wenn ich könnte, würde ich ein zurückgezogenes Leben führen und nur ab und an jemand von der Presse im Café Engländer treffen. Das spielt sich
halt nicht. Ich muss Social Media nutzen, weil es die neue Werbung ist. Aber ich mag es nicht und es liegt mir auch nicht. Jetzt habe ich langsam begriffen, wie Instagram funktioniert. Auf einmal sind aber alle auf TikTok. Ich finde es auch furchtbar peinlich, wie die junge Generation gestalkt wird. Wäre ich heute 13, hätte ich gerne einen Ort für mich, wo meine Mutter und meine Tante keinen Account haben.
Was dürfen wir als nächstes, also: nach 2025, von dir erwarten – wieder Kabarett, oder vielleicht einen Roman? Ich wollte ja eine tragische Schriftstellerin werden. Dann habe ich erfahren, wie hoch die Vorschüsse sind. Also lieber nicht. Ich bin eine erwachsene Frau, die Rechnungen bezahlen muss. Und Literatur ist auch viel näher an einem selbst. Wenn die Leute deine Lyrik nicht mögen, lehnen sie deine Seele ab. Wenn jemand meine Witze nicht mag, denke ich: Mir wurscht, lies halt ein Buch.
Also ein neues Kabarettsolo? Genau.
Ich werde versuchen, wieder ein Erklärstück zu schreiben. Aber diesmal keine Politsatire. Höchstens, es passiert wieder so etwas wie Ibiza. Ich wünsche es dem Land nicht. Meiner Karriere wünsche ich es ehrlich gesagt aber schon ein bissl.
n Malarina gastiert mit „Serben sterben langsam” laufend u. a. im Wiener Stadtsaal, Orpheum, Kabarett Niedermair, sowie auch in den Bundesländern. Außerdem diskutiert sie mit dem sensationellen David Scheid und Jean-Philippe Kindler am 31. Mai im Rahmen der Wiener Festwochen „über das kritische Potenzial des gemeinsamen Lachens”.
Was lachst
Kaya Yanar, der am 20. Mai seinen 50. Geburtstag feiert, begann seine Karriere 2001 mit der SAT1Comedy-Serie „Was guckst du?!“. Der Sohn türkischer Gastarbeiter begründete damit das Genre der „Ethno-Comedy“ und wurde dafür – unter anderem – mit dem Deutschen Fernsehpreis und der Romy für die beste Programmidee ausgezeichnet. Mittlerweile lebt der Deutsche mit seiner Frau und den beiden Söhnen in der Schweiz – und tourt mit seinem aktuellen Programm „Fluch der Familie“ auch wieder durch Österreich.
In deinem neuen Programm dreht sich alles um die Familie. Welchen Einfluss hatte deine Familie auf den Berufswunsch, Comedian zu werden? Meine Eltern waren Gastarbeiter. Sie sind nach Deutschland gekommen, um ein besseres Leben zu finden. Das ist ihnen nicht wirklich gelungen, denn sie hatten Jobs, die sie nicht mochten, und mit der deutschen Sprache und Kultur sind sie auch nie warm geworden. Als Kind habe ich
das erkannt und mir gesagt: Ich möchte nicht überleben, sondern leben. Ich möchte das tun, was ich liebe. Und dazu hat immer gehört, andere zum Lachen zu bringen.
Wie reagieren deine Familienmitglieder darauf, dass sie immer wieder in deinen Programmen auftauchen? Sagen die nicht irgendwann: „Diggi, lass gut sein?“ Die freuen sich, dass ich immer wieder neues Material
Foto: Daniel PreprotnikKaya Yanar freut sich, dass er mit 50 Jahren immer noch den schönsten Beruf der Welt ausüben darf. Nicht zuletzt dank seiner Liebsten, die der ideale Nährboden für sein neues Programm „Fluch der Familie“ sind.TEXT:
HANNES KROPIK
du?!
finde. Mein Bruder sagte neulich: „Hey, ich komme ja noch ganz gut weg in deinem Programm!“
Deine Eltern, die große Probleme mit der deutschen Sprache hatten, haben dich und deinen Bruder dennoch ausschließlich auf Deutsch erzogen – wie sehr hat dieses Sprachgewirr deinen Humor gefördert? Das war definitiv mitentscheidend. Ich konnte mich mit keiner Sprache richtig identifizieren. So ist ein ironischer Abstand und eine Ambivalenz zu den Sprachen entstanden. Auf der einen Seite habe ich es interessant gefunden, in welchen Sprachen man das Leben beschreiben konnte, auf der anderen Seite mochte ich das trennende Element nicht.
