6 /TITEL/
Vinschgerwind 9-22
05.05.22
„Wir müssen
zulegen“
Schlanders/Vinschgau - Die SVP-Bezirkswahlen sind im Vinschgau unbeeindruckt von den SVPLandeszuständen über die Bühne gegangen. Mit selbstbewusstem Blick nach vorne will man in die Landtagswahlen 2023 gehen und mindestens zwei Mandate mit einem Landesrat erringen. „Der Frust ist der Lust gewichen“, stellte Helmut Fischer nicht nur in Richtung Abi Plangger fest. von Erwin Bernhart
E
s mag Zufall gewesen sein, dass der SVP-Bezirksausschuss Vinschgau just am 29. April am Abend den Termin für die Neuwahlen festgelegt hat. Denn am 29. April fand am Vormittag die Sondersitzung des Südtiroler Landtag statt, bei der ausschließlich über die Verkleinerung der Landesregierung auf Antrag von LH Arno Kompatscher debattiert und abgestimmt worden ist. Nach heftigen Attacken aus den Reihen der Opposition ging der LH-Antrag dann beim ersten Wahlgang mit 18 Dafür-Stimmen, einer Enthaltung und 16 Gegenstimmen glatt durch. Thomas Widmann ist seit dem 29. April nicht mehr Landesrat, nicht mehr Mitglied der Landesregierung. LH Arno Kompatscher übernimmt ad interim die Sanität. Damit hat der Vertrauensbruch, den es unter anderem auch aufgrund der von Widmann in den Abhörprotokollen aufgezeichneten und im Buch „Freunde im Edelweiß“ von Christoph Franceschini und Artur Oberhofer zitierten Äußerungen, konkrete politische Formen angenommen. Dies vorausgeschickt hat die SVP-Bezirksausschusssitzung im Gamperheim in Schlanders eine ganz andere Stimmung in der SVP des Vinschgaus abgegeben. Der Vinschgau ist von den Bozner und Pusterer Skandalen rund um die SAD-Affäre unangetastet, unbefleckt und befreit. So konnten die Partei-Mandatare im Vinschgau diese in der Landes-SVP aufzuarbeitenden Zwistigkeiten ausblenden und den Fokus auf den Vinschgau legen. Albrecht Plangger etwa, seit März 2017 zum SVP-Bezirksobmann gewählt, erwähnte mit keinem Wort die Zustände in den höchsten Parteigremien. Im Gegenteil. Plangger zählte in seinem Rückblick Erfolge und noch zu erledigende Angelegenheiten auf. Man habe die Landtagswahlen 2018 geschlagen, beim Krankenhaus und bei der Geburtenabteilung dazugewonnen. „Wir haben sogar mehr Primare erhalten, als wir gefordert haben“, sagte Plangger. „Wir haben
erreicht, dass der Rettungshubschrauber in Laas stationiert ist und in den vergangenen drei Jahren hat das gut geklappt.“ Offene Baustellen gebe es beim Park, beim Joch, bei der Straße, beim Gewässerschutzplan, bei der Landesraumordnung, beim Landestourismusentwicklungskonzept. „Bei den bevorstehenden Parlaments- und bei den Landtagswahlen müssen wir zulegen“, forderte Plangger die zahlreich erschienen SVP-Ortsobleute und Bürgermeister auf. Mit 12 SVP-Bürgermeister:innen habe man parteimäßig bei den Gemeinderatswahlen gut abgeschnitten.
Großes Interesse Und bei den Wahlen zu den SVP Ortsausschüssen konnte mit 15 wiedergewählten und mit 22 neuen Ortsobleuten großes Interesse an der Parteiarbeit festgestellt werden. Allerdings gehe es mit der Anzahl der Mitglieder bergab. „Im Winter hatte ich einen Frust“, sagte Plangger. Immerhin sei die Jochgesellschaft gegründet worden. Die Bozner haben da einen großen Wirbel gemacht. Er sei zur Pressekonferenz gar nicht eingeladen worden, er sei trotzdem hingegangen und habe sich auch als Uneingeladener gefühlt. „Da muss man wohl böser sein“, sagte Plangger in seiner direkten Art. Auch beim Parkplan müsse man „böser“ werden. Der Parkplan, so sei es ausgemacht, soll am 1. Juli genehmigt werden. Immerhin laufe die Rotwildentnahme durch die rund 400 Selecontrollori gut. Am 13. Mai soll der Vertrag zur Zusammenarbeit zwischen dem KH Schlanders und dem Krankenhaus in Sta. Maria im Val Müstair unterschreiben werden. Heuer seien, nach vielen Interventionen, endlich drei neue Schneefräsen angekauft worden. „Wenn sich niemand darum gekümmert hätte, hätten wir nicht einmal Schneefräsen.“ Beim Umspannwerk in Goldrain stehe der neue Masten. Dafür sei der Latscher BM und er selbst „gerannt“. Die Steinschutzgalerie in der Latschander sei mit 8,3 Millionen Euro endlich genehmigt und auf dem Tisch.
Am 9. Mai finde eine Aussprache mit den Landesräten Bessone und Achammer bezüglich der Teifbauhalle an der Landesberufsschule Schlanders statt. Noch offen sind die Dinge beim Schülerheim in Mals und beim Schnellbus Mals-Landeck. Der ehemalige Latscher BM Helmut Fischer, eröffnete als Vize-Bezirksobmann als Wahlpräsident den Wahlvorgang. Es war der Martgeller BM Georg Altstätter, der Plangger offiziell als Kandidat für eine Wiederwahl als SVP-Bezirksobmann vorgeschlagen hat: „Der Abi hat sich sehr bemüht, auch in den vergangenen schwierigen Jahren. Der Abi ist der Richtige.“ Dafür brandete großer Applaus auf.
„Ich spüre noch Lust“ Plangger ließ es sich nicht nehmen, sich als Kandidat nochmals vorzustellen. „Ich spüre noch Lust, in der Partei mitzuarbeiten. Mir passt es, den Vinschgau auf und nieder zu kesseln.“ Und zu den medialen Vorwürfen, dass er in Rom durch eine hohe Abwesenheitsquote glänze, sagte Plangger: „Ich bringe die Parlamentsarbeit und die Parteiarbeit schon unter einen Hut. Ich weiß, was wichtig ist.“ Im kommenden Jahr sind Landtagswahlen. „Da müssen wir uns wehren, sonst ist im Landtag zu viel Osten“, spielte Plangger auf die derzeitige Übermacht der Pusterer an. Er hoffe auf die Jungen und dass bei den Stimmrechten zugelegt werden kann. Wichtig sei die gute Zusammenarbeit zwischen den Bürgermeister:innen und der Partei. Und er freue sich auf die weiblichen Impulse, die von der neuen SVP-Vize-Bezirksobfrau kommen werden.
Augen zu und durch Albrecht Plangger hat damit ein Stimmungsbild der SVP im Tal skizziert, ohne auch nur im Geringsten die landesweite SVP-Zustände zu erwähnen. Nach dem Motto Augen zu und durch. Oder: Eigenmotivation mit Blick nach vorne.