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Bitte reibungslos: die Uni Salzburg und ihr schwieriges Verhältnis zum Antisemitismus

DIE UNI SALZBURG Bitte Reibungslos: UND IHR SCHWIERIGES VERHÄLTNIS ZUM ANTISEMITISMUS

Dieses Semester war an der Kultur- und Geisteswissenschaftlichen Fakultät (KGW) eine Lehrveranstaltung zur antisemitischen BDS-Bewegung (Boycott – Divestment – Sanctions) geplant. Diese setzt sich ein, Israel politisch und kulturell zu isolieren. Als jüdische Studierenden das Rektorat daraufhin aufmerksam machten, dass der Leiter selbst BDS Unterstützer ist. Zwar sagte man das Seminar ab, die Uni zeigt aber erneut, wie ignorant und unbeholfen sie im Umgang mit Antisemitismus ist:

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Von David Mehlhart

Wenn man den Umgang der Uni Salzburg mit Antisemitismus kurz zusammenfassen müsste, würde man wohl kaum ohne die Worte aussitzen, herumdrücken und inkonsequent auskommen. Als im Sommer 2020, im Andenken an Marko Feingold eine Professur eingerichtet wurde, ließ es sich Rektor Hendrik Lehnert nicht nehmen, beim Pressetermin in der ersten Reihe zu posieren. Die Salzburger Nachrichten schrieben, dass der Lehrstuhl zur „wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Ursachenforschung von Antisemitismus“ errichtet worden sei. Den Geldgebern (Bundeskanzleramt, Land Salzburg, Erzdiözese Salzburg und Erzabtei St. Peter) ist es geschuldet, dass dieser Lehrstuhl im wahrsten Sinne des Wortes öffentlichkeitsunwirksam bei den Bibelwissenschaften versteckt wurde, statt ihn etwa am Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte anzusiedeln. Als dann Ende vorigen Jahres ein Lehrender des Als dann Ende vorigen Jahres ein Lehrender des Fachbereichs Politikwissenschaft eine Hausdurchsuchung mit den Novemberpogromen 1938 parallelisierte, zeigte man sich nicht mehr ganz so entschlossen. Persönlich habe Lehnert, so kann man auf der Webseite des ORF nachlesen, dem Betroffenen klargemacht, dass sich die Universität von solchen Aussagen distanziere – wohlgemerkt aufs Schärfste. Von dieser ganzen Schärfe war aber schnell nichts mehr zu spüren, denn Konsequenzen blieben bis dato aus. Reuig beschwichtigen und dann aussitzen lautet die Devise. Diese Taktik, bei der man sich die Finger nur minimal dreckig macht, mag für die Uni durchaus bequem und hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit auch effektiv sein. Es gibt nur einen Haken: Häufen sich Vorfälle dieser Art, verkommt diese Kommunikationsstrategie schnell zum Eiertanz.

Doch die Uni Salzburg wär‘ nicht die Uni Salzburg, wenn sie wohlgemut denselben Fehler nicht auch noch ein weiteres Mal machen würde. Schlecht abgestimmte Statements, fehlende Transparenz und rhetorische Verwindungen, bei denen man erst mal die Augen reiben muss, inklusive. Aber alles der Reihe nach.

Dieses Sommersemester sollte an der KGW ein Seminar mit dem Titel „Ethische Interventionen: Boykott-Strategien – Pro und Contra“ angeboten werden. Darin wollte man sich eingehender mit der internationalen BDS-Bewegung (Boycott – Divestment – Sanctions) beschäftigen. Bei BDS handelt es sich um einen seit 2005 existierenden losen Zusammenschluss verschiedensten Akteuren, von NGOs, über Gewerkschaften bis hin zu Wissenschaftler*innen. Koordiniert wird BDS vom 2007 gegründeten „Palestinian BDS National Committee“. Teil dieses Komitees sind z.B. Sympathieträger wie die radikalislamische Terrororganisation Hamas, die seit 2006 den Gazastreifen regiert. Einzusehen kann man das ganz einfach auf der offiziellen Webseite von BDS.

