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Gesundheit: Umstrukturierungen am Krankenhaus
from ERKER 08 2022
by Der Erker
Sterzing
Umstrukturierungen am Krankenhaus
Am Krankenhaus Sterzing kommt es demnächst zu zwei Umstrukturierungen. Das Primariat in Allgemeinchirurgie wird mit der Pensionierung von Dr. Robert Pfitscher als Primariat für „Orthopädie und Traumatologie“ ausgeschrieben. Das Chirurgie-Primariat wird hingegen mit Brixen zusammengelegt.
Die chirurgische Abteilung am Krankenhaus Sterzing wird zurzeit als Primariat für Allgemeinchirurgie mit zusätzlichem Schwerpunkt auf Unfallchirurgie und Orthopädie geführt. Künftig wird die Abteilung „Allgemeinchirurgie“ auf Anfrage des Sanitätsbetriebes und in Absprache mit der Krankenhausdirektion Sterzing sowie der Bezirksdirektion als Abteilung „Orthopädie und Traumatologie“ geführt. Dr. Robert Pfitscher, Primar der Abteilung Chirurgie und Orthopädie, tritt Ende August in den Ruhestand. Das Primariat soll in der Folge neu ausgerichtet werdne. Bereits jetzt hat die Abteilung Chirurgie am Krankenhaus Sterzing neben dem allgemeinchirurgischen Angebot einen starken orthopädischen und traumatologischen Schwerpunkt. Die chirurgische Abteilung in Brixen ist zurzeit nicht besetzt und wird daher als Abteilung für Chirurgie für das Krankenhaus Brixen und Sterzing neu ausgeschrieben. Damit wird in Zukunft ein Team unter der Leitung eines einzigen Primars sowohl das Krankenhaus Sterzing als auch Brixen versorgen. Die bettenführende Abteilung und das ambulante Angebot bleiben weiterhin am Krankenhaus Sterzing bestehen, wo auch Eingriffe und Operationen vorgenommen werden. Die Teams der beiden chirurgischen Standorte werden eng zusammenarbeiten – die Ärzte können über ein Rotationsmodell zwischen beiden Krankenhäusern wechseln. Dieses Modell wird bereits seit zwei Jahren im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe im Bereich des Bezirkskrankenhauses Brixen-Sterzing umgesetzt.
„Ausgehungertes Krankenhaus“
Angriff der Landesregierung“ auf das Krankenhaus Sterzing. „Klammheimlich und ohne öffentliche Diskussion“ habe sie beschlossen, das Krankenhaus zu einer Art Tagesklinik zu degradieren, in der nur noch wenige Basisleistungen angeboten werden. „Schockiert“ ist auch Dr. Franz Ploner, Abgeordneter des Team K und langjähriger ärztlicher Leiter des Krankenhauses. „Die entsprechenden Leistungen sind nicht mehr rund um die Uhr garantiert.“ Eine Entwicklung sei nur dann möglich, wenn Primare und leitende Oberärzte vor Ort tätig sind und sich mit der Struktur identifizieren. Dass das Krankenhaus nach den Umstrukturierungen, dem Abbau von Betten (-40 %) und Pflegern (-21,5 %) noch weiter abgewertet werde, befürchtet auch Bürgermeister Peter Volgger. Es sei eine logische Konsequenz, dass in Sterzing bald kein Personal mehr arbeiten will. „Seit Jahren wird das Krankenhaus personell geschwächt, teilweise um andere Krankenhäuser zu stabilisieren“, so auch Landtagsabgeordneter Peter Faistnauer (Perspektiven für Südtirol).
