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Walther-Pistolen
Walther-Pistolen
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Das Sonderheft!
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INTRO
Tradition, aber ganz modern Ein halbes Jahrhundert ist es jetzt her, seit ich 1972 das erste Mal mit einer Walther-Pistole schießen durfte – der LP53 meines Vaters. Ich war gerade 15 und konnte die FederdruckLuftpistole kaum spannen, aber sie erweckte in mir den Wunsch, Sportschütze zu werden (und James-BondFan. Warum, das lesen Sie später). Im Schützenverein wechselte ich zu der damals schon legendären LP2 mit Kompressionssystem, später folgten eine Walther CP2 mit KohlendioxidAntrieb aus einem Tank unter dem Lauf, Anfang der 80er Jahre war das revolutionär. Als ich 1976 auf der Deutschen Meisterschaft Karl-Heinz Walther persönlich kennenlernen durfte, war mir das eine große Ehre. Bei der Bundeswehr ein Jahr später durfte ich mit meiner Walther P1 (vom Waffenmeister überarbeitet) als Mannschaftsdienstgrad sogar in der Regimentsauswahl mitschießen. Die sportlichen Erfolge auf allen Ebenen hielten sich aber in Grenzen, ich wurde lieber Trainer und später Waffenjournalist. Der Walther-Schleife, mit über 135 Jahren Unternehmenshistorie, blieb ich stets verbunden, auch als Co-Autor verschiedener Walther-Sammelbände. In einer VISIER-Pause ab 2013 arbeitete ich sogar fünf Jahre lang als Pressesprecher der Firmengruppe Umarex/ Walther. Jetzt zurückgekehrt ins VISIER-Team, schien ein komplettes Sonderheft über Walther-Pistolen lange überfällig. Jeder der schreibenden Kollegen hatte da seine Favoriten. Chefredakteur Matthias Recktenwald schreibt über die ersten Walther-Pistolen, auch über die klassische PPK und die P.38. Hamza Malalla beleuchtet die Action-Modelle im
IMPRESSUM VISIER - DAS INTERNATIONALE WAFFEN-MAGAZIN VERLAGS-/REDAKTIONSANSCHRIFT: BURGBERGWEG 1, 56377 NASSAU E-MAIL-ADRESSE: TELEFON: INTERNET:
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GESCHÄFTSFÜHRER: Dirk Schönfeld CHEFREDAKTEUR: Matthias S. Recktenwald (MSR), verantwortlich gemäß rheinland-pfälzischem Pressegesetz REDAKTION: Hamza Malalla (HM), stellvertretender Chefredakteur, Ulrich Eichstädt (UE), Dario Nothnick (DNo), Alexander Orel (AO), Robert Riegel (RR) Redaktionsassistenz: Natalia Dupper (ND), Durchwahl: -20. LAYOUT & PRODUKTION: Marc Bauer (ltd.), Thomas Jason Wieger, Thomas Scharhag ANZEIGENVERKAUF: Leitung Peter Hoffmann +49 (0) 221 94 19 88 92, E-Mail: peter.hoffmann@vsmedien.de ANZEIGENABWICKLUNG: Rajaa Lamdarder-Sobotta +49 (0) 2604 94 464-15, E-Mail: rajaa.sobotta@vsmedien.de
Ulrich Eichstädt
ANZEIGENSATZ: Markus Kimmel, Lahnstein TECHNISCHE HERSTELLUNG: VS Medien GmbH
Großkaliber-Leistungssport, aber ebenso die Zeit des Kalten Kriegs, als Walther mitunter glücklos nach neuen Erfolgsmodellen suchte. Robert Riegel nähert sich der neuen PDPReihe und den Steel-Frames. Die haben wiederum ihre Wurzeln in den Polymer-Pistolen der P99-Ära, mit denen sich Alexander Orel beschäftigte. Mit dem Werkstoff Polymer wurde nach dem Besitzerwechsel Mitte der 90er Jahre auch der Wandel des Unternehmens zum weltweit agierenden Kurzwaffen-Produzenten eingeleitet. Ein Schwerpunkt dieses Specials liegt daher bei den modernen Modellen, deren Vielseitigkeit von der Dienstpistole über Subkompakt-Varianten bis zur neu aufgelegten GSP500-Sportpistole reicht. Sie werden auf den nächsten Seiten vielleicht auch neue Aspekte, Zusammenhänge und Hintergründe entdecken – einfach umblättern, dann geht’s los!
DRUCK: ADV SCHODER, Augsburger Druck und Verlagshaus GmbH, Aindlinger Straße 17-19, D-86167 Augsburg, Tel.: +49 (0) 821 79 04-216 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 26 LESERSERVICE: VS Medien GmbH, Burgbergweg 1, D-56377 Nassau, Telefon: +49 (0) 2604 94 464-0, E-Mail: vertrieb@vsmedien.de LESERSERVICE SCHWEIZ: VS Medien GmbH, Burgbergweg 1, D-56377 Nassau, Telefon: +41 4458 69 794, E-Mail: vertrieb@vsmedien.de VERTRIEB ZUM HANDEL: DMV DER MEDIENVERTRIEB GmbH & Co. KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg, Deutschland, Telefon: +49 (0) 40 30 19 18 00. VISIER erscheint monatlich jeweils am letzten Mittwoch des Vormonats. Preis des Einzelheftes: 6,90 Euro inkl. MwSt. VISIER SPECIAL erscheint viermal im Jahr. Der Preis des Einzelheftes: 9,90 Euro inkl. MwSt. Im Festbezug: 9,90 Euro bei kostenfreier Anlieferung. ISBN: 978-3-944196-48-0, ISSN: 0948-0528 BANKVERBINDUNG: Commerzbank AG, Koblenz, IBAN DE 61 5708 0070 0603 6284 00, BIC DRESDEFF570 Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages infolge Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Copyright VS Medien GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildbeiträge wird keine Haftung übernommen. Mit Überlassung des Manuskriptes überträgt der Autor (Bild/ Text) dem Verlag das Recht der urheberrechtlichen Nutzung. Veröffentlichung gemäß § 9 Absatz 4 des Landesmediengesetzes vom 4. Februar 2005: Wirtschaftlich beteiligte Gesellschafter mit einem Anteil von mehr als 5 v. 100% des Kapitals der VS Medien GmbH ist die RUAG Ammotec GmbH, Kronacher Straße 63, 90765 Fürth (100%). ERSCHEINUNGSTERMIN: Juni 2022 TITELFOTO: Marcus Heilscher
Ulrich Eichstädt Redakteur VISIER | SPECIAL 105-2022
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INHALT
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36 Test der brandneuen Sportpistolen GSP 500 in .22 l.r. und .32 S & W – dazu ab Seite 28 100 Jahre Sportpistolen mit Walther-Schleife.
