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Verband
Podologie Schweiz 1 | 2020
Susanne Burger: «Ich mache mich für eine sachliche Diskussion stark» Andreas Affolter, Redaktor
An der kommenden Delegiertenversammlung des SPV stellt sich Susanne Burger zur Wahl als neue Zentralpräsidentin. Wir stellen sie vor und fragen nach ihrer Perspektive für den Berufsverband und die Podologie. «Ich bin 56-jährig, aber dank meinen Söhnen und dem Kontakt mit Studierenden vergesse ich das Alter», lacht Susanne Burger. Aufgewachsen ist sie im Kanton Schwyz, am Zürichsee. Sie machte eine Lehre als medizinische Praxisassistentin und bildete sich zur Podologin weiter; 1985 erhielt sie den Abschluss als Podologin SPV. Nach der Heirat zog sie mit ihrem Mann nach Visp. Seither sind 33 Jahre vergangen: «Das Wallis ist meine Heimat». Zur Familie gehören drei erwachsene Söhne. «Ich war immer berufstätig in der eigenen Podologie-Praxis. In der Kleinkinderphase war das nicht ganz einfach. Ich dachte ab und an ans Aufhören, jedoch erreichte mich immer dann eine interessante Anfrage podologischer Art oder es fand sich eine geeignete Kinderbetreuung.» Es war für Susanne Burger nie selbstverständlich, mit Familie in einer Randregion berufstätig sein zu können: «Ich arbeitete auch unkonventionell, machte Hausbesuche, ging in betreute Wohngemeinschaften, manchmal für nur eine Behandlung, um rechtzeitig zurück bei den Kindern zu sein. Am liebsten arbeitete ich im Visper Spital auf der Haemodialyse. Die gemeinsame Erarbeitung einer Behandlungsstrategie mit Pflegefachfrauen und Medizinern war lehrreich für alle Beteiligten.» Schon damals vernetzte sich Susanne Burger und es war ihr wichtig, die verschiedenen Sichtweisen zu einem Ganzen zusammenzufügen. Grosse Bedeutung hatte für sie stets die Weiterbildung – auch bei zeitweise kleinem Arbeitspensum. Daher nutzte sie noch längere Zeit die Angebote ihres früheren Verbandes der medizinischen Praxisassistentinnen.
Aufenthalt in Amerika Eine neue Erfahrung ergab sich durch den beruflichen Werdegang ihres Mannes, der von 2007 bis 2009 in den USA ein Mandat erhielt. Am Anfang sei es nicht einfach gewesen, weil sie nicht auf einen solchen Mentalitätsunterschied gefasst gewesen sei, erinnert sich Susanne Burger. Auch sei sie mit ihrem «British English» immer wieder in unverhoffte Situationskomik geraten. Als Podologin hat sie nicht gearbeitet. Susanne Burger erlebte den Börsencrash und die Folgen des Systems im «Land der unbegrenzten Möglichkeiten»: «Gutsituierte Amerikaner verloren von einem Tag auf den andern alles, ihre Häuser wurden konfisziert, ein soziales Netz gab es kaum.» Sie verfolgte den Wahlkampf von Barack Obama vor Ort: «Die Politik ist sehr volatil, viel ist auf Show aufgebaut. Die Amerikaner ticken ganz anders als wir, sie sind viel radikaler.» Im Vergleich schätzt sie es, dass in der Schweiz Sachpolitik betrieben wird – «auch wenn ich feststelle, dass wir uns von dem Machtgehabe etwas anstecken lassen.» Für Susanne Burger ist klar: «Kurzfristige Erfolge sind manchmal schlecht für die Langzeitstrategie. Ich bin für eine solide Auslegeordnung, auf deren Basis dann mögliche Lösungen erarbeitet werden können. Das gilt auch für unsere Verbandspolitik.» HF-Studium absolviert Von 2006 bis 2013 gehörte Susanne Burger schon einmal dem Zentralvorstand des SPV an. Ein Teil dieser Zeit fiel mit ihrem AmerikaAufenthalt zusammen. «Ich habe alle zwei bis drei Wochen mit Isabelle Küttel telefoniert und ansonsten die Korrespondenz über E-
Mail abgewickelt. Für die DV bin ich natürlich in die Schweiz gekommen.» Es sei übrigens interessant gewesen, das Geschehen aus Distanz zu verfolgen. «Und als wir zurückkamen, war es bereichernd, wieder am gleichen Tisch sitzen zu können.» Nach der Rückkehr in die Schweiz eröffnete Susanne Burger 2010 in Visp eine moderne Podologiepraxis. 2012 bis 2015 absolvierte sie den ersten Studiengang Podologie HF. Auf diesen Zeitpunkt trat sie aus dem ZV aus – «einerseits wegen des Arbeitsaufwandes, andererseits, um allfällige Interessenkonflikte zu vermeiden.» 2016 erhielt Susanne Burger die Anfrage, ob sie in den Zentralvorstand zurückkehren wolle. «Ich hatte die Verbandstätigkeit immer interessant gefunden. Die Mitglieder des ZV sind solide Schafferinnen und Schaffer. Und es war auch die Zeit, als sich unsere Familie neu organisierte. So sagte ich zu und übernahm das Ressort Weiterbildung.»