„Notfalleingriffe weiterhin möglich“
Es bleibt bei der getroffenen Entscheidung. Trotz Kritik. Laut Dr. Christine Zelger, Direktorin des Gesundheitsbezirks Brixen, muss nach dem Abgang von Primar Pfitscher als tragende Säule im chirurgischen Bereich und dem Wechsel von Primar Widmann von der Chirurgie Brixen in die Sanitätsdirektion Bozen das Primariat in der Allgemeinchirurgie notwendigerweise so besetzt werden, um die chirurgische Versorgung im gesamten Bezirk langfristig und hochqualitativ gewährleisten zu können. Durch den Wegfall der Tumorchirurgie habe das Krankenhaus Sterzing bei Chirurgen an Attraktivität eingebüßt. Durch die Zusammenlegung der beiden Primariate könne der Standort Sterzing wieder attraktiver gemacht werden. Mitarbeiter rotieren zwischen beiden Standorten, für Chirurgen des Krankenhauses Sterzing seien wieder größere Eingriffe in Brixen möglich. Auch Notfalleingriffe wie ein akuter Blinddarmdurchbruch sollen in zu definierenden Zeiten weiterhin im Krankenhaus Sterzing durchgeführt werden können. Die Zukunft wird zeigen, wie gut das Konzept in der Praxis funktionieren wird.
Eine Ära geht zu Ende
Primar Dr. Robert Pfitscher, Leiter der Abteilung für Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Sterzing, tritt in den Ruhestand.
Am 31. August 2022 geht eine Ära am Krankenhaus Sterzing zu Ende. Zu diesem Datum verabschieden die Kollegenen und Mitarbeiter der Abteilung Chirurgie und des Krankenhauses Sterzing nach mehr als 37 Jahren Tätigkeit den erfahrenen Unfall- und Allgemeinchirurgen Primar Dr. Robert Pfitscher in seinen wohlverdienten Ruhestand. Kaum jemand am Krankenhauses kann auf eine so lange Zeit als verantwortlicher Leiter zurückblicken. Seit fast 22 Jahren ist Primar Dr. Pfitscher Chefarzt der Hauptfachabteilung Allgemeinchirurgie, der tragenden Säule des Hauses. Er kennt das Haus wie kein anderer. Er hat versucht, seine Abteilung in den zurückliegenden Jahren neu zu strukturieren, immer wieder zu erweitern und zu vergrößern. So wurde die Abteilung Allgemeinchirurgie um den gesamten orthopädischen, unfallchirurgischen Bereich ergänzt. Er musste wie kein anderer Abteilungsleiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes den großen Wandel im Südtiroler Gesundheitssystem persönlich erfahren und Einschnitte in die chirurgische Tätigkeit ertragen. Dieser Wandel hat ihn sehr geprägt, da dieser den medizinischen Bedürfnissen der peripheren Krankenhäuser nicht gerecht wurde und sie in ihren Entwicklungsmöglichkeiten und in ihrer Attraktivität als moderne Gesundheitsstrukturen hemmte. Seine mahnenden Worte wurden leider von den Verantwortlichen nicht ernstgenommen. Trotz dieser unangenehmen Phasen hat er bis heute am Auf- und Ausbau seiner Abteilung mitgewirkt, da er immer das Ganze für die Patienten und die Bevölkerung sah. Dieser Abschied von seinem aktiven Berufsleben gibt Anlass, ihm von gan-
zem Herzen für seinen unermüdlichen Einsatz für das Krankenhaus Sterzing und für die chirurgische Abteilung zu danken und gleichsam einen Rückblick zu halten auf einen ungebrochen aktiven und erfolgreichen beruflichen Lebensweg.