Laut BDS handelt es sich bei Israel um ein Land, das seine Gründung einer kolonialen Landnahme zu verdanken hat und sich in weiterer Folge zu einem „Apartheidstaat“, gleich Südafrika bis 1994, entwickelte. Darüber hinaus wird auch das Existenzrecht Israels als solches in Frage gestellt. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, müsse Israel laut BDS international isoliert und boykottiert werden. Beliebte Mittel sind dabei akademische und kulturelle Boykotte, in Folge derer Veranstalter*innen dazu gedrängt werden, israelische Künstler*innen auszuladen bzw. ihnen von vornherein keine Bühne zu bieten.

Es ist vor allem der Vorwurf des Kolonialismus, der die Kampagne für linke Organisationen bzw. das linksliberale Milieu sehr anschlussfähig macht. Bis weit in die akademische Linke hinein findet BDS Unterstützer*inne. Bekannteste Beispiel hierfür dürfte wohl die Feminismustheoretikerin Judith Butler sein, die 2003 in einem Essay u.a. die Hamas als Teil einer progressiven Bewegung im globalen Kampf gegen Rassismus bezeichnete und sich für einen Boykott Israels starkmachte.

Wenn BDS bei einer oberflächlichen Betrachtung den Anschein eines zivilgesellschaftlichen Mittels erweckt, mithilfe dessen man auf vermeintliche Ungerechtigkeiten aufmerksam machen will, offenbart sich bei genauerem Hinschauen die anti-

semitische Stoßrichtung der Kampagne. Durch den sogenannten 3D-Test (Dämonisierung, Doppelstandard, Delegitimierung), der dabei helfen soll, legitime Kritik an Israel von Antisemitismus zu unterscheiden, lässt sich dies verdeutlichen.

Wenn, wie oben erwähnt, Israel als Kolonialstaat bezeichnet wird, versucht man damit, die Gründung als illegitimes Unterfangen darzustellen. Diese Geschichtsdarstellung, die etwa den UNTeilungsplan von 1947 ausspart, dem zufolge auf einem Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg unter britischem Mandat stand (davor, war es Teil des Osmanischen Reiches), sowohl ein jüdischer als auch arabischer Staat entstehen soll, ist ein Versuch, die Existenz Israels zu delegitimieren. Ähnlich verhält es sich, wenn Israel vorgeworfen wird, ein „Apartheidstaat“ zu sein, in dem eine strikte Rassentrennung herrsche. Zeitgleich sind aber 20 Prozent der israelischen Staatsbürger Araber*innen, die uneingeschränkt an Wahlen teilnehmen können, Parteien gründen und Universitäten besuchen. Israel wird in diesem Fall dämonisiert. Das hatte die Konsequenz, dass mehrere Städte, darunter Wien, Graz und München, aber auch Parlamente, so geschehen in Deutschland und Österreich, BDS als antisemitisch verurteilen und eine Zusammenarbeit oder Geldflüsse dorthin kategorisch ausschließen. Auch die NEOS reichten im Mai 2020 einen entsprechenden Antrag im Salzburger Gemeinderat ein.

Die Pointe dabei ist nun, um den Bogen wieder zurück zur Uni zu spannen, dass der Lehrveranstaltungsleiter selbst ein Unterstützer der Boykott-Bewegung ist. Er unterzeichnete im Jahr 2011 einen Aufruf („Etwas ist faul im Apartheidstaate Israel – Offener Brief an die Schaubühne Keine Inszenierung für den Apartheidstaat!“), in dem die Berliner Schaubühne aufgefordert wurde, nicht zu einem Theaterfestival nach Jerusalem zu reisen, um so ein Zeichen gegen den israelischen Kolonialismus zu setzten. Jüdische Studierende aus Salzburg und die Jüdische Hochschüler*innenschaft aus Wien sowie die Salzburger ÖH, wendeten sich daher am 1. März in einer Mail (dieses liegt der Redaktion vor) an die betreffenden Stellen - Rektorat, Dekan, Fachbereichsleiter - und brachte ihre Besorgnis ob der geplanten Lehrveranstaltung zum Ausdruck. Nachvollziehbar wurde dargestellt, warum das Seminar untragbar sei. Neben der Erwähnung der SchaubühnenCausa und dem Verweis auf die weithin