Dein erster Sohn ist Ende 2019 zur Welt gekommen, da warst du selbst bereits 46. Wie hat sich dieser – vergleichsweise späte – Familienzuwachs auf deinen Job ausgewirkt? Ich sehe es als Nährboden für neue Comedy. Mein Material war schon immer sehr persönlich. Ich habe
oft beschrieben, wie es mir gerade gegangen ist. Aber ja, ich habe meine Karriere zurückgefahren: Ich trete seltener auf und nehme weniger Engagements an. Ich bin in der glücklichen Lage, mir das leisten zu können. Familienvater zu sein, ist mir wichtiger als die Karriere.
2018 hast du in einem Programm erzählt, deine Freundin habe dich mit den Worten „Tour oder Therapie“ auf die Reise geschickt. Mittlerweile ist sie deine Frau und Mutter eurer beiden Söhne – aber: Bist du jetzt wieder auf Tour, weil sie dich aus dem Haus haben wollte? Im Gegenteil, sie möchte, dass ich als Vater präsent bin – und damit hat sie recht. In der Pandemie hatte ich viel Zeit für meine Familie und habe es sehr genossen. Ich weiß, dass es ein Privileg ist, Zeit mit der Familie zu verbringen. Insofern bin ich glücklich und dankbar dafür, dass ich mir die Zeit einteilen kann.
Apropos Pandemie: Hast du in dieser Zeit ohne Auftritte deinen Beruf noch mehr zu schätzen, vielleicht sogar zu lieben gelernt? Und genießt du das Lachen, den Applaus heute noch mehr als vor den Lockdowns? Absolut. Ich war schon vorher dankbar für diesen schönsten Beruf der Welt. Aber die Pandemie hat mich nochmal demütiger gemacht. Ich habe realisiert, dass ich nicht systemrelevant bin. Blumengeschäfte, Baumärkte und Friseurläden haben lange vor den Theatern aufgemacht. Da habe ich gemerkt: Ich brauche eine funktionierende, gesunde Gesellschaft, damit ich meinen Beruf ausüben kann. Also bitte: Bleibt gesund!
Du wirst im Mai 50 Jahre jung. Ist das ein Moment zurückzublicken?
Was waren die Highlights in deinem Künstlerleben? Sicher war „Was guckst du?!“ mein erster Meilenstein. Meine Highlights waren immer jene Momente, in denen ich Leute zum Lachen bringen
konnte. Egal, ob das via TV, Bühne oder neuerdings Streaming und diverse Social-Media-Kanäle geschehen ist.
Was unterscheidet den Comedian Kaya Yanar 2023 von dem aus den Anfangstagen? Ich bin gelassener geworden und meines unfassbaren Glücks bewusst. Es hätte so viel schief gehen können. Aber zu meinem beruflichen Erfolg ist dann –etwas spät, aber immerhin – nochmal der private hinzugekommen. Das ist eine eher seltene Kombination. Ich liebe meine Familie und meinen Beruf. Dass ich beides haben kann, ist wunderbar.
Weil du „Was guckst du?!“ ansprichst: Warum hat dieses Format damals so gut funktioniert, dass du praktisch über Nacht zum Superstar aufgestiegen bist? Weil es überfällig war. Die Gesellschaft war gefangen in einer politischen Korrektheit, und die Sendung konnte sie daraus befreien. Wir haben heute übrigens ähnliche Verhältnisse.
Die Welt hat sich seit deinen Anfangstagen dennoch massiv verändert: Warum kommst du immer noch so gut bei den Leuten an? Das müsstest du die Leute fragen. Oder besser nicht, sonst überlegen die es sich nochmal (lacht). Ein Grund könnte aber sein, dass viele Fans mit mir aufgewachsen sind und gute Erinnerungen an mich haben.
Du begeisterst dein Publikum mit der Fähigkeit, unterschiedlichste Akzente und Sprachen imitieren zu können. Ist das ein spezielles Talent oder steckt da harte Arbeit dahinter? Ich glaube, es ist ein Talent. Man kann für Comedy nicht hart arbeiten, sonst fehlt einem die nötige Leichtigkeit.
n Kaya Yanar präsentiert sein neues „Fluch der Familie” ab Mitte April in Innsbruck, Graz, Salzburg, Wien und Linz.
