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RALPH MÜLLER

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WELTBLICK

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CYBERKRIMINALITÄT: DIE GROSSE GEFAHR AUS DEM NETZ

Weltweit findet alle 39 Sekunden eine Cyberattacke statt. Globalisierung, Internationalisierung und Digitalisierung haben unsere Welt in den letzten beiden Jahrzehnten stark verändert – und Kriminellen ein neues Feld eröffnet!

„Der Mensch ist die größte Sicherheitslücke.“

VITA RALPH MÜLLER

Generaldirektor Wiener Städtische Versicherung AG

Der promovierte Rechtswissenschaftler (54) und begeisterte Tennisspieler ist seit 1. Jänner 2021 Vorstandsvorsitzender der Wiener Städtischen Versicherung AG. Davor leitete der gebürtige Deutsche ein Jahr die Donau Versicherung AG und wirkte sechs Jahre im Vorstand seines jetzigen Arbeitgebers.

Österreich ist keine Insel der Seligen: Cybercrime ist auch bei uns vom Orchideen- zum Hauptthema geworden. Im Vorjahr gab es mehr als 46.000 Cybercrime-Anzeigen – fast ein Drittel mehr als 2020. Der Großteil der Onlinekriminalität entfiel wieder auf Betrug. Man kann zugespitzt formulieren: Betrug hat sich in den virtuellen Raum verlagert – mit einem erheblichen Schadenspotenzial. Im Schnitt verursachen Cyberattacken bei Unternehmen einen Schaden von 80.000 Euro, in Einzelfällen sogar mehr als 500.000 Euro – je nach Größe des Unternehmens. Cyberkriminalität ist ein vielfältiges Problem, nachdem sich die Angriffsszenarien beinahe täglich weiterentwickeln. Daher ist es besonders wichtig, nachhaltig Aufklärungsarbeit zu leisten. Obwohl die Cyberattacken in den letzten Jahren rasant angestiegen sind, hoffen immer noch viele Unternehmer – gerade im KMUBereich –, selbst nicht davon betroffen zu sein. Solche Attacken können jedoch im Handumdrehen die Existenz eines Unternehmens und somit der betroffenen Menschen bedrohen und massive Image- und Reputationsschäden verursachen. Das Bewusstsein für die Gefahren im Netz ist in Österreich nach wie vor sehr niedrig. Weniger als zehn Prozent der Unternehmen in Österreich haben derzeit eine Cyberversicherung. Wir raten deshalb dazu, dass sich jedes Unternehmen mit seinem individuellen Risiko auseinandersetzt und gemeinsam mit seinem Berater einen Krisenplan samt entsprechender Absicherung entwickelt. Durch Homeoffice infolge der Pandemie und den Ukraine-Krieg hat sich das Bedrohungsszenario potenziert: Direkte Angriffe oder Schadsoftware, die über Lieferketten transportiert werden, führen zu massiven Geschäftsschädigungen. Letztes Jahr im Herbst hat ein Lieferkettenangriff etwa in Oberösterreich 35 Firmen betroffen.

Bei allen technischen Innovationen ist nach wie vor der Mensch die größte Sicherheitslücke. Je mehr Mitarbeiter in einem Unternehmen arbeiten, desto größer die Chance für Hacker. Mit einer gezielten Sicherheitsstrategie und einem Chief-Security-Officer ist es jedoch möglich, diesen Angriffen zum großen Teil einen Riegel vorzuschieben. Ganz verhindern wird man derartige Angriffe aber nie können. Das ewige Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kriminellen und Behörden findet auch im Netz statt! Für den Fall, dass tatsächlich der Notfall eintritt, ist ein Cyberschutz das richtige Auffangnetz: Es hilft nicht nur bei der Eindämmung des Angriffs durch IT-Experten, sondern leistet finanzielle Entschädigung für das Unternehmen selbst, aber auch, wenn Kunden etwa durch Datendiebstahl einen Schaden erleiden. Noch stehen wir in Österreich bei Cyber-Deckungen am Anfang, doch die steigende Gefahr im World Wide Web wird dazu führen, dass sich immer mehr Unternehmen absichern wollen und werden. Daher bin ich auch fest davon überzeugt, dass die Cyberversicherung die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts werden wird. n

RALPH MÜLLER

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