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Vier am Klavier
Musik zu vier Händen steht im Jänner und Februar mehrfach auf dem Programm, in einem Konzert treten sogar vier Pianist:innen auf: Martha Argerich, Lilya Zilberstein sowie Anton und Daniel Gerzenberg
VON VOLKER RÜLKE
Wie entkommt man als Pianist:in der viel beschworenen »Einzelhaft am Klavier«? Am besten durch das Musizieren mit anderen – und wie kann das reibungsloser gehen als am selben Instrument oder an zwei Klavieren? Für diese Musiziersituation entstand ungefähr von den Zeiten Wolfgang Amadeus Mozarts an ein nicht abreißender Strom an Werken, deren stilistische Spannbreite von technisch anspruchslosen, dem Klavierunterricht entsprungenen Stücken bis zu großer Konzertliteratur reicht.
Einen frühen Höhepunkt bildet das Schaffen von Franz Schubert; an ihn schlossen Robert Schumann und Johannes Brahms an. Schon bei Wolfgang Amadeus Mozart und noch viel mehr bei Johannes Brahms werden in den vierhändigen und zweiklavierigen Werken neue klangliche Dimensionen erschlossen. Im 20. Jahrhundert hat gerade diese Dimension des »Super-Klaviers« Komponisten wie Igor Strawinski oder Francis Poulenc gereizt.
Zu diesem Duo-Repertoire an Originalkompositionen kommen Bearbeitungen von Kammer- und Orchestermusik. Um sich ihre Bedeutung vor Augen zu führen, muss man an den trivialen Umstand erinnern, dass es im 19. Jahrhundert weder Aufnahmemöglichkeit noch Tonträger gab und es auch im 20. Jahrhundert noch mehrere Jahrzehnte dauerte, bis Abspielgeräte zu jedem Haushalt gehörten. Wer außerhalb des Konzertsaales Musik hören wollte, musste sie selber spielen, und dies war vielen Amateur:innen auf einem achtbaren Niveau möglich.
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Das Erstellen von Bearbeitungen für vier Hände galt lange als musikalische Fronarbeit. Aber schon Brahms, selbst ein Klaviervirtuose, erkannte das Recht vierhändiger Fassungen an und bearbeitete etwa seine Streichquartette. Oft genug wurde dieser Weg auch in umgekehrter Richtung beschritten, indem Werke zunächst in Klavierfassungen entstanden und dann instrumentiert wurden. Dabei konnten sich experimentelle Freiräume öffnen, da es sehr viel einfacher war, ein Stück an zwei Klavieren auszuprobieren, als es gleich bei einem Orchester unterzubringen. Wiederum war Brahms einer der ersten Komponisten, der aus dieser Gemengelage die Konsequenz zog: Er veröffentlichte Stücke wie die Haydn-Variationen in zwei gleichberechtigten Fassungen mit je eigenen Vorzügen und hob den Rangunterschied zwischen »Original« und »Bearbeitung« auf.
Im Konzertsaal wird diese wunderbare Literatur in erster Linie von eingespielten Klavierduos wie den Brüdern Arthur und Lucas Jussen oder Anton und Daniel Gerzenberg aufgeführt, während viele berühmte Klavierspieler:innen eher einen Bogen um dieses Repertoire machen. Die ganz große Ausnahme ist hier Martha Argerich, die seit Jahrzehnten mit befreundeten Kolleg:innen auftritt und in Lilya Zilberstein eine kongeniale Duopartnerin am Klavier gefunden hat. Dass diese beiden Altmeisterinnen aber mit einem jungen Duo, den Söhnen von Lilya Zilberstein, Anton und Daniel Gerzenberg, achthändig musizieren, ist auch für weitgereiste Klavierenthusiast:innen eine Premiere.
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Fr, 12/01/24, 19.00 Uhr · Großer Saal
So, 14/01/24, 11.00 Uhr · Großer Saal
Wiener Symphoniker · Arthur & Lucas Jussen · Jacquot
Arthur Jussen, Lucas Jussen, Klavier
Barbara Rett, Präsentation (nur am 14/01/24)
Marie Jacquot, Dirigentin
Maurice Ravel: Valses nobles et sentimentales (Fassung für Orchester) · Francis Poulenc: Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-moll S 61 · Anatoli Ljadow: Der verzauberte See, Ein Märchenbild op. 62 (nur am 12/01/24) · Erich Wolfgang Korngold: Sinfonietta H-Dur op. 5 (nur am 14/01/24)
Im Anschluss an das Konzert Ausklang im Großen Foyer mit Arthur und Lucas Jussen & dem Johann Strauss Ensemble der Wiener Symphoniker (nur am 12/01/24)
Karten: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60750
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Mi, 14/02/24, 12.30 Uhr · Schubert-Saal
Klavierduo Silver-Garburg
Sivan Silver, Klavier
Gil Garburg, Klavier
Franz Schubert: Divertissement à l’hongroise g-moll D 818, Six Polonaises D 824 (Auswahl), Marche caractéristique D 968 b für Klavier zu vier Händen
Karten: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60798
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Do, 29/02/24, 19.30 Uhr · Großer Saal
Martha Argerich · Lilya Zilberstein
Martha Argerich, Klavier
Lilya Zilberstein, Klavier
Anton Gerzenberg, Klavier
Daniel Gerzenberg, Klavier
Johannes Brahms: Neun Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56 b für zwei Klaviere · Robert Schumann: Andante und Variationen B-Dur op. 46 (Fassung für zwei Klaviere) · Bedřich Smetana: Sonatensatz e-moll für zwei Klaviere zu acht Händen und weitere Werke
Karten: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61121
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