Action mit dem Walther-Pistolenteam
42 Zeitlos gut: P.38 in ZellaMehlis und P1 in Ulm
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14 Einstelliger Einstieg: Modell 1 bis 9
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Heiße Zeiten im Kalten Krieg: Die Suche nach einem neuen Erfolgsmodell nach der P.38 / P1 führte Walther auf zahlreiche technische Irrwege, die heute Sammler erfreuen.
Wie alles begann und heute aussieht
Taschenpistolen heißen heute Kompakt- oder gar Subkompakt-Waffen. Was die Minipistolen technisch alles können, erfahren Sie ausführlich ab Seite
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007 und die teuerste Luftpistole der Welt. VISIER | SPECIAL 105-2022
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INHALT
P.38 und P1
Das Unternehmen Carl Walther
Mehr Sein als Schein 6
Seit 1886 immer vorn mit dabei: von der Werkstatt bis zum Welt-Unternehmen
Im Wandel 14
Carl und Fritz Walther formen ihr neues Geschäftsmodell: Selbstladepistolen in vielen Variationen.
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Die neueste PPK-Generation kommt aus den USA: Schießtest, erste Eindrücke.
Von der Walther Olympia über OSP und GSP bis zur brandneuen GSP 500.
GSP 500: Das Comeback
Die kompakten Polymer-Pistolen
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74
Die PDP-Baureihe als aktuellste und vielseitigste Pistolenfamilie.
Walther Steel Frame Eisenzeit
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IPSC mit Walther PDP und Steel Frame Und: Action!
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Die neuen Baureihen PDP und Steel Frame im IPSC-Schießsport.
Anhang 58
Adressen und Verbände
96
Wer hilft wo weiter, wenn nach dem Lesen der Tatendrang folgt?
Info-Kästen:
Walther-Luftpistolen Luft in jeder Form
Test der neuen GSP 500-Modelle in .22 l.r. und in .32 S & W long WC.
64
Vom Freizeitspaß zu Olympia, mit Federdruck, Kompression, CO2 und Pressluft.
Bernhard Knöbel im Interview 11 KK-Pistolen, ohne OSP/GSP
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Die FullsizePolymer-Pistolen
Meister Manufaktur Meister ihres Fachs
54
Mit neuem Material alte Ideen neu beleben: kompakte und subkompakte Pistolen.
28
PDP: Perfekt, Durchdacht, Professionell
Mit Stahlrahmen statt Polymer zum Hit bei Großkaliber-Fans und Sportschützen.
Was wäre 007 ohne seine Walther? Nur welche denn? Ein Überblick filmischer Art.
Back to the Roots
Sportpistolen Sport-Studium
Die großkalibrigen Nachfolger der P1 mit Alu- oder Stahlgriffstück.
Immer im Dienst
Das Pistolenduo PP und PPK wird bis heute millionenfach hergestellt und verkauft.
So schießt die neue PPK/S
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James Bonds Walther-Pistolen
Erfolg mit PP und PPK Gemischtes Doppel
Mit dem Schwenkriegel gelang der Transfer von der Vorkriegs- zur Nachkriegszeit.
P5, P 88, PP 90
Walther-Modelle 1 bis 9 Die frühen Pistolen
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Edle Gravuren, Cerakote-Beschichtungen, getunte Abzüge, alles auf Kundenwunsch.
Zwei Sektoren im Blick
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Mit dem Inhaberwechsel und Polymer ab P99 in die Zukunft moderner Kurzwaffen.
Fotos: Marcus Heilscher, Ulrich Eichstädt, Firma Carl Walther, VISIER-Archiv
Goldene Zeiten
Walther PDP
Hier geht‘s zu all4shooters:
Bei den Deutschen Meisterschaften sind oft noch Walther SSP-Modelle zu sehen.
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DAS UNTERNEHMEN CARL WALTHER
Mit 28 Jahren wagte der 1858 geborene Carl Wilhelm Freund Walther 1886 den Schritt in die Selbstständigkeit. Er starb 1915 mit nur 57 Jahren. Rechts: Mit edlen (hier vergoldeten) Luxusmodellen wie der P.38 (beidseitig durch Fotomontage zu sehen) lockte Walther oft gut betuchte Kunden.
