BOOMERANG EFFEKT
NATURE STRIKES VOLUNTEER DER ERDGESPRÄCHE
BACK OLIVER SCHNETZER
Der Mensch stand und steht in keiner Sekunde über der Natur. Wir SIND Natur! Als abhängiger und verletzlicher Teil selbiger zeigen uns Pandemie und Klimakrise schmerzhaft unsere Grenzen auf – nature strikes back. Bereits eine Million Tier- und Pflanzenarten sind direkt durch unser Tun bedroht. Irreversible Folgeschäden für ganze Ökosysteme sind das Ergebnis. Höchste Zeit, dass wir beginnen, uns als Teil eines großen Ganzen zu begreifen, denn: Natur- und Klimaschutz ist auch Menschenschutz.
„IN NUR 20 JAHREN SIND IN ÖSTERREICH RUND 40 % ALLER BRUTVÖGEL VERSCHWUNDEN, WÄHREND TÄGLICH EINE FLÄCHE VON 24 FUSSBALLFELDERN VERBAUT WIRD.”
Alles hängt zusammen Corona hat uns gezeigt, wie fragil der Mensch im System Natur tatsächlich ist. Ein einzelner Erreger widerlegt nicht nur den Fehlglauben, wir wären der Natur überlegen, er stellt auch unsere gesamte Gesellschaft von heute auf morgen vor enorme Herausforderungen. Dabei ist die aktuelle Pandemie keineswegs ein einzelnes Ereignis: Sie ist die Konsequenz desselben Phänomens wie die Klimakrise, nämlich des menschlichen Eingreifens in die Natur. Durch die großflächige Umgestaltung von Landschaften und Ökosystemen begünstigt der Mensch Zoonosen; unser Lebensstil wird zum Risiko für Seuchen. Aktuell warnen Fachexpert:innen vor einem vom Menschen verschuldeten, 6. Massensterben (als 5. Massensterben gilt das Ende der Dinosaurier). Zum einen bedeutet dies, dass es wie beim Klimaschutz in unserer Hand liegt, die Katastrophe zu verhindern. Zweifelsohne drängt die Faktenlage dabei aber zur Eile. Allein in Österreich, mit rund 3.000 Pflanzen- und über 45.000 Tierarten noch eine der artenreichsten Regionen Mitteleuropas, ist mittlerweile jede 3. Art vom Aussterben bedroht. In nur 20 Jahren sind hier rund 40 % aller Brutvögel verschwunden, während
täglich eine Fläche von 24 Fußballfeldern verbaut wird. Neben naturschädigender Landwirtschaft sowie der Versiegelung wertvoller Lebensräume spitzt die Klimakrise die Lage weiter zu. Fakt ist: Jede verschwundene Spezies erhöht das Risiko für den Kollaps bedeutender Ökosysteme. In dem hochkomplexen (und wunderschönen) System Natur existiert keine Art für sich: Ökosysteme leben von ihrer Vielfalt. Verschwinden zu viele Arten, kippt das System, von dem wir als Mensch so abhängig sind. So ist nicht zuletzt unser Wohlstand auf eine Vielzahl von Umweltleistungen angewiesen, die ausschließlich eine artenreiche Natur liefern kann. Mitunter ist ein Drittel der weltweiten Ernte von der Bestäubung durch Insekten und anderer Tiere abhängig. Die Rechnung ist einfach: weniger Bestäubung, weniger Ernte, weniger Lebensmittel für den Menschen. Schon heute klagen Landwirt:innen immer häufiger über Totalausfälle bei den Ernten und Schäden in Millionenhöhe. Begreifen wir Biodiversität als unsere Gesundheitsvorsorge, so kommt die Abholzung des Amazonas einem Messerstich in die eigenen Rippen gleich.