BR März 2018

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KOLUMNE

Der «Burj Khalifa» in Dubai oder der Turmbau zu Babylon Ist die Menschheit in den letzten dreitausend Jahren dem Himmel tatsächlich näher gekommen?

Wir besuchten Dubai. Kaum waren wir dem Schiff entstiegen, sassen wir schon in einem schaukelnden Kleinbus und wurden ins Stadtzentrum gefahren. Der Führer hatte versprochen, uns das höchste Gebäude der Welt aus einer ganz besonderen Per­ spektive zu zeigen. Wir wurden eine lange Steintreppe hinuntergeführt bis ans Geländer einer Kanalpromenade. Es lag dichter Nebel über dem Wasser. Ich knurrte: «Jetzt ist der Turm 828 Meter hoch, und wir können nichts davon sehen!» Aber da geschah das (vom Guide natürlich geplante) Wunder: Der Nebel begann zu wallen und wie jeden Vormittag ging mit der steigenden Sonne der Vorhang auf und enthüllte den schimmernden Prachtbau. Ich musste mich fast auf den Rücken legen, um alles bis zur Spitze aufs Bild zu bekommen. Liebe Leserinnen und Leser, können Sie sich eine Gebäudehöhe von über 800 Metern überhaupt vorstellen? Zur Veranschaulichung: Wenn man diesen Turm auf den Brienzerseespie-

Peter Santschi Brienz

gel stellen würde, könnte man vom obersten Stockwerk aus den Gästen auf der Axalper Bellevueterrasse zuwinken. Ein gigantischer und ausgesprochen eleganter Bau! Und fragen Sie jetzt ja nicht, was so etwas kostet. Diese Fragestellung ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten absolut nicht relevant. Das Erdöl sprudelt noch immer ergiebig, und was vom Herrscher gewünscht wird, kann realisiert werden, sofern es technisch

machbar ist. Es gibt bald eine Welt­ ausstellung in Dubai. Da ist ein noch höherer Bau geplant, um sicherzustellen, dass nicht irgendein anderes Land bis dann den Höhenrekord an sich reissen kann. Architekten, Ingenieure, Techniker und Künstler aus aller Welt waren am «Burj» beschäftigt. Und nicht zu vergessen: Tausende von Fremdarbeitern aus dem ganzen Nahen Osten arbeiteten über mehrere Jahre an dem Monsterbau. Da schweiften, wie so oft auf meinen Reisen, die Gedanken ab, und ein Bild des berühmten Kunstmalers Pieter Bruegel kam hervor: der Turmbau zu Babel! Dies ist doch eine der zeitlosen Geschichten aus dem Alten Testament. Ein fremdes Volk siedelte sich im Land an. Um seine Überlegenheit zu beweisen, begann man, einen Turm zu bauen, der bis an den Himmel reichen sollte. Das Bild war zu meiner Lehrerzeit in der damaligen Jugendbibel abgedruckt und hat den Kindern jeweils grossen Eindruck gemacht. Die Geschichte nimmt in der

«So soll uns vor Augen geführt werden, wie unsere Zukunft und die unserer Kinder aussehen könnte. Aber aufgepasst: Auch der ‹Burj Khalifa› reicht bei weitem nicht in den Himmel.»

Bödeli / BrienzInfo 106


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