anerkannte Antisemitismusdefinition der „International Holocaust Rememberance Alliance“ (IHRA) zog man Andreas Peham, Rechtsextremismusforscher und Mitarbeiter des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes, zurate. Dieser sieht in dem Seminar „den Versuch einer Legitimation kontemporärer antisemitischer Politiken auf akademischer Ebene.“ Die Mail schloss mit der Aufforderung, das Seminar abzusagen und eine klare Haltung gegenüber Antisemitismus zu zeigen. Um es an dieser Stelle kurz zu machen: Die Uni erfüllte den ersten Teil der Forderung. Aber statt sich wie gefordert zu distanzieren und den Fehler einzuräumen, begegnete man den Vorwürfen mit einer äußerst faulen Argumentation.

Daraufhin kam der Stein sprichwörtlich ins Rollen und es entspannte sich ein Netz aus Reaktionen und Wortmeldungen der beteiligten Partien. Der Co-Leiter verfasste mehrere Mails an die Seminarteilnehmer, es gab die besagte Aussendung der Uni selbst und einen offenen Brief von Studierenden der KGW. Und gerade, weil der Vorwurf des Antisemitismus ein schwerer ist und auch vonseiten der Uni mit der Freiheit der Wissenschaft argumentiert wird, muss genau hingeschaut werden. Um das Gewirr aufzudröseln, sollen nun alle Beteiligten, so wie es die Uni in bester liberalistischer Manier immer wieder betont, zu Wort kommen. Und man wird sehen, dass der Teufel im Detail steckt, wenn es darum geht, wie sich Antisemitismus im akademischen Bereich seinen Weg bahnt.

Probleme werden gelöst, wie man sie österreichischer nicht lösen könnte. Unter den Teppich kehren, aussitzen, Gras drüber wachsen lassen, aber ja nie klare Position beziehen oder Schuld eingestehen.

I. Der Lehrveranstaltungsleiter und sein Co-Referent bzw. das Seminar selbst

Dass die Themenwahl auf BDS fiel, stellt nur eine logische Konsequenz dar. Bereits vor einem Jahr hielt der besagte Philosoph ein Seminar in Salzburg, dass sich aus der Perspektive der analytischen Philosophie dem Wesen des Antisemitismus annähern wollte. Die Conclusio lautete damals kurz und knapp, so wie man es von einem analytischen Philosophen erwarten darf, dass Antisemitismus gleich der Diskriminierung von Jüd*innen sei. Nur nicht lange fackeln und sich mit begrifflichen Spitzfindigkeiten oder gar historischen Zusammenhängen aufhalten. Auch außerhalb der Universitätsmauern scheint ihn dieses Thema sehr umzutreiben. Auf dem Onlineportal Telepolis veröffentlichte er seit 2004 38 Artikel, von denen sich schlanke 16 mit Israel bzw. Antisemitismus auseinandersetzten. Dass man sich nun für ein Thema näher interessiert, kann man einem Menschen wohl nicht zum Vorwürfe machen, eher ist es eine Tugend. Genauer hinschauen sollte man trotzdem.

Das Vorgehen ist dabei, egal ob in seinen Artikeln oder an der Uni, immer das Gleiche. Politische, gesellschaftliche und geschichtliche Phänomene werden kurzerhand zu Fragen der Semantik degradiert. In einem autobiografischen Text, der seinen Weg hin zur analytischen Philosophie nachzeichnet, ist immer wieder von Klarheit die Rede, deren Suche er als zentrales Moment seiner Arbeit benennt. Und das mag durchaus Vorteile haben. Zu oft, jede*r kennt es aus dem eigenen Unialltag, machen es Wissenschaftler*innen oft unnötig kompliziert. Zu gerne hätte man ein klares Ja oder Nein, ein Oben oder Unten und ein Schwarz oder Weiß. (Dass die meisten seiner Artikel dann am Ende ellenlang sind und mehr verwirren als klären, geschenkt)