Über ein Jahrhundert Pistolen-Fertigung bei Walther
Goldene Zeiten
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as Jahr 1886 war ein ganz besonderes. Carl Benz und Gottfried Daimler präsentierten, unabhängig voneinander, ihre ersten Motorkutschen. In New York wurde die Freiheitsstatue eingeweiht, und John Pemberton bot in Atlanta zum ersten Mal seine Medizin namens Coca Cola an. Dass es im selben Jahr auch im malerischen Thürin-
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gen schon wirtschaftlich hoch her ging, mag man nicht so recht glauben. Tatsächlich aber hatten sich zu dieser Zeit in der von Eisenerz und Wasser verwöhnten Region um Suhl über 100 einzelne Betriebe der Herstellung von Sport- und Jagdgewehren, Pistolen und Revolvern verschrieben. Als Carl Wilhelm Freund Walther, geboren am 22. November
1858, mit 28 Jahren im Herbst 1886 im von den Eltern geerbten Haus am Katzenbuckel in St. Blasii seine erste Büchsenmacherwerkstatt einrichtete und einen Lehrling und dann einen Gesellen einstellte, war die Jahresproduktion an Waffen in den Orten Zella, St. Blasii und Mehlis beeindruckend: 1380 Büchsen, 334 Jagdgewehre und 9117 Teschings VISIER | SPECIAL 105-2022
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DAS UNTERNEHMEN CARL WALTHER
wurden registriert, aber deutlich mehr Kurzwaffen: 125 675 Terzerole (also kleine Vorderlader-Pistolen), dazu 35 474 Revolver und 14 960 Pistolen. Das Kurzwaffengeschäft wurde bei den Walthers allerdings erst 20 Jahre später zum wichtigen Thema. Carls Sohn Fritz, 1889 geboren, hatte sein Handwerk im väterlichen Betrieb erlernt. 1906 mit dem Gesellenbrief als Büchsenmacher und der seltenen Note „Sehr gut“ belohnt, zog es ihn nach Berlin, um beim damaligen Global Player der Waffenindustrie, den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM), als Werkzeugmacher anzufangen. Tatsächlich ging es dem jungen Mann aber wohl mehr darum, die aktuellen industriellen FertiVISIER | SPECIAL 105-2022
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gungstechniken zu studieren. Wo wäre das besser möglich gewesen als in der Hauptstadt? Zum DWM-Konzern gehörten seinerzeit schon die Karlsruher Metallpatronenfabrik Lorenz, die MauserWerke in Oberndorf, die österreichische Waffenfabrik in Steyr, die ungarische Waffenfabrik in Budapest, die belgische Fabrique Nationale d’Armes de Guerre und Anteile am britischen Rüstungsunternehmen Vickers, Sons & Maxim Ltd. Es herrschte Aufbruchstimmung zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Weltweit wurde umgerüstet. Schwarzpulver-Waffen waren schon lange durch Patronenmodelle abgelöst worden, die Ära der Revolver als Selbstverteidigungswaffe ging zu Ende. Selbstladepistolen schie-
nen unaufhaltsam im Kommen – in kleinen Kalibern als gut verstaubare Taschenpistole, wie sie etwa John Moses Browning mit der FN 1900 in 7,65 Browning entwickelt hatte, oder im stärkeren Kaliber 9 mm Parabellum, wie es der in DWM-Diensten stehende Österreicher Georg Luger für seine Pistolen 04 und 08 verwendete. Fritz Walther bekam in Berlin diese Entwicklungen natürlich mit, in Gesprächen mit Kollegen nach Feierabend oder aus den Zeitungen. Er ahnte, dass der neue PistolenBoom auch für die Firma seines Vaters eine große Zukunfts-Chance bot: Neben Militärpistolen würden bestimmt auch kleinere, handlichere Modelle für den zivilen Markt gut absetzbar sein, während in St. Blasii bei Walther bis dahin V ISIER. de
Fotos: Firmen Carl Walther und Umarex, Ulrich Eichstädt
Wulf-Heinz Pflaumer (links) und sein Sohn Eyck sind geschäftsführende Gesellschafter der Firmen Carl Walther und Umarex. Die zwei Unternehmerfamilien Pflaumer und Wonisch (Vater Franz, Sohn Martin) sorgten dafür, dass 1993 Walther weiterhin ein deutsches Unternehmen blieb – bis heute mit Erfolg.
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WALTHER MODELL 1 BIS 9
Die frühen Pi s
Drei von Neun (v.l.): die WaltherPistolenmodelle 5, 8 und 9 (alle: Waffendesign Claus Jarzombek).
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Alle WALTHER MODELL 1 BIS 9
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Neune
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gleich zu den Klassikern PP und PPK übergeleitet hat, mag mancher denken – aber gerade so war es nicht: Bis 1921 (und damit lange vor PP und PPK) führte das damals in Thüringen ansässige Werk gleich neun Pistolenmodelle ein, durchnummeriert von Modell 1 bis Modell 9, wovon die ersten vier noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs erschienen. Bei der Beschäftigung mit diesen Waffen zeigt sich eins: Da sie vor PP und PPK
Zeichnung zum Patent 235 944 – darauf basierte das Walther-Modell 1. V ISIER. de
Fotos: Marcus Heilscher, Firma Carl Walther, Manfred Kersten †
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ls die Firma Walther in den Bau von Faustfeuerwaffen einstieg, da kamen als Erstes keine ausgewachsene Dienstpistolen in HolsterGröße, sondern Taschenausführungen. Das aber lag im Trend: Von jeher bildeten kleine Kurzwaffen so etwas wie ein Experimentierfeld, auf dem manches Detail sein Debüt erlebte, ehe es dann auch bei größeren Waffen Einzug hielt. Kein Wunder: Was in den Maßen am kleinsten ausfiel, war in Sachen Umsatz am größten. Das war von jeher bei Revolvern so und nach 1906 auch bei Taschenpistolen. Denn in jenem Jahr stellte die belgische Firma Fabrique Nationale (FN) ein vom US-Konstrukteur John Moses Browning ersonnenes Modell vor – die FN M 1906 im neuen Kaliber 6,35 x 16 mm alias .25 ACP. Dieses bis 1950 in Millionenstückzahl gebaute Modell war vom Fleck weg ein Hit. Es inspirierte andere Hersteller zum Einstieg – in einen Markt, der sich gemäß einer unter anderem von Fachautor Bruno Brukner verwendeten Einteilung so genauer kategorisieren lässt: Es ging um eine Unterkategorie der Taschenpistolen, die Westentaschenpistolen, zu deren erstem großen Star die FN 1906 avancierte. Und hier beteiligte sich nun auch Walther, dies geschah auf Initiative von Sohn Fritz. Dem 1910 vorgestellten Modell 1 im damaligen 25er Trend-Kaliber kommt zudem die Ehre zu, die erste Pistole der Marke Walther zu sein. Die dann
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WALTHER PP UND PPK
Walther PP und PPK, hier beide in 7,65 mm: PP (o.l.): 8 + 1 Patronen, Maße: 172 x 30 x 111 mm, Lauf: 98 mm, Gewicht: 680 g. PPK: 7 + 1 Patronen, Maße: 156 x 30 x 99, Lauf: 83 mm, Gewicht: 590 g.
