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Interview mit Megan Wolitzer

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Famileinromane

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» Ich will über Dinge schreiben,die mich faszinieren «

Petra Hartlieb über und mit Meg Wolitzer

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Als ich im Sommer 2016 Meg Wolitzer in New York zum Abendessen traf, haben wir uns nicht sehr viel über Literatur unterhalten. Zumindest nicht mehr als sonst, wenn man befreundete Schriftsteller trifft. Eigentlich haben wir die meiste Zeit über Politik geredet, wir waren gerade dabei, einen neuen Bundespräsidenten zu wählen, und die USA erlebten den Höhepunkt des Wahlkampfes zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Meg war sehr sicher, dass Trump es nicht schaffen würde. „So dumm sind die Amerikaner nicht“, meinte sie im Brustton der Überzeugung. Sie hatte nicht recht, und der Schock war groß.

Natürlich war das neue Buch damals fast fertig, doch angesichts der politischen Entwicklung betrachtet man es heute aus einem anderen Blickwinkel.

In Zeiten wie diesen, in denen wir aufpassen müssen, dass die Rechte der Frauen nicht sukzessive zurückgeschraubt werden, in denen manche Politiker zur Rollenaufteilung der 50er-Jahre zurückwollen, sind Bücher wie Das weibliche Prinzip wahrscheinlich noch wichtiger. Denn viele junge Menschen wissen gar nicht, dass das, was wir Gleichberechtigung nennen, nicht einfach so passiert ist, dass viele Menschen sehr lange dafür gekämpft haben.

Kurz zum Inhalt: Die schüchterne Greer Kadetsky ist noch nicht lange auf dem College, als sie der Frau begegnet, die ihr Leben für immer verändern soll: Faith Frank. Die charismatische Dreiundsechzigjährige gilt seit Jahrzehnten als Schlüsselfigur der Frauenbewegung, und sie ist das, was Greer gerne wäre: unerschrocken, schlagfertig, kämpferisch. Obwohl Greer ihren Freund Cory liebt und sich ihre Zukunft eher traditionell an seiner Seite vorstellt, verändert die Begegnung mit der beeindruckenden Faith doch alles. Etwas bricht in ihr auf, und sie stellt sich die entscheidenden Fragen: Wer bin ich, und wer will ich sein?

Jahre später, Greer hat den Abschluss hinter sich, geschieht, wovon sie nie zu träumen gewagt hätte: Faith lädt sie zu einem Vorstellungsgespräch nach New York ein und führt Greer damit auf den abenteuerlichsten Weg ihres Lebens − einen verschlungenen, manchmal steinigen Weg, letztlich den Weg zu sich selbst.

Vier Fragen an Meg Wolitzer

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Muss man als Frau männliche Strategien übernehmen, um an die Macht zu kommen?

Na ja, Menschen sind generell am effektivsten, wenn sie ihre eigenen Fähigkeiten authentisch einsetzen können.

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Während du dieses Buch geschrieben hast, hat sich die Welt verändert, vor allem auch deine Welt. Amerika. Ihr habt einen machistischen Präsidenten, die #MeToo-Bewegung hat die Kulturblase erschüttert, dennoch ist dein Buch keine politische Kampfansage, sondern eher ein Rückblick auf einen langen Weg, der nicht zu Ende ist. Könntest du nicht auch manchmal schreien, wenn du den aktuellen Backlash beobachtest?

Natürlich. In der Tat habe ich auch immer wieder auf diversen Protestmärschen, wie zum Beispiel beim Women’s march in DC, laut geschrien.

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Wie bist du auf das Thema gekommen?

Oft lauten die Ratschläge für AutorInnen, die auf der Suche nach einem neuen Romanstoff sind: „Schreib über etwas, womit du dich auskennst.“ Bei mir ist es eher so, dass ich über Dinge schreiben will, die mich faszinieren. Ich habe viel über die Frauenbewegung nachgedacht, aber auch darüber, wie wir einander beeinflussen und überzeugen. Aus diesen Überlegungen hat sich dann der Roman entwickelt.

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Du bist eine Autorin, die immer wieder aufzeigt, dass Texte von Frauen anders wahrgenommen werden. Dein neues Buch heißt „Das weibliche Prinzip“. Glaubst du, dass Männer es lesen werden, oder ist es dir mittlerweile egal?

Es ist eine Tatsache, dass Frauen mehr Belletristik lesen als Männer. Ich weiß natürlich nicht genau, wer alles meine Bücher liest, aber ich bekomme sowohl von Männern als auch von Frauen Feedback. Ich hoffe sehr, dass es viele verschiedene Menschen sind, denn schließlich gibt es Studien, die besagen, dass Lesen unsere Empathie fördert. Geschichten über Menschen, die eine andere Lebenswelt haben, das ist doch das Verlockende an Romanen und eröffnet neue Perspektiven. Das wäre für alle Menschen gut.

–––– von Petra Hartlieb

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Das weibliche Prinzip

DuMont, 496 S., € 24,70

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Die Interessanten

DuMont, 608 S., € 10,30

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Die Ehefrau

DuMont, 270 S., € 10,30

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Die Stellung

DuMont, 368 S., € 12,40

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Was uns bleibt ist jetzt

cbt, 384 S., € 10,30

Foto: Nina Subin/Dumont verlag

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