Diese Stärke der analytischen Philosophie wird aber genau dann zum Problem, wenn sie in die wirkliche Welt heraustritt und sich Dingen annimmt, die widersprüchlich sind, deren Bearbeitung Sensibilität verlangt, dort, wo das Konstatieren von Gewissheiten schlicht eine Chuzpe darstellt. Dieses bewusste Negieren von Zwischentönen und das Hinwegsehen über die Qualität von Ereignissen ist immer wieder Wesensmerkmal seiner Thesen zu Israel und Antisemitismus. Zum einen wird der spezielle Charakter von Antisemitismus geflissentlich übergangen, indem man ihn in den größeren Kontext von Diskriminierung/Rassismus einreiht und ihn dadurch nivelliert und historisch entkernt. Antisemiten unterscheidet von „gewöhnlichen“ Rassisten, dass sie sich einer jüdischen Verschwörung ausgesetzt sehen, also sie selbst die eigentlichen Opfer wären. Bei Rassismus hingegen steht die vermeintliche Unterlegenheit des anderen im Zentrum.

Zum anderen wird jede Gelegenheit dazu genutzt, Israel in bester deutscher Tradition einen Strick aus der Shoah zu drehen. Dieses Kunststück schaffte er etwa in einem Artikel aus dem Jänner 2020, der den Titel: „Nie wieder Auschwitz?“ trägt, zu vollbringen. Jahrzehntelanger rabiater Antisemitismus in Deutschland? Jahr an sorgfältigster Planen der vollständigen Vernichtung der europäischen Juden und schließlich die Umsetzung? Eine hervorragend geölte Propagandamaschine, die die passende Ideologie den Deutschen auf Schritt und Tritt einbläute, und diesen Massenmord einzigartig macht? Alles nicht so wichtig, wenn man es auch so ausdrücken kann: „Ethisch rechtfertigbar ist ein Singularitätsanspruch auf die Opferrolle jedenfalls nicht.“ Garniert wird der Artikel mit dem Appell, auch Israel möge sich, um ein erneutes Auschwitz zu verhindern, doch bitte an die Menschenrechte halten.

Vor diesem Hintergrund mutet es nahezu wahnwitzig an, wenn Andreas Schütz von der Uni Salzburg und Co-Referent in einer Mail vom 16. März festhält, dass man sich im Rahmen des Seminars objektiv mit BDS auseinandersetzen will („[…] inwiefern BDS antisemitisch ist oder nicht.“) und das „Antisemitismus selbstverständlich keinen Platz [hat].“ Diese ungünstigen Startbedingungen hätten durch eine ausgewogene und kritische Leseliste behoben werden können. Aber auch hier weit gefehlt. Als Lektüre dienen Texte der beiden Vortragenden selbst und Bücher, die schon im Titel Israel als „Apartheidstaat“ bezeichnen oder jene vom notorischen BDS Unterstützer Noam Chomsky. Den einzigen Gegenpol dazu bildet eine Handreichung des israelischen Ministeriums für strategische Angelegenheiten.

II. Der offene Brief der Studierenden der KGW

Diesen Ball nahmen Studierende der KGW auf und verfassten einen offenen Brief, der am 26. März veröffentlicht wurde. Diese stellten sich klar auf die Seite des Philosophen und erweiterten das Diskussionsfeld um den Faktor Redefreiheit. Gleich zu Beginn wird in die Vollen gegangen und gesagt, dass „die Vorwürfe inhaltlich nicht zutreffend [sind]“ und man dem Professor eine „einseitige Sicht oder gar Beeinflussung“ nicht zuschreiben könne. Weiters scheint die Behauptung, ob der Leiter nun BDS-Unterstützer ist oder nicht, so die Studierenden, „kaum begründet“. Hier muss man erwidern, dass eine einfache Googlesuche ausgereicht hätte, um feststellen zu können, welche Positionen der Leiter vertritt.

Allerdings wird in dem offenen Brief ein wichtiger Punkt aufgezeigt, der vor allem die Kommunikation der Uni betrifft. Die Verfasser*innen sehen sich von der Universität nur schlecht informiert, wenn sie schreiben, dass bisher „nicht nachvollziehbar argumentiert [wurde]“, warum man das Seminar nicht stattfinden ließ. Richtig ins Schwarze trifft der offene Brief aber dann, wenn die ganze Posse in ihrer schlichtesten Form auf den Punkt gebracht wird: „Ein weiterer Hinweis darauf, dass solche Gründe [Anm.: solche zur Absage] nicht vorliegen können, zeigt sich auch darin, dass das Seminar nicht von vornherein von der Universität abgesagt wurde.“ Das bloße Stattfinden eines Seminars ist noch lange kein Garant dafür, dass es auch frei von antisemitischen Inhalten ist, es zeigt aber, wie die Qualitätssicherung der Uni im Trüben fischt. Völlig zu Recht wird der Uni von den Verfasser*innen ein „Transparenzproblem“ attestiert.