Walther-Pistolen PP und PPK:
Gemischtes Doppel
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uch wenn der berühmteste Besitzer einer Walther PPK so fiktiv ist wie weltweit bekannt und sich aus der Historie von PP sowie PPK (und damit auch aus diesem Special) nicht wegdenken lässt – mit Blick auf die schiere Menge bildet James Bond eine Randnotiz. Von der PP (kurz für „Polizei-Pistole“) entstanden allein in Zella-Mehlis von 1929 bis 1945 zirka 540 000 Exemp-
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lare, von der PPK („Polizei-Pistole Kriminal“) ab 1931 ungefähr 290 000 Stück, so der Sachstand anhand der Produktionslisten aus dem Walther-Werk. Damit aber endete die Fertigung nicht, die lief ja weiter: Zirka 940 000 Stück gab es von der PP, von der PPK hingegen 963 440 Exemplare, jeweils bezogen auf den Bau bis 1999 bei Walther und bei der französischen Firma Manurhin, die PP und PPK in
Lizenz herstellte. Apropos Lizenz: Außer Manurhin galt das für Ranger Manufacturing (im Auftrag von Interarms) und Smith & Wesson in den USA. „1999“ bezieht sich darauf, dass da Walther eine mit „Last Edition 1929-1999“ markierte Version von PP und PPK vorstellte. In gewisser Weise gehört auch Walthers ab 1968 für drei Jahrzehnte in .22 l.r. und 6,35 gebaute „Taschenpistole mit Hahn“ VISIER | SPECIAL 105-2022
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(TPH) hinzu, da ihre Technik von der PPK abgeleitet ist – man addiere ungefähr 55 000 Exemplare zur PP-/PPK-Menge. War‘s das also? Aber nicht doch – um es mit James Bond zu sagen: „Never say never again“. Seit drei Jahren entstehen in der Walther-Niederlassung von Arkansas neue PPK-Versionen. Sie bestehen aus Stainless-Steel, zum Teil silberfarben blinkend, zum Teil schwarz. Alles in Allem: Diese Pistolenfamilie gehört quantitativ zu den tonangebenden Kurzwaffen-Clans des 20. Jahrhunderts – damit ist noch nichts zu den Kopien gesagt, etwa die ungarische Walam 48, die rumänische M 74, die türkische M.K.E. Kirikkale, die tschechischen CZ M 50 und M 70, ja und natürlich die Clones aus der DDR und China. Die Liste ist nicht vollständig. Und sie umfasst nicht die Abwandlungen, dieses Sortiment reicht von Mauser HSc bis hin zu Makarow und PSM. Der Grund für den Erfolg steckt in Design und Technik, beides revolutionär VISIER | SPECIAL 105-2022
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Walther bewarb PP und PPK mit aufwendigen Anzeigen – die Werbung der auch in den USA vertriebenen Waffen war deutlich schlichter.
und wegweisend. Um mit der schlanken Linie des gemischten Doppels PP und PPK anzufangen: Bei der verjüngen sich Schlitten und Griffstück zur Mündung hin gleichsam röhrenförmig. Beim äußeren Design setzte das Team um Fritz Walther Erkenntnisse aus dem Taschenwaffen-Bau zum verdeckten Führen um, denn die Blaupause zur Form von PP und PPK hatte das Werk erstmals beim 6,35er Modell 8 verwirklicht. Mit Blick auf die Führigkeit wurden bei PP und PPK alle quasi nicht benötigten Ecken und Kanten verrundet, die Außen-Elemente aufs Minimum beschränkt. Bei den restlichen achtete Walther darauf, dass sie sich gut bedienen ließen und bei Führen, Ziehen sowie Handhaben nicht störten. So saß der Magazinknopf nicht mehr wie bei den Modellen 1 bis 9 hinten unten am Griffrücken – bei PP und damit auch PPK prangte er links so in der Ecke von Griffschale und Schlittenunterkante, dass er sich nicht versehentlich betätigen lässt. Und die Schwenkhebelsicherung ist am V ISIER. de
Fotos: Michael Schippers, Carl Walther GmbH, Umarex
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SPORTPISTOLEN
Sport-Studi Sportpistolen von Walther:
Lothar Walther, jüngster Sohn des Firmengründers, war erfolgreicher Pistolenschütze und Gründer der heutigen Firma zur Laufherstellung.
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Die Walther Olympia von 1936, mit 190-mm-Lauf, Vordergewicht am Griffstück und Holzgriffschalen. VISIER | SPECIAL 105-2022
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SPORTPISTOLEN
Der jüngste Zugang mit MeisterAmbitionen: die Walther GSP500, hier im Kaliber .32 S&W long WC.
Mit den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin ging auch Fritz Walther wieder ans Zeichenbrett, um die deutschen Starter mit einem verbesserten Pistolenmodell auszustatten. Ab 1934 konnte er erste Testwaffen an das Pistolen-Auswahlkader nach BerlinWannsee schicken, und die trugen bereits den Namen „Walther Olympia-Pistole“. Ende 1935 war das Modell schon weit fortgeschritten, zumal Munitionshersteller RWS mit der neuen R 50 eine sehr präzise KK-Patrone herausgebracht hatte. Dennoch kritisierten viele Testschützen den weiterhin starken Rückstoß der Pistolen, der sich negativ auf die Präzision bei schnellen Serien auswirkte. Mündungsbremsen und Zusatzgewichte vor dem Abzugsbügel schienen nicht effektiv genug. Aber da es keine Festlegung im Regelwerk auf die Long Rifle-Patrone gab, versuchte es Fritz Walther mit dem schwächeren Kaliber .22 kurz und einem Verschluss aus Leichtmetall. RWS half mit und präsentierte Anfang 1936 die Patrone „.22 kurz für Selbstlader“, die später als R 25 zum Welterfolg wurde. Das konnte man aber auch vom OlympiaPistolenmodell von 1936 behaupten: Die Deutschen Cornelius van Oyen und wieder Heinz Hax holten die Gold- und Fotos: Ulrich Eichstädt, Firma Carl Walther, Hermann Historica, VISIER-Archiv
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lympische Ringe spielten beim Unternehmen Carl Walther schon immer eine Hauptrolle. Seit Fritz Walther Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Vater Carl überzeugen konnte, sich auf die Pistolenfertigung zu konzentrieren, drehten sich viele Ideen nicht nur um Gebrauchs- und Verteidigungswaffen, sondern auch um das sportliche Schießen. Die Walther-Söhne Fritz, Georg und Lothar waren selbst begeisterte Pistolenschützen, so erschien 1925 die erste speziell für das sportliche Schießen konzipierte „AutomatiAutomatische Walther-Sportpistole Kal. .22 long rifle“, “, auf Basis und mit Rahmenteilen des Modells 6, mit einer Magazinkapazität von 12 Patronen und mit seinerzeit 80 Reichsmark gut doppelt so teuer wie die Konkurrenzmodelle. Mit einer solchen, im Werk in Zella-Mehlis noch etwas überarbeiteten Pistole „Modell Modell 1925/32““ startete der Deutsche Heinz Hax anno 1932 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles in der Disziplin „Schnellfeuerpistole“ und gewann Silber, gegen die meist mit Colt Woodsman-Pistolen ausgerüsteten Amerikaner. Der Überraschungserfolg sorgte umgehend für internationale Nachfrage, viele Pistolen gingen an den Vertriebshändler Stoeger in New York, einige auch nach Nairobi.