Mit alle Vire fiare
Mit ihrem vierten Album „Vire“ schieben die Dialekt-Popper von
In der esoterisch angehauchten Numerologie steht die Zahl vier für Bodenständigkeit und einer tiefen Verbindung zur Natur. Wer die Lebenszahl vier besitzt, der solle seine inneren Schätze erkennen und an seine felsenfeste Loyalität und beständige Kraft glauben. Alles Attribute, die auf Folkshilfe zutreffen. Die Oberösterreicher haben sich mit ihrem QuetschnPop im Geiste von Hubert von Goisern, Attwenger und den Ausseer Hardbradlern vor mehr als zehn Jahren eine Nische erspielt, die sie noch immer souverän und vor allem alleine besetzen. Das mit einem Amadeus prämierte Trio Florian Ritt, Paul Slaviczek und Gabriel Fröhlich schraubte in den letzten Jahren fleißig am vierten Album, das man im besten Dialektsinne schlichtweg „Vire“ betitelt hat. Vielmehr als der reinen Zahlenkunde wird der Titel vor allem dem Mindset des Trios gerecht. Man strebt voran und ist bereit, das nächste Level zu erreichen. Die eigenen Stärken festigen und dabei weiter neue Schritte nach vorne zu gehen. All das als eine große Gemeinschaft, die sich aus Band, Crew, Fans und Wegbegleitern auseinandersetzt und gemeinsam in die Zukunft blickt.
Fleckerlteppich
„Das Vorwärtskommen mit der Band fühlt sich gerade an wie ein Ankom-
men“, erzählt Frontmann und BandSprachrohr Ritt im Gespräch, „wir wissen mittlerweile wer wir sind, wie wir klingen wollen und wie die Dinge ablaufen.“ Gezeichnet von gesellschaftlichen Krisen wie Pandemie, Kriegsausbruch, Inflation und innenpolitischer Krisenherde besann sich die politisch schon immer sehr wachsame Band inhaltlich darauf, was im Leben wirklich zählt. Liebe, Familie, Freundschaften und Gemeinsamkeit ziehen sich als roter Faden durch „Vire“, werden dabei aber nie zu plakativ oder pathetisch vor sich hergetragen. Im November 2022 schloss sich die Band einen ganzen Monat lang jeden Tag im Studio ein, um akribisch an den vorhandenen Songideen zu feilen, sie zu vervollständigen und zu verbessern. „Dass wir die Quetschn und Synthesizer verwenden, wissen mittlerweile alle. Wir müssen nicht mehr damit wedeln und können uns voll auf die Songs und Lieder an sich konzentrieren. Wie immer gibt’s bei uns einen musikalischen Fleckerlteppich.“
Die Pandemie und ihre Auswirkungen machten auch vor Folkshilfe nicht Halt. Der durch Social-Media-Kanäle geförderte Rückgang der Diskussionskultur und das stolze Vorhertragen starrer Meinungen abseits von Einsicht und Lernbereitschaft war dem Trio Motivation genug, sich auf ein Album der Gemeinschaft und des Zusammenhalts
zu besinnen. „Wir haben selbst schon die eine oder andere Krise hinter uns, arbeiten aber wundervoll zusammen. Nach dem Überstehen der Pandemie sind wir angekommen und blicken nach vorne. Wie wir miteinander umgehen, Ideen austauschen und uns beim Kreativprozess verhalten, das ist einfach nur schön.“ Mehr denn je wollen Folkshilfe mit „Vire“ positiv vorangehen. Lieder schreiben, die Leute bewegen. Die gut klingen und eine Aussage haben. „Das wird ein immer größeres Ziel von uns. Wir können sehr gut von der Band leben und sind während der Pandemie sogar größer geworden. Das ist alles andere als selbstverständlich und wir sind sehr dankbar dafür. Wir nehmen das gerne an und arbeiten von dort weg weiter.“
Sofort geklickt
Inhaltlich changieren Folkshilfe auf „Vire“ zwischen Zwischenmenschlichkeit, Tagespolitischem und Dankbarkeit. Letzteres etwa in „Schena Mensch“, einer berührenden Parabel an all jene, die diese Welt auch in schwierigen Zuständen von innen zum Leuchten bringen. „Mama“ dankt allen Müttern dieser Welt, die nicht nur in der Erziehung, sondern weit darüber hinaus für ein gewisses Gleichgewicht sorgen. „Wana“ hingegen ist eine in Töne gegossene Brandrede gegen all jene, die Raubbau an diesem schönen Foto:
Folkshilfe alle Sorgen und Probleme der Welt beiseite, um sich auf die Gemeinschaft und das gute Leben zu besinnen. Freilich nicht, ohne dabei trotzdem kritisch ans Werk zu gehen.
