JAHRESBERICHT 2019 / 2020 UNIVERSITÄT LIECHTENSTEIN
Weitere ausgewählte Forschungsprojekte
Institut für Architektur und Raumentwicklung Upcycling – Wiederverwendung als Gestaltungsprinzip in der Architektur Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt machen einen Paradigmenwechsel im Ressourcenverbrauch unumgänglich: «Neues» Bauen wird sich vom Dogma des Neubaus lösen müssen. Baubestand muss wieder als Quelle von Ressourcen und Ideen betrachtet, seine Wieder- und Weiterverwendung als architektonisches Potenzial verstanden werden.
Handgeschöpftes Papier für den Umschlag – aus nicht mehr gebrauchten Büchern als Rohmaterial.
Neue Ansätze in der Architektur zeigen einen Trend zu Konzepten des häufig genutzten, theoretisch und historisch jedoch kaum definierten Begriffs Upcycling. Dabei geht oft vergessen, dass die Geschichte des Bauens immer auch eine Geschichte der Wieder- und Weiterverwendung war – erstens von Baumaterialien und Bauteilen, zweitens von Bauwissen und Baustilen. Bauwerke wieder als Teil eines Prozesses im gesellschaftlichen Wandel zu verstehen, hinterfragt unsere heutigen Gewohnheiten und ein modernes Verständnis von Eindeutigkeit, Abgeschlossenheit und Autorschaft von Architektur. Das 2020 abgeschlossene Forschungsprojekt, für das Dr. sc. ETH Daniel Stockhammer, Assistenzprofessor für Baubestand und Erneuerbare Architektur am Institut für Architektur und Raumentwicklung, verantwortlich zeichnet, untersucht das Potenzial historischer Konzepte des Upcyclings – der qualitativen Wiederverwendung von Bauten und Bauteilen – und stellt sie neuen Entwicklungen in der Architektur- und Baupraxis gegenüber. Die daraus entstandene Publikation «Upcycling. Wieder- und Weiterverwendung als Gestaltungsprinzip in der Architektur», basiert auf zwei gleichnamigen Symposien, die 2018 und 2019 stattfanden, und umfasst auch studentische Beiträge. Das im Triest Verlag erschienene Buch macht deutlich, dass die Geschichte des Bauens auch immer eine Geschichte der Wieder- und Weiterverwendung – erstens von Bauwissen und Baustilen, zweitens von Baumaterialien und Bauteilen war. Re-Use und Upcycling ist keine Frage von Idealismus, sondern ein Argument der Ökonomie und Ökologie, der Identität und gestalterisch-konstruktiven Qualität.
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