Statt auf die früher üblichen Drehanlagen wird heute bei Sport- und Schnellfeuerpistole auf elektronische Scheiben gezielt. VISIER | SPECIAL 105-2022
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MEISTER MANUFAKTUR
Die stählerne Walther Q5 SF „Arabesque“ eignet sich ideal für hochwertige Gravuren (links im Detail). Die Griffschalen sind aus Kaukasus-Nussbaum mit 20 Linien/Zoll.
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Abzug auch bei Gebrauchspistolen, andere Bedienelemente oder eine spezielle Visierung. Als die Meister Manufaktur vor einigen Jahren erstmals auf der IWA am WaltherStand vorgestellt wurde, staunten viele Besucher ebenso wie Fachhändler über die Bandbreite der Möglichkeiten. Denn auch im Umfeld von Ingenieuren, Zerspanungstechnikern, CAD-Experten und automatisch arbeitenden Fräsmaschinen sind weiterhin klassisch ausgebildete Büchsenmacher tätig, und die Meister unter ihnen setzen dann in jeweils angemessener Anfertigungszeit
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Foto: Carl Walther, www.freepik.com
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bwohl das hochmoderne WaltherWerk im Ulmer Industriegebiet Lehrer Feld eigentlich auf Serienproduktion ausgelegt ist, gibt es seit 2015 dort eine wahre Schatzkammer, in der die Meister Manufaktur zuhause ist. Hier entstehen abseits der Standardmodelle und in enger Absprache mit anspruchsvollen Kunden Unikate mit der berühmten WALTHER-Schleife. Vom Cerakote-beschichteten PPQ-Verschluss mit farblich passendem Holster bis hin zum exklusiven Oberfl ächenfinish aus Hartchrom ist alles möglich. Das gilt natürlich auch für technische Finessen wie ein nach Wunsch getunter
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P.38 UND P1
Die Reihe P.38 und P1:
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eht’s um berühmte Dienstpistolen, schwingt stets mit, dass sich viel von ihrem Nimbus aus ihren hohen im Millionenbereich liegenden Stückzahlen speist. Mit Blick darauf gehört aber auch etwas zu den großen deutschen Militärpistolen, das viele Sammler lange weit weniger ehrfürchtig betrachtet haben als etwa Mauser C 96 oder Luger P.08 – die bei Walther entwickelte Waffenfamilie P.38/P1. Denn auch deren Stückzahlen bewegen sich im siebenstelligen Bereich. Und es existieren massen-
haft Varianten, schon wegen der militärischen Codes und auch deshalb, weil die Bundeswehr-Gerätewarte beim Reparieren und Aufarbeiten der P1 munter Teile gemixt und so Stücke geschaffen haben, die es gemäß Nummerierung und Ausstattung eigentlich nicht hätte geben dürfen. Hinzu kommen zivile P.38/P1Ausführungen, Stücke mit langen und kurzen Läufen (etwa die P. Combat super von Detlef Joniskeit), mit Schalldämpfern und auch in Luxus-Ausstattung à la Georg von Stavenhagen und Jürgen Ruh-
mann. Ganz zu schweigen von dem 22er Wechselsystem der 1960er Jahre. Genug Stoff, um Sammler über Jahre zu beschäftigen – anderswo hat man das längst erkannt: Schon 1978 veröffentlichte der – 2016 verstorbene – US-Professor Warren H. Buxton sein grundlegendes dreibändiges Werk zur P.38. Trotzdem mag bei dieser Pistolenfamilie für einige wenig Flair mitschwin-
Acht Pistolen der Reihe P.38/P1 (eine im Holster) zeigen poliert-brünierte Finishes ebenso wie Phosphatiertes. Auch unterscheiden sie sich bei den Griffschalen.
