WISSENSCHAF T
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DIMENSIONS 2 2018 | WISSENSCHAFT
Leben zwischen gesunder (Selbst-)Führung und Burnout-Risiken In Folge der rasanten Veränderungen im Gesundheitswesen steigen auch die Anforderungen an die Belastbarkeit im beruflichen Alltag. Wieso können manche Menschen mit belastenden Situationen besser umgehen als andere? Was hilft, Enttäuschungen und Niederlagen auszuhalten und neu aufzustehen? Wie entwickeln wir in schwierigen Lebenssituationen Kraft, die uns weitergehen lässt, anstatt uns zu stressen oder uns in ein Burnout fallen zu lassen?
Marie-Theres Hofmann Ruedi Josuran
Man möge sich den Arbeitsalltag von zahnärzt lichen Arbeitnehmenden vorstellen: Mindestens acht Stunden am Tag auf einem extrem kleinen Arbeitsgebiet (Lupenbrille ist schon fast obliga torisch), oft mit krummem Rücken und ständig unter Zeitdruck. Oft mit persönlich belastenden den Problemen und nicht selten Problempatien ten, die vorher erst einmal einen Psychiater bräuchten. Das kann extrem frustrieren und die eigene psychische Stabilität ins Wanken bringen. Wer schon einmal seine eigene Batterie leer hatte, der weiss, wie bedrückend diese Situation ist. Dass dadurch Unsicherheit und Angst ge schürt werden und dass dies negative Auswir kungen auf die Gesundheit hat, wurde bereits in mehreren internationalen Studien thematisiert und auch bewiesen. Wenn wir uns dem Thema
Burnout und den potenziellen gesundheitlichen Folgen nähern – d. h. evaluieren, was uns krank machen kann –, sollten wir zunächst auf die Beschwerden achten, die alle ziemlich unspezi fisch sind, d. h. durch alle möglichen Einflüsse ausgelöst werden, aber eben auch Warnsignale sein können, wie eine Ölwarnlampe am Arma turenbrett des Autos. Seelische Widerstandsfähigkeit hängt mit der Fähigkeit zusammen, mentale, emotionale, geis tige und soziale Ressourcen anzuzapfen und zu nützen. Der «5 vor 12-Stress» Gedankliche Frühzeichen von Stressreaktionen sind Gedanken wie: • «es ist alles zu viel» • «es läuft nicht mehr so rund» • Grübeln und Gedankenkreisen, gerade auch abends und nachts • Konzentrationsstörungen Typische Gefühle in belastenden Situationen sind: • Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression • ein zunehmendes Gefühl der Hilf und Ratlosig keit, Machtlosigkeit • Hoffnungslosigkeit («losigkeit» ist eigentlich ein klassisches Depressionssyndrom) • Traurigkeit und innere Leere (oft mehr im Hintergrund, nicht immer bewusst) • Ärger und Wut • nicht selten auch Schamgefühle Wenn wir diese Symptome an uns wahrnehmen, ist es sinnvoll darüber nachzudenken, ob unsere Lebenssituation, einschliesslich der Arbeit, be lastend wirkt – und ob gegebenenfalls gegenge steuert werden muss. Eine schlaflose Nacht