FEIERABEND MIT FERIENCHARAKTER
ALBISKETTE | Wer etwas erleben will, muss weder um die halbe Welt fliegen, noch Urlaubstage nehmen. Ein kleines Feierabend-Abenteuer kann die ganze Woche beflügeln. Wir entdecken den Uetliberg von einer neuen Seite und erleben eine kleine Auszeit mit grosser Wirkung.
Grosse alte Eichen strecken ihre knorrigen Äste in den blauen Himmel. Oben in den breiten Kronen sitzen zwei Raben. Unten wachsen Hagebuchen. Ein Specht sucht nach Insekten. Eine Hohltaube gurrt. Es riecht nach nasser Erde, Harz und Moos. Der Boden knirscht, Zweige knacken. Frühabends ist der Wald voller Leben und Geräusche; die geschäftige Stadt, die uns auf dem Uto Kulm soeben noch zu Füssen lag, scheint nun Welten entfernt. Noch vor einer Stunde steckten wir Schulter an Schulter im Feierabendverkehr am Zürcher Hauptbahnhof. Dann trug uns die Uetlibergbahn (S10) in 20 Minuten bis knapp unter den Gipfel des «Uetzgis», des Zürcher Hausberges. Oben auf dem Plateau beim Aussichtsturm angekommen, blickten wir hinunter auf das Dächermeer, den See und die Berge. Wir lauschten dem Surren der Zivilisation, dem Brummen der Autos und dem Klicken der Kameras neben uns. Dann fanden wir zwischen den Büschen ein Tor in eine andere Welt. Eine steile Treppe führte steil hinab zu einem schmalen Wanderweg; ein Trampelpfad wenig später direkt hinein ins grüne Dickicht. Hier stehen wir nun, zwei Stadtflüchter, vor unserem kleinen Feierabend-Abenteuer und lüften unsere Lungen so richtig durch. Die Luft ist rein und klar. Es gibt keinen Abgasgestank, keinen Dieselruss. Auch Stress und Hektik scheinen diesem Naturidyll fremd zu sein. Seit 200 Jahren ist die Albiskette, ein markanter Molassebergrücken zwischen den
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SpotMagazine l Sommer 2019 2021
✎ Carina Scheuringer
Carina Scheuringer und Dani Geiger