Dr. Robert Pfitscher wurde am 16. Mai 1960 in Bozen geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er bei seinen Eltern in Truden, wo er die Volksschule besuchte. Er selbst sagt, dass er eine „unbeschwerte Kindheit“ erleben durfte. Diese unbeschwerte Kindheit, die er gemeinsam mit seinen drei Geschwistern verbrachte, schuf die Basis für seine
Naturverbundenheit, seine Wertehaltung und sein Verantwortungsbewusstsein. Besonders genoss er die Zeiten, die er mit dem Vater auf der Jagd verbrachte. Früh zeichnete sich Robert durch sein handwerkliches Geschick aus. Er ging einfach die Sachen an und setzte sie um. Nach der Volksschule in Truden besuchte er die Mittelschule in Neumarkt. Dann ging er an das naturwissenschaftliche Lyzeum in Bozen, übersprang – bedingt durch seine schulischen Fähigkeiten – eine Klasse und maturierte im Jahr 1978. Es folgte ein sehr zügiges Studium der Medizin an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck, wo er am 30. Juni 1984 zum Doktor der gesamten Heilkunde promovierte. Im selben Jahr machte er die Staatsprüfung in Bologna und begann nach seiner Approbation zum Arzt mit seiner beruflichen Karriere als „freiwilliger“ Assistenzarzt an der chirurgischen Abteilung und der Ersten-Hilfe-Station am Krankenhaus Bozen. Im April 1985 wechselte er als Assistenzarzt an die chirurgische Abteilung des Krankenhauses Sterzing, die unter der Leitung von Primar Dr. Richard Thurner, seinem großen Lehrmeister und Förderer, stand. Bis auf kurze Zwischenstationen an der Universitätsklinik Innsbruck im Fachbereich Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und Gefäßchirurgie (Prof. Dr. Magreiter) und vielen Ausbildungskursen im In- und Ausland blieb Dr. Robert Pfitscher dem Krankenhaus Sterzing immer treu. Seinen Facharzt zum Allgemeinchirurgen erwarb er in Wien im Jahr 1992 und seinen Facharzt in „Pronto Soccorso e Terapia Urgenza“ an der Universität Chieti im Jahr 1991. Fachlich entscheidend geprägt wurde er von seinem Förderer Primar Dr. Thurner und während seiner ärztlichen Tätigkeit durch Prof. Dr. Magreiter, der ihm wegen seiner chirurgischen Fähigkeiten, seines beruflichen Einsatzes und seiner Wertschätzung bei allen Kollegen und nichtärztlichen Mitarbeitern am Ende seine Ausbildung eine Oberarztstelle an der Klinik in Innsbruck anbot. Aufgrund seiner breitgefächerten chirurgischen bzw. unfallchirurgischen Ausbildung, seines medizinischen Verantwortungsgefühls für die Bevölkerung Südtirols und seiner gemachten Zusage an Primar Dr. Thurner, nach der Ausbildung wieder an das Krankenhaus Sterzing zurückzukehren, lehnte er die Oberarztstelle an der Universitätsklinik in Innsbruck ab. Die große berufliche Karriere an der Universitätsklinik in Innsbruck, die viele Südtiroler Ärzte prägte, gab er aus Verpflichtung für das Krankenhaus Sterzing auf.
Im Jahr 1991 wurde Robert Pfitscher zum Oberarzt und schließlich im Jahr 2001 zum Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Krankenhaus Sterzing ernannt. Er war von 2009 bis 2015 zusätzlich ärztlicher Leiter des gesamten chirurgischen Departments des Gesundheitsbezirks Brixen, das er mit seiner gewohnten Fürsorge verbunden mit Freiraum für den Gestaltungsspielraum aller chirurgischen Abteilungen lenkte. onstechniken nach internationalen Standards aufgebaut. Er war einer der ersten im Lande, der minimalinvasive Operationstechniken in der Visceralchirurgie und Unfallchirurgie einführte. Viele junge Kollegen haben bei ihm diese Techniken erlernt und sind heute in leitender Funktion tätig. Mit Geduld stand er trotz der hohen Arbeitsbelastung in der ambulanten und stationären Betreuung am Operationstisch den Assistenzen zur Seite und wirkte für sie als chirurgischer Lehrmeister. Beim Operieren ging er keine Kompromisse ein und zeigte ungemeines Durchhaltevermögen. Er verlangte von sich selbst und seinen Mitarbeitern genaues anatomisches Präparieren, sorgsames Umgehen mit dem Gewebe und Korrektheit. Er beherrschte die praktische Chirurgie und Unfallchirurgie aus dem „Effeff“ und verstand es, den Patienten die medizinische Vorgehensweise gut verständlich auf Augenhöhe mit ihnen zu diskutieren. Das zeichnet Dr. Pfitscher als „großen Arzt“ aus.
Er war maßgeblich beteiligt am Aufbau der Orthopädie und Endoprothetik am Krankenhaus Sterzing, die er anfänglich in Zusammenarbeit mit der Orthopädie Brixen (Primar Dr. Hofer) im Krankenhaus Sterzing im Jahr 2006 implementierte und dann eigenständig mit dem Oberarzt Dr. Helmuth Volgger, Schüler und rechte Hand, weiterentwickelte.