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Planeten betreiben und ihn sukzessive zerstören. „Najo eh“ ist eine humorigernsthafte Verballhornung von österreichisch-spezifischen Verhaltensweisen, die die Fußball-WM in Katar, Laptop-lose Finanzminister und das leidlich misslungene „Kaufhaus Österreich“ ins Visier nehmen – wofür man übrigens den steirischen Tausendsassa Paul Pizzera ins Boot holte. „Bei uns hat es sofort geklickt. Paul kam ins Studio und alles ging wie von selbst.“
Von der Freundschaft untereinander zeugt der Song „Wanderer“, der sich auf das gemeinsame Beschreiten eines Weges trotz diverser Unterschiedlich-
GEWINN SPIEL
keiten besinnt. „Wir alle sind ganz verschiedene Charaktere und das ist gut so. Aber wenn es um die Band geht, dann ziehen wir an einem Strang und sind eine Einheit.“ Diese Einheit zieht sich bei Folkshilfe weiter bis hin zu den Fans. Besonders prägend in Erinnerung blieb Ritt ein Live-Moment der Single „Kummama“. Noch bevor der Song das Licht der Öffentlichkeit erblickte und überhaupt fertiggeschrieben war, wurde der Refrain vergangenen Herbst bei einem kleineren Konzert getestet. Das Ergebnis? Alle Anwesenden sangen sofort lautstark mit. „Das war ein bewegender Moment. Bei einem Folks-
hilfe-Konzert wird immer gesungen, aber dass das schon so schnell funktioniert hat, war sensationell.“ So konzentrieren sich die Musiker trotz all der Unsicherheiten und Querelen dieser Welt auf das Gefühl des Miteinanders und eine gute Zeit. Dafür braucht es nur wenig: eine Quetschn, Dialekt und gute Laune.
n Folkshilfe sind ab Mitte April auf Tour und gastieren u. a. in Dornbirn, Salzburg, Innsbruck, Wien, Graz und Linz, sowie am 3. September in Hallstatt und am 8. September beim Hier sind wir per du-Festival in Schladming.
Wir verlosen fünf signierte CDs vom neuen Folkshilfe-Album „Vire” und 1x2 Freikarten für eine Tour-Show von Folkshilfe nach Wahl! Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.comDas FamilienMusical
Eine starke Frau bewegt seit 200 Jahren die Herzen.
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Foto: Simon Kupferschmied von Birgit MinichmayrDER PLATTENLÄSTERER
Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Planet Punk“ von Die Ärzte.
Mit den Studio-Alben von der besten Band der Welt ist das immer so eine Sache. Auf der einen Seite zeigen sie eindrucksvoll die enorme musikalische Bandbreite der Berliner, die weit über herkömmlichen Punk/Punkrock/Pop-Punk hinausgeht. Auf der anderen Seite sind sie aber mitunter auch überproduziert und überambitioniert, was auf den immensen Arbeitseifer von Farin Urlaub zurückzuführen ist. Der ist manchmal so sehr in sein eigenes Songwriting-Talent verstrickt, dass er nicht mehr merkt, wie weit er sich von der eigentlichen Energie und unbeschwerten Power der Combo entfernt. Ein gutes Beispiel dafür ist „Planet Punk“ (1995), der vor allem bei Fans aber auch Kritikern aller Post-GenX-Geborenen hoch im Kurs steht. Natürlich, der „Schunder-Song“, „Rod Loves You“ und „Meine Ex(plodierte) Freundin“ sind großartige Songs in bester Ärzte-Manier mit ihrem genialen Humor, aber sie leiden mehr unter der Hochglanz-Produktion, als dass sie davon profitieren. Und das trifft auf praktisch alle Alben der Rod-Gonzales-Ära zu. Nicht, dass den feschen Bassmann daran Schuld träfe! Aber seine Ex-Band Rainbirds ist genau daran zerbrochen: extrem leiwand und talentiert sein und sich selbst zu gut und selbstbewusst dabei zu gerieren. Bei Farin, Bela und Rod muss man freilich keine Angst vor einer Band-Implosion haben wie seinerzeit 1986 mit dem Ausstieg von Bassist Sahnie, obschon das nachfolgende als Duo eingespielte Album „Die Ärzte“ mit zum Feinsten der Band zählt (meine GenXMeinung). Aber sind wir uns ehrlich: so richtig gut sind die Jungs nur live, was auf dem Album „Nach uns die Sintflut“ perfekt nachzuhören ist. Zumindest einmal im Leben sollte man daher Die Ärzte bei bester Spiellaune live erlebt haben, dann legt man jedes Studioalbum in die Schublade ...
