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Die2. Klass-Untersuchung wurde 1986 durch den niederländischen Schulbegleitungsdienst für Waldorfschulen entwickelt. Sie ist als Wahrnehmungsinstrument im Sinne eines Screenings gedacht; ihr Ziel ist es, Lernschwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen und möglichst früh den Kindern pädagogische und therapeutische Hilfestellungen zukommen zu lassen. Bei dieser Untersuchung wird bei jedem Kind auf die Stärken und Schwächen im motorischen, visuellen und auditiven Bereich geschaut. Die wichtigste Lernvoraussetzung ist nämlich die Motorik, also die Bewegungsentwicklung. Weitere Voraussetzungen sind die Hörfähigkeit und als drittes die Intelligenz, die in diesem Rahmen aber nicht geprüft wird. Das Ziel ist, wahrzunehmen, wie das Kind seinen physischen Leib in Besitz genommen, durchformt hat („bis in die Finger- und Zehenspitzen“): Ist die Bewegungsentwicklung so gesund verlaufen, dass der Übergang von unwillkürlichen Bewegungen zu bewussten, willkürlichen und geführten Bewegungen und Handlungen stattgefunden hat? Wenn sie an einem gewissen Punkt stagniert oder nicht gut verläuft, treten noch um das 7./8. Lebensjahr unwillkürliche Reaktionen auf, die vor allem bei schwierigen Bewegungsabläufen wahrzunehmen sind, wie etwa ein starkes Mitbewegen von anderen Körperteilen (z. B.: Finger der linken Hand spreizen beim Fangen eines Balls mit der rechten Hand).

Die motorische Entwicklung sollte nach dem ersten Jahrsiebt mit der Geburt des Ätherleibes abgeschlossen sein. Die Ätherkräfte (auch Lebens- oder Wachstumskräfte genannt) wirken innerhalb der ersten sieben Jahre am Wachstum und der Entwicklung des physischen Leibes. Das bleibende Gebiss ist der letzte Teil des Körpers, der durch diese Kräfte geformt wird: Sobald der Zahnwechsel in Gang kommt und die bleibenden Zähne in der Anlage vorhanden sind, hat der Ätherleib seine formende Wirkung am Aufbau des Leibes vollendet. Die Wachstumskräfte werden frei und wandeln sich in Denkkräfte um – das Kind kann nun unabhängig von der eigenen Körperlichkeit und Bilderwelt mit BEGRIFFEN umgehen.

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Wie sieht die 2. Klass-Untersuchung nun im Konkreten aus?

Wir holen das Kind aus der 2. Klasse ab, lassen es springen, rennen, Stufen steigen. Wir überprüfen die Körperorientierung (Körpergeographie), die Grobmotorik mit Hüpfen, Seilspringen, Ballwerfen/Fangen (und damit die Koordination von Auge und Hand), das Gleichgewicht, die Dominanz (also die Vorzugsseite bei Auge, Ohr, Hand und Fuß) sowie die Feinmotorik durch Fingerspiel und Stifthaltung, wobei die feinste Motorik die Augen haben.

Die zweitwichtigste Lernvoraussetzung ist die Hörfähigkeit, die wir durch Lautdifferenzierung, auditive Synthese und Analyse sowie Wiedergabe von Gehörtem, Verbinden von Hören und Sehen überprüfen. Ist das Kind eher visuell oder auditiv veranlagt, um sich in seinem Kurzzeitgedächtnis Reihenfolgen zu merken? Dabei hilft uns eine kleine Schatzkiste mit Perlen von verschiedenen Größen, Farben und Formen.

Die Orientierung in der Zeit sowie das Zahlenverständnis runden unsere 2. Klass-Untersuchung ab, die ca. eine Stunde in Anspruch nimmt. Das Kind hüpft danach frohen Mutes und gestärkt in seinem Wesensgliedergefüge wieder zurück in seine Klasse.

Was passiert nach der Untersuchung?

Die Ergebnisse der 2. Klass-Untersuchung werden mit dem/der KlassenlehrerIn besprochen und daraus auch pädagogische Hilfestellungen für den Unterricht mitgegeben.

Falls sich bei einem Kind auffällige Unreifen in seiner Motorik oder auch eine Wahrnehmungsverarbeitungsschwäche im Hören zeigen, dann empfehlen wir Sensorische Integration bzw. Ergotherapie oder ein Hörverarbeitungstraining außerhalb der Schule.

An der Schule selbst gibt es den Förderkreis, der mit bewegungsorientierten Extrastunden, Förderunterricht, Heileurythmie und Kunsttherapie die Kinder in ihrer Motorik und den basalen Sinnen so stärkt, dass Entwicklungsunreifen überwunden und gute Lernvoraussetzungen geschaffen werden können.

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