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P.38 UND P1
Aber wie war das mit “Mehr Sein als Schein”?? Passt hier wie die Faust aufs Auge: Die Wertschätzung des Pistolentypus’ P.38/P1 kam in späteren Jahren, sowohl beim Ausprobieren als auch beim vergleichenden Blick auf andere Selbstladepistolen. Als Walther das Modell anno 1938 vorstellte, galt die P.38 als Beleg für die Überlegenheit deutscher Entwickler. Ja, sie wurde gar als richtungweisend für den Pistolenbau gepriesen. Das hatte technisch-praktische Gründe, einer davon die Fertigung an sich: Im Vergleich zur
Luger mit ihren 1200 Arbeitsschritten bei 750 Maschineneinsätzen kam die P.8 noch auf 700 Schritte und gut 450 Maschinendurchläufe. Auch brauchte eine P.08 noch gut sechs Kilo Rohmaterial, die P.38 nur 4350 Gramm. Dann war da deren narrensicher-einfache, werkzeuglose Zerlegbarkeit: Gemäß Heeresdienstvorschrift von 1940 arretierte man nach der Sicherheitsüberprüfung den nach hinten gezogenen Schlitten, löste den Laufhaltehebel vorn links am Griffstück und zog Lauf und Verschlussgehäuse nach vorn ab. Drückte man nun den Riegelbolzen zwischen Lauf und Verschluss ein, löste man so deren Verbindung und konnte den Lauf nach vorn aus dem Schlitten ziehen. Das ist alles, es geht kinderleicht. Soll das wieder zusammengesetzt werden, gibt’s da nicht das von vielen anderen Pistolen bekannte Rodeo mit der Vorholfeder. Denn davon verbaute das Walther-Team unter dem für die P.38-Konzeption zuständigen, über zwei Jahrzehnte bei Walther als Chefentwickler tätigen Waffeningenieur Fritz Barthelmes in so symmetrischer wie sympathischer Weise zwei, die sicher gegen Verlust in seitlichen Griffstückführungen untergebracht waren. Das zerlegte Gerät zeigt auch gleich, wie die Waffe verriegelt – nämlich form-
schlüssig über einen beweglichen Schwenkriegel unter dem freistehenden Lauf. Dies verbanden die Walther-Techniker mit dem hybriden Abzugssystem, das bereits mit der Pistolenreihe PP/PPK Einzug gehalten hatte und das wegen seiner Einfachheit, seines universellen Nutzens und seiner Sicherheitsaspekte gefeiert wurde. Wie bei einem Single-/DoubleAction-Revolver hatte der Benutzer bei diesen Pistolen die Option, mit Spannabzug- oder Hahnspanner-Funktion schießen zu können. Dieser Mechanismus ist sicher und das in einer nicht übertroffenen Weise: Stellen Sie sich vor (oder denken Sie an Ihre Zeit beim “Barras” zurück), dass die Waffe fertig geladen ist und eine Patrone im Lager ruht. Nun können Sie den Schlagbolzen ganz simpel so außer Gefecht setzen, indem Sie den Sicherungshebel auf “S” bringen und den Hahn vorlassen. Das erlaubt das gefahrlose Tragen von P.38/P1 ebenso wie nach dem Entsichern das Schießen – nämlich durch Druck aufs Züngel. Dass dieser Mix aus Verriegelung, Abzugssystem und Schnell-Demontage später auch anderswo Furore machte, zeigte sich bei den als P4 bekannten Walthers ebenso wie bei verschiedenen BerettaModellen und deren Taurus-Kopien, die
Fotos: Michael Schippers, Heinz D. Kupsch, Carl Walther GmbH
gen. Denn mancher fühlt sich dabei schmerzlich an sein allenfalls matt glänzendes Können beim BundeswehrSchießtraining mit dem da eingesetzten P.38-Abkömmling P1 erinnert. Das aber hatte in der Regel nichts mit der Waffe als solches zu tun und oft auch wenig mit dem eigenen Talent als vielmehr mit der unzulänglichen Ausbildung der Herren, die damals beim Bund dem Schießen der Rekruten vorstanden. Auch der Verfasser hat da unangenehme Erfahrungen gesammelt, sich geärgert und im Nachgang auch auf die P1 geflucht.
Eine im Walther-Werk angefertigte originale Kontaktlichtpause bietet einen Einblick in den Aufbau der Pistole mit dem SchwenkriegelSystem.
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und seine Walther:
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as wäre James Bond ohne seine Walther-Pistolen? Die (eher rhetorische) Frage wird 007-Produzentin Barbara Broccoli zugeschrieben, für die kein Bond-Film ohne eine Walther für den Geheimagenten denkbar war. Die Frage ist eher: Welche soll‘s denn sein? Für Ian Fleming, den geistigen Vater von 007, war die Sache erst klar, nachdem er sich von dem britischen Waffenexperten Geoffrey Boothroyd hatte beraten lassen: Der monierte die von Fleming für die ersten ab 1953 erschienenen Novellen ausgewählte und betextete Beretta-Pistole M1934 im Kaliber 6,35 mm, schlug stattdessen zunächst einen durchschlagkräftigen Revolver vor. Schließlich einigten sich beide, die seither ein eifriger Brief-
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wechsel verband, auf die damals schon klassische Walther PPK in 7,65 mm. Boothroyd wurde später im Waffenmeister Q ein filmisches Denkmal gesetzt, auch wenn er über die filmische Aussage Qs, dass PPK-Schüsse angeblich wie ein Ziegelstein durch eine Glasscheibe gingen, ballistisch sicher anderer Meinung gewesen wäre. Sei‘s drum: Seit dem Erstling „James Bond jagt Dr. No“ zog sich Bonds Walther PPK wie ein lockerer roter Faden durch fast alle Filme. Locker deshalb, weil es immer wieder filmische Abweichungen gab. Offenbar nahmen es die Filmausstatter nicht ganz so waffentechnisch genau, erwähnt wurde eine PPK, benutzt hat 007 Sean Connery die etwas größere
Walther PP. Auf dem Filmplakat zu „Liebesgrüße aus Moskau“ hält Connery sogar eine Walther-Luftpistole in der Hand: Man hatte 1963 beim Fototermin die PPK nicht zur Hand und der berühmte Fotograf David Hurn steuerte kurzerhand seine eigene LP 53 bei, die er sonst hinten im Studio zur Entspannung nutzte. Die Grafiker sollten halt hinterher den zu langen Lauf retuschieren, das würde den PPK-Eindruck ergeben, niemand würde das Double bemerken. Natürlich vergaß man die Retusche, das Foto mit der eventuell vom Ruf einer 08-Pistole profitierenden Federdruckpistole wurde zur Ikone der 007-Reihe und noch mehrfach auf Plakaten bis „Man lebt nur zweimal“ wiederbelebt. Die LP 53 indes mit der Seriennummer VISIER | SPECIAL 105-2022
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054159 hat man später mit anderen Bond-Requisiten gleich zweimal teuer versteigert: Im Jahr 2010 über Christie‘s für unglaubliche 437 000 Dollar und im Juni 2013 noch einmal für knapp 250 000 Dollar, stets mit einem Zertifikat Hurns, dass dies tatsächlich die echte falsche Bond-Luftpistole sei. Die Walther PP aus Dr. No kam dann als Requisite 2020 in Beverly Hills unter den symbolischen Auktionshammer. Ein (wie meist) anonymer Bieter bekam den Zuschlag für 256 000 Dollar. Aber auch Agent 007 musste filmisch an den Zeitgeist angepasst werden. Für die einzigartige Situation, als 1983 gleich zwei unabhängige Bond-Filme in die Kinos kamen, wurde die PPK von der damals VISIER | SPECIAL 105-2022
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Links: Pierce Brosnan und seine P99 in „Der Morgen stirbt nie“ aus dem Jahr 1997. Oben: Auktion zur berühmten Walther LP 53, die 2013 stolze 250 000 Dollar einbrachte. V ISIER. de
Foto: VISIER-Archiv, Firma Carl Walther
im Dienst
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MEISTER MANUFAKTUR
Anders als die Serie: die Druckluftpistole LP500 mit im Durchmesser anpassbarem 5D-Griff, edlem roten Design und Carbon-beschichteter Oberfläche am Drucklufttank.
