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Studierende in Salzburg am Wort

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Filmschmankerl

Filmschmankerl

Wie geht es Studierenden aktuell und wie studiert es sich während der Corona-Pandemie? Fünf Studierende haben sich bereit erklärt, darüber zu sprechen und teilen ihre Gedanken.

Lisa, Soziologie

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Ich fühle mich absolut nicht mehr gut. Zu Beginn der Pandemie habe ich das SocialDistancing noch relativ gut weggesteckt, während andere bereits massiv darunter litten. Jetzt leide ich auch. Besonders als Single vermisse ich eine Umarmung meiner Freunde, wenn es mir schlecht geht. Doch das mache ich derzeit nur mit meiner besten Freundin. Meine Chefin hat mir angekündigt, dass sie meinen Arbeitsvertrag nicht mehr verlängern wird, daher spare ich schon mal für die Zeit, in der ich dann keinen Job mehr hab. Ich verstehe einfach nicht, wieso Studierende nicht mehr Verständnis für ihre Situation bekommen. Es fühlt sich an, als würde die Welt gerade unter gehen und wir sollen trotzdem Studiengebühren bezahlen. Für ein Semester, mit dem offensichtlich alle überfordert sind. Auch die Lehrenden. Trotzdem kommt mir vor, als tun alle so, als wäre alles wie immer. Ich bin am Limit. Ich habe noch keine einzige Prüfung geschrieben und bin am Limit.

Martin, Lehramt Deutsch und Geschichte

Dauernd bekomme ich Nachrichten von Kollegen und Kolleginnen in unserer Chatgruppe. Fragen über Vorlesungsprüfungen, ob jemand weiß, wie diese und jene Lehrveranstaltung abgeschlossen wird und wann Abgabefrist ist. Ich schaue sie mir oft gar nicht an, es macht mir einfach zu viel Stress. Während Corona fällt mir studieren wirklich schwer. Ich bin oft abgelenkt. Obwohl ich kein Fan der Online-Lehre bin, finde ich die Entscheidung gut, grundsätzlich keine PräsenzLVs durchzuführen. Ich müsste täglich eine längere Strecke pendeln und versuche gerade die Öffis so gut wie es geht zu meiden. Meine Schwester hat 2020 im Oktober angefangen zu studieren. Für Erstsemestrige ist das Studieren von zu Hause aus natürlich ziemlich blöd. Man lernt ja niemanden persönlich kennen und findet schwer Anschluss.

Anonym, Kunst

Seit der Corona Pandemie haben mir die ständigen Veränderungen und Unsicherheiten in der Umgebung extrem zu schaffen gemacht, auch hatte ich lange Zeit mit sehr starken Ängsten zu kämpfen. Die psychische Situation hat sich durch Corona verschlechtert, eine Zeit lang konnte ich gar nichts mehr bewältigen. Zumindest das Studieren an sich ist für mich leichter geworden, denn durch die digitale Lehre kann ich mehrere Kurse ohne Stress belegen und auch abschließen. Das ist mir in Präsenzlehre so nicht möglich gewesen und daher hoffe ich sehr, dass Hybridlehre standardmäßig auch nach der Pandemie bestehen bleibt und die Universitäten langfristig individuelle Möglichkeiten des Lernens und Lehrens anbieten werden.

Manuel, Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft

Das was ich vor allem seit Herbst, aber auch im Frühjahr vergangenen Jahres doch als Belastung wahrnehme, ist die große soziale Distanz zu anderen Menschen aufgrund der Corona-Pandemie. In Vor-Corona-Zeiten war ich retrospektiv gesehen, im Allgemeinen doch zeitlich nur wenig zu Hause im Studierendenwohnheim oder über mehrere Jahre auch in der WG. Vielmehr war ich (meistens) gerne an der Uni, bei uns in der KoWi im StV-Kammerl, in der ÖH, gerade in der Prüfungsphase in der Bib und doch häufig auch unterwegs und im Kontakt mit anderen, egal ob im Studium, in der Studierendenvertretungsarbeit und privat. Mit der Corona-Pandemie hat sich das doch sehr geändert und abgesehen von den Lockerungen im späten Frühjahr und im Sommer war und ist es doch eine Zeit, in der ich viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht habe. Stundenlanges Verbringen vor dem Laptop an mehreren Tagen die Woche ist da keine Seltenheit mehr und da bin ich schon mal froh - und ich glaube, es geht vielen ähnlich –wenn ich einfach mal den Laptop zufallen lassen und raus aus meinem Wohnheimzimmer kann. Und dann vielleicht spon-