In seinen 24 Jahren als Primararzt musste er alle Höhen und Tiefen der Südtiroler Gesundheitspolitik miterleben und auch leidend erfahren. Neben seiner chirurgischen Tätigkeit war er als Abteilungsleiter wesentlich bei der baulichen Planung und beim Umbau der neuen chirurgischen Abteilung verantwortlich. Ohne sein zähes Verhandlungsgeschick gäbe es diese Struktur in dieser Form nicht. Er versuchte immer, den größten Nutzen für das Krankenhaus und die Abteilung zum Wohle der Patienten und der Mitarbeiter zu erreichen. Durch seine klare Meinung, seinen Biss, verbunden mit seiner großen Bescheidenheit, war es möglich, das zerbrechliche Schifflein der lokalen Gesundheitsversorgung erfolgreich durch manch kritische Gewässer und gefährliche Stromschnellen zu führen. Viele Stunden hatte er mit den lokalen Politikern bei Überzeugungsgesprächen verbracht, um sie an die ihnen zustehende Fürsorge für die Bevölkerung zu erinnern. Er war als Primar somit wesentlich an der Gestaltung, der strukturellen und medizinischen Entwicklung des Krankenhauses gemeinsam mit der ärztlichen Leitung beteiligt. Sie trägt unverkennbar seine Handschrift.
Er handelte immer nach dem Motto „Was sich zu tun lohnt, lohnt sich gut zu tun“ (Th. Carlyle). Leider wurden seine visionären Vorstellungen für ein gut funktionierendes öffentliches Südtiroler Gesundheitswesen und für eine attraktive medizinische Struktur für junge Kollegen in den letzten Jahren wesentlich beschnitten. Gerade deshalb leidet Dr. Pfitscher darunter, weil er erkennt, dass die vorgegebene Gesundheitsreform sich langfristig negativ auf die Entwicklung des Krankenhauses und folglich auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Ausbildung der Mitarbeiter auswirken wird.
Der Abschied aus dem Krankenhaus Sterzing fällt Dr. Robert Pfitscher nicht leicht. Er hat, wenn auch in den letzten Jahren durch äußere Umstände eingetrübt, immer gerne in diesem, seinem Haus gearbeitet. Er freut sich aber nun sehr darauf, mehr Zeit für die Familie und seine Hobbys – u. a. auf die Jagd gehen, seine handwerklichen Fähigkeiten umsetzen, Rad fahren und Touren gehen – zu haben. Wer ihn kennt, weiß: Langeweile wird sicher auch in Zukunft nicht aufkommen und die Medizin wird hoffentlich weiterhin eine Rolle spielen.
Ich persönlich wünsche Dir, lieber Robert, deiner Frau, die so unscheinbar im Hintergrund wirkte, für die Zukunft die gewünschte Gesundheit und viel Freude für all jene Dinge, die du in deinem Berufsleben nicht genießen konntest. „Ad multos annos!“
Dein Freund und langjähriger Begleiter im Krankenhaus Sterzing Dr. Franz Ploner
Herausforderungen im Gesundheitsbetrieb
Ende Juni hat Landeshauptmann Arno Kompatscher gemeinsam mit Vertretern des Sanitätsbetriebes das Krankenhaus Sterzing besichtigt und sich anschließend mit den Bürgermeistern des Wipptales getroffen, um über die Herausforderungen im Gesundheitsbetrieb zu sprechen.
Bei seinem Besuch am Krankenhaus Sterzing hat sich Landeshauptmann Arno Kompatscher ein Bild der Lage gemacht und mit Vertretern der Betriebsdirektion, der Bezirksdirektion Brixen und der Krankenhausdirektion Sterzing über aktuelle Herausforderungen gesprochen. Das Krankenhaus Sterzing ist der Dreh- und Angelpunkt der gesundheitlichen Versorgung im Wipptal. Die Einrichtung wurde in letzter Zeit durch die Neubesetzung von drei Primariaten in den Bereichen Innere Medizin (Dr. Hartmut Steinle), Pädiatrie (Dr. Micol Cont) sowie Anästhesie und Wiederbelebung (Dr. Peter Bacca) gestärkt. Auch Dr. Luca Sebastianelli hat als geschäftsführender Primar der Neuro-Rehabilitation wichtige Akzente gesetzt und diesen Fachbereich als landesweiten Schwerpunkt am Sterzinger Krankenhaus etabliert.
