ERDnachrichten 2022

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ONE HEALTH

TIERSCHUTZ ALS DIREKTORIN VIER PFOTEN ÖSTERREICH

GAMECHANGER von Eva Rosenberg

Mensch, Tier und Natur sind unteilbar miteinander verbunden … DER BEGRIFF ZOONOSE LEITET SICH AUS DEN GRIECHISCHEN WÖRTERN ZOON (LEBEWESEN) & NOSOS (KRANKHEIT) AB. ZOONOSEN SIND INFEKTIONSKRANKHEITEN, DIE VON BAKTERIEN, PARASITEN, PILZEN, PRIONEN ODER VIREN VERURSACHT UND WECHSELSEITIG ZWISCHEN TIEREN UND MENSCHEN ÜBERTRAGEN WERDEN KÖNNEN.

* TOLLWUT EBOLA HIV MALARIA

„DER WELTWEITEN AGRARFLÄCHE DIENEN DER PRODUKTION VON FUTTERMITTELN UND/ODER ALS WEIDEFLÄCHE!”

„DER KALORIENVERBRAUCH ALLER NUTZTIERE AUF DER ERDE IST GRÖSSER ALS DER DER GESAMTEN WELTBEVÖLKERUNG.”

Die Klimakrise stellt eine Bedrohung für unser aller Existenzgrundlage dar. Es wird mehr und mehr deutlich, wie stark unser Umgang mit Tieren und Natur sowie unsere Ernährungsgewohnheiten den Klimawandel beeinflussen. Genauso mussten wir in zwei Jahren Pandemie schmerzhaft erfahren, dass die Ausbeutung von Tieren praktisch die ganze Welt lahmlegen kann. Denn die wahrscheinlichste Ursache für COVID-19 ist das Überspringen eines Virus von einem Tier auf den Menschen, wie auch bei früheren Zoonosen wie Tollwut, Ebola, HIV oder Malaria. Solange wir in den Lebensraum von Tieren eindringen und diesen mit all seiner Biodiversität und ihren Kreisläufen zerstören, werden wir die Entstehung von Zoonosen befeuern. Genauso wie Wildtierhandel oder das Vordringen in Lebensräume von Wildtieren ist auch die Massentierhaltung ein Auslöser und Treiber für Zoonosen und andere Krankheiten: Wo Lebewesen auf engstem Raum gehalten werden, die genetische Vielfalt fehlt und das Immunsystem aufgrund von angegriffener Gesundheit und Stress angeschlagen ist, sind diese deutlich anfälliger für Krankheiten. Abgesehen vom damit verbundenen Tierleid können Krankheitserreger dann leichter von Spezies zu Spezies überspringen. Die Ausbeutung von Tieren fällt uns genauso auf den Kopf wie die Ausbeutung von Umwelt und Mitmenschen. Daher ist der Schlüssel zur Verhinderung künftiger Pandemien

nicht etwa schlichte Symptombekämpfung, sondern ein echter Paradigmenwechsel hin zu mehr Tierwohl und Prävention – im Sinne eines One Health-Ansatzes. Welches Ausmaß an Zerstörung die intensive Tierhaltung anrichtet, wird durch diese Zahlen deutlich: Wir sprechen weltweit von jährlich 88 Milliarden so genannten Nutztieren, die für den menschlichen Verzehr gezüchtet und geschlachtet werden – eine unvorstellbare Zahl. 16,5 % der globalen Treibhausgasemissionen gehen direkt auf die Nutztierhaltung zurück. Es ist absurd, dass bei der Herstellung eines einzigen Burgers so viel Treibhausgase wie bei einer Autofahrt von über 500 Kilometern entstehen. Ebenso schockierend: 77 % der weltweiten Agrarfläche dienen der Produktion von Futtermitteln und/oder als Weidefläche – mit all ihren irreparablen Schäden wie Rodung von Regenwäldern, Verschmutzung des Grundwassers und Gülleseen. Der Ressourcenverbrach dieser Maschinerie ist enorm: Der Kalorienverbrauch aller Nutztiere auf der Erde ist größer als der der gesamten Weltbevölkerung. Österreich ist, was Absurditäten betrifft, übrigens keineswegs ausgenommen: So erlaubt gerade das AMA-Gütesiegel Schweinemastbetrieben in Österreich weiter den Einsatz von gentechnisch verändertem Soja, das meist aus Südamerika stammt und dessen Anbau zur Abholzung des Regenwalds beiträgt.


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