Cerakote-Beschichtungen wie bei dieser Walther Q5 Match OR mit Steel Frame im Bronze-Ton sehen nicht nur auffällig aus, sie schützen auch vor Kratzern. Oben im Schlitten sitzt die Abdeckplatte für Optik-Visierungen, der Abzug wurde getauscht.
individuelle Wünsche um. Wer wirklich „seine“ persönliche Walther-Pistole haben möchte, bespricht dies am besten vorab telefonisch oder im Werk. Anhand vorhandener Muster und vielen Fotos inzwischen entstandener Einzelstücke fällt die Entscheidung für diese oder jene Lösung leichter. Nichts ist unmöglich, solange die technische Waffensicherheit erhalten bleibt: Eine individuell angepasste Doppelvisierung aus
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Zielgerät und offener Kimme im „CoWitness“-Design? Hier kann man wahlweise und bei gleichem Treffpunkt das Red Dot oder die offene Visierung nutzen. Oder Swarovski-Strassdiamanten auf den Seitenfl ächen einer Match-Luftpistole für eine weibliche Schützin? Moderne Cerakote-Beschichtungen machen auch Muster, Flaggen oder Streifen möglich. Sozusagen als „Serviervorschläge“ zeigt die Walther-Website eini-
ge Klassiker, die bereits realisiert wurden. In Kleinserie entstanden die auf der Steel Frame-Q5 basierenden Modelle Black Tie, Black Diamond mit schwarzer DLC-Beschichtung oder die Patriot mit Motiven aus der US-Geschichte, von Meistergraveur Bottega Giovanelli in Szene gesetzt. Höchste Gestaltungskunst zeigt auch die Q5 SF Arabesque: Dario Cortini komponierte ein klassisches Kunstwerk aus feinen Arabesken, VISIER | SPECIAL 105-2022
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MEISTER MANUFAKTUR
Das wird eine „Alligator“, am gravierten Hautmuster schon erkennbar. GravurArbeiten werden von der Meister Manufaktur oft auch an bekannte internationale Graveurmeister vergeben.
Einzelstück für einen US-Militärveteranen: Mehr als ein Jahr dauerten die Gravuren an der Q5 SF „We The People“, mit US-Flagge und Adler. Alle Funktionsteile mit 24-Karat-Gold, die Griffschalen aus edlem Nussbaum.
im italienischem Bulino-Stil gestochen und fein punziert, verfeinert mit 24-karätigen Goldeinlagen. Noch in Arbeit ist eine Q5 „Alligator“, die Gravur wird später das typische Muster der Reptilienhaut zeigen. Waffentechnisch findet man meist die gleiche Basis: Lauf, Verschluss, das Griffstück und selbst der Magazinboden werden zunächst handpoliert, dann Tenifer-nitriert und nochmals von Hand poliert, um maximale VISIER | SPECIAL 105-2022
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Oberfl ächenhärte und Korrosionsschutz zu erzielen. Der Dynamic Performance Trigger, ein Sportabzug mit dem markanten Züngel aus Aluminium, ist für das dynamische Schießen gemacht: kurzer Vorzug, knackiger Druckpunkt, geringer Nachzug und kurzer Rückstellweg. Im Sportbereich lassen sich die Pistolen ebenso gut „tunen“. Die Abwicklung der Aufträge läuft waffenrechtlich über den Fachhändler des Ver-
trauens. Steht der Liefertermin fest, kommt noch ein Schmankerl hinzu: Auf Wunsch wird das neue Schmuckstück im Werk übergeben, mit Besichtigung der Produktion und des Walther-Museums. Appetithappen gibt es hier: carl-walther. de/defense/manufaktur. Und der Preis? Dem jeweiligen Aufwand angemessen, aber erschwinglich, sofern eine einzigartige Walther erworben werden soll. UE V ISIER. de
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Die kompakten Polymer-Pistolen:
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KOMPAKTE UND SUBCOMPACT-PISTOLEN
kompakte Größe verbunden mit einem Polymer-Rahmen zu realisieren. Bereits mit der P99c erschien gleichzeitig zum Facelift der Fullsize-P99 2004 eine kleinere Compact-Ausführung der bekannten Polymer-Dienstpistole. Dabei wurden vor allem die Länge und Höhe der Waffe gekürzt. Die Laufl änge beträgt 89 Millimeter statt der 102 Millimeter der Fullsize-Variante. Durch den kürzeren Griff sank auch die Magazinkapazität von 15/16 Patronen auf 10 Schuss. Mit nun 605 Gramm fiel auch das Waffengewicht enorm nach unten. Da Walther die Waffenbreite nur minimal anfasste,
Foto: Marcus Heilscher, Alexander Orel, VISIER-Archiv
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althers berühmte Metallpistolen PP und PPK entstanden vor rund 90 Jahren und prägten als Polizei-, Militär- und Agentenpistolen die Geschichte der Kurzwaffen entscheidend mit. Mit dem Polymer-Werkstoff, der als Rahmenmaterial wohl erst ab den 1990er-Jahren seinen tatsächlichen Markt-Durchbruch schaffte, zogen zuerst Fullsize-Pistolen in die Sortimente der Hersteller, denen jedoch in zweiter Reihe fix kompakte und subkompakte Ausführungen folgten. So beschritt auch Walther nach der Jahrtausendwende abermals den Pfad der kompakten Pistolen – diesmal galt es jedoch, die
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LUFTPISTOLEN
Walther Luftpistolen:
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2022 1973 Die Walther LP 500 „Blue Angel“: farbiger Schichtholzgriff, Lauf ohne Mantel. Der Ladebügel ist beidseitig erreichbar, der X-Change-Abzug kann als Modul entnommen und der Kimmeneinschnitt in Breite wie Tiefe justiert werden.
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Die Walther LP 3, eine optimierte Version der LP 2: Hoch ausgeschnittenes Horn über dem Griff, verstellbare Handkantenauflage. Der Lauf wird per Hebel abgeklappt, dann der Bügel zum Komprimieren geschwenkt.
