JENNIFER EGAN
DANIEL GLATTAUER
STEWART O‘NAN
Manhattan Beach
Vier Stern Stunden
Stadt der Geheimnisse
INGER-MARIA MAHLKE
S. Fischer, 496 S., € 22,70
Zsolnay, 112 S., € 16,50
Rowohlt, 224 S., € 20,60
Rowohlt, 432 S., € 20,60
GERHARD JÄGER
All die Nacht über uns Ein (namenloser) Soldat mit Schießbefehl, die ganze Nacht allein auf einem Wachturm nahe der Grenze. Er ist gut ausgerüstet. Mit Essen, Regenschutz, Zigaretten und dem Tagebuch seiner Großmutter. Zur Ablenkung. Aber die Nacht ist lang und kalt. Seine Gedanken wandern zwischen den Zeiten hin und her. Bald ist klar, dass in seinem Leben etwas Furchtbares passiert ist und er vor seiner Vergangenheit flüchtet, wie schon seine Großmutter vor langer Zeit aus Hinterpommern flüchten musste. Ein aufwühlender Roman über Zugehörigkeit und Ausgrenzung, der noch lange nachwirkt. Picus, 240 S., € 22,00
EMMANUELLE BAYAMACK-TAM
Arcadie Farah a 15 ans, elle a grandi à Liberty House, un manoir situé dans une zone blanche, refuge d’une communauté d’inadaptés à la vie actuelle: électro-sensibles, antispécistes, hédonistes, naturistes purs et durs (sa grand-mère au clitoris percé auquel se pendait Farah plus petite). L’univers de l’adolescente est végétal, parsemé de vieillards horsnorme, et de questions existentielles sur sa sexualité. Emmanuelle Bayamack-Tam gilt es zu entdecken. Ihr letztes Buch, auf Deutsch beim Secession Verlag erschienen, ist ebenso großartig.
P.O.L, 435 p., € 21,80
ROMINA CASAGRANDE
Le ragazze con le calze grigie Walburga Neuzil ha 17 anni quando arriva a Vienna nel 1911. Su una panchina dell‘Augarten incontra Egon Schiele. È a lei che Romina Casagrande, con una scrittura appassionata, dà voce per raccontare la storia di come diventò modella e amante di Egon, uno die pittori piú discussi dell‘epoca. E gli restò accanto nel periodo lontano da Vienna, anche durante il processo. Fu però Edith Harms la donna che Egon sposò e che ritrasse nel quadro, La famiglia, poco prima che la spagnola uccidesse entrambi nel 1918. Arkadia, 197 p., € 18,50
4 | hartliebsmagazin
Archipel
FOTO: NINA SUBIN/DUMONT VERLAG
Belletristik Bestseller
» Ich will über Dinge schreiben, die mich faszinieren « Petra Hartlieb über und mit Meg Wolitzer
A
ls ich im Sommer 2016 Meg Wolitzer in New York zum Abendessen traf, haben wir uns nicht sehr viel über Literatur unterhalten. Zumindest nicht mehr als sonst, wenn man befreundete Schriftsteller trifft. Eigentlich haben wir die meiste Zeit über Politik geredet, wir waren gerade dabei, einen neuen Bundespräsidenten zu wählen, und die USA erlebten den Höhepunkt des Wahlkampfes zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Meg war sehr sicher, dass Trump es nicht schaffen würde. „So dumm sind die Amerikaner nicht“, meinte sie im Brustton der Überzeugung. Sie hatte nicht recht, und der Schock war groß.
gar nicht, dass das, was wir Gleichberechtigung nennen, nicht einfach so passiert ist, dass viele Menschen sehr lange dafür gekämpft haben.
Natürlich war das neue Buch damals fast fertig, doch angesichts der politischen Entwicklung betrachtet man es heute aus einem anderen Blickwinkel.
Kurz zum Inhalt: Die schüchterne Greer Kadetsky ist noch nicht lange auf dem College, als sie der Frau begegnet, die ihr Leben für immer verändern soll: Faith Frank. Die charismatische Dreiundsechzigjährige gilt seit Jahrzehnten als Schlüsselfigur der Frauenbewegung, und sie ist das, was Greer gerne wäre: unerschrocken, schlagfertig, kämpferisch. Obwohl Greer ihren Freund Cory liebt und sich ihre Zukunft eher traditionell an seiner Seite vorstellt, verändert die Begegnung mit der beeindruckenden Faith doch alles. Etwas bricht in ihr auf, und sie stellt sich die entscheidenden Fragen: Wer bin ich, und wer will ich sein?
In Zeiten wie diesen, in denen wir aufpassen müssen, dass die Rechte der Frauen nicht sukzessive zurückgeschraubt werden, in denen manche Politiker zur Rollenaufteilung der 50er-Jahre zurückwollen, sind Bücher wie Das weibliche Prinzip wahrscheinlich noch wichtiger. Denn viele junge Menschen wissen
Jahre später, Greer hat den Abschluss hinter sich, geschieht, wovon sie nie zu träumen gewagt hätte: Faith lädt sie zu einem Vorstellungsgespräch nach New York ein und führt Greer damit auf den abenteuerlichsten Weg ihres Lebens − einen verschlungenen, manchmal steinigen Weg, letztlich den Weg zu sich selbst.