GEWINNSPIELE
Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 16–17 und 24–25.
Zu gewinnen gibt es:
• Festivalpässe für das Lido Sounds
• signierte CDs von und Tickets für Folkshilfe
Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele April 2023“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 1. Mai 2023.
Die nächste Ausgabe erscheint am 3. Mai. IMPRESSUM
Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta
Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst:
Stefan Baumgartner Anzeigen: Stephanie Ableidinger, Suzana Prgic, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl
Redaktion: Stefan Baumgartner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Markus Höller, Hannes Kropik, Eduard
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SONG DES JAHRES
präsentiert von Hitradio Ö3
n Pizzera & Jaus ...............Die Sunn und di
n LUM!X feat. Pia Maria .....Halo
n Raf Camora & Bonez MC .Letztes Mal
n Josh. ............................Von dir ein Tattoo
n Yasmo & die Klangkantine 100K feat. Mira Lu Kovacs
ALBUM DES JAHRES
n Bilderbuch.....................Gelb ist das Feld
n Melissa Naschenweng .....Glück
n Nockis ...........................Ich will dich
n Raf Camora & Bonez MC .Palmen aus Plastik 3
n Wanda ..........................Wanda
SONGWRITER:IN
präsentiert von akm & austro mechana
n Ness .............................Barbie
n ELAV .............................Crimescene
n Lou Asril .......................Feelings
n Poxrucker Sisters ...........Sie
n Yasmo & die Klangkantine 100K feat. Mira Lu Kovacs
FM4-AWARD
n Bibiza
n Leftovers
n Oskar Haag
n Rahel
n Verifiziert
LIVE-ACT DES JAHRES
präsentiert von oeticket
n Folkshilfe
n Pizzera & Jaus
n Rainhard Fendrich
n Seiler und Speer
n Wanda
ALTERNATIVE
n Cari Cari
n Oska
n Salò
n Sharktank
n Voodoo Jürgens
ELECTRONIC/DANCE
n Dorian Concept
n Farce
n Harris & Ford
n Klangkarussell
n LUM!X feat. Pia Maria
HARD & HEAVY
n Belphegor
n Cil City
n Leftovers
n Harakiri For The Sky
n Visions Of Atlantis
HIP HOP/URBAN
n Bibiza
n Kamp & Fid Mella
n Keke
n Raf Camora & Bonez MC
n Yung Hurn
JAZZ/WORLD/BLUES
n Herbert Pixner Projekt
n Mira Lu Kovacs & Clemens Wenger
n Pixner, Gansch, Kranzelbinder, Delago & Radio String Quartet
n Seiler feat. Norbert Schneider
n Shake Stew
POP/ROCK
n Bilderbuch
n Edmund
n Josh.
n Pizzera & Jaus
n Wanda
SCHLAGER/VOLKSMUSIK
n Andreas Gabalier
n Die Seer
n Melissa Naschenweng
n Nockis
n Semino Rossi
TONSTUDIOPREIS BEST SOUND
präsentiert von FAMA
n Doppelfinger ................By Design
n Lemo ............................Irgendwas mit Dreißig
n Joe Traxler ....................Lifelines
n Givven ..........................Losing Colours
n Ennio ............................Nirvana
DIE NOMINIERTEN:
Die Amadeus Austrian Music Awards 2023 finden am 28.04.2023 im Wiener Volkstheater statt.