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ie erste Luftpistole, die Fritz Walther konstruierte, war zwar die LP53 von 1953 (siehe Seite 54), aber sie diente eher dem Zeitvertreib. Der 1961 wiedergegründete Deutsche Schützenbund schrieb erst ab 1962 Meisterschaften aus, und mit der von 1967 bis 1972 gefertigten LP2 nahm Walther mit einem konkurrenzfähigen Modell teil. Wurde die Druckluft bei der LP53 noch per Federkolben erzeugt, geschah dies bei der LP2 und der ab 1971 gebauten LP3 mit einem Kompressionssystem: Der unten am Griff angelenkte
Modell:
Walther LP 500 Blue Angel
Preis:
€ 1349,-
Kaliber:
4,5 mm
Maße (L x B x H):
411 x 55 x 138 mm
Laufl änge:
221 mm
Visierlinie:
331 - 395 mm
Kimme
2 - 5,3 mm
Korn
3,8 - 4,7 mm
System:
200 bar Pressluft
Gewicht:
870 - 1120 g
Spannhebel wurde nach unten abgeklappt und damit Luft in den Kolben gesogen. Bei der umgekehrten Bewegung schloss sich ein Rückschlagventil. Und mit deutlich mehr Aufwand schwang der Hebel wieder in die Ausgangslage zurück. Der Vorteil: Beim Auslösen musste nur ein Ventil geöffnet werden, und der Schuss erfolgte ohne spürbaren Prellschlag oder Rückstoß. Die Mündungsgeschwindigkeit lag bei den Kompressionsmodellen allerdings bei nur knapp 110 m/s, weshalb eine andere technische Lösung gesucht wurde. Die kam von V ISIER. de
Fotos: Marcus Heilscher, Carl Walther, VISIER-Archiv
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POLYMER-PISTOLEN
Walthers Fullsize-Polymer-Pistolen:
Zwei Sektor e
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it der innovativen und modernen P99 gelang Walther Mitte der 1990er Jahre wieder der Anschluss an die führenden Kurzwaffenproduzenten. Die durchdachte und anpassungsfähige Konstruktion der P99 brachte Walther zahlreiche BehördenAufträge ein – auch außerhalb Deutschlands. Doch auch hierzulande rüsteten Bundesländer wie Hamburg, Schleswig-
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Holstein, Rheinland-Pfalz, NordrheinWestfalen und Bremen ihre Länderpolizeien mit P99-Varianten aus. Doch neben dem prestigeträchtigen Behördenbereich rückte auch zunehmend der Zivilwaffensektor in den Fokus von Walthers Polymer-Pistolen. So bieten die Q4- und Q5-Ableger der PPQ gerade auch Sportschützen eine passend ausgestattete und qualitativ hochwertige
Basis an. Modelle wie die PPX und die spätere Creed zeigen Walthers Interesse am US-amerikanischen Markt für Pistolen zur Selbstverteidigung. Die P99: Sie ist zwar eine Pistole der 90er, doch anders als es ihr Name vermuten lässt, kam sie nicht 1999, sondern bereits 1996 auf den Markt. Erste Arbeiten an der Waffe begannen bereits VISIER | SPECIAL 105-2022
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POLYMER-PISTOLEN
1994. Damals noch unter der betriebsinternen Bezeichnung HLP, was für „HamHammerless Pistol““ steht und bereits auf das Arbeitsprinzip des Systems hinweist: Die P99 sollte eine Schlagbolzenschloss-Pistole werden. Auf der Nürnberger IWA durfte das Fachpublikum bereits 1995 Exemplare einer Vorserie begutachten. Im Sommer 1996 lief dann die erste Serie an und James Bond griff VISIER | SPECIAL 105-2022
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erstmals 1997 in Tomorrow Never Dies neben seiner Walther PPK auch zu einer neuen P99. Zu dieser Zeit waren Polymer-Pistolen bereits in aller Munde. Man denke nur an die österreichische Glock, die Smith & Wesson Sigma oder die H & K USP, die es gar als P8 zur neuen Ordonnanzpistole der Bundeswehr brachte. Doch anders als die USP mit ihrem außenliegenden Hahn, folgt die P99
hier dem Konzept des Schlagbolzenschlosses, ähnlich wie Glock und S & W. Von der Ausstattung brachte die P99 von Anfang an moderne und innovative Elemente mit. So setzten bereits die frühen Versionen auf beidseitige Magazinlösehebel hinter dem Abzug und eine taktische Schiene war auch schon vorhanden – wenn auch noch nicht nach MIL-STD 1913. Das aus heutiger Sicht V ISIER. de
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WALTHER PDP
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WALTHER PDP
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IPSC MIT PDP UND STEEL FRAME
Marijan Loch
Captain des Walther Teams in einigen Stichpunkten: IPSC seit 1997, WaltherWerkssschütze seit 2019. 12x Deutscher Meister, 73 x Match-Sieger (IPSC Level III), dazu über ein Dutzend Steel ChallengeMeistertitel (Deutschland und Europa). Ausrüstung: Q5 Steel Frame für Production und mit Leupold DPPReflexvisier für Production Optics. Optics Light: Walther PDP 5“, Leupold DPP.
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IPSC MIT PDP UND STEEL FRAME
Walther-Pistolen im dynamischen Sport:
Und:
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portlich schießen mit Pistolen aus dem Hause Carl Walther – da denkt man erst einmal an LuPi und Randfeuerpistolen, OSP, GSP, SSP, und das stimmt ja auch alles. Aber da geht noch mehr: Die Firma Walther hat sich bereits seit den Tagen der P 99 dem IPSC verschrieben und ist im Großkaliberbereich mit nationalen wie internationalen Teams am Start. Zu P 99-Zeiten noch unter der Ägide des (im Jahr 2020 leider
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viel zu früh verstorbenen) Harald Gräff, leitet heute Teamcaptain Marijan Loch die Geschicke des deutschen WaltherIPSC-Teams. Und damit tritt das Walther-Team heute an: Walther Q5 Steel Frame für Production und Production Optics – die neue Walther PDP passt freilich auch für Production und passt mit ihrem leichten Polymer-Griffstück gewichtstechnisch auch für Kategorie Production Optics Light. HM V ISIER. de
Foto: Diego Garcia, Anastasia Mustonen, Carl Walther, Walther Team
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