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gUtE NAcHBARN – von Beginn an
die Waldorfschulen und die christengemeinschaft sind seit ihrer gründung eng verbunden von Roman david-Freihsl
Esist noch eine vergleichsweise sehr junge Nachbarschaft – und gleichzeitig eine alte, traditionelle Verbindung, die nun schon seit fast 100 Jahren besteht: jenes Band, das die Waldorfbewegung mit der Christengemeinschaft verbindet.
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Neu ist die räumliche Nähe: Vor wenig mehr als vier Jahren wurde die Johanneskirche in der Rudolf-Waisenhorn-Gasse eröffnet –und damit hatte die junge CG-Gemeinde im Süden Wiens nach einem „Gastspiel“ in der Studienstätte eine fixe Bleibe gefunden.
„Diese neue Heimat – und auch, dass ich mit meiner Familie nun auch im Gemeindehaus wohne, ist eine neue Chance und eröffnet wunderbare neue Möglichkeiten“, freut sich Jakob Butschle, der als Pfarrer der Gemeinde Wien-Süd auch die Schülerinnen und Schüler an der Steiner-Schule unterrichtet.
Ein wichtiges Bindeglied zwischen Schule und Christengemeinschaft war auch in den vergangenen Jahren schon das Kinderzeltdorf bei Seebenstein, das nach einem Jahr Pause auch heuer wieder durchgeführt wird. Da sind einerseits die schon jugendlichen Helferinnen und Helfer, die mit viel Engagement und Begeisterung dabei sind und sich das ganze Jahr über regelmäßig gemeinsam darauf vorbereiten. Und andererseits sind es die jüngeren Semester ab der 3. Klasse, die eine besondere Ferienzeit im Zeltlager verbringen. „Für die haben wir noch ein paar Plätze frei“, wirbt Jakob Butschle.
Die Basis ist freilich die „tägliche“ Arbeit mit Religionsunterricht und die darauf aufbauende Jugendarbeit – die freilich auch in ganz besonderen Projekten münden kann. Wie beispielsweise einer Reise nach Südafrika, die in der Jugendgruppe über viele Monate hinweg zu einem Gutteil selbst angespart und finanziert wurde.
Dazu kommen auch weitere Projekte im Schulalltag, wie beispielsweise die Hausbauepoche in der 3. Klasse, für die das Gelände der Christengemeinschaft in der Rudolf-Waisenhorn-Gasse einen willkommenen „Bauplatz“ bietet. Hier wurde bereits eine wunderbare Sandkiste errichtet – eine weitere Kooperation ist bereits in Planung.
Eine derartige Verbindung hatte seit Beginn der Waldorfschulen bereits bestanden. Rudolf Steiner hatte bereits die erste Schule für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria-Fabrik bewusst und dezidiert als christlich orientierte Schule definiert. Auch hatte er für jene Kinder, die keiner Religionsgemeinschaft angehörten, den „freichristlichen“ Religionsunterricht geschaffen. „Das ist ein Unterricht für freie Christen – kein Unterricht frei vom Christentum“, lächelt Jakob Butschle. Und das ist auch gar nicht so weit vom Gründungsgedanken der Christengemeinschaft entfernt: Denn auch hier ist die Freiheit des Individuums ein wichtiges und zentrales Element: Sei es die Lehrfreiheit der Priester – oder die Glaubensfreiheit der Mitglieder. Und Mitglied wird man in dieser Kirche auch nicht automatisch mit der Taufe, sondern erst als Erwachsener – wenn man sich frei dafür entscheiden kann.
Für die „freichristlichen“ Kinder hatte Rudolf Steiner auch eine eigene Andachtsfeier geschaffen, die wöchentlich in der Schule abgehalten wurde – wie übrigens auch über lange Jahre hinweg an unserer Schule. Dieses „freichristliche“ Ritual war dann nach der späteren Gründung der Christengemeinschaft im Jahr 1922 ident mit der „Sonntagshandlung“, die hier gefeiert wird.
An diese Tradition kann und möchte Jakob Butschle anknüpfen und sie weiter ausbauen. Sei es im Religionsunterricht, wo er den Dialog und die Kooperation mit den freichristlichen ReligionslehrerInnen, aber auch mit jenen anderer Konfessionen, als sehr gut und anregend beschreibt. Aber auch darüber hinaus – bei Besuchen der Lehrerkonferenzen oder auch in Vertretungsstunden. Schließlich hat er auch schon vor seiner Priesterweihe an der Schule unterrichtet – nicht nur Religion, sondern zum Beispiel auch Englisch.