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Kunst ist für mich erst Kunst, wenn sie politisch ist

Die Wiener Künstlerin Nina Maron. KUNST IST FÜR MICH ERST KUNST, WENN SIE POLITISCH IST

Da wir aktuell viel zu wenig Kunst & Kultur live erleben können, bringt sie dir uni:press nach Hause. Die Wienerin Nina Maron hat uns dafür eines ihrer wundervollen Werke zur Verfügung gestellt, dass ihr in der Heftmitte als Poster findet. Im Gespräch spricht sie mit uns über ihren persönlichen Zugang zu Kunst und darüber, warum die politisch sein muss.

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Die Fragen stellte Hannah Wahl

uni:press: Vielen Dank, liebe Nina, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast! Kannst du uns verraten, wie du zur Kunst gekommen bist?

Nina: Schon als Kind war Malen und Zeichnen eine große Leidenschaft, meine Eltern waren meiner Leidenschaft gegenüber immer aufgeschlossen und haben mich gefördert. Mein Vater, der selbst Liedermacher war, kannte auch den Weg als "ÜberlebenskünstlerIn", so wurde ich schon von klein an auf die Schwierigkeiten, die dieser Beruf mit sich bringt, vorbereitet.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Expressive Malerei, mit Popart-Einflüssen. Die Wiederholung spielt in meiner Malerei eine wichtige Rolle.

Du machst ja auch Bilder-Serien...

Genau, Bilder-Serien ermöglichen, eine Thematik zu vertiefen, ein Einzelbild schafft diese Bandbreite nicht. Wiederholung funktioniert wie ein Ohrwurm in der Musik, je öfter man eine Thematik zeigt, umso länger und intensiver wirkt sie auf die BetrachterInnen.

Du hast bereits auch eine umfangreiche Serie mit Rebellinnen gemacht: Ulrike Meinhof, Josephine Baker waren da unter anderen dabei. Würdest du sagen, du machst explizit politische Kunst?

So würde ich es nicht formulieren: Politische Kunst ist sehr breit gefächert, geht auch vor allem in die Kontextkunst. Ich hatte durch meine Familiengeschichte und durch meine Liebe zur Malerei immer den Anspruch, die Ästhetik der Malerei mit Inhalten und politischen Statements zu verbinden. (Lasso) Anfangs waren meine GaleristInnen nicht begeistert ob der Tatsache, dass es zu meinen Bildern immer Titel und Geschichten gibt, weil sie der Ansicht waren, es würde den Verkauf der Bilder massiv einschränken. Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass genau diese Tatsache den Verkauf meiner Bilder erhöht und meine SammlerInnen immer neugierig auf die Geschichten der Bilder sind. Die Rebellinnen waren ein Anfang, endlich Frauen, die Großartiges geleistet haben, in den Vordergrund zu stellen und ihnen den Platz zu geben, der ihnen zusteht.

Was hat Kunst mit Politik zu tun?

Kunst ist für mich erst Kunst, wenn sie politisch ist, wenn sie aussagekräftig ist. Für mich ist das Einfache vor sich hinarbeiten nur rund um die Ästhetik keine Kunst. Das heißt nicht, dass ich nicht finde, dass es wunderbare tolle Bilder ohne Aussage gibt, aber ich würde diese nicht der Kategorie “Kunst” zuordnen. Kunst zeigt viele Zwischenräume. KünstlerInnen haben oft die Gabe, durch ihre Kreativität viele Seiten zu sehen, den Horizont zu erweitern und hinter die Kulissen zu blicken.

Eines deiner bekanntesten Bilder zeigt die unheimlich liebenswerte und ebenso rebellische Pippi Langstrumpf.

Pippi ist und bleibt einfach die Heldin für Mädchen, das beste Vorbild aller Zeiten, weil sie allem diametral entgegenwirkt was „Mädchen sein sollen“.

Du hast auch eine Serie mit dem Namen “Femme fatale” geschaffen, kannst du uns dazu etwas erzählen?

“Femme fatale” ist ein schwieriger Begriff, weil er versucht, Stereotype festzu-

schreiben, so wie wir Frauen immer in Kategorien unterteilt werden. Ich versuche die Titel immer mit Bildern zu kombinieren, die dieser Festschreibung entfliehen.

Woher nimmst du die Inspiration für deine Arbeit?

Es gibt so unendlich viel Inspiration durch die tägliche Wut, die in mir ist, wenn ich die Zeitungen durchlese und wieder bemerke, dass Frauen noch immer nicht auf dem Platz sind, den sie verdienen, beziehungsweise wieder alles in die verkehrte Richtung geht. Femizide, Gewalt, untergriffige Texte,... all dies fordert mich zur Recherche heraus und ich finde Lebensläufe von Frauen, die kaum jemand kennt und deren Leben ich dann auf die Leinwand bannen will.

Verrätst du uns, woran du gerade arbeitest?

Im Moment arbeite ich an Zeichensetzen, mehr kann ich noch nicht verraten!

Hast du auch manchmal Phasen, in denen du einfach nicht kreativ genug bist, um etwas Neues schaffen?

Ja, sehr oft leider, das letzte Jahr war eine Katastrophe. Wenn ich emotional und psychisch sehr gestresst bin, geht gar nix, dann ist der Fluss nicht da. Da hat man immer wieder, auch nach langjähriger Erfahrung das Gefühl, jetzt ist er weg. Aber er kommt dann doch immer wieder.

Wir befinden uns gerade mitten in einer Pandemie, das öffentliche Leben wurde extrem eingeschränkt und auch die Kunstszene leidet massiv. Wie erlebst du als Künstlerin die Situation gerade?

Schwer zu beantworten, sehr unterschiedlich. Ich versuche mich jeden Tag aufs Neue zu entscheiden, welche Standpunkte ich einnehme.

Auch wenn ein Ende noch nicht wirklich in Sicht ist: Hast du schon Pläne für die Zeit nach Corona? Vielleicht sogar eine weitere Ausstellung?

Leider ist alles verschoben und schon sehr viel abgesagt. Aktuell lebe ich mehr im Moment. Ich habe auch eine kleine Tochter, um die ich mich kümmere, das heißt, Pläne schmieden ist gerade nicht drin, der ganz normale tägliche Wahnsinn reicht.

NINA MARON

Nina Maron ist die Tochter des sozialkritischen Liedermachers Sigi Maron, der unter anderem für seine Ballade von ana hoatn Wochn bekannt ist.

Das Poster in der Heftmitte trägt den Titel „we dont need another hero“ Mehr Informationen findet ihr unter: www.maron.at

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