Podologie Schweiz 3/4/2020

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Aus der Medizin

Podologie Schweiz 3/4 | 2020

Quarantäne kann psychische Folgen haben Michael Brendler (Medical Tribune)

Seit der Ausbreitung des Coronavirus wurden weltweit tausende Menschen unter Quarantäne gestellt. Was macht diese drastische Massnahme mit denen, die isoliert werden? Und was zeichnet ein gutes Krisenmanagement aus? Suizide, gesellschaftliche Wut und juristische Klagen – Epidemien wie die von SARS (2003 in China und Kanada) und Ebola (2014 in Westafrika) verdeutlichten bereits, was eine Quarantäne bei den betroffenen Menschen auslösen kann. Die potenziellen Vorteile einer solchen verpflichtenden Massenisolierung müssen deshalb sorgfältig gegen die psychologischen Nachteile abgewogen werden, betonen Dr. Samantha­K. Brooks vom Londoner King’s College und ihr Team*. Charakteristika einer akuten Belastungsreaktion Die Forscher führten – wie in Krisensituationen von der WHO empfohlen – eine «schnelle» Literaturrecherche durch und fanden 24 relevante Studien zu den Folgen einer häuslichen Quarantäne. So löste eine neuntägige prophylaktische Abschottung von Spitalmitarbeitern nach potenziellem SARS-Kontakt Symptome einer akuten Belastungsreaktion aus. Auch berichteten sie in der Folge u.a. häufiger über Ängste beim Umgang mit febrilen Patienten, Schlafprobleme und Konzentrationsstörungen. Insbesondere bei Gesundheitsberufen seien Kollegen und Arbeitgeber gefragt, den von einer Isolation Betroffenen zur Seite zu stehen, so die Autoren. Durchweg scheint bei Menschen in/nach einer Quarantäne die Prävalenz psychischer Beschwerden zu steigen. Diese reichen von Ängsten und emotionaler Erschöpfung bis hin zur Depression. Vor allem gedrückte Stimmung und Reizbarkeit plagen sehr viele Betroffenen laut einer Studie (73 % bzw. 57 %). Nur wenige Personen sehen die Zwangsmassnahme positiv, ergab eine andere Untersuchung: Zufriedenheit und Erleichterung kamen bei 5 % bzw. 4 % auf.

Später Vermeidungsverhalten Eine soziale Isolation kann sogar langfristige Folgen haben. Posttraumatischer Stress und depressive Symptome finden sich teilweise noch drei Jahre später. Zudem können Alkoholprobleme über Jahre bestehen. Oft resultiert ein Vermeidungsverhalten. Etwa jeder Zweite, der wegen potenziellen SARS-Kontakts zu Hause bleiben musste, ging hustenden und niesenden Menschen fortan vermehrt aus dem

Weg. In den Wochen nach der Quarantäne mieden viele auch öffentliche Plätze. Mitunter kehrt erst nach einigen Monaten eine Normalität ein, geben die Autoren zu bedenken. Während die akuten Effekte wenig überraschend seien, zeigen die möglichen Langzeitauswirkungen, dass rechtzeitig eine Art «Schadensbegrenzung» betrieben werden müsse. Negative Konsequenzen lassen sich mit bestimmten Massnahmen mildern. Beispielswei-


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