Maßnahmen gegen Fachkräftemangel
Eines der Kernthemen der Gespräche war der Fachkräftemangel insbesondere im Pflegebereich, der sich pandemiebedingt in allen Krankenhäusern des Landes, aber auch in den benachbarten Regionen verstärkt hat. Wie Landeshauptmann Kompatscher erklärte, sei man sich der Problematik bewusst und arbeite auf Landesebene seit geraumer Zeit daran, den Pflegeberuf in Südtirol attraktiv und konkurrenzfähig zu gestalten. „Der Fachkräftemangel stellt eine Herausforderung für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen in ganz Europa dar. In Südtirol setzen wir uns aktiv dafür ein, Pflegekräfte auszubilden und an unser Land zu binden“, sagte der Landeshauptmann. „So haben wir beispielsweise die Anzahl der Stellen im Pflegebereich ausgebaut und Maßnahmen in der Krankenpflege-Ausbildung umgesetzt.“ Der Landeshauptmann führte u. a. die Konvention mit der FH Gesundheit in Innsbruck an. Mit diesem Abkommen bietet das Land Südtiroler Studierenden ein Pflegestipendium an, und diese verpflichten sich im Gegenzug dazu, nach ihrem Abschluss im Südtiroler Sanitätsbetrieb zu arbeiten. Zudem werde ab Herbst eine Außenstelle des Universitären Ausbildungszentrums für Gesundheitsberufe Claudiana in Bruneck eingerichtet und damit den Studierenden aus dem Wipptal und dem Pustertal ein Studium näher am Wohnort ermöglicht.
Sterzing Anerkennung als Lehrkrankenhaus
Alle sieben Krankenhäuser des Südtiroler Sanitätsbetriebes, darunter auch das Krankenhaus Sterzing, sind seit kurzem Lehrkrankenhäuser der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg. Ein Kooperationsabkommen zwischen dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, dem Land Südtirol und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg besteht bereits seit April 2021. Im Zentrum dieses Abkommens stehen die Zusammenarbeit bei Forschung und Lehre im Bereich der Humanmedizin sowie der Studiengang Humanmedizin der PMU in Südtirol. Die Einstufung als Lehrkrankenhäuser ist die Voraussetzung dafür, dass Studenten der PMU – darunter auch Südtiroler – einen Teil ihrer Ausbildung im Südtiroler Sanitätsbetrieb absolvieren können. Außerdem bietet diese Einstufung den Mitarbeitern des Sanitätsbetriebes neue Entwicklungsmöglichkeiten.
© LPA/Silvia Obwexer
Wohnortnahe Versorgung wichtig
kräftemangel sind vielfältig: Sehr viele Mitarbeiter der Babyboomer-Jahrgänge gehen jetzt in Pension, die jungen Pflegekräfte haben andere Erwartungen an den Beruf und sind nicht mehr auf der Suche nach einer lebenslangen Anstellung“, betonte Christine Zelger, Direktorin im Gesundheitsbezirk Brixen. „Wir beobachten, dass europaweit besonders kleine Krankenhäuser am meisten Adlerlass an Mitarbeitern haben. Wir arbeiten nun intensiv daran, neue Mitarbeitende anzuwerben und sie an unseren Betrieb zu binden.“ „Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für unseren Betrieb“, so Florian Zerzer, Generaldirektor des Sanitätsbetriebes. „Gemeinsam mit dem Land arbeiten wir an verschiedenen Projekten, um insbesondere Pflegekräfte in den Südtiroler Sanitätsbetrieb zu holen. So unterstützen wir nicht nur im Raum Sterzing neue Mitarbeiter bei der Suche nach Unterkünften und werden in Zukunft Wohnraum nahe am Arbeitsplatz anbieten.“ Harald Frena, Pflegedienstleister am Krankenhaus Sterzing, hob die außerordentliche Leistung aller Mitarbeiter hervor: „Unser Dank gilt an dieser Stelle unseren Mitarbeitern, die tagtäglich motiviert bei der Arbeit sind – dank ihres Einsatzes können wir die gesundheitliche Versorgung im Wipptal in hoher Qualität gewährleisten.“ Beim anschließenden Treffen mit den Bürgermeistern unterstrich Landeshauptmann Kompatscher die Wichtigkeit der wohnortnahen Versorgung und tauschte sich über Herausforderungen im Gesundheitswesen des Wipptales aus.