tan Menschen zu treffen, die eins kennt, auch mit Masken, Abstand und zeitlich begrenzt, etwas Nähe und Emotionen zu spüren, tut einfach gut. Wir kommunizieren seit Beginn der Corona-Pandemie zwar wohl so viel wie selten zu vor und haben in den letzten Monaten gelernt, mit diesen digitalen Tools irgendwie umzugehen. Und ich bin froh, dass mir diese digitalen Tools zumindest zum Teil helfen, im Studium, in der Studierendenvertretungsarbeit und im Privaten mit anderen in Kontakt zu bleiben. Doch muss ich auch sagen: Ersetzen können sie das, was gerade auch im Studium zählt, nicht. Im Großen und Ganzen hatte ich das Glück, dass ich fast alle gewählten Lehrveranstaltungen in den letzten zwei Semestern gut abschließen konnte. Das aber wohl auch, weil ich ohnehin nicht mehr so viele Lehrveranstaltungen zu belegen hatte. Nichtsdestotrotz fällt das Studium seit Corona nicht mehr immer so leicht wie vorher, ich lasse mich leichter ablenken, kann mich schwieriger konzentrieren, ist das sich Motivieren im ständigen Bildschirm-Schauen doch schwieriger geworden. Denn ein Teil, von dem, was vor Corona so ganz selbstverständlich für mich zum Studium gehört hat, ist seit März 2020 weggebrochen. Ich hab nicht ein Studium begonnen, um nur von zu Hause am Laptop aus an Lehrveranstaltungen und Prüfungen teilzunehmen. Die Digitalisierung kann zwar viel beizutragen, um ein Studium flexibler zu gestalten und an die studentische Lebensrealität anzupassen, aber kann auch nicht alles sein, wie ich nach über einem Jahr Fernlehre feststellen muss. Sondern ich möchte etwa im Hörsaal und im Seminarraum sitzen und mit Studienkolleg*innen und Lehrenden diskutieren, mich in der Prüfungszeit mich in der Bib zurückziehen, mich mit anderen im Foyer vor dem Hörsaal, in der StV auf einen Kaffee oder vor der Uni treffen und bei den diversen Veranstaltungen und Gelegenheiten - vom an der Salzach sitzen bis zum Semesterfest am Uniparkdach - eine unvergessliche Studienzeit verbringen können. Das gehört zu einem Studium einfach dazu. Und das geht mir doch sehr ab und ich freue mich schon auf den 1. Tag, an dem das alles wieder möglich ist. Gerade auch, weil jegliche Perspektive und Unterstützung durch die Öffentlichkeit und die Politik für Unis und Studierenden während der gesamten Pandemie gefehlt haben. „Die sind über 18 Jahre, also sind die alt genug für sie, sich selbst zu sorgen“, so der sprichwörtliche Tenor. Viele Studierende haben ihre Jobs in der Krise verloren, wenn sich auch vieles in den zwei Semestern in der Corona-Lehre verbessert hat, gibt es immer noch viele Probleme in der OnlineLehre, Studiengebühren müssen im gleichen Ausmaß weiterbezahlt werden usw. So zu tun, als wäre alles wie vorher, erscheint mich doch sehr fraglich und ich freue mich, wenn die ganze Pandemie endlich vorbei ist.

Caroline, Geschichte

Leider hab ich mich bereits an die außergewöhnliche Situation gewöhnt. Vergangenes Jahr ging es mir damit gar nicht gut, meine Studienkollegen und Freunde nicht mehr in der Uni zu treffen. Mittlerweile haben wir uns damit arrangiert. Und auch die Online-Lehre ist besser geworden, wenn man mich fragt. Lehrende wissen mittlerweile wie man Webex steuert und Mitstudierende haben verstanden, dass man Mikrofone muten kann. Viele Lehrende haben sich auch sehr kulant bei Abgabefristen gezeigt, was ich sehr fair finde. Mich beunruhigt aber sehr, dass die Uni eine Mail ausgesendet hat, indem steht, dass es vermutlich im Herbst wieder Präsenzunterricht geben wird. Denn dann will vermutlich niemand mehr Online-Lehre anbieten, obwohl das für viele Studierende inklusive mir eine enorme Erleichterung darstellt. Ich wünsche mir wieder mehr Normalität, aber auch mehr gesundheitliche Sicherheit und vor allem die Gewissheit, dass die Uni im Herbst ihren Präsenzplan nach dem Fortschritt der Impfungen richtet. Corona ist mir und meiner Familie sehr nahegekommene wir haben einen schweren Corona-Fall im Bekanntenkreis und die Lage ist kritisch.

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