III. Stellungnahme der Universität

Die unrühmlichste Rolle wird zu guter Letzt der Uni selbst zuteil. Als der Schaden passiert war (Artikel in der Salzburger Kronen Zeitung), ersann man eine Strategie, mit der man die Quadratur des Kreises bewerkstelligen wollte. Gesicht wahren, Konsens finden, Stellung gegen Antisemitismus beziehen, eine Lösung anbieten und das wichtigste, ja keine Schuld eingestehen – und das auf einer Din A4 Seite. Am besten wird die Misere ersichtlich, wenn die Uni versucht zu erklären, warum sie sich nun zu einer Absage des Seminars durchgerungen hat: „Uns erschien aufgrund der Diskussion über die Lehrveranstaltung ein reibungsfreier Ablauf des Seminars nicht gewährleistet.“ Das muss man sich erst auf der Zunge zergehen lassen. Es sind nicht die antisemitischen Inhalte, die die Uni zu einer Absage des Seminars brachte, sondern es war das Bahö

Dieses bewusste Negieren von Zwischentönen und das Hinwegsehen über die Qualität von Ereignissen ist immer wieder Kern seiner Thesen

und negative Medienecho rund um das Seminar. Es war nicht der Leiter des Seminars, der in Israel einen „Apartheidstaat“ sieht, das die Uni zu einer Absage bewogen hat, sondern es waren jüdische Studierende mit ihrem engagierten Auftreten, die einen reibungsfreien Ablauf im harmoniebedürftigen Salzburg verhindert haben.

Doch es wird noch bunter, Stichwort Quadratur. Um den unschönen Fleck des Antisemitismusvorwurfes am sonst so sauberen Hemd der Uni möglichst schnell auszuwaschen, beschloss man im kommenden Herbst eine Ringvorlesung abzuhalten. Unter dem Titel „Die Grenzen der akademischen Redefreiheit“ sollen die hier Beteiligte (der Leiter und die jÖh), Studierende und externe Expert*innen eingeladen werden, um auszuloten, was man denn nun sagen dürfe (z.B. „Jüdische Studierende stören das Semester“) und was nicht (z.B. „Es tut uns leid und wir distanzieren uns von jeglichem Antisemitismus“). Schließlich „bekennt sich [Anm.: die Uni] zu ihrer Rolle in der demokratischen Gesellschaft, zur Gewährleistung und Gestaltung von Diversität und zum Kampf für Menschenrechte und gegen Diskriminierung.“ Das in letzter Zeit viel bemühte Schlagwort Diversität heißt an der Uni Salzburg, und da müssen Juden und Jüdinnen halt in den sauren Apfel beißen, notfalls auch mal mit denjenigen zu diskutieren, für die offener und demokratischer Diskurs nur bedeutet, besser als ein Stammtischpolterer zu wissen, wie man Antisemitismus so verpackt, dass man jahrelang von Lehrauftrag zu Lehrauftrag tingeln kann.

Wenigstens über eines kann man sich bei dieser ganzen Dialog-Besoffenheit freuen. Der Rektor scheint nun endgültig in Österreich angekommen zu sein. Hatte dieser zu Beginn noch gewisse Probleme mit der kulturellen Akklimatisation, dürften diese mittlerweile verflogen sein. Probleme werden gelöst, wie man sie österreichischer nicht lösen könnte. Unter den Teppich kehren, aussitzen, Gras drüber wachsen lassen, aber ja nie klare Position beziehen oder Schuld eingestehen. Oder, um es mit Georg Kreisler zu sagen: „Meine Sendung wurde nie abgesetzt, sie wurde nach bewährtem österreichischen Muster immer seltener und seltener und seltener ausgestrahlt.“

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