Weniger Personal, weniger Betten in der Neuro-Reha
Der Traum von einer Neuro-Reha am Krankenhaus Sterzing mit 40 Betten rückt wohl in weite Ferne. Derzeit muss die Abteilung mit zwölf Betten zurechtkommen, weil Pflegepersonal fehlt. Im Raum steht sogar eine Bettenverlegung ins Krankenhaus Bozen.
Seit ihrer Eröffnung 2013 ist die Abteilung für Neurorehabilitation am Bezirkskrankenhaus in Sterzing kontinuierlich ausgebaut worden. In der komplexen, hochspezialisierten
Struktur werden vor allem Patienten mit schweren Hirnschädigungen (Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, Enzephalitis, zerebrale Hypoxie) betreut, aber auch Intensivpatienten sowie schwerkranke Post-Covid-Patienten. Das renommierte Fachpersonal ist auch in der Forschung aktiv und publiziert regelmäßig wissenschaftliche Arbeiten, u. a. über Robotik, intrathekale Medikamentenverabreichung, Brain-Computer-Interface und Erkenntnisse im (Post-)Covid-Bereich. Aus der Aufstockung auf 40 Betten, wie sie der wissenschaftliche Leiter Prof. Leopold Saltuari aus ökonomischen und klinischen Gründen als sinnvoll erachtet, wird jedoch trotz aller Bemühungen nichts. Wegen Mangel an Pflegekräften mussten die derzeit 24 Betten um die Hälfte gekürzt werden. Das Hauptproblem sieht Prof. Saltuari vor allem in den fehlenden leistbaren Wohnmöglichkeiten für Pflegekräfte. Eine Entwicklung, die für den Bezirk gefährlich werden könnte. Ändere sich an der derzeitigen Situation nichts, so Saltuari, sei das gesamte Krankenhaus „existentiell gefährdet“. Da der Neuro-Reha derzeit nur Personal für zwölf Betten zur Verfügung steht, gibt es Überlegungen, die restlichen zwölf Betten nach Bozen zu verlegen. Die Abteilung soll dann in „Neuroreha Sterzing – Bozen“ umbenannt werden. Nach der Schließung der Geburtenstation 2016 und weiteren durchgeführten Kürzungen bangt die Bevölkerung erneut um die Zukunft der Neuro-Reha und des gesamten Krankenhauses: Ist der schleichende Bettenabbau der Anfang vom Ende der Neuro-Reha in Sterzing? Wird es nach der Bettenkürzung überhaupt noch möglich sein, interessiertes Personal zu finden? Können unter diesen Umständen noch wissenschaftliche Studien erstellt werden, die international anerkannt werden? Der lokalen Politik scheinen jedenfalls die Hände gebunden zu sein. „Wir wurden über die Maßnahmen in Kenntnis gesetzt, haben aber keine Möglichkeit, einzugreifen oder Einfluss zu nehmen“, so der Sterzinger Bürgermeister Peter Volgger. Er bestätigt, dass Wohnmöglichkeiten, besonders leistbare, in Sterzing rar seien. Angrenzend an das Krankenhaus Wohnungen zu schaffen, wie es Prof. Saltuari vorschlägt, wäre natürlich ideal. Die Mehrheit der SVP-Bürgermeister habe sich allerdings dafür entschieden, an diesem Standort das neue Bezirksaltenheim zu errichten. „Damit hat sich die Sache erledigt und es wird auch sicherlich nicht wieder darüber diskutiert.“ Derzeit versucht der Sanitätsbetrieb, eine Immobilie in Sterzing zu erwerben, damit dem Personal zumindest einige Wohnungen zur Verfügung gestellt werden können. rb
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