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Satyrn und Silene
Satyrn und Silene
«Die Knaben sahen Silenus, wie der in einer Grotte im Schlaf lag mit vom gestrigen Wein, wie immer, geschwollenen Adern; Kränze, vom Kopfe geglitten, lagen daneben, und schwer hing ihm an der Hand der Humpen mit abgegriffenem Henkel.»
Vergil, «Eklogen» 6, 13–17 (1. Jh. v. Chr.)
Wie die Kentauren, sind die jüngeren Satyrn und die älteren Silene genuin griechische Schöpfungen. Sie lebten, analog zu den Pferdemenschen, als dämonische Wesen in den Wäldern Griechenlands. Als wilde Naturkreaturen erscheinen sie als Mischwesen mit menschlichem Körper, Eselsohren, Pferdeschweif, starker Behaarung und meist erigiertem Glied. Ihre Gesichtszüge sind von einer tierisch anmutenden Stupsnase, Kulleraugen und grossem Mund gekennzeichnet (Abb. 38). Als Gefolgsleute des Gottes Dionysos, für den sie den Wein kelterten, galten sie als besonders rohe und wilde Geschöpfe, die sich stets im Alkoholrausch befanden und ihren weiblichen Pendants, den Mänaden, nachstellten (Abb. 39). Ihre Nähe zum Weingott mag auch eine Erklärung für die Tatsache sein, dass sie hauptsächlich auf Gefässen erscheinen, die einst im Zusammenhang mit dem Weinkonsum standen, hauptsächlich Amphoren, Kratere und Schalen. Die hybride Erscheinungsform zwischen Mensch und Tier und vor allem die wilde, triebhafte Lebensweise dieser Waldmenschen stellte aber auch ein Gegenbild zu den Wertvorstellungen des Polisbürgers dar, die im Rahmen des Gelages (griechisch: Symposion) zelebriert wurden. Auf den Gefässen erschien den Symposiasten also eine rohe Gegenwelt zu den erstrebenswerten Idealen ihrer eigenen Gesellschaft.
Wie bei anderen Mischwesen, wie der Gorgo, der Sphinx oder dem Greifen, wurde auch bei den Satyrn und Silenen das Dämonische nicht ausschliesslich negativ konnotiert. Ihrer Ausstrahlung wurden übelabwehrende Fähigkeiten zugeschrieben, sodass wir ihre Fratzen auf Stirnziegeln, Sarkophagen und mannigfaltigen Geräten sowie als Schildzeichen vorfinden.
△ Abb. 38
Gelagerter Silen
Gerätfigur aus Bronze, spätes 6. Jh. v. Chr., Etrurien | Inv. BS 1921.730 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin
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Mänaden und Satyrn, die Gefolgsleute des Weingottes Dionysos, beim ekstatischen Tanz
Weingefäss (Amphora) aus gebranntem Ton, frühes 5. Jh. v. Chr., Athen | Inv. BS 424 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin